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Bach: Sonaten und Partiten für Violine Solo - Chaconne

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Glen_S.
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 04. Mai 2006, 00:29
ich hab vor Jahren mal die Chaconne (Patita Nr. xy in z moll ... ???) von Bach Violin Solo gehört, und zwar in einer dermaßen ausdrucksstarken, schon brutalen Art und weise, dass ich das nicht vergessen kann. Das dumme ist nur: Ich weiss nicht mehr wer das eingespielt hat, ich meine mich aber erinnern zu können, das der Mensch (männlich) enen deutschsprechigen Namen hatte, das ist eigentlich schon alles ... habe immer mal wieder in Aufnahmen reingehört, war aber nie ähnlich gut ...

Vielleicht weiss einer wen ich meine? bzw. hat einer nen Tip wen man sich diesbez. mal anhören sollte?

Danke schon mal

Claus


[Beitrag von Glen_S. am 04. Mai 2006, 00:31 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 04. Mai 2006, 07:21
Hi!

Hm, "deutsch" klingende Namen/Geiger
- Perlman
- Zukerman
- Milstein
- Kremer
- ?...

Kann aber nicht sagen, wer zu der Beschreibung passen könnte.
Vielleicht kann Thomas/sonnabend weiterhelfen?

Grüße

Frank
safari
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 04. Mai 2006, 10:43
Habe zuhause eine Vinylscheibe (Teldec) mit Thomas Zehetmair. Die Aufnahme gibt es auch auf CD.


[Beitrag von safari am 04. Mai 2006, 10:47 bearbeitet]
Glen_S.
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 04. Mai 2006, 15:17

safari schrieb:
Habe zuhause eine Vinylscheibe (Teldec) mit Thomas Zehetmair. Die Aufnahme gibt es auch auf CD.


Ich glaub der wars Kommt das mit meiner (dürftigen) Beschreibung hin?

Danke!!!


[Beitrag von Glen_S. am 04. Mai 2006, 15:20 bearbeitet]
safari
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 04. Mai 2006, 16:53
Habe nie eine andere Aufnahme gehört. Könnte aber hinkommen. Zehetmairs spiel ist zuweilen etwas "kratzbürstig" (ein besseres Wort fällt mir nicht ein). Ich dachte bislang, das müsste so gespielt werden, aber es ist natürlich möglich, dass das nur seine persönliche Interpretation ist. Ich muss mir wohl mal eine andere Aufnahme besorgen.
Glen_S.
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 04. Mai 2006, 17:03

safari schrieb:
Habe nie eine andere Aufnahme gehört. Könnte aber hinkommen. Zehetmairs spiel ist zuweilen etwas "kratzbürstig" (ein besseres Wort fällt mir nicht ein). Ich dachte bislang, das müsste so gespielt werden, aber es ist natürlich möglich, dass das nur seine persönliche Interpretation ist. Ich muss mir wohl mal eine andere Aufnahme besorgen.


kratzbürstig kommt hin
Haltepunkt
Inventar
#7 erstellt: 04. Mai 2006, 17:07
Mein pers. Favorit ist Perlman, gefolgt von Heifetz.

Mit der rel. neuen Einspielung von Kremer auf ECM kann ich gar nichts anfangen.
SirVival
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 05. Mai 2006, 08:39
Hi,

meine bevorzugte Aufnahme der Bachschen Solo-Sonaten und -Partiten ist (wie auch Haltepunkt) die mit Itzhak Perlman. Manche mögen sie als zu glatt empfinden, ich persönlich meine, daß sich in der Leichtigkeit seiner Interpretation nur die souveräne Beherrschung der Geigentechnik widerspiegelt. Schön auch deshalb, weil er sich völlig jedweder agogischer Mätzchen enthält. Dadurch kommt Musik zustande und nicht nur Bogen-Kratzen durch technisches Unvermögen (absolutes Negativbeispiel Yehudi Menuhin), dem Kritiker gern als dem Erschließen interpretatorischen Neulands huldigen.

Sehr schön soll auch die Aufnahme mit Viktor Pikaisen sein, einem Oistrach-Schüler. Ich habe sie gestern geschenkt bekommen. Muss sie nur noch einer Waschung auf meiner NG unterziehen, bevor ich mir ein Urteil über die Qualität der Interpretation machen kann.

Gruß
Glen_S.
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 05. Mai 2006, 08:53
Vielen Dank für die vielen Infos!!! (Ich fand das Bogenkratzen bei Thomas Zehetmair, wenn er es denn war eigentlich ganz nett ) Ich muss mir mal die empfohlenen Interpretationen anhören ...
Hüb'
Moderator
#10 erstellt: 05. Mai 2006, 12:36

SirVival schrieb:
Sehr schön soll auch die Aufnahme mit Viktor Pikaisen sein, einem Oistrach-Schüler. Ich habe sie gestern geschenkt bekommen. Muss sie nur noch einer Waschung auf meiner NG unterziehen, bevor ich mir ein Urteil über die Qualität der Interpretation machen kann.

Das ist nicht Dein ernst!
phenyl
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 05. Mai 2006, 12:50
Hallo,

hätte jemand evtl. einen Link zu einem Versender oder ein Bild einer CD-Hülle?
Oder ist evtl die Bach: "Partita für Violine solo Nr. 2 d-Moll BWV 1004 - Chaconne"
http://tinyurl.com/oyte6 (amazon.de) gemeint?
(der ganze Titel wurde, glaube ich, noch nicht erwähnt )


Vielen Dank,

Pio
SirVival
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 05. Mai 2006, 14:52
Hi Hüb,

doch, es ist mein Ernst. Habe eine Scheibe mal eben in der Mittagspause gewaschen und reingehört (3. Sonate E-Dur). Absolut saubere Intonation und exakte und sichere Bogenführung; vielleicht ist die Interpretation ein wenig betulich in den langsamen Sätzen.

Aber mal abwarten, viel habe ich ja noch nicht hören können. Vor allem interessiert mich der Vegleich mit Perlman und Milstein (Das sind die Aufnahmen, die ich noch rumstehen habe).Die Aufnahme mit Pikaisen ist von 1971. Erschienen bei Melodia/Eurodisc.

Gruß

SV
Hüb'
Moderator
#13 erstellt: 05. Mai 2006, 18:13
Hi!

Wenn Du mal Geld brauchst: die Aufnahme wird idR deutlich > 100,- US$ beim eBay.com gehandelt.

Lieben Gruß

Frank
SirVival
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 05. Mai 2006, 18:45
Hi Hüb,

ich staune. Unter den Geschenken war noch eine Eurodisc-Aufnahme der 5 Klavierkonzerte von Beethoven mit Gilels und Szell. Neueinspielung zum Beethoven-Jahr 1970. Da rattert in meinem Kopf schon die Geldzählmaschine.
Von dem Standpunkt aus habe ich meine Sammelleidenschaft noch nicht gesehn. Aber das hat jetzt mit der Chaconne nix mehr zu tun.

Grüße

SV
Hüb'
Moderator
#15 erstellt: 05. Mai 2006, 19:01
Naja, Beethoven/Szell/Gilels ist dafür leider so gut wie nichts wert.

Wenn Dir Pikaisen nicht gefallen sollte, solltest Du die Einspielung unbedingt wieder verkaufen. Gut möglich, dass das Auktionsergebnis mehrere hundert US$ bringt (kein Scherz).

Grüße

Frank
SirVival
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 05. Mai 2006, 19:29
Hi Hüb,

danke für den Hinweis. man lernt nie aus. Das Geschenk bestand aus einem Konvolut von ca. 1000 Klassik-LPs. Vielleicht ist die Zukunft für mich jetzt gesichert

Grüße

SV
Glen_S.
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 13. Mai 2006, 22:06

Haltepunkt schrieb:

Mit der rel. neuen Einspielung von Kremer auf ECM kann ich gar nichts anfangen.


Wieso?
phenyl
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 13. Mai 2006, 22:25
Vielen Dank für diesen Thread, ich habe dank Euch wunderschöne Musik entdeckt, die mich berührt.

Ich habe mir die Sonaten und Partiten in der Aufnahme von Arthur Grumiaux,
amazon.de

gekauft.

Vielen Dank für die Empfehlung dieser Werke.

Pio

P.S. Entschuldigung für meinen vorherigen Post, der wurde aus Unkenntnis der Werke geschrieben...
Haltepunkt
Inventar
#19 erstellt: 14. Mai 2006, 17:18

Glen_S. schrieb:

Haltepunkt schrieb:

Mit der rel. neuen Einspielung von Kremer auf ECM kann ich gar nichts anfangen.


Wieso?


Es kommt kein Fluß auf, es stockt immer wieder. Kremer phrasiert so 'eigenwillig', dass die Melodien sich wie eine Aneinanderreihung von kurzen Fragmenten anhören. In meinen Ohren klingt es so zumindest. Ob das mehr werkgerecht ist oder nicht, vermag ich nicht zu sagen.
h-cab
Neuling
#20 erstellt: 16. Mai 2006, 23:13
hab da mal ne unmoralische Frage:

Ich bin Geiger und schreibe für meine Abschlussarbeit an der Uni über die verschiedenen Interpretationen der Bach'schen Solowerke. Nun fehlt mir diese Aufnahme von Pikaisen. Ist es den Besitzer möglich, das für mich auf CD zu verfrachten und mir zukommen zu lassen? Würde ich natürlich bezahlen.
Habe nämlich keinen Plattenspieler. Und außerdem ist das alles ja für akademische (research) Zwecke.

Also...vielleicht hat ja jemand Erbarmen mit mir!

Außerdem: Warum spricht hier niemand über die phantastische Aufnahme von Rachel Podger???
SirVival
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 17. Mai 2006, 08:51
Hi h-cab,

kann ich aufnehmen. Wie schnell wird sie gebraucht? Am Wochenende werde ich leider nicht viel Zeit haben, da ich arbeiten muß und noch eine Geburtstagsfeier abzuarbeiten habe. Werde die Stücke wohl im Laufe der nächsten Woche portionsweise aufnehmen können. Schick mir doch mal eine PN mit deiner Privatadresse, dann schicke ich dir die CD(s), sobald alles gebrannt ist.

Gruß


[Beitrag von SirVival am 17. Mai 2006, 08:53 bearbeitet]
Haltepunkt
Inventar
#22 erstellt: 17. Mai 2006, 09:09

h-cab schrieb:
Außerdem: Warum spricht hier niemand über die phantastische Aufnahme von Rachel Podger???


Guter Tipp und auch noch so naheliegend. Ich mag von ihr die Aufnahme der Sonaten für Violine u. Cembalo mit Trevor Pinnock. Werde mal reinhören.

Grüße
Martin

EDIT Hüb': HF gefixt


[Beitrag von Hüb' am 17. Mai 2006, 09:50 bearbeitet]
JohnD
Stammgast
#23 erstellt: 17. Mai 2006, 22:27
Hab grade in der Wühlkiste der Wohlthat'schen Buchhandlung viele viele schöne Dinge gefunden. (3 CDs 1 Euro... da überlegt man nicht lange...)

Unter anderem eine Live-AUfnahme der Chaconne mit Szeryng. Von 1975. Das ist sehr ordentlich.
h-cab
Neuling
#24 erstellt: 21. Mai 2006, 14:07
und? noch niemand hier im Rachel Podger Fieber???

Kennt jemand die Aufnahme von Sitkovetzky? Was sagt ihr dazu?

Vielleicht so als Anregung:

meine Favoriten sind zur Zeit

Rachel Podger (logisch!)- ungemeine Spielfreude, ungebändigte musizierfreude und lupenreine Intonation auf Darm mit Barockbogen (1. Platz mit grooßem Vorsprung)
Tip: Das Andante der A-moll Sonate: ein einziger Genuss

Viktoria Mullova (die allerdings nur die 3 Partiten eingespielt hat) - glasklar, bei der Chaconne kriege ich meinen mund nicht mehr zu vor Staunen....wenn das arpeggiato beginnt stellt es einem die nackenhaare auf

Francois Frenandez - auch auf Barockgeige ohne das Instrument mit dem Kinn festzuhalten, hat die Aufnahme ohne aufnahmeleiter gemacht, selbst die Geräte bedient...

Benjamin Schmidt - super-interpretation

Tetzlaff - die Sarabande der 1.Partita: unglaublich schön

Monica huggett - für die Herzenswärme die ihre Einspielung verbreitet - unglaublich natürlicher ton...bogen ganz natürlich "in" der Saite...

natürlich wechselt diese liste in unregelmässigen abständen...

und (sorry) aber mir persönlich gefällt Gidon Kremer's neue Aufnahme. die tanzsätze swingen und er hat eine wirklich eigenständige interpretation dieser Werke im kopf...was man von mehr als der hälfte der einspielungen nicht behaupten kann....sind alle mehr oder weniger gleich...

also, freu mich auf antworten, kritik, und wünsch schönes Hören..
Haltepunkt
Inventar
#25 erstellt: 04. Jul 2006, 11:53

h-cab schrieb:
und? noch niemand hier im Rachel Podger Fieber???


Doch! Ich seit gestern Abend

Als Laie kann ich meinen Eindruck nur unzureichend beschreiben: Sie spielt unglaublich sauber, dabei aber nie nüchtern oder langweilig wirkend. Man hat den Eindruck von 'Werk' und nicht von 'Interpretation'.
Khampan
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 05. Jul 2006, 01:46
hat niemand eine der beiden Gesamtaufnahmen von Sigiswald Kuijken?
Meines Wissens der erste, der die Sonaten und Partiten auf einem Originalinstrument eingespielt hat (u.a. Lehrer von Francois Fernandez).

Ich hab nur mal in seine Interpretation (u.a. der Chacconne) reingehört und war völlig erstaunt, wie erfrischend und folgerichtig das klingt.
Z.B. gibt es in der Chacconne wirklich ein Tempo (3/4-Takt), das so ungefähr bis zum Ende durchgehalten wird. Aufnahmen mit modernen Geigen klangen für mich immer über-romantisiert und im Tempo so zerrupft, daß ich mich nie wohlfühlen konnte (deshalb mich lange nicht für die Stücke interessiert habe. Bei der althergebrachten Geigenintonation = viel zu hohe Leittöne, leider auch bei Heifetz, Perlman etc., sträuben sich bei mir sowieso die Nackenhaare).

Zehetmeier hat ja vieles von der Alte-Musik-Szene übernommen, und Rachel Podger scheint sowieso ein heißer Tip zu sein. Hat jemand den direkten Vergleich mit Kuijken gemacht?

Gruß, Khampan
phenyl
Ist häufiger hier
#27 erstellt: 06. Jul 2006, 11:31
Kennt jemand die Aufnahme von Julia Fischer? Ich überlege mir, diese oder die von Rachel Podger zu kaufen.

amazon.de

Vielen Dank
Khampan
Ist häufiger hier
#28 erstellt: 06. Jul 2006, 15:19
Hallo phenyl,

Das Label PentaTone (gegründet vom Polyhymnia, dem ehemaligen Philips-Aufnahmeteam) verspricht mit Sicherheit klanglich erste Sahne. Ich würde sagen, das lohnt sich in diesem Fall nur wenn es sich um eine Mehrkanalaufnahme handelt. Ist aus den Angaben bei Amazon nicht ersichtlich.
Nach meiner Erfahrung können Surroundaufnahmen nicht nur bei "viel Krach möglichst rundherum" auftrumpfen, sondern beweisen ihre wahre Stärke vielleicht noch mehr bei kleiner Besetzung. Gerade bei so einer "einsamen" Solovioline hilft die Surround-Wiedergabe ungemein, sich völlig in die Musik zu versenken (zumal bei einer Aufnahme des Polyhymnia-Teams).

Musikalisch gesehen kann sich Julia Fischer gegen die Konkurrenz aus der Alte-Musik-Szene nicht behaupten. Meiner Meinung nach kann das keine moderne Violine. Beispielsweise ist auf den modernen Stahlsaiten die Ansprache der tiefen Töne so lahm, daß alle akkordischen Stücke im Tempo soweit zurückgenommen werden müssen bis alle Töne halbwegs zum Klingen kommen. Das Ergebnis ist manchmal ein wenig nervend, das Gefühl Akkorde zu hören will sich nicht recht einstellen. Ganz anders die Barockviolinen, die mit einem wirklichen Baßfundament aufwarten können und es den Spielern ermöglichen, die Tempi ihren Intentionen entsprechend zu wählen (ebenso in den geläufigen Passagen etwa der Ciaccona). Man vergleiche mal "Tempo die Borea" (Disc 1 Track 7), Julia Fischer gegen Sigiswald Kuijken (bei Rachel Podger stellt Amazon keine Hörprobe zur Verfügung, dürfte ähnlich sein wie Kuijken).

Gruß, Khampan
phenyl
Ist häufiger hier
#29 erstellt: 06. Jul 2006, 15:54

Khampan schrieb:
Hallo phenyl,

Musikalisch gesehen kann sich Julia Fischer gegen die Konkurrenz aus der Alte-Musik-Szene nicht behaupten. Meiner Meinung nach kann das keine moderne Violine. Beispielsweise ist auf den modernen Stahlsaiten die Ansprache der tiefen Töne so lahm, daß alle akkordischen Stücke im Tempo soweit zurückgenommen werden müssen bis alle Töne halbwegs zum Klingen kommen. Das Ergebnis ist manchmal ein wenig nervend, das Gefühl Akkorde zu hören will sich nicht recht einstellen. Ganz anders die Barockviolinen, die mit einem wirklichen Baßfundament aufwarten können und es den Spielern ermöglichen, die Tempi ihren Intentionen entsprechend zu wählen (ebenso in den geläufigen Passagen etwa der Ciaccona). Man vergleiche mal "Tempo die Borea" (Disc 1 Track 7), Julia Fischer gegen Sigiswald Kuijken (bei Rachel Podger stellt Amazon keine Hörprobe zur Verfügung, dürfte ähnlich sein wie Kuijken).

Gruß, Khampan


Hallo Khampan,

vielen Dank für die Hintergrundinformationen zur alten/neuen Violine. Mein Musikunterricht ist etwa zehn Jahre her und war nie besonders motivierend. Für die klassische Musik habe ich mich erst in den letzten zwei, drei Jahren zu begeistern vermocht und vermisse nun eine formale Basis...

Ich habe (wie weiter oben geschrieben) die Aufnahmen von A. Grumiaux, die mich sehr berührt hatten und möchte meinen Horizont etwas erweitern.
Leider habe ich nur einen CD- und keinen SACD-Spieler; an meinen Verstärker (Pioneer VSX-908) habe ich im Moment wegen des kleinen Zimmers nur die zwei Frontboxen (Jamo THX TWO LS) angeschlossen, Center/Surround und Bass sind in der Kiste, also könnte ich von der Multikanalwiedergabe auch nicht profitieren ;-)

Ich werde also bei meiner nächsten Bestellung die Aufnahmen von R. Podger dem Warenkorb hinzufügen.

Vielen Dank und Gruss,

Pio
SirVival
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 06. Jul 2006, 18:14
Hi,

so einen Quatsch zum Klang von Violinen wie von Khampan abgesondert habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Muhahahahahaaaa! Unser Musiklehrer sagte immer, dass Violinen mit Katzendarm bespannt seien. Seit ich das Gekratze und Gezirpe auf Barockviolinen gehört habe, weiss ich, was der Mann gemeint hat. Meinen Ohren (ich spiele selbst Violine) ist dieser Sound einfach unerträglich.

Warum werden sich wohl Geigenbauer ständig mit dem Problem der Verbesserung des Violinklangs auseinandergesetzt haben. Um mit der "modernen" Violine eine Klangverschlechterung zur alten Konstruktion sich einzuhandeln? Das ist doch mehr als lächerlich. Vielleicht sollte man die großen romantischen Violinkonzerte auf der Barockvioline einspielen, klingt doch so viel besser mit großem Fundament *grins*.

Bei Frau Podger gelingt dieser Klang nur durch die große Nähe des Mikrophons relativ zum Instrument. Zumindest ist das mein Eindruck aus der Aufnahme. Dass sie großartig spielt steht dabei völlig ausser Zweifel.

Grüße
Haltepunkt
Inventar
#31 erstellt: 06. Jul 2006, 18:16
@Phenyl

Als Klangfreak mit SACD-Player und Multichannel-Anlage stach mir die PentaTone Aufnahme auch ins Auge. Allerdings die Chaconne nur über KH im Laden gehört. Nicht gekauft, weil mir das Spiel von Frau Fischer zu brav und spannungslos erschien.



Nochmal zu Gidon Kremer: Diese Violin-Aufnahmen brauchen zwar genregerecht einen langen Nachhall, ECM übertreibt's aber für meinen Geschmack (mal wieder).


[Beitrag von Haltepunkt am 06. Jul 2006, 18:18 bearbeitet]
Khampan
Ist häufiger hier
#32 erstellt: 06. Jul 2006, 21:55
Hallo SirVival,

über das Gekratze und Gezirpe auf Barockviolinen sollten wir vielleicht in einem eigenen Thread weiterstreiten. Auch wenn's relativ hoffnungslos ist, jemanden verbal überzeugen zu wollen.

Hallo Mods, gibt's eventuell schon einen passenden Thread?

Gruß, Khampan
Hüb'
Moderator
#33 erstellt: 06. Jul 2006, 22:06

Khampan schrieb:
Hallo Mods, gibt's eventuell schon einen passenden Thread?

Nicht das ich wüßte. Schon gesucht?

Vielleicht wird das Thema hier tangiert?: Barockmusik mit großem Orchester

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 07. Jul 2006, 07:07 bearbeitet]
Khampan
Ist häufiger hier
#34 erstellt: 07. Jul 2006, 00:52
@ Hüb
der Link funzt nicht, großes Orchester wäre aber ohnehin nicht so ganz das richtige Stichwort.

Nach einer Konsultierung von Wikipedia bin ich nicht sicher, ob ein Thread "Barockgeige gegen moderne Geige" noch nötig ist. Gibt vielleicht nicht genügend Anachronisten;) wie SirVival, mit denen man streiten kann (sorry SirVival, ich schätze deine Meinung aufgrund deiner sonstigen Postings sehr, und kann deine Äußerung als die eines Geigers sogar verstehen).

Historische Aufführungspraxis - Kritik


In ihren Anfängen wurde der historisch informierten Aufführungspraxis auch kritisch-ablehnend begegnet. Der Gegensatz zu etablierten Hörgewohnheiten führte dazu, dass von vielen die schwierig zu spielenden historischen Instrumente mit ihren alten Stimmungssystemen als verstimmt, die ungewohnten Besetzungsstärken als mangelhaft balanciert, und die erzielten Klangbilder allgemein als schroff und unemotional empfunden wurden. Polemische Gegner sprachen den HIP-Interpreten gar jegliche Musikalität und künstlerische Eigenständigkeit ab. Diese Debatte ist heute beendet; nur noch sehr wenige Interpreten ignorieren die Erkenntnisse der historisch informierten Aufführungspraxis für ihr eigenes Musizieren.


Auch wenn mit "Diese Debatte ist heute beendet" eine etwas andere Debatte gemeint ist als das was SirVival angesprochen hat, finde ich seine Argumente zu peinlich um darauf einzugehen.

Nur eines: Was ich mit Baßfundament meinte, ist wohl nicht klargeworden.
Problem bei den akkordischen Stellen (für nicht eingeweihte: 3 oder 4 Töne sollen gleichzeitig klingen, der Bogen kann aber immer nur 2 Saiten gleichzeitig anstreichen; durch geschicktes Hintereinanderspielen soll die Illusion von Mehrstimmigkeit erzeugt werden):

Das Einschwingen dauert bei den modernen Geigen v.a. wegen ihrer dickeren (=schwereren) Saiten merklich länger. Folglich hat der Spieler bei einem Akkord, der von unten nach oben arpeggiert wird, zwei Möglichkeiten:
1. langsamer zu arpeggieren, was in der Regel auch ein langsameres Grundtempo erzwingt, auf alle Fälle die Herausarbeitung der Stimmführung erschwert und viele Nichtgeiger (wie mich) auf die Dauer nervt, oder
2. schneller zu arpeggieren und dabei die schwächeren (weil nicht fertig eingeschwungenen) tiefen Töne in Kauf zu nehmen. Dies betrifft v.a. den untersten Ton = Baßlinie. qed.

Klingt kompliziert, aber wer in die genannten Hörbeispiele reinhört, versteht sofort was ich meine, trotz der miserablen Qualität der datenreduzierten Beispiele (insbesondere Kuijken).
Herzliche Einladung zum Probehören:

J. Fischer - Tempo di Borea
S. Kuijken - Tempo di Borea

Gruß, Khampan
Hüb'
Moderator
#35 erstellt: 07. Jul 2006, 07:08

Khampan schrieb:
@ Hüb
der Link funzt nicht, großes Orchester wäre aber ohnehin nicht so ganz das richtige Stichwort.

Habe den Link gefixt. Wenn ich mich recht erinnere, wird das Thema HIP im allgemeinen tangiert. Daher der Link.

Grüße

Frank
SirVival
Hat sich gelöscht
#36 erstellt: 07. Jul 2006, 09:35
Hi Khampan,

mag durchaus sein, dass die historische, besser historisierende Aufführungspraxis ihre Daseinsberechtigung hat. Zumindest ist hier vieles besser geworden, weil sich heute gut ausgebildete Instrumentalisten auf diesem Gebiet tummeln und diese Form des Musizierens schlussendlich dem Ruch instrumentalen Unvermögens(z.B. ungenaue Intonation bei den Geigen, ständig kieksende und falsche Töne produzierende Hornisten, um nur die Extreme zu nennen)entkommen konnte.

Bestes Beispiel für das jetzige exzellente instrumentale Können ist die erwähnte Aufnahme mit Rachel Podger. Aber dennoch, mit dem Klang dieser historischen Instrumente kann ich mich nicht anfreunden. Leider werde ich damit aber leben müssen, weil Musik meiner Lieblingskomponisten aus der Zeit, Rameau, Händel und Bach nur noch so aufgenommen wird.

Bachs Solosonaten auf der rezenten Violine wollen mir allerdings auch nicht so recht schmecken, aber davon kenne ich leider nun nicht alle: Heifetz hat sie mir zu romantisch ausgelegt, desgl. der auf demselben Pfade wandelnde Perlman. Die Sportivität in den virtuosen Teilen finde ich bei beiden völlig unangebracht und dem musikalischen Inhalt in keiner Weise angemessen. Der einst so hochgelobte Nathan Milstein fiedelt sie völlig unbeteiligt runter.

Als Interpretation im besten Sinne dessen, was Bach intendiert haben mag, empfinde ich diejenige von Viktor Pikaisen: Ruhige Tempi, keine Überbetonung des virtuosen Beiwerks. Genaueste Intonation. Hier hört man auch die Vorzüge der "modernisierten" Violine. Großer, tragender Ton, wohlklingendes Tonregister in allen Lagen. Ganz im Gegensatz zum Katzendarm der Barock- oder barockisierten Violine.

Aber, wie gesagt, mir geht es nicht darum, einen Streit für und wider die historisierende Aufführungspraxis vom Zaune zu brechen. Interessant ist es allemal, zu erfahren, wie Musik in früheren Zeiten geklungen haben mag. Dann erst kann man es sich so richtig auf seinem Sofa bequem machen, um dem Wohlklang modernen Instrumentariums zu lauschen

Grüße
Khampan
Ist häufiger hier
#37 erstellt: 07. Jul 2006, 10:09
Danke Hüb, für den Link.
Ja, die Diskussion in dem Thread geht tatsächlich in die gleiche Richtung.
Naturgemäß bleibt sie in einer nicht sehr erfolgversprechenden Geschmacksdebatte stecken. Um das zu vermeiden, habe ich mich hier auf einen rein technischen Aspekt beschränkt (nämlich das Problem der Ansprache), der tatsächlich für die Interpretation der Bach Solowerke mit entscheidend ist. Auf einer modernen Violine kann man die Stücke nicht so spielen, wie man sie zu Bachs Zeiten spielen konnte, allen vermeintlichen "Verbesserungen" des nachfolgenden Jahrhunderts zum Trotz.

Ob die heutigen Aufführungen auf Originalinstrumenten immer das gelbe vom Ei sind, ist ne andere Sache. Die Hersteller von Darmsaiten haben auch Jahrzehnte gebraucht, um altes, verschüttetes Know-how einigermaßen zu rekonstruieren. Mittlerweile hat die HIP-Fraktion aber eindeutig die Nase vorn. Selbst in den großen Orchestern ist inzwischen eine jüngere Generation nachgerückt, die massiv Einflüsse der HIP aufgenommen hat, ganz zu schweigen von den Dirigenten.

Wer noch den Barockaufnahmen mit Karl Richter, Ormandy, Stokowski etc. nachtrauert, kann diese Situation meinetwegen beklagen.
Hätte ich seinterzeit die Entwicklung vorausgeahnt, dann hätte ich Geige statt Klavier gelernt. Mir ging dieses gleichförmige breite Wischiwaschi-Barock schon immer auf den Geist, und warum man auf jedem Ton ein Vibrato braucht, hatte ich auch nie verstanden. Sorry.

Gruß, Khampan
ph.s.
Inventar
#38 erstellt: 04. Aug 2006, 10:50
Hallo,
wer sich mit den Solowerken für Violine von Bach beschäftigt könnte vielleicht als Vergleich oder um einzelne Stimmen besser herauszuhören, was ja bei der Violine nicht immer einfach ist, die Klaviertranskriptionen von Ignaz Friedmann (1882-1948) interessant finden. Ich höre sie manchmal gern, weil das Stimmengeflecht um einiges transparenter ist, wenn ich dann wieder die Originalinstrumentation höre, ist mir nachher oft einiges klarer!
Besonders gut gelungen sind imho die Partiten für Solo-Violine BWV 1006 und BWV 1005!

Gruß
Philipp
Don_Paolo
Neuling
#39 erstellt: 04. Aug 2006, 10:58
Wie findet Ihr die Aufnahme von Hillary Hahn? IHMO eine ganz großartige Interpretation. Schade, dass es keine Gesamtaufnahme gibt.

Gruß

Paul
Haltepunkt
Inventar
#40 erstellt: 04. Aug 2006, 12:26
@ph.s.

Als ich H.Grimaud die Chaconne in der Transkription von F. Busoni spielen hörte, hatte ich den gegenteiligen Eindruck, nämlich dass das weniger transparent als auf der Violine klang. Kann aber auch an der Interpretation gelegen haben

Ich bin dennoch für Deinen Tipp dankbar und versuche an die Aufnahmen ranzukommen, denn als musikalischer Laie bleibt mir nicht viel anderes übrig, als mir kompositorische Strukturen zu erhören.

Grüße
Martin
ph.s.
Inventar
#41 erstellt: 08. Aug 2006, 22:29
Hallo!


Haltepunkt schrieb:
Als ich H.Grimaud die Chaconne in der Transkription von F. Busoni spielen hörte, hatte ich den gegenteiligen Eindruck, nämlich dass das weniger transparent als auf der Violine klang. Kann aber auch an der Interpretation gelegen haben


Ich habe mit den Busoni-Transkriptionen was Polyphonie betrifft auch Schwierigkeiten, obwohl er sicherlich der bekannteste "Transkriptor" für Bach ist, bei dem es ja in der Regel sehr auf die Mehrstimmigkeit ankommt. Allgemein kann ich bei Klaviertranskriptionen manchmal wahrscheinlich deshalb mehr als bei den Originalinstrumentationen heraushören, weil ich das Klavier sehr gut kenne bzw selber schon lange Zeit spiele.
Fräulein Grimaud habe ich noch nie Bach spielen hören, aber es kann durchaus sein, dass das Gebiet nicht gerade ihre Stärke ist, wie so manches.... Dieses eventuelle Manko könnte dann auch noch seinen Teil dazu beigetragen haben.



Haltepunkt schrieb:
Ich bin dennoch für Deinen Tipp dankbar und versuche an die Aufnahmen ranzukommen, denn als musikalischer Laie bleibt mir nicht viel anderes übrig, als mir kompositorische Strukturen zu erhören.



Das ist ja auch der Ideal-Fall! Man soll die Struktur des Stückes ja erhören können und um Klarheit zu erlangen, sich nicht durch Partituren wälzen müssen. Sicherlich ist es sehr hilfreich durch den Notentext auf alles aufmerksam gemacht zu werden. Aber primär sollte man zu hören versuchen!


Gruß
Philipp


[Beitrag von ph.s. am 08. Aug 2006, 22:31 bearbeitet]
rossom
Hat sich gelöscht
#42 erstellt: 07. Sep 2007, 17:56
Die interpretatorisch schlüssigste Aufnahme, die ich kenne, ist die von Henryk Szering, in den 60iger Jahrenfür DG (soweit bekannt erst inMono, dann in Stereo)aufgenommen. Die von Pikaisen kenne ich nicht. Soweit ich das recherchieren konnte, gibt es die nicht auf CD.

Survival, würdest du noch eine hausgemachte rausrücken (gegen Kostenübernahme versteht sich)?
SirVival
Hat sich gelöscht
#43 erstellt: 12. Sep 2007, 15:34
Hi rossom,

kein Problem. Werde aber jetzt erstmal bis Anfang Oktober urlauben, dann melde ich mich wieder.

Grüße
leifislive
Ist häufiger hier
#44 erstellt: 02. Okt 2007, 16:45
Ich bin gegenwärtig auch auf der Suche nach einer Partiten Gesamteinspielung... bisher unschlüssig.

Mich hat die Interpretation von Christoph Poppen im Rahmen der Morimur CD von ECM auf Anhieb ergriffen und wahrlich umgehauen... aber ich bin auch persönlich Anhänger der "historischereren Gangart" (um mal Wortgefechte zu umgehen). Sehr schade, dass nur die d-moll dabei ist.

Hahn, naja. Ich fand die d-moll mit ihr auch toll, bevor ich ein Barockcello zum ersten Mal zwischen meinen Beinen hatte... Natürlich ist sie eine technisch und auch musikalisch sehr gute Geigerin; ihr mag Bach persönlich viel bedeuten, aber mir fehlt in ihrem Spiel bei Bach die Energie, die Brillanz, der Witz, das tänzerische Leichtigkeit, die schlichte Erhabenheit und unpathetische Schönheit (die mir bei vielen "modernen" Geigern einfach fehlt)


Beste Grüße

Leif
Joachim49
Inventar
#45 erstellt: 02. Okt 2007, 17:27

leifislive schrieb:
Ich bin gegenwärtig auch auf der Suche nach einer Partiten Gesamteinspielung... bisher unschlüssig.
Leif


Ich fürchte, wenn wir jetzt alle Empfehlungen geben, dass dann die Unschlüssigkeit noch grösser wird. Trotzdem:

Julia Fischer: sie ist mit diesen Stücken seit Ihrer Kindheit verwachsen, - sie sind ein Stück von ihr.
Thomas Zehetmaiee: er hat die Stücke mit Harnoncourt erarbeitet, aber spielt sie, wie Julia Fischer, auf einem modernen Instrument. Das Resultat ist umstritten, was kein schlechtes Zeichen sein muss. Am Besten vielleicht mal 30 Sekunden reinhören bei amazon.
Freundliche Grüsse
Joachim
-Biko-
Neuling
#46 erstellt: 14. Mai 2011, 23:39
was haltet ihr von der Einspielung von Isabell Faust aus dem Jahr 2010?
MBurock
Stammgast
#47 erstellt: 10. Jun 2011, 16:50

SirVival schrieb:
Hi,

meine bevorzugte Aufnahme der Bachschen Solo-Sonaten und -Partiten ist (wie auch Haltepunkt) die mit Itzhak Perlman. Manche mögen sie als zu glatt empfinden, ich persönlich meine, daß sich in der Leichtigkeit seiner Interpretation nur die souveräne Beherrschung der Geigentechnik widerspiegelt. Schön auch deshalb, weil er sich völlig jedweder agogischer Mätzchen enthält. Dadurch kommt Musik zustande und nicht nur Bogen-Kratzen durch technisches Unvermögen (absolutes Negativbeispiel Yehudi Menuhin), dem Kritiker gern als dem Erschließen interpretatorischen Neulands huldigen.

Sehr schön soll auch die Aufnahme mit Viktor Pikaisen sein, einem Oistrach-Schüler. Ich habe sie gestern geschenkt bekommen. Muss sie nur noch einer Waschung auf meiner NG unterziehen, bevor ich mir ein Urteil über die Qualität der Interpretation machen kann.

Gruß


Ist jetzt mal gar nicht meines. Perlman vibriert so ziemlich alle Bach Solososnaten kaputt. Er spielt sie fast wie romantische Werke. Und Intonation ist auch nicht unbedingt seine Stärke.
Heifetz ist mir etwas zu "brutal", der Bogen liegt bei ihm einfach extrem nah am Steg, auch das ist nicht unbedingt das, was ich unter Barock verstehe.
Moderne Aufnahmen kenne ich auch wenige gute, Hilary Hahn hat eine durchaus interessante Einspielung gemacht. Julia Fischer finde ich einfach flach.
Menuhin gilt ja eigentlich als sehr bekannter Bachinterpret, irgendetwas fehlt mir da aber auch.
Meine Lieblingseinspielung sind wohl die von David Oistrakh.
Fast vergessen, Mutter, naja, schon eher etwas Barock, hier fehlt mir eher eine persönliche Note.
Ich habe mal eine Barocke einspielung einer Künstlerin gehört, tiefer gestimmt, wie es Bach damals auch hatte, die war wirklich klasse, leider kann ich diese nicht wieder finden und ich habe den Namen der Künstlerin vergessen :((
Isabell Faust interpretiert auch eher modern, manchmal etwas flott, aber das kann man durchaus hören. Man muss allerdings offen an diese Einspielung herangehen und nicht darauf warten, dass man das hört, was man nach Bach erwarten würde. Ein paar Mal geht sie auch ein wenig hart mit dem Bogen um, so dass die Saiten einen winzigen Moment in die Obertönbe rutschen, aber nicht so wie beispielsweiße ein Kennedy, dem das ständig passiert. Bei ihr geht das noch als Stilmittel durch.

Achso, natürlich alles nur meine persönliche Meinungen, sie haben und können keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben.

Grüße MBurock


Edit: Ein bisschen chaotische geworden. Menuhin ist natürlich genauso wenig eine moderne Aufnahme wie Oistrakh.


[Beitrag von MBurock am 10. Jun 2011, 16:53 bearbeitet]
*renrew*
Ist häufiger hier
#48 erstellt: 10. Jun 2011, 18:28
Hallo Bach-Partiten-Liebhaber,

Da hätte ich noch einen heißen Tipp. Einesteils bin ich erstaunt, daß der Name bisher offenbar noch nicht gefallen ist, andererseits weiß ich, daß dieser großartige Geiger viel zu Unrecht zu schnell in Vergessenheit geriet: Ich spreche von BRONISLAW GIMPEL, dem feurigem polnischen Geiger jüdischer Herkunft, 1911 in Lemberg geboren und 1979 in Los Angeles gestorben, Schüler von Carl Flesch, Gewinner des Henryk Wieniawski-Wettbewerbs 1935, der dann 1937 in die USA fliehen mußte, dort sich vor allem auch als hervorragender Kammermusiker einen sehr guten Namen machte, auch im Verein mit seinem Bruder, den hoch angesehenen Pianisten Jakob Gimpel. Bronislaw Gimpel's Spiel wurde neben Temperament, natürlicher Technik auf hohem Niveau, viel Charme in seinem Spiel bescheinigt. 1926 war er übrigens sogar eingeladen worden, auf Paganinis ehemaliger Guaneri "del Gesù" zu spielen.
Ich kann nur empfehlen, z. B. einmal seine Interpretation der 3. Sonate von Bach, BWV 1005 anzuhören, dann wünscht man sich, von diesem großen Geiger noch viel mehr zu hören.
Ich besitze in sener Interpretation auch das Violinkonzert von Beethoven und der beiden Violinromanzen, in einer Aufnahme mit den Bamberger Symphonikern unter HEINRICH HOLLREISER, eine ebenfalls wunderbare Aufnahme, die auch geigerisch keine Wünsche offen läßt. Ich bin sicher, daß man auch heute noch einige Aufnahmen mit Gimpel auf dem Markt finden kann.

Gruß
Werner
flutedevoix
Stammgast
#49 erstellt: 11. Jun 2011, 11:02

Ich habe mal eine Barocke einspielung einer Künstlerin gehört, tiefer gestimmt, wie es Bach damals auch hatte, die war wirklich klasse, leider kann ich diese nicht wieder finden und ich habe den Namen der Künstlerin vergessen (


Ich denke da kommen vor allem zwei Einspielungen in Frage.
Ganz ausgezeichnet in interpretatorischer und klanglicher Hinsicht ist die Aufnahme Rachel Podgers. Sie nähert sich den Werken mit Großer Artikulationsbandbreite und einer agogischen Freihet, die aber in keiner Weise gegen die Werke arbeitet, sondern immer aus der Komposition heraus erarbeitet ist.
jpc.de


Auch die Aufnahmen von Lucy van Dael bei Naxos sind ausgesprochen hörenswert. Sie nimmt sich nicht ganz so viele agogische Nuancen, ihr Spiel könnte man vielleicht eine Spur motorischer nennen. Aber auch sie arbeitet den Charakter und der Affektgehalt der einzelnen Sätze differenziert und Musikalisch überaus überzeugend heraus. Reinklamglich ist diese Aufnahme allerdings nicht auf dem Niveau der ersten anzusiedeln
jpc.de
jpc.de


[Beitrag von flutedevoix am 11. Jun 2011, 11:11 bearbeitet]
MBurock
Stammgast
#50 erstellt: 11. Jun 2011, 14:19
Ja ja ja!
Rachel Podger, das war sie. Vielen, vielen Dank!
Dann geh ich gleich mal zum CD-Laden.

Gruß MBurock
MBurock
Stammgast
#51 erstellt: 13. Jul 2011, 11:30
So, bin nun seit 2 Wochen Besitzer der Pochers-Aufnahme. Wirklich eine sehg gute Aufnahme, auch wenn die Barocke Stimmung vielleicht nicht direkt nach einer anderen Aufnahme gehört werden sollte.
Bei dieser Aufnahme hat man an manchen Stellen das Gefühl Töne in den Sonaten und Partiten zu entdecken, die man dort bisher nicht gehört hat. Und der leichte Barockbogen, der sehr schöne Sautillés ermöglicht, tut der Aufnahme wirklich gut. Ich muss mich vor dieser Frau verneigen, sauber, akurat, musikalisch, eigen, was will man mehr? Die von flutedevoix bereits erwähnten Tempiänderungen sind auch sehr gelungen, wirken natürlich und ermöglichen es einem sich zu sammeln, ohne den Fluss zu nehmen.

Ein wahrer Genuss, den man sich nicht entgehen lassen sollte!


[Beitrag von MBurock am 13. Jul 2011, 11:31 bearbeitet]
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