Unterschied QAM+Symbolrate / fehlende TV Sender

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limpinbizkid
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 24. Feb 2012, 12:48
Moin moin!

klärt mich mal bitte in einfachen worten auf, was hinter den begriffen qam- und symbolrate steckt.

mir wurde mal gesagt, dass diese einstellungen hilfreich wären, wenn ein fernseher einige sender nich finden kann.

wenn damit dennoch nicht mehr sender gefunden werden können, woran kann es liegen, das fernseher einiger sender nicht empfangen, obwohl sie vom kabelanbieter eingespeist werden?

MfG
KuNiRider
Inventar
#2 erstellt: 24. Feb 2012, 17:46
Von deinem Kabelanbieter gibt es eine Liste wo für jede Frequenz / Kanal die QAM und SR angeben ist und die dort zur verfügung gestellten Sender.
Die QAM 64 oder 256 muss zusammen mit der SR in deinem Empfänger eingegeben werden.
Fehlende Sender können auch an ungeeigneten Dosen und an zu alten Verstärkern liegen, siehe FAQ-Kabel-TV dort ist auch QAM erklärt.
Radiowaves
Inventar
#3 erstellt: 24. Feb 2012, 18:04
Deine Frage geht technisch sehr tief, an die Wurzeln der Nachrichtentechnik. Ich hole etwas weiter aus und hoffe, daß dadurch Verständnis kommt.

Du kennst UKW und weißt gewiß, daß im englischen Sprachgebrauch das UKW-Radio mit "FM" abgekürzt wird - steht ja oft an der UKW-Taste. "FM" steht für Frequenzmodulation. Das Tonsignal wird dabei in kleinen Schwankungen der Sender-Trägerfrequenz "versteckt". Laß einen Mono-UKW-Sender ohne RDS und ohne Verkehrsfunk mal stumm sein. Dann wird gar nichts übertragen, weder Tonsignal noch andere mitgelieferte Zusatzdaten. Läuft der Sender z.B. auf 100.0 MHz, dann könntest Du seine Frequenz jetzt mit einem Spektrumanalysator präzise bei 100 MHz finden, so stabil, wie ein quarzgesteuerter Sender stabil ist. Überträgst Du jetzt z.B. einen dieser typischen Pegeltöne (1 kHz sagen wir mal), würdest Du feststellen, daß die Mittenfrequenz des Senders um die angegebenen 100 MHz schwingt - und zwar exakt mit 1 kHz "Zappelfrequenz". Die zu übertragene Tonschwingung wird also in den Schwankungen der Senderfrequenz um die angegebene Mittenfrequenz übertragen. Somit bekommt man die nicht als Funkwelle frei durch den Raum fliegende Tonfrequenz doch noch "huckepack" auf einer hohen Frequenz (Sendefrequenz) zum Empfänger.

Mittelwelle, Langwelle und Kurzwelle sind klassisch AM-Bereiche, also amplitudenmoduliert. Hier wird die Sendeleistung im Takt der zu übertragenden Musik/Sprache geregelt. Der Empfänger kann aus dieser Information wieder das Tonsignal rekonstruieren.

Digitales Kabelfernsehen wird weder in AM noch in FM, sondern halt in QAM übertragen. QAM ist eine recht komplizierte Modulationsart und steht für "Quadratur-Amplitudenmodulation". Nachrichtentechniker lernen sowas vermutlich im Studium. Wie es genau geht, soll mal unwichtig sein, da es kompliziert ist. Bei Bedarf in der Wiki nachlesen. Wichtig ist, daß man QAM unterschiedlich komplex übertragen kann. Es gibt bei QAM sogenannte "Symbole", jedes Symbol steht für eine übertragene Information. Im Kabelfernsehen sind QAM64 und QAM256 üblich, es gibt aber auch QAM16 und QAM128.

Schau Dir mal QAM64 an:
http://www.cs.manche...on_Constellation.jpg

Jeder dieser 8 mal 8 (=64) Punkte ist eine mögliche Dateninformation (ein "Symbol"). Wenn die gesendet ist, kommt die nächste usw. Diese 64 "Punkte" (Orte im Phasenraum) muß der Receiver auseinanderhalten können. Bei gutem Empfang sind die Punkte recht scharf:
http://upload.wikime...y_sigma001_color.png

Bei schlechtem Empfang können sie so verrauscht sein, daß es riesige Rausch"höfe" gibt und der Receiver zunehmend Schwierigkeiten bekommt, die Symbole von den jeweiligen Nachbarsymbolen klar zu trennen. Das führt zu Empfangsfehlern, wenn er fälschlicherweise statt aufs richtige Symbol auf das Nachbarsymbol tippt:
http://upload.wikime...sy_sigma03_color.png

QAM64 hatten wir, hier nun QAM256:
http://linuxtv.org/wiki/images/f/ff/QAM256.jpg

Die Symbole liegen viel dichter, es sind jetzt 16 mal 16 (=256) Symbole. Völlig klar, daß QAM256 mehr Informationen pro Symbol übertragen kann. Auch klar: wenns rauscht, wirds wesentlich eher eklig. QAM256 hat also deutlich weniger Reserven bei schlechtem Empfang. Kabel Deutschland hatte deshalb die ARD-Pakete auf die unteren Sonderkanäle direkt über dem UKW-Bereich gelegt. Dort zicken oft alte Antennendosen und lassen weniger Pegel durch, so daß die robusteren QAM64-Pakete dort viel besser aufgehoben waren als die fragileren QAM256-Pakete.

Mit QAM64 bekommt man etwa 38 MBit/s auf den Kanal, mit QAM256 sind es theoretisch um die 50 MBit/s. Passen dann entsprechend mehr Programme auf den Kanal - oder Programme können eine höhere Bitrate für besseres Bild bekommen.

Wenn ein Receiver nun einen Suchlauf macht, muß er auf jeder Frequenz, auf der sein Tuner Signal meldet, nachschauen, was da genau ist. Dazu sollte er am besten automatisch mit QAM64 und QAM256 durchprobieren, ob was kommt. Kann er das nicht automatisch, muß man 2 Suchläufe machen: einen mit QAM64 und einen mit QAM256, um auch beide Möglichkeiten erfaßt zu haben. Viele Geräte können die QAM-Umschaltung im Sichlauf automatisch. Bei manueller Suche darf man dann aber doch oft den QAM-Modus angeben, um gezielt suchen zu können.

Die Symbolrate wiederum gibt an, wieviele solcher "Zustände" pro Zeit vom Sender rausgefeurt werden, wie oft also ein neues Symbol pro Zeit kommt. Je höher die Symbolrate, umso größer die Datenmenge, die pro Zeit übertragen werden kann. Üblich sind bei DVB im Kabel Symbolraten von 6900 kSymbole/s (inzwischen bevorzugter Standard), 6875 kSymbole/s (kommt beim Umsetzen von Sat-Transpondern mit einer Symbolrate von 27500 ins Kabel zustande) und 6111 kSymbole/s (beim Umsetzen von Sat-Transpondern mit einer Symbolrate von 22000). Die kleineren Symbolraten kann man auf 6900 erhöhen, um einen einheitlichen Parameter im Kabel zu haben. Dazu packt man sogenannte "Stopfnullen" in die Datenpakete, bessere Kabelkopfstellen-Umsetzer können das. Dann kann der Netzbetreiber angeben "alles mit 6900" und man muß nur einmal suchen.

Im kleinen "Dorfkabel" bei meinen Eltern wird je nach Kanal genutzt:

6900 / QAM256
6900 / QAM64
6875 / QAM256
6875 / QAM64
6111 / QAM64

Ich mußte dort mit einem Receiver ohne Automatik einzelne Suchläufe für QAM64 und QAM256 machen - die Symbolrate hat er selbst mitbekommen. Inzwischen kann die Software dieses Receivers auch die QAM-Modi automatisch durchprobieren - man kann dabei förmlich im Menü zuschauen. Auf jedem Kanal hält er an und testet die QAM-Modi der Reihe nach durch. Der Panasonic-TV meiner Eltern hat alles automatisch gefunden und bei der alten dBox waren für fast jeden Kanal einzelne Suchläufe nötig, da die dBox1 mit DVB2000 nicht den gesamten Kabelbereich absucht.

Wenn Du also bestimmte Programme nicht findest, obwohl sie auf einem bestimmten Kanal (Frequenz) drauf sein sollen, dann grase manuell systematisch die obigen Paare ab. Eins davon sollte es sein. Wenns keins ist, deutet das auf "da ist kein Digitalpaket" oder "massive Signalstörung" hin.
rura
Inventar
#4 erstellt: 24. Feb 2012, 19:43
Sehr gut gemacht
Radiowaves
Inventar
#5 erstellt: 04. Mai 2012, 22:50
Ich reiche mal noch ein echtes Konstellationsdiagramm nach, erstellt im Kabelnetz, das ein Freund von mir betreibt. Da sieht man schön die Statistik der 8×8 = 64 einzelnen Zustände und die Schärfe, mit der die Punkte getrennt sind:

Konstellationsdiagramm QAM64
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