Bafflestepentzerrung in Wohnräumen

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nähmaschine
Stammgast
#1 erstellt: 10. Nov 2009, 17:00
Die Bafflestepentzerrung die z.B. bei Bauvorschlägen von KuT, Hobbyhifi usw vorgenommen wird bezieht sich ja auf den Freifeldfrequenzgang.
Nun stehen angenommen mehr als 90% aller Boxen in Wohnräumen nicht nur auf dem Boden sondern auch näher als 1m von der Rückwand des Raumes entfernt.
Damit sollte sich doch, abgesehen von den unvermeidlichen Boden- und Rückwandreflexionen und den damit verbundenen Auslöschungen,
ein deutlich abgeschwächter Bafflestep ergeben.
Wie sehen eure Erfahrungen aus? Entzerrt ihr den Bafflestep überhaupt (bei genannter Aufstellung)?

Ich habe bisher erst 3 Fullrange-Bauvorschläge nachgebaut, Vifa Korrekt2 XT, den Versacube Koax und die LMT101 von Jobsti
und bei allen störte mich etwas der betonte Grundton.
Die beiden Letzteren sind natürlich gar nicht primär fürs Wohnzimmer gedacht, daher ist das keine Entwicklerkritik.
(einige kleinere Konstruktionen von KuT haben ja auch einen kleinen Mittenbuckel eingebaut)

Bei eigenen Aufbauten kann ich mit ATB-PC schlecht realistisch im Grundtonbereich messen, zumindest nicht bei Wohnraumaufstellung.
Spulen kosten ja einiges, daher würde mich interessieren wie ihr hier vorgeht um größere Ausgaben nur fürs ausprobieren zu vermeiden.
Gruß
Steffen
Christoph_Gebhard
Inventar
#2 erstellt: 10. Nov 2009, 18:10
Hi Steffen,

diese Erfahrung kann ich teilen. Ich glaube man fährt in kleinen Räumen ganz gut, wenn man von der linearen Abstimmung ausgehend, die Serienspule um eine Nummer kleiner macht.
Sehr gut zum Testen ist dafür die Manger-CD geeignet (spontan fallen mir "Isn`t she lonely", "Cost of freedom", aber auch Track 9,10 und 13 ein). Diese Lieder dürfen ruhig rund und voll im Grundton klingen. Wenn`s die Tonalität aber kippt, der Grunton zu viel grummelt und man am liebsten skippen möchte, muss man die Baffle Step-Entzerrung etwas rausnehmen.
Man sollte sich aber nicht darauf versteifen, die Lieder tonal gerade hinzubekommen. Dann klingen die meisten anderen Aufnahmen zu dünn-drahtig oder substanzlos.

Edit: Sehr gut kann man die Baffle-Step-Entzerrung auch bei Zimmerlautstärke testen. Wenn man das Gefühl hat, lauter machen zu müssen, um etwas zu verstehen und in die Musik "reinzuhören", dann ist die Entzerrung zu stark.

Gruß, Christoph


[Beitrag von Christoph_Gebhard am 10. Nov 2009, 18:15 bearbeitet]
ukw
Inventar
#3 erstellt: 10. Nov 2009, 19:02
Moin Nähmaschine,
das Motto der Woche lautet:

Damit ist das Ziel klar: Die Übertragungsfunktion des Subwoofers ist die invertierte Funktion des Raumes.



Abgewandelt könnte man auch sagen: Damit ist das Ziel klar: Die Übertragungsfunktion des Lautsprechers ist die invertierte Übertragungsfunktion des Raumes.

Zitat von US erstellt: 18. Dez 2004 siehe http://www.hifi-foru...ad=4068&postID=29#29


Alternativ: verbreitere die Schallwand noch weiter, so daß er Grundton bündelt. Das ist das Problem der Hornkonstruktionen mit größeren Tiefmitteltonchassis, die iom Bereich um 1 kHz getrennt werden.
Der Grundton breitet sich kugelförmig im Raum aus. Du hast einen viel zu hohen Grundtonanteil im Diffusschall. Das kannst Du schnell und einfach ausprobieren. Folgende Graphik (Nasenspitze zeigt genau zwischen die Lautsprecher)
Hände vor die Ohren = Diffusschall
Hände hinter die Ohren = Direktschall

Cale
Stammgast
#4 erstellt: 10. Nov 2009, 19:35
Hallo!

Eine Raumeinmessung sollte meiner Meinung nach heutzutage selbstverständlich sein und somit ist die Baffle-Step Entzerrung auch überflüssig.

Als ich noch frei stehende Boxen hatte, war meist eine Entzerrung zwischen 2 und 4 dB nötig.
ukw
Inventar
#5 erstellt: 10. Nov 2009, 19:52

Cale schrieb:

Eine Raumeinmessung sollte meiner Meinung nach heutzutage selbstverständlich sein und somit ist die Baffle-Step Entzerrung auch überflüssig.

ähm ....


[Beitrag von ukw am 10. Nov 2009, 20:00 bearbeitet]
moby_dick
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 10. Nov 2009, 19:56
Sehe ich auch so, die Theorie versagt beim Tiefton im Raum. Messung ist angesagt. Bei mir wurde danach von BR auf CB umgestellt und um 100 Hz gesenkt per Weiche.
Christoph_Gebhard
Inventar
#7 erstellt: 10. Nov 2009, 20:55
Hallo,

Messungen im Raum einzufordern ist die eine Sache. Messungen im Raum zu machen und richtig zu interpretieren ist die andere.
Komisch, dass alle davon reden, man sie aber so selten zu Gesicht bekommt

Gruß, Christoph
SRAM
Inventar
#8 erstellt: 10. Nov 2009, 21:15

Die Bafflestepentzerrung die z.B. bei Bauvorschlägen von KuT, Hobbyhifi usw vorgenommen wird bezieht sich ja auf den Freifeldfrequenzgang.
Nun stehen angenommen mehr als 90% aller Boxen in Wohnräumen nicht nur auf dem Boden sondern auch näher als 1m von der Rückwand des Raumes entfernt.
Damit sollte sich doch, abgesehen von den unvermeidlichen Boden- und Rückwandreflexionen und den damit verbundenen Auslöschungen,
ein deutlich abgeschwächter Bafflestep ergeben.
Wie sehen eure Erfahrungen aus? Entzerrt ihr den Bafflestep überhaupt (bei genannter Aufstellung)?


Eine allgemeine Antwort ist unmöglich:

- zunächst stellt sich die Frage: ist Dein Hörort innerhalb oder außerhalb des Hallradius ?

Tun wir zunächst so, als wäre der Hallradius für alle relevanten Frequenzen gleich:
Befinde ich mich dann innerhalb des Hallradius, macht die Entzerrung Sinn, bin ich außerhalb, dann ist es sinnvoller, nach der gesamten akustischen Leistung zu fragen, die in den einzelnen Frequenzbändern abgestrahlt wird......

Leider ist der Hallradius aber i.d.R. stark von der abgestrahlten Frequenz abhängig: tendenziell bei hohen Frequenzen groß und bei tiefen Frequenzen klein. Darüberhinaus bei ganz tiefen Frequenzen und geringer Raumdämpfung derselben auch noch von der absoluten Position im Raum (Raummoden !) abhängig !

Das mündet in einer Vielzahl möglicher Fälle:
inner-/außerhalb Hallradius, das ganze auch noch nach Frequenz unterschiedlich und garniert mit Raummoden und nun munter alle möglichen Permutationen der genannten Fälle mit der jeweiligen Frequenz des bafflesteps.......

......was unmöglich auch nur für einen kleinen Ausschnitt der Fälle gemeinsame Lösungen zuläßt.

Unbefriedigend ? Ja !

Was kann man aber tun ?

My choice (andere mögens für sich anders lösen):

- Abhöre INNERHALB Hallradius bis zu möglichst tiefen Frequenzen:
-- Bündelung bis zu möglichst tiefen Frequenzen --> Hochtonhorn, Mitteltonhorn, großer Mitteltöner, Bündelung so, daß bis zum Hörort die -6dB Hüllkurve noch keine Begrenzungsfläche berührt
-- Nachhallzeit Raum soweit runter wie vertretbar (Dämpfung !)
-- Rückwand und decke so schalltot wie nur möglich (aufgedoppelte Wand/Decke mit Absorber im Zwischenraum, Bassfalle durch beigeweiche Konstruktion)

Das läuft bei einigermaßen großen Wohnräumen auf ein klassisches Hornsystem hinaus......

Gruß SRAM


[Beitrag von SRAM am 10. Nov 2009, 21:17 bearbeitet]
holly65
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 10. Nov 2009, 21:16

Christoph_Gebhard schrieb:

Messungen im Raum einzufordern ist die eine Sache. Messungen im Raum zu machen und richtig zu interpretieren ist die andere.

Empfinde ich als relativ simpel.

Christoph_Gebhard schrieb:

Komisch, dass alle davon reden, man sie aber so selten zu Gesicht bekommt

Das wundert mich allerdings auch.

grüsse

Karsten
speed-of-sound
Stammgast
#10 erstellt: 10. Nov 2009, 23:04

holly65 schrieb:

Christoph_Gebhard schrieb:

Messungen im Raum einzufordern ist die eine Sache. Messungen im Raum zu machen und richtig zu interpretieren ist die andere.

Empfinde ich als relativ simpel.

Christoph_Gebhard schrieb:

Komisch, dass alle davon reden, man sie aber so selten zu Gesicht bekommt

Das wundert mich allerdings auch.

grüsse

Karsten


Hi holly65,

wie wäre es, wenn Du hier einige samt Interpretation ins Forum stellst, wir (zumindest ich) würden gerne lernen

Speed-of-sound
nähmaschine
Stammgast
#11 erstellt: 10. Nov 2009, 23:19
Puh, mehr Antworten als erwartet, danke für die Mitarbeit.

Dann fang ich mal an:
@ Christoph:
Die Serienspule einfach einen Wert zu verkleinern ist bei einfacheren Weichen erstmal ein guter Start.
Mit Boxsim simuliert gibts soweit ich sehe nicht mal Probleme bei der Trennfrequenz.
Schade, dass die Selbstbauzeitschriften darauf kaum näher eingehen.

@ukw
Die Beiträge von US hab ich vor meiner Fragestellung gelesen.
Verständlich. Eine Schallwandverbreiterung bzw Wandeinbau würde das Problem mindern, ist aber nicht immer machbar.
Von welcher Breite sprechen wir überhaupt? Mehr als 40cm?
Der Ohmuscheltest bringt bei den 12"Koaxen natürlich kräftigen Grundton, bei ausgewogenem Diffusschall
(mittenbetonte Weichenvariante von Frank Kuhl) pieken aber dann die Mitten beim Normalhören unangenehm.
Also In diesem Fall irgendwas dazwischen wählen?

@ Cale u. Moby
Mir gehts weniger um den Bass, den hab ich eh meist aktiv und damit einfach regelbar. Der Grundton von Boxen ist dagegen "fest".
Wäre nett wenn ihr die geforderte Raumeinmessung näher erläutert und dabei bedenkt,
dass der Normalnutzer sich kein Endstufenrack mit digitalem Lautsprechermanagement ins Wohnzimmer stellt.
(was ich aber schon mal gemacht habe, brauchte keine Heizung mehr)

@SRAM
Danke, musste mich ein wenig konzentrieren aber das ist durchaus das, was ich mit begrenzten Mitteln versuche:
1. 12" Koax für kurzen Hörabstand
2. damit Nutzung von Hochtonhorn und großem Mitteltöner
Bündelung dürfte allerdings trotz ca. 40cm Schallwand nicht bis in den Grundton (150-400Hz ?) reichen.
3. Mangels reichem Papa nur mangelhafte Bauarbeiten im 25m2 Wohnzimmer möglich.
Vorhänge, Bücherregale usw aber immerhin vorhanden.
Also bleibt das Problem der praktischen Abstimmung.

Grüße
Steffen
SRAM
Inventar
#12 erstellt: 10. Nov 2009, 23:40

12" Koax für kurzen Hörabstand


Das ist doch schon eine sehr gute Lösung.

Was du jetzt vermisst sind wahrscheinlich die 120 bis 240 Hz Region. Brutale, aber immer wirksame Methode für diesen Bereich: mehrere 12", die in vertikaler line bis zur Bündelungsfrequenz des 12"mit diesem parallel laufen. Idealerweise 2 bis 3. Das bündelt dann zumindest vertikal bis in den Oberen Bassbereich und ab da übernehmen sowieso Druckkammereffekt und Raummoden.

...sorry, wollte deinen thread nicht hijacken.

Gruß SRAM

Edit: hihi......sehe gerade, daß der versacube Vollausbau genau das auch macht. Nicht so hoch angebunden, aber gleiche Richtung. Na ja, Lösungen konvergieren eben doch..... sollte wohl mal mehr die ganzen Bausätze durchgehen.


[Beitrag von SRAM am 10. Nov 2009, 23:45 bearbeitet]
holly65
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 11. Nov 2009, 00:06
Hi,

speed-of-sound schrieb:

wie wäre es, wenn Du hier einige samt Interpretation ins Forum stellst, wir (zumindest ich) würden gerne lernen

wäre so weit kein Problem wenn ich die Interpretation denn schriftlich fachlich richtig könnte.
Raum und Energiemessungen findest du auf meinem alten Blog:
http://wahl-audio.blogspot.com/
Leider bekomme ich das schriftlich nicht korrekt erklärt.
Hier gibt es leider auch zu viele Erbsenzähler die sich dann an einer falschen Formulierung aufhängen.

grüsse

Karsten
ukw
Inventar
#14 erstellt: 11. Nov 2009, 00:16

nähmaschine schrieb:
Von welcher Breite sprechen wir überhaupt? Mehr als 40cm?

.
Wovon er besonders schwärmt ...
http://www.hifi-foru...15407&postID=101#101
... wenn es wieder aufgewärmt.

* ich suche noch einen bestimmten Thread / Beitrag - muss nachher per [Edit] eingefügt werden


[Beitrag von ukw am 11. Nov 2009, 01:07 bearbeitet]
moby_dick
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 11. Nov 2009, 00:17

nähmaschine schrieb:
..
@ Cale u. Moby
Mir gehts weniger um den Bass, den hab ich eh meist aktiv und damit einfach regelbar. Der Grundton von Boxen ist dagegen "fest".
Wäre nett wenn ihr die geforderte Raumeinmessung näher erläutert und dabei bedenkt,
dass der Normalnutzer sich kein Endstufenrack mit digitalem Lautsprechermanagement ins Wohnzimmer stellt.
(was ich aber schon mal gemacht habe, brauchte keine Heizung mehr)

....
Grüße
Steffen


Meine Messungen habe ich mit Sinus-CD bis 120 Hz gemacht und damit den Tiefton angepasst. Kalibriertes Mikro mit mVolt-Meter und dB-Anzeige.

http://www.visaton.d...id=3570&d=1255603686
Blaue Kurve. Der Raum ist akustisch nicht behandelt. 3-Weger mit Passivmembran und optimiertem Zusatzgewicht.

Hier die Concorde als geschlossene Variante mit angepasster Weiche und Tieftonentzerrung, Nahfeld und Hörplatz.
Der Raum ist mit etwa 15 m² Absorbern versehen.
http://www.visaton.de/vb/showpost.php?p=208710&postcount=1


[Beitrag von moby_dick am 11. Nov 2009, 00:24 bearbeitet]
Cpt._Baseballbatboy
Inventar
#16 erstellt: 11. Nov 2009, 01:09
Moin,


SRAM schrieb:
- Abhöre INNERHALB Hallradius bis zu möglichst tiefen Frequenzen:
-- Bündelung bis zu möglichst tiefen Frequenzen --> Hochtonhorn, Mitteltonhorn, großer Mitteltöner, Bündelung so, daß bis zum Hörort die -6dB Hüllkurve noch keine Begrenzungsfläche berührt
-- Nachhallzeit Raum soweit runter wie vertretbar (Dämpfung !)
-- Rückwand und decke so schalltot wie nur möglich (aufgedoppelte Wand/Decke mit Absorber im Zwischenraum, Bassfalle durch beigeweiche Konstruktion)


das Problem an diesen Lösungen, so ehrenwert sie sein mögen, ist: beschissen großer Aufwand!

Ich bin ja froh, dass, abgesehen von mir, sich mal jemand Gedanken darüber macht, und die auch noch laut äußert - wenn auch eher verhalten als Frage.

Ich predige das, glaube ich, schon seit 3 Jahren, US und AH schon viel länger. Im Tieftonbereich unterhalb 200 Hz muss man den Raumeinfluss voll mitnehmen. Und das tolle ist: wenn man seine Lautsprecher in den eigenen vier Wänden entsprechend abstimmt, dann tun die es auch in den 5 Wänden des Nachbarn. Wohnräume sind sich im Charakter sehr, sehr ähnlich, nur die exakte Lage von Moden und diskreten Reflexionen verändert sich. Das sollte man aber ignorieren.

Cpt.
ukw
Inventar
#17 erstellt: 11. Nov 2009, 01:27
http://www.hifi-foru...ad=3145&postID=16#16 und folgende


AH. schrieb:
ich möchte an dieser Stelle kurz zu der angeblich besseren Abbildungsqualität schmaler Schallwände Stellung nehmen.

Frühe erste Reflektionen an der Schallwand entstehen nur an deren Ende (!). Sofern die Schallwand so schmal gehalten werden kann, wie der Strahler, sollten sich frühe Reflektionen tatsächlich vermeiden lassen. Demnach benötigte jeder Strahler ein Gehäuse, welches nicht größer ist, als der Strahler.

Da Lautsprecher jedoch auch unterhalb der Bündelungsfrequenz betrieben werden, resultiert aus schmalen Schallwänden ein gewichtiger Nachteil: Wird die Wellenlänge groß gegen die Strahler- und Schallwandausdehnung, beugt sie sich um die Schallwand herum und der Schall wird auch nach hinten abgestrahlt. Bei den modernen Bohnenstangenboxenboxen erfolgt der Übergang vom Kugelstrahler (Rundumstrahler) zum Halbraumstrahler typischerweise zwischen 400Hz und 700Hz. Der nach hinten abgestrahlte Schall wird dann von der Wand hinter dem LS reflektiert und erzeugt auf diese Weise eine diffuse Pseudoräumlichkeit, welche eine korrekte Darstellung der der Aufnahme inhärenten Räumlichkeit verhindert. Zusätzlich kommt es zu (sehr schlimmen und dramtatischen!) Klangverfärbungen, da die Reflektion von der Wand hinter dem Lautsprecher nur tiefe und mittlere Frequenzen enthält.

Perfektionisten verwenden eine unendliche Schallwand, bauen den Lautsprecher also bündig in die Wand ein. Diese Lösung hat keinerlei(!) Nachteile, es gibt keine Frühreflektionen an Gehäusekanten und der Frequenzgang des insgesamt in alle Raumrichtungen abgegebene Schalles ist ausgewogen.
Ein Lautsprecher sollte zumindest zwischen 250Hz und 10kHz einen ausgewogenen Diffusfeld-Frequenzgang aufweisen, daher ist die zweitbeste Lösung eine ausreichend dimensionierte Schallwand von ca. 40cm Breite. Deren Vorteile bei der Interaktion mit dem Hörraum überwiegen die Nachteile aufgrund von Kantendispersion bei weitem. Solche Lautsprecher klingen heller/transparenter, als schmale Boxen, und bilden aufgrund ihres ausgewogenen Diffusfeld-Frequenzganges auch besser ab (-> richtungsbestimmende Blauertsche Bänder!) da insgesamt in alle Raumrichtungen weniger Grundton und untere Mitten abgestrahlt werden.

Bohnenstangen sind nur eine Notlösung, wenn optisch nichts anderes in Frage kommt.

Gruß

Andreas



US schrieb:
Hallo zusammen,

es gibst ja sicher noch einiges zwischen schwarz und weiß.
Daß die Hörraumakustik nicht völlig ausgeschaltet werden kann, liegt auf der Hand.
Es geht doch eher darum, diese auf ein akzeptables Maß zu bringen und wenn schon Interaktion, dann bitte halbwegs frequenzneutral.

Das Konzept der seitlichen TT ist dazu nicht unbedingt geeignet.

Noch ein Nachteil seitlicher TT:
Ein entscheidender Freiheitsgrad bei der Auslegung wird genommen: Die Trennfrequenz zum MT muß tief liegen, ca. bei 150Hz. Damit nimmt man sich die Möglichkeit den Grundtonbereich gebündelt oder wenigstens in den Halbraum abzustrahlen. Ferner müssen relativ große MT eingesetzt werden, was das nächste Problem im Bereich des Präsenzbereichs verursacht (Selektive Bündelung über 2kHz). Außerdem wird die Box unpraktisch tief.

Ich erinnere an die alte Infinity Kappa-Serie, welche ein extrem flaches aber breites Gehäuse aufwies und deren Bestückung so gewählt wurde, daß keine selektive Bündelung auftrat. Das Problem der Kantendiffraktion wurde durch einen großzügigen Radis von R=ca. 10cm gelöst.

Letztlich werden solche Lautsprecher auch wieder vermarktet werden, wenn die Leute sich an den tiefen, mitten im Raum stehenden Nadeln sattgesehen haben.

Gruß, Uwe



http://img159.imageshack.us/img159/9385/dscn1790py4.jpg
moby_dick
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 11. Nov 2009, 08:10
O weh, das kann ein langer thread werden, wenn auch über Schallwandbreite, Wandeinbau und Seitenbass diskutiert wird.

Das beantwortet aber nicht die Frage des TE!

Bei HiFi-Selbstbau hat man diese Problem schon länger erkannt und entzerrt den BS. nur teilweise. Eine leichte Bassbetonung wird meist als besser empfunden. Ich habe jedenfalls meine Boxen in dieser Art abgestimmt und bin sehr zufrieden damit. Mit der üblichen Abstimmung bin ich im Bass ersoffen, manche Titel waren kaum anzuhören.


[Beitrag von moby_dick am 11. Nov 2009, 08:53 bearbeitet]
ukw
Inventar
#19 erstellt: 11. Nov 2009, 11:08

moby_dick schrieb:
O weh, das kann ein langer thread werden, wenn auch über Schallwandbreite, Wandeinbau und Seitenbass diskutiert wird.

Das beantwortet aber nicht die Frage des TE!


Genau darauf läuft es hinaus. Das Thema Seitenbass ist nur zufällig mit im Beitrag, ich wollte das nicht entfernen.
moby_dick
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 11. Nov 2009, 11:38
Ich zitiere mal Hifi-Sebstbau in Auszügen:

Wir arbeiten mit folgender Strategie:

Unterhalb von ca. 400 Hz achten wir nicht auf einen linearen Direktschall sondern auf einen linearen Energiefrequenzgang. D.h. wir kompensieren den Bafflestep nicht bzw. nicht vollständig!

Oberhalb von ca. 400 Hz achten wir vor allem auf einen linearen Frequenzgang
.......Die Grenze von ca. 400 Hz ergibt sich daraus, dass es unterhalb dieser Frequenz in der Regel keine nennenswerte Aborption im Raum gibt. Daher bilden sich viele energiereiche Reflexionen aus, die die Lautstärkeempfindung erhöhen (s.o.). Direkt darüber sollte dann der Einfluss des Bafflestep einsetzen, so das sich der abnehmende Lautstärkegewinn durch die Raumreflexionen mit dem zunehmenden Lautstärkegewinn auf Achse durch den Bafflestep ungefähr kompensiert.

Da der Beginn des Bafflesteps von der Größe (insbesondere der Breite) der Schallwand abhängt ergibt sich aus der "Grenzfrequenz" von ca. 400 Hz, dass die Schallwand nicht zu schmal werden darf, denn sonst ergibt sich oberhalb von ca. 400 Hz und unterhalb der Bafflestepfrequenz ein "Loch".

.......Eine für geringe Lautstärken abgestimmte Box mit "eingebauter" Bassanhebung bzw. Bafflestep-Konpensation wird bei mittleren und höheren Lautstärken zu fett klingen und dann die musikalische Information im Mittel- und Hochtonbereich überdecken. Der Fachbegriff dazu lautet denn auch spektrale Verdeckung. Statt die Bassanhebung durch die Auslegung der Frequenzweiche fest zu verdrahten sollte man lieber bei geringen Abhörlautstärken die Klangregelung oder einen Equalizer benutzen/einschleifen um die "Alltagstauglichkeit" der Lautsprecher nicht zu zerstören. ......


Die erwähnte Grenze von 400 Hz kann nach meinen Erfahrungen nach unten verschoben werden, wenn der Raum (besonders hinter und über den LS) mit Absorbern versehen wird. Dadurch wird die Ortbarkeit besser, Auslöschungen verringert und die Nachhallzeit kleiner. Es gibt ja auch Meinungen, dass schmale Schallwände günstig für die Ortung sind, da die Kantenbeugung zeitlich so früh geschieht, dass es nicht stört, während breite Schallwände das Signal "verschmieren".

Aber hierüber wird wohl noch in etlichen Jahren diskutiert.
HiFi-Selbstbau
Inventar
#21 erstellt: 11. Nov 2009, 19:13
Hi,

zum Thema Messungen im Raum:
Messen ohne RAR

Außerdem gibt es Raummessungen von allen 3 LS-Contests mit subjektiver Beschreibung:
DIY-LS-Contest 2009
DIY-LS-Contest 2008
DIY-LS-Contest 2007

Gruß Pico
P.Krips
Inventar
#22 erstellt: 11. Nov 2009, 19:41
Hallo,

da führen einige Wege nach Rom...
Ich verfahre für meine persönlichen Abhörbedingungen wie folgt:
Breite Schallwand (50cm), somit tiefliegender Bafflestep um 3-400 Hz, den nicht entzerren, führt in meinem Raum bei recht wandnaher Aufstellung bei Abstimmung Qtc (CB) 0,5 , fc knapp unter 50 Hz zu "modengewellter" halbwegs linearen Wiedergabe bis unter 30 Hz.
Für noch tiefere Frequenzen fehlt es an Membranfläche, die beim Nachfolgeprojekt zur Verfügung gestellt wird (knapp die 5-fache Fläche wie bisher).
Weitere Vorteile: oberhalb des Bafflestep angenährter Halbraumstrahler, somit wenig Probleme mit Reflexionen der Stirnwand und (allerdings konsequent erst beim Nachfolgeprojekt) konstante Energieabgabe bis zur Hochtönerbündelung....

Gruß
Peter Krips

P.S. da gibt es auch eine Reihe von Simuprogs, mit denem man das Raumverhalten im unteren Frequenzbereich ganz gut abschätzen kann. Zu finden unter:
http://www.pvconsultants.com/audio/frdgroup.htm
da die Programme BDS und RRC....

un unter:
http://fullrangedriver.com/singledriver/software.html
die "Baffle spreadsheet calculator" und "Box spreadsheet calculator"


[Beitrag von P.Krips am 11. Nov 2009, 19:53 bearbeitet]
nähmaschine
Stammgast
#23 erstellt: 12. Nov 2009, 00:44
Hallo
@SRAM: an 1 bis 2 parallel laufende 12“ zusätzlich hatte ich auch schon gedacht.
Der Kappa Pro12 (hab noch 2 davon) hat zufällig fast die gleichen Parameter wie der Monacor-Koax. Könnten also super parallel laufen.
Problem:
zumindest bei Boxsim-Simulationen gibt es bei dieser 2,5-Wege-Konstellation immer einen kräftigen Frequenzgangeinbruch im Bereich des Abtauchens (12dB) der Tieftontreiber.
Ist für mich auch irgendwie logisch, an der Phase wird ja gedreht, egal ob aktiv oder passiv.
Durch eine 2-Wegeanordnung auf die zusätzliche Richtwirkung durch den Mitteltontreiber zu verzichten wäre schade und soviele 12-Zöller passen in ein Wohnzimmer auch nicht rein.
Was kann man tun?
p.s. was heißt hier Thread-hijacken? Weiter so!

@moby:
Das leuchtet mir noch nicht ein. Die Raummessung zeigt den Bass doch nur an einer bestimmten Stelle oder?
Dass bei dir die geschlossene Concordversion besser passt glaub ich gern, closed werde ich ebenfalls erstmal versuchen.
15m2 Absorber kommen bei mir aber nicht ins Zimmer.
Picos Link spricht ja auch von den Schwierigkeiten von Messungen im Grundton,
insbesondere wenn der LS nicht einmal mgl. fern der Wände plaziert wird sondern an seinem wandnahen Normalstandplatz.

@ukw
US und AH. sind ja unerschöpfliche Quellen und 40cm Schallwandbreite offenbar ein guter Kompromiss.
Das Ganze noch nah an die Wand packen?

Gruß
Steffen
moby_dick
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 12. Nov 2009, 07:49

nähmaschine schrieb:
..........

@moby:
Das leuchtet mir noch nicht ein. Die Raummessung zeigt den Bass doch nur an einer bestimmten Stelle oder?
Dass bei dir die geschlossene Concordversion besser passt glaub ich gern, closed werde ich ebenfalls erstmal versuchen.
15m2 Absorber kommen bei mir aber nicht ins Zimmer.
Picos Link spricht ja auch von den Schwierigkeiten von Messungen im Grundton,
insbesondere wenn der LS nicht einmal mgl. fern der Wände plaziert wird sondern an seinem wandnahen Normalstandplatz.

.....

Gruß
Steffen


Ich habe durch Messung den optimalen Stand/Hörort ermittelt. 50 cm Abstand der Box-Rückwand zur Raum-Rückwand. Die Decke über den Boxen ist als nicht erkennbarer Schlitzabsorber ausgeführt, hinter die Boxen und in die Ecken sowie die seitlichen "Spiegelpunkte" kommen Kanntenabsorber aus Steinwolleplatten. Im Raum sind noch 2 100 Liter Absorber gegen mein 55 Hz-Buckelchen, die sind auch nicht als solche erkennbar. Ich muss zum "perfekten" Hören also die Boxen vorziehen und 6 Absorber ins Zimmer tragen.

1 Minute Aufwand.

Aber es klingt auch ohne die Absorber gut, die Tieftonanpassung alleine bringt schon viel.


[Beitrag von moby_dick am 12. Nov 2009, 08:16 bearbeitet]
Christoph_Gebhard
Inventar
#25 erstellt: 12. Nov 2009, 08:40
Hallo Steffen,


nähmaschine schrieb:
Problem:
zumindest bei Boxsim-Simulationen gibt es bei dieser 2,5-Wege-Konstellation immer einen kräftigen Frequenzgangeinbruch im Bereich des Abtauchens (12dB) der Tieftontreiber.
Ist für mich auch irgendwie logisch, an der Phase wird ja gedreht, egal ob aktiv oder passiv.


Das ist ein typisches Problem von 2,5-Wege-Boxen. Da hilft nur eine flache 6dB-Filterung.


Geschützter Hinweis (zum Lesen markieren):

Durch die flache Filterung hat man zwar fast die gleichen Keulenbildung wie bei einer D´Appo-Anordung, aber zumindest ist 2,5-Wege nicht so verpönnt


Gruß, Christoph
SRAM
Inventar
#26 erstellt: 12. Nov 2009, 15:25
Schalt mal einen Allpass mit den Werten des 12 dB Filters in den Signalweg des Chassis, das durchlaufen soll......

Gruß SRAM
nähmaschine
Stammgast
#27 erstellt: 12. Nov 2009, 22:49
@ moby
Jetzt verstehe ich, du hast quasi den besten Aufstellungs/Hörplatz-Kompromiß incl. Absorberposition für den Bassbereich messtechnisch ermittelt.
Das war eigentlich nicht ganz meine Frage aber trotzdem danke für die Erläuterung.
Werd ich demnächst wohl auch mal probieren.
Mehr noch als die Zeit fürs Reintragen der Absorber ist allerdings deren sonstiger Lagerplatz interessant

@ Christian u. SRAM
Allpässe sind ganz was Neues für mich, zumindest in praktischer Hinsicht. Da werd ich erstmal ein bisschen recherchieren müssen, aber danke für den Tip.
Insgesamt bin ich vorerst zu folgendem Ergebnis gekommen:
1. anpassen der Weiche(n) meiner Lautsprecher, speziell des Koax' mit nur teilweiser BS-Kompensation (quasi dein Spulen-Tip Christoph)
Bass aktiv (stereo) bis ca. 200Hz, also Richtung FAST/CAST usw, dazu ist bei mir der schöne kleine OmnesAudio Amp2.1 ideal.
Variable Trennung, einfachster Lautstärkeabgleich zwischen Bass und Mittel/Hochton.
Schade dass das Ding nicht mehr hergestellt wird, die Leistung reicht bei wirkungsgradstarken LS völlig aus.

2. mit mglst breiten Schallwänden arbeiten, wobei ich da bei kleineren Breitbändern/Tiefmitteltönern auch schon mal Probleme hatte,
da muss ich nochmal Versuche anstellen.

3. Raumakustik soweit es geht optimieren, aber das ist ja immer wichtig.

Blöd eben, dass damit fertige Bauvorschläge etwas obsolet werden, aber das hatte ich ja schon vermutet.
Den Direktschall/Diffusschall-Hörtip mittels Handflächenohrmuschelvergrößerung von UKW werd ich mir jedenfalls merken,
auf eine weitere Verrücktheit bei diesem Hobby kommts dann auch nicht mehr an.

Grüße
Steffen
moby_dick
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 12. Nov 2009, 23:50

nähmaschine schrieb:
@ moby
Jetzt verstehe ich, du hast quasi den besten Aufstellungs/Hörplatz-Kompromiß incl. Absorberposition für den Bassbereich messtechnisch ermittelt.
Das war eigentlich nicht ganz meine Frage aber trotzdem danke für die Erläuterung.
Werd ich demnächst wohl auch mal probieren.
Mehr noch als die Zeit fürs Reintragen der Absorber ist allerdings deren sonstiger Lagerplatz interessant
...
Grüße
Steffen


Die Absorber lagern hinter der Tür im "Büro". Hilft dir das?
SRAM
Inventar
#29 erstellt: 13. Nov 2009, 01:15
Lösung für Überlappungen mit (weitgehend) identischen Treibern:

http://img1.abload.de/img/allpassj1qk.jpg

Gruß SRAM
nähmaschine
Stammgast
#30 erstellt: 14. Nov 2009, 02:21
Danke SRAM,
damit kann ich ja schonmal anfangen rumzuspielen.
bis dann
Steffen
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