Warum ein SBA in der Praxis nicht funktioniert.

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FoLLgoTT
Stammgast
#1 erstellt: 11. Jun 2013, 11:27
Es scheint ja inzwischen Mode zu sein, statt eines DBAs nur ein SBA zu verbauen. Der Grund liegt meist im Sparzwang. Ein SBA kostet ja schließlich nur die Hälfte.

Ich habe schon immer gepredigt, dass ein SBA allerdings nur mit stark bedämpfter Rückwand funktioniert, da ansonsten die Längsmoden maximal durchschlagen. Mit ABEC konnte ich das bereits simulieren und an meinem DBA auch messen. Jetzt kann das jeder mit der letzten Beta von Room EQ Wizard 5.01!

Die Subwoofer können ideal platziert und der Absorptionsgrad der Rückwand konfiguriert werden. Das Ergebnis an der Messposition wird sofort angezeigt. Wie zu erwarten ergibt sich eine Berg- und Talfahrt im Amplitudengang, wenn die Rückwand nicht ausreichend bedämpft ist. Da es sich bei der Raumlänge meist um die größte Dimension handelt, liegen die Raummoden entsprechend tief. Das erhöht die Dicke von porösen Absorbern zusätzlich.

Absorptionsgrad der Rückwand 0,1:
SBA Absorption 0,1

Absorptionsgrad der Rückwand 0,5:
SBA Absorption 0,5

Absorptionsgrad der Rückwand 0,9:
SBA Absorption 0,9

Der Amplitudengang ist auch noch stark von der Längsposition des Hörplatzes abhängig. Inteeressanterweise ergibt sich mit vier Subwoofern in den Ecken auch ohne Bedämpfung ein ausgeglichenerer Amplitudengang.

4 Subwoofer in den Ecken:
Subwoofer in Ecken

Das DBA kann in Room EQ Wizard leider noch nicht simuliert werden, da Verzögerung und Verstärkungsfaktor der einzelnen Subwoofer nicht konfiguriert werden können. Mit ABEC konnte ich aber bereits die Praxis bestätigen. Das DBA hat wie erwartet den linearsten Amplitudengang.
DasOrti
Stammgast
#2 erstellt: 11. Jun 2013, 11:32
Für ein DBA müsste eine frei regelbare Phase reichen oder muss es eine extra Verzögerung sein ?
Den hang zu SBA kann ich nur bei einer passenden Sitzposition nachvollziehen.
Ansonsten sollte ein DBA mit halbpreisigen Treibern beinahe besser sein und vorallem
lohnt es sich einfach mehr als bei wirklich teuren Subwoofern nur den Raummoden zu lauschen.
FoLLgoTT
Stammgast
#3 erstellt: 11. Jun 2013, 11:36

DasOrti (Beitrag #2) schrieb:
Für ein DBA müsste eine frei regelbare Phase reichen oder muss es eine extra Verzögerung sein ?


Nein, die Phaseneinstellung (frequenzabängige Verzögerung) reicht leider nicht aus. Die Verzögerung muss frequenzkonstant sein. Die Invertierung kann zumindest schon konfiguriert werden.
Bccc1
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 12. Jun 2013, 11:48
Schön das ganze nochmal zusammengefasst zu lesen. Was mich mehr interressieren würde, wäre ein Vergleich von SBA mit guter Dämmung und einem DBA. Ich habe hier leider bisher keine praktische Erfahrung, aber in der reinen Theorie wird das Signal des vorderen SBA ja durch das Möbiliar des Raumes verändert und nur der unveränderte Teil mit dem hinteren SBA ausgelöscht. Alle Veränderungen kommen immer noch an. Dies wäre bei einem SBA mit Absorber nicht der Fall. Gibt es hierzu schon durchgeführte Vergleiche oder zumindest theoretische Abhandlungen? Die einzige SBA + Absorber Umsetzung die ich bisher kenne ist die Wall of Bass, zu der es aber keine Messungen zu geben scheint.
FoLLgoTT
Stammgast
#5 erstellt: 12. Jun 2013, 11:57

Bccc1 (Beitrag #4) schrieb:
Was mich mehr interressieren würde, wäre ein Vergleich von SBA mit guter Dämmung und einem DBA. Ich habe hier leider bisher keine praktische Erfahrung, aber in der reinen Theorie wird das Signal des vorderen SBA ja durch das Möbiliar des Raumes verändert und nur der unveränderte Teil mit dem hinteren SBA ausgelöscht.


Da ich noch kein perfekt gedämmtes SBA gesehen/gemessen habe, kann ich das nicht beantworten. Mein DBA hatte jedoch in einem möblierten Heimkino mit zwei Sitzreihen (Sofas) sehr gut funktioniert. Auch die Varianzen an verschiedenen Positionen waren gering und der Pegel im gesamten Raum nahezu konstant.

Hier habe ich übrigens noch ein paar Messungen eines Mini-DBAs mit nur zwei Treibern erstellt. Mit vier Treibern pro Gitter ist die Wirkfrequenz entsprechend höher. Das konnte ich an meinem alten DBA sehr gut nachvollziehen (siehe hier).
Owel
Stammgast
#6 erstellt: 12. Jun 2013, 14:03
Ok, schöne Theorie, aber oftmals lässt sich ein DBA einfach nicht stellen. Und das liegt nicht am Budget sondern einfach weil man(n) nicht immer ein eigenes Zimmer für sowas hat.
Aber was mach ich nun wenn ich 2 Subwoofer habe und die nur im ersten drittel des Raumes aufstellen kann.
Bleibt mir was anderes übrig als damit zu leben?
Bccc1
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 12. Jun 2013, 14:20
Wenn du die zwei Subwoofer aufstellst, erreichst du damit ja noch keine Plane Wellenfront wie bei einem DBA und somit hast du keine maximale Anregung der Längsmode. Das lässt sich somit leichter mit Absorbern behandeln, vor allem, da die Längsmode ja die Tiefste ist. Deine Akustischen Probleme sind damit breiter verteilt und ein paar Superchunks und evtl Helmholzresonatoren sollten reichen um das grob in den Griff zu kriegen.
Glaube ich zumindest

Wenn Akustische Maßnahmen auch nicht drin sind, dann hat man halt Pech gehabt

Auch wenns etwas OT ist:
Was macht man eigentlich wenn die Tür an der Rückwand ist? DBA entlang der Seitenwände? Subwoofer auf Rollen vor der Tür?


[Beitrag von Bccc1 am 12. Jun 2013, 14:21 bearbeitet]
FoLLgoTT
Stammgast
#8 erstellt: 12. Jun 2013, 14:20

Owel (Beitrag #6) schrieb:
Ok, schöne Theorie, aber oftmals lässt sich ein DBA einfach nicht stellen. Und das liegt nicht am Budget sondern einfach weil man(n) nicht immer ein eigenes Zimmer für sowas hat.


Es ist mir schon sehr oft untergekommen, dass SBAs in dedizierten Kinoräumen installiert wurden bzw. installiert werden sollen. Auf die Frage, warum nicht gleich ein DBA installiert wird, kommt meist die Antwort, ein SBA würde auch erstmal reichen und ein DBA wäre zu teuer. In vielen Fällen hat es eben sehr wohl etwas mit dem Budget zu tun. Ist ja auch irgendwie verständlich, denn beim DBA wird die Hälfte des Geldes für die Linearität geopfert und kommt nicht dem Maximalpegel zugute.


Aber was mach ich nun wenn ich 2 Subwoofer habe und die nur im ersten drittel des Raumes aufstellen kann.
Bleibt mir was anderes übrig als damit zu leben?


Natürlich nicht, dann muss nach anderen Lösungen gesucht werden. Darum geht es mir aber auch gar nicht.

Ich kann nur nicht verstehen, warum vielerorts ein SBA als besonders gutes Basskonzept angepriesen wird. Ohne rückwärtige Bedämpfung ergeben selbst vier Subwoofer in den Ecken ein besseres Ergebnis. Und wer dämpft schon die Rückwand bis unter 30 Hz? Das ist in den meisten Räumen gar nicht machbar.
FoLLgoTT
Stammgast
#9 erstellt: 12. Jun 2013, 14:23

Bccc1 (Beitrag #7) schrieb:
Was macht man eigentlich wenn die Tür an der Rückwand ist? DBA entlang der Seitenwände? Subwoofer auf Rollen vor der Tür?


Ein seitliches DBA ist auch möglich, allerdings würde ich aus Gründen der Lokalisation das Primärgittter immer auf die Frontseite legen. Wenn der Bass doch mal lokalisiert werden sollte, scheint er aus der Leinwand zu kommen, was praktisch immer zum Filmgeschehen passt.


[Beitrag von FoLLgoTT am 12. Jun 2013, 14:23 bearbeitet]
Jobsti
Inventar
#10 erstellt: 12. Jun 2013, 19:38
Bezüglich Rückwand: Schonma wer über CSA nachgedacht für zu Hause? Is ja Gang und Gebe auf VAs.
Bezüglich Seitenwand: Zahnlücke
Und beides in Kombination
Bccc1
Schaut ab und zu mal vorbei
#11 erstellt: 12. Jun 2013, 21:51
@Jobsti: Da habe ich scheinbar noch große Wissenlücken. Was ist CSA und was meinst du mit Zahnlücke?
Jobsti
Inventar
#12 erstellt: 12. Jun 2013, 23:42
Bittesehr:
http://www.jobst-aud...hlung-im-bassbereich

Wenn Fragen dazu sind, schieß los.
FoLLgoTT
Stammgast
#13 erstellt: 13. Jun 2013, 08:23

Jobsti (Beitrag #10) schrieb:
Bezüglich Rückwand: Schonma wer über CSA nachgedacht für zu Hause? Is ja Gang und Gebe auf VAs.
Bezüglich Seitenwand: Zahnlücke
Und beides in Kombination ;)


Ich denke nicht, dass das in kleinen Räumen* funktioniert. Kleine Räume haben ganz andere Probleme als Open Air oder große Hallen. Die Raummoden bestimmen das gesamte Schallfeld im Bassbereich. Und Platz ist kaum vorhanden.

Eine Aufstellung der Subwoofer mit Abstand zur Wand, wie sie für kardioide Subwoofer notwendig ist, ist in meinen Augen Platzverschwendung. Beim DBA oder der Eckaufstellung können die Subwoofer flach und hoch ausgeführt werden. So geht nur wenig kostbarer Wohnraum verloren. Weiterhin bleibt auch bei kardioiden Subwoofern das Problem der Längsmode bestehen.

Das, was du als "Zahnlücke" beschreibst, gleicht ja fast einem SBA, nur dass dieses bewusst die Spiegelquellen der Begrenzungsflächen mit einbezieht (siehe hier).


*als "kleine Räume" werden allgemein die Räume bezeichnet, deren Schallfeld primär durch Moden bestimmt wird und auf die die Diffusfeldtheorie nicht anwendbar ist. Also alle unsere Wohnräume.
Gerdo
Inventar
#14 erstellt: 29. Okt 2013, 19:02
Je weiter man in die Theorie vordringt,desto mehr merkt man,wie kompliziert wirklich alles ist und vieles was in der Theorie erst gut aussieht in der Praxis dann aber eventuell trotzdem nicht funktioniert...

Oder auch bei Poisonnukes geplanter DBA,die dann in eine SBA modifiziert werden mußte,mit zeitverzögerter Unterstützung von hinten,weils eben in der ursprünglichen Planung nicht funktionierte!
(bin mir sicher,die meisten wissen hier,was ich meine...kann den genauen Link aber auch nochmal raussuchen,wenn gewünscht...)

Am Ende bleibt eben oft Probieren immer noch als das beste Mittel der Wahl!


Der Amplitudengang ist auch noch stark von der Längsposition des Hörplatzes abhängig. Inteeressanterweise ergibt sich mit vier Subwoofern in den Ecken auch ohne Bedämpfung ein ausgeglichenerer Amplitudengang.



Kann ich mir vorstellen!

Kannst ja mal hier rein schauen...

http://www.hifi-foru...d=267&thread=461&z=1

Alle Theoretiker sagen auf den ersten Blick,dass Ding muss scheiße klingen!
Tut es aber nicht...

Mittlerweile sind es übrigens zwei Eckhörner geworden + den Hybriden an der Rückwand neu platziert!

In naher Zukunft poste ich nochmal ein zusammenfassendes kleines Special zum Thema Subaufstellung,Multisub un Raumakustik in meinem Thread!

Der Link oben von Jobsti ist übrigens,meiner Meinung nach,einer der besten zum Thema Subaufstellung!


[Beitrag von Gerdo am 29. Okt 2013, 19:05 bearbeitet]
FoLLgoTT
Stammgast
#15 erstellt: 29. Okt 2013, 20:19

Gerdo (Beitrag #14) schrieb:
Je weiter man in die Theorie vordringt,desto mehr merkt man,wie kompliziert wirklich alles ist und vieles was in der Theorie erst gut aussieht in der Praxis dann aber eventuell trotzdem nicht funktioniert...


Das stimmt schon. Auf der anderen Seite können mit einem Tieftongitter (SBA/DBA) die Probleme zweier Raumdimensionen mit einem Schlag eliminiert werden. Und dann ist das PRoblem plötzlich ganz einfach und verständlich.


@alle
Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass dieser Thread praktisch durch diesen hier abgelöst wurde.
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