Einfluß als Patient auf das Handeln von Medizinern ?

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soundrealist
Gesperrt
#1 erstellt: 30. Aug 2017, 10:35
Hoffe mal, daß dieses Thema hier richtig aufgehoben ist.

Es geht um eine Sache, die vermutlich jeder von uns schon mal erlebt hat. Man erhält von einem Haus- oder Facharzt eine Diagnose und muß operiert werden. Und natürlich gibt es auch Fälle, bei denen der Eingriff recht massiv oder die anvisierte Therapie sehr risikobehaftet ist.

In der Regel läuft es dann so ab: Man begibt sich ins Krankenhaus, bekommt Risikowische unter die Nase gehalten, welche man sofort zu unterschreiben hat und dann gehts auch schon los.

Das Problem: Als Laie unterzeichnet man dann unter Zeitdruck einen Freibrief nach dem anderen, ohne die Chance zu haben, die Inhalte vorher gründlich zuhause durchzulesen, um sich überhaupt erst mal Gedanken machen zu können.

Nun mag der eine oder andere sagen "ich bin eh kein Arzt und kann das alles medizinisch nicht beurteilen, operiert werden muß man sowieso, also was solls ?"

Aber ganz so einfach liegen die Dinge oftmals nicht. Denn neben der Sinnhaftigkeit einer zweiten Meinung besteht in vielen Fällen ein großes Problem bereits darin, daß Mediziner gar nicht immer im Sinne des Patienten, sondern nach "Richtlinien" handeln.

Ein sehr grasses Beispiel: Mein Schwiegervater. Er mußte ins Krankenhaus, Diagnose Kehlkopfkrebs. Er hatte uns nie davon erzählt, nun wollte er aber (nach vorangegangenen Untersuchungen) von mir für eine Operation ins Krankenhaus gefahren werden. Erst dort eröffnete man Ihm, daß ein Teil des Keklkopfes entfernt werden müsse (= ich durfte mit rein). Und auch hier das typische Prozedere: Sofortunterschriften, OP am nächsten Tag.
Ich konfrontierte den Arzt hiermit und fragte,ob er diesen Sachverhalt kennen und in die Überlegung seiner "Schnittführung" mit einfließen lassen würde:

http://www.ardmediat...&documentId=42130112

Er verneinte, man wolle sich damit nicht auseinandersetzen und deswegen auch die eigenen Richtlinien bzw. Vorgehensweisen nicht überdenken. Mein betagter Schwiegervater, den seine Situation ohnehin stark genug belastet, hat trotz meiner Bedenken und Einwände widerstandslos unterschrieben, gestern abend war die OP.

Daher nun meine Frage: Wie kann man bereits im Vorfeld auf solche Dinge Einfluß nehmen und ggf. auch nachgewiesenermaßen andere erfolgreiche Wege gegen den Willen von Ärzten oder "medizinisch veraltete Richtlinien" durchsetzen ?

Ebenfalls ein Paradebeispiel: Wer Gallensteine hat, bekommt grundsätzlich auch die Gallenblase entfernt. Wenn man nur die Steine entfernt , seine Gallenblase aber behalten möchte, weigern sich die Mediziner, die Operation durchzuführen. Aufgrund medizinischer Richtlinien. Warum darf ein Patient nicht selbst über seinen Körper bestimmen bzw (auf eigenes Risiko) sagen dürfen, wie viel maximal wegschnippelt werden darf ?

Geht beim Friseur doch auch
kinodehemm
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 30. Aug 2017, 14:31
moin


Das Problem: Als Laie unterzeichnet man dann unter Zeitdruck einen Freibrief nach dem anderen, ohne die Chance zu haben, die Inhalte vorher gründlich zuhause durchzulesen, um sich überhaupt erst mal Gedanken machen zu können.


nope!

Exakt das sollte bei gewissenhafter und korrekter Patientenvorbereitung - und -aufklärung nicht passieren.
So sind zB im Untersuchungsraum oä unterzeichnete 'Einverständniserklärungen' per se immer ungültig, es gibt auch zu Aufklärungs-und Einverständinsbögen klare Handhabungsvorschriften.

Des weiteren sollte der Patient natürlich alle für ihn relevanten Fragen im Vorfeld an den Untersucher/Operateur richten und auf klare Antwort bestehen.

Das es bei des OP-Abläufen gewisse Gold-Standards gibt, die eigentlich die Art und den Umfang einer vordefinierbaren OP umschreiben, ist gut und richtig- freies Schiesse und das Ausleben von interessanten Ideen ist keine Basis für eine evidenzbasierte Medizin.

Es gibt zigtausend völlig sinnfreie, zusammengesponnene Videos, 'Dokus' oder behauptungen, das dies und jenes nun die Therapie im Bereich xy umkrempeln wird- wenn die Medizin nach jeder Sendung bei Tele5 neue Behandlungsrichtlinien initiiert, kann mans auch ganz lassen.

So ist zB das Methadon-Thema derzeit sehr en vogue- aber wenn du es ja gesehen hast, weisst du, das es dabei nicht um prä-oder postoperativ geht, sondern das Ganze im Kontext mit bestimmten TU und CVhemo zu betrachten ist.

Nen Operateur interessiert das eher nicht, da es nicht sein Bereich ist.

Thema 'Wahlvorschläge' des PAtienten zum OP-Verlauf..
Klingt fast so seltsam, wie es auch ist...


GallenblasenOP, um beim Thema zu bleiben, macht man idR, wenn Patienten wiederkehrende Beschwerden, Koliken etc haben, die auf Gallensteine zurückgeführt werden können.
Theoretzisch könnte man (nicht alle typen von Gallensteinen, aber die meisten..) auch durch Lyse behandeln, allerdings ist da die chance, das es zu Neubildung von Steinen kommt, sehr gross.
Ähnlich wäre es auch, wenn man die Gallenblase 'drin' liesse und nur die Steine rauspulen würde- innerhalb kurzer Zeit wären wieder Steine da. Das entfernen der Gallenblase verhindert ein stauen, konzentrieren und auskristallisieren der Gallengangsflüssigkeit, daher kommt dat dingen raus..

- aber lange Rede, kurzer Sinn:
Medizin ist Vertauenssache:Solange man niemanden findet, dem man Vertrauen schenken will, sollte man sich auch nicht therapieren lassen.

Und bezüglich der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit eines grossen Teils der in D durchgeführten OPs kann man sich zurecht ein paar Gedanken machen- umso mehr, wenn es einen selbst betrifft.

Um die Kollision von hippokratischem Eid und Selbstbestimmung des Patienten gibt es nicht erst seit den Sterbehilfe-Diskussionen reichlich Sprengstoff..


[Beitrag von kinodehemm am 30. Aug 2017, 14:33 bearbeitet]
soundrealist
Gesperrt
#3 erstellt: 30. Aug 2017, 20:46

kinodehemm (Beitrag #2) schrieb:


So ist zB das Methadon-Thema derzeit sehr en vogue- aber wenn du es ja gesehen hast, weisst du, das es dabei nicht um prä-oder postoperativ geht, sondern das Ganze im Kontext mit bestimmten TU und CVhemo zu betrachten ist.



Du hast Recht. Genau bei dieser Sachesehe ich durch meine medizinische Laienbrille (z.B. im Fall meines Schwiegervaters) da halt zwei Wege.
Kehlkopf raus oder alternativ Chemo mit Methadon. Klar, das Thema ist topaktuell. Aber so wie ich das sehe, sicherlich nicht nur im Moment. Eine Steigerung von 10% Heilungschance auf 100%, gestützt durch Röntgenbilder und jede Menge wissenschaftlich dokumentierter Fälle sprechen eine sehr deutliche Sprache.

Ich hatte heute versucht, Frau Dr. Friesen im Klinikum Ulm zu erreichen. Da herrschen inzwischen Zustände wie auf der Titanic: Nur noch per Email und Warteliste erreichbar:-(
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