Noppenschaum im BR-Gehäuse - Tatsachen durch Testungen.

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-=BOOMER=-
Inventar
#1 erstellt: 09. Jun 2010, 01:29
Moin,

Noppenschaum im BR-Gehäuse - ein heiß diskutiertes Thema,
zu welchem ich nie die ultimative theoretisch richtig
beschreibbare Antwort gefunden habe...

Die einen meinen, dass der Noppenschaum die oberen
Frequenzanteile im Bass wirksam dämpft (nicht dämmt) und das
Gehäuse dadurch satter klingen lässt, obgleich das
Schnellenminimum an der Gehäusewand liegt und dort der
Noppenschaum am wenigsten Einfluss hat.

Die anderen meinen, dass macht absolut keinen Unterschied
MIT Noppe im Case, weil die Wellenlängen-Viertel der
Subwoofertöne nicht im Bereich der Noppenstärke liegen und
somit keine Dämpfung erfolgt. Mitteltonanteile ab 1kHz
hingegen werden gedämpft - auch diese sendet die
Schwingmechanik des Woofers aus - aber das ist in den
meisten Fällen zu vernachlässigen, IMHO.

Generell ist diese zweidimensionale Betrachtungsweise ein
nicht vollständiges Modell der Praxis.

Auch wird oft vom Strömungswiderstand geredet, der durch
den Noppenschaum gesenkt wird und somit den Klang
verändert. Wie genau kann oder will niemand in einem
einfachen Forum beschreiben.

Fausformeln zum Bedämpfen (Klaus Methner) nach denen ich
mich auch gerichtet hatte:
Immer nur eine der gegenüberliegenden Wände bekleben,
Woofer- und Portwand allerdings auslassen.



Langes Vorgeplänkel adé ...
... ich hab mal mit meinem DD 9112 in dem für mich nach
langer Zeit erforschten optimalen SQPL Gehäuse: 50l netto,
19er MDF, verstrebt, Front doppelt und 190cm² Schacht der
Länge 85cm (~32Hz Tuning) die Noppenschaumstoff-Testung
ausprobiert!

Bin zu folgenden Ergebnis gekommen:

1) MIT Noppe: Sehr gutmütig und nicht sehr stark
aufs Ohr spielend - das was man als "satt" empfindet. 80Hz
12dB Trennung kein Problem. Leicht ortbar aber einfach ein
schöner Wooferklang!

2) OHNE Noppe: VIEL LAUTER im Bass ab 50Hz aufwärts
(>3dB!). Dadurch schwieriger zu integrieren am FS, da etwas
aufdringlicher und weichenkritischer.
"Unsatter" oder unpräziser ist der Sub aber nicht -
lediglich lauter obenrum und das wird wohl oft als
unpräziser empfunden! Also Gain runterregeln is angesagt.

Mit modernen Radios lässt sich fast alles in den Griff
bekommen: 50Hz 18dB Trennung klingt nun fast genauso wie
die 80Hz 12dB Trennung mit Noppe!
Ein optimales Ergebnis hab ich dann mit einer 40Hz 12dB
Trennung erreicht, welche zusätzlich die Autoresonanz um
50Hz schmälert. Gleiche Trennung MIT Noppe klang einfach
nicht durchzugsstark genug - dem DD wurde Potential
geraubt.
Fürs Pegeln zwischendurch darfs nun ohne Noppe auch mal
gerne 63 bis 80Hz 18dB sein. 24dB/Okt Flankensteilheit wäre
bestimmt besser - aber das schafft mein Clarion 958 leider
nicht. 80Hz 12dB klingt OHNE Noppe garnicht angenehm, da zu
stark ortbar und aufs Ohr!
Generell sei gesagt, dass man ohne Noppenschaum steilere
Filter bei hohen Trennungen (~80Hz) oder tiefere Filter
ähnlich wie auch bei einem "Fortissimo Bandpass" benötigt.


FAZIT:
Es gibt sehr große nicht wegzudiskutierende Unterschiede
durch die (Nicht-)Dämpfung mit Noppenschaum, die wir in der
Theorie nicht kurz und knapp zusammenfassen können.
Testen nach Geschmack ist der richtige Weg (wie immer ).
Der Thread soll exemplarisch als Beispiel mit
referenzverdächtigen Hifi-Komponenten (DD 9112 @ US Amps
USA-100HC) in einem Golf-Klasse Auto dienen. Einerseits für
Subwooferbauer, die sich mit dieser Frage beschäftigen oder
auch für weitere Diskussionen/Erfahrungen unter Profis!

Schlussendlich würde ich jedem, der ein modernes Radio
mit hochwertigen Aktivfiltern hat, raten den
Noppenschaumstoff wegzulassen!!!

Gain am Wooferamp runter und die Trennung steiler/tiefer ansetzen.
Mit Noppe würde ich den Carhifi-Freunden empfehlen, die
keine Lust auf frickelige Einstellungen am Amp-Lowpass oder
Active-X-Over-Radio haben.

Ein wichtiger Faktor ist natürlich auch, dass das Subcase
stabil/verstrebt gebaut ist und keine Oberfrequenzen im
Port erzeugt.

Mir hats auf jedenfall viel gebracht die Noppe rauszunehmen
sowohl für SQ als auch SPL Anwendungen, weshalb ich diesen
aufklärenden (und für euch hoffentlich wenig redundanten)
Thread aufmachen musste.



[Beitrag von -=BOOMER=- am 09. Jun 2010, 01:36 bearbeitet]
'Stefan'
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 09. Jun 2010, 02:37
Finde ich interessant, dass jemand das endlich mal praktisch getestet hat!
Das Ergebnis überrascht mich ehrlich gesagt.

Ich bin nämlich einer von denen, die bisher das:


Die anderen meinen, dass macht absolut keinen Unterschied
MIT Noppe im Case, weil die Wellenlängen-Viertel der
Subwoofertöne nicht im Bereich der Noppenstärke liegen und
somit keine Dämpfung erfolgt. Mitteltonanteile ab 1kHz
hingegen werden gedämpft


vertreten haben.

Wie ist das jetzt erklärbar? Ich werf mal einiges in den Raum, was mir so im Kopf rumspukt.

Diffus gestreut wird schonmal nicht, weil die Fläche viel zu klein ist (müsste in ihrer Abmessung ungefähr der Wellenlänge entsprechen). Absorbiert wird wohl auch nicht,
weil die Wellenlänge zu groß und damit die Dicke des Noppenschaumstoffs zu gering ist. (Lamda/4)

Bliebe für mich nur noch Schallbrechung,
was rein mit der Schallgeschwindigkeit im entsprechenden Medium und dem Auftreffen auf das Zweitmedium zu tun hat.
Im Noppenschaumstoff ist die Schallgeschwindigkeit geringer, als in der umgebebenden Luft -> passt.
Schall trifft schräg auf die Noppen auf -> passt.

Mit der Brechung einhergehend werden bestimmte Überlagerungen im Gehäuse verhindert, welche sich jetzt nicht mehr auf die Membran (zurück-)übertragen können und somit der endgültige Pegel vor der Membran sinkt.
Diese Idee macht es natürlich notwendig, dass man ohne Noppenschaumstoff Schall hat, der sich auf die Membran "zurückausbreitet" und diese in eigentlich nicht gewollter Form zusätzlich anregt und damit den Pegel vor der Membran erhöht.

Dabei gehe ich jetzt natürlich nicht von stehenden Wellen aus - dafür wäre das Gehäuse viel zu klein - sondern von weit chaotischeren Interferenzen. Wie da das Verhältnis von destruktiven zu konstruktiven Interferenzen aussieht, ist natürlich elementar wichtig.
Das ist meiner Einschätzung nach eine gehäuse- und frequenzabhängige Geschichte, die von Fall zu Fall unterschiedlich ist (je nach Abstand von Schallentstehung zu Rückwand). Vielleicht hast du zufällig ein Gehäuse, das im entsprechenden Frequenzbereich (hier das von dir Beschriebene "Band" ab 50Hz) deutlich mehr konstruktive als destruktive Überlagerung verursacht.

Das wäre mein erster Versuch einer Erklärung. Einer von euch wird bestimmt einen Denkfehler dahinter erkennen,
der einen Punkt meiner Idee unmöglich macht.


[Beitrag von 'Stefan' am 09. Jun 2010, 02:49 bearbeitet]
Sound-Pressure
Inventar
#3 erstellt: 09. Jun 2010, 12:06
Vielen dank dir für den Test und die Ergebnisse.

Ich selbst habe des öfteren Kunden, die Probleme hatten und Noppenschaumstoff geholfen hat, kann daher auch deine klanglichen Eindrücke unterstreichen.

Dass Noppenschaumstoff Pegel frisst war mir immer klar, muss jeder für sich wissen, ich hatte mit einer Bedämpfung nie Probleme und werde auch weiterhin das Zeug verbauen
NaturalSoundX
Stammgast
#4 erstellt: 09. Jun 2010, 12:53
Kann Nick`s Testergebnisse zu 100% unterstreichen!

Bei mir war der Test damals mit einem MTX 9515. DD 9515 und mit einem DD 9112.

Grüße
Papa_Bär
Inventar
#5 erstellt: 09. Jun 2010, 14:08
Ich muss leider feststellen, dass der Test einfach garnichts auch nur im entferntesten Allgemeingültiges aussagt...
Und was das allgemein mit den Filtern usw. zu tun haben soll versteh ich nicht...
Man müsste halt in der Lage sein ein Gehäuse sinnvoll auf den Einsatzzweck abzustimmen, dann klappts auch mit der Trennung....

Imho macht der Noppenschaumstoff nichts anderes wie Muhwolle/Sonofill/Polyesterwatte/Schafwolle auch tut, nur eben aufgund der geringeren Menge einfach schlechter.
Aber auch aufgrund der Erfahrung bin ich absolut pro Dämmmaterial... Warum aber ein dafür weniger gut geeignetes Material wie Noppenschaumstoff nehmen?
Und wer nicht weiß was die Watte so alles treibt, sowas kann man nachlesen, das muss einem im Forum niemand extra erklären...
Grundlagen gibts unter anderem HIER

MfG Björn
-=BOOMER=-
Inventar
#6 erstellt: 10. Jun 2010, 16:52
Tests und Erfahrungsberichte sind eben immer subjektiv geschildert.

Die genaue Theorie lässt sich, wie oben erwähnt, nicht in einem Internetforum zusammentragen.
Es gibt viel zu viele Aspekte wie auch die Bandpasswirkung des Auto-Innenraumes.

Der Thread soll vielmehr leserlich amüsieren und informieren, dass Noppenschaum im Subcase für mich mehr Nachteile als Vorteile hat!

In diesem Sinne:
Sound-Pressure
Inventar
#7 erstellt: 10. Jun 2010, 16:58
Find ich gut ...

Ob man Nachteile dadurch hat muss jeder selbst herausfinden, für mich ist auf jeden Fall Fakt, dass noppenschaum Einfluss nimmt
DYNABLASTER
Inventar
#8 erstellt: 21. Jun 2010, 18:48
sehr guter Praxis-Test!

du koenntest auch mit Sonofil testen und dann hast du einen vollstaendigen Bericht, nur den Titel ein bissl aendern
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