Umfrage
Sterbehilfe ja / nein???
1. Bin dafür (74.1 %, 40 Stimmen)
2. Bin dagegen (5.6 %, 3 Stimmen)
3. kann mich nicht entscheiden (von Fall zu Fall unterschiedlich) (20.4 %, 11 Stimmen)
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Sterbehilfe ja / nein???

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Oliver
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 29. Apr 2004, 17:26
Hallo zusammen,
ich bräuchte mal Eure Meinung zum Thema Sterbehilfe für ein Referat, das meine Frau halten soll.

Seit ihr grundsätzlich für oder gegen die Sterbehilfe. Gemeint ist mit Sterbehilfe einem Patienten im Krankenhaus unnötige Schmerzen zu ersparen, wenn sein Tot sowiso unabwendbar ist. Natürlich nur mit seiner Einwilligung und einverständniss.

Anders gefragt: möchtet ihr, wenn keine Aussicht auf Besserung besteht, künstlich am Leben gehalten werden???

Danke für Eure Mithilfe.
DschingisCane
Stammgast
#2 erstellt: 29. Apr 2004, 19:47
Wenn jemand im Vollbestitz seiner geistigen Kräfte darum bittet oder auch die Verantwortlichen (Frau, Eltern), z.b. nach einem Autounfall mit absehbarer Todesfolge u.ä
würde ich der Sterbehilfe auf jeden Fall zustimmen...

Leider ist diese wohl nicht mit dem hypokratischenr Eid der Ärzte zu vereinbarn.

Also müsste hier für spezielles Personal ausgebildet werden.

Grüße
Konsti


[Beitrag von DschingisCane am 29. Apr 2004, 19:49 bearbeitet]
snark
Inventar
#3 erstellt: 29. Apr 2004, 20:13

Gemeint ist mit Sterbehilfe einem Patienten im Krankenhaus unnötige Schmerzen zu ersparen, wenn sein Tot sowiso unabwendbar ist. Natürlich nur mit seiner Einwilligung und einverständniss.


Bin ich absolut dafür. Aber eben nur unter genau diesen Bedingungen und außerdem sollte eine unabhängige Instanz die "Unabwendbarkeit" bestätigen und eine gewisse "Denkfrist" eingehalten werden.

so long
snark
bart_simpson
Inventar
#4 erstellt: 29. Apr 2004, 21:06
Tach

Absolut dafür

Der Hippokratische Eid
Hier die überstezung aus dem griechischen

Ich schwöre bei Apollon dem Arzt und bei Asklepios, Hygieia und Panakeia sowie unter Anrufung aller Götter und Göttinnen als Zeugen, dass ich nach Kräften und gemäß meinem Urteil diesen Eid und diesen Vertrag erfüllen werde:
Denjenigen, der mich diese Kunst gelehrt hat, werde ich meinen Eltern gleichstellen und das Leben mit ihm teilen; falls es nötig ist, werde ich ihn mitversorgen. Seine männlichen Nachkommen werde ich wie meine Brüder achten und sie ohne Honorar und ohne Vertrag diese Kunst lehren, wenn sie sie erlernen wollen. Mit Unterricht, Vorlesungen und allen übrigen Aspekten der Ausbildung werde ich meine eigenen Söhne, die Söhne meines Lehrers und diejenigen Schüler versorgen, die nach ärztlichem Brauch den Vertrag unterschrieben und den Eid abgelegt haben, aber sonst niemanden.
Die diätetischen Maßnahmen werde ich nach Kräften und gemäß meinem Urteil zum Nutzen der Kranken einsetzen, Schädigung und Unrecht aber ausschließen.
Ich werde niemandem, nicht einmal auf ausdrückliches Verlangen, ein tödliches Medikament geben, und ich werde auch keinen entsprechenden Rat erteilen; ebenso werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel aushändigen.
Lauter und gewissenhaft werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren.
Auf keinen Fall werde ich Blasensteinkranke operieren, sondern ich werde hier den Handwerkschirurgen Platz machen, die darin erfahren sind.
In wie viele Häuser ich auch kommen werde, zum Nutzen der Kranken will ich eintreten und mich von jedem vorsätzlichen Unrecht und jeder anderen Sittenlosigkeit fernhalten, auch von sexuellen Handlungen mit Frauen und Männern, sowohl Freien als auch Sklaven.
Über alles, was ich während oder außerhalb der Behandlung im Leben der Menschen sehe oder höre und das man nicht nach draußen tragen darf, werde ich schweigen und es geheim halten.
Wenn ich diesen meinen Eid erfülle und ihn nicht antaste, so möge ich mein Leben und meine Kunst genießen, gerühmt bei allen Menschen für alle Zeiten; wenn ich ihn aber übertrete und meineidig werde, dann soll das Gegenteil davon geschehen.


Das ist ein sehr heikles Thema

Ich finde es sollte erlaubt sein sterbe Hilfe zu leiten aus folgendem Grund
Aus dem Grund heraus dem Menschen zu helfen
Allzu oft gibt es fälle in denen keine Aussicht auf Besserung besteht und der Tod nur eine frage der zeit und der eingesetzten Geräte ist
was das ende nur hinauszögert

es sollte also eine Regelung geben die es einem ermöglicht eine grenze der lebenserhaltenden Geräte in Anspruch zu nehmen
was man selber mit sich abmacht sowie mit seinen angehörigen
floydian
Stammgast
#5 erstellt: 29. Apr 2004, 22:38
ich bin auch dafür. habe eine tante. ist glaub ich 80 oder so. Psychisch ist sie noch voll auf der höhe, wirklich. aber leider ist sie seit einem jahr querschnittgelähmt. sie kann nicht mal mehr die arme bewegen. sie selbst besteht auf sterbe hilfe. aber was wirklich traurig ist, ist, das sie geistig noch voll da ist, nur einfach seit über einem jahr ans bett gefesselt im spital....
eox
Inventar
#6 erstellt: 30. Apr 2004, 00:20
naja mir wurde eine passive sterbehilfe bei dem tod meiner mutter gewährt... naja es war eine schlimme entscheidung zu entscheiden ob die ärzte sie wieder zurückbringen sollen bzw am leben erhalten sollen. Ich und mein vater haben uns auch schweren herzens an heiligabend für den tod endschieden.
Die endscheidung war sehr hart aber die richtige, weil es einfach zu schwere folgen gehabt hätte.

naja mitlerweile kann ich darüber reden aber, es war die härteste weihnachten meines lebens

das ist zwar keine aktive sterbehilfe, aber zeigt doch deutlich das ich für JA plediere.
China
Inventar
#7 erstellt: 30. Apr 2004, 05:31
Meine Position zu dieser speziellen Situation ist fast identisch mit snark's, ich bin allerdings der Meinung eine wirklich unabhängige Instanz kann es bei diesem Thema nicht geben.

Ich selbst hingegen moechte unter keinen Umstaenden am Leben erhalten werden.
Mein Verstaendnis von Lebensqualitaet (um nicht das Wort lebenswert benutzen zu muessen, weil das in die falsche Richtung geht) ist die aktive Teilnahme an meiner Umwelt. Sollte dies, aus welchem Gruenden auch immer, nicht mehr moeglich sein wuerde ich es bevorzugen nicht weiterleben zu muessen.
mano
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 30. Apr 2004, 16:20
Natürlich muss man hier den 3. Vorschlag ankreuzen.

Sterbehilfe muss immer auf den Fall bezogen bejaht oder verneint werden.

Grundsätzlich bin ich für die Möglichkeit der Sterbehilfe. Deshalb sollte sie auch gesetzlich verankert werden. Bis heute ist es so, dass man ein Recht auf Leben hat, jedoch nicht auf Sterben (Zumindest in CH und soweit ich weiss, in praktisch allen Staaten).

Dies hätte zur Folge, dass das Recht auf Sterbehilfe vor Gericht eingeklagt werden kann und das Gericht entscheiden muss, ob in einem Fall Sterbehilfe legitim ist oder eben nicht.

mano
Oliver
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 30. Apr 2004, 16:44
Erst mal danke für Eure Antworten. Es ist ja ein klarer Trend zum "ja" zu verzeichnen. Ich bin auch der Meinung, das der Mensch selbst über sein Leben in gewisser Weise selbste entscheiden kann. Es ist in meinen Augen unmenschlich einen komatösen Patienten jahrelang am Leben zu erhalten oder Kebspatienten im Endstadium unnötig zu quälen. Die Sterbehilfe sollte aber nur auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten angewand werden.
amathi
Inventar
#10 erstellt: 02. Mai 2004, 22:32
hi,

aufgrund meines glaubens hab ich da eine andere einstellung dazu.ich denke nicht das es sterbehilfe geben sollte, deshalb hab ich für nein gestimmt.mein opa ist an darmkrebs erkrankt und daran gestorben.


mfg adi
Oliver
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 03. Mai 2004, 15:16
Bitte stimmt noch weiter ab. Ich brauche noch mehr Antworten.

Vielen Dank
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 03. Mai 2004, 16:01
Ich bin ganz entschieden für eine Stebehilfe, so wie sie in den Niederlanden bereits praktiziert werden kann. Dort ist Euthanasie möglich, wenn:
1. eine infauste Prognose vorliegt, die von 2 Ärzten unabhängig voneinander konstatiert worden ist
2. der Betroffene eine freie Willensentscheidung nach Anhörung und Beratung über andere Alternativen getroffen hat
3. der Vorgang der Euthanasie unter ständiger ärztlicher Betreuung steht

In Deutschland ist eine Diskussion über den Begriff "Euthanasie" wegen der Verbrechen der Nazis nicht möglich. Hier operiert man mit Begriffen wie "aktiver" und "passiver" Sterbehilfe. Aktive Sterbehilfe steht unter Strafandrohung, passive Sterbehilfe ist Ärzten in ganz eng umrissenen Rahmen möglich, z. B. bei der Palliativmedizin. Eine zu hohe Schmerzdosis, die auch zum Tod führen kann, ist Ärzten dann erlaubt, wenn der Tod sowieso in einiger Zeit eingetreten wäre.

Ich hoffe, ich konnte Ihrer Frau einige Infos zum Thema weitergeben.

Gruß
ohrmuschel
walter_f.
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 03. Mai 2004, 16:42
Mir war es immer schon rätselhaft, warum jeder tödlich erkrankte Pudel,Hamster oder Gloldfisch möglichst eilig zum Tierarzt transportiert wird, damit er bloß nicht länger leiden muss, aber einen Menschen soll man jahrelang künstlich am leben halten auch wenn's nur noch 'n Haufen schmerzgeplagter Haut und Knochen ist?

Grüsse
Walter
Heissmann-Acoustics
Inventar
#14 erstellt: 03. Mai 2004, 23:46
Habe den Threat noch nicht durchgelesen (keine Zeit) möchte aber trotzdem meinen Meinung loswerden.
Die effektivste Sterbehilfe wäre meiner Meinung nach die Leute einfach sterben zu lassen, wenn ihre Zeit gekommen ist --- sprich gar nicht erst alles künstlich so lange herauszögern wie es geht.
Das ist nämlich das Problem heutzutage. Man stirbt nicht einfach dann wenn es sein soll im Kreise seiner Familie, sondern man kommt ins Krankenhaus, wird an Schläuche gehängt und irgentwann weiss man nur noch das der Patient lebt, weil irgentein Apparat sagt, ja, der lebt noch.

Ich habe angekreuzt: es hängt von Fall zu Fall ab ob Ja oder Nein. Wer das entscheiden soll, wohl am besten der Patient, wenn nicht wirds schwierig --- ist eh ein sauschwieriges Thema --- glaube einfach man sollte damit aufhören die Leute auf Teufel komm raus am Leben zu erhalten.

Sorry, wenn ich jetzt irgentwie dazwischengefunkt habe.

Wünsche Euch noch was
Smutje
Stammgast
#15 erstellt: 04. Mai 2004, 10:06
Hi @all!

Habe für "JA" gestimmt.
Mein Vater ist an ALS erkrankt und wenig später daran gestorben. Er war auch dafür, nicht an irgendwelche "Daseinsverlängernden" Apparaturen angeschlossen zu werden. Dies ist auch meine Meinung.

Gruß DIDI
Denonfreaker
Inventar
#16 erstellt: 04. Mai 2004, 10:27
Hi Oliver, Ich finde dies ein schwieriges subject weil es abhangt von was die Sterbende hatt.Grundsztlich bin ich dafur zu kampfen so lange es sinn hatt , sprich solange die hoffnung entsteht.

Aber kan mich auch denken das es leute gibt die sagen , "ich habe ein gutes leben gehabt, es ist kein hoffnung auf heilung , nur mehr und mehr Pein und last, es ist genug gewesen , ich bin mude und mann darf mich fur gut einschlafen lassen"

Personlich habe ich das nur einmal erlebt mit die Oma meiner mutter , so weis ich jedenfalls etwas mehr uber diese subject
kalia
Inventar
#17 erstellt: 05. Mai 2004, 00:41
Ich bin für aktive Sterbehilfe, wenn der Patient dies ausdrücklich möchte. Die Vorstellung nicht abtreten zu können, wann ich das möchte, finde ich entwürdigend und grausam.
Für mich persönlich lehne ich künstliche lebenserhaltende Massnahmen ab, wobei ich dieses Thema erheblich schwieriger finde wenn der Betroffene nicht mehr bei Bewusstsein ist.

Ich habe mich oft und lange mit meinem Vater über den Tod und das Sterben unterhalten. (Er ist vor 14 Jahren gestorben). Als ich 16 war, wurde bei ihm ein schwerer Herzklappenfehler festgestellt, bei der Operation gab es extreme Komplikationen. Er wurde erstmal in ein künstliches Koma versetzt, wachte dann aber nicht wie geplant wieder auf. Sein Herz schlug nicht mehr selbstständig und auch ansonsten wollte nichts mehr normal funktionieren, die Ärtzte machten uns keine grossen Hoffnungen. Nach 4 furchtbaren Monaten war das Gröbste überstanden. Ohne künstliche lebenserhaltenden Massnahmen wäre er gestorben.
Dank eines Herzschrittmachers und seiner künstlichen Herzklappe lebte er dann noch 4 Jahre, war aber körperlich stark eingeschränkt. Diese 4 Jahre waren unglaublich, er war wie ausgewechselt (vorher eher sehr schwierig). Er sah das als zweite Chance, versöhnte sich mit allen Leuten mit denen er je im Stress war und ordnete sein Leben. Als er damit fertig war schlief er eines morgens noch mal ein und wachte nicht mehr auf - Zuhause. In seinen letzten Monaten sprachen wir oft über den Tod, aber eher philosophisch und ganz positiv, während dieser Gespräche liess er beiläufig fallen, wie und wo er begraben werden mochte, wie er sich eine schöne Trauerfeier vorstellte, und so weiter.
Am Abend vor seinem Tod haben wir 2 Stunden telefoniert. Es war ein tolles und sehr intensives Gespräch, manche Andeutung habe ich erst Wochen später verstanden, als ich wieder so einigermassen zur Ruhe kam. Ich bin mir sicher, er wusste, dass es unser letztes Gespräch sein würde.

Eigentlich hätte er schon 3 Wochen vor seinem Tod eine erneute Op gebraucht, mit dem Herzschrittmacher gab es wohl Probleme, er war sehr oft sehr müde, sagte aber er wolle noch nicht ins Krankenhaus, es ginge ihm soweit gut.

Zu dem Zeitpunkt wären lebensverlängernde Massnahmen meines Erachtens schlimm und falsch gewesen - er hatte ja schon vom Leben losgelassen, aber woher weiss man das, wenn nicht vorher darüber gesprochen wurde?

Ich denke, das Verhältniss zum Tod in diesem Land ist sehr unnatürlich, man sollte sich durchaus schon zu Lebzeiten damit ausseinandersetzen und es nicht als tabu sehen.
qnorx
Stammgast
#18 erstellt: 05. Mai 2004, 09:24
Für mich reduziert sich die ganze Thematik um die Sterbehilfe auf die Frage wer die Legitimation hat über den Tod eines Menschen zu entscheiden.

Alles andere ist aus irgendwelchen religiösen oder ethisch-moralischen Gesichtspunkten verbrämtes Gewäsch. Natürlich muss der Staat danach schreien, bestimmen zu können, wie wann und wo ein Mensch sterben darf, schliesslich obliegt ihm das Gewaltmonopol und er muss das mit seinem Rechtssystem in Übereinstimmung bringen. Und natürlich müssen die Vertreter der Kirche aufschreien, denn sie vertreten ja den Schöpfer des Lebens der ihrer Ansicht nach der Einzige ist, der über den Tod entscheiden darf. Beide können nicht anders, ansonsten sie sich selbst in der eigenen Legitimation in Frage stellen müssten. Ergo reklamieren sie für sich die einzige Wahrheit zum Wohle eines möglichen "Opfers" aktiver Sterbehilfe zu kennen.

Aber das ist Bullshit. Der Gedanke gilt nicht dem Wohl des "Opfers" sondern nur dem eigenen Wohl. Man stelle sich vor die Kirche würde sagen, "aktive Sterbehilfe findet unsere Unterstützung". Damit würde sie in letzter Konsequenz so ziemlich der ganzen Religion den Teppich unter Füssen wegziehen (aus demselben Grund musste die Erde auch wider besseren Wissens eine Scheibe bleiben).

Ich spreche somit allen die keinen direkten Bezug zum "Opfer" haben die Legitimation sich auch nur schon äussern zu wollen rundweg ab.
An erster Stelle kann ja nur das "Opfer" stehen. Schliesslich könnte der Mensch ja auch körperlich gesund sein und aus dem Leben scheiden wollen aber keine Hilfe dazu benötigen. Dann legt er sich auf die Gleise und das war's. Nur weil es Menschen gibt, die sterben wollen, aber physisch nicht in der Lage sind sich selbst zu töten, nur deshalb soll er leben? Ich dachte immer unsere Gesellschaft achtet den Menschen nicht wegen seines Körpers sondern wegen seines Wesens, also wegen dem was er innerlich ist. Und wenn wir einen Menschen auf diese Weise achten, dann sollten wir keinen Unterschied machen ob einer sich selbst töten kann oder dazu Hilfe braucht wenn er sterben will. Im Gegenteil, wir sollten es als eine Verpflichtung ansehen ihm die Möglichkeit zu schaffen, zu sterben, wenn er selbst dazu nicht in der Lage ist.

Ich meine, wie schizophren ist eine Gesellschaft die das Töten von Embryonen zu lässt, also von menschlichen Geschöpfen die noch nicht einmal die Chance hatten sich zu ihrem Tod zu äussern und nun wirklich hochgradig schutzbedürftig sind und die grösstenteils aus rein egoistischen Gründen abgetrieben werden, und gleichzeitig einem erwachsenen Menschen der leidet und einen freien Geist und eine eigenen Meinung hat, das Sterben versagen will. Das ist doch pervers.

Und um den Bogen um das Sterben und Töten noch etwas weiter zu spannen - da wird emotional diskutiert um aktive Sterbehilfe, es wird viel Geld für Abstimmungskampagnen ausgegeben (zumindest hier in der Schweiz wo wir über derartige Dinge abstimmen können) aber, dass im Irak US-Soldaten unschuldige Menschen kaltblütig ermoden, das scheint die Gemüter nicht wirklich zu erhitzen. Dabei - da haben wir hier einen Menschen, der nicht mehr Leben will und wir lassen ihn nicht sterben und dort einen Menschen, der liebend gerne leben würde aber wir lassen ihn nicht leben. Wir sind eine kranke Gesellschaft.

Und um nun ganz tief im Zynismus zu versinken, kann man sich fragen, ob nicht gerade unsere Gesellschaft ganz aktiv daran ist, sich selbst Sterbehilfe zu leisten....


[Beitrag von qnorx am 05. Mai 2004, 09:31 bearbeitet]
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 05. Mai 2004, 10:22
Hallo gnorx,

danke für Deinen ganz ausgezeichneten Beitrag. Er zeigt die ganze Problematik des Themas auf und spiegelt auch die schizophrene und perverse Denkweise wider, die mit dieser Frage einhergeht.
Daß die Menschheit auf dem besten Wege ist, sich selbst aktive Sterbehilfe zu leisten, hat in der Tat einen wahren Kern.

Solch nachdenkliche Beiträge findet man selten hier - er ist im positiven Sinne provokant.

Gruß
ohrmuschel
Birkle
Ist häufiger hier
#20 erstellt: 05. Mai 2004, 14:07
Hallo !
gnorx hat alles gesagt, dem habe ich nichts hinzuzufügen.

mfg Uwe
baltasar
Stammgast
#21 erstellt: 05. Mai 2004, 14:34
sterbehilfe-ein polarisierendes thema.ich persöhnlich bin dafür,menschen die nur noch künstlich am leben erhalten vor sich hin siechen,ein würdevolles sterben ohne schmerzen zu ermöglichen,solange diese es im gesunden zustand bewilligt haben.
ich bin vollkommen dagegen,alte oder kranke menschen auf ihren persöhnlichen wunsch,ausgesprochen im kranken zustand,sterbehilfe zu geben.diese menschen fühlen sich oft überflüssig und als blossen kostenfaktor für ihre verwandten und die gesellschaft,und können so in eine drucksituation gelangen,in der sie sich genötigt sehen,diesen zustand zu beenden.
dieser aspekt wird von vielen übersehen,die ihr gewissen mit der erfüllung des schliesslich persöhnlichen wunsches des kranken beruhigt sehen.in anderen ländern ist dies der fall,und ich finde,in deutschland muss dies nicht sein.
die stärke einer gesellschaft erkennt man daran,wie sie mit ihren schwachen umgeht.
mit freundlichem gruss
kalia
Inventar
#22 erstellt: 05. Mai 2004, 23:37


die stärke einer gesellschaft erkennt man daran,wie sie mit ihren schwachen umgeht.

das denke ich auch, hat für mich aber nichts mit Sterbehilfe zu tun.
Deutschland ist ein prima Beispiel für eine schwache Gesellschaft. Hier gilt nur der, der leistet - und das wird meist mit einem Blick auf´s Konto beurteilt.
Die Integration von Alten, Kranken, Behinderten oder auch Drogenabhängigen wird ja eher schlechter als besser, als ich bei einer Diskussion in Einkaufspassage mit den Betreibern das erste mal den Begriff "Unkunde" gehört habe, wurde mir spontan schlecht (Auch Alte, die nicht finanzstark sind, zählen dazu)
Es ist schon ein Zeichen einer schwachen Gesellschaft, wenn man annimmt, dass der Alte oder Kranke eigentlich nur sterben will, weil er Angst hat jemanden zur Last zu fallen.
In einer starken Gesellschaft würde er sich die Zeit nehmen, die er noch braucht um loszulassen und dann zufrieden gehen (wenn er denn darf).
Leidet denn ein Mensch, der sich aus diesem Grund zum Sterben entscheidet nicht doppelt? Kann dieser denn dann noch glücklich oder wenigstens zufrieden werden/bleiben ?

Ich glaube in der Schweiz gibt oder gab es die Hospize mit Verzicht auf lebensverlängerne Massnahmen, stattdessen aber einer guten psychischen Betreuung und Begleitung.
Ich finde die Erhaltung der Lebensqualität erheblich wichtiger, wie die des "rein körperlichen" Lebens. Und in Bezug auf Lebensqualität am Lebensende ist Deutschland noch ein echtes Entwicklungsland.
ohrmuschel
Hat sich gelöscht
#23 erstellt: 06. Mai 2004, 07:58
Hallo lia,

Deine Erfahrungen mit den "Unkunden" in unserer Konsumgesellschaft sind in der Tat schockierend und zeigen eigentlich deutlich, welchen Stellenwert sie in unserer Gesellschaft und im Bewußtsein vieler Menschen haben. Vom "Unkunden" zum "Unmenschen" fehlt nicht mehr viel.
Wer nichts mehr leisten kann/will wird aussortiert.

Was die Hospize betrifft, so gibt es auch einige sehr gute Einrichtungen in Deutschland, wo sich von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt, Menschen für Menschen einsetzen und ihnen einen Lebensabend in Würde und weitgehender Autonomie noch ermöglicht wird. Es ist richtig, daß "Sterbehilfe" auch bedeuten kann, daß auf unerwünschte lebensverlängernden Maßnahmen nach dem Willen der älteren Menschen verzichtet wird. Was "Lebensqualität" ausmacht, ist individuell verschieden und sollte grundlegend respektiert werden. Das Thema "Sterben und Tod" wird bei uns weitgehend tabuisiert und der Kirche und Ärzten überlassen. Für mich ist immer wichtig, daß der Mensch selbst entscheiden darf, was für ihn Lebensqualität ist und wie er sein Leben und Sterben gestaltet.
Deshalb halte ich auch das holländische Modell der Sterbehilfe (Euthanasie), das ich oben etwas näher beschrieben habe, für akzeptabel.

Man muß dabei nur aufpassen, daß "lebensmüde" Menschen auf keinen Fall diese Sterbehilfe in Anspruch nehmen können. Die Sterbehilfe darf unbedingt nur denen zugebilligt werden, die unrettbar (infauste Prognose) den sicheren Tod in vorhersehbarem Zeitraum vor Augen haben. Dann ist sie allerdings ein Beitrag zu einem Sterben in Würde und Selbstbestimung.

schöne Grüße
ohrmuschel
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