Linearer Frequenzgang Hd650/NDH 30

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Mikesch84
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 10. Sep 2022, 11:11
Hallo liebe Kollegen,
Ich bin auf der Suche nach neuen Kopfhörern, da mein AKG 712 sich in seine Bestandteile auflöst.

Da ich mit den Kopfhörern viel Musik mische habe ich mich nach linearen Studio Kopfhörern umgesehen.
Die engere Auswahl sind dann die Sennheiser HD 650 und die Neumann NDH 30 gekommen. Also beide bestellt.

Zuerst habe ich mir die Neumänner über mein RME Fireface angehört und war gleichzeitig beeindruckt und schockiert.
Der Bass und die unteren Mitten waren sehr sehr detailliert, sauber, schnell, knackig….aber viel zu laut!?
Ich hatte zwar bereits gelesen dass der Neumann sehr verhalten im oberen Frequenzbereich agiert und dass man bei der Positionierung auf den Ohren aufpassen muss dass er richtig sitzt, aber eine derartige Bassgewalt hatte ich nicht von einem Kopfhörer erwartet der als tendenziell linear beworben wird.

Ok, also NDH 30 ausgesteckt und HD 650 eingesteckt. Und Überraschung, selber Effekt. Ich musste die HD650 deutlich weiter aufdrehen um auf die selbe Lautstärke zu kommen. Und wieder, gefühlt sehr Basslastig. Ich fand sogar dass sich der Frequenzgang der beiden Kopfhörer stark ähnelt.
Die 650 er etwas offener oben rum, dafür etwas „matschiger“ im Bass/unterer Mittenbereich, obwohl der Neumann nochmal ein gutes Stück weiter runter kommt.

Nach ein paar Minuten hin und her Vergleichen hab ich dann nochmal die K712 gehört (Den Ich übrigens ebenfalls als Studiokopfhörer gebraucht gekauft habe) Kaum Bass, viel obere mitten. Im Höhenbereich deutlich luftiger aber auch scharf und quäkig. Auch nach Sonarworks Korrektur nicht deutlich anders.

Jetzt frage ich mich ob ich eventuell die letzten Jahre über defekte Kopfhörer gehört und mich an den Bassarmen Sound einfach gewöhnt habe.

Andererseits liefern meine Monitor Speaker (kalibriert) auch deutlich weniger Fundament als beide Kopfhörer.

Hat einer von euch schonmal ein ähnliches Erlebnis beim Kopfhörer Wechsel gehabt oder kann sich erklären was hier gerade passiert?

VG Michael
Basstian85
Inventar
#2 erstellt: 10. Sep 2022, 12:41
Paar Gedanken von mir: Bei KHs gibt es kein echtes "Neutral" sondern nur Zielkurven (Auch Sonarworks haben ihr target) die auch nicht immer so gut getroffen werden. Das Hören über KHs ist auch individuell (HRTF etc) insbes. im Bereich der Höhen muss sich ein Höreindruck eines KHs nicht mit dem von Anderen decken. Der HD650 ist einer der drei Großen und von Diesen war er der Wärmste/Dunkelste. Ob dieser dunkel oder die Anderen zu hell sind?

Dann gibts noch variablen wie Zustand der Polster. Bei den Beyerdynamic DTs zB macht das einen großen Unterschied (auch Messbar) alte Polster klingen schon sehr anders. Wie es bei den K712 mit seinen 100€ Polstern ( ) ist weiß ich nicht. Anpressdruck kann auch Einfluss haben...

Dann gäbe es noch die Gewöhnung, ist man einen KH mit seiner Klangsignatur gewöhnt und hört dann einen Anderen, auch wenn der nicht so viel anders klingt, dann kann das erstmal "falsch" klingen. Oft ist es so, wenn man dann ausschließlich mit dem Neuen ein paar Tage hört, die Anderen dafür dann erstmal wieder falsch klingen...

Kannst ja mal mit Equalizer APO Presets nach Harman-target (viele mögen es) versuchen hier und hier gibts Presets. Dann evtl noch verfeinern, sodass du damit klarkommst...


[Beitrag von Basstian85 am 10. Sep 2022, 12:43 bearbeitet]
Mikesch84
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 11. Sep 2022, 19:09
@Basstian85
Danke für die Gedanken.
Ich finde es erstaunlich wie stark sich das Klangbild verschiedener Kopfhörer für den Studiobereich unterscheiden.
Ja die Polster von den AKG haben bereits ihr besten Tage hinter sich.
Ich werde die APO Presets antesten.

Hab mir zusätzlich nochmal die Beyerdynamic dt 1990 pro bestellt und werde die nächste Wochen alle 3 Modelle intensiv Probehören.
d*moll
Stammgast
#4 erstellt: 12. Sep 2022, 19:51
hallo - ich glaube fast dass du den beyer wieder aussortierst (zumindest im direkt-vergleich ohne EQ)

da ich den offenen NHD30 noch nicht selber gehört habe, bin ich aber mal auf dein detaillierten vergleich sehr gespannt.

die DT1990 sind auf jeden fall deutlich in den höhen betont (beyer-peak) da hilft nur EQ - ich denke wenn Du Sonarworks benutzt werden sich am Ende aber alle nicht so viel nehmen, da musst Du schon sehr genau hinhören.

der AKG hat tatsächlich zu allen 3 anderen verhältnismässig wenig bass (unter den AKG 7xx aber noch den kräftigsten) daher hast du dich sicher an die "bassarmut" gewöhnt. (mit Sonarworks aber kein Problem das auszugleichen)

bei Sonarworks würd ich aber auf jeden fall auf "linear phase" stellen anstatt auf "low latenz" damit nichts "verwaschen" wird durch die Frequenzkorrektur. Ich hab dann zwar 45ms Latenz - aber es klingt viel klarer als die anderen einstellungen.

ich würde sogar noch einen weitern hörer ins rennen werfen: Focal Elear - der dürfte die anderen einkassieren, leider aber auch beim preis
Mikesch84
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 17. Sep 2022, 07:39
So, der Beyerdynamic ist vor ein paar Tagen gekommen. Den hab ich tatsächlich sehr schnell wieder aussortiert. Gute Kopfhörer, aber die Höhenanhebung war dann doch deutlich weg von dem was ich als angenehm empfinde. Ich hab ihn auch mit Sonarworks ausprobiert, das war schon besser, allerdings im Vergleich zum HD650 mit Sonarworks auch etwas unnatürlich, da der EQ beim dt1990 deutlich mehr eingreifen muss.

Den Neumann hab ich auch weiterhin immer mal wieder aufgesetzt. Nach wie vor gefällt mir der straffe Bassbereich hier am besten. Allerdings doch sehr wenig Höhen. An die hätte ich mich wahrscheinlich gewöhnt, aber da war bei einigen Tracks eine starke überbetonung bei ca. 880 hz zu hören, welche die Musik irgendwie „hart“ klingen lässt.
Elton Johns Sacrifice oder Silent Bite von Bang Gang (ja scheiss Bandname 😄) wurden dadurch sehr schnell anstrengend, da dieser Bereich in den Vocals schon hervorgehoben ist.
Mit dem HD650 konnte ich die Betonung in den beiden Liedern auch sehr gut hören, aber ohne das es nervt.

Ich habe mich mittlerweile auch sehr an die sennheiser gewöhnt. Das anfängliche Gefühl von extrem Bass hat sich relativiert.

Um jetzt noch etwas mehr aus den doch leisen Kopfhörern raus zu holen hab ich sie an einen SPL Phonitor one angeschlossen.
Der Unterschied zum Kopfhörerausgang vom fireface ist dezent aber da. Dynamikänderungen sind besser zu hören und der Mix gewinnt an tiefe/Luftigkeit ohne die Höhen anzuheben. Was jedoch wirklich wahnsinnig gut harmoniert ist die Crossfade Funktion. Nur 10-15 Prozent mit reingeht klingt richtig gut!!
Signalanteile die ganz außen sitzen werden leicht noch vorne geschoben. Verzerrte Gitarren die ganz nach außen gedreht sind und mir immer zu leise vor kamen sitzen jetzt perfekt nach meinem Hörempfinden da wo sie hin gehören.

Kurz gesagt: HD650 - SPL Phonitor one - Sonarworks
Für mich die perfekte Abhörkette!
entertain_me
Stammgast
#6 erstellt: 17. Sep 2022, 10:47
Interessanter Beitrag, vielen Dank! Wie gross ist der Unterschied zwischen Sonarworks und Original beim HD650?
Falls du mal die Gelegenheit hast einen dt880 in deinem Setup zu testen würde mich der Unterschied zum HD650 mit Sonarworks interessieren.
Mikesch84
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 17. Sep 2022, 13:40
Der Unterschied zwischen Original und korrigiertem Sound ist beim HD 650 nicht so wahnsinnig groß. Jedenfalls deutlich weniger als bei anderen Kopfhörern. Allerdings finde ich dass die Korrektur beim Einsatz im Studio, (Mischen/Mastern) nicht ganz unwichtig ist. Der Bassbereich wird nach unten hin angehoben/erweitert, was gerade bei EDM/HipHop etc. einen großen Unterschied macht. Zum anderen die leichte Absenkung der unteren mitten sowie die Anhebung im oberen mitten Bereich, sorgt dafür dass sich Maskierungseffekte über den gesamten Frequenzbereich weniger bemerkbar machen.

Ich denke man kann mit den Kopfhörern auch sehr gut ohne Sonarworks mischen, aber mit ist es meiner Meinung nach einfacher.
Noch wichtiger ist natürlich, wie ich am eigenen Leib erfahren musste, viel über den Kopfhörer zu hören und sich an das Klangbild zu gewöhnen.

Ich hab öfters mal Musiker bei mir, die meistens ihre eigenen Kindern Kopfhörer mitbringen. Wenn der dt 880 dabei ist höre ich mal rein ✌️
SaschaS
Stammgast
#8 erstellt: 19. Nov 2022, 16:51
Und, hat sich schon was ergeben? Beyerdynamic ist bei mir komplett raus (was Musik hören angeht). Diesen Peak finde ich einfach ätzend. Was halt noch interessant wäre, den du aber wahrscheinlich nie durch Zufall in die Hände bekommen wirst: Hifiman HE-5LE oder HE-6. Die fand ich bisher von allen am Homogensten. Sennheiser HD 600/650 fand ich zwar auch interessant, ingesamt aber auch zu dunkel.


[Beitrag von SaschaS am 19. Nov 2022, 16:52 bearbeitet]
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