Philips Funkkopfhörer (u.a. SHD9100) - spezielle Akkus nötig

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carstenkurz
Stammgast
#1 erstellt: 16. Nov 2010, 17:15
Sorry, erst später gesehen, dass es ein eigenes technisches Unterforum zu KH gibt...

---
Habe zumindest bei oberflächlichem Googeln und Suchen im Forum nichts dazu gefunden - sollte aber sicher für alle Besitzer eines SHD9100 und anderer Philips Kopfhörer interessant sein.

Kurzfassung - die Ladefunktion und der Langzeitbetrieb einiger Philips Funk-Kopfhörer funktioniert NUR mit speziellen Akkus, oder Standardakkus, die etwas modifiziert wurden!

Bekannte haben mir diesen Funk-Kopfhörer (SHD9100) zur Überprüfung gegeben. Er schien kaputt zu sein - die Akkus wurden nicht mehr geladen. Beim Druck auf die Power-Taste blinkte die Anzeige für den Ladezustand nur ein paar Mal, dann war Ende. Die Sendeeinheit an sich schien zu funktionieren, gab man ein Signal auf den Sender, leuchtete die Sende-LED auf. Beim Aufsetzen des Kopfhörers auf die Ladekontakte leuchtete aber die Lade-Anzeige nicht. An den Ladekontakten oben an der Sendeeinheit konnte ich 5 Volt messen, das schien also auch grundsätzlich okay zu sein.


Ich habe die eingesetzten Ansmann Akkus rausgenommen und durchgemessen, die hatten jeweils noch knapp 1.3Volt und hätten bei einem Kopfhörer, der explizit auf Akkus ausgelegt ist auch noch funktionieren müssen. Testweise habe ich mal Batterien eingelegt - der Kopfhörer funktionierte. Dann habe ich die Akkus mal in einem Ladegerät extern geladen. Laut Kapazitätsanzeige sollten die Ansmanns danach alle drei knapp 1100mAh haben, was schon luxuriös ist für AAAs. Der Kopfhörer spielte dann auch für ca. 2h, schaltete dann aber wiederholt mit wiederum blinkender Akkuzustandsanzeige ab - die Zellenspannung lag dabei jeweils noch bei ca. 1.35Volt. Ein Defekt an der Akkuspannungserkennung oder dem Akkumanagement im Kopfhörer allgemein?

Die aus dem Netz geladene Betriebsanleitung enthält den Hinweis:

• Verwenden Sie ausschließlich wiederaufladbare
Kurzmantel-NiMH-Batterien mit Ihrem Kopfhörer,
nicht etwa ‘normale’ Batterien.

An anderer Stelle werden ausschließlich die Original-Philips Akkus empfohlen.

Nun gut, solche Hinweise findet man bei jedem batteriebetriebenen Gerät von Markenherstellern, die gerne ihre eigenen Branded Akkus verkaufen wollen.


Ich habe dann einen privat verfassten Test dieses Kopfhörers gefunden, der einige Abbildungen enthielt. U.a. waren darauf die Original Akkus von Philips zu sehen.

http://www.areadvd.de/hardware/2008/philips_shd9100.shtml

Und auf den Fotos fiel mir der reflektierende Ring am Minus-Pol der Philips Akkus auf. Sowas gibts zwar gelegentlich als Deko auch bei anderen Akkus. Aber hier kam mir die Idee, dieser Ring könnte eine Funktion haben. Also in die Akkufächer des Kopfhörers geschaut und Bingo - dort befindet sich unter dem eigentlichen Akkufederkontakt noch eine kleine Metall-Lasche (siehe angehängtes Foto).

SHD9100 Batteriefach


Diesen zusätzlichen Kontakt benutzt der Kopfhörer, und das Vorhandensein speziell präparierter Zellen festzustellen, respektive, vermutlich unmittelbar, um über diesen 'Nebenkanal' den Ladestrom einzuspeisen. Bei üblichen Standard Batterien und Akkus ist diese Stelle mit Kunststoff überzogen und der Mechanismus ist ausser Funktion. Das dient zum einen dazu, Philips etwas zusätzlichen Umsatz über den Bezug von Original-Akkus zu bescheren, zum anderen dazu, einen Defekt durch versehentlich eingelegte (Primär/Alkaline) Batterien zu verhindern, der auftreten würde, wenn diese ohne diesen Sicherheitsmechanismus mit Ladestrom beaufschlagt werden.

Ich habe zum Test dieser Vermutung die Ansmann Akkus mit einem Stück Alufolie am Minuspol umwickelt - und prompt leuchtete die Ladeanzeige an der Ladestation nach Aufsetzen des Kopfhörers auf die Kontakte wieder.

Die Dauerlösung dafür ist, an den Akkus ca. 5-10mm vor dem Minuspolende mit einem scharfen Messer die umhüllende Folie ringsum einzuritzen und dort zu entfernen/abzuschaben, damit der blanke Akkumantel hervorkommt, der Kontakt zum Minuspol hat. Beim gezeigten Ansmann musste ich danach auch noch mit einem Küchenhandtuch Klebstoffreste abrubbeln.

Modifizierter Akku ('Kurzmantel')


Dann hat man dort einen umlaufenden Kontaktring auf den Minuspol. Ich kann nur vermuten, dass derart modifizierte Akkus mit dem oben erwähnten Begriff 'Kurzmantel-NiMH-Batterien' gemeint sind. Ich bilde mir ein, ein bißchen Ahnung in der Akku-Welt zu haben, aber der Begriff 'Kurzmantel' ist mir in diesem Zusammenhang noch nicht untergekommen. Auch Google liefert dazu kaum was - ausser einer Erklärung in einem anderen Handbuch von Philips:

http://www.p4c.phili...c8320_06_dfu_deu.pdf

'WICHTIGER HINWEIS
Das Batteriefach ist so konstruiert, dass nur wiederaufladbare
Kurzmantel-Batterien (Philips AY3362) aufgeladen werden können.
Dieses zusätzliche Sicherheitsmerkmal vermeidet versehentliche
Aufladung von nicht wiederaufladbaren Batterien.'

Übrigens scheint dieser Zusatzkontakt nicht NUR der Einspeisung der Ladespannung zu dienen. Bei Verwendung der extern aufgeladenen unmodifizierten Akkus lag auch die Abschaltspannung des Kopfhörers schon bei sehr hohen 1.35V Zellenspannung, die Akku-Laufzeit des Kopfhörers mit den 'guten' 1100mAh Ansmanns betrug nur ca. 2h. Mit den modifizierten Akkus läuft er dagegen jetzt schon weitere 2h, ich werde die endgültige Abschaltspannung damit hier noch nachreichen. In jedem Fall laufen modifizierte Akkus also auch wesentlich länger als unmodifizierte.

Also falls jemand mal vor dem gleichen Problem mit Fremdakkus an Philips Kopfhörern steht...


- Carsten
carstenkurz
Stammgast
#2 erstellt: 17. Nov 2010, 02:03
Also abschalten tut der SHD9100 bei etwa 1.12-1,13Volt Zellenspannung. Das könnte zwar besser sein was die Akkuausnutzung angeht, aber immerhin halten die 1100er Ansmann in dem Teil fast 10h am Stück bei mittlerer Lautstärke durch.

- Carsten
alterego25
Neuling
#3 erstellt: 07. Dez 2011, 00:03
Hallo,

ich wollte mich nur mal für den super Bericht bedanken.
Mit den Tipps habe ich meine defekten geglaubten SHD9100 wieder zum Laufen gebracht.
Da wäre ich NIE drauf gekommen. Nochmals Danke :-)

Gruß, Mark
wertzius
Stammgast
#4 erstellt: 25. Dez 2011, 12:13
Boah und ich war schon am verzweifeln, hätte ich mir dasnAkkufach doch mal angeguckt.

Ich hatte früher nen CD Porti von Philips und da stand in der Anleitung das man dienAkkus abpulen muss.

Vielen Dank!
glotzkiste
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 31. Dez 2011, 14:20
Interessant, dieser alte Beitrag...

Im Jahre 94 oder 95 hab ich einen Technics Discman mit 3 Sekunden Anti-Shock erworben, dessen interne Ladefunktion benötigte ebenfalls diese Kurzmantel Accus.
Stokki
Neuling
#6 erstellt: 30. Mai 2013, 19:22
Vielen Dank für diesen Beitrag. Er hat mich davor bewahrt, teure Philips-Funk-Kopfhörer in den Müll zu befördern, weil ich die Akkus nicht zu kaufen finde. Benutze jetzt ganz normale Akkus mit abgeschnittener Umhüllung.
Aloysius1
Neuling
#7 erstellt: 17. Aug 2013, 12:36
Hallo,

der Beitrag hat mir sehr geholfen, vielen Dank. Die blanken Mantelringe hätten mir eigentlich auch auffallen müssen, bin aber leider selbst nicht drauf gekommen.

Zwischen den beiden Mantelkontakten ist offensichtlich eine Diode geschaltet, um eine Absenkung der Spannung um ca. 0,3 Volt bei Betrieb mit Primärelementen (Batterien) zu erreichen.
(Akku 1,2 V, Batterie: 1,5 V)

Es wird also offensichtlich als Minuskontakt für Batteriebetrieb der "normale" Federkontakt benutzt und zum Auf-und Entladen bei Akkubetrieb der zweite Kontakt, der auf den blanken Mantelring zugreift.
ewafigaro
Neuling
#8 erstellt: 05. Aug 2014, 22:52
Hallo, nach lange gesuche bin durch Zufall bei euch gelandet. Riesen dank für das Info . Ich dachte schon das mein liebe Freud hat die Kopfhörer fallen lassen. War so weit neue zu kaufen. Also noch ein mal danke,danke,danke.
claus792
Neuling
#9 erstellt: 31. Aug 2015, 10:08
...es ist schon eigenartig, mit welchen Mitteln die Industrie versucht, ihre Kunden übers Ohr zu hauen. Vielen Dank für diesen super erklärenden Bericht. Ohne ihn hätte ich wieder in die Tasche greifen müssen. claus792
*Georg_54*
Neuling
#10 erstellt: 19. Jan 2016, 17:33
Du bist Genial. Danke für die Super Erklärung.
Dine0815
Neuling
#11 erstellt: 01. Mrz 2016, 15:49
Du bist wirklich genial, danke für den tollen Beitrag. Hatte genau das Problembei den Kopfhörern meiner Mutter, jetzt weiß ich auch warum.
karlUE55D8090
Stammgast
#12 erstellt: 22. Dez 2016, 19:20
Danke das war es.

War schon fast dabei die Kopfhörer auseinander zu nehmen.

Jetzt ist alles wieder in Ordnung und mit preiswerteren Akkus.
Sachse!
Stammgast
#13 erstellt: 16. Feb 2017, 10:34
Auch von mir ein großes Dankeschön.
KilonBerlin
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 23. Apr 2017, 09:43
Ja Respekt! Zum Glück habe ich auf Sennheiser gesetzt. Die wollten sogar in Deutschland bauen, aber das wäre die Insolvenz, also ist man runter auf das Minimum (Zusammenbauen mit angelieferten Teilen bei EINIGEN Produkten...).

Die Kopfhörer haben laut Herstellerangabe doppelte Betriebsdauer (Thompson sogar nur 8h, Philips 10h und Sennheiser 20h).

Akkus wie 1100 AAA's haben meist nicht mal exakt diese und sind meist noch nicht "LSD", das LSD ist nicht so wichtig, aber das damit verbundene Prinzip schon (Viel Akku-Kapazität = VIel Selbstentladung und wenig Ladezyklen und umgekehrt).

Die Panasonic Eneloop 4. Generation sind bei AA und AAA wohl das beste was es gibt:

AAA "Pro": min. 950 mAh, noch 85% Energie nach 1 Jahr aber dafür "nur" 500 Zyklen.
AAA (Classic wenn man so will): mind. 750 mAh, nach 5 Jahren noch bis zu 70% Energie und 2.100 Ladezyklen!
AAA "lite": mind. 550 mAh, nach 10 Jahren noch bis zu 70% Energie und 3.000 Ladezyklen!

Bei AAA ist es exakt identisch alles, nur sind die Werte dort bei Pro (mind. 2500 mAh, bei AA sind es mind. 1.950, typisch 2.000 mAh und bei AA lite erstaunlich geringe "mind. 950 mAh", aber bei 3.000 Ladezyklen...

Daher waren bei den Sennheiser bereits Akkus mit der typischen Gold Peak-Lackierung und 600 mAh, im Laden fragte ich ob denn z.b. eben 1100 von Conrad oder Ansmann nicht besser wären, da sagte er lieber nicht, die Akkus sind wohl offenbar exakt auf die 60 mA des Ladebügels abgestimmt, auf dem Akku steht auch, ich denke selbst bei Personen die das Ding nicht Hardcore verwenden würde es da vieeel früher zu Problemen komme

charge: 16hrs at 60mA (wird wohl bei einer ganzen Reihe von Kopfhörern über mehrere Jahre gleich sein). Hier wären "lite" angebracht, wie man an den Kopfhörern sieht, Die rein getan, bevor die Altersschwäche irgendwie zeigen, bis dahin ist wohl eher das Gerät irgendwie defekt (sogar ein Sennheiser

Erstaunlich wie effizient die Geräte alle geworden sind im Audio-Bereich...
zauber
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 29. Feb 2020, 08:03
@carstenkurz

Moin.

Auch 2020 hat mir dein Artikel beim meinen Funkkopfhörer geholfen. :-)
Suche:
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