Welche Hifi-Architektur nutzt Ihr?

Nachfolgend die Erläuterungen zu den Auswahlmöglichkeiten.
Natürlich kann jeweils nur die grobe Linie beschrieben werden. Dass es überall Ausnahmen, Abweichungen und Sonderfälle geben mag, sei unbenommen.


Musiktruhe

Am Anfang steht die Musiktruhe. Der Grundgedanke war es, ein technisches Gerät als Möbelstück zu gestalten. Dabei sollte Funktionalität nicht ausgestellt, sondern verborgen werden. (Obschon das “Bauhaus” längst Geschichte war, hatten seine Prinzipien die breiten Massen noch lange nicht erreicht.) Insbesondere Metallflächen wurden in einer Wohnatmosphäre als Fremdkörper wahrgenommen. Noch vermochte der Anblick solider Metallgehäuse (“aus dem Vollen gefräst!”) dem zeitgenössischen Betrachter kein zufriedenes Schmunzeln zu entlocken. Stattdessen erfreute man sich am gediegenen Schimmer edler Hölzer. Aufwändige Gehäuse umgaben die Funktionseinheiten und entzogen sie den Blicken. Obwohl die Musiktruhe im Herzen des 20. Jahrhunderts beheimatet ist, greifen die Entwürfe meist Strömungen aus vorangegangenen Stilepochen auf.


Hifiturm

Schon zu Zeiten Nebukadnezars galt das Streben der Menschen der Eroberung der Höhe. Mit der Ankunft des Hifiturms fand diese uralte Triebfeder auch im Hifi-Bereich Eingang. Mit einem Schlag galten die bislang bewunderten Musiktruhen als gestrig und verstaubt. Die vertikale Anordnung ermöglicht schnelle Vergleiche und gibt mit einem Blick Aufschluss über Enthusiasmus und Kompetenz des Besitzers.
Man unterscheidet zwei Ausprägungen:

Hifiturm 1

Der Hifiturm 1 ist die kompromisslose Umsetzung des Hifiturm-Prinzips. Hier werden die Geräte unmittelbar aufeinandergestapelt.

Hifiturm 2

Der klassische Hifiturm wird von einem Plattenspieler gekrönt. Beim Hifiturm 1 kommt es hier in einigen Fällen zu Resonanzproblemen. Weiterhin kann in den unteren Etagen die direkte Nachbarschaft des Leistungsverstärkers thermische Probleme verursachen. Aus diesen Gründen wird der Hifiturm 2 abweichend mit Hilfe eines vertikalen Racks realisiert.Vorteile: 1) Umgehung genannter Probleme, 2) ein hochwertiges Rack zählt u.U. als zusätzliche Komponente. Nachteil: das Hifiturm-Prinzip wird verwässert.


Kompaktanlage

Wer sich keinen Hifiturm leisten konnte, galt als “armes Schwein” und musste sich mit einer Kompaktanlage zufriedengeben. Dabei handelt es sich um eine Schwundform der Musiktruhe, deren Gediegenheit und Repräsentativität dem Rotstift zum Opfer gefallen war. Statt Nussbaum und Mahagoni fand “billiges Plastik” Verwendung. Kompaktanlagen wurden in hififremden Konsumhallen feilgeboten.
In jüngster Zeit erfuhren Kompaktanlagen eine sprunghafte Aufwertung durch Preisgestaltung,Vertriebskanäle sowie die alternative Bezeichnung “All-in-one”.


Opportunistische/Pragmatische Anordnung

Spätestens seit der Schwelle des 21. Jahrhundert prasseln zunehmend neue Anforderungen auf uns herein. Selbstverständlichkeiten gehen verloren. Die vormals strikt getrennten Domänen “Hifi”, “Fernsehen” und “Computer” fließen ineinander. Die Architektur der Hifi-Anlagen wird unübersichtlich. Vielen nutzen die “TV-Bank” zusätzlich als horizontales Hifi-Rack. Zukunftstechniken wie Bluetooth und WLAN lösen die Einheit des Ortes auf. Plötzlich stehen Lautsprecher und Komponenten in anderen Räumen. Nutzungsmöglichkeiten und erleichterte Bedienbarkeit verführen zur Abkehr von den klassischen Prinzipien.