symmetrische Verkabelung

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10_BGS
Stammgast
#1 erstellt: 10. Jun 2012, 23:32
Hi,

ich brauche mal ein bißchen Beratung. Ich beabsichtige mit diesem Kabel:

Sommer Cable Square 4

ein paar symmetrische Verbindungen herzustellen. Da diese Strippe vieradrig aufgebaut ist sehe ich jetzt neben der herkömmlichen Variante (in der Skizze mit "A" bezeichnet) noch eine weitere Möglichkeit das auszuführen.

Anschlussvarianten

Bei Variante B sind die XLR-Pins über die vier Litzen verbunden und der Schirm nur an den Steckergehäusen angeschlossen. Das Problem potentieller Erdschleifen die man sich nach Variante B einhandeln könnte ist mir bewußt. Gegebenenfalls könnte die Verbindung zum Steckergehäuse einseitig unterbrochen werden.
Sind bei der zweiten Methode irgendwelche Vorteile zu erwarten? Zum Beispiel eine noch geringere Störempfindlichkeit? Oder ist der Gedanke Unsinn und es brächte nichts bzw. sogar andere Probleme mit sich?
Es geht übrigens um Längen im Bereich 5 - 10 m.
Würde mich über Antworten freuen! Natürlich umso mehr, sollten sie mich klüger machen.

Grüße,
10 BGS.
pelmazo
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 11. Jun 2012, 15:43
Methode A ist die "amtliche" Verbindung, die man auch Sternvierer nennt. Wenn die anzuschließenden Geräte korrekt verdrahtet und aufgebaut sind, dann ist das die beste (störunempfindlichste) Alternative.
10_BGS
Stammgast
#3 erstellt: 11. Jun 2012, 16:58
Ich danke dir für deine Einschätzung.
Vollker_Racho
Inventar
#4 erstellt: 11. Jun 2012, 17:00
Was spricht gegen ein drei- bzw. zweiadriges Kabel Sind ja schließlich nur 5-10m


[Beitrag von Vollker_Racho am 11. Jun 2012, 17:02 bearbeitet]
10_BGS
Stammgast
#5 erstellt: 11. Jun 2012, 17:56
Hauptpunkt der dagegen spricht ist dass ich das Kabel schon habe.
Und wenn man es herkömmlich konfektioniert bekommt man durch die je zwei Adern pro Pin noch eine verringerte Induktivität. Schadet schließlich auch nix. Außerdem ist's vergleichsweise günstig.

Gruß,
10 BGS.


P.S.: Wieso haben XLR-Stecker dann eigentlich oft/immer/manchmal (?) eine Lötfahne die am Steckergehäuse mündet, wenn die sowieso keiner benutzt?


[Beitrag von 10_BGS am 11. Jun 2012, 17:57 bearbeitet]
Vollker_Racho
Inventar
#6 erstellt: 11. Jun 2012, 18:01

10_BGS schrieb:
Hauptpunkt der dagegen spricht ist dass ich das Kabel schon habe.

Absolut nachvollziehbar

10_BGS schrieb:
Wieso haben XLR-Stecker dann eigentlich oft/immer/manchmal (?) eine Lötfahne die am Steckergehäuse mündet, wenn die sowieso keiner benutzt?

Gute Frage, mir sind die noch nicht mal aufgefallen respektive habe sie nie benutzt...
cptnkuno
Inventar
#7 erstellt: 11. Jun 2012, 18:03

10_BGS schrieb:

P.S.: Wieso haben XLR-Stecker dann eigentlich oft/immer/manchmal (?) eine Lötfahne die am Steckergehäuse mündet, wenn die sowieso keiner benutzt? :?

Damit man sie hat, wenn man sie doch einmal brauchen sollte
10_BGS
Stammgast
#8 erstellt: 11. Jun 2012, 18:10

cptnkuno schrieb:
Damit man sie hat, wenn man sie doch einmal brauchen sollte


Deine Antwort zeugt von großer Lebensweisheit.
pelmazo
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 11. Jun 2012, 18:43

10_BGS schrieb:
P.S.: Wieso haben XLR-Stecker dann eigentlich oft/immer/manchmal (?) eine Lötfahne die am Steckergehäuse mündet, wenn die sowieso keiner benutzt? :?


Willst Du die lange Erklärung haben?

Ok.

Eigentlich wäre zuerst die Frage zu beantworten, warum man nicht generell den Schirm an das Steckergehäuse anschließt, anstatt an Pin 1. Schließlich ist es beim Stecken dann automatisch im Gerät mit dem Gehäuse verbunden.

Dafür gibt's zwei Gründe: Erstens will man wegen Brummschleifen manchmal keine direkte Gehäuseverbindung haben, und zweitens will man vermeiden, daß sich bei frei herumliegenden Steckern zufällige Masseverbindungen ergeben können, einfach weil der Stecker irgendwas berührt. Das ist natürlich vor allem bei Bühnentechnik relevant, und weniger im Wohnzimmer.

Pin 1 ist der Massekontakt, weil bei der XLR-Buchse der Kontakt von Pin 1 etwas weiter vorne liegt als die anderen Kontakte, und daher beim Einstecken zuerst Kontakt kriegt. Das verringert das Risiko von Störgeräuschen beim Stecken. (Beim Cinch-Stecker ist es das Gegenteil, und das kann nerven).

Den Schirm auf Pin 1 zu legen erlaubt es, im Gerät zwischen Gehäuse und Pin 1 eine direkte Verbindung zu machen, oder wahlweise auch eine über einen Kondensator. Letzteres kann bei Brummschleifen helfen, und ist für Radiofrequenzen immer noch niederohmig.

Manche Gerätehersteller verbinden Pin 1 aber (fälschlicherweise) mit der Signalmasse statt mit dem Gehäuse. Dann können Störströme auf dem Schirm in die Elektronik kommen und dort stören. Wenn man das Gerät selbst nicht ändern kann oder will, dann steht einem immer noch offen, im Kabelstecker den Schirm von Pin 1 auf das Steckergehäuse umzulöten. Man behebt damit ein Problem des Gerätes durch eine Modifikation des Kabels, aber das ist immer noch besser als nix.

Und letzterer Trick geht eben einfacher wenn es dafür eine Lötfahne gibt.
10_BGS
Stammgast
#10 erstellt: 11. Jun 2012, 19:28
Super! Die Ausführlichkeit gefällt mir. Nur ein Punkt ist mir noch nicht klar. Einerseits:


pelmazo schrieb:
Erstens will man wegen Brummschleifen manchmal keine direkte Gehäuseverbindung haben,...


Andererseits:


pelmazo schrieb:
Manche Gerätehersteller verbinden Pin 1 aber (fälschlicherweise) mit der Signalmasse statt mit dem Gehäuse.


So wie ich sie verstehe widersprechen sich die beiden Aussagen. Wenn ich keine direkte Gehäuseverbindungen zwischen unterschiedlichen Geräten herstellen möchte, auf der anderen Seite aber genau das tue, wenn ich ordnungsgemäß an beiden Enden Pin 1 geräteintern mit dem Gehäuse verbinde, dann sind die Gehäuse ja eben doch wieder verbunden.

Wäre toll wenn du den Knoten für mich auch noch entwirren könntest.

Grüße,
10 BGS.
pelmazo
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 11. Jun 2012, 19:45
Die Gehäuse miteinander verbinden ist die normalerweise richtige Methode. Dabei können sich Masseschleifen ergeben, aber die sind meist harmlos, weil der Schleifenstrom im Schirm und Gehäuse läuft, und fast nicht ins Signal einkoppelt. Das ist die Lage bei korrekt aufgebauten Geräten und normaler Verkabelung.

In manchen Extremfällen, z.B. bei sehr weitläufigen Installationen und ungünstigen Stromversorgungsverbindungen, kann der Schleifenstrom jedoch störende Ausmaße annehmen. Ich habe Berichte gehört, wo Leitungen zwischen zwei Gebäuden gelegt wurden, und die Massepegel waren so unterschiedlich, daß der Schirm durch den Ausgleichsstrom warm wurde.

In manchen Fällen ist es also besser wenn man den direkten Schirmkontakt aufhebt, um die Schleife aufzubrechen. Das hat dann aber meist zur Folge daß der symmetrische Eingang mit starken Gleichtaktsignalen beaufschlagt wird, die er verkraften und unterdrücken muß, was in der Regel einen trafogekoppelten Eingang verlangt.

Eigentlich sind solche Sonderfälle Expertenterritorium, aber der Vollständigkeit halber gehören sie hier her.
10_BGS
Stammgast
#12 erstellt: 11. Jun 2012, 20:00
Alles klar! Den Thread pinne ich mir mal insgeheim.
Ich bleibe also bei der herkömmlichen Konfektionierungsmethode und denke erst über was anderes nach, wenn sich Probleme ergeben sollten. Außerdem werde ich den Geräten mal mit dem Multimeter zu Leibe rücken um zu sehen ob, bzw. wie, Pin 1 mit dem Gehäuse verbunden ist.
Vielen Dank für deine Hilfe!

Gruß,
10 BGS.
ruesselschorf
Inventar
#13 erstellt: 11. Jun 2012, 20:28
Hallo,

ne Anmerkung: bei Mikrofonen kann es vorteilhaft sein wenn man - nur am XLR-Weibchen- pin 1 zum Steckergehäuse brückt. Damit ist das Mikro-Gehäuse auf Masse gelegt, manch seltsame Störungen verschwinden damit.
Da ein Mikrofon i.d.R. am Anfang einer Kette steht, werden damit auch keine Masseschleifen erzeugt.

Gruß, Helmut
Hmeck
Inventar
#14 erstellt: 12. Jun 2012, 08:48
Hi,
irgendwie zum Thema, wenn auch haarscharf daneben, gehört mein Problemchen: Ich habe hier ein Tascam USB-Interface us-122L mit mit einschaltbarer Phantomspeisung, funktioniert auch alles. Auf Pin 2 + 3 liegen je die 48 V gegen Pin1. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Stromzuführung laut Norm über jeweils 6,8 k geschieht. Gut. Mein Problem ist nun, dass ich was mit Kondensator-Mikro-Kapseln basteln möchte, aber keine Ahnung habe, wieviele mA man dieser Phantomspeisung zumuten kann / darf, auch im Netzt nichts dazu gefunden. Natürlich könnte man eine extra Batterie zur Speisung nutzen, was aber blöd ist, wenn doch schon Saft da ist. Andrerseits möchte ich das gute Stück auch nicht überlasten. Wenn jemand eine Einschätzung / einen Tipp hat?

Grüße, Hmeck
Vollker_Racho
Inventar
#15 erstellt: 12. Jun 2012, 08:57
Die genormte Grenze für Phantomspeisung beträgt bei 48V imho 10mA.


[Beitrag von Vollker_Racho am 12. Jun 2012, 08:58 bearbeitet]
Hmeck
Inventar
#16 erstellt: 12. Jun 2012, 09:28
Danke für die prompte Antwort! (viel mehr kann er dann selbst im Kurzschlussfall nicht liefern)

Grüße, Hmeck
pelmazo
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 12. Jun 2012, 10:39

Hmeck schrieb:
Kondensator-Mikro-Kapseln


Das sind in der Regel Elektret-Mikrofonkapseln, die keine Phantomspeisung brauchen, sondern eine Versorgungsspannung irgendwo zwischen 2 und 12 Volt. Die kann man zwar aus einer Phantomspeisung mit Hilfe zusätzlicher Elektronik erzeugen, aber direkt anschließen kann man das Ding so nicht.

Also Vorsicht, und Datenblatt studieren.
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