Amateur-Projekt: PC/Smartphone an Röhrenradio

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Nova13
Neuling
#1 erstellt: 25. Okt 2011, 16:33
In unserer WG ist letztens unser geliebtes Röhrenradio (Saba Wildbad 12) kaputtgegangen. Nach einer genaueren Untersuchung denke ich, dass die Verstärker-Röhre hinüber ist (Bild: http://s1.directupload.net/images/111025/ggeyahc7.jpg). Schmelzsicherungen sind alle intakt, die anderen Röhren zeigen für meine Augen keine Makel (hab nur grundlegende Elektrikkenntnisse, aber größere Verschmorungen konnte ich nicht finden). Diese soll dann demnächst ersetzt werden (ist eine ECL 86)

Bei der Durchsicht des Schaltplanes kam mir aufgrund von zwei Sound-Eingängen der Gedanke, ob es vlt. nicht möglich wäre, Signale aus einer üblichen 3,5er Klinke irgendwie in das System zu leiten. Die entsprechenden Anschlüsse meine ich gefunden zu haben, aber eine Sache bereitet mir noch Kopfzerbrechen: Die Ohm-Zahlen. Ich weiß, dass das elektrischen Widerstand bezeichnet, dass es bei der Wahl der Lautsprecher wichtig ist und das was kaputt gehen kann, wenn man nicht aufpasst. Deswegen wollte ich einfach mal fragen, was man in der Hinsicht zu beachten hat. Nun zum Schaltplan:

Bei den Eingängen habe ich die beiden Dioden-Buchsen im Visier. Anfangen wollte ich mit dem Plattenspieler-Eingang, wo ich den linken Kanal von der Klinke mit Nr. 3 (eingekreist) verbinde und die Masse der Klinke mit Nr. 2. Sollte da zu wenig Power bei rumkommen, würde ich dann den Tonband Eingang mit der selben Belegung wählen, da ist ja kein 47 kOhm dazwischen. Die Lautsprecher (3 an der Zahl) sind übrigens mit "5 Ohm" gekennzeichnet, eine alte DIN-Lautsprecherbuchse ist auch vorhanden. Zu Testzwecken würde ich mich erstmal auf den linken Kanal beschränken (Klinke ist übrigens unsymetrisch, hab's getestet), wäre aber auch schön zu wissen, wie man dann später rechts und links zusammen bekommt, ist ja ein Mono-System, wenn ich das richtig sehe.

Wichtig wäre mir jetzt nur zu wissen, was ich zu beachten habe, damit ich nicht versehentlich irgendwas am Zuspieler oder am Radio kaputt mache.

Vielen Dank im Vorraus!
rorenoren
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 25. Okt 2011, 17:19
Moin,

je nach Baujahr sind so ziemlich alle (Teer-) Kondensatoren in diesen Radios austauschbedürftig.
Mindestens den Koppelkondensator vor dem Gitter1 der Pentode der Endröhre, sowie alle im Netzteil/an der Hochspannung liegenden sollte man dann unbedingt tauschen.
(im HF und Klangregelteil passiert meist nicht so viel)
Sonst geht die teure ECL86 bald wieder kaputt.
Es gibt aber in den späteren Baujahren (z.T. auch innerhalb einer Serie unterschiedlich) "moderne" Kondensatoren, die nur selten ausfallen.

Es gibt fertige Adapterkabel von 3,5mm Klinke auf DIN.
Ich würde gleich den Bandeingang verwenden.
Der 47kOhm Widerstand verändert den Pegel kaum.
Das Radio ist mono, also musst du beide Kanäle miteinander verbinden.
Bei manchen MP3 Playern geht das nicht, da muss man Kondensatoren und/oder Widerstände in Reihe legen, da sonst der Ton wegbleibt.
(warum auch immer)
Am Radio geht nichts kaputt, wenn es technisch in Ordnung ist. (siehe oben)
Du kannst etliche Volt Eingangspegel "hineinpumpen", ohne dass irgendwas passiert.
(ausser dass es verzerrt und sehr laut wird)

Gruss, Jens
hf500
Moderator
#3 erstellt: 25. Okt 2011, 18:16
@Nova13

Moin,
woran machst Du fest, dass die ECL86 hinueber ist? Das Ding ist mittlerweile einigemassen teuer, in den 60ern war sie eine Standardroehre und eher Schuettgut ;-)
Daher muss sicher sein, dass sie sicher hinueber ist.

Einen MP3-Spieler anschliessen ist kein Problem. Nur hoert man mit den fertig angebotenen Kabeln hier am TB-Eingang nur den linken Kanal, bzw. werden beide Spielerausgaenge beim Phonoanschluss direkt miteinander verbunden, was nicht immer gutgeht.

Die beiden Quellenausgaenge muessen daher ueber Widerstaende entkoppelt und zusammengefuehrt werden. Am Beispiel der Phonobuchse:
Anschluss 3 und 5 sind miteinander verbunden. Die einzufuegenden Widerstaende (2,2k Ohm sollten reichen) werden in die Leitung vom Buchsenanschluss zum Verbindungspunkt eingefuegt (natuerlich in beide Leitungen). Die Widerstaende sorgen dafuer, dass beide Eingaenge voneinander entkoppelt werden.


Mach doch mal aussagekraeftige Bilder vom Radioinnenleben.

73
Peter
Nova13
Neuling
#4 erstellt: 26. Okt 2011, 15:49
So, vorab die angeforderten Bilder.

Von links nach rechts:

  • Verstärker-Teil von oben. Links die angesprochene Röhre, in der Nähe läuft auch das Lautsprecherkabel. Unten rechts massiver Kondensator
  • Das ganze nochmal von der Seite, hinten ist noch die "Magic Eye"-Röhre zu sehen, darunter der Lautstärke-Regler (Dreh-Poti) und rechts die Spule des Netzteils.
  • Der Radio Teil, hab nichts auffälliges gesehen.
  • Schaltplan Verstärker-Teil

Verstärker Teil von ObenVerstärker-Teil von der SeiteRadio-TeilSchaltplan Verstärker-Teil

Die Röhre hab ich halt naiverweise im Verdacht, weil das Glas viele Schmor-Überreste (oder wie auch immer man das schwarze Zeug auf dem Glas nennt) zeigt (siehe vor allem das Bild im 1. Post). Bei der visuellen Kontrolle sind mir sonst nur noch die beiden orangenen Kondensatoren ("unter" der Spule, links vom großen Kondensator) aufgefallen.

Zum Klinken-Anschluss: Ich habe eine grobe Ahnung wie das gemeint ist, aber ein kurz dahingeschmierter Schaltplan würde einem Amateur-Elektriker (wahrscheinlich noch nicht mal das^^) zugegebenermaßen vielleicht noch besser helfen, wenn das möglich wäre.

Zum Schluss wollte ich noch anmerken, dass wenn man den Stromstecker einsteckt und das Gerät an macht dieses typische kurze "Aufbrummen" und später ein leises "Grundbrummen" von aus den Boxen zu vernehmen ist. Beim Ausschalten sinkt das dann innerhalb von ein paar Sekunde (schätze wegen Kondensatoren und Schwingkreisen) auf null zurück.
rorenoren
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 26. Okt 2011, 17:25
Moin,

mit etwas "Glück" ist die Röhre tatsächlich defekt.
Wenn die Anodensicherung durchbrennt, bzw. wie auf deinem Bild zu sehen oxydiert ist, wird das Gitter2 überlastet.

Die Sicherung solltest du mit einer neuen Röhre besser überbrücken oder die Halterung und die Sicherung selbst austauschen.
(bei Überbrückung kann der Übertrager durchbrennen, wenn die Röhre einen Kurzschluss bekommt, mit der alten Röhre auf jeden Fall mit Sicherung testen!)

Ich habe mal ein paar der Bauteile markiert.
Diese solltest du austauschen.
Die mit gepunkteten Linien können drin bleiben, wenn die Spannungen nach dem Austausch der anderen Teile stimmen.
Sicherer ist natürlich der Tausch.






Gruss, Jens
Ingor
Inventar
#6 erstellt: 27. Okt 2011, 12:31
Nein,das wird nichts mit der Reparatur. Dafür musst du löten können, dich mit grundlegenden Kenntnissen zu den vorhandenen Bauteilen vertraut gemacht haben und auch noch das Glück haben, dass du beim ersten Mal alles richtig machts, keine Bauteile vertauschst und auch richtig herum eingelötet hast. Alles in allem eine große Aufgabe. Wieso bist du überhaupt sicher, dass das Radio im NF-Verstärker defekt ist und nicht schon im ZF-Teil? Bewegt sich das magische Auge noch beim Verdrehen des Sendereinstellrades?
Nova13
Neuling
#7 erstellt: 27. Okt 2011, 13:11
Mein WG-Nachbar kann gut Löten (vor allem auf Platinen), sonst hätte ich das Ganze nicht in Erwägung gezogen. Die Röhre sieht meiner Meinung nach einfach ziemlich ungesund aus, vor allem im Vergleich mit den Anderen, die sonst noch drinn stecken. Oder ist es normal, dass massig Schmauchspuren im inneren des Glases vorhanden sind? Das Gerät ist bis auf das angesprochene Brummen der Lautsprecher tot, egal wie man die Knöpfe schaltet, dementsprechend zeigt das Auge gar nichts.
Ingor
Inventar
#8 erstellt: 27. Okt 2011, 16:01
Wenn das Auge nichts anzeigt, empfängt das Radio nichts. Das Auge ist ja keine Lichtorgel, sonder zeigt die Feldstärke an. Der NF-Verstärker kann also durchaus noch in Ordnung sein. Schmauchspuren in Röhren sind kein Zeichen für Totaldefekt, sondern nur für eine lange Nutzungsdauer. Ob der Verstärker noch funktioniert ist schnell geprüft. Gerät auf TB/Platte schalten und mit dem Finger bei voll aufgedrehter Lautstärke an den TB oder Phono Eingang gehen. Dabei nicht das Metall berühren, sondern nur den Mittelteil der Eingangsbuchsen. Dann sollte ein deutliches Brummen aus dem Lautsprecher kommen.
rorenoren
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 27. Okt 2011, 16:31
Moin,

gerade gemerkt, dass ich den falschen Schaltplan eingestellt habe.
Der mit den markierten Bauteilen ist dieser:



Gut möglich, dass da noch etliche andere Fehler im Gerät vorliegen.

Die beiden Widerstände oben auf dem Foto sind Kohlemassewiderstände.
Die sind sehr oft ein "Quell der Freude".
(fast immer ausserhalb der Toleranz oder ganz defekt)
Wenn davon noch sehr viele im Gerät verbaut sind, alle austauschen!

Wenn das Magische Auge nichts anzeigt (EM84, vermute ich), liegt vermutlich ein Fehler im Netzteil vor.
(z.B. Selengleichrichter)

Das ist keine Beschäftigung für die Mittagspause.

Gruss, Jens
hf500
Moderator
#10 erstellt: 27. Okt 2011, 21:29
Moin,
woran man feststellen kann, dass die Endroehre muede ist:
Die Anodenspannung ist deutlich zu hoch und die Katodenspannung deutlich niedriger als im Schaltbild angegeben.

C415 sieht aus wie ein Erofol2, die sind im allgemeinen unverdaechtig, weil Kunstfolienkondensatoren.

Die Sicherung an der Anode der Endroehre ist gut gemeint, aber ein Kunstfehler. Faellt bei einer Pentode die Anodenspannung aus, wird das Schirmgitter ueberlastet, weil es den Anodenstrom uebernehmen will. Das kann es nicht.
Daher sollte die Sicherung samt Halter ausgebaut und durch ein Stueck Draht ersetzt werden, wie es Jens schon beschrieben hat. Wenn man die Endroehre schon mit einer Sicherung schuetzen will, gehoert diese in die Katodenleitung.

C424 sollte auch getauscht werden, wenn es ein Papierkondensator ist. Er sollte eine Spannungsfestigkeit von 1000V haben, an ihm kann das Doppelte der Anodengleichspannung auftreten.

Bei Roehrenradios, die auf Platine aufgebaut sind, sollten auf jeden Fall alle Roehrenfassungen nachgeloetet werden.

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 27. Okt 2011, 21:35 bearbeitet]
Luutch
Neuling
#11 erstellt: 05. Mrz 2012, 12:18
moin zusammen,
hier scheinen sich ja einige Leute durchaus mit den schönen Saba röhrenradios aus, daher probier ich hier mal mein Glück: ich habe noch ein so altes radio von Saba, dass kein Plattenspieler und Phonokanal vorhanden ist, lediglich der "Radio-teil". Meine Frage ist es grundsätzlich möglich, an irgendeiner Stelle den Radioempfänger und Endstufe zu trennen? Ich würde nämlich den klasse sound gerne für meinen Plattenspieler ausnutzen, die Radiofunktion nutze ich soo selten.

Vielen Dank schon mal im Vorraus,
Lukas
hf500
Moderator
#12 erstellt: 05. Mrz 2012, 21:23
Moin,
willkommen im Forum.
Es ist leider so, dass "Saba-Radio" allein nicht aussagekraeftig genug ist. Wie heisst das Geraet denn genau, die Rueckwand ist (hoffentlich) Dein Freund.

Es wuerde mich erstaunen, wenn das Radio tatsaechlich keinen Phonoanschluss (Hochpegel, fuer Kristallsysteme) hat, denn sowas war eigentlich selbst bei kleinen Geraeten ueblich.

73
Peter
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