Helmholz-Resonator eines BR-Subs abstimmen

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wiesonich
Stammgast
#1 erstellt: 23. Jun 2004, 22:11
Hi.

Stecke mitten in der Entwicklung eines passiven Subs für mein Wohnzimmer. Es soll nun doch ein Gehäuse mit Helmholz-Resonator werden. Ein erstes Testgehäuse ist bereits fertig gestellt (mit Hilfe von Audio-Cad berechnet); das Chassis sitzt drin, aber es ist natürlich noch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Beim Abstimmen des Testgehäuses (mit Hilfe eines Sinusgenerators und eines Oszilloscopes) sind mir einige grundsätzliche Fragen über die BR-Abstimmung in den Sinn gekommen, auf die ich nach längerem Suchen (auch hier im Forum) keine Antwort gefunden habe.

Bekanntlich sind die vielen Parameter, die man als Hobby-Selbstentwickler beim Bau eines Lautsprechers "in der Hand hält", Segen und Kreuz zugleich - zumal das eigene Hörempfinden eine große Rolle spielt. Deshalb brauche ich für meinen BR-Sub zunächst eine möglichst neutrale Basis-Abstimmung, sozusagen eine "Nullstellung der Parameter", von der aus ich mich schrittweise an mein persönliches Hörempfinden herantasten kann, und zu der ich im Zweifel wieder zurückkehren kann, um ggf. neu anzusetzen.

Hier meine Fragen:

1.
Sollten die Impedanzmaxima direkt oberhalb und unterhalb der Abstimmfrequenz für eine neutrale Abstimmung eines BR-Gehäuses in etwa gleich groß sein? Gilt also ein Verhältnis von 1:1 der Impedanzmaxima zueinander allgemein als neutral?

2.
Das 1:1-Verhältnis der Impedanzmaxima bzw. die Abstimmfrequenz des Resonators verschiebt sich, sobald der BR-Sub über einen passiven Tiefpass aus Spule und Kondensator angeschlossen/gemessen wird. Woran liegt das und welche Art der Abstimmung ist die gültige? Die über den elektrischen Tiefpass oder die "ohne Filter"?

3.
Wie weit darf die ("Fehl-")Abstimmung des Gehäuse-Resonators aus technischer Sicht maximal getrieben werden? Gibt es ein Missverhältnis der beiden Impedanzmaxima zueinander, ab der aus rein technischer Sicht ohne Wenn und Aber von einer Fehlabstimmung gesprochen werden muss?

4.
Wo sollte die Abstimmfrequenz des Gehäuse-Resonators bezogen auf die Frequenz der ersten Raummode des Hörraumes liegen? Oberhalb? Unterhalb? Oder sogar drauf? Sind eventuell auch die Impedanzmaxima bezogen auf die Frequenz der ersten Raummode kritisch zu betrachten?

5.
Steht die Forderung an die Nicht-Ortbarkeit eines Subwoofers im Widerspruch zu der Forderung möglichst geringer Laufzeitverzögerungen im Tieftonbereich? Aus einem Beitrag von anderer Stelle in diesem Forum geht hervor, dass ein Subwoofer aufgrund seines zu höheren Frequenzen stark begrenzten Übertragungsbereiches (sonst wäre er ja ortbar) wahrnehmbare, störende Laufzeitverzögerungen im Tieftonbereich hervorrufen könne. Daraus schließe ich, dass ein passives elektrisches Filter 2. Ordnung (aus Spule und Kondensator) "benutzt" werden kann, die Lage der oberen Grenzfrequenz so zu verschieben, bis ein Kompromiss aus Nicht-Ortbarkeit und erträglicher Laufzeitverzögerung eines passiv gefilterten BR-Subs erreicht ist.

6.
Aus der fünften Frage ergibt sich diese hier:
Gibt es grobe Richtwerte für die Anpassung des genannten elektrischen Filters 2. Ordnung an die Abstimmfrequenz des Gehäuse-Resonators bzw. der unteren Grenzfrequenz des BR-Subs?

---

Offen gestanden komme ich mir ein wenig so vor, als hätte ich mit der Entwicklung eines Lautsprechers von einem gut schmeckenden Keks abgebissen, der aber recht trocken ist und beim Kauen immer mehr wird im Mund anstatt weniger.

Ich hoffe, ihr habt was zum Spülen für mich.



Danke euch!

wiesonich

PS:
Hatte den Beitag erst unter "Lautsprecher" eingestellt, denke aber, hier ist der richtige Ort für meine Fragen.
wolfi
Inventar
#2 erstellt: 24. Jun 2004, 15:08
Hallo,
zu Frage 1: Ein entschiedenes Jein ! Zu Beginn des Zeitalters Thiele/Small wurde zumeist etwa die gleiche Höhe angestrebt. Allerdings galt damals auch eine Einbaugüte von 0,6 als einzig zulässige. In dem Maße, wie auch höhere und niedrigere Werte akzeptabel erschienen, änderte sich auch die Sicht auf die Impedanzhöcker: Bei hohem Q ( 0,7 und darüber ) ist demnach ein niedrigerer unterer Höcker erstrebenswert, Umgekehrtes gilt für niedrige Q- Werte. Eine feste Regel, ab wann etwas brauchbar oder unbrauchbar ist, gibt es nicht, die Übergänge sind fliessend. Dabei kann auch der Querschnitt der Öffnung eine Rolle spielen.
Da soeben erst in der Abteilung " Lautsprecher " über die Electro Voice Sentry 3 geschrieben wurde, sei sie als Beispiel genannt: EV verwies stolz darauf, dass ihr Spitzenmodell exakt nach Thiele/Small konzipiert worden sei, Jahre später befand Stark, die Öffnung sei viel zu gross gewählt und führe zu mangelhafter Basswiedergabe.
Zu 2: Üblich ist die Messung ohne Weiche, zumal wegen der Interaktion von Weiche und Chassis keine sicheren Aussagen möglich sind. Wenn Du - wie weiter unter bei Deiner Frage erwähnt - mit Hilfe der Weichenteile Einfluss nehmen willst, wird deutlich werden, dass je nach deren Werten Deine Abstimmung sich verändern kann. Generell ist wegen der entsprechenden Probleme von einer passiven Trennung abzuraten.
Zu 3: Siehe 1.
Zu 4: Ist so nicht zu sagen, weil je nach Abstimmung der Schalldruckverlauf des LS im Bereich um oder auch unter der Abstimmfrequenz sich stark untercheiden kann.
Zu 5 und 6: Natürlich kann man durch die Wahl der Bauteile einer Passivweiche die obere Trennfrequenz variieren. Durch die Nähe der Impedanzhöcker ( bei tiefen Trennungen ) und dem unsteten Verlauf ist eine Weiche nicht ohne Weiteres sicher zu kalkulieren. Schon aufgrund der Größe der im Tiefpassbereich notwendigen Bauteile ist bei hochwertigen Ausführungen ( es fiel das Wort neutral ) mit einigen Kosten zu rechnen.
Hier kann ein einfaches Aktivmodul preiswerter sein. Was die Bauteilewerte angeht, muss man von 2-stelligen mH bei den Spulen und 3 -stelligen uF bei den Kondensatoren ausgehen. Nähere Angaben sind als Ferndiagnose nicht möglich. Muss/will man verschiedene Trennfrequenzen ausprobieren, wird dies eine sehr teure Erfahrung werden.
Wenn schon passiv, sollte man es wohl eher mit einer geschlossenen Variante versuchen.
wiesonich
Stammgast
#3 erstellt: 24. Jun 2004, 21:13
Hi wolfi,

danke ersmal für deine Antworten!

Die Öffnungsfläche des BR-Rohres ist auch ein interessanter Punkt. Nach T/S dürfte ein Rohr mit kleiner Öffnungsfläche kürzer sein als eines mit großer Fläche - bei gleicher Abstimmfrequenz. Aus praktischen Gründen erscheint mir deshalb ein möglichst dünnes Rohr recht sinnvoll. Was denkst du über das Verhältnis der Öffnungsfläche des Rohres zur Membranfläche des Chasssis?

Deine Antwort auf die Frage mit der Abstimmfrequenz des Gehäuse-Resonators bezogen auf die Frequenz der ersten Raummode trifft exakt, den Grund für meine Frage. Wenn ich meine Frage deshalb einmal anders formulieren darf: Es ist doch sehr wahrscheinlich, dass ein für sich genommen schlüssig abgestimmter Gehäuse-Resonator in irgend einer akkustischen Beziehung zur Frequenz der ersten Raummode steht. Diese akkustische Beziehung sollte aus meiner Sicht eine von vorn herein "harmonische" Beziehung sein. Und weil man als Entwickler eines eigenen Lautsprechers direkt Einfluss nehmen kann auf diese Beziehung, wüsste ich gern, ob es in diese Richtung bereits Erkentnisse gibt, die als grobe Orientierung hilfreich wären. Warum die akkustische Beziehung des Gehäuse-Resonators zur ersten Raummode (bzw. dessen Vielfache) einfach dem Zufall überlassen?

Grundsätzlich sollte das Problem der Laufzeitverzögerungen im Tieftonbereich unabhängig von der Art des Filters sein, sei es ein passives, aktives oder ein akkustisches Filter. Alle diese Filter verursachen Phasendrehungen im Frequenzgang. Ich habe deshalb so meine Zweifel, ob ein aktives Filter in punkto Laufzeitverzögerungen besser ist als ein passives Filter in einem weitestgehend schlüssig abgestimmten Subwoofer (schlüssig abgestimmt auch bezogen auf die Raummoden, siehe oben).

Bei einem aktiven Filter interessiert mich allerdings schon, wie weit so ein Ding die unvermeidlichen Phasendrehungen durch elektrische "Gegendrehungen" ausgleichen kann! Die meisten aktiven Filter-Module haben so einen Regler, auf dem Gradzahlen von 0-270 angegeben sind. Mir scheint das zwar etwas suspekt, weil auch so ein hübscher Regler die Physik nicht einfach austricksen kann, aber einige Einzelheiten darüber würden mich schon interessieren. Ist so ein Modul nur für geschlossene Subs geeignet oder auch für Helmholz-Subs?

Gruß und Dank
wiesonich
qnorx
Stammgast
#4 erstellt: 24. Jun 2004, 22:33

Die Öffnungsfläche des BR-Rohres ist auch ein interessanter Punkt. Nach T/S dürfte ein Rohr mit kleiner Öffnungsfläche kürzer sein als eines mit großer Fläche - bei gleicher Abstimmfrequenz. Aus praktischen Gründen erscheint mir deshalb ein möglichst dünnes Rohr recht sinnvoll. Was denkst du über das Verhältnis der Öffnungsfläche des Rohres zur Membranfläche des Chasssis?


Bei gängigen Chassis-Durchmessern hat sich die Regel "BR-Durchmesser nicht kleiner als 1/3 Chassis-Durchmesser" bewährt. Ich wähle meist, sofern das Gehäuse das zulässt, ein Verhältnis irgendwo zwischen 1:3 und 1:2.
Daneben ist sicherlich auch auf aufgeweitete Enden zu achten, je mehr je grösser der Durchmesser wird.



Deine Antwort auf die Frage mit der Abstimmfrequenz des Gehäuse-Resonators bezogen auf die Frequenz der ersten Raummode trifft exakt, den Grund für meine Frage. Wenn ich meine Frage deshalb einmal anders formulieren darf: Es ist doch sehr wahrscheinlich, dass ein für sich genommen schlüssig abgestimmter Gehäuse-Resonator in irgend einer akkustischen Beziehung zur Frequenz der ersten Raummode steht. Diese akkustische Beziehung sollte aus meiner Sicht eine von vorn herein "harmonische" Beziehung sein. Und weil man als Entwickler eines eigenen Lautsprechers direkt Einfluss nehmen kann auf diese Beziehung, wüsste ich gern, ob es in diese Richtung bereits Erkentnisse gibt, die als grobe Orientierung hilfreich wären. Warum die akkustische Beziehung des Gehäuse-Resonators zur ersten Raummode (bzw. dessen Vielfache) einfach dem Zufall überlassen?


Interessanter Gedanke, aber wenn ich überlege, gibt's wohl doch keine spezielle Beziehung zwischen Abstmmfrequenz eines Helmis (als BR-Gehäuse) und Raummoden (umgekehrt schon, wenn der Helmi auf die Raummode abgestimmt wird). Natürlich interagieren beide, das ist klar. Aber was die Eigenschwingung betrifft, darf wohl der Raum und der Helmi jeweils für sich abgeschlossen angesehen werden. Ich meine, die Raummode ist quasi immer da, wird bestimmt durch die Länge des Raums und wird, völlig unabhängig von der Abstimmfrequenz des Helmis angeregt, wenn die der Länge der Raummode entsprechende Frequenz vom Lautsprecher abgestrahlt wird.


Grundsätzlich sollte das Problem der Laufzeitverzögerungen im Tieftonbereich unabhängig von der Art des Filters sein, sei es ein passives, aktives oder ein akkustisches Filter. Alle diese Filter verursachen Phasendrehungen im Frequenzgang. Ich habe deshalb so meine Zweifel, ob ein aktives Filter in punkto Laufzeitverzögerungen besser ist als ein passives Filter in einem weitestgehend schlüssig abgestimmten Subwoofer (schlüssig abgestimmt auch bezogen auf die Raummoden, siehe oben).


Aber bei einem aktiven Konzept sind Lautzeitunterschiede viel einfacher auszugleichen (zumindest technisch) als bei passiven Weichen. Wobei die Phasenunterschiede punkto Lautzeitunterschiede ja nur einen sehr kleinen Anteil daran haben. Das Einschwingverhalten gerade von TT-Chassis trägt da doch den wesentlich grösseren Teil bei.


Bei einem aktiven Filter interessiert mich allerdings schon, wie weit so ein Ding die unvermeidlichen Phasendrehungen durch elektrische "Gegendrehungen" ausgleichen kann! Die meisten aktiven Filter-Module haben so einen Regler, auf dem Gradzahlen von 0-270 angegeben sind. Mir scheint das zwar etwas suspekt, weil auch so ein hübscher Regler die Physik nicht einfach austricksen kann, aber einige Einzelheiten darüber würden mich schon interessieren. Ist so ein Modul nur für geschlossene Subs geeignet oder auch für Helmholz-Subs?


Phasenkorrekturen werden auch bei aktiven Lautsprechern gemacht, allerdings ist man sich offenbar etwas uneins, ob das nun was bringt oder nicht (Korrektur im Übernahmebereich mal ausgenommen). Die Argumentation der Gegener ist kurz: Phasenunterschiede hört man nicht.


[Beitrag von qnorx am 24. Jun 2004, 22:35 bearbeitet]
wiesonich
Stammgast
#5 erstellt: 25. Jun 2004, 00:24
Hi qnorx,

dann passt die Fläche des BR-Rohres in meinem Sub mit 1:3 gerade noch zur Fläche des Chassis. Ich werde aber zum Testen gerne mal ein größeres, längeres Rohr einsetzen und lauschen.


... wenn ich überlege, gibt's wohl doch keine spezielle Beziehung zwischen Abstmmfrequenz eines Helmis (als BR-Gehäuse) und Raummoden (umgekehrt schon, wenn der Helmi auf die Raummode abgestimmt wird). Natürlich interagieren beide, das ist klar.


Genau diese Interaktion interessiert mich.

Es müsste doch das eine oder andere Experiment oder die eine oder andere theoretische Überlegung von dem einen oder anderen Experten (oder Freak) dazu bereits geben...(?)

Eine ergänzende Frage zu den Laufzeitunterschieden durch Phasendrehungen:
Worauf zielen aktive Laufzeit- bzw. Phasenkorrekturen? Nur auf den Übernahmebereich? Nur auf den ungefilterten Frequenzbereich? Auf beide Bereiche?
wolfi
Inventar
#6 erstellt: 25. Jun 2004, 10:26
Hallo,
die Phasenregler an den Aktivmodulen dienen in erster Linie dazu, korrekten Phasenverlauf zu den Sat.-LS sicherzustellen, damit es keine Auslöschungen im Frequenzverlauf gibt.
Was die " Abstimmung " angeht, ist zu berücksichtigen, dass man aufgrund eines Druckkammereffektes i.d.R. einen Pegelanstieg von 12 dB unterhalb der Resonanzfrequenz des Raumes ausgeht. Hier könnte ein "idealer" geschlossener Sub mit seinem Abfall von 12 dB die Wirkung kompensieren. Da "ideale" BR-Boxen unterhalb der Abstimmfrequenz mit 24 dB abfallen, ist hier eine deratige einfache Abstimmung nicht möglich. Durch eine Anlehnung an eine QB3- Variante nach T/S, die nur einen theoretischen Abfall von 18 dB aufweist, könnte man versuchen, sich dem Ideal zu nähern.
Was die Rohrgrösse angeht, kommt man ebenfalls schnell in Zielkonflikte. Eine große Öffnung vermeidet einerseits Nichtlinearitäten und Strömungsgeräusche - insbesondere bei Subs ein nicht zu unterschätzendes Problem. Andererseits kann die Größe und die damit verbundene Länge ihrerseits Probleme mit Rohr - und Hohlraumresonanzen verursachen. Alles in allem halte ich den gnorxschen Ansatz mit 1/3 für durchaus efolgsversprechend.
wiesonich
Stammgast
#7 erstellt: 25. Jun 2004, 22:09
Hi wolfi,

ich dachte bisher, es genügt, den Tieftöner einfach umzupolen, wenn Auslöschungen auftreten. Oft wird in diesem Zusammenhang auch von Phasen-"Sprüngen" im Übernahmebereich geschrieben. Sollte die Phase sich aber allmählich drehen, wäre so ein Regler schon sinnvoll, wenn er denn funktioniert, ohne einen Haken daran.

Über einen Druckkammereffekt, wie du ihn beschreibst, habe ich noch nicht viel gelesen. Aber geschlossene Gehäuse in Verbindung mit so einem Effekt zu sehen, scheint mir eher für Autos Sinn zu machen. Dort liegen die Raummoden recht hoch im Frequenzband - passend zu der meist recht hohen Grenzfrequenz eines geschlossenen Subs. Beide Frequenzen liegen hier nahe genug bei einander, so dass die Kompensation des beschriebenen Druckkammereffektes im Auto tatsächlich gut funktionieren müsste.

Viele Wohnzimmer haben ihre erste Raummode aber bei tiefen 30-40Herz (auch meins). Trotzdem glaube ich, dass deine Überlegung durchaus Sinn macht, wenn ein aktives Modul die Grenzfrequenz eines geschlossenen Subs bis an die erste Raummode herunter treiben und noch tiefere Pegel von dort aus mit 12dB abfallen lassen könnte. Können solche Module das tatsächlich? Und - klingt das auch nach Musik?

Das wäre dann eine echte Alternative zu einem BR-Sub. Weil mit einem BR-Sub kommt man zwar bereits passiv sehr tief hinunter (das macht ihn ja so interessant), aber natürlich mit steilerer Flanke, mächtigen Phasendrehungen und allen sonstigen Nachteilen ventilierter Gehäuse.

Was ist denn die QB3-Variante nach Thiele/Small? Kannst du mir da auf die Sprünge helfen?

Gruß und Dank
wiesonich


[Beitrag von wiesonich am 25. Jun 2004, 22:26 bearbeitet]
ukw
Inventar
#8 erstellt: 25. Jun 2004, 23:24
@ wiesonich
Ich will mich nicht großartig einmischen.
Auch keine Verwirrung bei Dir stiften

Es gibt passive Weichen, die nach der Endstufe filtern (Verlust ohne Ende)

Es gibt aktive Weichen, die vor der Endstufe filtern bzw. verstärken (keine Verluste, prinzipiell aber können die passiven Bauteile in der Aktivweiche Fehler verursachen - Phasendrehungen allemal)

Es gibt digitale Weichen, die immer aktiv arbeiten und vor der Endstufe sitzen. Sie rechnen das (Teil) Signal nur um. Phase oder Laufzeitveränderung ist frei wählbar, basiert auf reiner Mathematik, keine Verluste.
Der anschließende D/A Wandler muß gut sein.

~~~ ~~~~ ~~~~~ ~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Phasenverschiebungen - bis hin zur kompletten 180° Drehung- können auch mechanischer Art sein und treten dann in einem Chassis auf.
Da Lautsprecher Feder-Masse Systeme sind, können sich die elektrischen/magnetischen Impulse aufgrund der
Massenträgheit mit dem Chassisschwingungen so überlagern, daß die Phase kippt.

~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Die meisten käuflichen Aktiv Subs arbeiten zwar mit einer aktiven Weiche, die ist aber auch mit passiven Bauteilen bestückt.
Somit ist der Regler für die Phasendrehungen ohne Meßgerät schwer einzuschätzen.
Da grundsätzlich ein Sub mit einer normalen Box kombiniert wird, sollten beide Bässe die gleiche Phase haben.
Sonst hast Du mit Sub weniger Bass als ohne. Und das willst Du ja bestimmt nicht... wozu sonst die Neuanschaffung?
Steilflankiges Trennen wäre möglich, aber mit passiven Bauteilen extrem teuer oder schlecht.
Der Übergang vom Regallautsprecher zum Sub ist dann sehr kritisch.


Da der Hersteller des Sub nicht wissen kann welchen Stand- oder Regallautsprecher Du in Kombination dazu verwendest,
und wie die passiven Bauteile in der Stand-/Regalbox sich auf die Phase im TT auswirken, gibt es diesen Schalter.

Eine grobe Anpassung reicht meist völlig aus und kann per Ohr abgestimmt / nach Gehör vorgenommen werden.
wolfi
Inventar
#9 erstellt: 28. Jun 2004, 15:49
Hallo,
BR-Lautsprecher verhalten sich unterhalb der Abstimmfrequenz wie Filter 4. Ordnung, d.h. sie fallen mit 24 dB pro Oktave ab - übrigens ein Grund, warum vermeintlich überlegene BR- Boxen tiefbassschwächer klingen können, als entsprechende geschlossene, denn die fallen nur mit 12 dB pro Oktave ab.
Nun gibt es unendlich viele Möglichkeiten eine BR- Box zu bauen bzw. abzustimmen. Wählt man das Gehäuse größer als es "standardmäßig " sein sollte und stimmt man den Resonator tiefer ab, erhält man einen Abfall, der dem Verlauf eines Butterworthfilters 3. Ordnung entspricht. Der Abfall unterhalb der Abstimmfrequenz beträgt also nur 18 statt der zu erwartenden 24 dB ( deshalb der Name Quasi - Butterworthfilter 3. Ordnung oder eben kurz QB3).
wiesonich
Stammgast
#10 erstellt: 29. Jun 2004, 02:09
Hi wolfi,

aha, da kommen wir der Frage mit der Anpassung einer BR-Box an die erste Raummode doch schon näher. Vielleicht schließt sich hier auch der Kreis, warum viele käufliche BR-Boxen ein größeres Volumen aufweisen als nach T/S-Standard erforderlich. Das habe ich mich in letzter Zeit nämlich oft gefragt.

Wieviel größer müsste das BR-Gehäuse aber gebaut werden, und wieviel tiefer müsste der Resonator abgestimmt werden, um auf die 18dB Pegelabfall zu kommen? Ich frage das deshalb, weil der Übergang von 24dB auf 18dB sicher nicht sprunghaft eintritt, und wenn´s zu tief ist, lande ich mit der Abstimmfrequenz ja unter Umständen unterhalb der ersten Raummode - was nicht so gut sein soll, wie ich aus einem anderen ineressanten Beitrag in einem anderen Forum erfahren habe. Gibt´s da relative Angaben gegenüber der T/S-Standardabstimmung? Einige Visaton-Bausätze zum Beispiel weisen bis zu 40% größere BR-Gehäuse auf. Kommt das, bezogen auf den erwünschten 18dB Pegelabfall, hin?

Wenn ich darf, würde ich (unabhängig von der QB3-Abstimmung) gerne noch einmal auf meine Frage mit der BR-Abstimmung über einen passiven Tiefpass aus Spule und Kondensator bzw. der Abstimmung "ohne Filter" zurückkommen. Sicher, über unterschiedliche Filter gemessen erhält man immer auch unterschiedliche Messergebnisse für die Abstimmung - die Abstimmung ohne Filter dagegen führt zu eindeutigen Ergebnissen.

So weit so gut.

Wenn ich nun den Resonator ohne Filter abstimme - mit einem etwa 1,5fach kleinerem ersten Impedanzmaximum gegenüber dem höherfrequenten zweiten Impedanzmaximum -, dann würde ich doch erstmal sagen, dass der Resonator (bei einem Gehäusevolumen nach T/S-Standard) zunächst brauchbar abgestimmt sei müsste. Auch gut soweit. Wenn ich diese Abstimmung aber anschließend über den passiven Tiefpass messe (R-Spule=0,7 Ohm), dann zeigt sich ein gegenteiliges Bild: das eben noch um den Faktor 1,5 kleinere erste Impedanzmaximum ist plötzlich um einen ähnlichen Faktor größer als das höherfrequente zweite Maximum. Kurz: Ohne Filter scheint die Abstimmung theoretisch in Ordnung, bei erfreulich kurzen BR-Rohren sogar. Aber mit dem passiven Filter sieht´s aus wie eine klare Fehlabstimmung, die dröhnigen, schwammigen Bass zur Folge hätte. Bei Einsatz eines (relativ hochohmigen) passiven Tiefpasses erscheint mir die Abstimmung über Spule und Kondensator die grundsätzlich sinnvollere.

Schlussendlich entscheidet natürlich mein Hörempfinden, aber ich bin jetzt etwas verunsichert aufgrund der Messergebnisse und möchte mein Gehör wie gesagt möglichst für den Feinschliff des Lautsprechers nutzen, nicht zur Korrektur größerer Fehlabstimmungen.

Gruß
wiesonich
wolfi
Inventar
#11 erstellt: 29. Jun 2004, 09:50
Hallo,
lege artis sind QB3 - Bauten zunächst einmal durch die niedrigen Qts- Werte (um 0,3 und darunter )gekennzeichnet. In den klassischen Büchern, Aufsätzen und sicher auch im Netz finden sich entsprechende Tabellen, die passend zur Chassisgüte das Verhältnis von Vas zu Vb und Ähnliches vorgeben.
Bei all den theortischen Überlegungen ( hier liegt auch eine Problematik der Simulation )ist zu bedenken, dass z.B. die T/S - Parameter sich unter Belastung ( d.h. im Betrieb ) ändern können - ein Aspekt der gerade bei Subwoofern eine Rolle spielt. Die Parameter gelten eher für Kleinsignale. Praktiker gehen deshalb mit den Vorgaben oftmals etwas vorsichtiger um und empfehlen z.B. die Gehäuse pauschal um ca. 20 Prozent zu erhöhen ( Dickason ). Um ein wenig " try and error " wirst Du also nicht herumkommen.
wiesonich
Stammgast
#12 erstellt: 30. Jun 2004, 19:45
Hi.

Danke für die aufschlussreichen Tipps!

Zu den Aktivmodulen für Subwoofer bin ich auch noch mal ins Grübeln gekommen. Meine Fragen dazu habe ich aber in den Bereich Elektronik gestellt. Es wäre schön, wenn ihr mir auch dazu weiterhelfen könnt.

Der Link zu diesem Beitrag ist hier

Gruß
wiesonich


[Beitrag von wiesonich am 30. Jun 2004, 19:46 bearbeitet]
Jazzy
Inventar
#13 erstellt: 01. Jul 2004, 14:59
Hi!
Hier zwei Bilder mit Frequenzgängen.



Da kann man sehr schön einmal nur das Thommessen-Modul und einmal das Zusammenspiel mit einer BR-Box(Zebulon Ultra-Subwoofer) erkennen.
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