Schuld ist nicht die richtige Kategorie, .

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klaus_moers
Inventar
#1 erstellt: 15. Mrz 2009, 18:15
... aber ich fühle mich verantwortlich. (Quelle: Bild)

Mein erster Gedanke war: gut beraten, Herr Politiker. Man möchte ja noch eine Wahl gewinnen. Und da kommen echte menschliche Bekentnisse nicht effektiv genug, es muss schon eine ausgefeilte Sprachwendung her.

Besonders interessant, dass ausgerechnet die Bild-Zeitung das erste öffentliche Interview erhält. Möchte man etwa sehr strategisch zuerst das einflußreichste Medienblatt einfangen und für sich gewinnen?

Während Dieter Althaus die ganze Zeit über nichts zum Unfall selbst sagen konnte, so zielsicher wurde aber weiterhin seine weitere politische Karriere geplant.

Ich finde, wer den Tot eines anderen Menschen verursacht, sollte auch ein Schuldgefühl aufbringen. Manche Menschen fühlen sich schon schuldig, wenn sie durch Unachtsamkeit einem vorfahrendem Auto die Stoßstange ankratzen.
Argon50
Inventar
#2 erstellt: 15. Mrz 2009, 18:25

Hallo!

Ich sag da nur Otto Wiesheu


wikipedia schrieb:
Unfall

Am 29. Oktober 1983 verursachte Wiesheu unter Alkoholeinfluss (1,75 Promille) einen schweren Verkehrsunfall, bei dem er eine Person tötete und eine weitere schwer verletzte. Bei dem Toten handelte es sich um einen polnischen Staatsbürger, der das Konzentrationslager Dachau überlebt hatte. Dieser Umstand erhöhte die politische Brisanz der Straftat. Der Bayerische Landtag hob daraufhin Wiesheus Immunität auf.

Wiesheu wurde in erster Instanz vom Amtsgericht München im Oktober 1984 zu einer Freiheitsstrafe von 13 Monaten ohne Bewährung verurteilt.[4] In zweiter Instanz verurteilte ihn das Landgericht München I 1985 rechtskräftig wegen grob fahrlässiger Tötung zu 12 Monaten Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, sowie zu einer Geldstrafe von 20.000 DM. Er war schon im November 1983 als Generalsekretär der CSU zurückgetreten.



wikipedia schrieb:
Öffentliche Ämter

Am 30. Oktober 1990 wurde er als Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst in die von Ministerpräsident Max Streibl geführte Bayerische Staatsregierung berufen.

Nachdem Edmund Stoiber zum neuen Ministerpräsidenten gewählt worden war, wurde Wiesheu am 17. Juni 1993 zum Bayerischen Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie ernannt.

Die Ernennung zum Verkehrsminister wurde angesichts seiner Trunkenheitsfahrt mit Todesfolge (siehe unten) kritisiert und von der Opposition als Skandal verurteilt.

1999 kritisierte Wiesheu die Atomausstiegs-Politik der rot-grünen Bundesregierung, insbesondere deren Ankündigung, der Ausstieg werde unumkehrbar sein, mit den Worten „Es hat in diesem Jahrhundert einen gegeben, der Fragen endgültig lösen wollte; er war nach zwölf Jahren am Ende“. Dieser Vergleich der Energiepolitik von Kanzler Schröder mit Hitlers „Endlösung der Judenfrage“ löste Empörung und heftige Kritik auch aus der CSU aus. Wiesheu entschuldigte sich schriftlich bei Schröder.

2005 wechselte er in den Vorstand der Deutschen Bahn AG.



wikipedia schrieb:
Auszeichnungen

Wiesheu wurde u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.
...
Otto Wiesheu gehört dem Hochschulrat der Technischen Universität München an.


Seit dem wundert mich nichts mehr.


Grüße,
Argon

Schili
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 15. Mrz 2009, 18:37
Hallo.

Ich empfehle in diesem Zusammenhang jedem mal die Lektüre von Bernhard Schlinks "Der Vorleser". Diese außergewöhnliche Parabel über Schuld und Sühne trägt m.A.n. sehr viel zum Verständnis über die Verhaltensmuster der Menschen bei, die sich gerne anmaßen zu beurteilen, wie schuldig sich ein Mensch zu fühlen hat. Und was die Beurteilung , inwieweit wie ein Mensch gefälligst auf sich geladene Schuld nach Außen hin zu tragen hat, angeht.


klaus_moers
Inventar
#4 erstellt: 15. Mrz 2009, 18:46

Schili schrieb:
Hallo.

Ich empfehle in diesem Zusammenhang jedem mal die Lektüre von Bernhard Schlinks "Der Vorleser". Diese außergewöhnliche Parabel über Schuld und Sühne trägt m.A.n. sehr viel zum Verständnis über die Verhaltensmuster der Menschen bei, die sich gerne anmaßen zu beurteilen, wie schuldig sich ein Mensch zu fühlen hat. Und was die Beurteilung , inwieweit wie ein Mensch gefälligst auf sich geladene Schuld nach Außen hin zu tragen hat, angeht.


:prost


Der Vorleser scheint ja inzwischen sehr populär zu sein. Zufälliger Weise mein Lieblingsbuch, leider habe ich den Film noch nicht gelesen. Aber Ähnlichkeiten mit Themen lassen sich nicht komplett auf diesen Mediensachverhalt übertragen.
Während beim 'Vorleser' hauptsächlich eine Zweierbeziehung im Vordergrund steht, so läuft der Konflikt bei Dieter Althaus in einer Medienlandschaft ab.

@Schili insbesondere,
bezieht sich Deine Empfehlung auf eine allgemeine Belehrung? Und ... was meinst Du mit Anmaßung? Bist Du der Meinung, dass ich mir etwas anmaße?
Deine indirekte Sprache kommt mir nicht ganz deutlich genug rüber.

Gruss,
Klaus
klaus_moers
Inventar
#5 erstellt: 15. Mrz 2009, 18:53
Unabhängig von einer möglichen Antwort von Schili, möchte ich etwas klarstellen, was evtl. von meiner Seite nicht deutlich genug rüberkommt.

Ich will und kann über die Gefühle von Herrn Althaus nicht urteilen. Das steht mir nicht zu. Ich selbst bin leidenschaftlicher Ski-Fahrer und weiß, wie schnell sich ein solcher Unfall ereignen könnte. Skifahren birgt immer eine potentielle Gefahr in sich.

Das Einzige was ich suspekt finde, ist die Darstellung in der Öffentlichkeit und das flaue Gerede von Schuldkategorien.

Dies ist meine Meinung jenseits von bildender Belletristik.
Schili
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 15. Mrz 2009, 19:00

Der Vorleser scheint ja inzwischen sehr populär zu sein.


Den Film kenn ich auch nicht. Das Buch hat mich persönlich sehr nachdenklich gemacht. Wir alle (nenn´ es wie du willst, DU persönlich, ich, die Gesellschaft)maßen uns doch sehr schnell an, zu beurteilen, inwiefern ein Mensch nach aufgeladener Schuld seine "Reue(auch das könnte man durchaus anders ausdrücken...)nach Außen zu tragen hat.

Da sehe ich Parallelen zum Vorleser.Auch dort wird sehr deutlich aufgezeigt, dass das, was "man" landläufig verurteilt (aber was habe ich denn falsch gemacht ? Was hätten Sie denn (an den Richter gerichtet)gemacht?) was man gar nicht in der Lage ist zu beurteilen. Jeder geht mit Schuld anders um. Und jeder definiert seine Art der Sühne anders.Bzw. trägt sie nach Außen vor. DAS ist meine persönliche Botschaft, die ich aus Der Vorleser mitgenommen habe.


Ich finde, wer den Tot eines anderen Menschen verursacht, sollte auch ein Schuldgefühl aufbringen.


Denn DAS ist im Grunde einer der Kernpunkte, der in Der Vorleser aufgegriffen wird.

Sieh´das nicht persönlich. Mich hat das Buch derart nachdenklich zurück gelassen, dass ich das bei deinem Posting einfach noch mal für mich reflektieren mußte.



[Beitrag von Schili am 15. Mrz 2009, 19:07 bearbeitet]
Argon50
Inventar
#7 erstellt: 15. Mrz 2009, 19:01
Hallo!

Da möcht ich auch noch kurz was klarstellen, auch mir geht es nicht um Befindlichkeiten.

Worüber ich mich aufrege ist das Verhältniss zwischen "normalen" Bürgern und "führenden" Personen.

Schon sehr komisch wie schnell, simpel und ohne große Umstände das Verfahren bei diesem Skiunfall abgelaufen ist.

Ich war selbst schon als Zeuge in Österreich vor Gericht wegen eines Skiunfalls und dabei ging es "nur" um ein kaputtes Knie. Das lief ganz anders ab.

Außerdem besteht für mich eine große Diskrepanz zwischen vorbestraften "normalen" Arbeitnehmern und "führenden" Personen.
Für einfache Arbeitnehmer ist es mit einer noch so geringen Vorstrafe schon extrem schwer auch nur eine Aushilfstätigkeit zu bekommen.


Grüße,
Argon

klaus_moers
Inventar
#8 erstellt: 15. Mrz 2009, 19:47
Hallo Schili,

danke für Deine Antwort. Ich kann Dir in vielen Punkten nur zustimmen. Mich hat dieses Buch auch sehr tief ergriffen, weil es sehr offen und tief emotional ein Thema bedient, welches vielleicht jedem von uns hätte passieren können. Sowohl auf der Seite des heranwachsenden Jungen, als auch auf der Seite der Frau, wenn man - in meinem Fall - das Geschlecht mal wegläßt. Nur stellte sich für mich die Frage nicht, ob die Frau Schuldgefühle hatte. Sie hatte sie definitiv.
Das Buch ist wirklich bewegend. Aber auch hier aber ich die Erfahrung gemacht, dass jeder eine solche Geschichte anders verarbeitet. So ist das Leben.

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