Begriffe "angehoben" und "neutral"?

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hanesbeef
Stammgast
#1 erstellt: 12. Jun 2014, 01:06
Habe mal ein paar Verständnisfragen bzw. Gedanken zum Thema "angehobenen" und "neutral" im Kopfhörerbereich.
Wie ist "neutral" eigentlich genau definiert?

Vom Prinzip geht es ja darum, dass "angehobene" Frequenzbereiche lauter als "normal" dargestellt werden.... nur was ist "normal"? Z.B. bei elektronischer Musik, die nicht aufgenommen sondern direkt digital erzeugt wird? Klar, da könnte ich z.B. die Dezibel der Ausgabespur messen....

Allerdings ist mir ist aufgefallen, dass einige Hörer, denen man z.B. einen "neutralen Bass" nachsagt (z.B. SD2, so sehr ich sie auch für akustische Stücke liebe) einige gaaanz tiefen Töne bei mancher meiner elektronischen Musik einfach nicht darstellen, die wiederum von Hörern mit angehobenem Bass dargestellt werden. (bzw. dass ich sie auch hören kann, wenn ich den Bass per EQ selbst anhebe).

Das heißt, diese Töne sind auf jeden Fall auf dem Stück vorhanden und vom Künstler (davon gehe ich aus) bewusst integriert worden (sie kommen ja nicht einfach aus dem "Nichts", wenn man den Bass anhebt)!
Von einem "neutralen" Hörer erwarte ich, dass er alles darstellt, was da ist - nicht mehr, aber eben auch nicht weniger....
Heißt das dann also, dass der Künstler selbst keine "neutralen" Hörer (oder Lautsprecher) benutzt hat, als er das Stück komponiert hat? So dass die Töne auf einem "neutralen" Hörer leiser als gewollt dargestellt werden?
Vielleicht klärt mich mal jemand mit Wissen über Monitoring auf?

Und gleich weiter dazu:

Warum strebt der "audiophile" Hörer eigentlich gängiger Weise einen "neutralen" Sound ohne EQ an (die Frage ist völlig ernst gemeint)? Ich lese oft, dass Leute davon schreiben, dass Instrumente "wie auf der Bühne" klingen - aber ist das nicht ebenso relativ? Werden nicht heutzutage ohnehin die meisten Instrumente auf der Bühne über Lautsprecher ausgegeben, die völlig unterschiedlich klingen können und höre ich nicht auch die Töne ebenso unterschiedlich, je nachdem wo ich mich befinde? Ist vor diesem Hintergrund das Verwenden eines EQs nicht sogar das "Salz in der Suppe"?

Vielen Dank für ein paar Anregungen und Gedanken von Euch zu diesem Thema!

Grüße!


[Beitrag von hanesbeef am 12. Jun 2014, 01:25 bearbeitet]
Tob8i
Inventar
#2 erstellt: 12. Jun 2014, 07:56
Hab gerade nicht viel Zeit. Deshalb nur eine kurze Antwort.

Eine neutrale Abstimmung kann man z.B. durch Messungen der Geräte und Kopfhörer nachweisen. Also von daher kann man da schon sagen, dass ein In-Ear neutral klingt, auch wenn das nicht bei allen Genres und Mischungen gilt. Und genau das komme ich auch schon zum Problem, den Mischungen.

Neutral heißt für viele vor allem, dass man in etwa so hören kann, wie es produziert und abgemischt wurde. Dass man genau den Klang wie auf der Bühne nicht hin bekommt, sollte klar sein. Aber zumindest kann man theoretisch die Musik hören wie der Tontechniker im Studio.

Gerade bei elektornischer Musik hat man aber oft das Problem, dass mit Lautsprechern und Kopfhörern abgemischt wird, die absolut nicht neutral sind. Da wird eben auch viel nicht im Studio produziert. Das falsche Abmischen passiert vermutlich aus Unwissen und weil die Personen mit ihrer Anlage so zufrieden sind und sich deshalb keine Gedanken machen. Wenn jetzt also z.B. ein Beats zum Abmischen verwendet wird, weil das ja laut Werbung ein Studiokopfhörer ist, ist das Ergebnis natürlich ziemlich falsch. Hört man das mit einem neutralen Kopfhörer, fehlt Bass. Andersrum wäre eine gute Mischung vorhanden und der Beats würde noch den Bass anheben, falls man das noch braucht. Vor allem bei elektronischer Musik kann es eben passieren, dass die z.B. eine junge Person zu Hause an einem billigen System mit dröhnigem Sub produziert. Wenn man nie neutralen Klang oder eine gute Anlage gehört hat, fehlt eben auch die Referenz.

Es wird immer wieder gesagt, dass elektronische Musik viel Bass benötigt. Das ist eigentlich total falsch. Das kommt eben genau durch die falsche Mischung und weil viele junge Leute gerne mit ihrem billigen Systemen und kleinen Subs einen Klang wie bei der PA Anlage beim Feiern erzeugen wollen. Gut produzierte elektronische Musik klingt über neutrale Kopfhörer schon wirklich gut und den fehlenden Körperschall kann man durch Bassanhebung sowieso nicht wirklich hinzufügen.

Also es hängt ziemlich viel von der Mischung ab und da bekommt man auch innerhalb eines Genres sehr viele unterschiedliche Ergebnisse.
ZeeeM
Inventar
#3 erstellt: 12. Jun 2014, 08:08
Ein Klang wird designed und wenn man im Studio nicht dabei war, dann kann man sich nur denken, wie es da zu klingen hat.
"Es klingt authentisch" ist nur eine subjektive Wahrnehmung, mehr auch nicht.
Die Geräuschkulisse einer belebten Straße zum Beispiel offenbart sehr viel deutlicher, ob das Equipment technisch Realismus vermittelt.
Singelton
Stammgast
#4 erstellt: 12. Jun 2014, 10:44

hanesbeef (Beitrag #1) schrieb:



Allerdings ist mir ist aufgefallen, dass einige Hörer, denen man z.B. einen "neutralen Bass" nachsagt (z.B. SD2, so sehr ich sie auch für akustische Stücke liebe) einige gaaanz tiefen Töne bei mancher meiner elektronischen Musik einfach nicht darstellen, die wiederum von Hörern mit angehobenem Bass dargestellt werden. (bzw. dass ich sie auch hören kann, wenn ich den Bass per EQ selbst anhebe).

Die Frage ist da eher, ob der KH Tiefe Frequenzen überhaupt wiedergibt oder durch die Anhebung nur der Eindruck entsteht, er würde dies tun. Ich benutze dafür immer ein Stück zum Testen von Subwoofern, dass Töne bis (oder ab) 5 Hz enthalten sollen. Bei den Subwoofern mit aktiver Frequenzweiche und Begrenzungsfrequenz bei 80 Hz hats auf jeden Fall funktioniert. Und der SD2 hört sich gegenüber dem JH Roxanne tatsächlich eher wie eine Regalbox gegen eine kleinere Standbox an. Allerdings trägt mir der Rox in den Bässen und Höhen viel zu sehr auf. Bin wohl auch neutral-Hörer.



hanesbeef (Beitrag #1) schrieb:


Warum strebt der "audiophile" Hörer eigentlich gängiger Weise einen "neutralen" Sound ohne EQ an (die Frage ist völlig ernst gemeint)?
Klassische Musik anhören. Am besten verschiedene Orchesteraufnahmen unterschiedlicher Produktionsjahrzehnte und dann mal als Vergleich die Stücke live anhören. Ich bin zwar nicht mit audiophil angesprochen, habe aber wenig Lust Geräte zu hören, sondern höre viel lieber Musik. Verfälscht ein Hifi-Gerät das, will ichs nicht haben. Und seit ich diese auf neutral getrimmten Kopfhörer benutze erst recht nicht.
peacounter
Inventar
#5 erstellt: 12. Jun 2014, 10:55
ergänzen sollte man vielleicht noch, dass es auch viele audiophile gibt, die gar keinen wert auf neutralität legen.

erlaubt ist, was gefällt und da sollte man sich imo auch nicht "verbiegen".

der klang soll ja DIR gefallen und nicht dem, der die musik gespielt oder aufgenommen hat.
die sitzen ja nicht bei dir im wohnzimmer und es wird ihnen idr herzlich egal sein, ob du ihr produkt kaufst um es dann mit dröhnboxen oder mit studiomonitoren zu hören.
ZeeeM
Inventar
#6 erstellt: 12. Jun 2014, 11:01
Audiophile heisst ja, "Das Hören liebend" und mit Hifi im technischen Sinne hat das Schnittmengen, mehr aber auch nicht.
Neutral kann sehr entlarvend sein und nicht Alles was sich schön anhört klingt in Natura so. Wenn so mancher verzückt den perlenden Seiten einer aufgenommen Gitarre lauscht, dann hat er quasi das Ohr am Schalloch.
peacounter
Inventar
#7 erstellt: 12. Jun 2014, 11:03
so wars gemeint.
Kakapofreund
Inventar
#8 erstellt: 12. Jun 2014, 11:26

ZeeeM (Beitrag #6) schrieb:
perlenden Seiten einer aufgenommen Gitarre lauscht, dann hat er quasi das Ohr am Schalloch.


Das ist exzellent und beim Sinfoniekonzert stehe ich auch immer auf, gehe auf die Bühne und laufe dort vorsichtig rum, halte meinen Kopf nahe an jedes Instrument... Basstuba ist besonders aufregend.

Neutral kann man auch vielleicht mit langweilig(er) gleichsetzen. Ich mag das generell lieber, aber manchmal kann auch ein angehobener Bassbereich sehr schön sein, ebenso wie eine "Badewanne".

peacounter
Inventar
#9 erstellt: 12. Jun 2014, 11:38
besonders, wenn ein dicker vogel in der wanne sitzt und mit seinem bass das bad erzittern läßt...

(sorry für ot )

zum thema:
Warum strebt der "audiophile" Hörer eigentlich gängiger Weise einen "neutralen" Sound ohne EQ an (die Frage ist völlig ernst gemeint)? Ich lese oft, dass Leute davon schreiben, dass Instrumente "wie auf der Bühne" klingen - aber ist das nicht ebenso relativ? Werden nicht heutzutage ohnehin die meisten Instrumente auf der Bühne über Lautsprecher ausgegeben, die völlig unterschiedlich klingen können und höre ich nicht auch die Töne ebenso unterschiedlich, je nachdem wo ich mich befinde? Ist vor diesem Hintergrund das Verwenden eines EQs nicht sogar das "Salz in der Suppe"?
genauso würde ich das auch sehen.
ein neutraler schallwandler ist sicher nicht falsch aber imo sollte er potent genug sein, auch extremere "verbiegerei" wiedergeben zu können.
dann hat man "best of both worlds" und kann sich nach bedarf sein akustisches "futter" zurechtschieben.
ich ess ja auch nicht nur ungewürzte speiesen weil ich immer alles "ganz echt und natürlich" schmecken will.
Provisorium
Stammgast
#10 erstellt: 12. Jun 2014, 12:41

hanesbeef (Beitrag #1) schrieb:
Von einem "neutralen" Hörer erwarte ich, dass er alles darstellt, was da ist - nicht mehr, aber eben auch nicht weniger....

Hi Hannes,

ich denke mir das folgendermaßen, weiß aber nicht ob ich damit richtig liege: Der SD2 hat ja laut Herstellerangaben einen Übertragungsbereich von 20Hz - 18kHz und also überträgt der Basstreiber des SD keinen tieferen Ton, als einen 20Hz Ton, wenn ich das richtig verstanden habe.

Und wenn man nun beispielsweise den Sennheiser IE800 nimmt (und den nehm' ich mal als Beispiel, weil ich weiß das Du auch mit diesem hörst ), dann hat der laut Herstellerangaben einen Übertragungsbereich von 8Hz - 41kHz, kann also schon noch ein bisschen tiefere Töne übertragen, als der SD2.

Nun habe ich leider keine Ahnung wie hoch der Anteil an tieferen Tönen als 20Hz in der elektronischen Musik so im Allgemeinen ist, aber theoretisch müsste es ja so sein, dass der IE800 diese tieferen Töne noch übertragen kann und der SD2 aber nicht. Und je nachdem wie dann insgesamt der Bassbereich des Hörers abgestimmt ist, spielen vielleicht auch noch Maskierungseffekte eine Rolle, die bei dem einem Hörer auftreten können und beim dem anderen nicht, oder zumindest weniger stark ausgeprägt und dann kann ich mir schon vorstellen, dass der eigentlich neutralere Hörer (also der SD2) nicht diese tiefen Töne zu Gehör bringen kann, die Dein IE800 aber noch bringt.

Wie gesagt, ich habe keine Ahnung ob an meiner Erklärung tatsächlich was dran ist und lasse mich auch gerne korrigieren, aber gerade beim Thema elektronische Musik kann ich mir schon vorstellen, dass es von Vorteil ist, wenn der Übertragungsbereich des Hörers auch noch bis unter 20Hz reicht.


hanesbeef (Beitrag #1) schrieb:
Warum strebt der "audiophile" Hörer eigentlich gängiger Weise einen "neutralen" Sound ohne EQ an (die Frage ist völlig ernst gemeint)?

Also ich kann da nur für mich persönlich sprechen, aber zumindest bei KHs muss es für mich nicht zwangsläufig neutral sein und deshalb liebe ich ja auch das "Zischbumm" des IE800. Aber ich liebe auch den wirklich neutralen Klang des Stax Lambda Pro und wenn ich entspannen will, dann gibt's für mich nichts besseres. Am Ende mag ich auf beide nicht verzichten, gerade weil sie so unterschiedlich spielen und doch jeweils absolut überzeugend und auf ihre Weise mitreißend.

An sowas wie die klangliche Wahrheit glaube ich persönlich nicht und schon gar nicht an die absolute klangliche Wahrheit, denn dafür ist mein Gehör, bzw. der Klangeindruck, der in meinem Hirn ankommt und verarbeitet wird , viel zu sehr von meiner jeweiligen Stimmung abhängig und auch von der Atmosphäre und der Situation in der ich mich gerade befinde.

Jedoch bin ich selbstverständlich regelmäßig in einer derartigen psychischen Verfassung, dass bei mir alle abgespielte Musik ganz eindeutig und ohne jeden Zweifel, absolut wie das im Studio aufgenommene Original, respektive wie frisch auf der Bühne gespielt, erklingt. Und das alles während ich links den IE800 im Ohr fixiert und rechts den Lambda Pro per Kabelbinder ans Ohr gebunden habe.

Ich hoffe ich konnte helfen!

Huo
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 12. Jun 2014, 13:16
Neutral deshalb: Stell dir vor eine komplexe Aufnahme besteht aus vielen Instrumenten die den gesamten hörbaren Frequenzbereich abdecken. Vereinfacht dargestellt hebt eine nicht-lineare Wiedergabe manche Instrumente mehr hervor als andere. Deshalb ist immer Vorsicht geboten wenn ein Rezensent zu einem neuen Produkt schreibt: "Wahnsinn, ich kann Dinge hören, die ich vorher noch nie auf der Aufnahme gehört habe!" Gleichzeitig werden aber andere Details möglicherweise dadurch verdeckt.

Aber wie ZeeeM schon sagte, welche Aufnahme ist denn wirklich neutral? Woher willst du wissen ob sie es ist? Ich denke die Probleme fangen schon am Mikro an. Warum gibt es so viele Anbieter? Weil sie alle ihr Bestes geben und ihrer Vorstellung von neutral am nächsten zu kommen. Das ist hauptsächlich den technischen Einschränkungen geschuldet.
Wie lange die nachfolgende Kette bis zum Master tatsächlich ist, weiß ich gar nicht, aber da ein möglichst ideales Ausgangsmaterial am Mischpult zu bekommen ist sicherlich eine große Herausforderung, die viel Ahnung und Erfahrung benötigt.

Schließlich hängt die empfundene Neutralität auch von der Lautstärke ab. Was hier als linear gilt, klingt für mich am besten mit angehobener Lautstärke. Wenn ich einfach runter regle, dann fällt es für mich an beiden Enden ab. In dem Fall ziehe ich eine leichte Badewanne vor. Wenn man aber mit eine Badewanne laut hört, dann wird es schnell nervig und ermüdend. Das Lautstärkeempfinden ist dabei auch noch mal höchst subjektiv.
hanesbeef
Stammgast
#12 erstellt: 12. Jun 2014, 22:33
Vielen Dank für die vielen interessanten Antworten!
Vom Prinzip fühle ich mich von Euch bestätigt, dass es da "relativ relativ" zugeht. Zwar kann ich objektive Messungen anstellen, aber es gibt viele Faktoren, welche die Interpretation der Messung subjektivieren.
Mich erinnert das ein bisschen an Sprachwissenschaften a la Saussure


[Beitrag von hanesbeef am 12. Jun 2014, 23:23 bearbeitet]
xnor
Stammgast
#13 erstellt: 12. Jun 2014, 23:19
Die einfache Antwort ist: gute Masteringstudios haben akustisch optimierte Räume und kalibrierte Anlagen.
Wenn du dort zB rosa Rauschen abspielst und mit einem schlechten KH vergleichst wirst du sofort bemerken, dass bestimmte Frequenzbereiche fehlen oder "hervorstechen". Mit einem neutralen KH ist die spektrale Balance gleich.

Wenn wir taktile Wahrnehmung ignorieren dann ist hier quasi gar nichts relativ bzw. subjektiv.


[Beitrag von xnor am 12. Jun 2014, 23:29 bearbeitet]
hanesbeef
Stammgast
#14 erstellt: 12. Jun 2014, 23:22

Singelton (Beitrag #4) schrieb:

hanesbeef (Beitrag #1) schrieb:



Allerdings ist mir ist aufgefallen, dass einige Hörer, denen man z.B. einen "neutralen Bass" nachsagt (z.B. SD2, so sehr ich sie auch für akustische Stücke liebe) einige gaaanz tiefen Töne bei mancher meiner elektronischen Musik einfach nicht darstellen, die wiederum von Hörern mit angehobenem Bass dargestellt werden. (bzw. dass ich sie auch hören kann, wenn ich den Bass per EQ selbst anhebe).

Die Frage ist da eher, ob der KH Tiefe Frequenzen überhaupt wiedergibt oder durch die Anhebung nur der Eindruck entsteht, er würde dies tun. Ich benutze dafür immer ein Stück zum Testen von Subwoofern, dass Töne bis (oder ab) 5 Hz enthalten sollen. Bei den Subwoofern mit aktiver Frequenzweiche und Begrenzungsfrequenz bei 80 Hz hats auf jeden Fall funktioniert. Und der SD2 hört sich gegenüber dem JH Roxanne tatsächlich eher wie eine Regalbox gegen eine kleinere Standbox an. Allerdings trägt mir der Rox in den Bässen und Höhen viel zu sehr auf. Bin wohl auch neutral-Hörer.



hanesbeef (Beitrag #1) schrieb:


Warum strebt der "audiophile" Hörer eigentlich gängiger Weise einen "neutralen" Sound ohne EQ an (die Frage ist völlig ernst gemeint)?
Klassische Musik anhören. Am besten verschiedene Orchesteraufnahmen unterschiedlicher Produktionsjahrzehnte und dann mal als Vergleich die Stücke live anhören. Ich bin zwar nicht mit audiophil angesprochen, habe aber wenig Lust Geräte zu hören, sondern höre viel lieber Musik. Verfälscht ein Hifi-Gerät das, will ichs nicht haben. Und seit ich diese auf neutral getrimmten Kopfhörer benutze erst recht nicht.


Hi! Bin mir nicht ganz sicher, ob ich Dein Posting richtig verstanden habe. Meinst Du mit "Geräte" die Audioquelle?
hanesbeef
Stammgast
#15 erstellt: 12. Jun 2014, 23:33

xnor (Beitrag #13) schrieb:
Die einfache Antwort ist: gute Masteringstudios haben akustisch optimierte Räume und kalibrierte Anlagen.
Wenn du dort zB rosa Rauschen abspielst und mit einem schlechten KH vergleichst wirst du sofort bemerken, dass bestimmte Frequenzbereiche fehlen oder "hervorstechen". Mit einem neutralen KH ist die spektrale Balance gleich.

Wenn wir taktile Wahrnehmung ignorieren dann ist hier quasi gar nichts relativ und subjektiv.


Ja, dem würde ich wohl nicht widersprechen. Aber der praktische Nutzen eines solchen neutralen Hörers für den "audiophilen" (bewusst in Anführungszeichen) Hifi-Hörers ist relativ, wenn seine Aufnahmen bzw. das, was er - im Vergleich - bei einem "Live-Konzert" (auch aus den genannten Gründen in Anführungszeichen) wahrnimmt, eben nicht neutralen Bedingungen unterliegen. Das meinte ich.


[Beitrag von hanesbeef am 12. Jun 2014, 23:35 bearbeitet]
xnor
Stammgast
#16 erstellt: 12. Jun 2014, 23:50
Live-Konzerte sind bei vielen Genres zu einem Vergleich nicht einmal geeignet, weil eben nicht einfach ein Mikro in die Mitte des Veranstaltungsortes gestellt wird.

Dass die Aufnahmen dann (ganz) anders klingen ist eine logische Konsequenz. Zu versuchen das mit einem KH mit vermurkstem Frequenzgang auszugleichen empfinde ich als sinnlose Beschäftigung.


Entscheidend bei "hifi" ist die Aufnahme selbst sauber wiederzugeben. Die Aufnahme so zu verändern, dass sie dem Konzert ähnelt, ist nicht Aufgabe auf der Wiedergabeseite... dafür ist die Produktionsseite verantwortlich, wenn das überhaupt erwünscht ist.


edit: Aber ja, wenn die Produktionsseite schon mit einem vermurksten System arbeitet, dann ist Hopfen und Malz verloren.


[Beitrag von xnor am 13. Jun 2014, 00:06 bearbeitet]
hanesbeef
Stammgast
#17 erstellt: 13. Jun 2014, 00:05

Provisorium (Beitrag #10) schrieb:

hanesbeef (Beitrag #1) schrieb:
Von einem "neutralen" Hörer erwarte ich, dass er alles darstellt, was da ist - nicht mehr, aber eben auch nicht weniger....

Hi Hannes,

ich denke mir das folgendermaßen, weiß aber nicht ob ich damit richtig liege: Der SD2 hat ja laut Herstellerangaben einen Übertragungsbereich von 20Hz - 18kHz und also überträgt der Basstreiber des SD keinen tieferen Ton, als einen 20Hz Ton, wenn ich das richtig verstanden habe.

Und wenn man nun beispielsweise den Sennheiser IE800 nimmt (und den nehm' ich mal als Beispiel, weil ich weiß das Du auch mit diesem hörst ), dann hat der laut Herstellerangaben einen Übertragungsbereich von 8Hz - 41kHz, kann also schon noch ein bisschen tiefere Töne übertragen, als der SD2.

Nun habe ich leider keine Ahnung wie hoch der Anteil an tieferen Tönen als 20Hz in der elektronischen Musik so im Allgemeinen ist, aber theoretisch müsste es ja so sein, dass der IE800 diese tieferen Töne noch übertragen kann und der SD2 aber nicht. Und je nachdem wie dann insgesamt der Bassbereich des Hörers abgestimmt ist, spielen vielleicht auch noch Maskierungseffekte eine Rolle, die bei dem einem Hörer auftreten können und beim dem anderen nicht, oder zumindest weniger stark ausgeprägt und dann kann ich mir schon vorstellen, dass der eigentlich neutralere Hörer (also der SD2) nicht diese tiefen Töne zu Gehör bringen kann, die Dein IE800 aber noch bringt.

Wie gesagt, ich habe keine Ahnung ob an meiner Erklärung tatsächlich was dran ist und lasse mich auch gerne korrigieren, aber gerade beim Thema elektronische Musik kann ich mir schon vorstellen, dass es von Vorteil ist, wenn der Übertragungsbereich des Hörers auch noch bis unter 20Hz reicht.


hanesbeef (Beitrag #1) schrieb:
Warum strebt der "audiophile" Hörer eigentlich gängiger Weise einen "neutralen" Sound ohne EQ an (die Frage ist völlig ernst gemeint)?

Also ich kann da nur für mich persönlich sprechen, aber zumindest bei KHs muss es für mich nicht zwangsläufig neutral sein und deshalb liebe ich ja auch das "Zischbumm" des IE800. Aber ich liebe auch den wirklich neutralen Klang des Stax Lambda Pro und wenn ich entspannen will, dann gibt's für mich nichts besseres. Am Ende mag ich auf beide nicht verzichten, gerade weil sie so unterschiedlich spielen und doch jeweils absolut überzeugend und auf ihre Weise mitreißend.

An sowas wie die klangliche Wahrheit glaube ich persönlich nicht und schon gar nicht an die absolute klangliche Wahrheit, denn dafür ist mein Gehör, bzw. der Klangeindruck, der in meinem Hirn ankommt und verarbeitet wird , viel zu sehr von meiner jeweiligen Stimmung abhängig und auch von der Atmosphäre und der Situation in der ich mich gerade befinde.

Jedoch bin ich selbstverständlich regelmäßig in einer derartigen psychischen Verfassung, dass bei mir alle abgespielte Musik ganz eindeutig und ohne jeden Zweifel, absolut wie das im Studio aufgenommene Original, respektive wie frisch auf der Bühne gespielt, erklingt. Und das alles während ich links den IE800 im Ohr fixiert und rechts den Lambda Pro per Kabelbinder ans Ohr gebunden habe.

Ich hoffe ich konnte helfen!

:prost


Hi Daniel! Denke, da sind wir mal wieder auf einer Wellenlänge und ich kann absolut nachvollziehen, was Du schreibst. Insbesondere der letzte Absatz Wie Du weisst, teile ich Deine Liebe für den IE800 und höre trotzdem - trotz dieses Postings - in manchen Situationen auch mal hin- und wieder lieber den SD2...abhängig von Gelegenheit, Stimmung und Musikstil. Apropos, wo gerade Fussball läuft: Brasilien kann gegen Kroatin gewinnen, aber theoretisch gegen ein Team verlieren, gegen das Kroatien gewinnt - ich denke, bei Kopfhören und der Musik, die sie abspielen, ist das nicht viel anders....

Was die tiefen Töne angeht: Dass es in erster Linie am erweiterten Frequenzbereich des IE800 liegt, dachte ich ja auch bzw. liegt es wohl natürlich auch daran, aber - so scheint es mir - nicht nur! Denn wenn ich den Bass des SD2 stark anhebe, dann höre ich die auch - allerdings verzerrter und schwammiger als beim IE800. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie auf der Aufnahme sind. Wirklich interessant!

LG!


[Beitrag von hanesbeef am 13. Jun 2014, 00:13 bearbeitet]
Singelton
Stammgast
#18 erstellt: 13. Jun 2014, 13:50

hanesbeef (Beitrag #14) schrieb:

Hi! Bin mir nicht ganz sicher, ob ich Dein Posting richtig verstanden habe. Meinst Du mit "Geräte" die Audioquelle?

Nein, alle Geräte zur Erzeugung eines hörbaren Schallsignals. Da reicht es ja schon aus, dass diese eben eine hohe Klangtreue im Sinne von High Fidelity haben. Und das wiederum bedeutet für mich, dass es nur geringe Abweichungen beim linearen Frequenzgang gibt = neutral, bei LS und KH wohl auch nur näherungsweise. Auf die Aufnahmen habe ich keinen Einfluss, aber die Geräte sollen dann wenigstens nichts hinzufügen oder weglassen. Mittlerweile bin ich darauf gesoundet und komme damit gut klar. Bis auf die zischligen Höhen bei Stimmen, auch Sibilanten genannt. Da kommt mir ein SD2 aber sehr entgegen. Ideal wäre ein IEM mit neutralem Frequenzgang, der aber tatsächlich noch tiefere Frequenzen wiedergeben könnte. Mit dem Roxanne habe ich allerdings die Erfahrung gemacht, dass die meisten Stücke, die ich höre, gar keine tieferen Frequenzen aufweisen, es wohl auch nicht auf der Aufnahme enthalten ist.

Zudem stelle ich mir immer die Frage: wie kann ich wissen, wie es sich überhaupt anhören sollte? Mir fehlt also die Referenz, der Vergleich.

P.S.
Habe zufälligerweise Beiträge von dir im UE900 Thread gelesen. Ich hatte den auch mal, aber die Verarbeitung fand ich zu grottig. Jetzt ist der ja praktisch im Ausverkauf, habe mich abermals dagegen entschieden und werde wohl eine MDR-7550 ausprobieren. Wäre der als "neutral" zu bezeichnen? Auch verglichen mit einem SD2?


[Beitrag von Singelton am 13. Jun 2014, 14:00 bearbeitet]
hanesbeef
Stammgast
#19 erstellt: 14. Jun 2014, 00:43
[quote="Singelton (Beitrag #1"][quote="hanesbeef (Beitrag #14)"]

Habe zufälligerweise Beiträge von dir im UE900 Thread gelesen. Ich hatte den auch mal, aber die Verarbeitung fand ich zu grottig. Jetzt ist der ja praktisch im Ausverkauf, habe mich abermals dagegen entschieden und werde wohl eine MDR-7550 ausprobieren. Wäre der als "neutral" zu bezeichnen? Auch verglichen mit einem SD2?[/quote]

Hi!

Das ist ne schwierige Frage. Man sagt ihm nach, er sei neutral - ich würd ihm aber unterstellen, dass der Tiefbass (und nur der!) leicht angehoben, sowie die Mitten gaaaanz leicht abgesenkt sind. Die Höhen wiederum neutral (was auch immer das heißen mag - siehe dieser Thread )
Was er wie der SD2 absolut beherrscht, ist sehr klar und gleichzeitig nicht spitz zu klingen. Null Maskierungseffekte durch Bass oder Mitten! Die Stimmen klingen aber weniger präsent und etwas dünner als beim SD2 ; auch mit etwas weniger Detail. Der SD2 ist klar technisch überlegen bzw. in diesem Fall: BA vs Dynamiker!
Was der Sony aber vielleicht besser als der SD2 kann ist "luftig" und "out of head" zu klingen. Das kann er - dank seiner Ventile - wirklich ganz hervorragend und ich finde den Hörer deshalb besonders, weil ich sowas mag! Außerdem finde ich persönlich den Bass genial (hier andersherum: typisch Dynamiker! Ist wohl aber ebenso Geschmacksfrage). Drängt sich nie in den Vordergrund, klingt sehr organisch integriert und bei elektronischen Stücken kann er urplötzlich die (Tiefbass-)Katze ganz gewaltig aus dem Sack lassen (keine Angst, ich höre nicht nur sowas; sondern habe einen sehr weiten Musikgeschmack).
Für 149 Euro find ich, es ist ein klasse Allrounder, aber man muss auch damit klarkommen, dass er halt nicht gut isoliert (Ventil!) und von den Ohren absteht... Mich stört das aber nicht so.....

Grüße!


[Beitrag von hanesbeef am 14. Jun 2014, 00:55 bearbeitet]
xnor
Stammgast
#20 erstellt: 14. Jun 2014, 01:07
Also ich bin kein in-ear Typ und habe den SD2 noch nicht gehört, aber zumindest von den Messungen her scheint er schon in die Richtung neutral zu gehen.
Die unteren Mitten, Oberbass ein bisschen absenken und bei rund 7 kHz etwas stärker anheben und es sollte passen.
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