Die Sache mit den Farben. Mach Kalibrieren Sinn?

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schax74
Stammgast
#1 erstellt: 27. Feb 2015, 13:06
Ich bin heute bei "Spiegel.de" auf folgenden Artikel gestoßen:

http://www.spiegel.de/stil/bild-1020782-816965.html

Zunächst hatte ich mich gefragt, was das soll. Das dort gezeigte Kleid war für mich absolut eindeutig weiß und gold. Natürlich kann man jetzt darüber diskutieren, ob es eventuell eher Cremefarben mit Senf war oder ähnliches... der Sinn dieser Umfrage hat sich mir aber nicht erschlossen und ich habe es für einen Scherz gehalten.

Zwei Stunden später war ich wieder auf der Homepage. Ich dachte ich spinne und die hätten das Bild ausgetauscht. Das gezeigte Kleid war jetzt eindeutig blau und schwarz. Gut, der Schwarzwert war schlecht und sieht eher grau aus. Das blau ist eher Flieder... aber die Farben dort haben absolut nichts mit dem zu tun, was ich noch ein paar Stunden zuvor gesehen hatte. Also habe ich das Bild etlichen Kollegen gezeigt, die bei dem selben Bild auf dem selben Monitor völlig verschiedene Farben sehen (weiß und Gold oder blau und schwarz). Ich kenne mich zu wenig aus, um zu verstehen, wie das sein kann. Wenn ich nicht beide Varianten mal gesehen hätte, hätte ich es nicht geglaubt. Ich habe es auch seit heute morgen nicht mehr geschafft, das Kleid noch mal in weiß gold zu sehen...

Wenn es aber doch offensichtlich Faktoren gibt, die die Farbwahrnehmung in einem derart starken Maß beeinflussen, wie ich es nie für möglich gehalten hätte, dann frage ich mich schon, ob es Sinn macht, einen Beamer hinsichtlich der Farbdarstellung so optimal wie möglich kalibrieren zu lassen. Es sieht ja wohl im Zweifel eh jeder etwas Anderes...
Bisher war mir nur bewusst, dass das Gehirn einen automatischen Weißabgleich vornimmt und man die Farben schon von daher meist nicht so sieht, wie sie wirklich sind...


[Beitrag von schax74 am 27. Feb 2015, 13:20 bearbeitet]
Cine4Home
Gesperrt
#2 erstellt: 27. Feb 2015, 14:01
Hi,

verstehe Deine "Theorie" nicht ganz. Das Bild zeigt nicht subjektiv, sondern objektiv(!) blaue Farbe, wie man mit dem Color-Picker ja in wenigen Sekunden beweisen kann:


WB


Jeder sieht also objektiv ein blaues Kleid (es sei denn, der Monitor ist total verkurbelt). Was Du umschreibst ist also vielmehr die unterschiedliche Fähigkeit der Menschen, ein falsch abgebildetes Kleid im Gehirn in sein "echtes" Aussehen umzuinterpretieren. Manche wissen eher, wie so ein Kleid in Echt aussieht, als andere. Und diejenigen, die "weiß" sehen, haben realisiert, dass es höchstwahrscheinlich ein weiß/goldenes Seidenkleid ist, das in dieser miesen Gegenlichtaufnahme falsch "rüberkommt". Die Unsicherheit entsteht also allein durch diese grottenschlechte Aufnahme, bei der Fotografie-technisch alles falsch gemacht wurde, was so geht.

Eigentlich zeigst Du hier eher, wie wichtig eine Kalibrierung auch bei der Aufnahme ist, denn mit richtigem Weißabgleich / Belichtung gäbe es bei dem Kleid oben nämlich gar nicht diesen Interpretationsbedarf.


Gruß,
Ekki


[Beitrag von Cine4Home am 27. Feb 2015, 14:18 bearbeitet]
schax74
Stammgast
#3 erstellt: 27. Feb 2015, 14:40
Ich gebe Dir ja grundsätzlich recht... wenn ich das Bild jetzt sehe, dann ist es eindeutig blau / schwarz. Heute morgen hätte ich aber noch geschworen, dass es eindeutig weiß Gold ist. Das waren für mich völlig andere Farben und nicht nur ein anderes interpretierter Farbstich. Wenn ich mit mehreren Leuten gleichzeig das Bild auf dem selben Monitor schaue, gibt es völlig verschiedene Wahrnehmungen und jeder schwört, dass man hier doch gar nichts anderes sehen könnte, selbst wenn man es bewusst versucht. Die Umfrage bei Spiegel hat ja auch ergeben, dass 75% hier ein weiß goldenes Kleid sehen. Nach den Kommentaren zu dem Artikel geht es wohl anderen auch so wie mir:

#38 Heute, 14:12 von jskor

Sehr merkwürdig

heute morgen habe ich gedacht: Klar, gold-weiß. Wie kann man da was blaues oder schwarzes sehen. Ich wäre nie im Traum darauf gekommen, dass es nicht weiß-golden sein kann. Dann habe ich mich mal nur auf einen kleinen Auschnitt fokussiert. Und inzwischen sehe ich nur noch blau-schwarz, sobald ich das Foto anschaue.
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Gruß Schax


[Beitrag von schax74 am 27. Feb 2015, 14:43 bearbeitet]
Surroundman
Inventar
#4 erstellt: 27. Feb 2015, 14:58
@schax

Da bist Du ja nicht der einzige, denn mittlerweile streitet sich sich die gesamte Internetwelt in den sozialen Netzwerken unter #dressgate über die Farbe des Kleides. Blau-Schwarz oder Weß-Gold
leon136
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 27. Feb 2015, 17:42
Auf dem Ausschnitt von "cine4home" sehe ich auch gold-weiss , woran liegt es ? gegen das Licht fotografiert, optische Täuschung, Farbenblind
sorry aber so verkurbelt kann der Moni doch gar nicht sein

mfg leon
Cine4Home
Gesperrt
#6 erstellt: 27. Feb 2015, 18:45

leon136 (Beitrag #5) schrieb:
gegen das Licht fotografiert, optische Täuschung, Farbenblind

mfg leon


Wahrscheinlich alles drei :-)

Ist für Dich das Hifi-Forum auch weiß und nicht blau?

Wenn ja, ab zum Augenarzt



[Beitrag von Cine4Home am 27. Feb 2015, 18:45 bearbeitet]
p-c
Stammgast
#7 erstellt: 27. Feb 2015, 19:04
Verdammt - bei mir beides. Muss ich jetzt zum Augenarzt oder Psychiater ;-)

Ansonsten. Automatischer Weissabgleich im Hirn. Grundausstattung sozusagen. Hilft uns ungemein. Macht es uns aber auch schwer, sowas akkurat zu beurteilen. Es sei denn, ein korrektes Weiss wird als Referenz gleichzeitig abgebildet. Dann ist es ganz einfach.
Cine4Home
Gesperrt
#8 erstellt: 27. Feb 2015, 19:28
Also für alle, die es wirklich korrekt wissen möchten, hier mal eine komplette Farbanalyse des Kleides:

AN1

An2



Wie man sieht, kommt in dem Foto des Kleides weder weiß noch schwarz vor, sondern nur Blautöne, Grautöne und dunkle Gelbtöne (=Braun).

Wer was anderes sieht, "interpretiert" die Farben bewusst oder unbewusst, weil das Foto so grottenschlecht ist.


Gruß,
Ekki


[Beitrag von Cine4Home am 27. Feb 2015, 19:37 bearbeitet]
Master468
Inventar
#9 erstellt: 28. Feb 2015, 00:00

Ansonsten. Automatischer Weissabgleich im Hirn. Grundausstattung sozusagen. Hilft uns ungemein. Macht es uns aber auch schwer, sowas akkurat zu beurteilen. Es sei denn, ein korrektes Weiss wird als Referenz gleichzeitig abgebildet. Dann ist es ganz einfach.

Jein. Man sollte die Physiologie natürlich im Hinterkopf behalten und wissen, dass Mechanismen der Farbkonstanz/ Farbumstimmung sehr universell wirken (in dem Beispiel spielt aber auch der simultane Farbkontrast eine Rolle). Das wird tatsächlich gerne sträflich vernachlässigt. Nicht umsonst gibt es (experimentell optimierte) Methoden, "Beleuchtungswechsel" auf ausschließlich farbvalenzmetrischer Basis nachzuvollziehen - mit gewissen Unsicherheiten. Echte Herausforderungen ergeben sich aber vor allem in Verbindung mit anderen Einflüssen, zum Beispiel optischen Aufhellern in Papieren.


Es sei denn, ein korrektes Weiss wird als Referenz gleichzeitig abgebildet.

Jetzt musst du mir aber noch verraten, was das ist ;-).


Also für alle, die es wirklich korrekt wissen möchten, hier mal eine komplette Farbanalyse des Kleides:

Ich will jetzt nicht den Erbsenzähler spielen, aber das mir bekannte Bild ist nicht charakterisiert.

edit: Mein Fehler, das Originalbild auf tumblr ist doch charakterisiert (sRGB).

Gruß
Denis


[Beitrag von Master468 am 28. Feb 2015, 09:14 bearbeitet]
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