Bach: komplett auf 160 CDs bei Brilliant für EUR 70

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arnaoutchot
Moderator
#1 erstellt: 25. Aug 2006, 19:28
Lese gerade neues Zweitausendeins-Heft. Komplette Bach-Edition von Brilliant auf 160 CDs kostet nun nur noch EUR 69,99. Wenn ich wüsste, dass ich mir da jemals einen nennenswerten Teil anhören würde, müsste ich zuschlagen. Wahnsinn !!!

Gruß Michael
G-Kiselev
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 25. Aug 2006, 20:19

arnaoutchot schrieb:
Wenn ich wüsste, dass ich mir da jemals einen nennenswerten Teil anhören würde, müsste ich zuschlagen.


Und das ist generell das Problem bei solchen Sachen. Kauft man sich z.B. die Haydn-Symphonien komplett, muss man schon einen Plan erstellen: Montag 1-4, Diensag 5-8

Gruß
Georg
Martin2
Inventar
#3 erstellt: 25. Aug 2006, 22:29
Lieber Michael,

ja daß ist nun eben das Problem: Wirst Du das jemals alles hören? Na ja gut, wenn Du vielleicht ein Viertel hörst, lohnt es sich ja finanziell vielleicht immer noch.

Das Angebot klingt natürlich super. Nun bin ich absolut kein Bach Fan und Experte, weiß aber wohl, daß es da ja auch noch die Hänssler Bach Box gibt. Die gabs mal für 99 Euro glaube ich, die gibts möglicherweise auch immer noch und vermutlich sind diese Interpretatitionen sogar besser. Ob dies also wirklich so ein Superangebot ist, weiß ich gar nicht mal. Wenn's den Hänssler immer noch gibt und der besser ist, ist es nur logisch, dann noch mal im Preis entschieden runter zu gehen, auch wenn das schon absurde Formen annimmt.

Gibt's den Hänssler noch zum alten Preis? Ich habe ihn mir nicht gekauft, obwohl er hier sehr im Gespräch war, mir war das einfach zu viel.

Gruß Martin

Gruß Martin
arnaoutchot
Moderator
#4 erstellt: 25. Aug 2006, 22:53

Kauft man sich z.B. die Haydn-Symphonien komplett,


o Gott, das bitte nicht, ich hab zirka 3 Haydn-Symphonien in einer 2.000 CD-Klassik-Sammlung, das genügt voll und ganz !!


vermutlich sind diese (Haenssler) Interpretatitionen sogar besser.


weiss ich nicht, bin Bach-Fan, habe aber die Komplettausgaben noch nie tiefer analysiert. Schlecht scheint mir die Brilliant aber nicht zu sein, sind halt z.T. etwas zusammengewürfelt. Wie gesagt, reizvolle Sache, alles nach BWV geordnet zu haben, aber ich hab bestimmt schon rd. 100 Bach-CDs ...

Naja, mal sehen ... Michael
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 25. Aug 2006, 23:30
Lieber Michael,

ich habe mal geguckt, bei JPC und Amazon und auch ein bißchen gegoogelt, ich finde den Hänssler nicht mehr. Das heißt er kostet wohl wieder 1300 Euro oder so. Wenn nicht jemand anderes dies besser weiß. Tja, da hätte man damals zuschlagen können. Allerdings kostete er wohl damals 129 Euro, nicht 99, wie ich sagte.

Ich würde mich von dem günstigen Angebot von Zweitausendeins auch nicht unter Druck setzen lassen. Die Gesamtedition von Mozart von Brilliant ( genauso großes Teil) kostete auch schon mal 78 Euro. Nun wohl wieder 84 Euro. Das der Bach von Brilliant nun noch billiger werden sollte, glaube ich zwar auch nicht, aber sicher wird er jetzt nicht in 2 Monaten 1000 Euro kosten. Höchstens, daß es wieder mal ein bißchen teurer wird. Jedenfalls meiner Einschätzung nach. Kein Grund, die Nerven zu verlieren.

Aber wenn Du Bach magst, könnte das natürlich etwas für Dich sein. Und so ein "aktuelles Angebot" ist natürlich immer verführerisch. Und die Qualität der Interpreten von Brilliant wirst Du als Bachfan besser beurteilen können als ich.

Gruß Martin
arnaoutchot
Moderator
#6 erstellt: 26. Aug 2006, 00:07
Also um's mal auf den Punkt zu bringen aus meiner laienhaften Bach-Sicht: Die Brilliant-Ausgabe besteht aus folgenden 6 Boxen:

BOX 1 (23 CD) Orchestral Works and Chamber Music
BOX 2 (23 CD) Keyboard Works
BOX 3 and 4 (60 CD) Cantatas I and II
BOX 5 (37 CD) Vocal Works
BOX 6 (17 CD) Organworks

Box 1 ist bunt zusammengewürfelt, bekannte Namen wie Trevor Pinnock, Christine Schornsheim und Jordi Savall tauchen auf, aber auch eher zweifelhafte Ensembles wie die Solisti di Zagreb. Die Violinsonaten spielt scheinbar Mark Lubotsky, die Cellosonaten Robert Cohen, die Lautensuiten Jakob Lindberg. Wegen der Box 1 würde sich wohl niemand die Ausgabe kaufen, da es die bekanntesten Werke von JSB sind, und die dürfte wahrscheinlich jeder haben, der sich dieser Ausgabe nähert.

Die Box 2 scheint weitestgehend auf dem Cembalo eingespielt zu sein, zumindest für meinen Begriff kein must have, allerdings evtl. reizvoll als Kontrast zu den bei mir praktisch schon komplett vorhandenen Piano-Ausgaben (z.B. Andras Schiff, 12 CDs).

Der große Brocken der 60 CDs mit den Kantaten ist wohl ausschliesslich von

Ruth Holton, sopran
Sytse Buwalda, counter tenor
Knut Schoch, Nico van der Meel, Marcel Beekman, tenor
Bas Ramselaar, bass
Netherlands Bach Collegium
Holland Boys Choir
Pieter Jan Leusink, dirigent

eingespielt. Kenne ich nicht, kann ich nichts dazu sagen. Kann jemand was zur Interpretation und Klangqualität der Kantaten sagen ?

Die Highlights kommen aus meiner Sicht in den Boxen 5 & 6.

Die Messen, Passionen, weltliches Kantaten und Motetten in Box 5 sind hervorragende Übernahmen von englischen Ensembles (The Sixteen, King's College Cambridge, New College Oxford etc. ) mit herausragenden Solisten (Kirkby, Covey-Crump, Peter Schreier, Ainsley etc.), die - was ich kenne - sehr gut sind. Die sollten eigentlich alleine den Preis der Ausgabe rechtfertigen.

In Box 6 gibt es die Orgelwerke gespielt von Hans Fagius, Übernahme des schwedischen Labels BIS. Ich denke, jeder der dieses Label kennt, weiss dass es sich hier um hohe Qualität handelt. Auch diese 17 CDs sind eigentlich alleine schon den Preis der Ausgabe wert. Allerdings ist der "Markt" für Bach-Orgelausgaben ziemlich kaputt (z.B. wird die Stockmeier -Ausgabe auf 20 CDs z.T. für EUR 10,00 verhökert).

Fazit: Haenssler ist sicherlich mehr "aus einem Guss", aber für 43 Cents (!!!) pro CD bekommt man bei Brilliant z.T. hervorragende Aufnahmen. Der entscheidende Punkt für mich wäre eine Aussage zu den Kantaten. Kann jemand dazu etwas sagen ?

Gruss Michael
Martin2
Inventar
#7 erstellt: 26. Aug 2006, 13:35
Lieber Michael,

was man in solchen Fällen natürlich immer macht, ist, im Internet zu recherchieren.

Die von Dir erfragte Box mit Kantaten erfährt eine Besprechung der Gramophone:

http://www.gramophone.co.uk/gramofilereview.asp?reviewID=11072&mediaID=184779&issue=Reviewed%3A+Gramophone+11%2F2000

Die klingt nicht so schlecht, obwohl die auch einiges zu nörgeln haben. Also für den Preis wohl nicht so schlecht. Andere Seiten sind Classicstoday.com, musicweb-international.com, eventuell Klassikakzente, diverse Foren ( z.B. das englischsprachige Googleforum). Dort habe ich jetzt nicht nachgesehen.

Natürlich ist es immer nett, in einem Forum sozusagen "persönlich" nachzufragen, aber ich würde vor so einem Kauf immer solche Quellen bemühen.

Gruß Martin
Martin2
Inventar
#8 erstellt: 26. Aug 2006, 14:22
Diese Besprechung klingt sogar noch positiver:

http://www.musicweb.uk.net/classrev/2001/Dec01/BrilliantBach.htm

100.000 haben die in den Niederlanden alleine von diesem Set verkauft. Whow!

Gruß Martin
Martin2
Inventar
#9 erstellt: 26. Aug 2006, 15:38
Hier noch ein Beispiel für eine eher negative Einschätzung dieser Kantaten aus dem Googleforum:


Michael Osoffsky wrote:
> Has anyone heard any of these sets of Bach cantatas. I am assuming they
> are on period instruments. How are the interpretations and playing? Is
> it worth getting all of the volumes?


There are very different opinions on this series. I have bought them all
(yesterday I purchased vols. 5 & 6), and have written about it in some
Usenet-newsgroups and on a Dutch Bach site. It strikes me that some people
get pretty angry when one has the guts to say that these recordings are
basically disappointing (or worse).
The recordings have been ill prepared. They didn't always have the Neue
Bach-Ausgabe at hand. I understand that the soloists used their own scores,
obviously sometimes old ones, since there are differences between the text
they are singing and the text of the NBA (which is printed in the booklets).
And then this only regards the text. Who knows how many wrong notes are
played, compared with the NBA ... They are recording all cantatas within one
year. Everyone knows that that's impossible. Even people like Koopman and
Suzuki who are working very hard, can't do that.
The choir is a good one - it has made some excellent recordings in the past,
in particular with Handel. But being modelled after the English cathedral
choirs it is less convincing in Bach. The articulation is not clear enough -
it is more "sound" than "text".
The orchestra contains many players who are also members of well-known
baroque orchestras. The orchestral playing is technically good, but lacks in
expression. I have no idea if this due to a lack of skills or to the
approach of the conductor.
It seems that the conductor supports a rather introverted approach. There is
nothing wrong with that, although I prefer a more dramatic interpretation.
But introvert doesn't mean without expression. And that is basically what is
wrong with these recordings. There are exceptions - I return to that - but
on the whole the aspects which make Bach's cantatas unique are underplayed.
Just one example from one of the latest volumes. Cantata 46 contains a bass
aria (Dein Wetter zog sich auf von weiten), which in the booklet is rightly
called 'furious'. That is in no way reflected in the actual performance,
which is anything but furious. The tempo gives a good indication: the aria
takes 3'58". Compare that with the Teldec recording - by Leonhardt, of all
people, who has never been a speed merchant: he needs 2'57". In such a short
aria that is a huge difference.
As far as the soloists are concerned: Ruth Holton sings like a treble - I
like that, but the trebles in the Teldec series are far more expressive than
she is. The solo cantata 199 is a striking example - almost everything that
can go wrong, is going wrong. And apart from that she has problems with the
pronunciation.
The only singer who is really up to the task is the alto Sytse Buwalda. His
voice will not be to everyone's liking, and here and there he has some
technical problems, but on the whole I like his singing. He is the only one
who is able to sing the recitatives properly.
Knut Schoch seems to have only one way of being expressive: singing as
loudly as possible. It gets very tiring. On the whole he is very
onedimensional. His colleague Nico van der Meel is somewhat better, but -
considering his interpretation of the part of the Evangelist in the St
Matthew Passion (in the recording by Frans Brüggen) - he is disappointing.
The bass Bas Ramselaar has improved during the series, in particular in his
articulation, but can't compete with some of the best Bach interpreters
(like Van Egmond, Mertens, Kooy).
Some cantatas in this series are pretty good, some are pretty bad, and the
most are ordinary. The frustrating thing is that most of the performers can
do better if they had more time (and maybe another conductor). I have heard
good things from almost any of them.
Whether it is worth purchasing these recordings is up to you to decide. I
buy them because I want to know how they are, and because of Sytse Buwalda.
But I would never buy any of them if they were more expensive than they are.
Basically this isn't a bargain - a bargain is something you buy for a lower
price than it is worth. This series isn't worth a penny more than its actual
price.

--
Johan van Veen
Utrecht (Netherlands)


Gruß Martin
phenyl
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 26. Aug 2006, 22:57
Scheinbar gibt's von der Box eine neue Auflage mit neun CDs, die neu eingespielt wurden:
Amazon-Link

Gruss,

Pio
vanrolf
Inventar
#11 erstellt: 28. Aug 2006, 23:13
Die Bach Box von Hänssler gibt es längst nicht mehr als tschechischen Import zum Sonderpreis, der eh von Hänssler unbeabsichtigt war. Der reguläre Preis für die Gesamtausgabe liegt bei ca. 1300,00 €

Die ganze Story kann man hier verfolgen:
http://www.hifi-forum.de/viewthread-68-640.html


Gruß Rolf


[Beitrag von vanrolf am 29. Aug 2006, 22:13 bearbeitet]
Oeconomicus
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 05. Sep 2006, 15:44
Also, ich habe sowohl die Gesamtaufnahme von Hännsler und von Brilliant und ich kann nur abraten. Grauenvoll!

Kauft euch lieber einzelne CDs von Gardiner, Suzuki, Koopman, aber lasst die Finger von den Gesamteinspielungen.
Martin2
Inventar
#13 erstellt: 06. Sep 2006, 15:27
Lieber Oeconomikus,

die Hänsslerbox kommt mit ihren 1300 Euro für mich sowieso nicht in Frage. Die Brilliantbox sicher irgendwann einmal schon.

Ich glaube aber nicht, daß diese Boxen so schlecht sind. Da sind sicher auch Sachen drin, die wirklich schlecht sind, über die Violinsonaten in der Brilliantbox habe ich vernichtendes gelesen, auch die geistlichen Kantaten in der Brillianteigenproduktion werden vermutlich nicht Weltklasse sein. Aber es würde mich sehr wundern, wenn auch bei Brilliant nicht auch wirklich gutes dabei sein sollte.

Insgesamt bin ich sehr skeptisch, wenn Du mich glauben machen willst, Du könntest die Qualität der Hänsslerbox wie auch die Brilliantbox beurteilen. Nicht daß ich einen Zweifel an Deinem musikalischen Geschmack habe. Den kenne ich nicht. Aber die vermutlich so 320 CDs der Hänssler wie der Brilliantbox wirst Du wohl kaum gründlich gehört haben. Das wäre selbst physisch kaum durchzuhalten.

Insgesamt halte ich von BILLIGEN Gesamtaufnahmen sehr viel. Oder auch von den Brilliant Masterworksboxen. Etwa an meiner Brahms Masterworks box hatte ich schon sehr viel Freude. Das sind "nur" 40 CDs, auch lange noch nicht alles gehört, vor allem nicht alles gründlich, aber immer wieder eine Quelle der Freude. Und obwohl ich kein ausgeprägter Bachfanatiker bin, werde ich die Bachbox sicher irgendwann mal ins Auge fassen. Gesamtaufnahmen oder "größere Packen" bieten jedenfalls häufig einen "unschlagbaren Preis" und deshalb sind sie Einzelaufnahmen häufig vorzuziehen.

Gruß Martin

@Rolf. Ja, ich habe die Diskussion um die Hänsslerbox damals schon verfolgt. Allerdings habe ich die Situation, warum denn Hänssler damals offensichtlich irgend etwas aus dem Ruder gelaufen ist und das billige Angebot gegen ihren Willen auf den Mark kam, damals wie heute nicht richtig begriffen. Ich spielte damals ein bißchen mit dem Gedanken, diese Box zu kaufen.
Oeconomicus
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 06. Sep 2006, 18:09
Hi Martin2,

Ich werde meine Aussage etwas erläutern.

Man muss wissen, was man möchte. Wenn man sich einen Überblick über das Schaffen von J.S.Bach machen möchte und finanziell nicht das Kleingeld hat oder nicht bereit ist viel Geld in die Hand zu nehmen, dann kann man sich sicherlich die Brilliant Boxen kaufen. Ich selber habe mir auch die 15 Symphonien von Schostakowitsch von Brilliant gekauft. Die Einspielung finde ich gelungen. Warum habe ich sie mir gekauft? Ich kannte die Symphonien aus Konzerten grob und wollte mehr hören. Dann habe ich gedacht: "Für 30€ kaufst Du Dir sie und wenn Dir eine Symphonie besonders gefällt, kannst ja Dich mal nach einer einzelnen CD umschauen und vergleichen".

Und gegen billige Cds habe ich überhaupt nichts, aber ich habe eben oft schlechte Erfahrungen gemacht. Das ist aber alles subjektiv, der eine hört es, der andere nicht, man mag es oder eben nicht usw. Das muss jeder selbst beurteilen.

Ich bin ein ausgesprochener Bach-Fan, habe seine großen Werke oft aufgeführt und über sechzig Kantaten gesungen und teilweise auf CD eingespielt und habe schon Ahnung vom Musizieren dieser Musik und von den entsprechenden Chören. Entsprechend habe ich mich auch intensiv mit den Einspielungen beschäftigt. Natürlich habe ich nicht jede CD intensiv gehört, das ist klar, aber die Kantatenschuber habe ich durchgehört und es gibt mehrere Sachen, die mich wahnsinnig machen. Teilweise ist es durch die Zeit bedingt. Die Aufnahmen der Hänssler Edition sind über mehrere Jahrzehnte aufgenommen worden und früher hat man Bach eben auch anders aufgeführt. Das erlebe ich selbst häufig, wenn ich mit Dirigenten spreche und sich selbst fragen und sagen "So hab ich das vor zehn Jahren aufgeführt?".
Mich stört die Auswahl der Gesangssolisten. Sie passen teilweise überhaupt nicht zu Bach. Man kann doch für eine ordentliche CD keinen Opernsänger für Bach verpflichten, der mit seinem Vibrato meinen Stuhl zum Wackeln bringt. Das muss glasklar sein. Da gibt es aber auch teure CDs, die diesen Fehler begehen. Dann ist die Aufnahmetechnik teilweise veraltet und bietet keinen guten Klang. Teilweise finde ich die Chöre einfach viel zu groß und die feinen Konturen verschwimmen. Ich will kein Quartett, aber ein kleines Ensemble tut es auch. Die Tempi sind nicht gut gewählt, oft viel zu langsam und die Musik klebt richtig. Bach muss swingen!:-)

Wenn Du mal in einen großen CD-Markt gehst oder vielleicht findest Du Auszüge ja auch online, dann vergleiche mal Bach Kantate BWV 31 von Hänssler und dem Bach Collegium Japan. Da hörst Du aber einen gewaltigen Unterschied! Diesen Anspruch kann man oft nicht an Gesamtaufnahmen stellen.

Mir streuben sich oft die Haare, wenn ich diese Einspielungen höre. Andere mögen das vielleicht nicht hören.
Jedenfalls kann man bei Gesamteinspielungen, um einen Überblick zu erhalten, bei Brilliant nicht viel falsch machen. Wenn ein Stück gefällt, holt man es sich eben in einer Referenzeinspielung.
Wilke
Inventar
#15 erstellt: 07. Sep 2006, 10:04
Wäre die Hänssler - Einspielung oder die Japan Bach - Einspielung aus Deiner Sicht besser? Dies ist mir nicht klar?!
gruß wilke
Oeconomicus
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 07. Sep 2006, 11:19
Die Einspielung des Bach Collegium Japan ist eindeutig schöner. Zumindest finde ich das.


[Beitrag von Oeconomicus am 07. Sep 2006, 11:20 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#17 erstellt: 08. Sep 2006, 16:00
Lieber Oekonomikus,

ich denke, wir verstehen uns. Es liegt mir fern, irgendeine Brilliantverherrlichung zu betreiben. Ich glaube gerne, daß diese Einspielung der geistlichen Kantaten von Brilliant wirklich nicht so gut ist.

Ich schätze Brilliant so ein, daß die immer gerne versuchen, für billiges Geld was gutes zu kriegen ( aber ganz billig werden sie sicher nicht alles gekriegt haben) oder auch zu produzieren. Manchmal sind das dann auch tolle Sachen, aber manchmal ist es auch nicht so doll. Ich denke nur, daß die Einschätzung: Man hört sich erst einmal was billiges von Brilliant und dann holt man sich eine Referenzeinspielung, so nicht ganz stimmt. Vieles von Brilliant ist große klasse. Die versuchen immer, was gutes zu kriegen, das kaufe ich Brilliant ab. Also ein Bananenhändler, der ins Klassikgeschäft eingestiegen ist, ist Brilliant sicher nicht. Aber manchmal kaufen die sicher auch irgend etwas, was ziemlich schlecht ist, um irgendeine Lücke zu stopfen. Das kommt schon vor. Und wer sollte das Brilliant auch übel nehmen, angesichts dessen, was für tolle Dinge sie oft bieten.

Gruß Martin
Oeconomicus
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 08. Sep 2006, 16:13

Martin2 schrieb:
Ich denke nur, daß die Einschätzung: Man hört sich erst einmal was billiges von Brilliant und dann holt man sich eine Referenzeinspielung, so nicht ganz stimmt.



Moin Martin,

Das war von mir auch nicht als allgemeine Aussage gemeint. Wenn man ein Stück besonders schön findet und die Brilliant Aufnahme nicht so schön findet, kann man ja sich nach einer Referenzaufnahme umsehen. Die Schostakowitsch Symphonien von Brilliant reichen mir auch aus, weil ich die Aufnahmen a) schön finde und b) die Stücke mich nicht so wahnsinnig interessieren. Von daher nehme ich dann so einen Schuber von Brilliant gerne mit. Vielleicht vergleiche ich irgendwann mal die Einspielung von Brilliant mit welchen von Kondrashin z.B. und kann dann entscheiden, ob ich a)mehr Geld für eine vielleicht bessere Aufnahme ausgeben möchte oder b)ich höre es überhaupt nicht.

Ich weiß, es ist off-topic, aber Naxos hat auch viele Einspielungen im Sortiment, die ich qualitativ nicht schätze. Deshalb einen Generalverdacht auszusprechen halte ich für überzogen und man muss jede CD individuell beurteilen. Die Aufnahmen von Palomo und Sarasate kann ich z.B. nur empfehlen und das für 5,99€.

Ein weiteres Label ist CPO. Die bieten preiswert sehr viele Leckerbissen an.
Martin2
Inventar
#19 erstellt: 08. Sep 2006, 19:30
Lieber Oekonomikus,

selbstverständlich hat Naxos in seinem Sortiment auch schlechtere Sachen. Das klingt aber so, als sei Brilliant nun so eine "ganz normale" Klassikfirma mit guten und schlechten Sachen. Und das ist Brilliant eben wirklich nicht.

In gewissen Hinsichten ist dieses Phänomen Brilliant für mich kaum nachzuvollziehen. Hat die Emi etwa seinen Bruckner/ Jochum und seinen Strauss/Kempe tatsächlich an Brilliant verkauft? Beim Kempe steht drunter "Licensed courtesy of Emiclassics" und die Internetseite der Emi. Was bedeutet das? Hat Emi nun verkauft oder nicht? Bei dem Bruckner von Jochum auf Brilliant ist es eigentlich ziemlich klar. Da steht: "The copyright of these sound recordings is owned by Emi records." Das ist ja wohl eindeutig. Das heißt ja wohl letzlich nichts anderes, als daß Brilliant diese Aufnahmen zwar verbreitet, aber die Besitzrechte nach wie vor bei der Emi liegen.

Also gewisse Dinge an Brilliant sind ja durchaus verständlich, etwa daß Brilliant Klassikaufnahmen produziert. Oder auch daß Brilliant für seine großen Boxen manche Sachen auch zusammengekauft hat. Aber warum zum Beispiel läuft nun die Strauss/Kempe box plötzlich unter dem Label Brilliant? Also bitteschön, eine große Klassikfirma wie die Emi hätte nun bestimmt eine Möglichkeit gehabt, diese Box selber billig auf den Markt zu bringen. Stattdessen läuft es nun bei Brilliant, wie manches andere auch. Warum eigentlich? Ich verstehe es nicht ganz. Vielleicht weil ein Label wie Brilliant solcherlei "Sonderangebote" besser vermarkten kann? Das wäre eine Erklärung. Manche Menschen fiebern ja geradezu den neuesten Neuveröffentlichungen von Brilliant entgegen. Auch mag Brilliant ein ganz gutes Vertriebsnetz haben. Jedenfalls scheint es aber doch wohl so zu sein, daß gerade solche Perlen wie der Bruckner und der Strauss offensichtlich immer noch im Besitz der Emi sind und daß Brilliant sie bloß verbreiten darf.

Gruß Martin
Oeconomicus
Ist häufiger hier
#20 erstellt: 08. Sep 2006, 20:48
Hallo,

Also die Emi hat eine eigene Low-Price Serie und zwar die Red-Line. Warum vergibt Emi die Produktionslizenz an Brilliant? Vielleicht sprechen sie damit einen größeren Kundenkreis an, da u.U. Brilliant Käufer nicht so häufig Emi kaufen oder Carry-Over Effekte vermuten und damit den Absatz ihrer eigenen Produkte pushen wollen. Vielleicht ist die Emi auch nur froh, wenn sie dadurch eine zusätzliche Geldquelle haben, denn in diesem Preissegment wird man sicherlich höhere Absatzzahlen generieren können als im High-Price Segment.

Brilliant ist keine normale Firma. Sie bietet viele Sachen zu einem außerordentlichen Preis an. Da ich Student bin und mich u.A. mit Marktbearbeitungsstrategien beschäftige, ist ihre Taktik ganz einfach. Der Preis. Sie versuchen durch niedrige Preis große Mengen abzusetzen und in dieser Art und Weise hat das noch kein anderer getan. Sie kombinieren hochwertige Aufnahmen mit weniger guten, produzieren selbst und nehmen junge talentierte Solisten. Die kosten natürlich nicht so viel wie Netrebko, Hampson, Terfel und Co. Das gilt natürlich auch für Orchester, die man für den Namen bezahlen muss.
Aber sie vernachlässigen die Qualität nicht und erreichen so eine große Kundenbindung, die gute Wiederkaufsraten erwarten lässt.

Wenn ich ehrlich bin, dann kauf ich mir so eine Bach Box und besitze erstmal alles. Zu dem Preis kann ich mich dann auch mit weniger guten Dingen zufrieden geben, während ich das bei dem Preis von Hänssler nicht darf! Das bei so vielen CDs nicht alle Referenzniveau haben, muss einem klar sein. Aber wenn man z.B. Symphonie Schuber von Brilliant sich anschaut, dann stimmt oftmals die Qualität und ich bin dann nur in Ausnahmefällen bereit mehr Geld auszugeben für eine neue CD. Nämlich dann, wenn mir ein Stück sehr gut gefällt.

Einigen wir uns auf ein tolles Unternehmen mit vielen Sonderpreisen, wo man oft nicht meckern kann!
Martin2
Inventar
#21 erstellt: 08. Sep 2006, 23:27
"Kundenbindung" - ich glaube da sprichst Du ein ganz wichtigen Stichpunkt an. Der Erfolg von Brilliant ist ja wirklich eine Revolution, so wie es vor vielen Jahren der Erfolg von Naxos war. Und natürlich spielte bei dem Erfolg von Naxos Kundenbindung eine sehr wichtige Rolle. Viele Leute kauften sich die CDs von Naxos, fanden sie recht gut, hörten auch sehr viel gutes über sie ( hatten ja sicher immer auch mal recht gute Kritiken) und deshalb kauften sie halt Naxos.

Das lief so nach dem Schema ab: Ja, die teuren CDs der Hochpreisanbieter kann ich mir nicht leisten, aber Naxos ist ein seriöser Anbieter, die CDs kann ich unbesehen kaufen. Und sie waren meistens sehr damit zufrieden. Wie neulich jemand in einem Forum sagte: "Ich kaufe nur die CDs von Naxos, von denen war ich immer begeistert und nie enttäuscht. Das sind die besten CDs." Ist natürlich Quatsch, aber das ist Kundenbindung! Ja, billigere Sachen als Naxos gab es natürlich immer auch, aber das galt halt als Ramsch ( und war es sicher häufig auch!) und Ramsch wollten die Naxoskunden eben auch nicht kaufen. Entschuldige, das ist ja jetzt alles schon ziemlich offtopic, aber man kann ja nicht für jeden neuen Gedanken einen neuen Thread aufmachen.

Daß Brilliant in dem Preissegment, wo er anbietet und daß erheblich unter dem ohnehin schon günstigen von Naxos liegt, so was wie Kundenbindung herstellt, ist schon etwas neues. Aber das gibt es zweifellos.

Und es war ja auch schon merkwürdig, wie Brilliant überhaupt in den Klassikmarkt eingestiegen ist. Nämlich bei Drogisten. Das war wohl schon so in Holland, aber dann wohl auch in Deutschland. Ich habe meine ersten Brilliant CDs bei Rossmann gekauft. Also diese Drogistenkette Rossmann hatte Brilliant CDs. Meine ersten Brilliant CDs war die Somary Box mit den Händel Oratorien. Die klang von den Namen schon sehr vielversprechend und ich war dann auch nicht enttäuscht. Die Theodora war große klasse. Nach einer solchen ersten beglückenden Erfahrung, guckte ich dann immer mal wieder bei Rossmann, ob die solche CDs hatten.

Das waren so die ersten Erfahrungen: Diese interessanten Klassik CDs von Rossmann. Erst später ist Zweitausendeins dann auch ins Geschäft eingestiegen, war nicht teurer als Rossmann und da hast Du halt alles gekriegt. In einem "normalen" Klassikgeschäft kriegst Du sie heute noch nicht.

Aber schon dieser Einstieg in den Markt von Brilliant war ja schon sehr interessant: Über eine Drogeriekette. Denn bei normalen Klassikgeschäften hättest Du es nicht gekriegt. Aber ich glaube wirklich alle Rossmannfilialen hatten diese CDs und damit sprichtst Du angesichts der Menge von Filialen natürlich schon einen größeren Kundenkreis an ( ich glaube Rossmann führt sie heute noch, nur was Du da kriegst ist reine Glückssache).

Ich glaube Brilliant hat sicher viel von der Erstarrung des Klassikmarktes aufgebrochen. Erst war es die Dominanz der Großen. Die hat vor allem Naxos aufgebrochen. Naxos hats aufgebrochen, aber im Grunde genommen war auch das "Naxosprinzip" selber schon eine völlige Erstarrung. Denn ich bin wirklich gerne bereit, für eine Naxos CD die früher 10 Mark jetzt 6 Euro zu bezahlen. Aber nicht für eine Einspielung von Beethovens 5. mit der Zagreber Philharmonie ( oder so ein Orchester, inzwischen haben sie die Aufnahme durch eine andere ersetzt, aber bei Mahler und Schostakowitsch haben sie teilweise immer noch schlechte Aufnahmen im Programm, wo Du bessere Sachen viel billiger kriegst). Bei Malcolm Arnold, Alwyn, William Walton, Lutoslawski - gerne, ein Schnäppchen! Da sind sie gut und konkurenzlos billig. Aber wirklich das allergängigste Repertoire - Beethovens 5., Dvoraks 9. so etwas - und da soll es nicht möglich sein, auch mal etwas wirklich gutes auch billiger anzubieten? Stattdessen soll ich 6 Euro zahlen für etwas, was im Grunde gar nicht konkurenzfähig ist? Das hat mich immer geärgert, weil es im Grunde jeglichem marktwirtschaftlichen Denken zuwiderlief. Und da ist Brilliant nur der Anfang, da wird man sehen, daß man da noch ganz andere Sachen im Standardrepertoire auch billig kriegt. Wiegesagt: Ausgefallenere Sachen ( die nicht immer schlecht sein müssen, manchmal auch einfach noch neuer sind und nicht diesen Bekanntheitsgrad erreicht haben) - da sieht es ganz anders aus.

Und Brilliant beackert ja nun im wesentlichen wirklich nur die großen Namen: Bach, Beethoven, Mozart, Brahms usw. Und da kriegen die zum Teil auch gutes, denn die Konkurenz da ist ja auch wirklich riesengroß.

Aber nach diesem Offtopic Exkurs - teile ganz Deine Meinung über Brilliant und die Bach Gesamtausgabe wird sicher einiges gutes enthalten und manches wird auch sicher nicht so gut sein. Das ist halt so bei Brilliant, wo es auch nicht so schlimm ist, nur teure Gesamtausgaben wie Hänssler sind in dieser Hinsicht halt einfach nur ein Ärgernis. Aber einen Preis von 1300 Euro verstehe ich sowieso nicht. Da liegt ja der Einzelpreis einer CD bei 8 Euro und der "Mengenrabatt" bei Abnahme einer so großen Packung könnte schon größer sein. Aber gerade diese geistlichen Kantaten von Brilliant, die vermutlich nicht so gut sind und die Du nicht magst, sollen ja in Holland verkaufstechnisch der große Knaller gewesen sein! 100.000 davon haben die in Holland verkauft ( kein Wunder, daß dieser Holländer davon sprach, daß man Courage haben müsse, diese CDs zu kritisieren). Daraus kann man aber auch sehen, wie wichtig da einfach der Preis ist und wieviel Leute Du ansprechen kannst, wenn Du ihnen mal beim Drogisten ein nettes Angebot machst. Und wenn die Interpretation nicht gar so schlimm sind und die Interpreten einigermaßen in Ordnung, dann kannst Du mit so billigen CDs viele begeistern. Und die 1300 Euro für die Hänsslerbox ( die wie Du sagst, auch nicht so doll ist) und die 70 Euro für die Brilliantbox - das ist schon ein Unterschied!

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 09. Sep 2006, 00:36 bearbeitet]
Oeconomicus
Ist häufiger hier
#22 erstellt: 09. Sep 2006, 16:12
Ich kann Deinen Ausführungen nur zustimmen. Bei Rossmann habe ich auch schon das ein oder andere Schnäppchen mitgenommen.

Generell kaufe ich eigentlich CDs, wenn sie mir gefallen und unabhängig vom Preis. Natürlich ist es mir lieber, wenn ich weniger ausgeben muss, aber das geht halt nicht immer. Ich reagiere gerade bei Vokalmusik sehr sensibel auf Solistenauswahl und Interpretation. Natürlich habe ich meine Lieblinge und geben dann schon mal mehr aus. Was ich teuer und irgendwo unverschämt finde, sind Aufnahmen, die jeden Rahmen sprengen. Ich habe mir mal eine Aufnahme von Archiv gekauft mit Händels´ Oratorium Solomon unter Gabrieli Consort&Players. Eine tolle Aufnahme und für mich auch ganz klare Referenz, aber 60€ ist schon viel Geld.

Ich kaufe meistens bei JPC und zwar nach den aktuellen Monatsheften. Dort gibt es sehr viele Aufnahmen, die reduziert sind. U.U. kommt dann noch ein teureres Werk von meiner Liste hinzu. Ich setze mir monatliche Limits und bestelle dann für diesen Wert und dann höre ich die neuen CDs sehr intensiv an.

Da heute gerade die neue CD von Händels´ Oratorium "The triumph of time and truth" angekommen ist (Siehe auch Thread über neue CDs), werde ich die mal hören und später mal berichten.

Was hörst Du denn hauptsächlich im Bereich klassischer Musik? Kannst Du mir vielleicht Empfehlungen geben? Ich habe zwar schon sehr viel, aber ich freue mich immer, wenn ich neue Sachen entdecken kann.

Ein besonderer Tipp von mir:
http://www.jpc.de/jp.../classic/rsk/hitlist

Wunderschön!

EDIT: Ich höre die Händel CD jetzt seit 14.00 Uhr rauf und runter. Einfach nur ein geiles Stück. Erinnert mich so an ein Best of von Händel. Ich habe mal ein bißchen nachgelesen:
Das Stück wurde während der Fastenzeit in Covent Garden, am 11. März 1757 unter der Leitung von Händels Schüler und musikalischem Mitarbeiter John Christopher Smith jun. in Anwesenheit Händels uraufgeführt. Da Händel erblindet war, konnte er keine neuen Oratorien mehr komponieren und griff daher auf den Fundus seiner alten Werke zurück. Die Aufführung muss großen Beifall gefunden haben, da Händel die Komposition vier Mal nacheinander aufführen ließ.

Nochmal zu Brilliant: Es gibt ja auch Boxen von verschiedenen Interpreten. Kannst Du etwas über die Klangqualität sagen? Du bist ja der Brilliant-Experte:-)


[Beitrag von Oeconomicus am 09. Sep 2006, 18:25 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#23 erstellt: 09. Sep 2006, 20:36
Lieber Oekonomikus,

interessant, daß Du dieses Händeloratorium "The triumph of time and truth" ansprichst. Ich hatte dieses Angebot bei JPC auch gesehen und schon ernsthaft darüber nachgedacht. Das war ja eine richtig gute Aufnahme, Emma Kirkby und solche Leute und dann nur Euro 9,95. Nun kostet es wohl wieder 20 Euro. Aber obwohl ich Händel sehr liebe - Du kannst einfach nicht alles kaufen. Vor allem: Ich habe noch so viel, zum Beispiel meine Brilliant Händel Box, ich muß einfach sehen, daß sich der Berg an ungehörten CDs nicht zu sehr türmt. Ich glaube, wenns Samson oder Solomon gewesen wäre - einem solchen Angebot eines bekannteren Händel Oratoriums hätte ich wohl nicht widerstehen können. Aber berichte mal, wie dieses weniger bekannte Oratorium ist, würde mich interessieren ( nur werde ich mich dann vermutlich besonders ärgern, da das Sonderangebot nun verstrichen ist).

Was ich so höre? Sehr viel aus eigentlich allen Epochen. Nun bin ich kein Großverdiener, kann wenig vergleichen, hole mir häufig billige Sachen, insofern kann ich mit Tips nicht so dienen. Ich kaufe mir wenn überhaupt dann mal Mittelpreis CDs. Also Händels Opus 6 mit Hogwood von Decca habe ich mir dann mal gegönnt, obwohl ich einiges anderes schon hatte. Die Opus 3 dann auch, weil sie so günstig waren. Purcells Ayres mit Goodman habe ich mal gekauft, obwohl sie sehr teuer waren.

In einer gewissen Hinsicht ist die Klassikgesellschaft auch schon eine Klassengesellschaft. Das ist ganz klar. Ich bin in dieser Hinsicht sicherlich noch nicht mal der Ärmste der Armen, hab immer schon noch ein bißchen Geld in Petto und kann mir so einiges leisten. Aber ich bin dann schon ein bißchen geizig, weil ich nicht so viel Geld habe und dieses zusammenhalten will.

Meine Klassiksammlung besteht einerseits viel aus Naxos CDs ( viel gutes, aber über manche dieser Anschaffungen ärgere ich mich auch, wozu brauche ich eine Naxoseinspielung vom Lied von der Erde, wenn es Klemperer gibt) und dann habe ich aber auch immer gerne CDs aus der Resonance Reihe der Deutschen Grammophon und ähnliche Sachen gekauft. Dinge, die etwas älter waren, aber oft doch sehr gut. Und manchmal auch ganz billiges. Und da ich 45 bin, ist natürlich einiges zusammengekommen und sicher bin ich nicht völlig unkritisch etwa Brilliant gegenüber.

Ich finde nur Hochpreiseinspielungen einfach verdammt teuer. Wenn Du nur die Absicht hast, 20 Klassik CDs in Deinem Leben zu erwerben, macht das ja nichts, aber wenn Du gerne viel und immer neues hörst, sind sie einfach zu teuer. Und auch wenn es in Klassikforen immer höchst beliebt ist, das ergreifende Lied des Klassikliebhabers als einer armen kleinen verfolgten Minderheit anzustimmen, wenn Du überlegst, daß Brilliant in einem so kleinen Ländchen wie Holland 100.000 Exemplare von Bachs Kantaten absetzt, dann kannst Du mal sehen, was für ein riesiger Markt der Klassikmarkt ist. Europa, Amerika, der ferne Osten, Australien - auf der ganzen Welt von inzwischen 6 Milliarden Menschen gibt es eine ungeheure Zahl von Klassikliebhabern, auch wenn sie nun nicht alle so extensiv klassische Musik hören. Und ein Klassikproduzent hat ja im Grunde genommen gar nichts besonderes anzubieten, die spielen halt Musik ein, das ist ja ganz nett, aber das machen andere auch. Sie mögen ganz gut sein, aber andere sind es auch. Die wirklich überragende Aufnahme, die mag es mal geben und sie mag dann einen höheren Preis auch mal rechtfertigen, aber diese "20 Euro Industrie", diese Unverschämtheit, für jede neue Einspielung 20 Euro zu verlangen - das ist doch einfach Unsinn. Das ist doch nur die Produktion für eine Minderheit und daß da so viel Geld zu verdienen ist, glaube ich nicht. Brilliant hat mit seinen vermutlich minderwertigen Bachkantaten trotz des geringeren Preises bei den großen Stückzahlen möglicherweise mehr Geld umgesetzt als der Claudio Abbaddo und die Berliner Philharmoniker. Und das sich das auf die Dauer hält, das glaube ich einfach nicht.

Ich habe wirklich den Eindruck, daß viele Klassikproduzenten wirklich noch in den 50 er Jahren stecken. Da gab es kein Internet, allein schon die technischen Produktionskosten von Platten waren teuer und die Klassikläden bestimmten, was ins Programm kam und was nicht.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#24 erstellt: 10. Sep 2006, 17:22
Hi!

Nochmal zur Brilliant/EMI-Liason:
Die Sache ist doch ganz klar: die Einspielungen dürfen in Lizenz vermarktet werden. EMI bleibt der Rechteinhaber. Teilweise sind die Aufnahmen auch noch parallel unter dem EMI-Label zu haben (siehe hier http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist / http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist und http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist / http://www.jpc.de/jp...k/home/rsk/hitlist).
Die Idee dahinter ist ganz einfach: Einspielungen, die ihre Kosten schon (sehr) lange eingespielt haben, erzielen zusätzliche Deckungsbeiträge über Lizenzgebühren.
Daneben sind Erlöse über den eigenen Verkauf (EMI) möglich. Hinzu kommt, dass teilweise Aufnahmen erhältlich gehalten werden können, ohne dass dem originären Rechteinhaber hierfür Kosten entstehen. Der Sammler kann sich freuen, wäre doch so manche Aufnahme, die jetzt auf Brilliant erhältlich ist, ansonsten gestrichen.

Grüße

Frank
Oeconomicus
Ist häufiger hier
#25 erstellt: 10. Sep 2006, 20:14
Ich dachte, wir seien schon zu dieser Erkenntnis gekommen?!?
Hüb'
Moderator
#26 erstellt: 26. Sep 2006, 07:25

Reiner_Klang schrieb:
Seitdem Hänssler im Bach-Jubiläumsjahr seine damals rund 1500 DM teure Ausgabe sämtlicher Bachwerke auf CD vorlegte, kamen mehrere weitere derartige Zusammenstellungen auf den Markt. Die letzte - und m.E. derzeit billigste - ist die revidierte Version von Brilliant Classics bei Amazon mit 160 CDs für 85 €. Ich habe mir vor kurzem die Vorgängerversion noch für 99 € zugelegt, um zu Studienzwecken Aufnahmen sämtlicher auch weniger bekannter Werke griffbereit zu haben.
Mich interessieren Eure Erfahrungen mit diesen Gesamtausgaben. Gibt es musikalisch oder/und aufnahmetechnisch besonders gelungene Einspielungen darunter oder auch solche, vor denen man andere Hörer warnen sollte?
Reiner_Klang
Stammgast
#27 erstellt: 29. Sep 2006, 11:49
Ich muß hier um Gnade bitten, da ich bei Formulierung meiner Frage diesen Thread glatt übersehen hatte!
Dabei sind von den Kollegen schon wesentliche Punkte besprochen worden, die mich beschäftigten und ich mache mich jetzt (mit meinem neuen AKG K 701 ) erst einmal an die Aufgabe des Durchhörens der Brilliant-Box...
Jazzy
Inventar
#28 erstellt: 30. Sep 2006, 21:58
Hi!
Wenn wir ehrlich sind,bekommen wir aber keine 160 CDs für 70,-Euro.Sondern vielleicht 30 CDs,der Rest ist dann wirklich nicht gut.Ich habe eine Kantateneinspielung von dem angesprochenen Suzuki,da kann ich mal vergleichen.
Suche:
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