Tschüss Surround?

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captain_carot
Inventar
#1 erstellt: 24. Okt 2016, 11:34
Vorweg, das soll keine Glaubensdiskussion werden. Es geht auch nicht um Verstärkerklang oder dergleichen. Rein um persönliche Meinung. Es braucht also in Folge keiner die Vorteile von Einmesssystemen zu erörtern und dass man angeblich einen 5K€ AVR braucht um mit einem 250€ Stereoamp mitzuhalten tangiert hier auch nicht.

1993 im Kino brüllt ein Dino. Von hinten. Und so ziemlich der ganze Kinosaal dreht sich um. Klar, Jurassic Park und Dolby Digital. Mir war ziemlich schnell klar dass ich dieses Surround Zeug für zu Hause bräuchte. Als armer Schüler der zu dem Zeitpunkt noch nicht mal eigenen Fernseher oder Videorecorder hatte war das für mich natürlich nicht bezahlbar. Digital schon gar nicht. Denn die anfangs sündhaft teure DVD gab es noch gar nicht und Laserdisc war kein bisschen mehr im Schülerbudget.
Einige Jahre später (in der Oberstufe) sollten ich dann immerhin schon mal an ein Dolby Pro Logic Receiver und HiFi Stereo Videorecorder folgen. Natürlich wurde auch die Möglichkeit genutzt auf Dolby Digital zu wechseln, wenn auch nicht sofort. Überrascht auch heute keinen mehr, dass DVD doch einigermaßen schnell bezahlbar wurde.
Die Welt dreht sich natürlich weiter. Musik wurde zwar mittlerweile potenziell lieber mit nur zwei Kanälen gehört, sofern nicht eine sehr überzeugende Mehrkanalabmischung vorlag. Aber allgemein wollte man natürlich irgendwann doch DTS ES Neo6 (+96/24), Dolby Digital EX und Pro Logic 2. Dumm nur wenn letzteres weniger bringt als erwartet und man den Rest ohnehin nur bedingt nutzen kann weil Lautsprecher 6 (und ggf. 7) sich vielleicht gar nicht gut aufstellen lassen.
Sonst noch was? Klar, HDMI. Aber kann dieser und jener Amp überhaupt HD Ton? Tatsächlich konnten das anfangs nicht alle. Das Zauberwort automatische Einmessung kommt natürlich auch noch dazu.
Weil man ja gerne informiert ist über technische Neuerungen liest man frühzeitig über UltraHD und zukünftig anstehende, neue Tonformate.
Das kommt, natürlich, nicht alles zeitgleich auf den Markt. Außerdem müssen AV-Receiver mittlerweile immer mehr können. Etwa konnektiv sein. Gleichzeitig merkt man den Preisdruck irgendwie doch immer mehr.
Ergo spart der ein oder andere Hersteller vielleicht an Einmesssystem und Anschlüssen. Aber das Gerät nächstes Jahr soll trotzdem bitteschön mehr können.

Nun, ich bin dummerweise nicht der fleißigste Gerätewechsler. Im Gegenzu stößt mir dafür sauer auf, wenn der vTuner einfach mal wegfällt (Sony), HDMI Anschlüsse zusammengestrichen werden (so ziemlich alle) oder Einmessysteme deutlich verschechtert (Pioneer und Onkyo) bzw. plötzlich die bessere Variante eher in gehobene Preisklassen wandert als umgekehrt.
Noch weniger Lust hab ich, eine beträchtliche Summe Geld in die Hand zu nehmen für ein Gerät das nächstes Jahr veraltet ist.
Die Kombination aus Innovationswahn in kürzesten Abständen einerseits und Streichmaßnahmen andererseits versaut mir persönlich immer mehr die Lust an neueren Geräten. Derweil wird der vorhandene AV-Receiver älter und älter.

Nun. Musik hör ich in Stereo. Ich hab sogar einen Stereo Receiver der ungefähr so alt ist wie ich. Dem sind die letzten Trends in der Unterhaltungselektronik herzlich egal.

Vielleicht ist es einfach mal Zeit für einen Selbsttest. Brauch ich Surround überhaupt?
Tatsächlich steht noch aus, mehrere aktuelle Filme in 2.0 oder 2.1 zu schauen.
Tatsächlich vermiss ich gerade die hinteren Krachmacher aber weder bei ollen Kamellen noch beim normalen Fernsehen (dessen Ton über den Flachmann immer dünner klingt).
Hat längst nicht jeder was mit am Hut, aber so neumodisches Teufelszeug wie Videospiele kann je nachdem durchaus von der Rundumortung profitieren, In der Praxis sieht's aber auch hier so aus, dass ich die weiteren Lautsprecher weniger vermisse als erwartet. Und sollte man ohnehin im Chat per Kopfhörer/Headset spielen ist die Anlage eh kein Thema.

Tatsächlich bin ich gerade selber überrascht, wie wenig mich der Verlust der Rundum (nicht sorglos) Beschallung juckt. Das mag auch hier und da anders aussehen, etwa bei so hervorragenden Surroundspuren wie Master & Commander. Leider sind die meisten Mehrkanaltonspuren nicht mal im Ansatz auf dem Niveau. Da würden auch noch mehr Lautsprecher (etwa an der Decke) nicht helfen.

Was jetzt? Den AV-Receiver in den Elektroschrott pfeffern und die anderen Lautsprecher verbrennen ist natürlich auch nicht unbedingt zielführend.

Mittlerweile kann ich mir allerdings durchaus vorstellen, den 'Rückschritt' zu Stereo zu gehen. Ob das so im Sinne der Heimkinobranche ist?
kinodehemm
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 24. Okt 2016, 11:48
Moin

Musik in 2.0 aka Stereo, Filme in dem Tonformat, das maximal machbar ist..
Wenns 20LS braucht, dann 20..- plus DBA.

..bei Musik (die ich idR auch nicht von bluray konsumiere) finde ich Stereo in 9x% der Fälle besser, ne Minimum-Maximum in 'Vollformat' hat aber zB wirklich was.

Bei Film - vielleicht nicht bei Arthaus-Kino- darfs gern auch ein Viertel mehr sein.
Wobei man nun nicht zwingend jeden Nonsens mitmachen muss, und eine gute 5.1 Installation ist allemal besser ein unfachmännisch hingemurkstes Atmos..

Fazit: Mukke über 2LS, bei Film ist alles erlaubt
Lichtboxer
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 24. Okt 2016, 12:03
Es kann ja nur darum gehen, ob es in Deinem Sinne ist ;-)

Die Frage ist berechtigt, ob man für die teils mangelhaften Abmischungen den ganzen Aufwand betreiben soll, nur um bei der einen Szene mitreden zu können, oder ob man alles Geld in Stereo investiert.

Gerade Musik höre ich (konzentriert) selbst dann in Stereo, wenn sie mehrkanalig vorliegt. Für die Nebenbeibeschallung nutze ich wiederum gerne mal einen Upmixer.

Man muss dem Heimkino- und AVR-Trend zugute halten, dass er den Subwoofer und die Einmessung auch bei Stereomusik salonfähig gemacht hat. Schaut man sich bei Stereoverstärkern um, so muss man hier immer noch basteln. Das ist auch ein Grund, warum viele immer noch auf große Standboxen schwören. Ein schlecht eingebundener Sub, zumal ohne Beschneidung der Mains, ist nachteilig. Solche Erfahrungen mit anderen Anlagen haben auch lange bei mir nachgewirkt, bis ich mich mal mit dem Thema intensiver befasst habe.

Ich tendiere auch dazu, zu sagen, dass ich mich bei einem evtl. Neuanfang auf Stereo konzentrieren würde, jedoch mit einen AVR (Netzwerk, Bassmanagement und Einmessung) und meinen Dipolsubs.

Aber wie das so ist im Leben, man muss die Dinge ausprobieren, um zu entscheiden, was einem wichtig ist.
captain_carot
Inventar
#4 erstellt: 24. Okt 2016, 13:49
@Lichtboxer: Einige Punkte bringen es genau auf den Punkt.


Schaut man sich bei Stereoverstärkern um, so muss man hier immer noch basteln.

Das seh ich nicht mal so wild. Es gibt sogar eine Reihe Möglichkeiten, das einzubinden. Allerdings wenige so einfach und gleichzeitig umfangreichd Methoden wie etwa XT32.


Das ist auch ein Grund, warum viele immer noch auf große Standboxen schwören. Ein schlecht eingebundener Sub, zumal ohne Beschneidung der Mains, ist nachteilig.

Sicher muss alles zu einem gewissen Grad aufeinander abgestimmt werden. Gibt aber beispielsweise genauso Möglichkeiten 'große Standlautsprecher' im Mehrkanalsektor einzubinden wie andersrum mit einem (vernünftigen) Sub-Sat System in Stereo zu hören.

AV-Receiver bzw. die Technik die sie mit auf den Weg gebracht haben bieten durchaus Vorteile. Eben Einmessautomatik, Bassmanagement...

Ironischerweise, nutzt man so ein Gerät für Stereowiedergabe, dann kann man es im Prinzip auch 10-20 Jahre nutzen ohne sich sonst viele Gedanken zu machen. Hier wäre höchstens die Frage wie es auf Dauer um die Netzwerkfunktionalität steht oder ob neue Einmesssysteme gravierende Verbesserungen bieten.

Ich muss mir aber z.B. keine Sorgen darum machen, ob ich bei den HDMI Anschlüssen in wenigen Jahren wieder auf Inkompatiblitäten stoße oder ähnliches.

Tatsächlich muss man hier eben abwägen, was einem wie wichtig ist. Momentan bin ich doch etwas überrascht wie wenig mich die (akustische) Abwesenheit von Center und Rears stört.
Lichtboxer
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 24. Okt 2016, 15:31
HDMI würde ich schon in meine Überlegungen einbeziehen. Es überträgt jedes aktuelle Tonformat und es ist nicht einzusehen, warum Stereogeräte maximal normale Digitalanschlüsse, aber kein HDMI haben.

Ohne HDMI muss man z.B. SACD und DVD-Audio analog einspeisen. Dies würde dann wieder gewandelt, sofern man mit einer aus meiner Sicht zumindest im Bassbereich unverzichtbaren Raumkorrektur arbeitet.

Andererseits entfliele der ganze Frust durch Handshakeprobleme etc. Auch das hat seinen Charme.

Externe DSP-Lösungen sind in aller Regel mit einem Rauschen behaftet. Man könnte bei auftrennbaren Verstärkern ein Antimode einschleifen, aber den Berichten zufolge rauscht es dann an normalen LS und taugt somit nur an einem Sub.

Für mich ist der Bereich noch zu wenig durchdacht. Die besseren Einmesssysteme gibt es nur mit 9 oder 11 zusammengequetschten Endstufen.

Nichtsdestotrotz kann man ja einen AVR nehmen, würde ich auch, aber dann die Ausgaben für die LS auf 2 statt 9 oder 11 verteilen.
captain_carot
Inventar
#6 erstellt: 24. Okt 2016, 16:31
Sieht man mal von ziemlich sicher dürftiger Einmesstechnik ab (die 2016er Pios haben statt richtigem MCACC ja anscheinend Onkyos Gurkensystem) geht das Ding geht zumindest teilweise ja in die Richtung. Das müsste es halt auch noch in besser (Einmesssystem, Leistung) geben.
Lichtboxer
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 24. Okt 2016, 17:56
Genau.

Das Dingen nicht als Slimline, sondern als normalen Baustein mit guter Haptik, kräftigen Endstufen und wie von Dir genannt besserer Einmessung.

Die Grenze zwischen Heimkino und Stereo ist doch fließend. Schließlich besteht die Möglichkeit, bei Filmen bei Bedarf Virtual Surround zuzuschalten. Je nach Raum funktioniert das ganz passabel, wenn man doch mal wieder Bock auf Effekte von hinten hat.
captain_carot
Inventar
#8 erstellt: 24. Okt 2016, 21:45
Gibt z.B. bei Jamiroquais Funk Odyssey einen sehr schön von vorne bis hinter das Ohr wandernden Effekt. Bei Stereowiedergabe wohlgemerkt.
Problem bei solchen Effekten und virtuellem Surround ist, dass man halt relativ ideal sitzen muss, also klassisch im Sweetspot.

Zu dem AVR, Class D wäre sogar in dem kleinen Gehäuse sicher einiges mehr drin. Leider tut sich bei Class D Endstufen in AV-Receivern momentan so gut wie gar nix. Da ist die Stereoecke mittlerweile voraus.
Lichtboxer
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 24. Okt 2016, 23:56
Gibt zig Beispiele für räumliche Stereoaufnahmen und wenn man ganz ehrlich ist, muss man bei 5.1 auch im Sweetspot sitzen (deswegen habe ich gleich mit 7.1 angefangen).

Onkyo hat jetzt Class D übernommen und eine verbesserte Version des MCACC eingeführt. Wenn man bei 80 Hz trennt und für den Sub ein Antimode etc. einsetzt, dann stört es nicht, dass unter 63 Hz keine schmalbandige Korrektur erfolgt.

Alles in einem Gerät bekommt man nicht, obwohl es technisch möglich wäre. Da ist viel Anstellerei seitens der Hersteller im Spiel. Individuelle Trennfrequenzen bei Pioneer, zentimetergenaue Einmessung bei Yamaha, flexibleres Audyssey ...
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