Nordmende Fidelio 55 3D, Betriebsspannungen Abweichung

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ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 13. Jun 2022, 21:27
Hallo zusammen,
ich bin der Hartmut und das ist mein erster Beitrag mit einer Bitte um Hilfe.

Ich habe vor zwei Wochen einen Nordmende Fidelio 55 3D aus einem Nachlass geschenkt bekommen. Nach vorsichtigem in Betrieb nehmen durch langsame Spannungserhöhung stellte sich heraus, dass das Gerät zwar spielt, der Empfang aber sehr mäßig war. Nach einer gründlichen Reinigung und dem erneuern aller Röhren spielt das Radio nun recht gut. Auch wurden der taube Selengleichrichter, welcher recht warm wurde, durch eine Siliziumdioden GR-Brücke mit 120Ohm Vorwiderstand ersetzt Auch alle in Frage kommenden Elkos und Papierkondensatoren sind erneuert worden. Die einzelnen Betriebsspannungen und die Stromaufnahme welche im Schaltbild angegeben sind, sind alle korrekt messbar (+/-3V), mit Ausnahme der Gitter 2 Spannung an der EF85. Hier sollen laut Schaltbild 115V bei AM und 90V bei FM anliegen. Ich messe aber nur 93V bei AM und 63V bei FM. Diese beiden Spannungen erhöhen sich beim betätigen des Bandbreitenumschalters um jeweils 9V. Was könnte die Ursache dafür sein. Und was ist die Auswirkung der zu niedrigen Spannung in der Schaltung an dieser Stelle. Ich tappe da etwas im Dunkeln.
Über eine Hilfe bei meinem Problem würde ich mich sehr freuen.

Gruß Hartmut

Fidelio55 EF85


[Beitrag von ollebello am 14. Jun 2022, 05:57 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 14. Jun 2022, 10:28
Servus Hartmut,

ollebello (Beitrag #1) schrieb:
Auch alle in Frage kommenden Elkos und Papierkondensatoren sind erneuert worden.

Auch Widerstände und Keramik- sowie Folienkondensatoren kommen gelegentlich (und öfter, als man glaubt) als "Übeltäter" in Frage - deswegen:

Schirmgitterwiderstand R22 (70[kOhm]?) in Ordnung? Kondensator C57 in Ordnung? Vorwiderstand vor dem Schirmgitterwiderstand R22 (R?? - nicht lesbar) in Ordnung? Demodulatorelko C69 in Ordnung - der wirkt über das Bremsgitter der EF85 in diesen Schaltungsteil? (diese "Bremsgitterregelung" ist auch in der Nordmende-Reklame für den Fidelio 58 explizit als "Feature" aufgeführt: https://www.nordmend...nd-Radio-Katalog.pdf). Kondensatoren C50 und C52 sowie R20 (100[kOhm]) (am Steuergitter der EF85) in Ordnung? Kathodenkombination R21 (140[Ohm]) / C55 der EF85 in Ordnung?

ollebello (Beitrag #1) schrieb:
Die einzelnen Betriebsspannungen und die Stromaufnahme welche im Schaltbild angegeben sind, sind alle korrekt messbar (+/-3V)

Interessant. Hier hätte ich größere Abweichungen erwartet: ca. 4,5% größere Meßwerte (bezogen auf die Schaltbildangaben) wegen der heutigen 230[V] Netzspannung (das ist ja noch ein 220[V] Gerät) und dann noch das eine oder andere Prozent mehr wegen des hohen Innenwiderstands heutiger Multimeter (auch wenn ich die Angabe im Schaltbild nicht entdecken konnte: Zur Zeit dieses Radios waren Multimeter mit einem Innenwiderstand von 20[kOhm/V] üblich - und so ein 20[kOhm/V] Gerät weist damit im 100[V] Meßbereich einen Innenwiderstand von 2[MOhm] auf - heutige Multimeter bringen es dagegen auf mindestens 10[MOhm]). Bei anderen Fidelios (56 / 57) steht im Schaltbild unten ein Innenwiderstand des Meßgeräts von 1[kOhm/V] drin - und daß im 600[V] Meßbereich gemessen wurde --> Innenwiderstand also 600[kOhm].

ollebello (Beitrag #1) schrieb:
Und was ist die Auswirkung der zu niedrigen Spannung in der Schaltung an dieser Stelle.

Eine um ca. 50% zu niedrige Schirmgitterspannung der EF85 bei UKW dürfte für eine wahrnehmbar geringere Verstärkung dieser ZF-Stufe und damit für einen geringere Begrenzerwirkung dieser Stufe sorgen. Die EF85 ist eine Regelröhre variabler Steilheit (erkennbar an der ungeraden letzten Ziffer der Typenbezeichnung) - im AM-Betrieb wird deren Verstärkung am Steuergitter via R17 geregelt - auch da sollte für korrekte Funktion die Schirmgitterspannung der EF85 stimmen.

Gibt es eine (lesbare) Liste mit den Kapazitätswerten der Kondensatoren und Widerstände über C40 / R40 hinaus (das Schaltbild ist unten leider abgeschnitten)?

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 14. Jun 2022, 11:42 bearbeitet]
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 14. Jun 2022, 12:59
Hallo Herbert!
Puuhhh, viel Input zu diesem Thema, vielen Dank für die Antwort!
Da werde ich wenn ich wieder an das Gerät gehe einiges zu messen haben.
Das Radio ist auf 220V eingestellt,weil in der 240V Position die Heizspannung mit 5,8V zu niedrig war.
Wir haben bei uns eine durchschnittliche Netzspannung von 227V.
In der 220V Stellung sind es jetzt recht genau 6,3V.
Ein anfängliches Problem mit sporadischen Brummen bei Chassisbewegungen klärte sich mit dem Blank machen des Netzteilelkobechers, welcher ja hier den negativen Pol kriegt, an der Auflage zum Chassisblech. Jetzt ist alles ruhig und kaum ein Brummen zu vernehmen.
Die Gleichspannung ist mit dem 120Ohm Widerstand nach dem Siliziumgleichrichter wie schon beschrieben recht exakt in der 220V Netzeinstellung.
Die angegebenen Widerstandswerte R22 mit 70kOhm und R23 mit 1kOhm werde ich mal nachmessen.
Der Elko C69 mit 4µF ist schon durch einen neuen 4,7µF ersetzt worden.
Das Radio empfängt mit einer normalen Dipolantenne schon einige Sender.
Mir ist aufgefallen, dass das Zwischenstationsrauschen etwas leise und leicht verbrummt ist.
Mit den starken Sendern hat das Radio einen sehr guten Klang.
Nach dem Tausch der beiden EC92 Röhren, welche ich als erstes ersetzt habe, hatte sich der UKW-Empfang merklich verbessert.
Leider kann man den AM-Empfang schlecht beurteilen, da es ja kaum noch Sender auf LW und MW gibt.

Zitat: "Eine um ca. 50% zu niedrige Schirmgitterspannung der EF85 bei UKW dürfte für eine wahrnehmbar geringere Verstärkung dieser ZF-Stufe und damit für einen geringere Begrenzerwirkung dieser Stufe sorgen." Wie äussert sich das im Betrieb? Erhöht sich die Trennschärfe wenn die Spannung höher ist?

Wie schon gesagt, spielt das Radio eigentlich recht gut, gewundert hat mich halt die zu niedrige Spannung an dem EF85 Gitter 2.
Ich werde die beschriebenen Tipps, vielen Dank nochmal, durchgehen und dann berichten.

Freundliche Grüße
Hartmut

Hier noch ein Link des gesammten Schaltplanes. Ich hoffe er funktioniert.

https://elektrotanya...eceiver_sm.pdf_1.png


[Beitrag von ollebello am 15. Jun 2022, 06:11 bearbeitet]
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 15. Jun 2022, 22:36
Erste Rückmeldung zum Thema.
Ich habe heute die Peripherie um die Röhre EF85 nachgemessen. Sämtliche Widerstände und Keramikkondensatoren sind Messtechnisch in der angegebenen Spezifikation.
R20, R21, R22, R23, C52, C55, C56, C57, C58, C59, C60 sind gemessen in Ordnung.
Die einzige Abweichung die festgestellt wurde war am R17, welcher statt 1,6MOhm einen Wert von fast 1,8MOhm aufwies.
Auch die Widerstände und Kondensatoren in der Peripherie von ECH81 und EABC80 wiesen keine Abweichungen auf.
Somit bin ich genau so Schlau wie zuvor.
Wie schon erwähnt sind alle Röhren durch wirklich neue ersetzt worden.
Nach fast drei Stunden Messen bin ich momentan gesättigt.
Da das Ganze in den heutigen Abendstunden stattfand und somit ein besserer AM-Empfang gegeben war habe ich festgestellt das die empfangbaren MW und LW Sender etwas verzerrt geklungen haben, sowohl mit Peilantenne und Aussenantenne. Die Tastenkontakte habe ich mehrmals gereinigt und weisen keine höhrbaren Kontaktprobleme auf.
Was könnte noch die Ursache für die bestehenden Abweichungen sein? Wäre ein Abgleich anzuraten, vor dem ich mich etwas scheue bezüglich schlecht zu drehender Spulenkerne?! Ich werde erst mal pausieren und würde mich sehr freuen über ein paar Ratschläge bei meiner Fehlersuche. Vielleicht bin ich auch zu anspruchsvoll gegenüber einer Technik von 1955.
Freundliche Grüße
Hartmut


[Beitrag von ollebello am 15. Jun 2022, 22:50 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#5 erstellt: 16. Jun 2022, 13:58
Hast du denn auch die Isolationswiderstände der Kondensatoren geprüft?
Hast du mal den Anodenstrom gemessen?
Wie verhält sich der Wert bei eingestelltem Sender und ohne Sender?
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#6 erstellt: 16. Jun 2022, 22:05
Hallo Ingor, vielen Dank für den Beitrag.
Die Kondensatoren habe ich mit einem Kapazitätsmeßgerät gemessen, und mit meinem MetraHit-Xtra Multimeter hochohmig gemessen.
Ich weiß, daß das keine so hohe Aussagekraft über den Isolationswiderstand hat, aber ein aufwändiges Meßequipment hierfür steht mir leider nicht zur Verfügung. Die Kondensatoren die es betrifft sind meist KerKo´s und Folienwickel-Kondis.Ich bin davon ausgegangen, daß diese Art von Kondensatoren nicht so extrem versagen wie die Papier-, Teer-Kondensatoren, bei denen ich teils extreme Kapazitätsabweichungen und hochohmige Durchlässigkeit messen konnte.
Der Anodenstrom war wie die gemessenen Spannungen laut Schaltbild im normalen Bereich.
Eine Spannungsänderung beim Durchstimmen mit und ohne Sender hatte keine große Spannungsänderung zur Folge.
Nur die Umschaltung der Bandbreite ergab eine Änderung von ca. 9V, wie im Anfangsbeitrag beschrieben
Momentan habe ich ein Problem mit dem Lautstärkeregler, an welchem nach mehrmailgen Schalten des Bandbreitenzugschalters der Potischleifer in Leisestellung nicht mehr richtig kontaktiert. Die Lautstärke brüllt bei leiser Einstellung sporadisch los. Ich habe bereits den Ruwidopoti ausgebaut und werde die Nieten öffnen und das Ding versuchen instandzusetzen. Der Poti sieht ja recht robust aus. Eine Messung mit dem Durchgangsprüfer ergab das die Bandbreitenumschaltkontakte miserable Ohmwerte zeigen. Der Potiausbau war schon eine ziemliche Frickelei, mit der ganzen Widerstand- und Kondensatorbeschaltung. So kommt man vom 100stel zum 1000stel. Ich werde weiter berichten.
Gruß Hartmut


[Beitrag von ollebello am 16. Jun 2022, 22:11 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#7 erstellt: 17. Jun 2022, 09:56
Servus Hartmut,

es gab durchaus Serien von Folienkondensatoren, bei denen es erst bei höheren angelegten Spannungen zu Fehlverhalten kam, die sich allerdings mit einem "normalen" Kapazitätsmeßgerät normal messen. Neben den berüchtigten "Malzbonbons" waren das z.B. auch die Typen "Wima Durolit" (das ist ein hybrider Papier- / Folienkondensator, wird aber häufig für einen Folientypen gehalten). Durolit können von außen absolut top aussehen (also komplett rißfrei sein) und sind trotzdem Spannungsausfallkandidaten. Auch "Roederstein EROID" Folienkondensatoren können Aspiranten für Spannungsausfälle sein - ebenfalls auch dann, wenn sie von außen einwandfrei aussehen. EROID-Kondensatoren können PCB-haltig sein - das sollte man bei der Entsorgung berücksichtigen http://www.chemsuiss...l/80/Verzeichnis.pdf . So sehen diese EROIDs aus:

Dads 10W Verstärker - Detail EROID Kondensator

Selbst bei keramischen Kondensatoren gibt es vereinzelt schon Spannungsausfälle, auch wenn man das zunächst mal nicht glauben mag. Ein diesbezüglicher Reparaturthread (bei dem das einen defekten keramischen Kondensator im UKW-Mischteil betraf) findet sich hier im Forum: http://www.hifi-forum.de/viewthread-111-4368.html .

Wenn Du ein hochauflösendes Detailphoto von der Unterseite des Radios machen könntest, auf dem die einzelnen Bauteile gut und zweifelsfrei zu erkennen sind, dann könnte man in diesem Bild mit Pfeilen diejenigen Bauteile kennzeichnen, die ggf. erst bei Anliegen der Betriebsspannung ausfallen und sich ansonsten gut messen.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 17. Jun 2022, 10:19 bearbeitet]
Keksstein
Inventar
#8 erstellt: 17. Jun 2022, 10:05
Herbert, woher hast Du das in Eroid PCBs enthalten sein können? Das sollten ganz normale Papierkondensatoren sein mit Gießharzverguss.

Edit: Dumme Frage, ist ja der Link dabei. Ich vermute das das ein Fehler ist, die Liste ist an vielen Stellen zu Vorsichtig. PCBs sind flüchtig und kommen durch Kunststoffe mit der Zeit durch. Die PCB haltigen Cs sind normalerweise im Metallbecher und verlötet. Vorsichtig wäre ich trotzdem, ich habe die Teile schon aufgeplatzt gesehen und nichts verdächtiges gefunden.

Gruß,
Jan


[Beitrag von Keksstein am 17. Jun 2022, 10:07 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#9 erstellt: 17. Jun 2022, 11:11
@ ollebello
Ich würde mal einfach die Kondensatoren ablöten, die einen Spannungsabfall generieren könnten.
Zudem würde ich mir die Komponenten am Bremsgitter anschauen. Es ist ja so, dass das Bremsgitter verhindert, dass die Elektronen von der Anode abprallen und auf das Schirmgitter gelangen. Sollten sie das aber können, wäre die Spannung am Schirmgitter weniger positiv. Also meine Idee, weiß nicht, ob das stimmt. Und hier noch ein Link: Röhren-Schaltungstechnik
pragmatiker
Administrator
#10 erstellt: 17. Jun 2022, 13:50
Servus Hartmut,

nur der Sicherheit halber, weil ich es in den bisherigen Beiträgen nicht entdecken konnte: Die EF85 selbst ist aber schon in Ordnung und über jeden Zweifel erhaben, oder? Ein Ausfall dieser Röhre in Deinem Radio scheint mir jedenfalls alles andere als unwahrscheinlich zu sein, weil sie in dieser Schaltung sehr hoch belastet wird:

  • Die Kathodenspannung der EF85 mit dem im Schaltbild eingetragenen Anodenstrom (12,0[mA]) und Schirmgitterstrom (2,1[mA]) bei UKW-Betrieb beträgt am 140[Ohm]-Widerstand R21 ca. +1,97[V].
  • Damit ergibt sich folgende Anodenverlustleistung der EF85 im UKW-Betrieb: (215[V] - 1,97[V]) * 12,0[mA] = ca. 2,56[W]. Im Philips Datenblatt der EL85 von 1969 https://bms.isjtr.ro/sheets/010/e/EF85.pdf steht bei "Limiting Values": "Anode Dissipation (Wa) max. 2,5[W]". Der Grenzwert der zulässigen Anodenverlustleistung der EF85 wird in dieser Schaltung im UKW-Betrieb also nicht nur nicht eingehalten, sondern sogar um ca. 2,4% überschritten!. Dieser Dauerüberlastungsumstand beschert dieser Röhre sicher kein besonders langes Leben (anders als die oft kolportierte "Bauchgefühlweisheit" in Röhrenkreisen sagt, nach der nur die Endröhre, ggf. der Netzgleichrichter und die ECC85 im UKW-Mischteil hochbelastete - und damit frühverschleißanfällige - Röhren wären). Ich hab' mir grade mal wahllos die Schaltbilder des ZF-Verstärkers einiger Röhrenradios verschiedener Hersteller mit der EF85 im UKW-Betrieb angesehen: Anode meistens im Bereich von 160[V] bis 220[V] bei Strömen von 5[mA] bis 8[mA]. Die Nordmende-Dimensionierung in Deinem Gerät scheint die Röhre also schon besonders zu belasten. Über den hohen Anodenstrom bei Nordmende kann man nur spekulieren: Vielleicht wollte man damit das Rauschen reduzieren......
  • Für die Schirmgitterverlustleistung der EF85 im UKW-Betrieb sieht das so aus: (90[V] - 1,97[V]) * 2,1[mA] = ca. 158[mW]. Diese 158[mW] sind weit weg vom Datenblattgrenzwert "Wg2" von 0,65[W] - von der Schirmgitterseite her droht also kein Ungemach.

Deswegen mein Vorschlag: Im Zweifelsfall erstmal eine mit Sicherheit intakte EF85 da reinstecken (idealerweise ein NOS-Rohr - z.B. eine EF85 von Valvo, die's für EUR 10,-- beim Conrad gibt, oder eine NOS EF85 von Siemens bei BTB-Elektronik für EUR 6,40) und schauen, ob sich da eine Veränderung im Geräteverhalten und in den Meßwerten ergibt.

[EDIT]:

ollebello (Beitrag #1) schrieb:
Nach vorsichtigem in Betrieb nehmen durch langsame Spannungserhöhung stellte sich heraus, dass das Gerät zwar spielt, der Empfang aber sehr mäßig war. Nach einer gründlichen Reinigung und dem erneuern aller Röhren spielt das Radio nun recht gut.

Das mit dem "Erneuern aller Röhren" hab' ich trotz intensiv "danach schauen" wohl überlesen. Wenn also auch die EF85 einen niegelnagelneue Röhre ist, dann vergiß meine obigen Zeilen - dann ist eine genaue Untersuchung auch zunächst einmal unverdächtiger Kondensatoren angesagt. Hier kann ich als Austauschempfehlung den Folienkondensatortyp "MKT1813" von Vishay (früher "Roederstein") https://www.vishay.com/docs/26013/mkt1813.pdf nennen - der ist axial bedrahtet und hat deswegen eine den Originalkondensatoren recht ähnliche Bauform. Die Dinger gibt's beim Bürklin, Mouser und RS (aber leider nicht beim Reichelt). Sollten da in "HF-Nähe" noch Kondensatoren mit Kapazitätswerten < 5[nF] "verdächtig" sein, die keine Keramikkondensatoren sind, so kann man diese Dinger gegen Styroflexkondensatoren tauschen - die gibt's auch heute noch als Neuware beim Reichelt: https://www.reichelt...=3&nbc=1&q=styroflex

Zur EF85 noch ein Hinweis (und, nein, ich bin ganz und gar kein Freund des "Tube-Rollings"): Statt der EF85 könnte man versuchsweise mal eine EF183 reinstecken - damit sollte die ZF-Verstärkung um ca. 6[dB] zunehmen, weil die EF183 erheblich steiler ist. Da muß man sich natürlich unbedingt vergewissern, daß die ZF-Stufe danach nicht schwingt, weil die Neutralisation nicht mehr ganz stimmt (die EF183 weist geringfügig andere Röhrenkapazitäten auf).

Das ist nur eine Testempfehlung - wenn's funktioniert, nicht verzerrt und nicht schwingt, kann man sich ja überlegen, ob man die neue Röhre drin läßt. Für Stereo-ZF-Verstärker (bei denen es u.a. auf einen einwandfreien Phasengang im Durchlaßbereich und auf eine pegelunabhängige Bandbreite ankommt) würde ich diese Testempfehlung nicht geben - die dynamischen Kapazitäten der EF183 / EF184 sind sicher andere als die einer EF85 (und diese dynamischen Kapazitäten sorgen dann u.U. für eine dynamische Verstimmung / Belastung / Entdämpfung der ZF-Filter).

Das ist einfach ein billiger Versuch, weil EF183 (oder als Nicht-Regelröhre: EF184) heutzutage billig hergehen (EF183: EUR 1,70 bei BTB-Elektronik) und die moderneren Röhren sind (die kamen um 1960 auf den Markt - die gab es zur Entwurfszeit Deines Radios also vermutlich noch nicht). Entwickelt wurden EF183 / EF184 für die Bild-ZF-Verstärker von Fernsehern - da wurde bei 38,9[MHz] (also fast die vierfache Frequenz der UKW-FM-ZF) viel Verstärkung benötigt und die wollte man mit möglichst wenigen Röhren erreichen http://4tubes.com/1-DATASHEETS/SCANS-Original/E/EF183_TFK-2.pdf . EF183 / EF184 sind pinkompatibel zur EF85 und haben auch dieselben Heizdaten.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 17. Jun 2022, 16:07 bearbeitet]
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#11 erstellt: 17. Jun 2022, 18:19
Hallo in die Runde!
Vielen Dank für die Beiträge mit den zahlreichen Tipps.
Das Lautstärkepoti ist nach intensiver Innenreinigung wieder in Ordnung. Auch die Bandbreitenschaltkontakte sind gereinigt und mit 0,3Ohm wieder funktionsfähig. Der Schaltungsaufbau um das LS-Poti ist schon recht fummelig zu löten. Durch Zufall entdeckte ich, daß der verzerrte AM-Empfang nach Tausch der neuen EABC80-Röhre gegen die alte EABC80 wieder normal war. Somit habe ich Probeweise auch die ECH81 und EF85 gegen die alte Röhre getauscht. Hierbei ergab sich aber keine Änderung. Ich habe mir noch einen neuen 120Ohm/10Watt Widerstand besorgt. Der bisherige, schwächere wurde schon mehr als warm. Nach dem Zusammenbau der Kiste ergab eine Hörprobe einen guten Empfang (trotz Kellerraum) und Klang auf UKW, und wie gesagt einen nicht mehr verzerrten AM-Empfang der doch sehr wenigen Sender auf LW,MW,KW. Welcher Teil der neuen EABC80 könnte den defekt sein, die Triode oder eine der Diodenstrecken? Ich werde mir noch mal eine neue EABC80 besorgen um das ganze noch einmal zu testen. Für heute bin ich gesättigt, freue mich aber über den schönen Klang des Gerätes. Ich werde mir demnächst die diversen Tipps der neuen Beiträge zu Gemüte führen und auch ein paar detailreiche Bilder der Verschaltung machen. Hier zwei Bilder des Gerätes:
IMG_20220617_165927

IMG_20220604_185610

Die Leuchtstärke des Magischen-Auges (Original EM34) ist bei weniger Beleuchtung noch recht gut zu sehen, und hat bei diesem Sender fast Vollausschlag.
Ich werde weiter berichten, wünsche ein schönes Wochenende und bedanke mich vielmals für die Beiträge.
Gruß Hartmut


[Beitrag von ollebello am 17. Jun 2022, 19:40 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#12 erstellt: 17. Jun 2022, 19:40
Schöner Gerätezustand - und: Interessante Skala: Alle deutschsprachigen Sender stehen in kompletter Großschrift drauf - alle anderen in Groß- und Kleinschreibung. Ist mir so bei anderen Gebißradios noch nicht aufgefallen.......

ollebello (Beitrag #11) schrieb:
einen nicht mehr verzerrten AM-Empfang der doch sehr wenigen Sender auf LW,MW,KW. Welcher Teil der neuen EABC80 könnte den defekt sein, die Triode oder eine der Diodenstrecken?

Wenn es die Triode wäre, müßte das Gerät auch bei UKW-Empfang verzerren, weil die Triode der NF-Vorverstärker vor der EL84 ist.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 17. Jun 2022, 19:47 bearbeitet]
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#13 erstellt: 17. Jun 2022, 21:11
Hallo Herbert!
Ja, das Radio sieht wieder recht schön aus. Auch das Gehäuse ist recht gut erhalten. Ich habe es mehrmals mit Holzpflegeöl behandelt. Abschleifen und neu lackieren kam nicht in Frage. So ein Gerät darf, muss eine gewisse Patina haben. Nur das Polieren der Messingzierteile war schon aufwändig.
Ist die Firma BTB-Elektronik ein guter Shop zum Röhrenkauf? Kannte ich noch nicht.
Ich werde dort noch eine EABC80 bestellen und dann sehen was sich ergibt.
Leider musste ich in diversen RöRa-Foren lesen das der im Fidelio55 eingebaute Kristallhochtöner meist unreparierbar defekt ist. Dieser funktioniert in meinem Radio auch nicht mehr. Mal sehen wie ich diesen ersetzen werde, gibt es da einen Tipp?
Das mit den groß geschriebenen deutschsprachigen Sendern ist mir noch gar nicht aufgefallen, sehr interessant.
Leider muß ich zugeben das ich in der Röhrentechnik etwas unerfahren bin, ich habe die letzten Jahrzehnte immer nur Transistorgeräte jeglicher Art repariert. Meine stolzeste Gerätereparatur ist ein Marantz 2600 Receiver welcher bei mir schon lange treueste Klangdienste leistet.
Habe beim Stöbern auf Radiomuseum.org sehr gute und ausführliche Schaltungsbeschreibungen gefunden.
Material für Schlechtwettertage zum verinnerlichen.

IMG_20220530_184405

Gruß Hartmut


[Beitrag von ollebello am 17. Jun 2022, 22:00 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#14 erstellt: 18. Jun 2022, 05:32
Servus Hartmut,

ollebello (Beitrag #13) schrieb:
Ist die Firma BTB-Elektronik ein guter Shop zum Röhrenkauf?

Absolut. Die Firma gibt es seit Jahrzehnten (auch schon lange, bevor der "Röhrenhype" losging). Bei meinem Einkäufen dort (auch recht exotischer Röhren für Meßgeräte) bin ich noch nie enttäuscht worden.

Leider musste ich in diversen RöRa-Foren lesen das der im Fidelio55 eingebaute Kristallhochtöner meist unreparierbar defekt ist. Dieser funktioniert in meinem Radio auch nicht mehr. Mal sehen wie ich diesen ersetzen werde, gibt es da einen Tipp?

Dieser Hochtöner - sofern es sich um den Lautsprecher V7 handelt - ist ein eigenes (und heikles) Thema. Das ist KEIN Piezolautsprecher, sondern ein elektrostatischer Lautsprecher - und deswegen braucht er auch eine Polarisationsgleichspannung. Und die erhält er - das sieht man erst auf den zweiten Blick - über den Spannungsabfall am ohmschen Verlustwiderstand der Primärwicklung des Ausgangsübertragers. Diese Polarisationsgleichspannung beträgt ca. 15[V]DC (285[V] am Ladeelko C80 minus 270[V] Anodenspannung EL84). Dieser Hochtöner ist heute praktisch nicht mehr aufzutreiben - und "ähnliche" Typen, die eine andere Höhe der Polarisationsgleichspannung benötigen, werden da nicht (sauber) funktionieren (mal ganz abgesehen davon, daß die an exakt denselben Lebensdauer- und damit Zuverlässigkeitsproblemen wie das Original leiden dürften - Stichwort: Luftfeuchtigkeit der Lagerstätte).

Ich würde deswegen nicht nach einem Kristall-Elektrostaten schauen, sondern nach einem betriebszuverlässigen "Surrogat". Da fällt mir - stilecht zur Zeit der Gebißradios passend - der Isophon "HM 10" Hochtöner ein. Das ist ein elektrodynamischer Lautsprecher, der AUF GAR KEINEN FALL an die Stelle angeschlossen werden darf, wo der Lautsprecher "V7" hängt - dann ist er danach nämlich hin. Den HM 10 schließt man über einen Serienkondensator von 2[µF] bis 4[µF] parallel zu den Hauptlautsprechern V6 / V8 / V9 an - dann setzt er bei ca. 2[kHz] (@ 4[µF]) bis ca. 4[kHz] (@ 2[µF]) ein. Irgendwo bei 16[kHz] ist beim HM 10 Schluß - für UKW (15[kHz] ober Audiogrenze) reicht das aber leicht. Aber Achtung: Vom HM 10 gab es die "normale" Ausführung mit um die 5[Ohm] Nennimpedanz - es gab aber auch hochohmigere Spezialausführungen mit (meiner Erinnerung nach) irgendwas in der Gegend von 20[Ohm] bis 30[Ohm] (das stand dann aber - ebenfalls meiner Erinnerung nach - auf dem Lautsprecher drauf).

Grüße

Herbert
DB
Inventar
#15 erstellt: 18. Jun 2022, 08:26
Hallo,

eine kleine Korrektur. Wenn die Schirmgitterspannung zu klein ist, begrenzt die ZF-Stufe stärker und man erhält weniger Ratiospannung. Gerade bei einem Gerät mit nur zwei FM-ZF-Stufe kann es dann auch zu wenig Gesamtverstärkung werden. Negative Spannung am Bremsgitter soll die Begrenzerwirkung verbessern, dazu muß sich aber erst mal nennenswerte Ratiospannung aufbauen.
Ich würde, wenn kein verdächtiges Bauteil zu finden ist, mit den Werten der entsprechenden Vorwiderstände etwas spielen.

MfG
DB
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#16 erstellt: 19. Jun 2022, 20:21
Guten Abend in die Runde!
Habe mich heute Nachmittag in den kühlen Keller begeben und am Fidelio55 abermals die Spannungen gemessen.
Ich habe die gemessenen Werte in den Schaltplan eingetragen.
Nach wie vor ist an der EF85 die Gitter 2 Spannung mit 91V bei AM und 62V bei FM zu niedrig.
Die Spannung oben am R23 beträgt 233V und zwischen R23 und R22 226V.
Am R22 welcher am Gitter 2 hängt und gemessene 70kOhm hat ist im Betrieb eine Spannung von ca.160V zu messen.
Dies entspricht einem Strom von 2,28mA welcher durch den R22 fließt, ist das plausibel?
Die gemessene Spannung am Gitter 3 der EF85 beträgt -25V.
Laut Schaltbild kommt diese Spannung von der -Seite vom 4,7µF Elko C69 der ja mit der +Seite an Masse hängt.
An der ersten EC92-Röhre steht an der Gitter/Anoden-Beschaltung etwas von Dezi-Sperre, was bedeutet das?
Hat das etwas mit Dezimeterwellen zu tun welche den Empfang beeinträchtigen können?
Leider bin ich in Röhrenschaltungen nicht so fit um diese Werte beurteilen zu können.
Ich würde mich freuen wenn jemand eine Erklärung für mich hätte.
Freundliche Grüße
Hartmut

Fidelio55 Spannungen

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[Beitrag von ollebello am 19. Jun 2022, 21:12 bearbeitet]
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#17 erstellt: 19. Jun 2022, 21:09
Hallo Herbert!
Bezüglich des defekten Fidelio Kristall-Hochtöners, könnte man an dessen Anschluss nicht einen dynamischen Hochtöner über einen entsprechenden Vorwiderstand und Kondensator anschliessen. Vieleicht gibt es ja recht kleine Hochtöner die man in dem originalen Hochtönergehäuse verstecken könnte.
Wenn nicht werde ich die von dir vorgeschlagene Lösung wählen.
Ingor
Inventar
#18 erstellt: 19. Jun 2022, 21:25
Die Dezi-Sperre verhindert wilde Schwingungen und ist ein Dämpfungsglied.
Radiomuseum Tuner Reparatur
Auf der Primärseite kannst du keinen dynamischen Lautsprecher anschließen. Du kannst aber auf der Sekundärseite einen ganz normalen Hochtöner mit einem vorgeschaltetem Kondensator anschließen.


[Beitrag von Ingor am 19. Jun 2022, 21:27 bearbeitet]
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#19 erstellt: 21. Jun 2022, 20:15
Guten Abend an das Forum!

Neues vom Fidelio55 3D.
Nach mehreren Messungen an der Peripherie des diesmal betriebswarmen EF85 G2-Schirmgitterwiderstand R22 stellte sich nach Strom-, Spannungsmessen ein errechneter Widerstand von 73kOhm (70kOhm soll) des R22 heraus. Nach mehreren Versuchen mit reduzieren des R22 Ohm Wertes habe ich jetzt mit einem 56kOhm Widerstand fast die exakten Spannungswerte laut Schaltbild erreicht. Die G2-Spannung der EF85 liegt jetzt bei FM 89V (90V soll), und bei AM 113V (115V soll). Der Spannungsabfall am R22 ist gemessen 136V. Das entspricht einem Strom von 2,43mA bei 56kOhm. Ich würde mich freuen wenn ein paar Röhrenexperten dieses Vorgehen kommentieren könnten und ob man es so belassen kann. Auch habe ich noch eine neue EABC80, EF85 und eine EF183 bestellt um damit auch ein paar Versuche zu machen. Momentan lasse ich das Radio so wie es jetzt ist spielen, und werde es beobachten.

IMG_20220618_161458

Momentan steht das Radio noch im Keller, wo die Empfangsbedingungen nicht ganz so optimal sind. Nach hoffentlich bald erfolgreicher Reparatur kommt es dann in den 1.Stock wo die Empfangsbedingungen wesentlich besser sind. Ich wohne etwas erhöht im Ort, da reicht ein nasser, aus dem Fenster gehängter Schnürsenkel für guten Empfang. Habe mit meinem Marantz 2600 hier sehr guten Empfang.

Gruß Hartmut.

Hier ist noch ein Bild der getauschten Bauteile, ohne Röhren.
Der weisse Elko (3te von Links) ist Meßtechnisch noch in Ordnung, aber die Papier-, Teerkondensatoren weisen extreme Abweichungen der Kapazität auf.

IMG_20220621_190704


[Beitrag von ollebello am 21. Jun 2022, 20:48 bearbeitet]
DB
Inventar
#20 erstellt: 23. Jun 2022, 08:15

ollebello (Beitrag #19) schrieb:
Nach mehreren Versuchen mit reduzieren des R22 Ohm Wertes habe ich jetzt mit einem 56kOhm Widerstand fast die exakten Spannungswerte laut Schaltbild erreicht. Die G2-Spannung der EF85 liegt jetzt bei FM 89V (90V soll), und bei AM 113V (115V soll).

Hat sich der Empfang verändert, die Höhe der Ratiospannung, der Ausschlag des magischen Auges?
Schaff das Gerät nur erstmal aus dem Keller, der für Empfangsbeurteilungen ein ungeeigneter Ort ist.
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#21 erstellt: 23. Jun 2022, 21:05
Guten Abend!

Ich schrieb:

"Die G2-Spannung der EF85 liegt jetzt bei FM 89V (90V soll), und bei AM 113V (115V soll). Der Spannungsabfall am R22 ist gemessen 136V. Das entspricht einem Strom von 2,43mA bei 56kOhm. Ich würde mich freuen wenn ein paar Röhrenexperten dieses Vorgehen kommentieren könnten und ob man es so belassen kann."

Ich hatte gehofft es würden sich ein paar Röhrenexperten zu meinem tun äussern. Ich warte momentan auf die neuen Röhren um mit diesen ein paar Tests durchzuführen. Die Ratiospannung beträgt beim stärksten Sender ca. -29V, dabei ist die EM34 fast geschlossen. Bei allen anderen mittelprächtig zu empfangenden Sendern ca. 20-25V, hierbei ist die EM34 in Mittellage. Zusätzlich habe ich noch diverse Folienkondensatoren getauscht, was aber an der momentanen Betriebssituation nichts geändert hat. Der Empfang im Keller ist zwar nicht der Beste, aber der stärkste Sender mit 94,4MHz kommt sehr gut rein.

Gruß Hartmut


[Beitrag von ollebello am 23. Jun 2022, 21:18 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#22 erstellt: 24. Jun 2022, 08:33

Ich würde, wenn kein verdächtiges Bauteil zu finden ist, mit den Werten der entsprechenden Vorwiderstände etwas spielen.

MfG
DB


Das war doch schon die Antwort. Du hast es gemacht, hast die "richtigen" Werte eingestellt und damit gibt es da ja auch nichts mehr zu sagen. Ob diese Änderung sinnvoll war kann man aus der Ferne nicht beurteilen. Hat sicher der Empfang verbessert? Wenn ja, prima, wenn nein, schadet es auch nicht. Wenn er sich verschlechtert hat, dann war es keine gute Maßnahme. Aber das wäre auch nicht schlimm, kannst du ja jederzeit wieder ändern.
pragmatiker
Administrator
#23 erstellt: 24. Jun 2022, 09:13

ollebello (Beitrag #21) schrieb:
Ich hatte gehofft es würden sich ein paar Röhrenexperten zu meinem tun äussern.

Es ist Sommer - das Wetter ist schön - und ein paar andere Dinge hat der eine oder andere sicher auch noch zu tun. Da kann es schon mal sein, daß eine Reaktion doch mal mehr als zwei Tage und eine Stunde dauert......

Zum Thema: Wenn die Änderung des Widerstandswertes / der Widerstandswerte ein akustisch optimales Ergebnis (geringstes Rauschen, geringste Verzerrungen) liefert, ist es doch gut. An die Amplitudenlinearität der letzten ZF-Stufe (und damit an deren auf das letzte Millivolt "stimmenden" Arbeitspunkt mit den dazu gehörenden Anoden- und Schirmgitterströmen) werden sowieso keine sehr hohen Anforderungen gestellt, weil die letzte ZF-Stufe ja idealerweise (zwecks guter AM-Unterdrückung) in die Begrenzung geht und damit deren Ausgangsignal an der Anode eh nicht mehr rein sinusförmig ist.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 24. Jun 2022, 09:21 bearbeitet]
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#24 erstellt: 24. Jun 2022, 20:56
Guten Abend!
Ich möchte für meine Ungeduld um Entschuldigung bitten, ich war wohl etwas im Reparatur-Flow.
Heute sind meine bestellten Röhren EABC80, EF85 und EF183 angekommen.
Der von "pragmatiker Herbert" vorgeschlagene, probeweise Einbau einer EF183 an Stelle der EF85 brachte eine verminderte Empfangsleistung, erkennbar an der geringeren Senderauswahl und schwächeren Ausschlagen der EM34 beim stärksten Sender. Auch war die Ratiospannung mit der EF183 nur -21V statt -29V mit der EF85 geringer. Anschliessend tauschte ich einzeln die EABC80 und die alte, neue EF85 probeweise gegen die ganz neuen Röhren aus. Es ergaben sich keine Veränderungen im Empfang und der gemessenen Spannungen. Ich denke mit dieser Erkentniss werde ich das Projekt Fidelio55 bei dem aktuellen Stand belassen. Das ersetzen des defekten Hochtöners werde ich bei Gelegenheit angehen. Vielen Dank noch mal für die Unterstützung hier im Forum. Wie gesagt, ist die Röhrentechnik nicht so ganz mein Steckenpferd.
Trotzdem habe ich bei meinem "Röhrenausflug" einiges dazu gelernt, und es macht Spaß so einem "alten Schinken" wieder Leben einzuhauchen. Jetzt steht der Zusammenbau im Keller an und dann kommt das Radio in die Wohnung wo sich der Empfang dann unter besseren Bedingungen beweisen kann.
Freundliche Grüße an alle hier Beteiligten und ein schönes Wochenende.
Gruß Hartmut


[Beitrag von ollebello am 24. Jun 2022, 21:07 bearbeitet]
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#25 erstellt: 03. Jul 2022, 23:34
Guten Abend in das Forum.
Am diesem Wochenende habe ich meinen Nordmende-Fidelio 55-3D Hochtönermäßig umgebaut. Es kommt statt des im Inneren zerbröselten Kristallhochtöners ein Visaton Konushochtöner zum Einsatz. Dieser hat den selben Durchmesser in der Front wie der defekte Kristallhochtöner. Er wurde über einen 10µF-Bipolar-Kondensator an den Hauptlautsprecher angeschlossen, und ergänzt diesen klanglich sehr gut.
Auch habe ich das Difusorpapier hinter der Skala gegen ein neues ersetzt. Ich habe dafür ein Trägerpapier von Klebeetiketten verwendet. Dieses ist sehr gut transluzent, wesentlich weisser als das alte Papier und macht einen schönen hellen Hintergrund der Skalen-Frontscheibe.

Fidelio Skalenpapier

Nun ist dieser Fidelio 55 wieder ein schönes Gerät geworden. Ich hoffe er bewährt sich die nächste Zeit in meiner Wohnung.
Vielen Dank für die Unterstützung!
Gruß Hartmut


[Beitrag von ollebello am 04. Jul 2022, 13:07 bearbeitet]
ollebello
Schaut ab und zu mal vorbei
#26 erstellt: 15. Jul 2022, 22:58
Hallo in das Forum!
Ich habe vor 12 Tagen in meinen Nordmende Fidelio 55 anstelle des defekten Kristallhochtöners einen dynamischen Konushochtöner eingebaut,
welcher auch gut funktioniert.
Ich habe mir noch einmal das Schaltbild der Lautsprecherbeschaltung am AÜ angesehen.
Hierbei ist zu sehen das der 4Ohm Zusatzlautsprecheranschluss einen separaten Abgriff am Ausgangsübertrager hat.
Nun frage ich mich, ist es sinnvoller den neuen dynamischen Hochtöner an diesen Anschluss anzuschliessen, da dieser ja momentan parallel geschaltet ist, und die Gesamtimpedanz der originalen Lautsprecherkombination beeinflusst.
Auch habe ich das Radio am TA Eingang mit einem Funktionsgenerator frequenzsteigend durchgefahren, wobei sich zeigte, dass der normale Frontlautsprecher bei ca. 10kHz aussteigt. Der nachträglich eingebaute Hochtöner spielte bis an meine Hörschwelle von ca.15kHz.
Es ist ja davon auszugehen , dass der AÜ als Induktivität einen begrenzten Hochtonbereich hat.
Der Kristallhochtöner war ja direkt an die Endstufenröhre EL84 geschaltet, so das im Hochtonbereich keine Induktivität dazwischen liegt, welche die hohen Frequenzen begrenzt.
Somit nochmal die Frage, soll ich den dynamischen Hochtöner an die separate 4Ohm Anschlussbuchse verdrahten, macht das Sinn?
Man versucht ja das beste Ergebnis zu erzielen.

Fidelio55 Endstufe LS

Über einen Komentar würde ich mich sehr freuen.
Gruß Hartmut


[Beitrag von ollebello am 15. Jul 2022, 23:31 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#27 erstellt: 16. Jul 2022, 19:13
Wenn das Klangbild jetzt ausgewogen ist, würde ich nichts ändern, weil: Wenn der Pegel am 4[Ohm] Zusatzlautsprecherausgang nicht stimmt, muß man korrigierend eingreifen. Eine Reduktion bei zu hohem Pegel ist kein Problem - was aber tun, wenn der Pegel zu gering ist (worauf die "nur" 4[Ohm] ein Hinweis sein könnten)?

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 16. Jul 2022, 19:13 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#28 erstellt: 14. Aug 2022, 08:05
Servus Hartmut,

ollebello (Beitrag #1) schrieb:
Die einzelnen Betriebsspannungen und die Stromaufnahme welche im Schaltbild angegeben sind, sind alle korrekt messbar (+/-3V), mit Ausnahme der Gitter 2 Spannung an der EF85. Hier sollen laut Schaltbild 115V bei AM und 90V bei FM anliegen. Ich messe aber nur 93V bei AM und 63V bei FM.

Ich habe grade ein ähnliches Gerät (Carmen) vor der Nase. Und da kam mir Dein Thema mit der zu niedrigen Schirmgitterspannung der ZF-Verstärkerröhe EF85 wieder in den Sinn. Dazu eine Frage, die ich bis jetzt noch nicht gestellt habe: Du hast die Betriebsgleichspannungen schon ohne HF-Eingangssignal gemessen, oder? Ich frage das deswegen:

ollebello (Beitrag #16) schrieb:
Die gemessene Spannung am Gitter 3 der EF85 beträgt -25V.
Laut Schaltbild kommt diese Spannung von der -Seite vom 4,7µF Elko C69 der ja mit der +Seite an Masse hängt.

Damit der FM-Demodulator (Ratiodetektor) da -25[V] auswirft, muß da ein (sogar ziemlich "dickes") UKW-Signal am Antenneneingang anliegen. Das heißt, die EF85 wird geregelt bzw. in ihrer Begrenzerwirkung gesteuert - und das beeinflußt natürlich den Schirmgitterstrom und damit über den Spannungsabfall an R22 auch die Schirmgitterspannung der EF85.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 14. Aug 2022, 10:03 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#29 erstellt: 14. Aug 2022, 12:19
Deine Frage hatte ich auch gestellt.

Eine Spannungsänderung beim Durchstimmen mit und ohne Sender hatte keine große Spannungsänderung zur Folge.
Nur die Umschaltung der Bandbreite ergab eine Änderung von ca. 9V, wie im Anfangsbeitrag beschrieben
pragmatiker
Administrator
#30 erstellt: 14. Aug 2022, 12:46
Hab' ich wohl leider überlesen. Bei der Carmen, die ich grade anfange zu bearbeiten, ist eine EF89 drin - und da liegt die Schirmgitterspannung laut Plan bereits deutlich niedriger (70[V] AM / 65[V] FM).

Güße

Herbert
Ingor
Inventar
#31 erstellt: 14. Aug 2022, 13:37
Die EF 89 ist aber eindeutig eine Regelröhre. Die Schaltungen in den alten Radios unterscheiden sich oft nur marginal, aber manchmal sieht es gleich aus und funktioniert doch anders. Ich hatte auch auf eine Regelung getippt, weil das durchaus üblich war.
pragmatiker
Administrator
#32 erstellt: 14. Aug 2022, 15:38
Die EF85 ist auch eine Regelröhre --> ungerade Ziffer der Typenbezeichnung bei Mehrgitterröhren an der letzten Stelle.


[Beitrag von pragmatiker am 14. Aug 2022, 15:41 bearbeitet]
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