Punk Identitätskrise?

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DOSORDIE
Inventar
#1 erstellt: 23. Okt 2020, 16:00
Hallo,

Ich bin Tobi, 34 Jahre und Einige kennen mich hier sicherlich. In dem Forenteil schreibe ich aber eigentlich nie. Ich bin glaub ich seit 2003 hier angemeldet, da war ich 17.

Nun möchte ich aber über ein Anderes Thema sprechen, das mich im Moment total bewegt. Seit einigen Wochen steht mein Kopf nicht mehr still. Aber von Anfang an:

Ich war früher schon subkulturell interessiert und habe dann mich auch für Punk interessiert. Mit 15 habe ich einen Kasseler Punk in meinem Alter kennengelernt, der mich dann auf erste Konzerte mitgenommen hat und immer wusste wo was geht. So habe ich dann die Szene entdeckt, die im Nachhinein eigentlich größtenteils nur aus Jugendlichen mit „so ner Phase“ bestand, von denen ich damals dachte, sie wären halt die Derbsten. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern und durfte auch immer Alles, nur wenn’s um Optik geht waren sie immer total abgeneigt, wenn ich Bunte oder auch Gothics und Emos mit heim gebracht habe, was in dieser Phase eigentlich permanent passierte. Die Leute konnten noch so ordentlich und freundlich sein, aber sobald sie anders aussahen waren sie bei meinen Eltern unerwünscht. Weil ich grundsätzlich sonst frei war und eigentlich tun und lassen konnte was ich wollte, hab ich mich auch nicht getraut so anzuziehen oder mal was auszuprobieren, ich hatte ja sonst keinen Grund zu rebellieren und wusste auch sonst nicht gegen was eigentlich, denn ich hatte ja Alles.

Trotzdem fand ich die Punk/Grunge/Goth und später auch Emo Ästhetik immer toll und hätte auch gerne so ausgesehen. Die ganzen Poser haben mir aber immer erzählt ich wäre zu lieb für sowas und mir würde das bestimmt nicht passen oder stehen, weshalb ich es lieber gleich lassen sollte. So gehörte ich dort nie richtig dazu, die Meisten sind aber eh nach spätestens 2 Jahren, nachdem sie ihre Jugendmacke so richtig exzessiv ausgelebt und auf der Straße gepennt, geschnorrt, Schule geschwänzt und einmal sogar ein Haus besetzt haben, permanent besoffen oder auf Droge waren, irgendwann zu regelrechten Bilderbuchspiessern mutiert. Viele haben während der Zeit ihre zukünftige Frau gefunden und auf den Parties wurde dann schon ziemlich schnell klar, dass die geile Zeit vorbei war, als die Freundinnen dann wegen „Kopfschmerzen“ nicht mehr mit kamen und lieber zuhause vorm Fernseher saßen und so wurden es dann immer weniger und auch optisch veränderten sich Einige über Nacht wieder zurück zum Casual Guy und ein paar Jahre später studierten dann Viele BWL und Architektur und von der permanenten Deutsch Punk Beschallung ging’s dann zu hr3 oder Planet Radio. Auf einmal ging’s wieder um Status Symbole, die ersten iPhones kamen und dann brach der Kontakt endgültig ab, weil die Menschen, die ich mal kannte nicht mehr existierten.

Dieses Exzessive hab ich nie mit gemacht. Ich bin immer zur Schule gegangen, hab bis auf Kiffen nie Drogen probiert, mich nur am Wochenende oder wenn ich frei hatte betrunken und war zu dem Zeitpunkt wo mir das Alles zu chaotisch wurde auch nicht mehr so oft dabei. Ganz schlimm war’s, als wir Alle so 19 oder 20 waren und die Jüngeren Mädels nach kamen. Da hatten dann Einige 12 Jährige schon Sex mit den Älteren, haben dann massiv Drogen probiert und sind total abgestürzt, da war ich dann leider komplett raus aus dem Game. Es gab so ein Mädchen, dessen Namen ich jetzt nicht nenne, das sich selbst gepierct hat und mit 12 schon als übelster Penner Punk auf der Straße lebte. Ich weiß nicht ob die das als Selbstverletzung gemacht hat, die wirkte immer so vernünftig und nett, ist dann aber irgendwann komplett ausgetickt und das mit den Drogen war ein echtes Problem, weil da ganz Viele abgestürzt sind, teilweise unter 14 und vor Allem Mädchen. Die mussten dann auch in Geschlossene.

Was in dieser Zeit auch auffällig war, war die Metamorphose vom normal aussehenden Mädchen zum absolut überstylten Punk Girl. Auffällig waren vor Allem so Sachen wie die 14 Loch Doc Martens, die jeder haben musste. Die Klamotten waren für einen normalen Jugendlichen eigentlich gar nicht bezahlbar und sowas wie die Stiefel konnte man eigentlich nur haben, wenn man relativ tolerante und wohlhabende Eltern hatte. Da beginnt bei mir schon der erste Widerspruch mit dem ich damals nicht einverstanden war:

Wenn Punk so frei und tolerant ist, wieso wird man dann nur akzeptiert, wenn man so aussieht, wie Alle Anderen?! Schon allein aus dem Grund hab ich mich damals gar nicht so anziehen wollen, weil die Identifikation mit diversen Bands und Leuten zwar da war, aber die Gleichaltrigen oder Jüngeren hatten Alle keine eigene Meinung. Genau so war das auch mit Politik: Ohne nachzudenken wurde eben einfach das nachgelabert, das die Bands und das Internet so sagten. Anarchie, Gewalt, Randale gegen jede Barikade, Pöbel und Gesox Oi!Oi!Oi!... tOilwOise haben die auch Alle so einen SchrOibstil angenommen um sich abzugrenzen. Ich dachte manchmal ich schrOib mit kLAinKindAn. Also war mir das Alles zu blöd und in bei solchen Bands wie Knochenfabrik steckt ja in den Texten auch ne Menge Ironie. So ein Song wie Grüne Haare oder Filmriss würde ich nie für voll nehmen, das ist halt geil zum Feiern und die sozialkritischen Texte sind auch super, Chefdenker hab ich schon live gesehen und die sind einfach total klasse und haben mir auch meine Platte unterschrieben, aber ich würde mal behaupten, dass von Denen Niemand bestrebt so zu sein, wie die Songs das teilweise aussagen, wenn man nicht zwischen den Zeilen liest. So eine Distanz hat man aber mit 15 vielleicht nicht dazu.

Ich war auch damals schon politisch eher distanziert, weil ich erstens gar keine Ahnung davon hatte und zweitens auch keinen Bock hatte, mich damit auseinander zu setzen und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Anderen das tatsächlich so gemacht haben, wie sie es vor gaben. Ich wusste jedenfalls, dass Anarchie nicht die Lösung ist und das machte mir sowieso Angst, weil ich damals dachte Anarchie wäre komplett regelloses Chaos. Als ich dann wahlberechtigt war, hab ich immer brav die CDU gewählt und seit Merkel bin ich auch davon überzeugt, dass sie derzeit alternativlos ist und davor hat’s für mich halt immer funktioniert, ohne, dass ich nachdenken musste. Ich hab immer gesagt ich bin unpolitisch, fand Oi aber irgendwie merkwürdig und hab dann irgendwann auch festgestellt, dass sich als unpolitisch eigentlich sehr häufig die Leute bezeichnen, die dann Gar nix oder AfD wählen.

So ebbte das langsam ab, mein Freundeskreis veränderte sich, die Emos kamen und die Subkultur verschwand aus Kassel immer mehr. Was blieb waren ein paar CDs und Platten, die prägend waren (das fing so mit der Uuaarrgh von WIZO an und dann hat man sich da langsam durchgearbeitet, Normahl, Konchenfabrik, Rasta Knast und so und hier um die Ecke sind natürlich auch die Lost Lyrics zuhause). So richtigen Rotzepunk mochte ich nie, das klang mir immer zu schlecht und war mir nicht schön genug.

Mir war es aber auch immer zu blöd, Alles andere aufzugeben und nur noch Punk und Oi zu hören. Ich mochte schon immer die 80er und Oldies und gerne auch mal alte Schlager, genau so wie Hip Hop oder die alten Dance Sachen aus meiner Kindheit, Neue Deutsche Welle und auch immer mal wieder kommerzielle Sachen aus den Charts, genau so wie Indie und Alternative. Eigentlich gibt es kaum ein Genre wo es gar nix gibt, das ich mag. Hab auch jede Menge DDR Platten, obwohl ich nicht aus dem Osten bin.

Ich hab dann so vor mich hingelebt, wie man das so macht und hatte auch keine Leute mehr, die mit mir auf solche Konzerte oder Veranstaltungen gegangen wären. Durch meine Ausbildung ergab sich dann auch noch ein zweiter Kreis wo wir meistens bei Irgendwem zuhause waren und dort gefeiert haben und da konnte ich eh nie hören, was ich wollte, meistens lief da House oder Hip Hop, aber das war ok für mich. Ansonsten war ich dann auch eher in mainstreamigeren Locations, oft auf 80er Parties oder in Rock Kneipen.

Die Subkultur hat sich dann so losgelöst, dass Alternative Kreise heute auf ganz andere Musik feiern, durch das Internet ist die Subkultur auch nicht mehr mit einem Musikstil so eng verknüpft und stylemässig sind viele Sachen aus dem Punk im Mainstream aufgegangen. Vor 15 Jahren konnte man an der Optik noch erkennen, was für eine Einstellung Jemand hat. Heute sind Tattoos, Piercings und bunte Haare so krass im Mainstream angekommen, dass das absolut nix mehr mit Musikgeschmack, Politik und Lifestyle zu tun hat.

Ich war also nach wie vor in alternativen Kreisen unterwegs, Punks sind mir dort allerdings selten bis gar nicht mehr begegnet und damit war dann das Thema eigentlich durch für mich. Die ganzen Teens bei Insta sehen zwar Alle wieder so aus, wie die schrillsten Londoner Punks aus den späten 70ern, aber die haben teilweise keine Message mehr, machen das aus ästhetischen Gründen, eng mit Cosplay, Manga und so verknüpft. Vieles ist auch zu LGBT abgerückt, Punk und LGBT scheint sehr eng miteinander zu sein, was ich auch gut finde. Es ist aber auch Alles kommerzieller geworden. Die meisten definieren Punk eher in Verbindung mit so großen amerikanischen Bands, die bei Rock am Ring auftreten und nicht mehr unbedingt politisch sind, sondern eben nur noch Punk Rock machen. Viele neue Punk Rock Platten sind sogar mir zu Soft abgemischt oder mit Autotune angereichert, was ich in den meisten Fällen nicht ertrage.

Was hat sich seit dem verändert? Nun, ich habe seit 4 1/2 Jahren eine deutlich jüngere Freundin (22), wir leben zusammen, ich bin in einer stabilen Beziehung. Nach 13 Jahren Zeitarbeit seit der Ausbildung bin ich letztes Jahr übernommen worden und arbeite nun für die Rüstungsindustrie, was ich mir früher nie hätte vorstellen können. Ich bin Pazifist, habe verweigert, hab mit Waffen und Militär nie was zu tun gehabt, aber ich hab diese Unverbindlichkeit nicht mehr ertragen (ich habe auch noch einen unehelichen Sohn, der ist 11 und auch dem möchte ich finanziell eine stabile Grundlage geben). Da hab ich nicht lange gefackelt, als ich mitbekommen habe, dass ich da fest rein komme, vernünftig bezahlt werde, eine gute Soziale Absicherung habe, tolle Arbeitszeiten und ein nettes Umfeld und da waren mir auch die Panzer erst mal egal. Außerdem kann Mans ja auch schön reden: Panzer können leben retten, werden zur Drohnenabwehr bei Großveranstaltungen oder im Falle einer Naturkatastrophe eingesetzt, um Menschen zu bergen. Wenn man elektronische Geräte oder Klamotten kauft hängt da möglicherweise prozentual gesehen mehr Menschenblut dran, als an einem Panzer jemals klebt und das beliebteste Argument „Wenn du’s nicht machst, dann macht’s wer Anders...“, schwacher Trost und schlechte Ausreden... von Export fang ich mal nicht an, aber trotzdem muss ich sagen, die Arbeit selbst, die Behandlung der Mitarbeiter, die Kommunikation und auch die Würdigung von oben sind in dem Unternehmen einfach hervorragend. Arbeitstechnisch würde ich fast behaupten, das ist der beste Arbeitsplatz, den ich je hatte und gerade in der jetzigen Zeit, nach dem die das mit Corona bisher sehr sehr gut geregelt haben wäre das ziemlich blöd, das ohne Alternative aufs Spiel zu setzen, denn Alternativen gibt es leider Wenige, bis Keine. Viele in links-Alternativen Kreisen reden nicht mehr mit mir, wenn sie mit bekommen wo ich arbeite.

Dazu kommt, dass ich jetzt einen politischen Standpunkt habe. Ich finde Merkel immer noch gut, aber wenn sie Abtritt, habe ich keinen Grund mehr CDU zu wählen. Ich finde diesen Amtor ganz fürchterlich, die Nähe zur CSU und deren Rechtspolitik und die ganzen Abwanderungen zur AfD machen mir Angst und seit dem Rechtsruck beschäftige ich mich viel mit Faschismus und auch Homophobie, das gehört für mich irgendwie Alles in Einen Topf, denn ein Schwarzer, der bei Black Lifes matter vorne mit läuft und dann aber gegen Schwule wettert ist genau so dämlich, wie ein Schwuler, der AfD wählt aber beim CSD mit läuft oder auf Ausländer schimpft. Das ist für mich Beides Faschismus und das muss aufhören. Genau so wie jeder sein Geschlecht selbst definieren sollte, ohne hinterfragt werden zu müssen. Eine Person ist doch nicht ein anderer Mensch, nur weil sie männliche oder weibliche Attribute annimmt oder ablegt und es ist mir ziemlich egal ob meine Freunde im Kleid oder in der Hose vor mir sitzen, wichtig ist, was sie im Kopf und im Herzen haben uns das bleibt ja.

Ich würde also schon sagen, dass ich links bin und will in Zukunft auch auf dem Wahlzettel weiter nach links, schon allein um mich weiter von rechts zu distanzieren.

Ich hab ja vorhin schon erzählt, dass ich immer Casual rum gelaufen bin. Letztes Jahr ist aber etwas eigentlich völlig Nichtiges passiert, dass mich getriggert hat, das zu ändern. Meine Freundin kam nach Hause und meinte, sie will unbedingt Doc Martens. Die sind ja im Moment bei den jüngeren Mädchen total angesagt, aber nicht die 14 Loch sondern die 8 oder 10 Loch. Da ist mein Kopf total ausgerastet und innerhalb von wenigen Momenten ist die Entscheidung in mir gereift, dass ich 14 Loch Doc Martens mit roten Schnürsenkeln haben will. Das Ende vom Lied: ich hab sie bestellt, meine Freundin hat bis heute Keine. Die Schuhe kamen dann von Doc Martens aus England (obwohl sie in Thailand hergestellt werden und Doc Martens schon seit Jahren an eine China Holding verkauft worden ist) nach 2 Tagen bei mir an und ich war noch nie so glücklich und stolz wegen einem Paar Schuhe. Die haben dann ausgelöst, dass ich Andere, engere Hosen haben wollte, naja aber bis auf das hat sich erst mal Nichts geändert. Ich hab nur einfach gern die Schuhe an und je nach Laune mach ich unterschiedliche Schnürsenkel rein, die für mich natürlich Alle eine Bedeutung haben (früher war rot ja Antifa, dann hab ich noch so Welche mit Regenbogen Optik für LGBTQI+, manchmal mach ich aber auch schwarze rein, hab jetzt son neongrünen Pulli und mir passend dazu auch neongrüne Schnürsenkel gekauft, nur weiß kommt da natürlich nie rein).

Ich hab diese Schuhe schon oft in Frage gestellt, denn erstens sind sie angeblich schlechter Verarbeitet als die aus England, sie kosten 206 Euro, dann sind sie wie gesagt aus Thailand, Doc Martens keine eigenständige Firma mehr... das ist der pure Kapitalismus, die Menschen, die die herstellen leiden wahrscheinlich genau so wie die, die Nike oder Adidas Schuhe bauen und 206 Euro haben mit Punk einfach rein gar nix zu tun... trotzdem haben sie nach wie vor eine Symbolwirkung auf mich, die andere Schuhe nicht haben. Nachträglich habe ich mich lange mit dem Thema beschäftigt und rausgefunden, dass die Firma Solovair mal für Doc Martens in Lizenz gebaut hat und nach wie vor Schuhe mit dem selben Design in den Original Fertigungshallen in England herstellt. Allerdings kosten die 250 Pfund, sind also noch teurer.

Es ist dann jedenfalls erst mal nix mehr passiert. Ich hab normal weiter gearbeitet und gelebt, man muss aber auch sagen, dass ich fast 25 kg abgenommen hab, ich hab mal fast 100 gewogen (bin 1,80 groß), seit dem denk ich mir „so scheisse siehst du gar nicht aus.“ und traue mich mehr, gerade was engere Sachen angeht. Vor ein paar Wochen ist dann irgendwas in mir ausgebrochen. Ich wollte mich exzessiver anziehen, war von mir gelangweilt, hab nach und nach so typische Sachen, die man mit Punk und Grunge verbindet gekauft, die mir gefallen. Nietenbänder, Gürtel, Lederimitat Hosen (eigentlich für Frauen, aber für Männer gibts sowas in dem Schnitt gar nicht) und dann bin ich mal so raus gegangen und hab gemerkt, wie gut mir das tut, denn ich hab plötzlich Komplimente für mein Äußeres bekommen, was früher NIEMALS passiert ist. Aber zum ersten Mal hab ich für mich komplett selbst entschieden, was ich gut finde und dass ich das tragen kann, ohne dass Jemand andere da rein pfuscht und ich mag mich so auch.

Erst war das nur äußerlich, so als würde ich was raus lassen, was ich eigentlich mit 16 schon hätte machen müssen, aber jetzt eben gefestigt und jetzt ist es mein eigenes Ding, weil sonst Niemand mehr in meinem Umfeld macht. Aber in den letzten 2 Wochen entwickelt sich das in ne Richtung wo ich mich irgendwie fühle, als wäre ich im falschen Körper. Als hätte ich 20 Jahre das falsche Leben gelebt. Ich dachte dann über den ganzen Punk Kram nach. Dann hab ich wieder exzessiv Punk Rock gehört, mir Interviews und Podcasts angehört. Ich hab Axel Kurth bei Instagram angeschrieben, der mir sogar geantwortet hat, aber irgendwie keinen Bock auf ein tiefergehendes Gespräch hatte, was ich natürlich verstehen kann. Er war sehr freundlich, aber hat gesagt, dass er mir nicht helfen kann und dass ihn die Situation derzeit auch nervt, aber ich fand schon cool, dass er überhaupt zurück geschrieben hat. Ich hab auch von ihm ein Interview gesehen und das hat mich irgendwie total inspiriert aber auch von mir enttäuscht. Ich meine der verfolgt sein Leben lang einen Traum und zieht den knallhart durch und der sieht immer noch total jung und fit ist und macht einen wahnsinnig ausgeglichenen und netten Eindruck und eigentlich ist er allein ja die Band und das war der Auslöser, dass ich morgen mal nicht den selben Haarschnitt schneiden lassen werde wie sonst und mal ausprobiere, wie es sich so mit Iro lebt, was ich mich vor ein paar Wochen niemals getraut hätte.

Und dann hab ich mich gefragt ob ich vielleicht seit 20 Jahren Punk bin, ohne es gemerkt zu haben und hab dann auch son Podcast mit Jan Off angehört und dachte dann, die sind Alle so reflektiert und machen irgendwas Gutes, ernähren sich oft vegetarisch, vegan oder so, versuchen sogut es geht nachhaltig zu leben, die machen sich Gedanken über Gesellschaft, Konsum und versuchen auch ernsthaft und aktiv was zu ändern.

Ich hingegen lebe im Konsum. Ich bin zwar gesellschaftskritisch, aber ich bin z.b. zu faul zu kochen, wenn ich von der Arbeit komme, mache dann Tiefkühlkost, am Wochenende gehen wir manchmal 2 bis 3 mal essen. Ich mag total gerne Apple, Netflix und Fernsehen und bin technikverliebt, ich hänge viel am Handy, hab jetzt die AirPods Pro und wenn ich mit nem iPhone 11 Pro Max und AirPods mit dekadentem T-Mobile Vertrag und Spotify durch die Stadt laufe kann die Musik noch so Edgy sein, der Rest ist es eben irgendwie nicht. Und auch die Klamotten: Früher hat man Sammelbestellungen bei Nix Gut gemacht oder es gab kleine Läden wo man das gekauft hat, aber jetzt muss man Alles in China bestellen, was zwar so aussieht, aber so ja gar kein Punk sein kann.

Es ist Alles so im System Untergangen und der Punk ist so von der Popkultur gefressenen worden, dass man sich eigentlich gar nicht entziehen kann. Aber damit ändere ich ja Nichts.

Und das bringt mich zur Verzweiflung. Ich kann zwar so rumlaufen, aber ich arbeite nach wie vor für die Rüstungsindustrie, konsumiere viel, nutze Apple Produkte, gebe viel für Technik aus und habe im Moment auch nicht die Ambition daran was zu ändern. Dann frage ich mich, ob ich mich überhaupt „Punk“ nennen darf und denken, dass ich dem nicht würdig bin, denn so wie ich Punk sehe, bin ich nur teilweise. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Es ist ein Gefühl, das man kennenlernt, wenn man die Subkultur kennenlernt, sich damit auseinandersetzt, die Musik hört und diese Wut und aber auch All diese Farben spürt und wenn man das Einmal hat, dann kommt das in bestimmten Situationen immer wieder hoch und dann fühlt es sich irgendwann an, als wäre das angeboren, wie ein Instinkt. Manchmal reicht es schon, wenn ich so Situationen an der Arbeit hab. Im Handwerk sind Viele aus dörflichen Gegenden, die sind dann oft rechts orientiert ohne es zu merken. Wenn dann wieder so dumme Sprüche über Ausländer kommen und ich mich klar dagegen stelle und weiß, dass wahrscheinlich die 10 Anderen im Raum Alle die selbe falsche Meinung haben. Aber ich hab dann das Gefühl, das Richtige getan zu haben.

Aber trotzdem: Ich bin und bleibe ein Konsumopfer. Ich mag Fast Food und Coca Cola. Neulich, als am Hauptbahnhof Fridays for Future war, sass ich da im Burger King und hab n X-Tra Long Chilli Cheese Menü mit Extra Käse und Bacon und n King Shake Vanilla verdrückt, während draußen Kids für Nachhaltigkeit protestiert haben und ich hab mich nicht mal schlecht gefühlt. Allerdings muss ich auch sagen, dass das Burger King nach der Demo verdächtig voll wurde...

Ich weiß grad jedenfalls nicht, wie ich ins Reine mit mir komme und ob ich mich Punk nennen darf, ohne Pseudo zu sein.

Früher gabs son Typen, der Alles ausprobiert hat und einfach nie er selbst war, Gerrit hieß der, und der hat dann irgendwann um sich wieder aufzuspielen gesagt „Seit ein paar Tagen werde ich irgendwie immer mehr zum Punk...“, natürlich hat er das so gesagt, dass ich mich vor Fremdscham am Liebsten übergeben hätte. Es war einfach komplett unglaubwürdig und peinlich. Ein anderes Mädchen, das Alle Lollo nannten, das genau so Pseudo war wie er hat dann gesagt „Der Gerrit ist kein Punk, denn er hört keinen Punk Rock...“, Beide sind dann nach einigen Monaten aus der „Szene“ verschwunden und haben komplett andere Identitäten angenommen. An solche Szenen denke ich oft, wenn ich darüber nach denke, ob ich Punk bin und dann frage ich mich, ob es bei mir genau so peinlich klingt, wenn ich das sage und schäme mich dann für mich selbst, weil ich Leuten, wie einem Axel Kurth oder einem Jan Off nicht gewachsen bin und Niemals so konsequent Alles ändern oder von vorn herein so leben könnte.

That‘s it. Und das fühlt sich im Moment an, wie die schlimmste Krise meines Lebens.

LG Tobi
Rabia_sorda
Inventar
#2 erstellt: 23. Okt 2020, 17:09
Oha, Tobi .... was ist denn mit dir? Du hast doch wohl nicht in deinen jungen Jahren schon eine midlife-crisis

Ich bin da zwar etwas älter, aber ich kenne selbst so einiges was du geschrieben hast.
Ende der 80er bin ich in die Gothic-Szene gerutscht und sah dazu dann auch dementsprechend aus. Wenn ich heutzutage mal zu irgendwelchen Gothic-Veranstaltungen gehe, dann mache ich mich dazu immernoch passend zurecht. Privat habe ich zwar auch noch einen etwas "Gotischen" Look, aber das ist weitaus nicht mehr so ausgeprägt wie noch vor 15 Jahren.
Dabei habe ich aber nie diese "Trauer-/Depri" - Musik a la Goethes Erben oder Lacrimosa gut gefunden, sondern hauptsächlich -und auch heute noch- die härtere Elektronik-Schiene wie EBM und Industrial. Aber einiges mag ich da auch aus der Medieval-Richtung.
Doc´s habe ich nie besessen, da sie mir nicht gefielen. Ich trage eigentlich seit eh und je nur halbhohe Ranger´s.
Ein paar Punk´s hatte ich damals auch in meiner Clique und mit einigen habe ich heute noch Kontakt. Diese sind aber nun "Normalo´s" geworden und haben höchstens noch ein paar Punk-LP´s im Schrank stehen.

Tobi, lasse dich nicht von anderen bequatschen und stehe zu deinen Dingen und vor allem zu dir selbst!



Gruß
Karsten
DOSORDIE
Inventar
#3 erstellt: 24. Okt 2020, 06:10
Midlifecrisis würde ich das nicht nennen. Hab ich zwar auch erst gedacht, aber ich glaub da hat man andere Bedürfnisse.

Naja Punk hat ja erst mal mit Äußerlichkeiten nix zu tun. Man kann ja ganz normal aussehen und trotzdem so ne Einstellung haben und ich bin der Meinung, wenn man das wirklich ist, ist es egal, wie man aussieht, wie alt man ist dann ist man das immer, so ziemlich von Geburt an. Das ist wie angeboren. Das irrsinnige daran ist, dass diese ganze Subkultur jetzt schon so alt ist, aber für den Mainstream irgendwie immer noch provokativ.

Vielleicht ist das ja Alles tatsächlich nur ne Phase, aber das heißt nicht, dass meine innere Einstellung sich deshalb ändert. Das ist ja das, was ich hinterfrage.

Vielleicht ist das für mich auch eine Möglichkeit diese Gefangenheit durch Corona zu kompensieren. Die ist zwar nicht politisch, aber eine Arbeitskollegin meinte neulich auch, es fühle sich ein Bisschen an wie Dritter Weltkrieg und irgendwie verstehe ich, wie sie das meint. Die sagt öfter so kluge Sachen und weiß das glaub ich gar nicht. Und Punk ist ja auch ein Synonym für Freiheit. Vielleicht ist das kein Zufall, dass das jetzt so in mir aufkeimt. Kann aber auch sein, dass es einfach nur am Alter liegt, dass ich denke, wenn ich’s jetzt nicht mache, dann mach ich’s nie und ganz ehrlich: ich weiß nicht wie die an der Arbeit auf nem Iro reagieren. Wahrscheinlich passiert gar nix, aber könnte auch passieren, dass ich Ärger von irgend nem Vorgesetzten kriege. Ich wohne in einem Haus mit meinen Eltern, die hätten mir das früher wie gesagt nie erlaubt. Ich hab auch keine Ahnung was die nachher sagen. Ich mach das jetzt einfach und nehme mögliche Konsequenzen in Kauf, aber verbieten lasse ich’s mir garantiert nicht.

Ich hab ja auch selber mal Punk Rock gemacht, wir hatten so ne Schülerband von der Musikschule und ich hab die Songs geschrieben. Die waren größtenteils unpolitisch, eher so Liebeslieder, aber schon sehr punkig und dann sind wir ironischerweise mal am Hessentag im Polizeibistro aufgetreten. Ich finde die Polizei übrigens gar nicht scheisse. Ich sag auch nie Bullen. Ich finde die Meisten machen Einen guten Job und ich bin manchmal echt froh, dass die da sind. Die Nummer mit den Nazis und so Auswüchse auf irgendwelchen Demos, wo Passanten geschlagen werden sind natürlich zum Kotzen, aber in den meisten Fällen sehe ich dir schon als Freund und Helfer.

In die Gothic Szene hatte ich auch immer so meine Verbindungen. Es gab früher bei uns in den Nachthallen die Dark Area, da bin ich dann immer hin und her zwischen Musiktheater (Alternative Disco) und Area. Je nach Veranstaltung liefen da auch so Avantgarde NDW Sachen und DAF oder Nichts - Tango 2000 wurde da gerne gespielt. Die Leute von da sieht man heute noch auf anderen Veranstaltungen, die wir von Zeit zu Zeit besuchen, wenn nicht grad Alles dicht ist und die sehen auch immer noch aus wie früher. Ein paar Gruppen hab ich da auch mit genommen, And One z.B., Sitata Tirulala war in meinen Kreisen größer als Techno Man. Find ich auch immer noch geiler. Oder Helium Vola, Pzycho Bitch, Apoptygma Berzerk, Velvet Condom, manchmal kamen auch so Sachen, die auch am Ballermann gespielt wurden, Düse mit Nackig zum Beispiel. War ne gute Zeit und nette Menschen.

Danke für deine aufbauenden Worte übrigens. Ich mach schon mein Ding, aber Zweifel an mir selber hab ich grad trotzdem. Es geht ja auch nicht um das, was Andere sagen, sondern das zu reflektieren gegenüber mir selbst, unter Umständen auch einfach mal zu gucken, ob ich nicht ein besserer Mensch sein kann.

LG Tobi
kölsche_jung
Moderator
#4 erstellt: 24. Okt 2020, 11:24
irgendwie versteh ich dich nicht ...

einerseits schreibst du, Punk habe nichts mit Äußerlichkeiten zu tun, andererseits willst du dich "uniformieren" ....

Ich bin damals (82/83) in unsere (Dorf)-"Underground"-Szene geschliddert, n paar Punks, ne paar Waver, Psycho, Skin ... selbst n paar Metalköppe und sonstige langhaarigen Bombenleger waren immer dabei

Wir hörten alle irgendwie die selbe Musik ... von motörhead über irgendwelchen wavekrempel, meteors, pistols, clash und rejects bis zu Deutschpunk und Ton Steine Scherben ... wir hingen zusammen ab, waren alle irgendwie "gegen das System", soffen immer mal n paar Bier und wollten in erster Linie (zusammen) Spaß haben ... alle liefen so rum, wie es ihnen gefiel und trugen die Klamotten, die halt da waren ...

Das änderte sich in der zweiten Hälfte der 80er stark ... es waren inzwischen mehr "Punks" geworden, die schauten mich dann schräg an, weil ich so "komische Kumpels" hatte und weil ich den DressCode nicht mitmachte, es machten sich Regeln breit, was man trug und was nicht (echt? euer Scheißernst?) ... die falsche Musik hörte ich ja sowieso (mache ich übrigens bis heute, grad laufen die cockney rejects) ... es musste auch immer "heftiger" werden ... wer (aus Rhein/Ruhr) nicht mal Ferien in der Hafenstrasse (was für ein Witz) gemacht hatte, war "niemand" ... da hab ich mich lieber an nen Baggersee gelegt und mir ne Dose Bier aufgemacht

... damit war das Thema "Punk" für mich erstmal durch ... auf die Knallköppe hatte ich keinen Bock

ich hab dann überall mal "reingeschnuppert" ... AcidHouse/Techno, Rockerszene ... irgendwie war mir das aber alles zu blöde ... beim Acid waren mir die Drogen zu heftig, bei den Rockern gabs für mich zu viele und zu strenge Regeln ...

irgendwann musste ich dann eh erwachsen werden ... Ausbildung, Arbeiten ... Heute laufe ich "ganz normal" rum ... die zwischendurch mal schulterlange Matte ist der "adretten" Kurzhaarfrisur gewichen (is praktischer), Jeans, Oberhemd (im Job mit Krawatte, is mir aber auch egal) ... who cares, ich muss niemandem was beweisen ... und lebe halt mein Leben, Punk ist für mich Vergangenheit ... die "ein-Punk-muss-dies-und-jenes-Punks" hätte man genausogut in braune oder blaue Hemden stecken können, genau wie die ach so freien Rocker ...

... aber wenn du ein "besserer Mensch" werden willst ... werd dir erst mal klar darüber, dass du nur einer von 83 Millionen ... naja eigentlich von über 7 Milliarden bist ... deine Einflussmöglichkeiten auf die Welt sind eher gering ... nutze also die Möglichkeiten, die du hast ... wenn du in deinem Umfeld Dinge siehst, die aus deiner Sicht falsch laufen, versuche da was zu ändern, einzuwirken ...

... wenn du meinst, vegan wäre besser, lebe vegan
... wenn du dir Sorgen machst, dass du am WE zu oft Essen gehst, denk daran, dass du damit die Arbeitsplätze in der Gastro sicherst ... statt BurgerKing kann es ja mal ein Restaurant sein, wo in gewisser Weise mehr auf Nachhaltigkeit geachtet wird
... wenn du mit deinem Job unzufrieden bist, halt Ausschau nach was neuem ... sei dir aber auch im klaren darüber, dass deine Arbeit binnen weniger Tage durch irgendwen anders gemacht wird ... an der Problematik "an sich" ändert das nix ... und irgendwie ... die Leute zB in Litauen sind ziemlich froh in der Nato zu sein ... Nato ohne Waffen? Klar wäre ein Welt ohne Waffen schön ... aber wie realistisch ist das?

Insgesamt machst du mir schon einen reflektierten Eindruck ... und ja, das kann einen bekloppt machen ... normalerweise müsste ich auch grad meine jährliche Sinnkrise haben ... hab ich nur dieses Jahr keine Zeit für ... oder ich hab mich inzwischen dran gewöhnt ...

... und mach dir keine Gedanken darüber, ob du dich "Punk" nennen darfst ... das ist nämlich (legal-illegal)-scheissegal
DOSORDIE
Inventar
#5 erstellt: 24. Okt 2020, 11:42
„Uniformieren“ will ich mich, weil ich die Ästhetik mag, es damals nicht konnte/wollte/mir nicht bewusst war, dass ich es kann und damit möglicherweise glücklicher bin, als anders, weil es sich für mich gut anfühlt, mir meinen eigenen Style zu schaffen, der ja jetzt innerhalb meines Dunstkreises nicht mehr „Dresscode“ sondern eben eigen ist, weil ich mich darüber ein Bisschen mehr selbst definieren möchte. Aber das kommt eben auch durch das Gefühl, das ich damit verbinde und wie gesagt: Ich bleibe ich, deshalb sage ich ja, dass ich Punk als etwas sehe, was ich wahrscheinlich nicht sein kann. Es geht ja um meine Definition davon, was ich darunter verstehe. Mir gehts nicht darum dass Andere sagen „du bist aber ein Pseudo, weil...“, sondern weil ich eben Dinge nicht umsetzen kann/will, die für mich dazu gehören (dabei gehts mir nicht um typische Kleidung, Punk Rock hören oder so, sondern eben um ideologische Dinge wie Rüstungsindustrie und CDU wählen und so...). Und das was du da erzählst deckt sich ja eigentlich genau mit dem, was ich damals erfahren habe, nur dass das halt 20 Jahre später war.

Und nein: ich gehe selten zu Burger King, alle paar Monate mal, wir gehen eigentlich fast immer in „Gute“ Restaurants, meist keine Ketten, ich hab auch mit Fast Food nicht gemeint, dass ich nur bei KFC und BK esse und den ganzen Tag Cola trinke, aber ich mags halt trotzdem ab und an. Wir bestellen aber meistens beim Dönermann um die Ecke oder dem tollen Burger Laden, der hier auch ansässig ist und wenn wir am Wochenende mit nem Kumpel essen gehen, dann gehen wir eigentlich immer wo anders hin, probieren auch mal neue Läden aus, wo wir noch nicht waren.

Und ja, ich find vegan ganz gut, von der Sache her, was die Tiere angeht und so, bin aber der Meinung, dass die meisten Ersatzstoffe nicht wirklich ressourcenschonender sind. Tiere rette ich damit auch nicht, weil die eh sterben, ob ich sie esse oder nicht, denn wenn ich sie nicht esse, isst sie ein Anderer oder die werden einfach weg geworden. Es ist genau wie wenn man die Sachen aus China oder Indien nicht kauft. Die Leute sterben dann nicht, weil die Arbeitsbedingungen scheisse sind, sondern weil sie kein Geld mehr haben und sich nicht ernähren können. Es ist ein Kreislauf und darüber bin ich mir vollkommen bewusst.

Und auch für die, die wirklich was ändern wollen gilt das ja: Sie setzen nur einen kleinen Stein, der eigentlich keinen Wert hat, aber sie können dann mit sich selbst im Reinen sein und sagen „ich hab da nicht mit gemacht...“, am Ende geht es doch eh nur um Eigennutz. Wenn man anderen Menschen hilft profitiert man davon, weil man sich selbst besser fühlt. Man handelt nie komplett selbstlos.

LG Tobi


[Beitrag von DOSORDIE am 24. Okt 2020, 12:34 bearbeitet]
kölsche_jung
Moderator
#6 erstellt: 24. Okt 2020, 13:16

DOSORDIE (Beitrag #5) schrieb:
„Uniformieren“ will ich mich, weil ich die Ästhetik mag,

dann mach ... ob dir aber zB ein "Iro" es wert ist, vielleicht deine Mutter traurig zu machen? Manchmal ist "die eigenen Dinge zurückstecken" auch eine bemerkenswerte Leistung ... die dann allerdings keiner sieht, nur du wüßtest dann, dass du etwas (nicht) getan hast. ... und ob n Iro dich "glücklicher" macht? Ist doch ne reine Äußerlichkeit ...
Mir ging es nach all den Jahren mit blauen, weißen oder langen ... wie auch immer, auf jeden Fall immer "komischen" Haaren jedenfalls schon ans Herz, als mich meine Muter das erste mal mit ner "normalen" Frisur sah und ich merkte, wie sehr sie sich freute und wie egal mir die "komischen" Haare eigentlich waren ... es veränderte mich nämlich gar nicht ...


... Es geht ja um meine Definition davon, was ich darunter verstehe. ... sondern eben um ideologische Dinge wie Rüstungsindustrie und CDU wählen und so

... über das CDU wählen würde ich mir keine Gedanken machen ... man muss sich mE bei Politik nicht fragen, wen man wählt, sondern welche Alternative ... anderen Möglichkeiten man hätte .. also man sucht das geringste Übel .. da kann ich bei der CDU (obwohl ich die glaube ich noch nie gewählt habe) wenig anstößiges finden ...

und bezüglich der R-industrie ... ja, da würde ich mich (im ersten Moment) auch etwas unwohl fühlen ... aber wie gesagt, unterhalt dich mal mit einem Litauer über die Nato ... die deutsche Polizei (ja, da ist nicht alles super, aber im Großen und Ganzen ...) benötigt auch Waffen ...
Sachverhalte sind (eigentlich immer) viel komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheinen ... wer weiß, vielleicht sind Dinge, an denen du mitgeschraubt (oder was auch immer) hast, an der mE notwendigen Verteidigung Südkoreas beteilgt oder im Kampf gegen des IS ... in dem Fall hätte ich zB sehr deutlich sehr viel weniger Probleme mit der Tätigkeit ... oder um es kurz zu machen ... gar keine


... Und ja, ich find vegan ganz gut, ... aber
... die Sachen aus China oder Indien nicht kauft. Die Leute sterben dann nicht, weil die Arbeitsbedingungen scheisse sind, sondern weil sie kein Geld mehr haben und sich nicht ernähren können.

s.o. es ist komplexer als man denkt ... wir für uns haben da einen - für uns brauchbaren - Kompromiss gefunden ... wo es geht, legen wir Wert auf Details
Eier zB kaufen wir nur ohne Kükenschreddern, Geflügel nur von Loué, Lachs nur GlenDouglas und und und ... wir können (hoffen es zumindest) damit einen kleinen Beitrag leisten ...
Es würde ja schon helfen, wenn du dir nicht jedes Jahr n neues IPhone holst, sondern nur alle paar Jahre mal ... ich kauf mir alle 4-5 Jahre mal n neues Telefon, geht auch ...
Das nächste Auto - wenn du eins hast und brauchst - vielleicht ne Nummer kleiner ...
Klamotten (auch mal) was hochwertiger (teurer?) aus "guter" Produktion ... meine Winterjacke ist in Frankreich hergestellt, ich hab die schon seit Jahren und trag die immer wieder gern ...
Hast du schon was für deine Freundin zu Weihnachten? Wie wärs mit nem Bracenet ...

Man kann schon ein paar kleine Schritte machen um sich "zu verbessern" ... den ersten hast du gemacht, indem du dir überhaupt Gedanken machst
... und (bisher) 2 Leute zum "mitdenken" angestoßen hast

, Klaus
DOSORDIE
Inventar
#7 erstellt: 24. Okt 2020, 14:41
Ich sehe zu immer Fair Trade Sachen oder Sachen aus Europa zu kaufen, aber wenn man was Bestimmtes haben will geht das nicht immer und wie gesagt iPhone ja, weil es halt super funktioniert und zwar auch sehr lange. Ich kaufe nur eins, wenn es nötig ist. Das bekommt 5 Jahre das neuste Betriebssystem und dann noch etwa 3 bis 4 Jahre Sicherheitsupdates und auch die alten Geräte werden mit dem neuen Betriebssystem noch optimiert und das finde ich super. Fairphone/Shiftphone: Super Ansatz, aber Scheiss Umsetzung, Software ist mäßig, Open Source und wer weiß wie lange es diese Unternehmen gibt. Nachhaltigkeit sehe ich da nicht wirklich, weil Nachhaltigkeit kann auch nicht heißen, dass ich meine Ansprüche an ein relativ teures Gerät im Vergleich zu Anderen sehr zurück schrauben muss. Da scheint mir Apple dann noch am Nachhaltigsten.

Meine HiFi Geräte sind alle über 30 Jahre alt und mein Notebook ist jetzt auch schon 5, mein Fernseher 6 Jahre. Wenn man möglichst Markenprodukte kauft, dann kriegen die auch einigermaßen lange Support. Mein Auto ist jetzt 10 Jahre, das hab ich auch gebraucht gekauft und es hat noch keine 90.000 runter. Fahre an die Arbeit mit ÖPNV, wird also noch n paar Jahre halten.

Meine Nike Air sind jetzt 4 Jahre alt und bevor ich die Docs hatte, hab ich die so gut wie jeden Tag getragen. Ist zwar auch nicht ganz sauber unter was für Bedingungen die das herstellen, aber immerhin stimmt die Qualität.

Wenn die Docs sich qualitativ als schlecht erweisen sollten, bin ich dazu bereit, Solovair aus England zu kaufen, die sind zwar noch teurer, werden aber in England hergestellt und die haben mal für Doc Martens auf Lizenz gebaut, nach wie vor in den selben Hallen und die bieten Schuhe mit selbem Schnitt und Design aber besserer Qualität an, der Preis von 250 Pfund und mehr hat mich aber abgeschreckt.

Und klar, meine Eltern haben eben ganz schön blöd geguckt, als ich vom Frisör kam, aber ich hatte die Freiheit halt nie und ich habe das Gefühl, dass ich das grad mal raus lassen muss. Ich fühl mich nämlich extrem gut und glücklich damit. Das steigert mein Selbstbewusstsein und Alle, denen ich bisher Fotos geschickt habe, sagen, dass mir das mega gut steht und sorry, aber ich hab mich lang genug nach meinen Eltern gerichtet und jetzt ist das bei mir vielleicht einfach mal anders rum. Du konntest es ja lang genug raus lassen und vielleicht reichts dann auch irgendwann mal wieder oder wird langweilig, vielleicht möchte ich dann wieder was ganz Normales, aber grad hilft es mir irgendwie. Lustig finde ich, dass dieser ganze Subkultur Kram total alt ist und man eigentlich denken müsste, dass es Niemanden mehr juckt und trotzdem scheinen Alle immer noch genau so geschockt zu sein, wie vor fast 50 Jahren.

LG Tobi
kölsche_jung
Moderator
#8 erstellt: 24. Okt 2020, 17:59
... dann wünsch ich dir erstmal viel Spaß an der neuen Frise ...

DOSORDIE
Inventar
#9 erstellt: 24. Okt 2020, 19:09
Danke
DOSORDIE
Inventar
#10 erstellt: 25. Okt 2020, 08:10
Nachtrag: Jan Off hat mir mittlerweile bei Instagram geantwortet, er meinte erst, dass er mir vermutlich nicht helfen kann. Dann ist er aber zufälligerweise über diesen Thread hier gestolpert, ohne dass ich ihn darauf aufmerksam gemacht habe. Er hat mir dann eine sehr sehr liebe, ausführliche und hilfreiche Antwort bei Instagram geschrieben, die ich aber privat lassen möchte.

Vielen Dank, lieber Jan und natürlich auch Allen Teilnehmern dieses Threads!

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LG Tobi


[Beitrag von DOSORDIE am 25. Okt 2020, 10:13 bearbeitet]
kölsche_jung
Moderator
#11 erstellt: 25. Okt 2020, 11:51
sieht doch (bis auf den bunten Pulli ) sogar recht "manierlich" aus ...
DOSORDIE
Inventar
#12 erstellt: 25. Okt 2020, 12:44
Der soll noch n bisschen schmaler, aber der Frisör hat gesagt, dass das nicht gut aussieht, weil es hinten noch zu kurz ist und das erst Wachsen muss. Und den Pulli liebe ich total, hab ich aber schon länger.
QH
Inventar
#13 erstellt: 25. Okt 2020, 13:10
Ich hätte das passende Pony für dich......
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kölsche_jung
Moderator
#14 erstellt: 25. Okt 2020, 13:11
ich glaube, der Frisör liegt da richtig ... zumal peu a peu ja auch ne ganz gute Taktik ist um die Reaktion des Umfelds abzuchecken

... wobei ... wenn der iro länger ist, muss man da mE immer was dran machen (ich wollte jetzt nicht "stylen" schreiben)
wär mir zuviel action ... ich eben nachm duschen, n bischen gel in die hände, einmal durchwuscheln und gut is ... ich bin aber auch alt
DOSORDIE
Inventar
#15 erstellt: 25. Okt 2020, 14:20
Der Hengst ist geil!

Naja so viel Arbeit ist es zumindest im Moment noch nicht. Wir werden sehen. Sieht jedenfalls auch ohne Styling ganz gut aus, hab ich heut morgen festgestellt.

LG Tobi
Rabia_sorda
Inventar
#16 erstellt: 25. Okt 2020, 15:31
Wenn du dir den hinteren Haarbereich des Kopfes wegdenkst, dann haben wir beide die gleiche "Frisur"......nur bei dir sieht man (noch) nicht so viel grau
Seit meinem 16 Lebensjahr war ich nicht mehr bei einem Frisör und schneide mir das selbst, sowie ich mir damals auch die Haare schwarz gefärbt und den Gothic-Iro gestylt habe. Da war der obere "Kamm" nämlich noch sehr viel länger und das Styling war da echt manchmal sehr schwierig. Alltags/beruflich hatte ich ihn dann als Zopf getragen.

Ich mag deine Frisur
DOSORDIE
Inventar
#17 erstellt: 25. Okt 2020, 15:45
Danke für dein positives Feedback. Die 80er Iros sind ja auch deutlich weniger dezent. Ich denke da mal an das Strange Little Girl Video von den Stranglers. Das ist so toll.

LG Tobi
DOSORDIE
Inventar
#18 erstellt: 28. Nov 2020, 15:42
Upgrade:

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Der Wunsch etwas zu verändern wuchs weiter und hat sich dann doch immer mehr gefestigt. Es hat keinen Sinn dagegen anzukämpfen, weil ich gemerkt habe, dass es mir gut tut. Ich bin jetzt glücklich und mit mir selbst war ich immer unglücklich. Ich weiß jetzt warum. Meine Eltern flippen immer noch aus, wie bei nem 13 Jährigen. Die haben vor 2 Tagen, als ich vom Frisör kam den ganzen Tag geheult und mein Vater meint man müsse sich für mich schämen. Corona bedingt kommt heute eh nur meine Schwester und ihr Mann, die wissen das bereits und kommen auch damit klar. Mein Vater will, dass ich ausziehe. Wenn ich in diesem Haus wohnen wolle, müsse ich mich an Regeln halten. Mittlerweile halte ich das für eine Art Freiheitsberaubung. Ich bin kein anderer Mensch, nur wegen bunten Haaren. Die führen sich auf, als hätte ich gebeichtet, dass ich heroinsüchtig bin. Ich merke im Moment, was all die Jahre zurück gesteckt habe und wie zufrieden ich dadurch mit mir selber bin und dass ich das schön finde. Meine Eltern sind gutherzige Menschen, die haben immer Alles für mich getan, aber wenn sie mich deshalb abstoßen, wie ne fundamentalistische Moslem Familie ihre Tochter, weil sie den versprochenen Mann nicht heiraten will, kann ich das so nicht akzeptieren. Ich hoffe, dass sie sich wieder beruhigen. Ich gebe mein Glück jedenfalls jetzt nicht mehr her. Vielleicht hab ich ja in ein paar Monaten/Jahren oder wann auch immer keinen Bock mehr drauf, aber im Moment brauch ich das einfach mal. Mein komplettes Umfeld außerhalb der Familie findets super, auch mein Sohn und dessen Mutter supporten mich und finden das gut. So ziemlich Alle machen mir Komplimente und freuen sich, wenn sie mich sehen, an der Arbeit juckt es auch Niemanden. Es hat für mein komplettes Leben keine negativen Konsequenzen, ich gehe weiterhin arbeiten und tue Niemandem weh. Mein Leben ist recht geordnet, eigentlich gibt’s keinen Grund sich deshalb Sorgen zu machen.

Mal sehen, was der Tag so bringt.

LG Tobi
kölsche_jung
Moderator
#19 erstellt: 28. Nov 2020, 17:56

DOSORDIE (Beitrag #18) schrieb:
... Mein Vater will, dass ich ausziehe. ... Mittlerweile halte ich das für eine Art Freiheitsberaubung. ...

was allerdings eine sehr freie Interpretation von Freiheitsberaubung wäre ...

vielleicht solltest du mal drüber nachdenken, wie sehr "sich überlappende Freiheiten" sich gegenseitig einschränken ... die Freiheit des Einen kann schnell zur Unfreiheit des Anderen werden ...

du wilst deine Freiheiten haben, ok ... dann solltest du aber auch akzeptieren, dass auch deine Eltern Freiheiten für sich in Anspruch nehmen ...
DOSORDIE
Inventar
#20 erstellt: 28. Nov 2020, 18:40
Es ist jedenfalls nicht die Lösung, deshalb meine Haare abzuschneiden. Mit dem Nietenkram lauf ich ja vor Denen gar nicht rum.
mcleod1689
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 29. Nov 2020, 04:45
Alter, es gibt echt noch Mütter, die wegen nem bunten Iro heulen? Wenn du von dir überzeugt bist, wirste auch andere von dir überzeugen. Und die Leute sind meist toleranter als man denkt oder sich wünscht, wenn man eigentlich provozieren und anecken will. Deine Eltern sehen dich vor ihrem inneren Auge sicher auf der Straße hocken und nach ner Mark betteln. Diese Vorurteile oder sonstigen Sorgen deiner Eltern werden sich gewiss mit der Zeit lösen, wenn sie merken, dass nix von den Spinnereien eintreten wird, du aber glücklich bist...
Ich würde dich ja mutig nennen, aber irgendwie ist das doch albern, dass sowat Mut erfordert, wa? Aber irgendwie ists schon mutig. Leider. Mach dein Ding!
DOSORDIE
Inventar
#22 erstellt: 29. Nov 2020, 15:36
Es gibt so viele Dinge in der Gesellschaft, die sinnloserweise Mut erfordern und wo ich mich immer noch frage, warum eigentlich und ob sich seit 100 Jahren gar nix geändert hat. Warum kostet es immer noch Mut, sich als Gay oder Trans zu outen, warum muss man sich überhaupt outen? Warum kann das nicht einfach eine ganz normale Sache sein? Wenn ein Fusballer schwul ist und das öffentlich macht, sagen Alle „der ist mutig.“ und das ist doch sehr traurig, oder? Natürlich ist er tatsächlich mutig, weil die Gesellschaft ihn dazu zwingt, denn es ist immer noch eine Art Tabu.

Genau so war das für mich, öffentlich zu machen, dass ich was anders machen muss und genau so haben meine Eltern darauf reagiert, obwohl bei mir nur Haare sind.

Meine Schwester war ja gestern da. Die Wogen haben sich geglättet. Wir hatten einen schönen Abend. Ich glaub sie haben eingesehen, dass das aus mir keinen anderen Menschen macht. Vielleicht wird jetzt Alles gut.

LG Tobi
DOSORDIE
Inventar
#23 erstellt: 14. Jan 2022, 18:03
So, nun ist über ein Jahr vergangen und ich will mal berichten, was ich seit dem erlebt habe.

In mir haben sich grundsätzlich Dinge gelöst, ich bin mit mir selber glücklicher und zufriedener. Die Haare hab ich immer noch und mittlerweile habe ich mehrere Farben ausprobiert. Es gibt Menschen, die sich freuen, nur weil sie mich sehen, obwohl sie mich nicht kennen. Auf dem Weihnachtsmarkt kam ein 14 jähriges Mädchen auf mich zu und wollte mich einfach so umarmen, weil sie meine Haare toll fand. Es passiert mir häufig, dass Menschen Bilder mit mir machen wollen oder mich nur deshalb ansprechen.

Ich bin auch wieder tiefer in die Subkultur getaucht, hab Menschen kennengelernt, die ähnlich ticken wie ich, war beim CSD und hab gemerkt, dass das Label Punk von ganz vielen queeren Menschen genau so gelebt wird, wie ich das empfinde und kann darüber wahnsinnig viel ausleben, was ich vorher verstecken musste. Es ist auch total schön, wenn mich Leute so identifizieren und das auch ernst nehmen. Das hätte ich nie erwartet.

Es ist nämlich sehr eigenartig: Ich bin mir ja schon lange bewusst darüber, dass ich nicht so ganz straight bin, vielleicht eher Non Binary oder so. Hab auch irgendwann festgestellt, dass mir Frauenhosen viel besser passen. Wenn es dann hieß „Warum trägt der denn so enge Hosen…“, haben die Leute immer ne Antwort erwartet. Punk ist wie ein Freifahrtschein, weil Niemand mehr solche Fragen stellt. „Achso, der ist Punk, der macht das halt so…“, letztendlich wird es sogar erwartet, was manchmal etwas bevormundend ist. „mach doch mal ne andere Farbe…“ oder „…warum sind denn die Haare heute nicht hoch gestellt…“, das nervt zwar auch manchmal, aber zumindest sehen die Leute das positiv und meinen es nicht böse. Genau so wie ich jetzt Schwarze nachvollziehen kann, die nicht wollen dass man ihre Haare anfasst. Das passiert nämlich auch total oft. Dass wildfremde Leute auf mich zu kommen, das total toll finden und dann unaufgefordert in meine Haare fassen, was sich für mich ungut anfühlt, denn wenn man ne halbe Stunde dafür im Bad stand, ist das ärgerlich, wenn man dann das Gefühl hat, da sitzt jetzt was schief. Ich sag da auch nie was, weil ich weiß, das ist nicht böse gemeint, aber es ist echt nicht so angenehm.

Früher ist es mir auch nie passiert, dass mich Frauen angeflirtet haben, das passiert mir in Discos und Kneipen jetzt ziemlich häufig. Als ich mir das gewünscht hätte, wusste ich nicht, wie verwirrend das manchmal sein kann. Es sind nämlich genau die Frauen, die ich früher gerne näher kennengelernt hätte. Jetzt hab ich aber seit 6 Jahren ne Freundin und kann da nicht mehr drauf eingehen. Das ist natürlich eher wie ein Kompliment, aber für meinen Kopf manchmal ziemlich viel. Vermute auch, dass ich nicht so ganz monogam bin. Ein Mädchen das ich durch die ganze Sache vorletztes Jahr kennengelernt hab, stand mir bis vor ein paar Wochen auch ein bisschen zu nah. Das hat mich so durcheinander gebracht, dass ich den Kontakt abbrechen musste, weil meine Beziehung wahrscheinlich daran zerbrochen wäre.

Der Iro ist auf jeden Fall kein billiger Spaß. Ich gehe ja auch regelmäßig zum Frisör. Wo ich früher 20 Euro alle 5 Wochen bezahlt habe, gehe ich jetzt alle 2 Wochen. In der Pandemie hab ich auch selbst blondiert und gefärbt, das hat besser funktioniert als ich dachte, aber es war mir etwas zu riskant, meine Haare zu verlieren. Nachfärben tue ich immer noch selbst, muss aber, wenn ich die Seiten schön definiert haben will alle 2 Wochen hin und lasse das dann mit dem Messer glatt schneiden. Das ist jedenfalls Alles Andere als minimalistisch und selbst wenn man es nicht machen lässt, sind schon allein die Farben richtig teuer und das ist immer ein extremer Aufwand die Sachen zu bestellen, weil es die im normalen Laden gar nicht gibt. Trotzdem mache macht mich das so glücklich, dass es mir das wert ist.

Ich habe auch eine ziemlich verrückte Punkerin kennengelernt, die mit mir ne Band machen will. Der Proberaum ist so ranzig, mit halb kaputten Instrumenten, aber mit Bier und geilen Leuten. Eigentlich passiert grad all das, was ich mir mit 17 gewünscht hab. Ich fühle mich wahnsinnig wohl und hab zum ersten Mal das Gefühl, dass ich wo hin gehöre und nicht nur als Besucher, deshalb sind wir im Moment auch sehr oft in diesem Umfeld unterwegs. Ich hab auch Leute von früher wieder getroffen, zu dem Einen ist eine gute Freundschaft entstanden, früher kannten wir uns vom Sehen.

Und ich hab mich jetzt auch endlich mal getraut, mir ein Piercing stechen zu lassen, den Gedanken hatte ich schon sehr lange, dachte aber immer, das passt nicht zu mir. Mit den Haaren und den Klamotten ist das aber super kompatibel. Meine Eltern meinen zwar immer noch ich sehe aus wie ein Clown und verkleide mich, für mich fühlt es sich aber zum ersten Mal in meinem Leben so an. Als wäre ich richtig und eben nicht verkleidet.

Die ganzen Parolen und die Attitude hab ich jetzt verstanden und für mich definiert. Da ist Nichts mehr was mir Angst macht. Ich kann mich ohne Zweifel als Punk labeln und das fühlt sich zuhause und richtig an. Mir gibt das im Moment wahnsinnig Halt und natürlich ist das total expressionistisch, aber genau das macht es ja auch aus. Die Punkerin mit der Band ist ziemlich queer, sie wirkt androgyn bis maskulin. Da ich eher Androgyn bis feminin anstrebe ist das ein wunderbares Bild. Auch die ist Poly und lebt das auch aus. Meine Freundin ist nicht eifersüchtig auf sie; sodass es ok ist, wenn wir ab und an kuscheln oder Händchen halten oder so. Das löst total lustige Reaktionen bei Anderen aus, weil die überhaupt nicht verstehen wer welche „Funktion“ in dieser Konstellation hat.

Ich will jetzt nicht oberflächlich klingen, weil ich so viel über Äußerlichkeiten geredet habe, aber dass ich mir Gedanken gemacht habe, geht ja auch aus dem ursprünglichen Posting hervor. Ich hab nur einfach was raus gelassen, was ich schon lang mit mir rum schleppe, glaube aber auch nicht, dass ich mit 16 die Selbstsicherheit gehabt hätte das so überzeugt nach außen zu tragen. Natürlich sollte das - und das macht ja Punk auch eigentlich aus - nicht primär ausschlaggebend sein. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich an die Leute, die ich da kennengelernt habe auch mit meiner alten Optik ran gekommen wäre, denn wir hätten ja trotzdem die selben Locations zum selben Zeitpunkt besucht. Ich fühle mich jetzt nur nicht mehr so „incomplete“ und weiß wo ich hin will und mittlerweile denke ich, es ist wichtig, sein Inneres nach außen zu tragen und natürlich ist es viel schöner dafür Komplimente und Liebenswürdigkeiten entgegen zu bekommen, als Ablehnung. Natürlich würd ich’s trotzdem machen, wenn es nicht so wäre, aber mit so viel Liebe hätte ich nicht gerechnet. Eigentlich kann ich nur positive Dinge berichten, die dadurch passiert sind.

Mir gehts jedenfalls gut, ich bin glücklich und hab das Gefühl ich kann mich da einfach rein fallen lassen in etwas, was mich sehr lieb hat.

Mal ein paar Variationen meiner Haare:

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Zuletzt ist er leider ziemlich dünn geworden, deshalb musste Einiges runter, aber das wächst ja zum Glück wieder nach. Deshalb ist er jetzt etwas kürzer. Die Spitzen sind immer noch sehr ausgedünnt. Wird ein paar Wochen dauern, bis er wieder komplett so voll ist. Da müssen sicher noch mal 2 cm runter, aber das mach ich, wenn die von unten nach gewachsen sind. Das Ständige Hochstellen mit dem Sprühkleber und auch die Blondierung durch das Umfärben ist natürlich nicht besonders gut für die Haare, deshalb bleib ich jetzt erst mal in dem Bereich violett/lila. Das Pink gefällt mir aber auch echt gut grad.

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So sieht das aktuell aus. Ich hatte wirklich Angst, dass Alles runter muss, weil es zu kaputt ist, aber mein Frisör hat das gut gerettet. Ich kann’s mir grad nicht mehr ohne vorstellen und auch nicht, dass ich damit in den nächsten Jahren wieder auf höre. Müssten die komplett ab, würde ich wahrscheinlich mehrere Tage trauern und weinen, auch wenn ich wüsste, dass sie wieder nach wachsen.

Selbst mein Meister hat gesagt, er findet es cool, solang ich politisch nicht in ne zu extreme Richtung abdrifte und es bräuchte Menschen, die polarisieren, deshalb hab ich auch an der Arbeit absolut keinen Ärger. Bin da auch schon mit nem Arbeit ist Scheisse T Shirt hin gegangen und es gab keinen Stress.

Immer wenn ich denke, das ist jetzt von der Provokationsstufe her „Next Level Shit“, ist es am Ende eben doch nur n T Shirt oder ne Hose oder so. Lack Leggings oder Fingernägel lackieren, sowas hätte ich mich früher nie getraut und als ich zum ersten Mal so raus bin, hab ich auch echt ein komisches Gefühl gehabt. Mittlerweile ist die Hemmschwelle stark gesunken und es macht total Spaß mit sowas zu spielen. Ich bekomme da eher Komplimente, als dass mich Jemand auslacht oder drüber aufregt. Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Diese ganzen Gender Schubladen sind dadurch auch komplett egal geworden, grad auch was Klamotten angeht. Ich merke immer mehr, dass mir dieses Patriarchat nicht gut tut und dass ich diese ganzen Klischee Sitcoms nicht nicht lustig fand, weil sie dumm oder stumpf sind - wahrscheinlich sind sie das gar nicht - sondern, weil ich nie in die Klischees gepasst habe und mich damit nicht identifizieren kann. Ich hab das nur früher nie reflektiert und dachte, ich wäre der Fehler. Jetzt merke ich, dass mein Leben mit diesen ganzen queeren Menschen viel bunter ist, als vorher und sowas wie Modern Family kann ich immer weniger anschauen, weil das gar nicht so modern ist und auf Konstrukte und Klischees beharrt, die auf dem Stand der 50er Jahre sind. Klar, es gibt dort z.B. ein schwules Pärchen, aber die sind Klischee 80er Jahre-Film-Barry Manilow-schwul und haben nur schwule Freunde, die noch Klischee schwuler, exzentrischer und überzeichneter sind, als sie selbst. Die Vielfalt in einer bunten Gesellschaft wird dort nicht abgebildet.

That’s the way until now…

LG Tobi
Rabia_sorda
Inventar
#24 erstellt: 14. Jan 2022, 18:47
Hi Tobi,

Ich musste gerade erstmal mit deiner modernen Wortwahl klarkommen, denn ich bin ja nun auch schon ein paar Monde älter.

Ich kann das aus meiner "Gothic"-Szene auch alles bestätigen und damals flogen mir die Mädels auch nur so zu.
Es stoppte sogar öfter mal ein Päärchen und die Lady musste unbedingt meine Haare anfassen, ganz zur Verwunderung/Verärgerung ihres Kerles
Aber auch ich habe die "Frisur-Tätschler" immer gehasst. Wenn es aber hübsche Mädels waren dann konnte ich noch drüber hinweg sehen
So eine Frisur besaß ich noch vor etwa 15 Jahren:
Bild


Ich finde es toll, dass du mittlerweile zu dir gefunden hast und du auch reichlich positive Erfahrungen machen konntest.


Grüße
Karsten
DOSORDIE
Inventar
#25 erstellt: 14. Jan 2022, 19:58
Bist du das auf dem Bild oder hattest du nur so ne Frisur? Da wunderts mich gar nicht, dass die Mädels auf dich abgefahren sind!

LG Tobi
Rabia_sorda
Inventar
#26 erstellt: 14. Jan 2022, 20:22
Nein dass bin ich nicht, aber dennoch sieht er mir sehr ähnlich.
Nur heute habe ich leider die Haare nicht mehr dazu, denn sie werden immer dünner und habe nun so eine Frisur:

Bild
DOSORDIE
Inventar
#27 erstellt: 14. Jan 2022, 21:11
Das sieht aber doch auch gut aus. Ich hoffe dass mir das nicht so schnell passieren wird, da ich erst so spät damit angefangen hab, brauch ich ja jetzt erst mal ne Möglichkeit, das richtig auszuleben, bevor es mir genommen wird

LG Tobi
Rabia_sorda
Inventar
#28 erstellt: 15. Jan 2022, 01:13
Thanks!


Ich hoffe dass mir das nicht so schnell passieren wird, da ich erst so spät damit angefangen hab, brauch ich ja jetzt erst mal ne Möglichkeit, das richtig auszuleben, bevor es mir genommen wird


Das wünsche ich dir. Es kann auf einmal rapide losgehen (zumindest bei mir ).
Obwohl mein 70-jähriger Onkel super volles Haar hat (OK, zwar grau), hat es mich und meinen jüngeren Bruder relativ früh erwischt. Bei jedem ist es anders.

Ich bin seit meinen zarten 16 Jahren auf dem "Schwarzen-Tripp" und habe dadurch viel (positives) erleben dürfen. Bis Mitte 30 hatte ich daher schon einiges durch und auch sowas wie den von dir erwähnten Proberaum, verrückten Leuten usw.
Ich möchte nichts davon missen!

Mit zwei Kumpels wollte ich damals eine Band gründen. Wir Drei waren so um die 19 Jahre alt.
Ich hatte die Musik-Anlage und die Räumlichkeiten (evtl auch etwas Stimme ). Die beiden Anderen hatten sich mit Keyboard, Musik-Software und PC eingerichtet.
Kurz bevor es losging hatte einer nach dem anderen eine Freundin und da war es mit Musik machen vorbei. Die hatten nur noch Huppi-Huppi im Sinn und es verlor sich leider. Merkwürdig war es, denn ich hatte auch eine Freundin und dennoch hätte ich mir die Zeit für Kumpels und ein/das Hobby einfach genommen ...

Aber "queer" (musste ich erstmal googeln ) bin ich absolut nicht. Dennoch hatte ich damals in meinem Bekanntenkreis ein/zwei Schwule, die aber als "Tucke" abgestemmpelt wurde(n). Die waren einfach "drüber" und teilweise peinlich...naja, ist lange her.
Da ich als "Grufti" (ein Oberbegriff. Ich bin da eher in der "Elektro-Sparte" zu Hause) natürlich auch Kajal aufgetrage, habe ich von Aussenstehenden hin und wieder auch Spott, Hohn und Aggressionen bis Handgreiflichkeiten erleben dürfen. Das leider aber eher von "nicht-Deutschen".
Ich weiß nicht wie es dir so erging/ergeht ...
DOSORDIE
Inventar
#29 erstellt: 15. Jan 2022, 09:52
Also in meinem Umfeld gibt’s mit sowas keine Probleme. Eigentlich finden das Alle super. Vor 20 Jahren hätte das vielleicht noch anders ausgesehen. Spott gibt’s höchstens mal von Leuten, mit denen ich eh nix zu tun haben will. Ich denke schon, dass ich - was meine Partnerin angeht - eher hetero bin, was mein eigenes Geschlecht angeht sind die Grenzen aber nicht so ganz klar.

Mit 34 sowas anzufangen hat ja trotzdem einen Hintergrund. Ich war ja auch schon als Kind oder Jugendlicher an Subkultur interessiert und fand das optisch immer sehr ansprechend und ich war auch so ab 15 oder 16 sehr viel unter Punks und Goths, das war so ne Mischgruppe, wo eigentlich Alles vertreten war. Ich war deshalb auch immer in subkulturellen Kneipen, Clubs und Discos unterwegs, das ist dann nur irgendwann abgebrochen, als keine Leute mehr übrig waren, die da mit mir hin gegangen sind und dann war da auch mal n paar Jahre Funkstille. Das ist ja das, was ich Meine, die Meisten, die sich früher so gelabelt haben und wo man dachte die sind die krassesten sind dann irgendwie 2 oder 3 Jahre später zum „Normalo“ mutiert und haben dann plötzlich hr3 gehört und sind häuslich geworden und im Nachhinein waren die eben alle nicht true, weil sie nicht wirklich ihr Ding gemacht haben, sondern nur auf der Suche nach sich selbst waren. Dieses „Erwachsen werden“ in der Definition von „sei einfach wie Alle, werd langweilig, Bau ein Haus und glieder dich ein“ fand ich immer scheisse, weil ich hab nie Ärger mit der Polizei gehabt, ich hab auch nie was geklaut, was kaputt gemacht oder sowas. Ich fand sowas immer unsinnig und dumm, weil es zu nix führt. Im Prinzip ist mein Leben nicht so aufregend und auf der Überholspur, dass ich da jetzt irgendwie sagen könnte ich bin voll der Rebell. Für mich ist das natürlich auch ne Flucht aus dem langweiligen Alltag. Aber ob man nun abends in die Kneipe ums Eck geht, oder in so nen Szeneschuppen. Am Ende ist es doch das Gleiche, bis auf, dass man vielleicht andere Gespräche führt, die Leute anders aussehen und andere Musik läuft, aber das Prinzip ist das Selbe. Ich bin auch immer arbeiten gegangen und tue das auch aktuell. Ich denke man „überlebt“ Subkultur auch nur, wenn man das nicht Alles zu ernst nimmt.

Ich hatte mit 16 auch ne Band, aber die war von der Musikschule, an der ich Gitarrenunterricht hatte. Da waren schöne saubere Proberäume, in Denen Alles vorhanden war und wir sind gefördert worden. Punk Rock hab ich da trotzdem gemacht, aber ich hab’s damals nicht so genannt, weil ich mich nicht getraut hab und nicht so aussah und dachte, das nimmt eh Keiner ernst, weil ich den Heiligen Status des Punkseins niemals erreichen kann. Deshalb war ich immer vorsichtig mit dem, was ich gesagt hab. Dann hieß es halt „wir machen deutsch Rock und jetzt wird es etwas punkig.“ und dann haben die im Publikum gelacht, weil es die Stücke davor eigentlich schon nicht mehr punkiger ging. Bei mir war das ähnlich. Die Band ging dann kaputt, als meine etwas jüngeren Bandkollegen mit dem Abi fertig waren. Da waren dann andere Dinge wichtiger.

Weil ich ja ein totaler 80er Fan bin hat mich die Gothic Szene natürlich auch immer interessiert. Bei uns gab es die Nachthallen, da waren 3 Floors und da war auch die Dark Area, die ich regelmäßig besucht habe. Außerdem gabs im Spot die Black Society und die Depeche Mode Parties, ich bin auch immer wieder auf die 80er Parties gerannt, wo man natürlich auch Teile der Goth Szene antreffen konnte. Heute hat sich das in andere Locations verschoben, aber es sind immer noch die selben Leute, die man von früher kennt, auch da gehen wir immer mal wieder hin. Allerdings kann ich diese düsteren Klänge nicht mehr so lange am Stück hören, weil sie doch eher negative Vibes in mir auslösen. Da krieg ich dann eher schlechte Laune von und was mich auch tierisch stört ist, dass es irgendwann Mitte der 00er in Mode kam, dass EBM und Darkwave häufig total nach Kirmestechno und Scooter klingen. Gerade Diese Triolen Beats find ich ganz fürchterlich. Das fing glaub ich Alles an, als So Gruppen wie Apoptygma Berzerk bei VIVA liefen und plötzlich auf der Future Trance zu finden waren.

Ich fand immer sowas wie And One, SITD, Velvet Condom oder New Days Delay gut und dann gab es noch Omnis Mundi Creatura von Helium Vola, das läuft ja heute auf den Dark Parties auch noch und dann denke ich ans MT und an die Area und an das Spot. Das ist schön. Dann hatte ich auch so ne Phase wo ich viel Nightwish gehört hab, die ertrage ich heute aber eigentlich gar nicht mehr. Subway To Sally find ich manchmal noch ganz gut. Aber sowas wie Blutengel oder Göthes Erben war mir immer zu durch.

Ich habe selbst jahrelang mit einem Atari ST und einem Yamaha DX7 II D Musik gemacht, die ich auch beide noch habe. Ebenso einen Roland JX 3P und einen alten Drum Computer. Da hab ich auch mit so darken Sounds experimentiert und sowas arrangiert. Meistens klingts aber eher nach Münchener Freiheit oder so NDW Punk. Früher ist man mit sowas in der Szene nicht ernst genommen worden, weil man als „richtiger Punk“ Schleimkeim und Chaos Z hören musste, jetzt gibt es total viele Bands, die genau das machen und in der Szene voll hoch im Kurs stehen, das von mir vor 15-20 Jahren niemand hören wollte. Aber jetzt heißt es auf einmal „die machen mal was Neues.“.

Ich hab letztes Jahr zum ersten Mal auch wieder Musik gemacht, auch mit den Synthesizern und meiner Gitarre.

https://tapedecktobi.bandcamp.com/track/schuld

Hab das dann auch Leuten aus der Szene geschickt, die das plötzlich total gut finden. Früher hieß es „das ist doch nicht mehr zeitgemäß, mach das doch mal anders… is ja ganz nett, aber mit sowas kannst du keinen Blumentopf gewinnen… das ist doch kein Punkrock…“….

Das waren ja auch Alles Gründe, weshalb ich das dann nie so direkt verfolgt hab. Es gab eben doch Regeln, wenn man dazu gehören wollte. Man musste irgendwie sein, aussehen und denken um ins Konzept zu passen und Jeder hat hinter dem Rücken des Anderen gesagt „das is doch voll der Pseudo…“. Mir hat mal besoffen auf ner Party einer von den Punks gesagt „Tobi, du bist eigentlich der Einzige, der hier wirklich sein Ding durch zieht und dazu steht, eigentlich bist du doch der Punk von uns…“, ein halbes Jahr später war er Skinhead und wollte mir auf die Fresse hauen und sowas hab ich total oft erlebt. Leute die einfach nur ausprobiert haben wer sie eigentlich sind, aber nix davon ernst meinten, weil sie gemerkt haben, sie gehören da doch nicht rein. Aber genau die Waren während der Zeit wo sie da so drin waren die Punks aus dem Regelbuch der Klischees und die haben auch die Hierarchie in der Gruppe gebildet und am Ende war eben Niemand mehr übrig und dann kamen wieder Leute nach, von denen dann auch keiner mehr übrig war. Als ich das letzte mal dort war, waren die jüngsten 12-13 und ich war schon Anfang 20. Eine richtige Szene mit Leuten in meinem Alter gabs da schon nicht mehr. Da gabs nur noch die Altpunks, die eh immer da waren und Emo überrollte grad Alles und dann war die Nummer für mich auch erst mal durch, weil das was ich kennengelernt hatte einfach nicht ehrlich war. Die Orte blieben zwar die Gleichen und die Musik auch, aber aus den Punks wurden dann eher linke Kunststudenten und so Leute mit Dreadlocks. Schon Links alternatives Umfeld, auch immer mal wieder so autonome, aber die sahen dann ja irgendwann auch eher aus, wie die normalen Leute von der Straße. Wir hatten hier auch mal ein AZ, aber da war es mir immer zu gefährlich, da waren zu viele, denen meine Ansichten zu konservativ gewesen wären und ich hasse es, wenn man ne Meinung diktiert kriegt, oder seinen Mund nicht aufmachen darf, da reden alle von Toleranz, aber dann wird Jemand, der was anders sieht direkt an die Wand gestellt. Auf sowas hab und hatte ich nie Bock. Da sind dann auch total viele, die in ihrer Politisierung so verbissen sind, dass sie vergessen haben, wie man Spaß hat. Das ist dann fast wie beim Militär. Es muss immer Alles gegen das System sein und Alles muss kritisiert werden. Dann werden andere Dinge legitimiert, die dann ok sind, das hat so ne Doppelmoral… ich darf nix bei Amazon bestellen, weil das das absolut Böse ist, ich darf nicht in der Rüstungsindustrie arbeiten, weil Waffen für Krieg gebaut werden und sich gezielt gegen Menschen richten, ich darf nicht zu Mc Donalds gehen, weil dafür Tiere gequält werden, ich darf kein neues iPhone haben, weil ich damit den Markt und den Kapitalismus fördere, mein Papa darf keinen Mercedes fahren, weil das immer noch ein Statussymbol ist…

Dann ist es auf dem CSD aber voll in Ordnung, wenn ich einen Ghettoblaster mit 10 D Zellen betreibe, die die Umwelt unnötig verpesten, das Gerät wird mir dann sogar als nachhaltig bescheinigt, weil ich es ja gebraucht gekauft habe und es bereits 40 Jahre alt ist, ich es immer wieder repariert habe. Und es ist auch ok, wenn genau diese linken Studenten jeden Tag auf ner anderen Party auf Alkohol, Drogen und Zigaretten feiern, damit Phillip Morris unterstützen und unnötig Strom und Wasser verbrauchen und Unmengen von Müll produzieren, dann aber bei Fridays for Future für Minimalismus demonstrieren, den sie selbst auf anderen Ebenen nicht einhalten.

Also ich finde z.B. SUVs und viel Auto fahren auch total unnötig, aber wenn ich 2 mal im Monat zum Frisör gehe, mir 1 mal im Monat die Haare blondieren lasse und alle 2 Monate neue Farben in den USA bestelle, brauchen wir über meinen CO2 Abdruck glaub ich nicht zu reden. Und da kann man dann gerne mal drüber reden, was wir Alle besser machen können, aber da kann man nach außen noch so minimalistisch sein, letztendlich konsumieren wir Alle im Überfluss, auch die, die das abstreiten und wenn ich mich vegan ernähre werden dafür auch hektarweise Regenwald abgeholzt, ganze Tierarten ausgerottet, Wasser ohne Ende verbraucht, das Zeug quer durch die Welt geschifft und am Ende Alles schön geredet. Ich reduziere auch grad meinen Fleischkonsum, gehe nicht mehr so viel Fast Food essen usw. Das klappt auch Alles sehr gut, aber ob ich da unterm Strich die Welt besser mit mache weiß ich nicht…

Und es muss auch nicht immer Alles edgy und Punk sein. Manchmal hab ich einfach nur Bock aufn Milchshake bei KFC mit meinem Sohn oder Lust mir irgendwas Schönes neues zu kaufen, wie die MiniRig Bluetooth Lautsprecher letzte Woche und ich finde, dann ist das einfach mal ok und dann reichts sich mit der Sozialkritik und Allem. Genau wie ich nach wie vor einfach keine persönlichen Probleme mit der Polizei hab. Letzte Woche hab ich ne Streife besoffen nach der Kneipe angequatscht, ob die uns nach Hause fahren wollen, weil das Taxi so teuer ist. Ich war so betrunken, dass ich mich nicht mehr daran erinnern konnte. Meine Freundin hatte da grad ne Audio an nen Kumpel gemacht und man hört mich da im Hintergrund. Die waren zwar ein Bisschen patzig, aber es gab keinen Ärger. Ich schaff das einfach nicht, dass die mich hassen und eigentlich ist das auch ganz gut so. Mir ist nach Weihnachten mein BT Speaker geklaut worden (JBL Xtreme), ein vorbeifahrender Fahrradfahrer hat ihn einfach am Gurt gepackt. Logisch hab ich die Polizei gerufen, wenn ich einen Funken Hoffnung haben will, das Ding wieder zu kriegen, ist das ja wohl die einzige Möglichkeit. Da gabs dann auch so Anti Sprüche wie „wenn du die Polizei rufst, bist du bestimmt auch so einer, der das der Versicherung meldet…“, aber da hört Punk halt auf und die Realität fängt an, da bringt nämlich Alles Anti sein nix mehr und man muss sich dann doch den Regeln fügen und am Ende wollen wir doch Alle unseren Platz in der Gesellschaft und ein Bisschen Liebe und hängen doch mehr in unserer konservativen Prägung fest, als wir zugeben wollen.

LG Tobi
Zaianagl
Inventar
#32 erstellt: 15. Jan 2022, 15:46
Ich war Ende der 80er bis Mitte der 90er sehr intensiv und auch aktiv in der Punk Szene unterwegs.
Allerdings jenseits von dem was hier und auch sonst häufig damit assoziiert wird.
In meinem Umfeld gabs Dreads, All Stars, Band Shirts, Karohemden und wir hörten Sk8, Crossover und HC.
Ganz dicht auch an der Thrash und Death Szene. Und auch bei den Hippies. Es gab viele Schnittmengen.
Toleranz, Empathie und No Bullshit war die Attitude die uns wichtig war, und die wir auch ganz bewusst "vorgelebt" haben.
Mein bester Kumpel zB war Thrasher und spielte mit seiner Band ne Tour mit Napalm Death.
Ich hab n Haufen heutige Musik Größen aus den benannten Genres persönlich kennengelernt.
Natürlich waren Alkohol und Drogen ebenfalls sehr präsent.

Ich will da gar nicht groß drauf rumreiten, was ich sagen will:

Heute habe ich Familie, Führungsposition, arbeite hart und viel.
Und trage immer noch Band Shirts, Hoodies und Sk8 Sneaker.
Ein paar mal im Jahr allerdings aus beruflichen Gründen auch weiße Hemden (finde das inzwischen sogar irgendwie geil), und wenn ich dann abends im Hotel Bad Religions Album "Suffer" oder meine HC Playlist mit Zeug von damals über meine echt teuren InEars höre bekomme ich immer noch glasige Augen.
Ich fahre ne dicke Karre, hab n Haufen Elektronik Zeug und esse gut. Ja, das tu ich bewusst, weil ich Spaß dran hab.
Ich kaufe aber primär bio, lokal und nachhaltig. Runde im Einzelhandel grundsätzlich auf und und meine Frau ist sehr engagiert im Tier und Umweltschutz.
Die war mal Eine von diesen Hippies aus den genannten Schnittmengen. Ich nenn sie heut noch so, wenn sie es mal wieder übertreibt.
Wir spenden und haben Patenschaften.
So what?

Im Herzen bin ich immer Punk geblieben, aber ich sehe auch meine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, mich als Teil vom Ganzen und bin nach wie vor der Meinung dass das nicht kollidieren muss.
Diese "Punk" Attitude ging mir schon immer aufn Sack.
Für uns war es immer mehr Punk der Omma über die Straße zu helfen als ihr den Geldbeutel zu klauen.
Unterm Strich kann man sagen: Ich hab unter Punks die liebsten und rücksichtsvollsten Menschen meines Lebens getroffen, aber auch die größten Arschlöcher.
Genau wie es in allen (oder sagen wir vielen) anderen Subkulturen ebenfalls so der Fall sein wird.

Sich also warum mit irgendwelchen Identitätsfragen stressen?
Finde den Weg mit dem du dich identifiziren kannst, sei kein Arschloch, hör anständige Musik und pflanz nen Baum...!


Achja, nen iPhone hab ich natürlich auch!


[Beitrag von Zaianagl am 15. Jan 2022, 16:21 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#33 erstellt: 15. Jan 2022, 17:15
Volle Zustimmung!

Was bringt auch diese ganze Ablehnungs Attitude? Wenn Leute nett zu mir sind, warum sollte ich dann unfreundlich sein? Ich will auch nicht „böse“ aussehen. Eigentlich will ich Allen zeigen, dass ich in Liebe und Frieden komme und sowas wie ACAB geht halt auch nicht. Die sorgen grad wieder dafür, dass diese dämlichen Querdenker nicht die Stadt demolieren. Und Leute die Angst und Respekt miteinander verwechseln, find ich auch Kacke. Wenn ich erst mal wen auf sie Fresse hauen muss, damit er Respekt vor mir hat, weil ich sonst selbst Angst haben muss auf die Fresse zu kriegen ist das doch einfach nur ätzend. Fand das zur Hip Hop Zeit Ende der 90er schon so schlimm, als Alle die Gangster Attitude aufgesetzt haben, aus kleinbürgerlichen Verhältnissen kamen und eigentlich keinen Grund dazu hatten, nur weil DMX und 2pac irgendwie so harte und kriminelle Typen waren. Ich will Menschen um mich rum, die freundlich sind und mit denen ich auch über Emotionen reden kann. Ich bin mega harmoniebedürftig und der Gesellschaft es ist auch Niemandem geholfen, wenn ich n Mercedes demoliere oder mit Steinen auf Nazis werfe?! Ich will ja auch nicht dass mir jemand was klaut oder kaputt macht, nur weil er mich nicht leiden kann oder ich seine Einstellung nicht teile…

Bad Religion ist super :-) Ich hab mich nur noch nicht so sehr mit denen auseinander gesetzt. Hänge doch sehr im Deutsch Punk Universum fest, was speziell das Genre Punk Rock angeht.

LG Tobi
Zaianagl
Inventar
#34 erstellt: 15. Jan 2022, 17:28
Bad Religion mit Suffer war halt so damals die Platte die half die ganzen Grenzen einzureißen.
Das war Metal, Rock, HC und Punk. Reflektiert, inhaltlich, musikalisch und mit einer bis dahin nie gehörten Phonetik.
Unglaublich, ging wie ein Erdbeben durch die Szene.
In ähnlicher Weise dann später nochmal und auch Szene übergreifend Nirvanas Nevermind, The Real Thing von Faith no More und Soundgardens Badmotorfinger...
DOSORDIE
Inventar
#35 erstellt: 15. Jan 2022, 18:01
Das war halt auch alles vor meiner Zeit. Für mich war der Einstieg nach Ärzte, Hosen, Green day, Offspring und dem Zeug auf VIVA, was man da so mit genommen hat die Uuaarrgghh! Von Wizo und dann Ameisenstaat von Knochenfabrik und Inri 21 von Normahl.
Zaianagl
Inventar
#36 erstellt: 15. Jan 2022, 18:18
Offspring habe wir damals im Jugendhaus gebucht, waren glaub 7 Mark und ca 70 Besucher…
DOSORDIE
Inventar
#37 erstellt: 16. Jan 2022, 08:55
Das waren natürlich sehr spannende Zeiten, aber man hat ja wenig Einfluss darauf, welche Ära man erleben darf. Zu meiner Zeit war kurz vor Emo. Ich fand aber in den 90ern schon fast alles an Musik Kacke und hab dann lieber 80er und Oldies gehört. Ende der 90er fand ich noch den Deutsch Rap ganz gut, bis Aggro kam. Mein ganzes Umfeld war dann eigentlich mit Eminem, DMX, Nelly und Dr. Dre infiziert und ich fand das alles Kacke. Offspring und Green day entwickleten sich dann aber auch sehr bald in ne sehr Radio konforme Richtung und nach American Pie und den ganzen Filmen sprangen dann auch Blink 182 und Sum 41 und wie die Alle hießen auf die Emo Schiene auf. Die Killers kamen dann sehr bald und Bullet for my Valentine und Freitags und Samstags war der Königsplatz schwarz gefärbt und voll mit Emos, die dann abends ins MT fuhren, das war das letzte Glow Up bevor unsere Alternative Disco in einen Techno Schuppen umgewandelt wurde, der dann aber auch nicht mehr lief.

Die Zeit in der ich groß geworden bin, hat eigentlich keine richtige eigene Identität mehr. Mir fällt das oft auf. Wenn man so Rückblicke schaut, wird es ab ‚97 ziemlich langweilig, auf einmal geht es nur noch um Lady Di und Tamagotchis und Boulevard Themen und es passiert popkulturell bis zum Untergang von Eurodance nur noch sehr sehr wenig, der Hype ist dann Ende 96 schlagartig vorbei, als hätte Jemand einen Schalter gedrückt, da da bleibt Popmusik (und damit meine ich Alles was mit populärer Musik zu tun hat) langsam stehen und die gesamte Popkultur wiederholt sich nur noch. So ist das auch mit sämtlichen zugehörigen Subkulturen und Bewegungen. Was wirklich Neues schafft man heute jedenfalls nicht mehr. Am Sound hat sich ja auch seit über 20 Jahren nix mehr groß verändert, vor Allem in der Rockmusik nicht mehr. Gibt zwar immer wieder so Wellen, wo das ein oder Andere Genre mehr gehypt wird, aber ein neuer Sound ist das dann trotzdem nicht.

Ich hab schon oft drüber nach gedacht, dass die ganzen Extreme ja auch in meiner Zeit schon keinen mehr geschockt haben. Punk und Goth und Heavy Metal waren da schon uralt und wir waren der Xte Aufguss von dem, was meine Eltern schon hätten erleben können, denn sie nicht so konservativ gewesen wären.

Die richtig geilen Aufbrüche hab ich leider nicht miterlebt, zumindest hab ich die, die da in meinem Leben so waren immer als ziemlich unspektakulär erfunden. Ich hätte gerne die NDW Zeit mit bekommen und den Mauerfall, der ist als Kind aber nur an mir vorbei geschrappt.

Größere Bands kann man ja in der Subkultur leicht ansprechen und kennenlernen. Ich hab mal mit den Fehlfarben geredet und meine Platte signieren lassen, oder auch mit Knochenfabrik/Chefdenker. Wobei ich war auch mal auf nem Silly Konzert, was mich ziemlich enttäuscht hat, weil ich eigentlich nur die alten Platten richtig geil finde. Da hat sich die Band nach dem Konzert auch einfach unters Publikum gemischt und man konnte die ganz normal ansprechen. Das hat mich überrascht, weil zu dem Zeitpunkt auch noch Anna Loos dabei war, die ja schon sehr große Rollen spielt. Da das Publikum alterstechnisch aber schon sehr geerdet war, lief das Alles sehr gesittet ab. Keine kolabierenden Teens oder so.

LG Tobi
Zaianagl
Inventar
#38 erstellt: 16. Jan 2022, 11:37
Also ich für meinen Teil fand die 90er musikalisch schon noch sehr spannend. Die zweite Hälfte natürlich ungleich weniger als die erste Hälfte, aber immer noch gut.
Ich bewege mich heute nicht mehr in der Szene, kann also nichts dazu sagen wie das heute ist (wäre).
Aber früher war es in meinen Genres Gang und Gäbe, dass sich die Musiker mit dem Publikum auseinandersetzten.
Nicht selten haben sogar Bandmitglieder das Gespräch begonnen.
So mussten wir zB mal die HardOns nach deren Gig komplett mit zu ner Privatparty nehmen. Naja, waren ja nur drei Leute...
Oder kam der Sänger der besten Band der Welt nach deren Festival Gig auf mich zu um sich persönlich bei mir für das kaufen ihrer CD zu bedanken.
Er hatte diese in meiner Hand gesehen als ich durchs Publikum lief.
Henry Rollins hatte meinen Kumpel zur Sau gemacht weil dieser ein Interview mit ihm für ein Fanzine machen wollte.
Er solle gefälligst was anständiges machen und die Leute nicht mit doofen Fragen nerven!
Interview inkl Lebensweisheiten gabs natürlich trotzdem.

Kollabiert sind die Leute wenn, dann nur wegen der oft unglaublichen Hitze und der schlechten bzw nicht vorhandenen Luft in den oftmals heftig überfüllten und winzigen Clubs.
So haben sich zB Agnostic Front ohne weiteres bereit erklärt einfach zwei komplette Gigs im gleichen Club am gleichen Abend zu spielen, um allen Anwesenden die Möglichkeit zu bieten an der Show teilzunehmen. Genau betrachtet kam der Vorschlag sogar von denen.

Glaube nicht das sowas heute noch denkbar ist...


[Beitrag von Zaianagl am 16. Jan 2022, 20:31 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#39 erstellt: 16. Jan 2022, 20:03
Also wenn ich so die Fotos auf Insta mit Leuten von ZSK oder WIZO und den Kiddies denen die Profile gehören denke ich schon, dass das nach wie vor auch auf größeren Veranstaltungen normal ist. Ein Kumpel der eher Richtung Metal unterwegs ist kennt da auch ein paar echt bekannte Leute, hat teilweise Handynummern von Denen. Insofern ist das auch bei internationalen Acts so. Ich denke eher, dass es bei so überkommerzialisierten Acts wie Billy Talent oder Green Day nicht mehr so sein wird. Wobei man zumindest über die Toten Hosen und die Ärzte ja immer wieder so Stories von spontanen After Show Parties hört. Die Hosen haben hier in Kassel auch mal sowas gemacht. Erst im Stadion gespielt und danach ins K19. Es soll wohl auch noch ein kleineres Konzert dort gegeben haben. Wussten aber nicht viele Leute davon. Ich war selbst aber nicht da.

Generell gehe ich meistens nicht auf so große Konzerte. Deshalb weiß ich nicht, wie das da abläuft. Auch in der Punkszene war ich immer nur auf kleineren Konzerten und da war der Bekanntheitsgrad der Band ziemlich egal, da konnte man immer hin gehen, oder die haben sich dann auch unters Volk gemischt. Der Plattenladenmann hat mir mal erzählt, dass er mit dem Typen von den Stranglers einen getrunken hat, als der hier in der Barracuda Bar gespielt hat. Ich wusste aber weder von dem Konzert, noch bin ich dort gewesen. Solche Geschichten hat der aber oft erzählt und dem glaub ich das auch. Über Social Media ist das heute auch wieder einfacher, an Leute ran zu kommen. Ich hab schon ein paar super nette Kontakte gehabt. Purple Schulz hat mir mal geantwortet, als ich wissen wollte, wie die den Sequencer Sound in "Kleine Seen" gemacht hat. Hat zwar nix mit Punk zu tun, ist aber auch nicht selbstverständlich, immerhin hat der schon noch ein paar Hits, die regelmässig im Radio laufen und der hat sich richtig Zeit für mich genommen.

Ansonsten war es eigentlich auf allen Konzerten in der Szene total normal, dass wir mit den Bands abhingen. Entweder davor oder danach. Ich hab auch immer CDs oder Platten gekauft und die signieren lassen, einfach als Zeichen meiner Anerkennung und dabei wars mir auch egal wie groß die Band war. Eines meiner ersten Punk Konzerte war übrigens eins von den Lost Lyrics, auch bei uns in der Barracuda Bar, eine Band aus dem nahe liegenden Wolfhagen, die beim Label von Axel Kurth ihre Platten raus bringen, die sind relativ bekannt, gibts auch schon voll lang. Die waren jedenfalls super nett. Das muss 2002 gewesen sein, da war ich 16.

Na eben: Die frühen 90er waren ja auch noch prägend, da ist unheimlich viel passiert, aber zum Ende hin kams dann halt zum Stillstand. Das heißt ja auch nicht, dass es keine guten Platten mehr gab, aber der Aufbruch war halt irgendwie weg und das war für mich als Jugendlicher, weil ich ja schon immer gern alte Musik gehört habe total doof, weil mir einfach die Identifikation zu den ganzen neuen "Movements" fehlte. Wenn man einmal die Attitude aus den 80s Musikvideos verinnerlicht hat, waren die späten 90er dagegen echt ziemlich öde. Das lag aber auch daran, dass die ganze Formatierung der Medien sich komplett veränderte.

VIVA und MTV wurden aalglatt und die ganzen Special Interest Sendungen, die Klassiker und auch die ausgefallenere Musik verschwanden entweder ganz oder ins Nachtprogramm oder eben auf VIVA ZWEI. Ich hab zu der Zeit fast nur noch VH-1 Deutschland geguckt, aber eher wegen den Klassikern, als wegen den dort auch gestreuten neuen Videos. VIVA war für mich als Kind eine Offenbarung, weil da einfach ALLES lief, da kamen alte und neue Clips und auch quer durch alle Genres. Das war ein wahnsinnig buntes Programm, das man sich heute eigentlich gar nicht mehr vorstellen kann und trotzdem passten irgendwie Dune, Marusha, Mo-Do und Scooter zu H-Blocks, Offspring, Snoop Dogg, Crash Test Dummies und dann aber auch die ganzen Deutschen Spass Sachen und dazu noch Hot Chocolate und Mr Mister und John Farnham und so zusammen passten. Die damalige Alternative und Indie Musik gefiel mir größtenteils gar nicht so, mit VIVA ZWEI konnte ich gar nicht so viel anfangen, vielleicht war ich auch einfach nicht erwachsen genug dafür, oder die Formate zu intellektuell oder so. Zeitgleich passierte das aber auch im Radio. Diese Optimierung. Erst mal wurden Formate enger, weil Jugendsender starteten und die krasseren Sachen dann aus den Hauptprogrammen verschwanden, die Hitradios schmissen zum Ende der 90er die 70er raus und die Rotation wurde viel viel kleiner, die Spezialsendungen am Abend verschwanden entweder ganz oder flogen auf kleinere Sender oder Kulturprogramme, wodurch sie sich aber auch umreformieren und anpassen mussten und so hing ich in ner Zeitschleife fest, weil ich nix so richtig geil fand.

Die Hand Ons kannte ich nicht, sind aber super. Der andere Link funktioniert aber leider nicht. Kannst du den noch mal schicken?

LG Tobi


[Beitrag von DOSORDIE am 16. Jan 2022, 20:32 bearbeitet]
Zaianagl
Inventar
#40 erstellt: 16. Jan 2022, 20:32
*Link repariert.
Zaianagl
Inventar
#41 erstellt: 16. Jan 2022, 20:59
Hm, ich weiß nicht. Medien, weder Radio und schon gar nicht TV waren für uns nie irgendwie relevant für das Ganze.

Klar, die mussten irgendwann ja auch mal Nirvana und Konsorten entdecken, aber der große Knall war da längst durch.
Auch sonst hinkten die ja immer recht weit hinterher, und spezielle Genre Sendungen wie Off Beat (?) oder Headbangers Ball taugten ja eher zum fremdschämen.
Ich weiß noch wie sich der Moderator einer solchen Sendung mal darüber ausgelassen hat, dass irgend sone Pop Tusse nen Song von Queensryche gecovert hat.
Lustigerweise wars genau andersrum:

Cover

Original

Nene, Musikfernsehen war nun wirklich nicht meine Welt...

@90er zweite Hälfte:

Ja, Punk und HC waren etabliert, Extremer Metal ebenso. Grunge, Doom, Sludge... all die Subgenres boten Platz für all die die aus Nebel kriechenden Bastarde, gezeugt an unheiligen Orgien Vorgenannter Väter und Mütter...

Ich hab damals wirklich sehr viele Tonträger gekauft, dem www sei Dank konnte man sehr einfach nun alles bekommen, was man sich vorher bei diversen Mailordern zusammensuchen musste.
In den späten 90ern hab ich tatsächlich noch sehr viel entdeckt, grad die ganzen Subgenres boten viel Potenzial für die eine oder andere Perle.
DOSORDIE
Inventar
#42 erstellt: 16. Jan 2022, 22:01
Ja Musikfernsehen und Radio und die Platten meiner Eltern und die meines Onkels waren für mich aber in meiner Kindheit erst mal die einzigen Anlaufstellen um neue Musik zu entdecken. Ich hatte in meinem konservativen Umfeld und als Einzelkind keine geilen Geschwister, die mir coole Underground Musik näher brachten. Ich war schon froh, wenn ich mal die Ärzte oder Green Day im Radio erwischt und auf Cassette aufnehmen konnte. Damals hab ich ja Monate sparen müssen um mir irgendeinen Chartsampler zu kaufen und da wurde es lieber Just the Best oder Megahits als irgendein Album, weil man da einfach mehr von hatte, zumindest hab ich das damals so empfunden. 1999 war ich 13, die geilen Freaks hatte ich nicht in der Klasse, Internet gabs noch nicht und die meisten meiner Freunde interessierten sich nicht für Musik. Die hörten halt das, was im Radio lief.

In der Bücherei konnte man Cassetten leihen, da gabs dann auch viel so ältere Sachen, NICHTS - TANGO 2000 z.B., oder ein Feuerwehrkollege von meinem Vater hat seine Cassetten aussortiert und wusste, dass ich gerne Musik höre. Da war dann auch viel so NDW Zeug dabei, das waren dann teilweise für mich sehr prägende Sachen, die ich bei VIVA und im Radio nicht finden konnte. Das war für mich damals aber der Kram, wo ich viel mehr Aufbruch drin gehört habe, als in den neuen Sachen und das war ja auch Alles sehr angepunkt, Trio, Extrabreit, die frühen Nena Sachen, Abwärts oder Geisterfahrer, Jawoll, Nichts, Zeltinger und sowas war dann gepaart mit Münchener Freiheit, Falco, Ixi, Markus, Peter Schilling usw. auf diesen Samplern oder auf in den frühen 80ern aus dem Radio aufgenommenen Cassetten drauf, die ich gehört habe. Das fand ich Alles mega stark und das war auch stärker, als Alles was ich aus dem Fernsehen oder Radio kannte. Da hab ich dann sehr bald angefangen, Alles über die 80er aufzusaugen. Erst als das dann mit dem Internet los ging (Mit 14 zur Konfirmation den ersten Rechner gekauft, so um 2001 ein 56 k Modem vom Freund geliehen kriegt und erst 2002 hatten wir DSL) konnte ich mir dann Musik über andere Wege saugen. Die WIZO CD hat mir ein schon etwas älterer Nachbar, der mit mir immer für die Schule gelernt hat geliehen, das war auch noch vor Internet und Computer. Die hab ich mir noch auf Cassette aufgenommen. Ich hatte mir 1998 zu Weihnachten einen MiniDisc Recorder gekauft, als Baustein für die Stereoanlage, da hab ich dann CDs geliehen oder aus dem Radio aufgenommen und geschnitten, aber trotz Kabelanschluss wusste ich damals noch nicht, dass ich eher abends mal sowas wie EINSLIVE oder Zündfunk hören muss, um die wirklich coolen Sachen zu hören, die ja in den Charts nicht zu finden waren.

Bei einem Kumpel im Internet haben wir dann einen Punk im Chat kennengelernt, da war ich 15. Der hat uns dann zu den Schnittern mit genommen, die haben in der Uni gespielt, das war mein erstes Punk Konzert. So richtig mit Szene war da aber noch nix. Wir haben uns desöfteren getroffen und der hatte schon sehr früh DSL. Von dem hab ich dann immer mal CDs gebrannt kriegt, da war dieses ganze Zeug drauf, was wir später auch auf den Feten gehört haben und das war eigentlich nur Deutsch Punk und n Bisschen Oi, aber auch sowas wie Schrottgrenze, Muff Potter, Terrorgruppe, Wohlstandskinder, ddp und so und dann aber auch Schleimkeim, Slime, Chaos Z, Daily Terror, Dritte Wahl, Cotzraiz, was ich Alles total scheiße fand, aber trotzdem ständig hören musste. Erst ein Jahr später fing das an, dass wir auf die KiWi am Staatstheater gegangen sind (Kifferwiese hieß das hier in Kassel), da waren dann Leute in unserem Alter und die kamen jeden Tag und dann kamen wir auch jeden Tag. Da waren dann aber auch viele Onkelz Fans und Metalheads dabei, weshalb das auch immer ne Rolle spielte und das Meiste an Musik hat mir da eigentlich gar nicht so richtig gefallen, aber ich wollte lieber bei den Outlaws sein, als bei den coolen Hip Hoppern bei uns auf der Schule, also hab ich das mit gemacht. Da war ich dann auch fast jedes Wochende auf nem anderen Konzert im "HAUS" oder in der Barracuda Bar. Die haben dann aber fast Alle angefangen Drogen zu nehmen. Damals konnte man im Headshop diese Duftkissen kaufen, da waren Pilze drin und die haben das jeden Tag geschmissen, teilweise 13 oder 14 jährige Mädels, die dann total hängen geblieben sind von dem Zeug. Das hat die Gruppe voll gesplittet, weil die einfach Alle komplett am Rad gedreht haben. Das hat mir dann bald das Gefühl gegeben, dass ich da nicht hin gehöre. Durch die Kirche (ich war bei TenSing) hab ich dann ein paar Leute kennenglernt, die etwas jünger waren als ich, die sind dann wieder auf die KiWi, haben die Älteren kennengelernt und dann bin ich da wieder mit hin, aber nicht mehr so oft, wie davor die Zeit, aber eigentlich war es ein permanentes Kiffen und Saufen mit Kiddies, ich hab das dann auch nur am Wochenende mitgemacht und hing dann mehr in anderen Kreisen, die haben da viel House und Electro gehört und damit war das Thema Szene erst mal abgehakt. Später hab ich noch n paar Autonome kennengelernt, auch durch TenSing, die hingen im AZ ab, da bin ich aber nie mit hin. Mit denen war ich auch ein paar Mal auf Konzerten, aber dann verlief sich Alles und ich hatte keine Leute mehr. Die mit mir an solchen Orten abgehangen hätten. Das wars dann für mich (erst mal) endgültig mit Punk und ins MT wollte ja auch Niemand mehr mit mir. Allein weg gehen hab ich nie gemacht und weil ich dann meine erste längere Beziehung hatte, die sich in dem Umfeld auch sehr wohl gefühlt hat und sich nicht für Subkultur interessierte bin ich da dann erst mal hängen geblieben und hab mich auch kaum noch mit Punk Rock als Genre auseinandergesetzt. Ich lebte da halt in meiner 80er Welt und Alles Andere hab ich durch meine Freunde auf den Parties mit bekommen. Das war dann so 2009, da war ich 23. Das zerbrach, als sich erst ein Paar in dem Kreis getrennt hatte, das auch zentraler Punkt für die Gruppe war, weil wir uns meist in deren Wohnung trafen. Sie ist dann mit wem anders aus der Gruppe durchgebrannt und das schlug einen Keil durch Alles. Kurz danach hab ich mich von meiner Freundin getrennt, das war 2014, da hab ich mich dann mutterseelenallein gefühlt. 2015 Schrieb mir Jemand, den ich von früher kannte versehentlich ne SMS. Er wollte einen anderen Tobi fragen, ob sie sich in der Bibliothek der Uni zum Lernen treffen. Ich wusste erst gar nicht wer das sein könnte. Wir kannten uns auch nur über 3 Ecken. Der lud mich dann aber ein mal zur Bandprobe zu kommen um die Leute von früher wieder zu sehen (wieder anderer Kreis, als die "Punkszene", ich hatte immer ziemlich viele unterschiedliche Kreise), die hatten dann so ne Art eigene Szene, hatten einen Kulturverein gegründet und machten jedes Jahr ein halblegales alternatives Festival in dessen Vorbereitungen ich direkt rein schlidderte. Ich wusste eh nicht was ich mit meinem Urlaub allein sollte, hab ihn dann spontan genommen und war 2 Wochen unter Hippies und Freaks und hatte für das Festival sogar mein eigenes Projekt. Dadurch war ich dann wieder in ner Subkultur, zwar nicht unter Punks, aber in nem links alternativen Umfeld, das professionelle Parties in verrückten Locations plante und eng mit den Orten von früher verbundelt war. Da hab ich dann gemerkt, dass ich das total vermisst habe und mir solche Leute und solche Locations total fehlten, hab das aber erst mal nicht definiert, sondern einfach genossen den Privileg zu haben, dass da Einer Jemanden kennt, der Jemanden kennt, der weiß wo irgendwo im Underground ne Party ist. 2016 hatte ich dann meine jetzige Freundin im Internet kennengelernt und die immer mit da hin genommen. Die Parties wurden weniger, weil die Langzeitstudenten dann auch mit dem Studium fertig waren, arbeiten mussten und sich in alle Himmelsrichtungen verstreuten, wodurch auch diese Szene eigentlich komplett unterging. Dann hab ich meiner Freundin das MT gezeigt, das zu der Zeit noch oder wieder offen hatte, denn die Jahre davor war es längere Zeit zu einem Techno Club umfunktioniert worden. Sie fand das dort dann doch so toll, dass wir uns vornahmen öfter hinzugehen, ich hab da auch ganz viele Leute von früher wieder getroffen, aber es reichte nicht und musste dann endgültig geschlossen werden - dieses Mal inklusive Inventar, was vorher immer noch erhalten blieb. Es wird also auch nie wieder auf machen, dies mal nicht mehr. Das war ein Schlag ins Gesicht, weil schon die Jahre davor so viele Läden dicht gemacht hatten und jetzt eigentlich nix mehr übrig ist. Der Veranstalter, der in Kassel die Subkultur all die Jahre am Leben gehalten hat ist 2017 gestorben. Die Mutter und die Goldgrube gab und gibt es aber glücklicherweise noch und die ganzen Sachen, die früher im MT stattgefunden haben sind jetzt mit Ersatzparties in der Goldgrube, wir sind da aber nie hin, weil dann die Pandemie kam.

Dann folgte die Zeit wo ich auf einmal diesen Drang hatte was anders zu machen und das Alles raus zu lassen und dann auch mit dem Iro angefangen hab. Während die Frisöre zu hatten bin ich zum Haare färben immer zu einem Mädchen mit bunten Haaren, das hier um die Ecke wohnt und das ich vom Sehen her kannte. Sie hat dann auch erzählt, dass sie in der Goldgrube arbeitet und wir einfach mal hin kommen sollen, wenn wieder offen ist. So hat sich das dann entwickelt, dass wir ständig da hin sind. Vor der Pandemie sind wir gar nicht so oft weg gewesen, weil meine Freundin noch in der Ausbildung war und einfach kein Geld da war. Seit sie arbeitet, ist das aber bezahlbar geworden und natürlich nutzen wir das auch aus, solange man überhaupt irgendwo rein kann, weil man nie weiß, wie sich die Regelungen ändern. In den letzten 1 1/2 Jahren hab ich dadurch nicht nur jede Menge interessante Leute kennengelernt wodurch sich mein Umfeld und meine Gewichtung total verändert hat, ich bin auch wieder in der Subkultur und durch Spotify und Podcast war es auch nicht so schwer, in der Zeit Punk Rock, den ich in den letzten Jahren verpasst hab nachzuholen und neue Bands kennenzulernen. Trotzdem bin ich da immer noch sehr Deutsch Punk fixiert, aber letztendlich ist das ja auch das, was ich selbst mache, so ne Mischung aus NDW und Deutsch Punk und was wahrscheinlich dann auch mit der Band raus kommen wird.

Gonna get close to you von Dalbello habe ich in einer Wiederholung von Bananas entdeckt und fand das ganz stark. Ich hab mir dann die Platte gekauft. Ich schätze da war ich so Anfang 20. Queensryche ist mir bekannt, hab mich aber nie mit denen beschäftigt, sollte ich vielleicht mal tun. Dass die das Lied gecovert haben wusste ich nicht.

LG Tobi
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