Zusätzliche (Hochvolt)Wicklung auf Ringkerntrafo

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Ste_Pa
Stammgast
#1 erstellt: 16. Aug 2017, 14:38
Hallo Zusammen,

ich schreibe sonst eher im Elektronik-DIY-Thread, möchte aber nun auch mal in der Röhrenrubrik eine Frage stellen.

Aktuell bin ich für ein kleines PC-Amp-Projekt mit Röhren auf der Suche nach einem geeigneten Trafo. Dieser soll nicht ein riesen Loch in mein Budget reißen. Daher überlege ich Alternativ-Lösungen. Was möglich wäre sind 2 Trafos "Back-to-Back" zu verschalten. Damit hätte ich sowohl Heizspanung von Trafo 1 als auch die AC für die Anodenspannung auf Trafo 2 (der von Trafo 1 gespeist wird). Die andere Variante wären Spannungsvervielfacherschaltungen (Delon, Greinacher).

Was mir nun noch in den Sinn gekommen war ist Folgendes ... Man kauft einen handelsüberlichen Ringkerntrafo, z.B. mit 12 Volt Sekundärspannung. Diese kann man als Heizspannung nutzen. In einem weiteren Schritt wickelt man selbst eine weitere Sekundärwicklung auf die vorhandenen Wicklungen des RKT. Die originalen Wicklungen (Primär und Sekundär) bleiben unangetastet.
Meine Frage nun ... Ist so etwas machbar ? (Unter der Voraussetzung man hält die ursprüngliche Leistung des Trafos ein, sprich man belastet die originale 12V-Wicklung deutlich weniger (als es Ihr urspünglich dimensionierter Bereich zulassen würde), um Reserven für die neu hinzugefügte HV-Wicklung zu haben.)
Hat so etwas evt. auch schon mal Jemand gemacht ?

Über Antworten würde ich mich freuen.
Viele Grüße
Steffen

PS: Mir würden 160 bis 180 Volt AC bei 60 mA bis 80 mA für die "Hochvolt"-Wicklung ausreichen.


[Beitrag von Ste_Pa am 16. Aug 2017, 14:45 bearbeitet]
selbstbauen
Inventar
#2 erstellt: 16. Aug 2017, 15:11
Hallo Steffen,

mal eine Frage zurück: Warum nimmst du nicht einen alten Röhrentrafo mit 200 bis 250 Volt und einer 6,3 Volt Wicklung? Die gibt es in der Bucht ab 10 Euro. Da kannst du jeden nehmen, der in einem alten Röhrenradio verbaut war.

Welche Röhren soll denn das neue Gerät nutzen?

Gruß
sb
Ste_Pa
Stammgast
#3 erstellt: 16. Aug 2017, 16:19
Hallo Selberbauen,

Dank Dir für die schnelle Antwort.
Und ja in der Höhe der Heizspannung liegt das Problem. Ich habe hier fast ausschließlich P-Röhren. Aktuell schwebt mir ein Mini-Amp mit 12DT8 (Heizung: 12,6 Volt, 150 mA) und PCC88 (Heizung: 7 Volt, 300 mA) vor. In Zukunft soll auch noch was mit PCL82 (Heizung: 16 Volt, 300 mA) oder PCL84 (Heizung: 15 Volt, 300 mA) folgen.

Die "richtigen" Röhrentrafos aus alten Radios zum Beispiel haben alle samt fast ausschließlich eine 6,3 Volt Heizwicklung. Ob ich hier mit einem Spannung-Verdoppler was "reißen" kann, müsste ich versuchen. Lieber wäre mit eine 12 bis 14 Volt Wicklung für die Heizung und dann eine Hochvoltwicklung 160 bis 180 Volt. So etwas gibt es aber irgendwie nirgendwo. Tube-Town und auch BTB z.B. bieten zwar einige neuen Röhrentrafos als Ringkerner an, will man 12 Volt (bzw. 2x 6,3 V) für die Heizung muss man aber auch suchen und es gibt hierzu nur sehr große RK-Trafos (für meine Fälle völlig überdimensioniert), welche allesamt 40 bis 60 Euronen kosten (deutlich über meinem Bastelbudget).

Daher die Idee mit dem zusätzlichen Aufbringen von Windungen auf einen Standard-RKT von der Stange, den es auch für um die 6 bis 10 Euronen gibt.
Aber ich fürchte so einfach wird diese Idee auch nicht in der Umsetzung sein.

Viele Grüße
Steffen


[Beitrag von Ste_Pa am 16. Aug 2017, 16:29 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#4 erstellt: 16. Aug 2017, 19:25
Natürlich kannst du auf einen Ringkerntrafo noch ein paar Wicklungen aufbringen.

Wenn du die P Röhren benutzen möchtest, wirst du aber schon verschiedene Trafos wickeln müssen.Einfach mal alle Heizungen mit 12 Volt zu versorgen geht ja nicht. PCL 82 und PCL 84 benötigen ja schon 15 V. Du könntest einen originalen billigen Trafo für die hohe Spannung aus einem Röhrenradio nutzen und einen 2. Trafo für die Heizung.
Ste_Pa
Stammgast
#5 erstellt: 16. Aug 2017, 20:21
Hallo Ingor,

Dank Dir für Deine Antwort. Der Plan war DC-Heizung einzubauen (ggf. auch mit Längsregler(n) (LM317, etc.)) stabilisiert (im Falle des LM317 als Stromregler könnte ich auch mehrere LM317 verbauen, die ICs kosten ja quasi nichts). Ich denke mal in dem Fall könnte ich auch die Heizung von P-Röhren parallel betreiben. 12 Volt AC ergeben knapp 17 Volt DC, das könnte mit etwas Dropspannung am Regler möglicherweise ausreichen für 15Volt einer PCL84. Aber real aufgebaut habe ich so etwas bisher noch nicht.

Die 12 Volt waren auch nur als Beispiel gedacht. RKT aus aktueller Großserienproduktion bekommt man ja bis 2x 30 Volt und könnte sich das Passende für die verwendete Röhrenkombination raussuchen. Leider aber ohne die Hochvoltwicklung.

Bei meinem Kopfhörerverstärker mit 6080 habe ich einen sehr günstigen kleinen Trenntrafo (230 Volt : 2x 115V) in klassicher Bauweise (also kein RKT) vom blauen C und einen zusätzlichen RKT für die Heizung eingebaut. Das wäre auch ein Weg. Der Verstärker funktioniert auch recht gut, aber die Kiste ist von den Abmaßen insgesamt sehr groß geworden. Daher suche ich die Möglichkeit bei dem neuen Amp "irgendwie" auch mit nur einem Trafo auszukommen.

Kleine günstige Trenntrafos in Ringkernform habe ich auch leider nirgendwo gefunden, das geht irgendwie erst ab 150 VA los. "So herum" wäre es vermutlich einfacher, sprich, wenn man "nur" eine ergänzende Heizwicklung selbst zusätzlich auf den Ring aufbringen möchte. Im umgekehrten Fall (der RKT liefert im Original die Heizspannung) wäre die Hochvolt-Wicklung aufzubringen, was recht viele Windungen erfordern würde.
Aber, ob ich mir so etwas zutraue, bzw. ob bei der Hand-Wickelei dann etwas halbwegs Vernüftiges heraus kommt, weiß ich selbst noch nicht.

Viele Grüße
Steffen


[Beitrag von Ste_Pa am 16. Aug 2017, 20:24 bearbeitet]
selbstbauen
Inventar
#6 erstellt: 17. Aug 2017, 11:16
Die Besonderheit von P-Röhren ist, dass ihre Heizungen in Serie, also hintereinander geschaltet werden. Sie haben alle einen Stromfluss von 300 mA. Du musst also für die Heizwicklung alle Spannungen zusammenzählen und eine solche Wicklung am Trafo haben. Einfacher ist es, man nimmt einen Trafo mit etwa 30 Volt/500 mA. Das wird gleichgerichtet und mit einem zusätzlichen Lastwiderstand zwischen zwei Siebelkos in Serie auf die 300 mA runtergedrückt. Die Spezialröhren mit nur 150 mA werden mit einem Widerstand von 84 Ohm überbrückt.

Gruß
sb


[Beitrag von selbstbauen am 17. Aug 2017, 11:20 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#7 erstellt: 17. Aug 2017, 15:51
Servus Steffen,

Ste_Pa (Beitrag #1) schrieb:
Meine Frage nun ... Ist so etwas machbar ? (Unter der Voraussetzung man hält die ursprüngliche Leistung des Trafos ein, sprich man belastet die originale 12V-Wicklung deutlich weniger (als es Ihr urspünglich dimensionierter Bereich zulassen würde), um Reserven für die neu hinzugefügte HV-Wicklung zu haben.)

grundsätzlich ist so etwas schon machbar (mal abgesehen davon, daß man sich wahrscheinlich einen Wolf wickelt - dazu weiter unten mehr). Die Leistungsentnahme für die neue Wicklung würde ich mit erheblichen Abschlägen versehen, weil diese neue Wicklung am weitesten vom Kern weg ist (sprich: bezogen auf den Wicklungsdurchmesser den Kernquerschnitt am wenigsten nutzen kann). Außerdem kriegt man das handgewickelt (mit all den Isolationslagen) nie so schön und damit magnetisch effizient hin wie eine Wickelmaschine. Deswegen muß man bei der Summenkernleistung eines solchen Trafos, die man entnehmen kann, deutliche Abstriche machen (wilde Daumenpeilung: Trafo ab Werk für 80[VA] gemacht - mit Eigenbauwicklung "on top" sollte man da in Summe höchstens 50[VA] rausziehen).

Die "Back-to-Back"-Lösung mit zwei Trafos erscheint mir da die wesentlich "sauberere" zu sein - und Geld kostet das auch nicht mehr, weil man sich ja Wickeldraht und die ganzen Isoliermaterialien spart.

Ach ja - noch ein paar Schätzwerte zur Daumenpeilung der Windungszahlen bei Ringkerntransformatoren (Leerlauf und ohne Berücksichtigung von Verlusten aller Art; 50[Hz] Netzfrequenz; max. 1,7[T] Induktion, 0,31[mm] kornorientiertes Siliziumeisen als Kernband; höchstens 10%...15% Klirr (wegen der Netzoberwellen)):

  • 50[VA]-Kern: ca. 0,2[V/Windung] (= ca. 900 Windungen für 180[V]).
  • 100[VA]-Kern: ca. 0,25[V/Windung] (= ca. 720 Windungen für 180[V]).
  • 200[VA]-Kern: ca. 0,3[V/Windung] (= ca. 600 Windungen für 180[V]).
  • 500[VA]-Kern: ca. 0,4[V/Windung] (= ca. 450 Windungen für 180[V]).

Wieviele Windungen Du wirklich brauchst, läßt sich leicht experimentell ermitteln: 10 Windungen draufwickeln und bei Nennnetzspannung 230[V] die daran entstehende Spannung beim gewünschten Laststrom (durch geeignet dimensionierten Lastwiderstand, der an diesen 10 Windungen dranhängt) mit einem Echteffektivwertspannungsmesser (True-RMS; wegen der möglicherweise nicht sinusförmigen Sekundärspannung) messen. Ringkernnetztrafos, die über eine oder mehrere genaue (Hochstrom)Niederspannungssekundärwicklungen verfügen, haben auf der Primärwicklung ganz gern etwas höhere Windungszahlen, damit man die Sekundärspannung auch auf 0,1[V] genau einstellen kann - das nur am Rande. Andererseits haben Ringkernnetztrafos, die bei einer gegebenen Baugröße und Frequenz das Maximum an Leistung rausholen müssen, auf der Primärwicklung oft nicht mehr Windungen drauf, als unbedingt sein muß. Diese Trafos sind meßtechnisch häufig leicht daran zu erkennen, daß bei einer nur leichten Erhöhung der Netzspannung via Regeltrafo über die Nennnetzspannung hinaus der Primärleerlaufstrom (also mit offenen Sekundärwicklungen) bereits sehr deutlich und nichtlinear ansteigt.

Zu Risiken und Nebenwirkungen: Intensive Beschäftigung mit Trafos kann süchtig machen - und: Ringkerntrafos können (gerade auch als Ausgangsübertrager) richtig Spaß machen.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 17. Aug 2017, 19:23 bearbeitet]
Ste_Pa
Stammgast
#8 erstellt: 17. Aug 2017, 19:26
Hallo selberbauen,

besten Dank für Deine Antwort. Die 12DT8 (Heizung: 12,6 Volt, 150 mA) sind lt. Datenblatt sowohl für serielle als auch für parallelen Heizbetrieb zugelassen. Also könnte ich, wie Du geschrieben hast, alle 4 Röhren heizungstechnisch in Reihe schalten (mit Parallelwiderständen an den Vorröhren, wegen des kleineren Strombedarfs). Ich denke so werde ich das auch machen.


Hallo Herbert,

auch Dir vielen Dank für die Antwort. Ja ein wenig Bedenken wegen so einem Trafoeigenbau habe ich ja schon. Und wenn ich, wie Du schreibst, auch noch Zwischenisolierungen (wahrscheinlich wegen der vielen Windungen, die ich benötige) einbringen muss, wird es noch schwieriger. Ich hatte in der tube zwei Videos gesehen, dort arbeitete man mit einer Art "Schiffchen" und fädelte fleißig. Aber klar, den Lackdraht müsste ich auch kaufen. Das "Recyclen" von lackiertem Kupferdraht eines anderen alten Trafos wird vermutlich auch weniger empfehlenswert sein, da dieser dann evt. schon Lackschäden haben könnte.
Dennoch irgendwie fand ich das Thema Trafowickeln besonders an RKT (weil der Ring zugänglich ist) irgendwie spannend.

In Zusammenhang mit der Zielstellung (Hochvolt- und Heizspannungserzeugung) hätte ich noch weitere Fragen ...

Angenommen man nimmt zwei Trafos schaltet deren Sekundärwicklungen parallel und versucht auf diese Weise an eine "Hochvolt"-Spannung zu kommen ? Kann man das bei Trafos aus aktueller Produktion bedenkenlos tun (Stichwort: Isolation der Wicklungen) ?

Anbei mal eine kleine Skizze:
Varianten Spannungserzeugung Heizung und Hochvolt

Variante 1 nutzt zwei unterschiedliche Trafos (diese hätte ich beide hier, wobei der Trafo mit 2x30 V deutlich mehr Leistung hat als der Trafo mit 2x60V).
Hier sind 30 Volt für die Heizung vorgesehen (gleichgerichtet via Greatz-Brücke). Die andere 30V-Wicklung von Trafo1 ist mit den 2x60V-Wicklungen von Trafo2 in Reihe geschaltet. Die resultierende Gesamtspannung wird wiederum mittels Greatzbrücke gleichgerichtet. Die Massen beider Schaltugnen werden verbunden.

Variante 2 nutzt auch wieder beide Trafos. Hier habe ich aber versucht die Heizspannung mit den spannungstechnischen "Gesamtertrag" einfließen zu lassen.

Variante 3 hat das Ziel der Variante 2 nur hier habe ich jeder Wicklung eine eigene Greatzbrücke "spendiert". Ob das Vorteile bringt, wäre eine weitere Frage.

Variante 4: Diese wäre mir die "liebste". Es wird nur ein Trafo (2x30V) verwendet. Eine Wicklung speist via Greatzbrücke die Heizung. Gleichzeitig wird aus derselben Wicklung per Greinacherschaltung eine Spannungsverdopplung erzielt. Auch die andere Wicklung des Trafos erhält eine eigene Greinacherschaltung. Die Spannungen beider Schaltungen werden in Reihe geschalten.

Was meinen hier die Experten ?

Im Dampfradioforum wurde um den Jahreswechsel 2016 / 17 mal ein Projekt namens "Nasty kitten" vorgestellt, welches einen kleinen Gegentaktverstärker mit PCL200 zum Gegenstand hat. Das Beeindruckende daran ist u.a. dass der Schaltungsvorschlag lediglich einen Trafo mit 24 Volt AC (sowohl für Heizung als auch HV) nutzt. Zum Einsatz kommt eine Art symmertischer Spannungsvervierfacher (Greinacher-Schaltung in zwei Zweige "entwickelt") und liefert unter Last 210V DC aus den 24V AC. Die Ripplespannung und ein damit resultierendes Brummen kann ich aber leider nicht einschätzen.

Was ich in Bezug auf Spannungs-Verdoppler/Vervielfacher noch gelesen habe, ist der Punkt, dass diese den Innenwiderstand des Netzteiles erhöhen. Spielt dieser Punkt bei einem kleinen Röhrenamp im Class A Betrieb (Eintakt- oder Gegentakt) eine Rolle (rel. konstante Stromaufnahme des Amps) ?
Einen Gyrator ("Capacitance Multiplier") oder einen Längsregler (MOSFET & LR8) wollte ich dem Hochvoltnetzteil wegen der besseren Brummspannungsunterdrückung eh spendieren. Im Gegensatz zur "richtigen" Röhrentrafos kostet dies ja quasi Nichts.

Viele Grüße
Steffen


[Beitrag von Ste_Pa am 17. Aug 2017, 20:20 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#9 erstellt: 17. Aug 2017, 19:46
In Spannungsvervielfachern lauern immer ganz eigene Probleme - und ihr relativ hoher Innenwiderstand ist eines der Kardinalprobleme. Solange der Laststrom bei wechselnder Spannung sich nicht groß ändert (Eintakt-Pentodenendstufe), kann man über solche Sachen nachdenken - Pentodenendstufen werden auch mit der relativ großen Restwelligkeit von Vervielfachern leichter fertig als Triodenendstufen. Den Kaltstartfall (bei unangeheizten Röhren) darf man aber auf gar keinen Fall übersehen: Dann liegt die Leerlaufspannung des Vervielfachers ERHEBLICH über seiner Lastspannung - das ist bei der Auslegung der Spannungsfestigkeiten der Kondensatoren und Dioden unbedingt zu berücksichtigen.

Die Heizwicklung würde ich nicht mit der Anodenwicklung "verheiraten": Erstens nimmt man sich damit die Möglichkeit der Heizungssymmetrierung zur Brummreduktion (falls das notwendig sein sollte), zweitens nimmt man sich damit die Möglichkeit, die Heizspannung "hochzulegen" (was z.B. bei Kaskode- und SRPP-Stufen erforderlich sein kann) und drittens hat man dann (im Fall der Serienschaltung der Gleichspannungen) eine relativ hohe Brummspannung aus dem hoch belasteten Heizkreis in Serie mit der Anodenspannung liegen.

Wenn schon, dann würde ich den Trafo mit den 2 * 60[V] nehmen (da kommt am Ladeelko immer noch eine Spitzenspannung von ca. 170[V] an) und ihm außenrum auf dem Kern noch eine eigene Heizwicklung verpassen (sofern er das von der Kernleistung hergibt) - das sind dann nur ein paar wenige Windungen, bei denen auch Isolierlagen und ähnliches keine Rolle spielen. Und wenn das Ganze eh mit "P"-Fernsehröhren laufen soll, dann kommt man mit 160[V] Betriebsspannung weit - diese Röhren waren ja alle so gemacht (weil die Fernseher ja keine Netztrafos hatten), daß sie mit Betriebsspannungen von maximal der gleichgerichteten Netzspannung klarkommen mußten - und viele Stufen liefen in diesen Kisten mit deutlich kleineren Spannungen.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 17. Aug 2017, 19:52 bearbeitet]
Ste_Pa
Stammgast
#10 erstellt: 17. Aug 2017, 20:33
Hallo Herbert,

vielen Dank für die sehr ausführlichen Antworten.

Dein Ergänzungspost (oben) ist mir eben erst aufgefallen.
Also im "Auge" hatte ich diese beiden RKT-Kandidaten:
RKT 12V 2,3A (40VA), Maße (ØxH): 83x35 mm
RKT 24V 2,5A (60VA), Maße (ØxH): 80x38 mm

Wenn wir mal von den 900 Windungen ausgehen, die Du angedacht hast und ich mit noch größerem Daumen mal 100 Wicklungen schätze, die ich so halbwegs nebeneinander in eine Schicht bekomme, müsste ich 9 Schichten "stapeln" ? Und dazwischen wäre dann jeweils eine Isolierlage einzubringen, vermute ich ... In den Tube-Videos wird hier gern handelsübliches Kunststoff-Isolierband verwendet. Könnte man das so nutzen (Temperaturbeständigkeit, bzw. den Lack des Drahtes der jeweiligen Unterwicklung sollte der Kleber ja auch nicht angreifen ...) ?

Mit der Ripplespannungen im Heizkreis hast du wohl Recht. Ich hätte mit dieser dann ja im Anodenspannungsteil zu kämpfen. Also diesen Gedanken (um etwas mehr Spannung "herauszukitzeln") werde ich dann schon mal verwerfen.

Der kleine 2x60 Volt-Trafo, den ich habe, ist dieser hier. Er liefert leider nur 2x60V / 0,05A (50 mA). Nach langer Suche war das der einzige neu gefertigte Trafo, den man hierzulande neu bestellen kann im Preisrahmen, um die 10 bis 15 Euro. Leider ist es aber kein RKT und auch von der Leistung für eine zusätzliche Heizung viel zu klein.

Bei den Endröhren (PCC88 oder PCL84) des kleinen Amps wäre mit 170 V (abzüglich Dropspannung aber Spannungsregler oder Spannungsabfall am RC-Sieb) eventuell was zu machen, auch weil der AÜ hier ja für mich arbeitet. Nur bei der Vorröhre (12DT8 ~ ECC81 / 12AU7) bin ich da unsicher, auch weil die Phasenumkehr als LTP arbeiten soll. Eventuell könnte ich hier mit einer neg. Hilfsspannung oder aber einem Spannungsdoppler nur für die Vorstufe etwas "gewinnen".

Viele Grüße
Steffen


[Beitrag von Ste_Pa am 17. Aug 2017, 21:02 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#11 erstellt: 18. Aug 2017, 08:11
Servus Steffen,

es gibt Ringkerntransformatoren mit 2 * 115[V] primär und 2 * 115[V] sekundär in den verschiedensten Leistungsklassen - damit sollte sich doch was anfangen lassen.

Bei eBay sausen darüber hinaus noch Ringkerntransformatoren mit 2 * 55[V] sekundär in den verschiedensten Leistungsklassen rum - auch damit sollte sich was anfangen lassen.

Bei beiden Varianten kannst Du - so das Kernloch nicht vergossen ist - die Heizwicklung(en) mit der dann GENAU benötigten Spannung sowie ggf. den GENAU benötigten Abgriffen außen drauf wickeln - viele Windungen sind das ja nicht - und für den Hobbybetrieb reicht bei diesen Niederspannungswicklungen die Lagenfixierung mit temperaturfestem (mindestens +150[°C]) Klebeband aus.

Ich persönlich würde übrigens mit Wechselspannung und nicht mit Gleichspannung heizen - schließlich geht es ja nur um die Verstärkung von Line-Pegel (und das hat seinerzeit selbst röhrenbestückte Studiotechnik ohne Gleichspannungsheizung absolut brummfrei hingekriegt). Bei Wechselspannungsheizung kannst Du die Heizung sauber symmetrieren (oder gleich einen Symmetrierabgriff in der Heizwicklung vorsehen - oder auch mit mehreren Heizwicklungen arbeiten). Und außerdem paßt die Gleichspannungsheizung irgendwie gar nicht zu dem "Kostensparansatz", den dieses Gerät ja wohl verwirklichen soll - da ist es vernünftiger, das gesparte Geld der Gleichspannungsheizung in eine ordentliche Anodenspannungsversorgung zu stecken.

Und dann gäbe es hier natürlich auch noch jede Menge Ringkernnetztrafos, die mit Spannungen direkt für Röhrenbetrieb daherkommen:

https://www.die-wuestens.de/dindex.htm?/trafo.htm

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 18. Aug 2017, 08:18 bearbeitet]
Ste_Pa
Stammgast
#12 erstellt: 19. Aug 2017, 01:16
Hallo Herbert,

wieder einen ganz großen Dank Dir für die ausführliche Antwort!

Mit den von Dir genannten passenden Suchwörtern bin ich in der Bucht tatsächlich fündig geworden.
Es gäbe dort z.B. TRANSFORMATOR, 80VA, 2 X 55V (~26 €) oder Ringkerntrafo 100VA 230V -> 2x115V (~33 €)
Das klingt schon mal alles deutlich erfreulicher als alles, was ich bisher so gefunden hatte. Das es 2x55V RKT "von der Stange" gibt wusste ich noch gar nicht.

Kurz noch mal zu den Wicklungen, wenn ich mal die Gedanken nehme, die Heizwicklung(en) auf einen von beiden verlinkten RKT zusätzlich aufzubringen. Kann ich Deine im obigen Post genannten Zirka-Angaben für die Windungszahlen einer Anodenspannung auch auf die stromstärkere(n) Heizungswicklung(en) übertragen ?
0,25[V/Windung] würde hier (z.B. 2xPCC88 (in Serie), 2x 12DT8 (Parallel) bedeuten): 26,6V -> 106 Windungen
Der große Daumen genügt mir zunächst, ich will mir zunächst lediglich eine grobe Vorstellung machen.

Und ja mit der Heizungsart sprichst Du ein interessantes Thema an, was mich auch immer beschäftigt. Bei meinem Kopfhörerverstärker (meiner erster Röhrenverstärker überhaupt, an dem ich bis vor Kurzem baute ) mit 2x ECF82 und 6080 (OTL) habe ich 3 Varianten probiert. Alle 3 Röhren mit DC zu heizen scheiterte, weil mein 2x6V 2,5A (30VA) Ringkerntrafo wider Erwarten nicht ausreichte, die Gleichspannung sank unter 5 Volt (auch mit Schottky-Dioden) und an einen Regler (auch Low-Drop) war schon gar nicht zu denken. Außerdem wurde der RKT sehr heiß. Aber gut ... 6,3V / 2x0,45A (2x ECF82) & 6,3V / 2,5A (1x 6080) = 6,3V / 3,4A (21,4 VA). Vermutlich soll man bei DC-Heizung doch die doppelte DC-Leistung (und damit AC-Trafoleistung) veranschlagen in Bezug auf die AC-Heizleistung der Röhren.
Dann habe ich weiterhin alle 3 Röhren mit AC geheizt (kleines 100 Ohm Leistungs-Symmetrierpoti). In letztem Aufbau habe ich die Heizungen geteilt, sprich die 6080 bekommt AC und die beiden ECF82 DC (ohne Regler, aber mit 2x 8800 µF und Leistungsdiode als Rs dazwischen).
Einen ganz leisen Restbrumm hatte ich in beiden letzt genannten Varianten (zwischen AC-DC-Mix und rein AC eigentlich kein Unterschied). Aber Kopfhörerverstärker sind hier sicher auch nicht unproblematisch, da man mit dem Kopfhörer jede "kleinste Kleinigkeit" hört. Ich habe es bei diesem Amp erst mal so belassen, weil das Brummen nur sehr sehr klein ist (aber ganz Ruhe ist eben dennoch nicht). Es kann bzw. wird aber auch die Anodenspannung und/oder die Masseführung eine Rolle spielen. Vermutlich steigen der Aufwand bzw. die Anforderungen an einen niedrigen Restripple auch in etwa expotentiell in Richtung absoluter Ruhe des Amps.

Dennoch gehen die Meinungen zwischen Anhängern der AC- oder der DC-Heizungsart auch in Fachkreisen "irgendwie" stark auseinander. Ich habe mir Weihnachten die Röhren-Sonderheft-Edition (Röhren 1 - 10) in PDF-Form beim Elektor-Verlag gekauft. Die meisten (fast alle) dort abgedruckten Schaltungen verwenden eine elektronisch geregelte DC-Heizung, zumindest dort wo das der Leistungsrahmen noch halbwegs zulässt. In meinem Ordner mit Schaltungen aus dem Netz ist das Verhältnis ca. 50:50 (AC- zu DC-Heizung). Auch höre ich immer wieder, dass man Stress vermeidet, der z.B. durch ungünstiges Verlegen einer verdrillten Heizleitung entsteht, wenn man DC zur Heizung nimmt.
Auf der anderen Seite argumentieren auch eine ganze Reihe von Gerätebauern und Fachleuten, so wie Du das auch machst. Klar es gab vor mehr als 60 Jahren sicher schon hochwertige Röhrenverstärker auch Vorverstärker / Entzerrer und Studiotechnik mit Röhren und besonders letzt genannte Studiogeräte werden ganz sicher auch nicht gebrummt haben und diese wurden ausschließlich AC beheizt.

Und ja der Kostensparansatz hat hier bei mir schon eine hohe Priorität, da Basteln und Lernen im Hauptfokus steht. Auch ist das Budget sehr begrenzt. Dennoch sollen die Amps aber benutzbar sein und mich (im Rahmen der Möglichkeiten) mit ihrer Musik erfreuen.
Bei Linepegel bin ich unsicher wie dieser genau definiert ist. 0,707 Volt RMS habe ich nicht, da ich hauptsächlich kleine externe DACs als Zuspieler nutze, der aktuelle liefert ca. 300mV RMS an seinen Cinchausgängen.

Da wir auch bei reiner AC-Heizung waren ... Wie sieht denn hier die Sache aus mit dem 2x30Volt Trafo? Angenommen ich nehme wie in meiner obigen Skizze (Post #8) Variante 4 angedeutet oder aber statt Greinacher die einfache Graetzbrücke, aber in der Form, dass die unteren 30V für die AC-Heizung benutzt werden und die unteren 30 Volt UND die oberen 30 Volt für die DC-Anodenspannung. Dann dürften doch durch das gleichzeitige Verwenden der einen (unteren) 30-Volt-Wicklung für Heizungs- und (Teil-)Anodenspannung die genannten Probleme des "Übertragens" eines Ripples durch eine strombelastete DC-Heizung mit Ladeelko auf die DC-Anodenspannung nicht auftreten?

Ich hoffe ich habe jetzt nicht zu viel Text geschrieben und zu viele "Löcher in den Bauch" gefragt ....

Viele Grüße
Steffen


[Beitrag von Ste_Pa am 19. Aug 2017, 02:23 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#13 erstellt: 19. Aug 2017, 09:55
Servus Steffen,

Ste_Pa (Beitrag #12) schrieb:
Kurz noch mal zu den Wicklungen, wenn ich mal die Gedanken nehme, die Heizwicklung(en) auf einen von beiden verlinkten RKT zusätzlich aufzubringen. Kann ich Deine im obigen Post genannten Zirka-Angaben für die Windungszahlen einer Anodenspannung auch auf die stromstärkere(n) Heizungswicklung(en) übertragen ?

Kurz und knapp: Ja, Volt ist Volt - egal ob für die Heizung oder die Anodenspannung. Für die Heizwicklung ist dann natürlich ein etwas stärkerer Drahtquerschnitt vorzusehen. Da hier wegen der Bastelei sowieso Abstriche hinsichtlich der maximal entnehmbaren Summenleistung gemacht werden müssen, spricht aus meiner Sicht auch nichts dagegen, diese Heizwicklung mit isolierten Litzendraht (anstelle von starrem CuL-Draht) aufzubringen. Das wickelt sich bei größerem Querschnitt deutlich leichter und das ganze Isolationsthema ist auch gleich mit "erschlagen".

[EDIT]: Ich hab' das jetzt sicherheitshalber nochmal im Versuch nachgemessen - man braucht doch deutlich mehr Windungen als per Daumenregel veranschlagt. Beide Messungen wurden mit genau 230[V] Primärspannung vorgenommen (Regeltrenntrafo Grundig RT5A) - bei beiden Messungen wurde der Ringkerntrafokern halbwegs gleichmässig auf den ganzen Umfang verteilt mit 10 Windungen isolierter PVC-Litze 0.75[mm²] bewickelt:

  • Ringkernnetztrafo mit 50[VA] Nennleistung (9[V] / 5.55[A]): Sekundärleerlaufspannung bei 10 Windungen: 1.20[V] (= 120[mV/Windung]).
  • Ringkernnetztrafo mit 160[VA] Nennleistung (2 * 30[V] / 2.66[A]): Sekundärleerlaufspannung bei 10 Windungen: 1.74[V] (= 174[mV/Windung])

Einen 100[VA] Ringkerntrafo hatte ich jetzt ad hoc nicht zur Hand.

Ste_Pa (Beitrag #12) schrieb:
Da wir auch bei reiner AC-Heizung waren ... Wie sieht denn hier die Sache aus mit dem 2x30Volt Trafo? Angenommen ich nehme wie in meiner obigen Skizze (Post #8) Variante 4 angedeutet oder aber statt Greinacher die einfache Graetzbrücke, aber in der Form, dass die unteren 30V für die AC-Heizung benutzt werden und die unteren 30 Volt UND die oberen 30 Volt für die DC-Anodenspannung. Dann dürften doch durch das gleichzeitige Verwenden der einen (unteren) 30-Volt-Wicklung für Heizungs- und (Teil-)Anodenspannung die genannten Probleme des "Übertragens" eines Ripples durch eine strombelastete DC-Heizung mit Ladeelko auf die DC-Anodenspannung nicht auftreten?

Solange die Serienschaltung auf der Wechselspannungsseite erfolgt, ist das aus der Sicht des Brummspannungsthemas unproblematisch. Allerdings ist dann ein sauberer und symmetrischer Massebezug der Heizung nicht mehr gegeben (die Schaltungsmasse liegt ja üblicherweise am negativen Pol der Anodenspannungsversorgung) wodurch es Dreckeffekte mit der nicht mehr sinusförmigen Spannung zwischen Heizung und Schaltungsmasse geben kann:



Hier ist die Schaltungsmasse über eine Diode (2 - 4 des Brückengleichrichters) mit der Heizwicklung verbunden. Über dieser Diode fällt eine stark unsymmetrische und pulsierende Wechselspannung ab, was einen deutlichen Oberwellengartenzaun bedeutet, der, wenn es blöd läuft, dann als "Sirren" im Hochtöner zu hören sein kann. Die zweite Frage ist: Kommst Du mit den nur ca. 80[V] Anodenversorgungsspannung hin?

Sollten die 80[V] nicht reichen, käme man mit folgender Variante auf ca. 160[V]:



Auch diese Schaltung leidet prinzipiell mal an der nichtsinusförmigen (und damit stark verzerrten) Spannung zwischen Schaltungsmasse und Heizwicklung - und: Die Brummfrequenz beträgt jetzt 50[Hz], weswegen für den gleichen Siebfaktor doppelt so große Kapazitäten für C1 und C2 wie bei 100[Hz] Brummfrequenz benötigt werden. Der Stromflußwinkel der Gleichrichter wird hierdurch kleiner und die Ladestromspitzen größer, was zu einem höheren Oberwellengehalt führen kann (Thema "Sirren") --> das kann man aber (zumindest teilweise) in den Griff bekommen (siehe weiter unten).

Ach ja - Ringkerne haben keinen Luftspalt. Und der Kern von Ringkerntrafos ist (anders als bei allen anderen Trafotypen) vollständig bewickelt, wodurch Ringkerntrafos sehr geringe magnetische Verluste und ein sehr geringes Streufeld aufweisen und deswegen relativ "hart" und "steif" sind. Daraus resultiert, daß Ringkerntrafos keinerlei Vormagnetisierung auf ihrem Kern mögen - sprich: Gleichstromanteile durch die Wicklungen von Ringkerntrafos muß man vermeiden. Geht das nicht vollständig (z.B. durch stark verzerrte und damit von der Sinusform abweichende, unsymmetrische Stromkurvenformen - z.B. aus Gleichrichter / Kondensator Ladeschaltungen), so kann das der Ringkerntrafo mit Kernsättigung und damit einhergehenden drastischen Verlusten (= immense Hitzeentwicklung - und, wenn es blöd läuft: Abbrand) quittieren. Um solchen Sachen aus dem Weg zu gehen, sollte man Ringkerntrafos in Netzteilen mit unklarem Lastszenario deswegen IMMER DEUTLICH überdimensionieren - idealerweise: Summen-Maximallast mal zwei. Da kommt man dann auch bei kleinen Schaltungen recht schnell bei einem 160[VA] Trafo an (der verglichen mit dem entsprechenden M-Kern-Schnitt immer noch klein, leicht und zierlich ist).

Ste_Pa (Beitrag #12) schrieb:
0,25[V/Windung] würde hier (z.B. 2xPCC88 (in Serie), 2x 12DT8 (Parallel) bedeuten): 26,6V -> 106 Windungen

2 Stück PCC88 in Serie bedeuten einen Heizstrang von 15.2[V] / 300[mA] (Philips Datenblatt 1970) oder 14[V] / 300[mA] (Philips Datenblatt 1957 oder Tesla Datenblatt). 2 Stück DT8 parallel bedeuten einen Heizstrang von 12.6[V] / 300[mA]. Damit liegst Du bei der Summenheizspannung je nach Röhrenhersteller und Herstelldatum bei ca. 26.6[V] bis ca. 27.8[V] - also bei einer Variation von ca. 3.8%. Damit benötigst Du einen Vorwiderstand im Bereich von ca. 7.3[Ohm] bis ca. 11.3[Ohm] (Belastbarkeit: ca. 5[W]), damit Du diesen Serienheizkreis an der 30[V] Wicklung Deines Trafos betreiben kannst.

30[V] * 300[mA] = 9[W]. 167[V] * 80[mA] * 200% (Verluste Gleichrichter und Trafo) = ca. 26.7[W]. Die zu entnehmende maximale Summensekundärleistung beträgt damit ca. 35.7[W]. Damit der Trafokern durch ungünstige Belastung (Stromkurvenform) nicht in die Knie (sprich: Sättigung) geht, setzen wir den oben erwähnten Sicherheitszuschlag von 100% drauf - und landen bei ca. 71.4[W]. Gehen wir noch von einem Leistungsfaktor cos-phi von 0.9 aus, dann landen wir bei ca. 79.3[VA]. Sprich: Einen kleineren Ringkenrntrafo als einen 80[VA] Typ täte ich bei Deiner Anwendung mit dem 2 * 30[V] Ansatz auf gar keinen Fall verwenden wollen. Was man in jedem Fall tun sollte: Den Heizer der empfindlichsten Röhre (üblicherweise also der Vorstufe) würde ich bei der Serienschaltung und meinem zweiten Schaltbild ganz unten an der Heizwicklung anhängen - damit hängt dieser Heizer dann über C1 und C2 wechselspannungsmäßig in der Nähe der Schaltungsmasse (nämlich auf der halben Brummspannung, die durch den kapazitiven Spannungsteiler aus C1 und C2 gebildet wird) und kriegt am wenigsten vom "Diodenkrach" von D1 und D2 mit. Ein keramischer Kondensator von je 0.1[µF] / 200[V] parallel zu D1 und D2 sowie ein Folienkondensator von je ca. 1[µF] / 100[V] über C1 und C2 dämmen die Geräuschentwicklung dieser Schaltung weiter ein.

Mit einem Kapazitätswert von C1 und C2 von je 100[µF] ist bei meiner zweiten Schaltung (also bei der mit ca. 160[V] Ausgangsspannung) mit einer Brummspannungskomponente von ca. 25.6[Vss] auf den 160[V]DC bei 80[mA] Laststrom zu rechnen (Dioden: 1N5407). Diese Brummspannung verändert sich linear proportional mit der Kapazität von C1 und C2 (die beide gleich groß sein müssen) --> bei 220[µF] wären es also noch ca. 11.6[Vss] --> bei 470[µF] wären es dann noch ca. 5.4[Vss] --> bei 1000[µF] wären es dann noch ca. 2.6[Vss]. Mehr als 1000[µF] würde ich bei bei diesem "Verdoppler Einweggleichrichter" bei einem 80[VA] Kern nur noch mit Bauchweh einsetzen und auf alle Fälle überprüfen, wie heiß der Trafo wird. In jedem Fall wäre hier anzuraten, die beiden Elkos auf gleiche Kapazität auszumessen, um einen symmetrischen Verlauf der positiven und negativen Ladestromspitze zu haben. Die Spannungsfestigkeit von C1 und C2 muß in dieser zweiten Schaltung mindestens je 100[V] betragen.

Fazit:

  • Mit der zweiten Schaltung würdest Du die gewünschten ca. 160[V] Anodenspannung bei 80[mA] Belastbarkeit bequem erreichen.
  • Mit der zweiten Schaltung könntest Du die Röhren PCC88 und 12DT8 direkt aus einer der beiden 30[V] Wicklungen unter Anwendung eines passenden Vorwiderstandes mit Wechselstrom heizen.
  • Es würde nur ein Ringkerntrafo mit 80[VA] (2 * 30[V]) benötigt - diese Leistungsklasse ist noch recht klein.
  • Es wären keine zusätzliche Wicklungen auf dem Kern aufzubringen.
  • Mit vier zusätzlichen, kleinen Kondensatoren könnte man auch einem eventuellen Diodengeräusch aus dem Gleichrichter den Garaus machen.
  • Die Anzahl an Bauelementen ist kleiner als bei Deinen Varianten 1 bis 4.

Eine klassische Heizungssymmetrierung zur Brummminimierung kann man bei Serienheizung sowieso vergessen, weil der Heizfaden jeder Röhre auf einem anderen AC-Potential steht.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 19. Aug 2017, 14:35 bearbeitet]
Ste_Pa
Stammgast
#14 erstellt: 19. Aug 2017, 21:08
Hallo Herbert,

zunächst bedanke ich mich wieder für die umfangreiche Antwort.
Ich finde es generell sehr sehr ehrenwert, dass Du hier im Forenbereich die User-Anfragen so ausführlich beantwortest, häufig sogar mit extra angefertigten Zeichnungen (durch die Erstellungssoftware auch mit hohem Wiedererkennungswert ) und extra angefertigten Berechnungen sowie hier sogar extra durchgeführten Messungen.

Ich lese hier ja schon länger mit und habe mir in meinen virtuellen Ordnern schon eine ganze Reihe an Antworten von Dir zu unterschiedlichen Themen im Röhrenbereich gespeichert. Neben dem Ordner vom leider verstorbenen Richi44 ist Dein Ordner der größte. Einiges aus den virtuellen Ordnern habe ich auch ausgedruckt, damit es hier bei mir nicht verloren geht.

Mit der Variante nur Graetzbrücke an 2x30 Volt hatte ich mich gestern "vertan" (es war irgendwie doch schon etwas spät). 80 Volt sind vermutlich doch etwas mager für die PCC88 oder die PCL82. Aber Du hast ja für mich mitgedacht und auch gleich die Variante mit dem Spannungsverdoppler als Schaltung mit berücksichtigt.

Bei der Heizspannung der PCC88 hast Du natürlich Recht. Da hat mich Freund Google wohl auf die Seite vom RM geführt und da steht tatsächlich 7 Volt bei 300 mA (und ich hatte mir das so eingeprägt). Hätte ich direkt ins Datenblatt geschaut, wäre mir evt. auch der Fehler aufgefallen, dass die PCC88 7,6 Volt bei 300 mA haben möchte.

Ich habe Deine Antworten genau gelesen und diese haben mir enorm weiter geholfen. Aber wie das so ist, einige neue Fragen entstehen. Daher will ich diese hier auch noch anbringen, falls dies Dir nicht zu viel Zeit "raubt"...

Die Option isolierten Litzendraht zu nutzen anstelle von starrem lackiertem Cu-Draht würde mir natürlich sehr entgegen kommen, weil ich davon noch Einiges hier liegen habe. Und, wie Du schon geschrieben hast, müsste ich mir weniger Gedanken wegen der Isolierung machen. Zirka 20 zusätzliche Windungen (für hier mal angenommen für 27,8 V) isolierter PVC-Litze würde sicher noch relativ unproblematisch machbar sein (auch für den "Laien-Wickler"). Die 0,75mm^2 würdest Du als Mindestmaß für den Gesamt-Litzen-Durchmesser ansehen ?

Was mir noch etwas "Bauchweh" bereitet ist die Parallelschaltung der Heizungen der beiden 12DT8. Wenn die Heizung einer Röhre mal ausfallen sollte, brennt die Heizung der anderen vermutlich mit ab. Ich habe schon gegrübelt, aber so eine wirkliche Lösung des Problems im AC-Bereich fällt mir auch mit Parallelwiderständen nicht so wirklich ein. Eventuell hast Du ja hier noch einen "Trick" "auf Lager".

Auch noch eine Frage zum Verdrillen der Heizungsleitung(en) ... Wie würde ich das in meinem Konstrukt am besten bewerkstelligen ? Also speziell die eine Leitung zwischen den Teilröhrenheizungen. Verdrille ich sie mit der - ich nenne sie mal Rückleitung - sind ja verschieden große AC-Spannung auf der Teilhin- und Rückleitung, so dass mir das Verdrillen in dem Fall nicht so viel bringen würde, wie im klassischen Fall (alle Röhren parallel).

Du hast in Deinem Vorschlag (zweites Bild Deines Posts) die Delon-(Brücken)-Schaltung zur Spannungsverdopplung genutzt. Wäre hier (auch wegen dem Masseproblem) eventuell der Greinacher-Verdoppler nicht günstiger ?

Spannungsverdoppler_Delon_vs_Greinacher
[Bildquellen: Wikipedia]

Was Du in Bezug auf das Problem der unteren Diode und der Schaltungsmasse geschrieben hast müsste vermutlich auch in meinem Netzteil meines Kopfhörerverstärkers zum Tragen kommen. Daher will ich es hier (auch wenn nicht direkt Thema des Threads) auch mal anbringen. Folgende (zugegebener Weise) für einen Röhrenkopfhörerverstärker recht umfangreiche und reich mit "Sand" bestücke Netzteilschaltung habe ich dort eingesetzt:

HV_Netzteil_KHV-6080_ECF82_korrigiert

Die beiden Vorröhren bekommen dort knapp 300 Volt und die Endröhre (6080) 150 Volt. Alles aus einem 115V-Trafo. Für die 300 Volt kommt der Greinacher-Verdoppler zum Einsatz. Die Massen von Graetz- und Greinacher-Gleichrichter konnte ich hier auch nicht verbinden.
Siehst Du hier auch die genannten Probleme ?


Das mit den kleinen Kerkos parallel über den Dioden (ich glaube neudeutsch nennt man diese Snubber-C's) mache ich bei Graetz-Brücken immer so. Bei Verdopplern war ich unsicher, ob ich dies genau so tun kann. Daher ist es sehr gut, dass Du genau dieses anrätst.

Und zum Schluss nochmals ein großes Danke für die Unterstützung.

Viele Grüße
Steffen


[Beitrag von Ste_Pa am 19. Aug 2017, 21:11 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#15 erstellt: 19. Aug 2017, 21:38
Servus Steffen,

Ste_Pa (Beitrag #14) schrieb:
Du hast in Deinem Vorschlag (zweites Bild Deines Posts) die Delon-(Brücken)-Schaltung zur Spannungsverdopplung genutzt. Wäre hier (auch wegen dem Masseproblem) eventuell der Greinacher-Verdoppler nicht günstiger ?

Spannungsverdoppler_Delon_vs_Greinacher
[Bildquellen: Wikipedia]

zu allen anderen Punkten antworte ich später (braucht etwas Zeit) - zum Verdoppler: Ich habe bewußt den Delon-Verdoppler gewählt (der ja nichts anderes ist als zwei Einweggleichrichter - einer für die positive und einer für die negative Halbwelle), weil er prinzipbedingt eine symmetrischere Belastung des Trafos als Villard, Cockcroft-Walton & Co. (der Name Greinacher wird im Internet sowohl für den Delon-Typus wie auch für den Villard-Typus verwendet - hier gibt es also Uneinheitlichkeiten) verspricht, was bei Ringkerntrafos (wie erläutert) ja nicht ganz unwichtig ist.

Ste_Pa (Beitrag #14) schrieb:
Was mir noch etwas "Bauchweh" bereitet ist die Parallelschaltung der Heizungen der beiden 12DT8. Wenn die Heizung einer Röhre mal ausfallen sollte, brennt die Heizung der anderen vermutlich mit ab. Ich habe schon gegrübelt, aber so eine wirkliche Lösung des Problems im AC-Bereich fällt mir auch mit Parallelwiderständen nicht so wirklich ein. Eventuell hast Du ja hier noch einen "Trick" "auf Lager".

Nein, da habe ich auch keinen Trick auf Lager (von nicht ganz einfach zu dimensionierenden, antiseriellen Z-Dioden-Pärchen mal abgesehen), aber: Diesen Fehlerfall (der aller Erfahrung nach so gut wie nie eintritt) würde ich nicht berücksichtigen - eben weil durchgebrannte Heizfäden was absolut exotisches sind. Ansonsten: Einfach 2 Stück 6DT8 verwenden (die haben einen 6.3[V] / 300[mA] Heizer) und die beiden in Serie rein und alles ist gut.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 19. Aug 2017, 22:10 bearbeitet]
Ste_Pa
Stammgast
#16 erstellt: 20. Aug 2017, 03:48
Hallo Herbert,

das mit dem "Namenswirrwahr" in Bezug auf die Verdoppler war mir an anderer Stelle auch schon aufgefallen, das machte mich zuweilen etwas unsicher diesbezüglich und daher hatte ich auch vorsichtshalber (um mich nicht zu Blamieren / nichts Falsches zu schreiben) Wikipedia's Meinung zitiert.
Und jetzt wo Du es beschrieben hast (Delonschaltung = 2x Einweggleichrichter), leuchtete mir "plötzlich" die Funktionsweise auch ein und damit auch der Punkt der symmetrischen Trafobelastung.

Der Punkt mit den antiseriellen Z-Dioden (oder auch bidirektionale TVS-Dioden) fiel mir nach Deiner Antwort auch wie "Schuppen von den Augen". Ich habe so etwas ja sogar erst Kürzlich aufgebaut, allerdings in ganz anderem Zusammenhang. Einerseits schütze ich meine Soundkarte (wenn ich sie mit ARTA zum Messen nutze) mit antiseriellen Z-Dioden und andererseits sind in besagtem OTL-Röhrenkopfhörerverstärker zwei bidirektionale Suppressordioden (samt Sicherungen), die im Ernstfall meine Ohren (und auch meinen Kopf / mich selbst) schützen sollen. (Beim Kopfhörerverstärker hatte ich allerdings Probleme mit der Kapazität dieser TVS-Dioden (~1 nF), die 6080 fing dadurch an zu schwingen.)
Das Prinzip auf die AC-Röhrenheizung zu übertragen, wäre mir so jetzt aber im Traum nicht eingefallen. Genial!!
Mit so einem Z-Dioden-Schutz kann ich dann auf jeden Fall besser schlafen. Neben dem ("betriebsbedingten") Durchbrennen einer Heizungswindung "fürchte" ich auch immer meine Testaufbauten (am "Küchentisch"), bei denen sich schon mal eine Röhre lockern (und damit das Worst-Case-Szenario in Bezug auf den Heizungsfaden ihrer Nachbarröhre auslösen) kann / könnte.

6DT8 habe ich leider nicht hier (wären mir lieber gewesen), dafür habe ich vier Stück der besagten 12DT8. Die gab es mal sehr günstig bei einem großen Elektronikhändler mit P in Pförring.

Bis hier hin erst einmal und wieder vielen Dank für die wertvollen Informationen.

Viele Grüße
Steffen


[Beitrag von Ste_Pa am 20. Aug 2017, 04:10 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#17 erstellt: 20. Aug 2017, 17:50
Servus Steffen,

Ste_Pa (Beitrag #14) schrieb:
Die Option isolierten Litzendraht zu nutzen anstelle von starrem lackiertem Cu-Draht würde mir natürlich sehr entgegen kommen, weil ich davon noch Einiges hier liegen habe. Und, wie Du schon geschrieben hast, müsste ich mir weniger Gedanken wegen der Isolierung machen. Zirka 20 zusätzliche Windungen (für hier mal angenommen für 27,8 V) isolierter PVC-Litze würde sicher noch relativ unproblematisch machbar sein (auch für den "Laien-Wickler"). Die 0,75mm^2 würdest Du als Mindestmaß für den Gesamt-Litzen-Durchmesser ansehen ?

jetzt bin ich etwas verwirrt. Mir stellte sich die Diskussion so dar, daß Du mit dem 2 * 30[V] Trafo weitermachen willst - und da braucht es keine Heizwicklung (im Gegenteil, da braucht es einen Vorwiderstand, um ein paar von den 30[V] loszuwerden). Oder ist Dein 2 * 30[V] Trafo so klein (<< 80[VA]), daß dessen Einsatz nicht möglich ist?

Grüße

Herbert
Ste_Pa
Stammgast
#18 erstellt: 20. Aug 2017, 18:12
Hallo Herbert,

ja die Diskussionsentwicklung stellte sich Dir schon richtig dar. Aktuell (für den anstehenden kleinen Amp mit 12DT8 und PCC88 (Gegentakt Class A) ) wäre mir die Variante mit "nur" dem 2x30 Volt Trafo am liebsten, dann bräuchte ich ja nicht Wicklen und hätte auch wegen Sicherheit etc. kein Bauchweh (obwohl die Sache hier vermutlich auch für mich vertretbar wäre).

Ich wollte aber dennoch mal alle möglichen Optionen gedanklich "durchspielen". Auch weil mich das Thema des zusätzlichen Aufbringens von Heizwicklungen "irgendwie" doch sehr interessiert. Bisher habe ich zu diesem Thema auch noch an keiner Stelle im Netz Hinweise gefunden. Zum kompletten Wickeln von Trafos und RKT gibt es im WWW Einiges zu Lesen und zu Sehen, der Weg mit den Zusatzwicklungen auf einen "fertigen" Industrie-RKT hingegen wird Nirgendwo so richtig betrachtet.
Und es steht in Zukunft evt. auch noch ein kleiner Amp mit 12DT8 und PCL82 (Eintakt Class A) an. Daher ist es für mich gut, auch den anderen Weg im Hinterkopf behalten zu können (wenn ich einen Experten schon mal so ausführlich befragen kann).

Viele Grüße
Steffen

PS: Der RKT, den ich hier habe, hat leider nur 50 VA (2x 30 V, 2x 0,83 A). Ich bin aber auch mit dem von mir - in den Ausgangsfragen angesetzten - Anodenstrombedarf noch etwas "im Dunkeln". Die 60 bis 80 mA habe ich nur mal so über meinen sehr großen Daumen gepeilt (auch weil ich für die PCL82 immer schon mitdenke), evt. genügt mir bei dem aktuellen Projekt (PCC88) auch (deutlich) weniger.
Ich hatte auch schon mal angefangen Arbeitsgeraden zu konstruieren und mit TINA-TI Etwas zu simulieren, wollte dann aber doch den "umgedrehten" Weg gehen und zunächst schauen, wo ich am günstigen Anoden-Strom / -Spannung herbekomme und daran orientiert dann die Schaltung dimensionieren.

Der kleine Amp, den ich vor habe als Erstes als aktuell zu basteln, soll ähnlich aufgebaut werden wie der Kopfhörerverstärker von Hans Borngräber nur mit anderen Röhren (besagte PCC88 und 12DT8) (evt. mit anderer Gestaltung des LTP, neg. Hilfsspannung und/oder Halbleiter-CCS, aber das lasse ich hier erst mal raus, sonst wird es zu kompliziert und ich verzettele mich). Es sollen anstelle der Kopfhörer aber kleine selbstgebaute Lautsprecher angeschlossen werden. Das Ganze soll als PC-Lautsprechersystem am Schreibtisch einen Platz finden, also quasi ein kleiner "Brüllwürfel". Nur "Brüllen" im Sinne des Wortes soll er auch nicht wirklich. Laut gehört werden soll mit dem Aufbau nicht.
Ich habe erst vor ca. einem 3/4 Jahr (wieder) mit dem Elektronik-Basteln angefangen und Röhren stehen da ganz stark im Vordergrund, da mich diese immer schon faszinierten. Beim Basteln will ich hauptsächlich etwas über die Röhrentechnik lernen und "nebenbei" soll auch das ein oder andere Gerät entstehen, was einen gewissen Nutzwert für mich hat (daher kleine NF-Amps und Kopfhörerverstärker). Das nur zu meinen "Rahmenbedingungen", damit Du das Ganze besser "einordnen" kannst.


[Beitrag von Ste_Pa am 20. Aug 2017, 18:58 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#19 erstellt: 20. Aug 2017, 18:59

Ste_Pa (Beitrag #18) schrieb:
Kopfhörerverstärker von Hans Borngräber nur mit anderen Röhren (besagte PCC88 und 12DT8) (evt. mit anderer Gestaltung des LTP, neg. Hilfsspannung und/oder Halbleiter-CCS, aber das lasse ich hier erst mal raus, sonst wird es zu kompliziert und ich verzettele mich). Es sollen anstelle der Kopfhörer aber kleine selbstgebaute Lautsprecher angeschlossen werden.

Welche Ausgangsübertrager sollen es im Lautsprecherbetrieb denn dann werden?

Das in dieser Schaltung im Netzteil verwendete Parallelresonanzfilter für die 100[Hz] ist übrigens nicht unproblematisch, weil es voraussetzt, daß die Drossel immer und zu jeder Zeit 20[H] Induktivität hat. Die hat sie aber garantiert nicht, wie jeder weiß, der sich schon mal messend (und ggf. auch verzweifelnd) geblechten Induktivitäten genähert hat (die Meßtechnik, die dann ganz schnell erforderlich sein kann, ist sehr umfangreich). Und wenn der Parallelresonanzkreis dann wirklich GENAU auf den 100[Hz] sitzen sollte (der Schgwingkreis in der Schaltung kommt rein rechnerisch auf 101.89[Hz]) und auch noch a bisserl Güte hat, dann entstehen an diesem Schwingkreis aber Resonanzspannungen in einer Größenordnung, die nicht mehr von Pappe sind (der Resonanzwiderstand dieses Schwingkreises bei idealen, verlustlosen Bauelementen (welche hier nie und nimmer vorhanden sind) läge jedenfalls in der Gegend von 164[MOhm] - das ist SEHR viel und wird maßgeblich durch das extreme L/C-Verhältnis dieses Kreises bestimmt). Nimmt man den Serienverlustwiderstand der Drossel mal mit 500[Ohm] an, dann kommt (bei ansonsten verlustlosen Bauelementen, was - wie gesagt - hier nicht möglich ist) immer noch ein Resonanzwiderstand in der Gegend von 328[kOhm] zusammen - wie gesagt, nicht von Pappe, das.

Sprich: An dieser Stelle der Schaltung muß man wirklich genau wissen, was man tut - inklusive genauer Kenntnis der Eigenschaften der verwendeten Bauelemente. Und die genaue Typenbezeichnung der Drossel steht (anders als die des Ausgangsübertragers) leider nicht in der Stückliste......

Die Brummspannung an C3 (47[µF]) beträgt überschlägig bei 36[mA] Laststrom (2 * 18[mA] laut Schaltbild) ca. 6.13[Vss]. Der Siebfaktor "k" von L1/C1/C2 (angenommener Resonanzwiderstand bei 100[Hz]: ca. 328[kOhm] und C4 (47[µF]) beträgt ca. 9712 --> Brummspannung an C4 ca. 631[µVss] bzw. ca. 223[µVeff]. Das ist etwa zehnmal soviel (aber absolut kein schlechter Wert!) wie vom Autor in seiner Beschreibung angegeben ("0,02[mV]") --> allerdings ist das Messen derart kleiner Spannungen alles andere als eine Trivialität. Entweder haben sich da Meßfehler eingeschlichen - oder der Schwingkreis L1/C1/C2 ist, was seinen Resonanzwiderstand angeht, noch um einen Faktor 10 besser als angenommen - dann wäre die Drossel L1 von exzellenter Qualität (einer Qualität, die es sicher nicht überall zu kaufen gibt).

Noch was ganz zum Schluß: Der Netztrafo ist mit "160[V] / 40[mA]" (also ca. 6.4[W]) angegeben. Die Gleichspannungsseite ist mit "200[V] / 36[mA] (2 * 18[mA])" (also ca. 7.2[W]) angegeben. Dem Netzteil wird also gleichspannungsseitig mehr Leistung entnommen als der Trafo laut Datenangabe vorne reinsteckt. Irgendwas stimmt da also nicht: Entweder ist irgendeine der Angaben falsch - oder der Netztrafo wird auf dieser Sekundärwicklung gnadenlos überlastet (was denkbar wäre, da die Heizwicklung (die 1.3[A] kann), "nur" mit 1.2[A] belastet wird, hier also noch "großzügige" 630[mW] Nenn-Leistungsreserve von der Heizwicklung auf die Anodenwicklung übertragen werden können). Schön ist so ein bis zum Anschlag ausgeknautschter Netztrafo allerdings auf keinen Fall.

Eine Buchempfehlung von mir bezüglich auch elaborierterer Röhrenschaltungen (in dem Buch wird z.B. auch das ganze Thema "Störungen" - auch aus Heizkreisen und dergleichen kommend - durchgekaut) ist ein uraltes Werk von 1966 von Philips (leider nur noch antiquarisch zu bekommen) - die Verfasser waren Meßtechniker (und keine Audio-Freaks):

Philips Fachbücher
Deutsche Philips GmbH, Hamburg
Prof. Dr. G. Klein und Prof. Fr. J. J. Zaalberg van Zelst
Präzisions-Elektronik
Grundlagen, Methoden und Schaltungen
1966
Deutsche Ausgabe: 1972
DK 621.38:621.317
ISBN 3-87145-274-2

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 20. Aug 2017, 19:59 bearbeitet]
Ste_Pa
Stammgast
#20 erstellt: 20. Aug 2017, 20:42
Hallo Herbert,

bitte "steinige" mich nicht ... als AÜ habe ich ELA-Übertrager angedacht. Diese beiden Visaton TR 6.8 ELA 100 V Übertrager habe ich hier. Und zur Not auch noch zwei Printtrafos (Netztrafos (Block Trafo vergossen)) mit 2x115V und 2x 6V (3,2VA).
Diese beiden Herren Klick1 und Klick2 hatten mich auf die Idee gebracht. Zumindest bei einem Gegentakter hatte ich zumindest gehofft, dass es "einigermaßen" funktionieren könnte, da ich keine DC-Vormagnetisierung habe. Etwas globale GK vom AÜ zurück hatte ich auch angedacht.

Weiterhin habe ich pro Kanal zwei kleine Lautsprecher mit 16 Ohm Impedanz, pro Box also 32 Ohm. Ich dachte, dass die höhere Impedanz einem AÜ "entgegen kommt" und ich hätte auch gleich die Option einen Kopfhörer mit 32 Ohm anzuschließen.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Der TR 6.8 hat folgende Anschlüsse:
6 W ------ 1,7 kOhm
3 W ------ 3,3 kOhm
1,5 W ---- 6,7 kOm
0
zu:
4 Ohm
8 Ohm
0

Folgende Rechnung hatte ich angestellt (war aber nicht sicher, ob das so passt,
besonders wegen der Gegentaktsache und dem reinen Class A ) ...

Beim 8-Ohm-Anschluss hätte ich ein ü von sqrt(6700/8) = 28,9 / 2 (wegen Gegentakt Class A) -> 14,45
Beim 4-Ohm-Anschluss hätte ich ein ü von sqrt(6700/4) = 40,9 / 2 (wegen Gegentakt Class A) -> 20,45
Schließe ich nun 32 Ohm an ergeben sich für den Ra (nicht Raa):
32 Ohm * (14,45)^2 = 6,68 kOhm
32 Ohm * (20,45)^2 = 13,4 kOhm

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Für die Netztrafos (als AÜ "mißbraucht") habe ich Folgendes versucht zu berechenen:

Beide 6-Volt-Wicklungen in Reihe -> 12 Volt
ü = 115V / (12 V * 1,57 Leerlauffaktor) = 6,1
32 Ohm * (6,1)^2 = 1,2 kOhm für Ra (nicht Raa) (zu niedrig)
Beide 6-Volt-Wicklungen parallel -> 6 Volt
ü = 115V / (6 V * 1,57 Leerlauffaktor) = 12,2
32 Ohm * (12,2)^2 = 4,7 kOhm für Ra (nicht Raa)

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Soweit mal mein ursprünglicher Plan.
Ich habe noch mal meine alten Skizzen herausgesucht ...

Mit einem Ra von ca. 12,5 kOhm hatte ich im Kennfeld der PCC88 mal bei Ia=9 mA und Ua=125V sowie Ug=-3V eine Arbeitsgerade eingezeichnet. Aber das ist sicher sehr suboptimal.

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Achja und Sorry ich hatte bisher nicht geschrieben, dass ich eigentlich nicht unbedingt eine Drossel nutzen wollte, da ich prinzipiell kein Problem damit habe ein elektronisch geregeltes Netzteil (ähnlich wie das gezeigte meines Kopfhörerverstärkers mit 6080) einzubauen. Also anstelle der Drossel wollte ich eigentlich entweder einen LR8 mit MOSFET als Spannungsregler einsetzen (Der LR8 bringt - glaube ich - um die 60 dB Ripple Rejection) oder einen Gyrator bzw. Capacitance Multiplier (auch mit MOSFET) bauen. Die Bauteile dafür habe ich alle samt hier, im Gegensatz zu Drosseln, die leider auch sehr teuer sind.

Bis hier hin erst einmal.

Viele Grüße
Steffen

PS: Jetzt gehen wir doch zu Step-by-Step das ganze Projekt durch. Das ist aber auch ganz gut so (sofern Du keine "grauen Haare" dadurch bekommst), dann kann ich das Netzteil auch wirklich individuell für diesen Amp konzipieren. So herum sollte man das vermutlich auch machen (und nicht umgedreht).


[Beitrag von Ste_Pa am 20. Aug 2017, 22:50 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#21 erstellt: 21. Aug 2017, 10:06
Servus Steffen,

Ste_Pa (Beitrag #20) schrieb:
Diese beiden Visaton TR 6.8 ELA 100 V Übertrager habe ich hier.

vielleicht hab' ich was übersehen - aber: Mit diesen Dingern ist doch kein Gegentaktbetrieb möglich. Und Eintaktbetrieb kann man mit ELA-Übertragern vergessen, weil die keinen Luftspalt haben (deswegen sind sie auch so schön klein) und deswegen keinen Gleichstrom in irgendeiner Wicklung sehen wollen. Noch ein paar Meinungsworte zum Visaton TR 6.8: 6[W] Leistung......30[Hz] untere Grenzfrequenz (wenn auch bei -3[dB]).....und das alles bei einem Gewicht von grade mal 200[g] (wovon das Eisen nur einen Bruchteil ausmacht)........irgendwie paßt das nicht zusammen (es sei denn, die 30[Hz] kommen bei 6[W] nur noch mit 10% Klirr über den Übertrager). Die Abmessungen "43[mm] * 36[mm]" deuten auf einen EI-42 Kern hin. Hier sagt ein altes Tabellenbuch von mir: Maximale Primärleistung (f = 50[Hz]): 5[VA]; Wirkungsgrad bei Vollast: 62%.Das sind Daten für Netztrafoanwendung, bei der 5% Klirr nichts ungewöhnliches ist. Selbst wenn man unterstellt, daß aufgrund besserer Materialien und der wegen der 100[V] etwas geringeren Windungszahlen bei 50[Hz] über den TR 6.8 bei 5% Klirr 10[VA] in die Primärwicklung reinzubringen sein sollten (und der Wirkungsgrad noch 15% höher - also bei 77% - liegt), dann sind das: 10[VA] bei 50[Hz] --> angenommener Leistungsfaktor (cos-phi): 0.9 --> 9[W] Primärleistung bei 50[Hz] und 5% Klirr --> 5.4[W] Primärleistung bei 30[Hz] und 5% Klirr --> 4.16[W] Sekundärleistung bei 30[Hz], 77% Wirkungsgrad und 5% Klirr. Bei 1% Klirr dürfte da die Sekundärleistung bei 30[Hz] irgendwo in der Gegend von max. < 2[W] landen. Da hat man mit der PCC88 Endstufe sowieso schon kein Leistungswunder - und die wenige Leistung wird dann auch noch durch den schlechten Wirkungsgrad des Ausgangsübertragers "aufgefressen" - dem sollte man speziell bei kleinen Leistungen durch einen deutlichst überdimensionierten Ausgangsübertrager entgegensteuern.

Und zur Not auch noch zwei Printtrafos (Netztrafos (Block Trafo vergossen)) mit 2x115V und 2x 6V (3,2VA). Diese beiden Herren Klick1 und Klick2 hatten mich auf die Idee gebracht. Zumindest bei einem Gegentakter hatte ich zumindest gehofft, dass es "einigermaßen" funktionieren könnte, da ich keine DC-Vormagnetisierung habe. Etwas globale GK vom AÜ zurück hatte ich auch angedacht.

Ringkernnetztrafos als Ausgangsübertrager sind durchaus machbar, wenn man die Details der Trafos (insbesondere die Leerlauf- und Streuinduktivitäten, die Resonanzfrequenz der Streuspitze und das Kernmaterial) kennt und diese Details für einen AÜ-Einsatz passen. Hab' ich auch schon bei einer seit vielen Jahren vor sich hindümpelnden Experimentierbaustelle so gemacht (Kann man als "Monoblock" mit 22[W] Ausgangsleistung (5% Klirr) oder Stereo mit 2 * 8[W] Leistung (< 1% Klirr) betreiben - umgeschaltet wird die Betriebsart mit dem Schiebeschalter rechts - ungewöhnliche Schaltung, EL34 als Trioden beschaltet, alles Klasse A, keine über-alles-Gegenkopplung):


In höherauflösend: http://666kb.com/i/dlzrlyiu2wf2kdkq1.jpg

Der Verstärker ist zwar ein Versuchsaufbau und sieht entsprechend.....hmmmm.....sch......aus, weist aber durchaus überdurchschnittliche Daten auf (mein Avatar ist der Frequenzgang von dem Ding bei 10[W] Ausgangsleistung - hier in groß):



Was zu sehen ist (vertikale Teilung: 0.5[dB/Teil]): Der (Leistungs)Frequenzgang bei 10[W] Ausgangsleistung in 8[Ohm] ist im Bereich von 16[Hz] bis 20[kHz] auf deutlich besser als 0.5[dB] linear (der steile Abfall unterhalb von 16[Hz] ist nicht dem Ausgangsübertrager zuzuschreiben, sondern einem steilen Hochpaßfilter im verwendeten Meßverstärker). Die Streuspitze (parasitäre Resonanz) liegt bei ca. 9.5[kHz], fällt aber mit ca. 0.2[dB] überhaupt nicht ins Gewicht. Und der -1[dB] Punkt (bezogen auf 1[kHz]) ist erst bei ca. 60[kHz] erreicht. Klingen tut die ganze Anordnung hervorragend - sie müßte nur mal ordentlich vom Versuchsaufbau in ein fertiges Gerät überführt werden. Aber, wie gesagt, man muß den Netztrafo kennen (und ggf. mit dem Trafobauer mal ein paar Takte fachlich reden) - in obigem Fall ist z.B. das Kernmaterial kornorientiertes Siliziumeisen, geschnitten (nicht gestanzt!), schlußgeglüht, 0.31[mm] stark. Der Verstärker kann maximal ca. 22[W] - der als AÜ zweckentfremdete Ringkernnetztrafo ist ein 160[VA] Typ (bei 50[Hz] Netzfrequenz), also deutlich überdimensioniert (das muß aber so sein, sonst wirds nichts - u.a. wegen einer für ordentlichen Tiefbaß erforderlichen Mindestprimärleerlaufinduktivität). Und: schaltungstechnisch ist hier dafür gesorgt, daß der Kern keinerlei Gleichstrom sehen kann.

Man kann - wenn man nicht sehr genau weiß, wie der Netztrafo der Wahl aufgebaut ist (oder alle relevanten Parameter des Trafos nachmessen kann) - mit Netztrafos, die als Ausgangsübertrager zweckentfremdet werden - allerdings sehr leicht (und viel wahrscheinlicher) auch das genau gegenteilige Ergebnis erreichen: Lausigen Frequenzgang, miserable Linearität und hohe Verzerrungen. Und genau das befürchte ich für diese (aus meiner Sicht viel zu kleinen) Minidinger hier:

Ste_Pa (Beitrag #20) schrieb:
Und zur Not auch noch zwei Printtrafos (Netztrafos (Block Trafo vergossen)) mit 2x115V und 2x 6V (3,2VA).

Auf alle Fälle ist das ein spannendes Experimentierfeld - und auch hier gilt (wie beim Hubraum bei Autos): Eisen ist durch nichts zu ersetzen - außer durch noch mehr Eisen. Und Eisen ist in einem 3.2[VA] Trafo so gut wie keines drin - der macht diese 3.2[VA] vermutlich mit Ach und Krach bei großer Hitzeentwicklung und 10% Klirr oder so bei 50[Hz] - von Tiefbaß brauchen wir hier erst gar nicht reden.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 21. Aug 2017, 11:52 bearbeitet]
Ste_Pa
Stammgast
#22 erstellt: 21. Aug 2017, 20:01
Hallo Herbert,

vielen Dank für Deine Antwort, ich bin schwer begeistert, wie viel Mühen Du hier investierst. Danke!

Zunächst kurz zu der Schaltung von Hans Borngräber (E88CC Kopfhörer Verstärker). Ich habe mir auch noch mal die Schaltpläne und die Stücklisten angeschaut ... Ich vermute die im Netzteilschaltplan an der Sekundärseite des Trafos (Hochvolt-Wicklung) angegebenen 40 mA sind falsch. Der Trafo ist lt. Stückliste ein 52.60 von Reinhöfer electronic. Dieser ist mit 30 VA (160V @100mA und 6,3V@1,5A) angegeben (M65 Kern). Ich denke das könnte das eine "Rätsel" lösen.
Was Du zu dem Parallelresonanzfilter geschrieben hast ist interessant. Und wo Du es schreibst ... stimmt ... die Netzteilschaltung sieht für mich zumindest ungewöhnlich aus bzw. habe ich eine solche Konstruktion bisher noch nicht gesehen. Ich hatte dem veröffentlichtem Netzteil bisher aber nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, das ich dieses ja mit "Sand" bauen wollte, um mir die Drossel zu ersparen.

Und ja mit den Büchern ist das auch zu eine Sache. Ich bin da auch immer auf der Suche nach interessanten Werken. Daher Danke für die Buchempfehlung.
Aktuell habe ich nur 3 Bücher in gedruckter Form zum Thema Röhren:

  1. Designing High-Fidelity Valve Preamps von Merlin Blencowe ("Valve Wizzard") aus 2016
  2. Röhren-NF Verstärker Praktikum von Otto Diciol aus 2003 (Über dieses Buch bin ich besonders froh, weil es dieses auch nicht mehr mehr neu zu kaufen gibt)
  3. Radios der 50er Jahre, Band 2 von Eike Grund aus 2014


Weiterhin habe ich im Netz noch die schweizer Seiten von "radau" entdeckt. Dort fand ich auch viel Lesenswertes. Und natürlich lese und schreibe ich oft in Internetforen, die sich mit Röhren beschäftigen.
Ansonsten sieht der Markt für gedruckte Bücher in Bezug auf Röhrenrtechnik leider relativ "mau" aus , vieles ist, wie Du schon geschrieben hast, nur noch als Antiquariat (zu entsprechenden Preisen) erhältlich. Was mir aktuell noch "in den Fingern brennt" ist "Simulation von Röhrenverstärkern mit SPICE" von Alexander Potchinkov. Die neue Auflage scheint mit auch unabhängig von SPICE sehr interessant zu sein. Leider auch nicht ganz billig das Werk.

Die von Dir beschriebenen Spannungsspitzen durch Gleichrichter scheint es auch von der Hochvolt-Gleichrichtung auf AC-Wicklungen (des selben Trafos) geben zu KOENNEN. In meinem Büchlein fand ich hierzu sogar ein Foto eines Oszillogrammes:

Spitzen aus HV-Gleichrichter auf Heizungsspannung
Quelle: Designing High-Fidelity Valve Preamps, by Merlin Blencowe, ISBN: 978-0-9561545-3-8, 2016, Seite 413


Und nochmal ja Bei dem ELA AÜ hat mich genau dieser (dem ersten Anschein nach recht gute) angegebene Frequenzgang bewogen die Teile zu ordern. Sehr klein, was ich aus Platzgründen gut fand, sind sie auch. Aber, dass Eisen (ähnlich wie Hubraum) durch Nichts zu ersetzen ist, hörte ich auch schon einmal :grübel:

In Bezug auf den Gegentaktbetrieb hatte ich mich an besagtem "Nasty Kitten" Amp (auch von einem Herbert ;)) aus dem DRF orientiert. Allerdings kam dort der preislich günstigste AÜ vom blauem C zum Einsatz, hier sogar im Ultralinearbetrieb. Zum dem TR6.8 standen beim Hersteller selbst noch weitere Informationen zur Verfügung.

Allerdings habe ich gerade bemerkt, dass da in der Tat für Gegentakt etwas nicht passt (siehe nachfolgendes Bild) oder evt. hat hier Jemand die Werte für Impedanz bzw. Leistung stark gerundet ... :gruebel: Wäre das Prinzip (siehe meine Skizze) wenigstens so richtig ?

Ausgangsuebertrager bei Gegentakt

Dein Verstärkeraufbau sieht für mich sehr ordentlich aus. Und der Frequenzgang spricht ja für sich! Ich glaube Menno Van der Veen ist ein großer Anhänger / "Verfechter" von RKT als AÜ. Er bietet wohl auch eigene an (leider zu recht hohen Preisen).

Meinen Amp wollte ich ursprünglich mal platzmäßig möglichst klein halten, daher auch die Idee mit den ELA-AÜ und auch (alternativ) den kleinen 3,4VA-Netztrafos. Aber insgesamt fürchte ich nun, dass das so nicht wirklich funktionieren wird , auch wenn ich mit nur einem Watt (ggf. auch noch leicht weniger) zufrieden wäre.

In Bezug auf Eintakt-AÜ hatte ich auch schon mal geschaut (aber das Projekt ist noch weit in der Zukunft), dort habe ich den Hammond Hammond 125ASE als preisgünstigsten Vertreter mit Luftpalt gefunden, dieser liegt aber pro Stück auch bei ca. 34 Euronen.

In der "Bucht" schaue ich auch desöfteren vorbei, weiss hier aber gar nicht wie man die Angebote an alten AÜ so einordnen soll. Kann man denn einem 60 oder 70 Jahre altem AÜ (meist in Teilen mit leichten Rostansätzen) über den Weg trauen und wie lassen diese sich klanglich einordnen (ich denke mal die "Ansprüche" an Musikqualität waren damals andere als heute) ?

Bis hier hin erst einmal ...

Viele Grüße
Steffen

PS: Ich habe noch mal versucht meine Herangehensweise auf einem Entwurfsblatt (leider nur in Handskizze) zusammenzufassen.

Gegentakt AUE PCC88 Entwurf

Hochauflösender hier

Sehr unsicher bin ich noch bei der Ermittlung des Ra (den ich in einem Kennfeld für EINE Triode dann brauche bzw. der anhand dieses Kennfeldes und meiner Arbeitsgeraden abgeleitet wird) im Zusammenspiel mit dem AÜ beim Class-A-Gegentaktbetrieb.

Ich habe ü einmal für den ELA AÜ (der vermutlich nicht passt für den Gegentakter) und einmal für den Netztrafo ermittelt, anhand der Daten des AÜ bzw. Netztrafos. Aus diesem habe ich dann Ra (nicht Raa) ermittelt.

Für die PCC88 (eine Triode) habe ich mal Ua = 160 Volt und Ia = 10 mA (bei Ug = -4 V) als DC-Arbeitspunkt festgelegt.

Eventuell könntest Du mir zum meinem Entwurfskonstrukt auch noch das ein oder andere sagen.


[Beitrag von Ste_Pa am 22. Aug 2017, 02:46 bearbeitet]
Ste_Pa
Stammgast
#23 erstellt: 09. Dez 2017, 19:13
Hallo Herbert,

nach etwas vergangener Zeit wollte ich noch eine Rückmeldung geben. Ich habe mich mal am Ringkerntrafo-Wickeln versucht.

Da ich sehr günstige 24-V-60VA-RKT bekommen habe, bin ich den aufwändigeren Weg gegangen und habe die zusätzliche Wicklung für die Anodenspannung von Hand aufgetragen. Das Ganze ist zwar schon recht mühsam aber durchaus machbar und mit etwas mehr Übung wahrscheinlich auch nicht ganz so zeitintensiv.

RKT Umbau - DIY

Aktuell habe ich noch einen weiteren Versuch gestartet, diesen habe ich leider aber bildtechnisch noch nicht dokumentiert. In diesem Fall habe ich die originale Sekundärwicklung auch entfernt und die Anodenspannungswicklung direkt auf die originale isolierte Primärwicklung gewickelt, darüber dann die Wicklung für die Heizung. Damit "sackt" mir die Anodenspannung unter Last (im Vergleich zum Leerlauf) nicht ganz soweit ein wie im ersten Versuch. Aber auch mit dem zuerst gezeigten Trafo kann man arbeiten.

Viele Grüße
Steffen


[Beitrag von Ste_Pa am 09. Dez 2017, 19:14 bearbeitet]
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