2-Wege/Position Bassreflexrohr

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bleistift48
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 25. Jul 2013, 16:10
Moin Leute,

vorneweg: ich hoffe dass der folgende Thread keine allzu heiklen Diskussionen aufwirft, ich werde mich jedenfalls bemühen, politische Korrektheit zu bewahren.
Ich möchte einfach mal die Frage in den Raum werfen, was denn nun richtig ist, bzw wieviel Bedeutung dem Ganzen beigemessen werden kann.

Auf der einen Seite lese ich in der HH, dass Bassreflexrohre in 2-Wege-Systemen seitlich knapp hinter die Front gehören (bzw. auf keinen Fall nach vorne), um "direkten" Mitteltonmüll zu umgehen.
Bei Entwicklungen mit (u.a. selbsterklärtem) hohen Anspruch werden sogar ausschließlich Passivmembranen benutzt und konventionelle Bassreflexsysteme konkret ausgeschlossen (Tafal, Duo-DXT).

Auf der anderen Seite gibt es Lautsprecherentwickler wie Udo Wohlgemuth oder auch Neumann, bei denen auch hochpreisige 2-Wege-Systeme den Bassreflexkanal auf der Frontseite haben.
Da Udo in der Selbstbauszene ganz sicher keinen schlechten Ruf besitzt und die Neumann KH-120A z.B. vermutlich kein minderwertiges Produkt ist, wirft sich mir also folgende Frage auf:

Wieso bemühen sich manche Leute sicher zurecht, mit aller Gewalt, Mitteltonmüll zu umgehen, während andere (anscheinend?) auch so gute Boxen bauen?!

Im Klartext: Wo gehört das BR-System denn jetzt hin?


Viele Grüße,
Thorben


[Beitrag von bleistift48 am 25. Jul 2013, 16:12 bearbeitet]
HiFi-Selbstbau
Inventar
#2 erstellt: 26. Jul 2013, 13:57
Hi bleistift48,


  1. aus einem BR-Rohr kommt immer auch mehr oder weniger Mitteltonmüll raus. Das hat auch was mit der Länge, der Positionen, der Absorption etc. zu tun
  2. Bei einer 2-Wege-Box liegt das eigentlich IMMER im Übertragungsbereich, sollte also vermieden werden. Ein Passivstrahler ist die konsequenteste Lösung und erlaubt auch ganz andere Absorptionsstrategien im Gehäuse
  3. BR-Rohr auf der Front ist daher ein "unforced error" wie man im Tennis wohl sagen würde. Wenn die KH-120A das trotzdem macht dann ist dies AUCH dem Einsatzzweck geschuldet (und möglicherweise dem fehlenden Platz auf der Rückseite). Sicher haben die dann aber auch lange daran getüftelt wie sie die ungewollten Mitteltonanteile einigermaßen in den Griff kriegen. Dass sie das haben sieht man hier (rote Kurve):



    Und so sieht das aus wenn man nicht genug tut:



  4. BR-Rohr nach hinten KANN im Bassbereich zu fiel des Guten sein und klappt im Regal oft nicht
  5. BR-zur Seite vorne klappt im Regal oft nicht


Gruß Pico


[Beitrag von HiFi-Selbstbau am 26. Jul 2013, 13:57 bearbeitet]
bleistift48
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 26. Jul 2013, 15:43
Herzlichen Dank für die umfassende Antwort!

Eine Frage verbleibt noch: Wie kann man die Abstrahlung solcher Mitteltonanteile verhindern bzw. wie könnte das Neumann gelöst haben?

Bei euch habe ich (glaube ich) gelesen, dass man z.B. in bestimmten Abständen Löcher in das BR-Rohr einbringen kann - hat im konkreten Fall nicht gut funktioniert, soweit ich mich erinnere?!

Viele Grüße,
Thorben
detegg
Inventar
#4 erstellt: 28. Jul 2013, 14:31
Moin Thorben,

... das mit den Löchern ringförmig habe ich auch schon gesehen, ebenso die Füllung des BR-Rohres mit KS-Trinkhalmen. So etwas müsste man mal messtechnisch vergleichen.

Grundsätzlich beeinflusst eine Bedämpfung des Rohres natürlich gleichzeitig seine Wirksamkeit. Wenn man es durch geschickte Wahl von Chassis+Gehäuse+Abstimmung schafft, die 1. Portresonanz möglichst hoch zu bekommen, dann kann man durch entsprechende Bedämpfung im Gehäuse diese und ihre Harmonischen einfacher abschwächen.

;-) Detlef
HiFi-Selbstbau
Inventar
#5 erstellt: 28. Jul 2013, 14:42
Hi detegg,

das mit den Strohhalmen und schräg angeschnittenem BR-Rohr haben wir bei der Take3 auch ausprobiert -> bringt gar nichts:





Nur die Löcher in der Mitte haben mal wieder gewirkt:



Selbst beim "Original", der ProAc Tablette haben die Strohhalme nicht viel gebracht:





Das mit den Strohhalmen ist wohl eher geschicktes Marketing als Physik . . .

Gruß Pico


[Beitrag von HiFi-Selbstbau am 28. Jul 2013, 14:43 bearbeitet]
dommii
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 28. Jul 2013, 17:31
Die Strohhalme sind nicht dazu da Müll aus dem Port rauszuhalten sondern die Strömung möglichst laminar zu halten um Portkompression zu vermindern.


[Beitrag von dommii am 28. Jul 2013, 17:33 bearbeitet]
Wave_Guider
Inventar
#7 erstellt: 28. Jul 2013, 19:58

Im Klartext: Wo gehört das BR-System denn jetzt hin?

Viele Grüße,
Thorben


`n Abend,

wenn es einem auf den unverstörschallten Klang ankommt, sollte man kleine Boxen besser als Sateliten ganz ohne BR aufbauen und einen Subwoofer dazu nehmen.

Für größere Boxen unten ein Beispiel, wie man den Störschall des Rohres exorbitant niedrig bekommt, im Link der Bedämpfungsplan:

http://www.waveguide...t-visaton-al130.html

WG1J_?ber_Alles_mit_BR_V3

Um wenig Störschall durch Wandanregung durch stehende Wellen und um wenig Rohrstörschall zu haben, muss man halt recht vollständig mit Dämmwolle füllen. Und eine günstige Position für das Rohr finden. Helfen tut auch, wenn der TMT wie hier, nicht so hoch laufen muss.

Gut: der Preis ist bei dieser Methode, weniger Tiefbass-Leistung zu haben.
Was aber auch ein Vorteil sein kann, je nach Räumlichkeiten.

Grüße von
Thomas
HiFi-Selbstbau
Inventar
#8 erstellt: 29. Jul 2013, 08:09
Hi dommii,


Die Strohhalme sind nicht dazu da Müll aus dem Port rauszuhalten sondern die Strömung möglichst laminar zu halten um Portkompression zu vermindern.

Das habe ich anders in Erinnerung, bin auber zu faul es rauszusuchen. Bei einem 11 cm Tief-/Mitteltönerchen mit +/- 2 mm Hub ist Portkompression bei einem 5 cm durchmessenden BR-Rohr aber wohl nicht wirklich ein Problem, oder?

Meiner Erinnerung nach wurde damals so argumentiert, dass durch die höhere Gesamtoberfläche das BR-Rohr für höhere Frequenzen größere Verluste haben sollte -> teilweise Unterdrückung von Rohrresonanzen (s. a. http://www.hifi-foru...ad=18486&postID=3#3).

Gruß Pico
dommii
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 29. Jul 2013, 12:42
Ich kenne den Strohhalmtrick nur zum senken der Turbulenzen da die Reynoldszahl einer Rohrströmung proportional zur Geschwindigkeit und zum Durchmesser des Rohrs ist. Bei ~1/4tel SD und 2mm Hub erschließt sich mir der Zweck der Strohhälme somit nicht wirklich, die Reibungsverluste kommen nämlich auch bei tiefen Frequenzen zum tragen und schmälern den Resonator-Pegel.

Weshalb Rainer einen solchen Erfolg hatte kann ich mir auch nicht direkt schlüssig erklären, die Halme könnten von der Längsreso besonders stark zum mitschwingen animiert werden und somit dieser die Energie entziehen.

P.S.: Ihr habt's übrigens ne PM von mir...


[Beitrag von dommii am 29. Jul 2013, 12:43 bearbeitet]
holly65
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 29. Jul 2013, 15:19
Moin,


detegg (Beitrag #4) schrieb:

... das mit den Löchern ringförmig habe ich auch schon gesehen, ...... So etwas müsste man mal messtechnisch vergleichen.

habe ich gemacht.

Rot ohne Bohrungen.

Differenz:


grüsse

Karsten
HiFi-Selbstbau
Inventar
#11 erstellt: 30. Jul 2013, 12:36
Hi,

weiter oben war doch auch schon ein Beispiel (Take 3; Schalldruck am BR-Rohr)

Gruß Pico
trip-pcs
Inventar
#12 erstellt: 16. Jan 2017, 23:39
Hallo zusammen,

mich würde interessieren, wie Lautsprecher mit seitlichen Bassreflexöffnungen aufgestellt werden. Sollen die Rohre aufeinander zu zeigen oder voneinander weg?

Vielen Dank vorab.

Grüße
Philipp
Reference_100_Mk_II
Inventar
#13 erstellt: 17. Jan 2017, 11:28
Das sollte relativ egal sein.
Big_Määääc
Inventar
#14 erstellt: 22. Jan 2017, 10:44
Nach der Theorie des störenden Mitteltonschalls aus BR Öffnungen sollte die BR Öffnung nicht sichtbar zum Hörplatz positioniert sein.

An alle Hobbyselbstbauer :

Mach euch deswegen nicht verrückt
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