Audiophile Klangqualität bei Klassik-Aufnahmen - was ist das eigentlich?

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 19. Okt 2008, 13:57

Hüb' schrieb:


Klangqualität ist mir persönlich alles andere als egal (und dem Threadersteller scheinbar auch nicht ;)).


Ist ja eigentlich OT, nur ich frage mich wirklich schon immer, was die Leute immer mit ihrer ausgeprägt "audiophilen" Klangqualität haben. Ich frage mich das wirklich. Alle Klassikproduzenten arbeiten doch heute mit einem vergleichbaren Equipment. Oder arbeitet die DGG heute mit besseren Mikrophonen als Emi? Oder mit besseren Aufnahmegeräten? Das ist doch Quatsch. Vermutlich könnte selbst ich mit meinem billigen Minidiskrekorder für 99 Euro mit den entsprechenden Mikrophonen Aufnahmen produzieren, von denen Furtwängler nicht zu träumen gewagt hätte. Wo man aber ein Mikrophon platziert, selbst unter besonderer Berücksichtigung eines Aufnahmeortes, das sollten die Tontechniker inzwischen nach 55 Jahren oder so gelernt haben. Es wird trotzdem immer irgendwelche minimalen Unterschiede geben, auch mal gelegentliche Katastrophen, wenn irgend jemand eine tolle Idee hatte, aber worin das besonders Audiophile einer Aufnahme bestehen soll - zu heutigen Zeiten - wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Mir kommt das ganze wie eine Highenddiskussion vor, wo Menschen ihr Leben damit zubringen, darüber zu reden, welches Lautsprecherkabel am besten zu ihrer Anlage paßt. Ehrlich: Ist mir eine fremde, nicht zugängliche Welt. Wobei ich zugebe, daß Orchesteraufnahmen schon auch verschieden klingen können. Es mag auch so etwas wie eine Aufnahmeästhetik geben. Die liegt aber gerade im Auge des Betrachters.

Für mich gilt jedenfalls, daß ich so gut wie nie Probleme mit dem Klang habe, von Ausnahmen wie Barshais Schostakowitsch, wo mir das Klangbild irgendwie klinisch erschien, mal abgesehen.

Jedenfalls paßt "audiophil" da gar nicht. Dem einen gefällts und dem anderen nicht. Aber im allgemeinen macht Klang für mich den Unterschied nicht. Nicht in heutigen Zeiten. Und wiegesagt: Ich höre auch gerne den Schnabel von 1932 - Hifi in anderen Klangdimensionen - und ich finde die Diskussionen um Klangqualitäten bei dem heutigen hohen Standard der Aufnahmetechnik weitestgehend obsolet. Obwohl es sicher auch heute immer noch Unterschiede gibt, weil es immer noch verschiedene Aufnahmeorte und verschiedene Plazierung von Mikrophonen gibt. Trotzdem finde ich die Aufmerksamkeit, die diesem Thema gewidmet wird, übertrieben, außer, es ist mal wirklich etwas schief gegangen, aber selbst das liegt dann meistens im Auge des Betrachters.

Ich wünschte jedenfalls, mir würde mal jemand die Sache mit der "audiophilen" Aufnahme noch mal genauer erklären, ich verstehe sie nämlich nicht.

@ Kreisler Junior Ich spreche vom Ballett als "Gehopse", Du von "Hupfdohlen". Ich sehe, wir verstehen uns. Und danke noch mal für den Tip mit dem Tschaikovski Balletten, im Gegensatz zu Dir mag ich Tschaikovski eigentlich sehr; diese CDs sind wirklich nicht teuer und ich habe sie auf meinen JPC Merkzettel gesetzt.

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 19. Okt 2008, 13:58 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 19. Okt 2008, 14:26
Hallo Martin,

es kann nicht verwunden, dass das Thema Klangqualität in einem Hifi-Forum groß geschrieben wird.

Die Diskussion sollten wir aber an anderer Stelle fortführen.

Grüße

Frank
Hüb'
Moderator
#3 erstellt: 19. Okt 2008, 14:42
Ich stimme mit Dir dahingehend überein, dass wirkliche Gurken nur noch schwer zu finden sind. Der Aufnahmestandard bei aktuellen Klassik-Produktionen ist durchgängig hoch. Allerdings gibt es hier - Du schriebst es ja bereits - unterschiedliche ästhetische Konzepte (die sehr trockenen WDR-Produktionen der DSch-Sinfonien mit Barshai sind hier nur eine Ausprägung). Mit entsprechend gutem Wiedergabe-Equipment und bei einer Affinität für Klangqualität kann diese Frage für den ein oder anderen Hörer daher schon ausschlaggebend sein.
Ich persönlich habe bspw. ein Problem mit Mono-Produktionen vor etwa 1950. Angesichts der Tatsache, dass es die allermeisten Werke in unzähligen Aufnahmen gibt, verspüre ich keine allzu große Lust, mich mit derart anachronistisch klingenden Einspielungen zu befassen - auch wenn mir dadurch wahrscheinlich die ein oder andere hervorragende Interpretation durch die Lappen geht.

Interessant in diesem Zusammenhang aber auch die Frage, wie man bspw. eine Toscanini oder Furtwängler-Produktion in heutiger Klangtechnik beurteilen würde. Vielleicht kämen dadurch interpretatorische Mängel ans Licht, die diese Einspielungen unzumutbar machen würden und die durch die damaligen aufnahmetechnischen Mängel nivelliert wurden?

Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#4 erstellt: 19. Okt 2008, 15:06
Hallo Frank,

auch wenn ichs mit dem Hifi nicht so habe, bin schon geprägt durch einen netten Schulfreund, der schon zu jenen Zeiten ein ausgesprocher Hifi Anhänger war. Mit ihm habe ich dann seine tolle Hifi Stereoanlage getestet oder bin Segeln gegangen. Wahrscheinlich hat er jetzt eine noch tollere Hifianlage, habe ihn leider aus den Augen verloren. Will sagen: Ich fühle mich hier sehr wohl, weiß das "Hifi- Dach" in diesem Forum wirklich sehr zu schätzen. Wenn ich manches hier "ein bißchen verrückt" finde - was natürlich mein völlig subjektives Empfinden ist - sind die Leute hier vielleicht eben darum erstaunlich normal geblieben - im Vergleich zu manchem anderen, ohne daß ich hier Namen nennen will. Wollte ich nur mal los werden. Mir ist eben Hifi nicht so wichtig, aber das ich hier böse gegen Klangverliebtheit sticheln wollte, das liegt mir wirklich ferne. Das ist alles nur äußerst liebenswürdig gemeint. Dies nur vorweg.

Ansonsten: Daß eine Aufnahme irgendwie doch anders klingt als eine andere, daß zum Beispiel manche Abravanelaufnahmen etwa des Mahlers für mich eine besondere Atmosphäre haben ( so als seien sie in einem riesigen Raum aufgenommen kommt mir das vor - irgendwie eigenartig) ist auch klar. Dieser irgendwie besondere Sound der Mahleraufnahmen, etwa in der 6., ohne daß man da von "Hifi" - Qualitäten reden müßte, ist sicher auch eine Anziehungskraft, den Aufnahmen haben können.

Wie Du ganz treffend sagst sind dies - abgesehen von irgendwelchen vollkommen vergurkten Aufnahmen - durchaus ästhetische Kategorien.

Und im übrigen bekenne ich mich dazu, daß nicht immer der beste Klang auf mich den größten Eindruck macht. Gestriges Beispiel für mich: Der Lloyd Jones mit Tintagel von Bax machte auf mich einen schwachen Eindruck, die Aufnahme Monoaufnahme von 1953 mit Boult liebe ich heiß und innig und die ältere Klangqualität verstärkt vielleicht sogar noch diesen Eindruck. Der Engländer spricht dann so schön vom "vintage recording".

Ich stimme Dir übrigens auch vollkommen zu: Aufnahmen vor so ungefähr 1950 finde ich auch reichlich unerträglich. Wobei ich persönlich da differenzieren möchte. Klavieraufnahmen, auch Aufnahmen mit Klavier und Gesang sind teilweise durchaus erträglich, wenn auch natürlich trotzdem schlechter. Aber ein Orchester ist ein subtiles "Klanginstrument". Und obwohl ich froh bin Verdis Otello mit Fritz Busch von 1949 zu kennen, so höre ich doch in meine Verdiboxen mit dem albernen Namen Verdissimo ( äußerst billig) kaum noch hinein. Es gibt einfach eine Klangqualität, die ist so unterirdisch, daß es das Hören kaum noch lohnt. Ich warte darauf, daß ich irgendwann noch mal Verdiaufnahmen neueren Datums kaufen kann und wenn ich das getan habe und viel gehört habe, werde ich es vielleicht auch interessant finden, mir Aufnahmen mit zweifellos großartigen Künstlern einer älteren Vergangenheit zum Vergleich anzuhören. Aber wer Musik kennen lernen will, will dies auch in einer ansprechenden Tonqualität tun - und das finde ich auch völlig legitim.

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 19. Okt 2008, 18:29 bearbeitet]
Schneewitchen
Inventar
#5 erstellt: 19. Okt 2008, 17:48
Die Aufnahmetechnik hat sich natürlich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gewaltig verändert,angefangen vom Mikrophon bis zum Aufnahmemedium.
Aber selbst vom heutigen Stand der Aufnahmetechnik aus gesehen,klingen CDs unterschiedlich.Leider war ich noch nie bei einer Aufnahme dabei,aber ich glaube,daß der Tontechniker am Mischpult darüber entscheidet,was auf die CD kommt.
Bei den Denon-Aufnahmen mit nur einem Stereo-Mikrophon (One-Point)blieben dem Tontechniker am Mischpult wohl nicht viele Möglichkeiten,jedoch bei einer Aufnahme mit Mikros für jede Instrumentengruppe und zahlreichen Tonspuren ist der Einsatz des Tontechnikers gefragt.Durch verschiedene Abmischung der 18,36 oder noch mehr Tonspuren lassen sich unterschiedliche Ergebnisse erzielen.Das hört man ja auch bei den remasterten CDs (haupsächlich im Pop/Rock-Bereich).
Der typische Karajan-Klang soll ja auch darauf beruhen,daß Karajan mit dem Tontechniker am Mischpult zusammengearbeitet hat.Den meisten Dirigenten interessiete das nicht.Aber Karajan wollte genau hören,wie es im Wohnzimmer der Plattenkäufer klingen wird,was im Konzertsaal aufgenommen wurde.
Audiophile Aufnahmen setzen m.E. ein hochwertiges technisches Equipment voraus und einen Tontechniker,der über viel musikalisches Gehör verfügt und seine Arbeit versteht.Da gibt es -wie in jedem Beruf- Trottel und begnadete Künstler.
Der Konzertsaal und das Wohnzimmer sind nun mal unterschiedliche Räume und die Kunst des Tontechnikers ist es,dem Hörer das Gefühl zu geben,den Konzertsaal im Wohnzimmer zu erleben.
Vielleicht liegt es auch an den finanziellen Mitteln,die einem Label zur Verfügung stehen,um eine anspruchsvolle CD zu machen.Wenn man bedenkt,wieviel Orchesterproben in den 60er oder 70er Jahren üblich waren,ehe man ein befriedigendes Ergebnis hatte.Heute nimmt man einen Livemitschnitt auf und preßt ihn auf die CD.Zeit ist Geld.
Und auf Qualität wird kaum noch Wert gelegt.Von mp3 ganz zu schweigen.
Wenn nun qualitätsbewußte Hörer einem Label audiophile Aufnahmen bestätigen,muß es wohl daran liegen,daß gewisse Label Geld und Mühe in eine Aufnahme investieren,die der Käufer honoriert.Ob eine CD audiophil ist,entscheidet daher auch der Käufer,dessen Geschmack sich im Laufe der Zeit auch ändern kann.
Martin2
Inventar
#6 erstellt: 19. Okt 2008, 20:32

Schneewitchen schrieb:

Audiophile Aufnahmen setzen m.E. ein hochwertiges technisches Equipment voraus


Alles andere an Deinem Posting verstehe ich. Diesen Teilsatz verstehe ich weniger. Das mag doch in früheren Zeiten gegolten haben. Aber spielen "rein technische Voraussetzungen" in der Musikwelt von heute denn wirklich noch eine Rolle? Es gab allerdings eine Zeit, da hatten die einen eine Stereoaufnahmemaschine und andere begnügten sich mit Mono. So Mitte der 50 er. Es gab die Zeit der frühen Digitalaufnahmen, wo andere noch munter analog aufnahmen. Dies wird mit Sicherheit auch etwas mit dem reinen Preis technicher Anlagen zu tun gehabt haben, die sicher "sündhaft teuer" waren und die sich nicht jede Plattengesellschaft vielleicht leisten konnte. Und heute? Ist es nicht doch vielleicht so, daß nicht eigentlich jeder mit einer eigentlich ganz hervorragenden Aufnahmetechnik arbeiten kann, die durchaus nicht mehr so teuer ist, so daß rein technische Unterschiede eher marginal sind? Wiegesagt: Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, vielleicht sehe ich die Dinge ja auch falsch, aber mir scheint es immer so zu sein, daß technische Errungenschaften im Verlaufe der Entwicklung immer mehr demokratisiert wurden, so daß mir das Argument, jemand habe einer weniger audiophile Aufnahme produziert, weil er mit einem schlechteren technischen Equipment gearbeitet habe, nun irgendwie gar nicht einleuchten will. Aber vielleicht sehe ich das ja auch falsch. Die reine Möglichkeit, daß jemand tatsächlich mit einem schlechteren technischen Equipment arbeitet, ist natürlich nicht auszuschließen.


[Beitrag von Martin2 am 19. Okt 2008, 20:33 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#7 erstellt: 19. Okt 2008, 20:35
Der limitierende Faktor sind bei Aufnahmen IMHO die (Proben-)Zeit und die Güte des Tonmeisters.
Am technischen Equipment sollte es eigentlich nicht liegen.
Martin2
Inventar
#8 erstellt: 19. Okt 2008, 21:23

Hüb' schrieb:
Der limitierende Faktor sind bei Aufnahmen IMHO die (Proben-)Zeit und die Güte des Tonmeisters.
Am technischen Equipment sollte es eigentlich nicht liegen.
:prost


Ja sicher, aber gibt es da nicht auch Erfahrungswerte? Wenn jemand an einem bestimmten Aufnahmeort mit einer gewissen Aufstellung der Mikrophone gearbeitet hat - und das hat gut funktioniert, warum soll er bei der nächsten Aufnahme eines ähnlichen Werkes, oder selbst eines anderen, oder selbst einer Neuaufnahme eines alten Werkes mit wirklich anderen Mikrophonaufstellungen arbeiten? Warum soll er anders abmischen? Wie ich mir vorstellen kann, wird über all dies vermutlich genauestens Buch geführt, also muß der Tonmeister wirklich so gut sein, oder reicht nicht im Grunde doch eigentlich die - vermutlich sogar genauestens festgehaltene Erfahrung? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß da jemand das Rad neu erfindet, sondern daß das einfach sehr viel Erfahrung ist.
op111
Moderator
#9 erstellt: 20. Okt 2008, 12:58
Hallo zusammen,

Martin2 schrieb:
Ich wünschte jedenfalls, mir würde mal jemand die Sache mit der "audiophilen" Aufnahme noch mal genauer erklären, ich verstehe sie nämlich nicht.


ich fürchte, ich kann dir auch nicht viel weiterhelfen.
Für mich ist "audiophil" ein schwammiger Marketingausdruck den jeder nach Gutdünken benutzt wie es ihm in den Kram passt.
Bei der Betrachtung in den letzten 25 Jahren als "audiophil" klassifizierter Aufnahmen ergibt sich kein einheitliches Bild, eher eine Beliebigkeit, mit der dieses Attribut auf Klasse-A-Z-Produktionen verstreut wird.
arnaoutchot
Moderator
#10 erstellt: 20. Okt 2008, 13:36

Franz-J. schrieb:
Hallo zusammen,

Martin2 schrieb:
Ich wünschte jedenfalls, mir würde mal jemand die Sache mit der "audiophilen" Aufnahme noch mal genauer erklären, ich verstehe sie nämlich nicht.


ich fürchte, ich kann dir auch nicht viel weiterhelfen.
Für mich ist "audiophil" ein schwammiger Marketingausdruck den jeder nach Gutdünken benutzt wie es ihm in den Kram passt.


Ich gebe Dir recht, der Begriff "audiophil" alleine sagt zumindest heute nicht mehr viel aus, er wurde inflationiert wie das "Bio" bei Lebensmitteln. Ein paar Aspekte, die für mich eine audiophile Klassik-Aufnahme ausmachen:

- Erfahrene und innovative Tonmeister, die sich Gedanken machen, wie man ein Werk idealerweise aufnimmmt (Beispiel: Andreas Spreer von TACET, der u.a. Bach's Orchestersuiten, Vivaldis 4 Jahreszeiten und aktuell die Beethoven-Symphonien in Mehrkanal aufgenommen hat (TACET Real Surround Sound).
- Nutzung hochauflösender Datenträger (SACD, DVD).
- Sorgfältige Produktionen, wobei die Probenzeit alleine m.E. noch keine audiophile Aufnahme ausmacht.
- Wahl von geeigneten Aufnahmeorten, z.B. der berühmte Goldene Saal des Wiener Musikvereins. Nicht audiophiler Aufnahmeort ist sicherlich ein Hotel in Wiesbaden, wo ich neulich las, daß einige Symphonien (!) aufgenommen wurden. Live-Aufnahmen haben ihre Tücken, können aber - wenn gut gemacht - unter audiophilen Gesichtspunkten sehr lebendig werden.

Auch wenn wir als Laien davon ausgehen müssen, dass die hochwertige Technik insbesondere bei den Majors und den innovativen Kleinlabels heute im wesentlichen die gleiche ist, so frage ich mich noch immer, warum z.B. die Klavieraufnahmen von Stockfisch (Liszt, Chopin, Ravel) oder auch audite deutlich besser klingen, als das Gros der DGG- und Decca-CDs (und -SACDs). Es scheint also auf die richtige Handhabung der Technik anzukommen (siehe Tonmeister). Dieser Unterschied macht dann das sog. "audiophile" aus.

Grüße Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 20. Okt 2008, 13:52 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#11 erstellt: 20. Okt 2008, 17:26
Hochauflösende Datenträger wie SACDs haben immerhin noch einen realen Bezug, egal mit welcher Skepsis man einen solchen technischen Fortschritt auch sehen mag.


Ich gebe Dir recht, der Begriff "audiophil" alleine sagt zumindest heute nicht mehr viel aus, er wurde inflationiert wie das "Bio" bei Lebensmitteln.


Die Frage, die sich mir stellt, ob der Begriff überhaupt schon mal irgend etwas aussagte. "Bio" hat einen realen Bezug, er bezeichnet bestimmte Produktionsmethoden ( Verzicht auf Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmittel), alles andere ist ein genuiner Betrug. Ein Begriff wie "audiophil" sagt aber für mein Empfinden rein gar nichts aus; es hat mir bisher noch niemand deutlich gemacht, was dieser Begriff überhaupt aussagen soll. Jeder kann letzlich jede Klassikproduktion als "audiophil" kennzeichnen, weil dieser Begriff anscheinend völlig leer ist und niemand hat mich bisher vom Gegenteil überzeugt.
arnaoutchot
Moderator
#12 erstellt: 20. Okt 2008, 21:21
"Audiophil" bedeutet "Liebe oder Neigung zum guten Klang". Das heisst, echte Audiophile sind für mich Leute, die den Klang tendenziell über die Interpretation stellen. So einfach ! Die Auslegung ist sicherlich diskussionsfähig.

Grüße Michael
Moritz_H.
Stammgast
#13 erstellt: 20. Okt 2008, 21:26

arnaoutchot schrieb:
... so frage ich mich noch immer, warum z.B. die Klavieraufnahmen von Stockfisch (Liszt, Chopin, Ravel) oder auch audite deutlich besser klingen, als das Gros der DGG- und Decca-CDs (und -SACDs). Es scheint also auf die richtige Handhabung der Technik anzukommen (siehe Tonmeister). Dieser Unterschied macht dann das sog. "audiophile" aus.


Sehe ich genauso.


Martin2 schrieb:
Ein Begriff wie "audiophil" sagt aber für mein Empfinden rein gar nichts aus; es hat mir bisher noch niemand deutlich gemacht, was dieser Begriff überhaupt aussagen soll.


Martin2 schrieb:
( Brilliant Classics) Ich finde diese Aufnahme absolut audiophil!


Wie muss ich diese Aussagen verstehen?

Behaupte jetzt einfach mal, nachstehende Aufnahmen sind IMHO „audiophil“ … (hoffe, das wird verstanden ...)

arnaoutchot
Moderator
#14 erstellt: 20. Okt 2008, 21:48

Moritz_H. schrieb:

Behaupte jetzt einfach mal, nachstehende Aufnahmen sind IMHO „audiophil“ … (hoffe, das wird verstanden ...)


nö, verstehe ich nicht. Kann ich mir bei der Naxos auch nicht vorstellen. Das war eine der ersten aus den 80er Jahren, da hat wirklich das oben von mir aufgezählte kaum zugetroffen. Das waren schnell zusammengeschusterte, möglichst billige Aufnahmen im beginnenden CD-Zeitalter.

Grüße Michael
Moritz_H.
Stammgast
#15 erstellt: 20. Okt 2008, 22:07

arnaoutchot schrieb:
nö, verstehe ich nicht.


Doch, Du verstehst sehr wohl ...


arnaoutchot schrieb:
Kann ich mir bei d e r Naxos auch nicht vorstellen … .


Bei der vorgestellten Aufnahme kann ich mir das auch nicht vorstellen, - generell kann man das zwar von Naxos nicht mehr behaupten - die Beethoven-Aufnahmen z.B. mit Drahos sind sehr gut! – sehr wohl jedoch bei der genannten Aufnahme

Aber ich fand doch widersprüchliches in den zitierten Aussagen … und darum ging es mir eigentlich. Ansonsten gehe ich mit Deiner Meinung konform.
Martin2
Inventar
#16 erstellt: 20. Okt 2008, 22:15

Moritz_H. schrieb:


Martin2 schrieb:
Ein Begriff wie "audiophil" sagt aber für mein Empfinden rein gar nichts aus; es hat mir bisher noch niemand deutlich gemacht, was dieser Begriff überhaupt aussagen soll.


Martin2 schrieb:
( Brilliant Classics) Ich finde diese Aufnahme absolut audiophil!


Wie muss ich diese Aussagen verstehen?


Ja ehrlich gesagt war diese Aussage ganz einfach ein Scherz. Sie war ein Scherz, weil dieses Wort eigentlich nicht in meinem Wortschatz ist, aber ich dachte, wo soviel darüber geredet wird, muß ich es auch mal verwenden.

Meine Position: Ich freue mich am heute gegebenen hohen Standard der Aufnahmetechnik, aber viel Spaß beim Trüffelsuchen nach der besonders exzeptionellen "audiophilen" Aufnahme.
Schneewitchen
Inventar
#17 erstellt: 21. Okt 2008, 19:03
Einige der o.a. Tacet-SACDs bzw.DVD-Audios sind mit Röhrengeräten aufgenommen worden(The Tube).

Insoweit kommt auch die technische Ausrüstung zum Einsatz.
Der Unterschied "Röhre" zu "Transistor" sagt mir technisch nicht viel,jedoch soll der Unterschied hörbar sein.
Der Klang der Tacet-Aufnahmen hat mich jedenfalls überzeugt und ich betrachte diese Aufnahmen als audiophil.Sie sind ein Bestandteil meiner Sammlung und leider gibt es zu wenig davon.
arnaoutchot
Moderator
#18 erstellt: 21. Okt 2008, 19:40
Höre gerade diese hier, unglaublich gut !!! Kein Vergleich zu dem Gros der Major-Label Klassikproduktionen. Inwieweit die "Röhrenaufnahme" zu dem extrem luftigen und feingezeichneten Klangbild beiträgt, kann ich leider nicht beurteilen.



Grüße Michael
Richard3108
Inventar
#19 erstellt: 22. Okt 2008, 09:54
Ich glaube, das hängt eher vom persönlichen Empfinden und auch der Anlage an, wie man Aufnahmen empfindet.
Diese 3er CD finde ich z.B. nicht gerade schön aufgenommen, es ist für mich einen tick zu warm (man könnte auch sagen dumpf). Für mich also das Gegenteil von audiophil, aber sie wohl so gemacht, wie der Tonmeister es wollte und die Räumlichkeiten es zuließen.



[Beitrag von Richard3108 am 22. Okt 2008, 09:59 bearbeitet]
Pilotcutter
Administrator
#20 erstellt: 22. Okt 2008, 10:48

Richard3108 schrieb:
Ich glaube, das hängt eher vom persönlichen Empfinden und auch der Anlage an, wie man Aufnahmen empfindet.
Diese 3er CD finde ich z.B. nicht gerade schön aufgenommen, es ist für mich einen tick zu warm (man könnte auch sagen dumpf). Für mich also das Gegenteil von audiophil, aber sie wohl so gemacht, wie der Tonmeister es wollte und die Räumlichkeiten es zuließen.


Interessanterweise sind mir auch schon so manche EMI Aufnahmen (subjektiv) als nicht audiophil aufgefallen.

Die neue Brahms/Rattle "Deutsches Requiem" Aufnahme ist mir auch nicht besonders audiophil. Die Interpretation ist wirklich schön und Rattle zeigt einen nahezu modernen/lockeren Umgang mit den Tempi. Der Chor bietet eine sehr gute Artikulation. Aber die Aufnahme bietet wenig bis gar keine räumliche Atmosphäre, keine Bühne, was ich für einen wichtigen Punkt in Sachen "audiophil" halte.

Ferner habe ich das Label EMI ohnehin etwas 'auf dem Kieker'. Ich habe vor 10 Jahren mal auf einem Flohmarkt in Athen eine Beethoven 9 Sinfonien Box (EMI) unter Sawallisch/CGO/Chor des Städtischen Musikvereins Düsseldorf für einige Tausend Drachmen gekauft. Das war eine Treueaktion für eine griechische Tageszeitung. Das Label dieser Tageszeitung ist auf der Box und sie ist "not for sale". Da dachte ich mir schon, sie wird nicht sonderlich audiophil sein.

Sind/ist sie auch nicht! Darüberhinaus ist diese Sinfonien-Aufnahme für EMI wohl das reinste Absatz-Stehaufmännchen. Alle paar Jahre gibt es plötzlich wieder eine Neuausgabe genau dieser Beethoven Sinfonien von EMI.

Am 10.10. d.J(!) erst kam eine neue Version von EMI auf dem Markt: EMI Treasures! Wieder diese Sawallisch Aufnahmen. wieder der Düsseldorfer Chor bei der 9.



Darüberhinaus wird's noch bunter: Es gibt diese Sinfonien Box mitlerweile für ca. 15€ bei Drogerie Müller als Brilliant Ausgabe. Unglaublich!


[Beitrag von Pilotcutter am 22. Okt 2008, 11:59 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#21 erstellt: 26. Okt 2008, 21:51
Gute Aufnahmen btw - IMHO auch sehr gut klingend.
cr
Inventar
#22 erstellt: 27. Okt 2008, 03:27
Gerade aus den Jahren 1978-1985 gibt es vergurkte Aufnahmen en masse.
Bsp. sind:
Sibelius: Sym.1+2, Karajan (EMI) - absolutes Highlight ist ein gewaltiger Kracher in einem intensiven und schönen Streicherpart. Die neu-aufgelegte 2er Box hat dann denn Mangel weitgehend behoben.
Händel: Die Wahl des Herakles (Capriccio) - Unerträgliche Übersteuerungen der Sänger am laufenden Band
(detto: Mendelssohn: Sym.2 Abbado DG)
zahlreiche Opern der DG aus dieser Zeit
Strauß: Also Sprach Z. (Ormandy) EMI - einfach gräßlich, ständig verschiebt sich die Klangbalance, vermutlich wurde digitale und analoge Aufnahme zusammengeschnitten, weil es irgendwelche Probleme beim Digitalband gab ...
Schubert: Sym. No.10 (rekonstr.), Pierre Bartholome: 2 Sätze sind richtig laut verbrummt
R-Korsakov: Sym.1-3 Fedojsejev. Ein hoher lauter Ton bei etwa 12-15 kHz vermiest alles. Konnte nur mit Höhenfilter ertragen werden.
Generell: zahlreiche hörbare Schnitte bei vielen CDs.

Die größte Gefahr waren jedoch Übersteuerungen bei Gesang.

Der beste Test ist aber immer der Kopfhörer. Lautsprecher sind um einiges gnädiger.
op111
Moderator
#23 erstellt: 27. Okt 2008, 12:40
Hallo zusammen,

Pilotcutter schrieb:
Interessanterweise sind mir auch schon so manche EMI Aufnahmen (subjektiv) als nicht audiophil aufgefallen.

das geht mir ebenso.
Die von cr genannten Negativbeispiele dokumentieren einen wenig sachkundigen Umgang mit der damals neuen Digitaltechnik. In Wiederveröffentlichungen sind diese Mängel meist kosmetisch geschönt.
Bereits in der (Analog-) LP-Ära fielen mir EMI-Aufnahmen häufig durch ein mulmiges, unpräsentes Klangbild auf.
Das mag am LP-Mastering gelegen haben, denn CD-Neuausgaben zeigen, dass auf den Bändern mehr drauf war als man auf die LPs transferieren konnte/wollte.

In sehr positiver Erinnerung sind mir dagegen einige Virgin-Classics-Aufnahmen, die neuerdings in EMI-Budget-Prize Serien erscheinen.
cr
Inventar
#24 erstellt: 27. Okt 2008, 15:52

EMI-Aufnahmen häufig durch ein mulmiges, unpräsentes Klangbild auf.


Den Eindruck habe ich auch immer gehabt.
Eine Ausnahme, die ich mir zufällig gerade anhöre und daher erwähne, ist die EMI "Ariadne auf Naxos" (R.Strauss) mit Janowitz und Kempe aus 1968! Ich habe mir wegen des Alters der Aufnahme nicht viel erwartet (Rauschen etc.), bin aber nun positiv überrascht.

Ungern kaufte ich auch CBS-CDs, auch hier war der Klang (egal ob schon digital oder aus den 70ern) oft recht matt und kontrastarm.


[Beitrag von cr am 27. Okt 2008, 15:53 bearbeitet]
op111
Moderator
#25 erstellt: 27. Okt 2008, 16:05
Eine weitere Ausnahme:
Verdi - Don Carlo, Giulini; nur CD - die LP ist mulmig
Strauss - Salome, Karajan; da hat aber James Lock mit Decca-Equipment aufgenommen

Auf dem Divox-Label (ist jetzt wohl Naxos) sind mir einige gute Barock-Produktionen aufgefallen, u.a. die 4 Jahreszeiten.
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 27. Okt 2008, 16:21

Franz-J. schrieb:
Auf dem Divox-Label (ist jetzt wohl Naxos) sind mir einige gute Barock-Produktionen aufgefallen, u.a. die 4 Jahreszeiten.

Eine wirklich herausragende Produktion. Meines Wissens ist das Schweizer Label Divox weiterhin eigenständig. Nur der Vertrieb läuft über Naxos Deutschland.
op111
Moderator
#27 erstellt: 27. Okt 2008, 16:30
Ich hatte CDs aus der Serie im Ohr, aus der u.a. diese stammt:

DIVOX Antiqua
Le Quattro Stagioni
Antonio Vivaldi (1678—1741)
Sonatori de la Gioiosa Marca
Giuliano Carmignola

Divox CDX-79404



Eine Aufnahme, die m.E. wirklich das Prädikat "audiophil" verdient.


[Beitrag von op111 am 27. Okt 2008, 16:33 bearbeitet]
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 27. Okt 2008, 16:37

Franz-J. schrieb:
Eine Aufnahme, die m.E. wirklich das Prädikat "audiophil" verdient.

So hatte ich dich auch verstanden.
Meine Zustimmung!
op111
Moderator
#29 erstellt: 27. Okt 2008, 16:59
Bei der Aufnahme tritt der (kleine) Kirchenraum nicht wie sonst (Alban Berg Quartett, Sion) als unangenehmer "Hallgenerator" in Erscheinung, sondern stützt den Ensembleklang.
Deukalion
Inventar
#30 erstellt: 03. Nov 2008, 00:23
Hallo!

In diesem von Martin gestarteten Thread geht geht es ja mehr um allgemeine klangtechnische Fragen, was denn eine audiophile Aufnahme sei. Eine sicher interessante und kontrovers zu diskutierende Frage!

Mein Vorschlag: Konkrete Hinweise auf eure audiophilen Scheiben könnten dann vielleicht eher in diesem von arnaouchot gestarteten Sammelthread gepostet werden:

"Aufbau einer audiophilen Klassiksammlung"
http://www.hifi-foru...um_id=197&thread=379

Wer sich dann hier den Kopf heißdiskutiert hat und/ oder vom audiophilen Paradigma überzeugt wurde, erhält in dem anderen Thread konkrete Hörtips!


Gruß
Hartmut

edit op111 : URL: "Aufbau einer audiophilen Klassiksammlung" angepasst


[Beitrag von op111 am 07. Jul 2014, 09:33 bearbeitet]
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