Endlich: Der Friedensnobelpreis für die EU!

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Fhtagn!
Inventar
#1 erstellt: 12. Okt 2012, 19:54
Welch ein Freudentag: Die EU bekommt den Friedensnobelpreis!
Man kann ihr nur gratulieren, welch Glück für uns alle.

Denkt nur an das beherzte Eingreifen der europäischen Streitkräfte im letzten Krieg in Europa, dem Jugoslawienkonflikt.

Oder die Verankerung des demokratischen Gedankens durch vorbildliche Beteiligung der Völker an den politischen Prozessen in der Staatengemeinschaft, ganz besonders im Bereich der Legislative.

Wahrhaftig, ein historischer Moment! Neben Henry Kissinger ist die EU der würdigste Preisträger aller Zeiten!
stefansb
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 13. Okt 2012, 18:29
Hi,

meine Schwägerin kommt aus Bosnien.
Ihren damaligen Mann haben die serbischen Truppen vor den Augen ihrer beiden Kinder erschossen, sie wurde vergewaltigt, das Haus niedergebrannt, die Familie vertrieben.

Sie hat da mit Sicherheit eine andere Meinung über das Eingreifen der Nato-Truppen als ein deutscher Sesselfurzer, der seinen Wohlstand und Frieden mit Zynismus garniert.

Stefan
Fhtagn!
Inventar
#3 erstellt: 13. Okt 2012, 18:36
Wohl dem, der nur Texte kommentiert, die er auch verstanden hat.


[Beitrag von Fhtagn! am 13. Okt 2012, 18:42 bearbeitet]
stefansb
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 13. Okt 2012, 18:40
Den Vergleich mit Kissinger habe ich sehr wohl verstanden.
Fhtagn!
Inventar
#5 erstellt: 13. Okt 2012, 18:44
Beim Rest hörte es dann auf?
Die EU hat in Bosnien und Kroatien gar nichts unternommen, die NATO hat letztendlich etwas getan.
Der NATO wurde aber nicht der Friedensnobelpreis verliehen, sondern der EU.
stefansb
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 13. Okt 2012, 18:57
Schau dir mal die Liste der Mitglieder der Nato und dann die Mitglieder der EU an.
Fällt da was auf ?

Die EU verfügt über keine militärische Struktur.
Die Streitkräfte der EU-Staaten sind über die Kommandostruktur der Nato vernetzt.
Ein Eingreifen ging daher nur über die Nato.

Einem Militärbündnis den Friedensnobelpreis zu verleihen wäre aus politischen Gründen nicht möglich gewesen.
Eine solche Verleihung hätte diesen Preis in Rußland, China usw. in seinen Ansehen massiv geschadet und komplett entwertet.

Wohl dem, der nur Preisverleihungen kommentiert, die er auch verstanden hat.
Fhtagn!
Inventar
#7 erstellt: 13. Okt 2012, 19:11
Ich war damals Zeitsoldat im NATO HQ Europa Mitte und kenne den Laden recht gut.
Es besteht kein Zusammenhang zwischen der NATO und der EU.
Die UNPROFOR bestand aus Amerikanern, Briten, Franzosen und vielen anderen, GECONIFOR hatte knapp 2500 Soldaten (von 60.000), und das erst ab 1996.
Die Entscheidung für den Jugoslawieneinsatz wurde von den USA gefällt, die im NATO Rat quasi alleinbestimmend waren (und sind). Die gesamte Planung der ersten Einsätze fand in den USA und durch amerikanische Offiziere statt.


[Beitrag von Fhtagn! am 13. Okt 2012, 19:34 bearbeitet]
Stuhlfänger
Stammgast
#8 erstellt: 14. Okt 2012, 09:13

Fhtagn! schrieb:
Neben Henry Kissinger ist die EU der würdigste Preisträger aller Zeiten!


Bitte den Drohnenbomber Barack Obama nicht vergessen.
catman41
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 14. Okt 2012, 09:55
Moin,

uiiii, jetzt geht es uns Europäern bestimmt besser bzw. in China fällt ein Reiskorn aus dem Regal.

lg
Harry
pinoccio
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 14. Okt 2012, 11:40
Ich oute mich mal...

Ich finde es gut, dass die EU den Preis bekommen hat.

Es löst nämlich Diskussionen aus. Ich bin ja ganz froh, unter der Käseglocke der EU nach meiner Facon leben zu dürfen. Frieden, Freiheit und Menschenrechte sind kein Selbstläufer. Vlt. sollte man - bei all den Dingen die man an der EU zu recht kritisieren kann - darüber auch mal nachdenken. Es gibt einige positive Dinge, die als Selbstverständlichkeiten wahrgenommen werden, es aber im Hinblick auf die "Rest"-Welt gar nicht sind.

Ich bin naiv, gell...


[Beitrag von pinoccio am 14. Okt 2012, 11:40 bearbeitet]
Das.Froeschle
Inventar
#11 erstellt: 14. Okt 2012, 11:45
Ich bezweifle sehr, daß sich ohne die EU Deutsche und Franzosen sofort wieder bekriegen würden.

Die EWG war ein wichtiger Schritt für die Versöhnung und das Wiedererstarken Europas nach dem grausigen Krieg.

Das Monstrum EU mit seinem Regelwahn macht davon viel wieder zunichte.
pinoccio
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 14. Okt 2012, 11:55
Die EU besteht aus 27 Staaten, nicht nur 2. Es besteht also schon die Möglichkeit, dass ihre Aufhebung ganz in der Nähe zu Kriegen führen könnte...


Das.Froeschle schrieb:
Das Monstrum EU mit seinem Regelwahn macht davon viel wieder zunichte. :(


Man kann das mit zweierlei Blickwinkel betrachten. Ohne ausuferndes Regelwerk (oder Bürokratie) kann es keine Berücksichtigungen der Belange von Minderheiten geben. Man braucht sie, um Konflikte vermeiden zu können. Was ohne stabile o. "machtgeile" Bürokratie passiert, erkennt man z.B. in Griechenland. Die Bürokratie wird meist nur als solche wahrgenommen, wenns gegen den Konsum geht. Man sieht das am aktuellen Glühlampenverbot ziemlich gut. Man fühlt sich seiner Freiheit und Selbstbestimmung beraubt, obwohls nur um Käuflichkeit von Leuchtmitteln geht.

EU = 0,5 Milliarden - alles Individualisten, die sich auf Regelwerke verlassen müssen

China = 1,3 Milliarden Menschen - was ist, wenn die zu Individualisten werden und auf ihre Rechte pochen, die die EU den EU-Bürgern (unabhängig von ihren möglichen 27 Herkunftstländern und deren staatliche Souveränität) zugesteht?

Regelwerke sind schon sinnvoll...


[Beitrag von pinoccio am 14. Okt 2012, 11:59 bearbeitet]
Fhtagn!
Inventar
#13 erstellt: 14. Okt 2012, 12:22
Kriege in Europa sind auch mit EU möglich. Oben genanntes Beispiel sollte genau dies zum Ausdruck bringen. Die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik ist grandios gescheitert, als sie gefordert war.

Die in den 1980er Jahren wieder zum Leben erweckte und erweiterte WEU hätte aus dem Schatten der NATO heraustreten und das Heft des Handelns ergreifen müssen, als der Krieg in Jugoslawien zum Gemetzel ausartete.
Nun, die WEU als quasi-Teil der EG tat aber gar nichts und überließ den USA die alleinige Initiative. Wim van Eekelen gab nichts als Sprechblasen von sich.


[Beitrag von Fhtagn! am 14. Okt 2012, 12:24 bearbeitet]
Das.Froeschle
Inventar
#14 erstellt: 14. Okt 2012, 14:00

pinoccio schrieb:
Regelwerke sind schon sinnvoll...

Glühlampenverbot, Krümmungsradien von Gurken, Duschköpfe...

Toll!
pinoccio
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 14. Okt 2012, 14:11

Das.Froeschle schrieb:

Krümmungsradien von Gurken


2009 abgeschafft. Obwohl (!) sich die meisten Mitgliedstaaten für Beibehaltung aussprachen und die Verordnung noch angewandt wird.

Bei den Duschköpfen mag ich mich irren, aber imho gings vordringlich um "die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte". Ob das ein Verbot oder Reglementierung der Installation von Duschköpfen in Privathaushalten nach sich zieht, mag ich aber bezweifeln. Aushebeln lässt sich dies jederzeit, in dem man z.B. gar keine Duschköpfe verwendet. Sofern es Wasserhähne und deren "Spareinsätze" o.ä betrifft wird wahrscheinlich jedem nach x-Versuchen einleuchten, dass man um eine 10Liter Gießkanne zu füllen meist auch 10 Liter Wasser braucht...


[Beitrag von pinoccio am 14. Okt 2012, 14:12 bearbeitet]
Fhtagn!
Inventar
#16 erstellt: 14. Okt 2012, 14:15
Immerhin kommt man über den Regulierungswahn zum Frieden.
Die Völker Europas sind so damit beschäftigt, sich über die EU aufzuregen, dass sie nicht mehr an Krieg denken. Und Krieg gegen die EU ist ja schwierig, man ist ja selbst drin.

pinoccio
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 14. Okt 2012, 14:21


--

Ich schätze, wenn man "grenzenlosen Handel" betreiben möchte (von dem wir in DE besonders abhängig sind) braucht man solche Regelungen. Ich kenne das aus dem Bereich Holzprodukte, sofern nur höchst unterschiedliche länderspezifitsche oder regionale Reglungen* vorhanden sind, ist irgendwann die Konfusion ziemlich groß. Nicht nur, dass man sich mit allerlei Zertifizierungen rumplagen muss, es besteht immer die Gefahr etwas zu verwechseln usw. Dem Endkunden hilft das auch nicht weiter, weil er über die Kenntnisse gar nicht verfügen kann, er kann somit schnell der Dumme sein. Er will dann einheitliche Regelungen - und zwar EU weit, weil er in der EU einkaufen kann. Wenn das irgendwo Gurken betrifft mag das ja auch lustig oder suspekt sein, in anderen Bereichen aber eminent wichtig.

* Kennt wer "Tegernseer Gebräuche". Nein, also...

Es ist ein wichtiges Regelwerk bzw. ein niedergeschriebenes Brauchtum. Die Ursache dessen liegt In der Eigenheit eines natürlichen Werkstoffes begründet. Warum nicht bei dem Handel mit gewachsenen Gurken, bei denen es um Abermillionen Stück geht? Eine unzertifizierte Ware ist auch immer eine "schlechte" Ware, weil man damit jemanden übervorteilen kann. Im Handels-, Produktions- und Verarbeitungsweg aber auch immer den Endkunden.


[Beitrag von pinoccio am 14. Okt 2012, 14:34 bearbeitet]
Fhtagn!
Inventar
#18 erstellt: 14. Okt 2012, 14:30
Die Bauern fanden die Gurkenregelung übrigens ganz gut und waren gegen die Abschaffung der Krümmungsgradregelung. Hing wohl mit der Verpackungstechnik zusammen.
tsieg-ifih
Gesperrt
#19 erstellt: 15. Okt 2012, 14:04
Ich finde dieser Nobelpreis an die EU geht in Ordnung. Allerdings hätte ihn auch Koschnik bekommen können, der Mitte der 90er als EU Verwalter der EU in Mostar vermittelt hatte oder etliche andere Politiker auch, aber es geht immer nur einer pro Jahr.

Die Preisvergabe an die EU die kein Gesicht hat wie andere Personen, hatte m.E. "strategische Gründe" und in Zeiten von Schuldenkrise und Euroskepsis soll die Ermutigung bestärkt werden bewusster zusammenzuhalten, weil besonders die jüngere Generation schnell vergisst was noch vor 60 Jahren hier los war.

Das ganze Gezänke um Bürokratie und demokratische Defizite, die Verwicklungen im Balkankonflikt, die etlichen schwachsinnigen Verordnungen, die Agrarpolitik die andere Länder arm machen was Gewalt und somit Krieg schürt, um diese Länder dann mit Entwicklungsgelder zu unterstützen, oder wenn Millionen Tonnen kaputtsubventionierte Lebensmittel weggeworfen werden, das alles ist nicht beispielhaft und muss verbessert werden.

Diese schlimmen Umstände können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die EU kein Karitasverein, sondern schlicht eine Interessensgemeinschaft ist, wo Wohlstandsförderung in Verbindung mit einer Friedensunion steht. Das eine schliest das andere nicht aus, aber jedem kann man es nicht recht machen.
Natürlich gibt es auch positive Beispiele wie Acta was von der EU abgelehnt wurde, der Nordirlandkonflikt wurde durch die EU abgemildert, Spannungen gegenüber den Osten wurden verringert, die Annäherung zwischen Griechenland und der Türkei ist auch ein Erfolgsfaktor, wobei die Teilung Zyperns noch zu regeln wäre, aber wir waren auch jahrzehntelang geteilt, das nicht zu vergessen.

Zum Trotz aller Stänkereien ist die EU weltweit ein einzigartiges Projekt mit Vorbildfunktion für andere Regionen. Man muss nur vergleichen können, die Nachrichten schauen usw. auf welchem hohen Niveau wir überhaupt jammern.

Auch wenn die EU erst in einer "embyonalen Eurozone" steckt, mann muss sich das mal vorstellen, wie es in Afrika oder im nahen Osten aussehen würde, wenn auch dort weitblickende Akteure gegeben hätte, angefangen bei uns mit Adenauer, Schuman, Churchill und De Gaulle wie die letzten 60 Jahren geben würde.
Heissmann-Acoustics
Inventar
#20 erstellt: 15. Okt 2012, 15:26
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