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Bruckner, Anton: Aufnahmen

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Autor
Beitrag
Kreisler_jun.
Inventar
#52 erstellt: 12. Dez 2005, 20:45

vanrolf schrieb:
Kreisler_jun. schrieb:

In der Tat ist Bruckners 4. die, die ich am wenigsten mag (eigentlich schätze ich nur den 2. Satz), mir ist ziemlich unklar, warum das eine seiner beliebtesten Sinfonien zu sein scheint;


ich möchte wirklich niemandem seine Freude an der No. 4 vergällen, aber offen gestanden geht es mir da ähnlich. Es heißt immer, die Symphonie No. 4 sei Bruckners beliebteste, warum das so sein soll, ist mir jedoch schleierhaft (abgesehen von Satz 2, der mir auch sehr gut gefällt). Im ersten und in den beiden letzten Sätzen finde ich zu vieles, was mir schon fast belanglos und wie Füllmaterial vorkommt, und das Hörnermotiv - egal ob im ersten oder dritten Satz - kann ich ehrlich gesagt auch nicht mehr hören. Zuerst dachte
Mit der No. 3 habe ich teils ähnliche Probleme, so "richtig los" geht Bruckner für mich erst ab der No. 5.


Die 3. ist eine meiner Lieblingssinfonien Bruckners (Urfassungen sind mir jedoch unbekannt)
Ich glaube aber gerade dem Hörnerklang in diesen Sätzen hat das Werk seine zwischenzeitliche Beliebtheit zu verdanken und vielleicht der Schubert-Nähe im 2. Satz.
Lt. Konzertführern waren noch in den 60er die 4. und 7. mit großem Abstand die am häufigsten aufgeführten und beliebtesten Bruckner-Sinfonien. 7 und 9 sind wohl meine Favoriten, 8 und 5 sind mir teils etwas zu aufgeblasen, 3 und 6 mag ich sehr trotz einiger Schwächen (Finali! Da ist m.E. nur die 7. völlig überzeugend; 5 und erfurchtsgebietend, aber doch irgendwie unbalanciert).



Aufnahmen, die ich klanglich und vom Dirigat her empfehlen würde, sind die Einspielung unter Klemperer (Nowak-Ed., EMI, 1964) sowie die Tintner-Aufnahme (Haas-Ed., Naxos). Ich werde aber noch einen weiteren Versuch machen und demnächst der vielgepriesenen Böhm-Aufnahme von 1973 (Decca) noch eine Chance geben.


Falls ich mal wieder Neigung verspüren sollte, tendiere ich auch zu Klemperer (wenn da nur nicht schon wieder das Siegfried-Idyll mit drauf wäre...). Gibt es eine mit Schuricht? Die angeblich irgendwie alternative Harnoncourt-Aufnahme hats bei mir jedenfalls auch nicht gebracht und wie gesagt gefällt mir die Urfassung noch weniger.

viele Grüße

JR
Martin2
Inventar
#53 erstellt: 13. Dez 2005, 00:25
Also ich mag alle Brucknersinfonien und möchte keine missen.

Und die vierte ist, wie ich finde, wirklich ein schönes Werk. Der Beginn des ersten Satzes ist doch höchst eindrucksvoll und wunderschön.

Nun muß ich allerdings sagen:

1. Höre ich nicht sehr analytisch
2. Bemühe ich mich, Dinge, die ich sehr gerne höre, auch wirklich selten zu hören. Wenn Kreisler Junior sagt, er könne das Hornmotiv aus der 4. schon nicht mehr hören, so ist das ein Argument, das auf alle Musik anwendbar ist, die man zu oft gehört hat.

Wie auch immer: Ich habe unter den Brucknersinfonien keine Favoriten und finde sie alle wunderschön. Ich habe auch keine Lust, Bruckner "kritisch" zu hören, was man sicher kann, sondern lasse mich einfach in das Brucknersche musikalische Universum hineinziehen.

Ich habe Bruckner immer mit großer Begeisterung gehört, und kann das Urteil Kreisler Juniors über die 5. und 8. als "etwas zu aufgeblasen" nicht recht nachvollziehen. Man mag Bruckner kritisieren wie man jeden anderen der "ganz großen" ( und zu denen gehört Bruckner nun mal) auch kritisieren kann. Jedoch ist die Bezeichnung von Bruckner als "aufgeblasen" meines Erachtens einfach fehlorientiert. Bruckners Sinfonik hat immer einen "langen Atem", hat gewisse Phasen der "Einschwingung", der über eine lange Strecke gehenden Steigerungen, die dann manchmal auch versanden, aber das ist alles Teil der Brucknerschen Ästhetik. Das "weit ausholende" ist Teil einer ästhetischen Konzeption, die auch mal kritisierbar sein kann, keinesfalls aber in der Art, daß Bruckner nun jemand sei, der damit protzen wolle, daß er sehr lange Sinfonien zu schreiben in der Lage sei. "Füllsel" gibt es bei Bruckner nicht, allerdings sehr wohl das Phämomen der "Steigerung durch Wiederholung" manchmal auch zugegebenermaßen einfacher, aber sehr Brucknerscher Motive. Dem kann man dann etwas abgewinnen oder auch nicht.

Ich will mich nicht auf den Standpunkt eines kritiklosen Brucknerianers stellen, aber angesichts der Begeisterung, die diese Sinfonien bei mir ausgelöst haben, bin ich dann doch sehr vorsichtig mit Kritik. Vor allem kann man Bruckner denke ich immer nur von Bruckner aus kritisieren, nie vom Standpunkt anderer Musik.

Gruß Martin
teleton
Inventar
#54 erstellt: 13. Dez 2005, 10:32
Hallo Brucknerianer,

zuerst möchte ich martin2 zustimmen:


Also ich mag alle Brucknersinfonien und möchte keine missen.


Diesen Satz kann ich gar nicht unterstützen und nachvollziehen:


so "richtig los" geht Bruckner für mich erst ab der No. 5.


Als ich in den 70er-Jahren mit der Jochum - DG - Aufnahme in die Bruckner-Welt eingestiegen bin haben mir wegen der jugendlichen Frische und dem Feuer die Sinfonien Nr.1 und 2 sofort bestens gefallen. Und wenn ich heute die Solti- und Karajan-Aufnahme höre, dann sind da noch mal Welten zwischen diesen Interpretationen, die den frühen Bruckner noch hörenswerter machen.

Die Sinfonie Nr.3 ist eines der größten und gigantischten Sinfonien überhaupt. Mit dieser Sinfonie habe ich mich intensiv auseinandergesetzt - auch mit der Urfassung in der TOP-Aufnahme Inbal / Frankfurter RSO auf Teldec. Zuvor hatte ich die Urfassung mit Tintner auf NAXOS, die mir gar nicht liegt, weil viiiiiiiiiiiiiiel zu langgezogen und das Orchester scheint dem Dirigenten nicht folgen zu können. Dazu gibt es einen Extra-Thread !
Urfassung hin oder her, die ist schon sehr interessant zu hören, aber da die Sinfonie Nr.3 (bei mir) in den gestraffteren späteren Fassungen von Haas ebensogut und zeitlich attraktiver ankommt, höre ich diese auch gerne in den Aufnahmen mit Karajan und Solti, der traumhafte Blechbläser und das nötige Brio bietet.

@ Hallo vanrolf,
bin mal gespannt, was Dir Deine Hörsitzungen mit den von Dir vorgestellten Aufnahmen bringen. Ich denke Bruckner: Sinfonie Nr.4 hat es übrhaupt nicht nötig eine Chance zu bekommen, die ist chancenlos TOP.
Ich denke mit Klemperer und Böhm hast Du eine gute Wahl getroffen; Tintner kannst Du IMO abhaken, da hätte selbst meine hochgeschätzte Sinfonie Nr.4 bei mir auch keine Chance - dieses langezogene Tintener-Gewusel, ohne Pepp und Feuer kann mich gar nicht aufwühlen.
Ich weiss das ich da bei einigen ins Fettnäpfchen trete, aber dise langweilige Naxos-Tintener-Gefühlswelt liegt mir einfach nicht, da spüre ich nichts nur leere.
Kreisler_jun.
Inventar
#55 erstellt: 13. Dez 2005, 20:49

Martin2 schrieb:

Und die vierte ist, wie ich finde, wirklich ein schönes Werk. Der Beginn des ersten Satzes ist doch höchst eindrucksvoll und wunderschön.


Der Beginn ja, aber es folgt ja noch ca. eine Stunde mehr
Ich glaube Vanrolf (und jedenfalls mir) geht es eher darum, dass wir uns über die große Beliebtheit des Werks gegenüber den anderen Brucknersinfonien wundern.



1. Höre ich nicht sehr analytisch
2. Bemühe ich mich, Dinge, die ich sehr gerne höre, auch wirklich selten zu hören. Wenn Kreisler Junior sagt, er könne das Hornmotiv aus der 4. schon nicht mehr hören, so ist das ein Argument, das auf alle Musik anwendbar ist, die man zu oft gehört hat.


Nö. Vielleicht auf fast alle. Aber ich habe Beethovens 5. vermutlich 100mal so oft gehört wie Bruckners 4. und bin ihr nicht überdrüssig; letztere habe ich dafür längst nicht oft genug gehört, das Scherzo mochte ich von Anfang an nicht besonders: es verkörpert alles, was ich an Bruckner nicht mag: ewige Wiederholungen simpler Motive bzw. Phrasen (am besten in dröhnendem Blech).
Dinge, die ich gerne höre, höre ich oft (macht im Gegensatz zu Dingen, die man gerne ißt, nicht dick... :D)
Was "analytisch" betrifft: Ich muß mich ja analytisch zusammenreißen, um überhaupt nochmal z.B eine Erstfassung von Bruckners 4. zu hören, würde ich "nach Bauchgefühl" hören, würde ich das Stück erstmal gar nicht hören, auch keine Urfassungen u.ä.



Ich habe Bruckner immer mit großer Begeisterung gehört, und kann das Urteil Kreisler Juniors über die 5. und 8. als "etwas zu aufgeblasen" nicht recht nachvollziehen. Man mag Bruckner kritisieren wie man jeden anderen der "ganz großen" ( und zu denen gehört Bruckner nun mal) auch kritisieren kann. Jedoch ist die Bezeichnung von Bruckner als "aufgeblasen" meines Erachtens einfach fehlorientiert.


"aufgeblasen" ist vielleicht etwas übertrieben gewesen. Sagen wir mals so: Bruckner hat ein "Finaleproblem" (haben fast alle Sinfoniker nach Beethoven). Seine Lösung in 5 (mit sehr direkten Anspielungen auf Beethovens 9., z.B. die Zitate) und 8 ist eine extreme Monumentalisierung: Das Finale wird zum längsten und gewichtigstens Satz, zur Krönung, quasi Beethovens 9. ohne Chor. Das ist ihm gewiß in diesen beiden Stücken konsequent gelungen. resultiert für mich aber in teils argem Bombast (und stellt mich auf Geduldsproben). Ich schätze die beiden Sinfonien dennoch sehr, bevorzuge aber 9 (weil gar kein Finale :D) und 7, weil ihm hier ein wunderbar klarer und (für Bruckner) knapper Satz, der dennoch einen würdigen Abschluß bietet, gelungen ist. In 3,4,6 fällt das Finale m.E deutlich gegenüber den vorhergehenden Sätzen ab, statt Höhepunkt unmotivierte Wiederholungen und Langeweile (überspitzt gesagt) (zu 00-2 kann ich nichts sagen, die kenne ich nicht oder zu schlecht)
Das ist BTW eine Kritik, die man bei Bruckner sehr leicht belegen kann, während das Analoge bei Beethoven oder auch Brahms sehr schwer fallen würde. Die relativ starke Ähnlichkeit vieler seiner Sätze untereinander, der Motive, der häufigen Wiederholungen usw. sind schwer zu bestreiten. Nur stören sie den Bruckner-Liebhaber halt nicht, was ja auch o.k. ist.



Vor allem kann man Bruckner denke ich immer nur von Bruckner aus kritisieren, nie vom Standpunkt anderer Musik.


Das wage ich zwar zu bezweifeln (s.o.) soll das nur für Bruckner oder für jede andere Musik gelten, warum?, aber egal, denn Vanrolf und ich bezogen uns ja hauptsächlich auf Bruckner 4 (u.a.) gegenüber z.B. Bruckner 5 oder 7, versuchten die Kritik also schon "intern", von seinen anderen Werken her zu motivieren.

viele Grüße

JK jr.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 13. Dez 2005, 20:53 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#56 erstellt: 14. Dez 2005, 00:28
Hallo zusammen,

Martin2 schrieb:

Und die vierte ist, wie ich finde, wirklich ein schönes Werk. Der Beginn des ersten Satzes ist doch höchst eindrucksvoll und wunderschön.


Das ist eine Ansicht, die ich respektiere. Nur teile ich sie nicht. Ich habe die Wirkung einzelner Bruckner-Werke auf mich persönlich beschrieben, und da ist - jedenfalls im Moment - dieses von Deinem Eindruck und dem Eindruck anderer abweichende Ergebnis bei rausgekommen.


Bemühe ich mich, Dinge, die ich sehr gerne höre, auch wirklich selten zu hören. Wenn Kreisler Junior sagt, er könne das Hornmotiv aus der 4. schon nicht mehr hören, so ist das ein Argument, das auf alle Musik anwendbar ist, die man zu oft gehört hat.


Da möchte ich widersprechen, denn erstens höre ich Musik, die mir gefällt, im Gegenteil eher häufiger als andere (woher weiß ich sonst, daß sie mir gefällt?), und zweitens habe ich in meiner "Laufbahn" als Hörer (ich kaufe mir bewußt seit über 30 Jahren Musik-Tonträger) die Erfahrung gemacht, daß ich mich an Musik, die die nötige Substanz besitzt oder die mich ganz einfach nur anspricht, nicht so leicht "tothöre" sondern daß sie im Gegenteil weiter im Kopf "wächst". Bei Bruckner 5,6,7 und 9 ist das für mich ganz definitiv so, zumindest bei der 4 aber nunmal nicht. Kreisler_jun.'s Bemerkung zu Beethoven 5 trifft genau den Punkt, genau so ist es. Daß man sich durch bewußte Enthaltsamkeit den Reiz einer Komposition erhalten kann, ist zwar ein interessanter Gedanke, ich finde aber, daß es bei komplexen Werken wie denen Bruckners (und erst recht bei der vielen Musik, die nach ihm kam) dadurch eher schwieriger wird, sie zu erfassen. Bevor aber jetzt der Eindruck entsteht, ich sei ein rein "analytischer" Hörer, möchte ich betonen, daß das nicht zutrifft. Das emotionale Erlebnis ist mir dabei genauso wichtig, allerdings intensiviert sich das bei mir eher, wenn ich ein Werk genauer kenne.


Wie auch immer: Ich habe unter den Brucknersinfonien keine Favoriten und finde sie alle wunderschön. Ich habe auch keine Lust, Bruckner "kritisch" zu hören, was man sicher kann, sondern lasse mich einfach in das Brucknersche musikalische Universum hineinziehen.


Ich halte ich es für normal, daß sich bei häufigem Hören immer mehr herauskristallisiert, welche Kompositionen oder Teile davon für einen eine wichtigere Rolle einnehmen als andere, daher finde ich nichts dabei, irgendwann eine persönliche Rangfolge zu erstellen, nach der - wie gesagt, zum jetzigen Zeitpunkt - Die Symphonien ab der 5 mir mehr zusagen als die davor. Zugegeben, die 3 habe ich auch nur in wenigen Ausgaben und auch nicht so oft gehört wie die 4, da muß ich sicher noch was nachholen, und mein Eindruck könnte sich da auch noch ändern.

teleton schrieb:

Die Sinfonie Nr.3 ist eines der größten und gigantischten Sinfonien überhaupt. Mit dieser Sinfonie habe ich mich intensiv auseinandergesetzt - auch mit der Urfassung in der TOP-Aufnahme Inbal / Frankfurter RSO auf Teldec.


Tja, und genau diese von Inbal habe ich vor kurzem endgültig ebay überlassen, weil ich mir sicher bin, sie vermutlich nie mehr zu hören. Ausschlaggebend war dabei für mich aber eher die Interpretation, die ich als sehr kühl empfand. Deutlich angenehmer in Erinnerung habe ich z.B. Szell/Cleveland (1966).

Gruß Rolf
Martin2
Inventar
#57 erstellt: 14. Dez 2005, 02:24
Das mit dem seltenen Hören von Musik, die einem gefällt, möchte ich doch in einer gewissen Hinsicht präzisieren. Ich denke, wenn man ein Werk kennenlernt, das einem sehr gefällt, ist es etwas völlig normales, daß man es häufiger hört. Ich habe in meiner Jugend die Sinfonien von Brahms, Bruckner und Mahler bis zum Abwinken gehört.

Dann aber kommt der Zeitpunkt, daß Du ein Werk halt kennst und dann empfinde ich es als etwas völlig normales, gewisse Werke auch in längeren Abständen zu hören, um sich eine gewisse Frische zu erhalten.

Bruckners 4. habe ich heute mal wieder gehört ( mit Tintner) und ich finde sie toll. Daß das Werk eines der populärsten der Brucknerschen Sinfonien ist, verwundert mich überhaupt nicht. Ich fand auch das Finale großartig, gerade die Fähigkeit Bruckners, echte Finales zu schreiben und nicht einen "lustigen Kehrhaus" oder ein "durch Nacht zum Licht" oder etwas in der Art ist unbedingt bewundernswert. Möglich, daß man daran auch etwas kritisieren kann, aber bevor man Bruckner kritisiert, sollte man erst einmal seine Großartigkeit ( auch die seiner Finales) zu würdigen wissen. Von einem solchen Standpunkt aus schreibt etwa Robert Simpson.

Mir ist es jedenfalls sehr oft bei anderen Komponisten so gegangen, daß, wenn ich ein Finale gehört habe, dann zu mir gesagt habe: Das ist ja alles sehr schön, passend, formal gelungen und geradezu perfekt, aber irgendwie doch nicht ambitioniert genug, hat irgendwie eine "Leichtigkeit", die den vorhergehenenden Sätzen nicht angemessen ist. Diesen Eindruck hatte ich bei Bruckner nie.

Und sicher ist es auch richtig, daß sich Bruckner von seinen sinfonischen Anfängen her( etwa der F Moll Sinfonie, der Doppelnull, die gar nicht mal so schlecht ist) auch entwickelt hat. Die früheren Sinfonien 1 - 4 haben aber auch unbedingt ihre Qualitäten, die 1. Sinfonie ist toll, die 2. Sinfonie, wenn auch nicht gerade besonders dramatisch (der eine oder andere wird sie langweilig finden), doch gerade deshalb ein ausgesprochen schönes Werk, die 3. sicher problematisch ( schon von den Fassungen her), aber eine großartige Konzeption, und die 4. einfach schön und nicht zu unrecht populär ( natürlich hat das Scherzo der vierten nun ganz andere Qualitäten als das totentanzähnliche der 9., aber warum sollte ich bei so verschiedenartigen Qualitäten die beiden gegeneinander ausspielen?)

Du kannst bei Gustav Mahler dieselbe Rechnung aufmachen und im Grunde nur noch das Lied von der Erde, die 9. oder sogar die 10. ( die es natürlich so gar nicht gibt) gelten lassen. Das wäre genauso unsinnig, aber solche Dinge habe ich auch schon gelesen.

Und gerade Bruckner war nun jemand, der sich auf dem Weg zum Sinfoniker endlos herangetastet hat, dann noch zwei Probesinfonien abgeliefert hat ( 0 und 00), dann auch schon recht alt war, als er die 1. komponierte ( ich glaube 43 oder so). Zu diesen "frühen" Sinfonien ( 1 -4), die in Wahrheit schon recht späte waren, hat er aber immer gestanden und ich wüßte auch nicht, was es da großartig zu mäkeln gäbe.

Gruß Martin
teleton
Inventar
#58 erstellt: 14. Dez 2005, 11:03
Hallo vanrolf,

Du hast IMO eine der besten Aufnahme der Bruckner: Sinfonie Nr.3 Urfassung über EBAY verkauft, weil Du diese im Moment als zu kühl empfindest. Diese Sichtweise kann sich aber ändern und besonders bei einer Fassung, von der es nicht gerade viele Aufnahmen gibt. Von den späteren geraffteren Fassungen, die ich im Endeffekt auch bevorzuge, da nicht so zeitintensiv, gibt es eine Menge Vergleichsmöglichkeiten zu denen auch Deine TOP-Szell-Aufnahme gehört (das ist nicht die Urfassung mit Szell). Ich halte Dein Verkauf für einen Fehler, denn verdient hast Du dabei nicht viel (kostet ohnehin nur max.10,-€).


Hallo Martin2,

kannst Du mir erklären, was Du an den Tintner-Aufnahmen der Bruckner-Sinfonien findest ? Kennst Du andere Aufnahmen und welche ?
Aus anderen Thread´s weiss ich, dass Du gerne zu NAXOS greifst, auch eine Kostnfrage. Sicher - da gibt es eine ganze Menge Naxos-CD´s die Spitze sind (besonders mit dem Dirigenten Batiz), aber in letzter Zeit sind meine Naxos-Käufe nur Mittelmaß und die Klangqualität ebenfalls - da fehlt das, was Decca; EMI und DG bieten.

Zur Sinfonie Nr.2 schreibst Du:

2. Sinfonie, wenn auch nicht gerade besonders dramatisch (der eine oder andere wird sie langweilig finden), doch gerade deshalb ein ausgesprochen schönes Werk

Aus diesem Satz geht für meine Empfindung hervor, dass Du von dem Werk die falsche Aufnahme hast - etwa Tintner
Höre Dir mal Karajan (DG) oder Solti (DEcca)an, bei Beiden kann von fehlender Dramatik oder Langeweile keine Rede sein.
Martin2
Inventar
#59 erstellt: 14. Dez 2005, 22:53
Lieber Teleton,

natürlich ist der Tintner langsam, aber ich finde ihn sehr gut. Er hat ja auch im übrigen auch, gerade für die frühen Sinfonien, Preise ohne Ende abgeräumt, gerade die 2. hat wohl alle Preise gewonnen, alle Höchstwertungen in Classikguides erreicht, die da waren. Natürlich bin ich trotzem immer auch gerne bereit, meine Hörgewohnheiten zu überprüfen. Ich kenne den Bruckner von Solti nicht, habe auch ehrlich gesagt noch nicht viel gutes über ihn gelesen. Immerhin, der Penguins Guide erwähnt seine 2. als "etwas schnell", "Soltiliebhaber aber brauchen nicht zu zögern". Aber ein Soltiliebhaber bin ich nicht, wenn auch kein Gegner.

Mag schon sein, daß die 2. und 3. mit Tintner die Geduld ein wenig herausfordern, das ist für mich aber noch kein Einwand. Die Bereitschaft, sich auf einen langsameren Puls einzustellen, gehört bei Bruckner schon dazu, und ich finde eigentlich nicht, daß Tintner hier wirklich übertreibt, wie ich bei Celibidache es doch etwas vermute ( ohne ihn zu kennen). Er geht schon ziemlich an die Grenze, das stimmt, überschreitet sie aber nicht. Viele Brucknerliebhaber finden sie deshalb wunderschön.

Ich habe außer dem Tintner früher halt noch LPs gehabt, Neumann für die 1., Haitink für die 2., Jochum für die 3. . Jochum hat mir nicht gefallen, Haitink und Neumann aber sehr gut.

Klar sind die Naxosaufnahmen billig, genießen aber einen sehr guten Ruf. Karajan und Solti reizen mich nicht sonderlich, Wand, Haitink und Skrowachewski dann schon eher.

Jedenfalls freue mich sehr auf die Emi-, jetzt Brilliantaufnahmen mit Jochum ( die mich früher sicher auch mal gereizt hätten, mir aber immer zu teuer waren, zumal ich einiges aus dem ersten Zyklus schon habe).

Gruß Martin
vanrolf
Inventar
#60 erstellt: 14. Dez 2005, 23:54
Hallo,

von Tintner halte ich die 7 für ganz ausgezeichnet. Skrowaczewskis gesamter Zyklus ist von Brilliant ebenfalls angekündigt worden, den werde ich mir sicher zulegen, da ich daraus ebenfalls die 7, dann noch die 0, 1 und 4 habe und alle für überragend dirigiert halte. Meine eigentlichen "Favoriten" 5 - 9 hätte ich mir sowieso irgendwann noch von ihm besorgt, daher dürfte sich diese kommende Gesamtausgabe für mich lohnen.

Gruß Rolf
Hüb'
Moderator
#61 erstellt: 15. Dez 2005, 08:49

vanrolf schrieb:
Skrowaczewskis gesamter Zyklus ist von Brilliant ebenfalls angekündigt worden,(...)

War das nicht ein versehentlich entstandenes Gerücht, weil in der Brilliant/Jochum-Kassette die 0te mit Skrowaczewski enthalten ist?

Grüße

Frank
vanrolf
Inventar
#62 erstellt: 15. Dez 2005, 20:59
Hallo Frank,

jetzt doch nur ein Gerücht?
Schade wärs , habe nicht mitbekommen, daß sich das wieder geändert hat.
Jedenfalls hat Brilliant für diese "Nullte" von Oehms die Lizenz bekommen, wer weiß, vielleicht kriegen sie den Rest ja irgendwann auch noch (eine reine, hoffnungsvolle Spekulation, natürlich)...

Gruß Rolf
antiphysis
Stammgast
#63 erstellt: 15. Dez 2005, 22:01
Hüb' hat Recht; das Gerücht hatte ich aufgrund eines Lesefehlers bei 2001 in die Welt gesetzt.
Andererseits liegt eine Neu-Edition nahe - Oehms verramscht ja gerade die Einzel-CDs.
Geduld ist gefragt!

Grüße
s.bummer
Hat sich gelöscht
#64 erstellt: 16. Dez 2005, 01:22
Hey,
19.99 für Jochum in Dresden ist ein guter Preis, aber es ist pure NOSTALGIE!!
So wird heute Bruckner (dankenswerterweise) nicht mehr gespielt und der Berliner Zyklus von Jochum ist besser, weil Onkel Eugen noch nicht so onkelhaft war!!
Was soll das also?
Gruß S.
Martin2
Inventar
#65 erstellt: 16. Dez 2005, 02:56
Was für Versionen spielt eigentlich der Skrowaczewski? Also im Falle der 2., 3. und 8. wäre das doch schon interessant.
vanrolf
Inventar
#66 erstellt: 16. Dez 2005, 13:18
Hallo Martin,

Skrowaczewski bietet überwiegend Nowak-Editionen, lediglich bei den Nos. 1 + 2 benutzt er Haas:

Studiensymphonie f-moll: 1863 Nowak (1973)
0: 1869 Nowak(1968)
1: 1877 "Linzer Fassung", Haas (1935)
2: 1877 (1. überarbeitete Version), Haas (1938)
3: 1889 Nowak (1959)
4: 1886 Nowak (1953)
5: 1878 Nowak (1951)
6: 1881 Nowak (1952)
7: 1885 Gutmann-Ed. mit Beckenschlag, Nowak (1954)
8: 1890 Bruckner+Schalk-Fassung, Nowak (1951)
9: 1894 Originalfassung in 3 Sätzen, Nowak (1951)

Noch genaueres wie üblich hier:
http://home.comcast.net/~jberky/BSVD.htm

Gruß Rolf
Martin2
Inventar
#67 erstellt: 16. Dez 2005, 13:42
Hallo Rolf,

ich entnehme Deiner Aufstellung nur, daß Skrowaczewsky im Gegensatz zu Tintner offensichtlich nicht die Urfassungen der 2. und 3. spielt ( und vermutlich auch nicht der 8.). Und dann spielt er eben doch in der 7. den heftigst diskutierten, immer wieder umstrittenen Beckenschlag ( den Bruckner zunächst ( unter Druck?) hinzufügte und dann mit "ungültig" versah).

Was es mit Haas und Novak auf sich hat, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Ich bin sehr wohl informiert über verschiedene Fassungen, wobei für uns heutige ja wohl in erster Linie weniger frühere Druckfassungen maßgebend sind, als vielmehr die Partituren, die Bruckner vor seinem Tod der Wiener Musikbibliothek ( oder so) der Nachwelt "für spätere Zeiten" übergab.

Insofern weiß ich nun auch gar nicht, worin die Unterschiede zwischen Haas und Novak liegen sollen. Sie könnten doch eigentlich nur darin bestehen, daß eine dieser Fassungen den "hinterlegten" Komponistenwillen nicht korrekt abbildet.

Gruß Martin
vanrolf
Inventar
#68 erstellt: 22. Dez 2005, 03:54
Hallo zusammen,

ich möchte Martins letzten Beitrag als allgemeine Frage an Euch richten: Was hat es mit den "hinterlegten Partituren" genau auf sich und wie verhalten sich die Ausgaben von Haas und Nowak zu diesen? Beide Herren waren Musikverleger, die versucht haben, aus dem Dickicht der zahlreichen, von Bruckner selbst vorgenommenen Überarbeitungen letztlich sinnvolle und "gültige" Fassungen herauszufinden. Gut möglich, daß sie beide erheblich von den hinterlegten Versionen abweichen. Näheres ist mir über die beiden aber ebenfalls nicht bekannt, und im WWW wurde ich auch nicht richtig fündig.

Wer weiss mehr?


Gruß Rolf
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#69 erstellt: 22. Dez 2005, 17:38
@Vanrolf:

WER genau Haas und Nowak sind, kann ich Dir leider auch nicht genau beantworten. Leopold Nowak ist der Autor des Buches "Anton Bruckner - Musik und Leben", welches ich hier liegen habe und noch nicht gelesen habe.

Was das Musikalische angeht hilft sicher das hier weiter:

http://www.geocities.com/dkgriegel/versions.html
http://www.unicamp.br/~jmarques/mus/bruckner-e.htm


[Beitrag von Gantz_Graf am 22. Dez 2005, 17:44 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#70 erstellt: 22. Dez 2005, 22:08
Hallo Gantz Graf,

ich habe mal beim ersten Link reingeschaut. Sehr informativ, aber das ist ja wirklich ein furchtbares Kuddelmuddel mit den Brucknerschen Versionen. Ich habe zum Beispiel jetzt daraus gelernt, daß Tintner die unrevidierte Linzner Fassung der 1. spielt. Also Linzer und Wiener Fassung, das kannte ich noch, aber das war mir neu.

Übrigens sind heute meine Jochum Scheiben gekommen. Und da wird schon klar, daß Jochum in den Fällen der Sinfonien 1 - 3 vollkommen unterschiedliche Fassungen spielen muß. Diese Versionen sind viel kürzer als die von Tintner, das kann nicht nur an verschiedenen Tempi liegen.

Ich glaube auch, daß dieses ganze Chaos der Sinfonieversionen nicht so schnell beendet wird. Wenn es darum ginge, den Komponistenwillen festzustellen, wärs ja nicht so schwierig. Das Problem ist nur, daß sich schon im Falle der 1. Sinfonie irgendwie alle einig sind, daß die frühe Linzer Version der späteren Wiener Version ( die ja im Grunde genommen den Komponistenwillen wiedergibt) vorzuziehen ist. Da war man sich glaube ich schon vor 30 Jahren einig. Und so beginnt es halt. Wenn man anfängt, die früheren Versionen vorzuziehen, dann aber in anderen Fällen wieder die späteren und wenn dann zwischen der ersten und der letzten Version noch 10 Zwischenschritte liegen, spielt halt jeder was er will und kein Mensch kennt sich noch aus. Ich glaube aber im Falle der späteren Sinfonien ist das alles weit weniger problematisch.

Gruß Martin
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#71 erstellt: 23. Dez 2005, 16:53

Martin2 schrieb:
Wenn es darum ginge, den Komponistenwillen festzustellen, wärs ja nicht so schwierig.

Mich würde auch nochmal das Zutun von Haas und Nowak interessieren. Schließlich hat Bruckner selbst seine ganze Karriere lang Überarbeitungen aus eigenem Antrieb vorgenommen. Die späten Revisionen der frühen Sinfonien haben uns wohl auch beschert, dass die neunte nicht fertig wurde. Ich habe auch irgendwo mal über einen Sündenbock dafür gelesen, aufgrund dessen Kritik Bruckner in späten Jahren noch einmal eine große Revision machte (ich meine es war die 4. Symphonie)...


[Beitrag von Gantz_Graf am 23. Dez 2005, 16:55 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#72 erstellt: 23. Dez 2005, 17:48
Hallo Gantz Graf,

danke für die links, die erste Seite kannte ich schon.

Martin schrieb:

Ich glaube auch, daß dieses ganze Chaos der Sinfonieversionen nicht so schnell beendet wird. Wenn es darum ginge, den Komponistenwillen festzustellen, wärs ja nicht so schwierig.


Hallo Martin,

es wird ja in Wirklichkeit noch viel schlimmer, wenn man bedenkt, daß sich inzwischen eine Unzahl an Dirigenten der Werke angenommen hat und diese zu teilweise erheblich voneinander abweichenden Ergebnissen gekommen sind.
Mit dem "Komponistenwillen" ist das - vor allem bei Bruckner! - auch so eine Sache. Wenn jemand so oft wie er Änderungen oder gar Neukompositionen vorgenommen hat, dann kann man sich schon ernstlich fragen, wie ernst denn sein aktueller künstlerischer Wille jeweils zu nehmen war und ob selbst die hinterlegten Partituren nach ein paar Jahren - entsprechende Lebensdauer des Komponisten vorausgesetzt - nicht auch wieder umgearbeitet worden wären. Dabei sind die Gründe bei Bruckner ja bekannt, nämlich ein Hang zur Überperfektion und Beeinflussbarkeit durch Kritiker oder Musikerkollegen.
Irgendwo habe ich mal gelesen, daß wenn man alle geänderten Fassungen und Umarbeitungen Brucknerscher Symphonien zusammennimmt, theoretisch über 180 (!) mögliche Versionen herauskommen (die allerdings nicht alle rekonstruierbar sind). Angesichts dessen halte ich es für unvermeidbar, daß sich im Bestreben, überhaupt etwas vernünftiges für die Nachwelt zu erhalten bzw. zur Aufführung zu bringen, andere des Werkes annahmen, um nach möglichst schlüssigen Lösungen zu suchen. Daß es dabei zu unterschiedlichen Herangehensweisen und Ergebnissen kam und es deshalb auch auf mehrere Herausgeber wie Nowak und Haas hinauslief, scheint mir nur folgerichtig. Daß nebenbei auch noch der eine oder andere meinte, seinen eigenen "Beitrag" hinzufügen zu müssen (wenn in Schalks Fall auch mit guten Absichten), gehört da wohl auch zur Normalität.

Ich höre übrigens gerade eine für mich fantastische, live aufgenommene 8 des WDR-Sinfonieorchesters unter Karl Böhm von 1974. Sie ist sehr zügig in den Tempi (und passt mit 73 Minuten bequem auf 1 CD ). Böhm scheint dieses Riesengebirge ganz mühelos zu bewältigen. Mir war nicht klar, daß seine Bruckneraufnahmen derart unpathetisch und klar sind. Es handelt sich um die "1890-Version" von Bruckner und Schalk, die von Nowak 1955 herausgegeben wurde. Sie ist etwas kürzer als die Haas-Ausgabe.

amazon.de

Gruß Rolf
antiphysis
Stammgast
#73 erstellt: 23. Dez 2005, 20:44
Kreisler_jun. schrieb:

Das Publikum tat sich übrigens ebenso schwer, es dauerte zwei, drei Sekunden, bis überhaupt klar war, daß das Werk zu Ende war, ehe dann verhaltener Applaus kam. Dabei hatten die Ausführenden der Duisburger Philharmonie unter Jonathan Darlington wirklich ordentliche Arbeit geleistet.


Dass bei Bruckner-Symphonien am Ende einige Sekunden Stille herrscht, hat nichts damit zu tun, dass sich das Publikum mit den Werken schwer tut. Im Gegenteil: Einerseits ist es ein Zeichen von Ergriffenheit. Andererseits wäre es unhöflich, zu applaudieren, so lange der Dirigent seine Arme nicht sinken lässt. Die Stille nach dem Ende ist zumeist vo Dirigenten erwünscht, da auch er das Werk erst innerlich ausklingen lassen will.
Das kommt allerdings nicht nur bei Bruckner vor - und ist, wie erwähnt, so beabsichtigt!

Grüße
vanrolf
Inventar
#74 erstellt: 24. Dez 2005, 00:18
Hallo antiphysis,

das Zitat stammt nicht von Kreisler_jun. sondern von mir. Die von Dir beschriebene Stille nach einer Aufführung ist mir natürlich bekannt, in diesem Fall war es aber wirklich anders, es war deutlich Ratlosigkeit im Publikum spürbar, keine Ergriffenheit. Dies zeigte sich auch in dem anschließenden, zurückhaltenden Applaus.
Das kann ich sehr wohl unterscheiden.

Gruß Rolf
antiphysis
Stammgast
#75 erstellt: 25. Dez 2005, 23:07
Hallo vanRolf,

wenn die Reaktion tatsächlich Ratlosigkeit demonstriert, wäre mir dieses Phänomen vollkommen neu. Ich habe bislang keine Aufführung einer Bruckner-Symphonie erlebt, der man dieses Attribut zuschreiben könnten.
Hingegen war ich bei einer Bruckner-CD, wenn auch nicht ratlos, so doch baff! Die 3. unter Norrington - die Interpretation des 1. Satzes hat mich schlicht geplättet. Nichts desto trotz hat mich die Interpretation überzeugt, einfach weil Norrington in diesem Satz sein sehr eigenwilliges Konzept - ohne Wenn und Aber - durchzieht. Chapeau!
Die 4, ist vielleicht tatsächlich die Geeignetste, um bei Bruckner den Einstieg zu finden, da sie sehr zugänglich ist. Wenn man sie X mal gehört hat, führt das vielleicht irgendwann zu Sättigung. Bruckner hat ja durchaus weniger runde und ohrenfreundliche Symphonien geschrieben. An seiner 5. beispielsweise werde ich mich wohl nie satt hören können.

Grüße
vanrolf
Inventar
#76 erstellt: 27. Dez 2005, 01:34
antiphysis schrieb:

An seiner 5. beispielsweise werde ich mich wohl nie satt hören können.


Hallo antiphysis,

Norrington hört sich interessant an. Obwohl die von Kreisler_Jun. genannte "relativ starke Ähnlichkeit vieler seiner Sätze untereinander, der Motive, der häufigen Wiederholungen usw." natürlich auch bei Bruckners anderen Werken zu finden ist, stört sie mich komischerweise nur bei der 4 so richtig. Das ist eben so, da lässt sich im Moment nichts dran machen. Die 5 dagegen gehört für mich zu den Symphonien, von denen ich wie Du wahrscheinlich nie genug bekommen werde
In den kommenden Tagen wird die entsprechende Aufnahme des SWR-Sinfonieorchesters unter Michael Gielen meine Sammlung bereichern, darauf freue ich mich sehr.

Was mich übrigens wundert, ist, daß über die Symphonie No. 6 so relativ wenig gesprochen wird. Bei den ganzen Bruckner-Anhängern hier im Forum sollte man eigentlich meinen, daß jedes Werk irgendwann schon einmal ausführlicher angegangen worden wäre, es sieht aber nicht so aus. Jedenfalls habe ich in den vorhandenen threads nur andeutungsweise etwas über dieses Werk gefunden. Warum eigentlich? Für mich gehört sie - bezüglich der Häufigkeit, mit der ich sie höre - sogar zu den heimlichen Rennern, was aber sicher auch daran liegt, daß die einzelnen Sätze vergleichsweise kurz sind. Trotzdem liebe ich zum Beispiel den zweiten Satz sehr (der für mich übrigens die No. 7 vorahnt). Ich besitze - abgesehen von der ersten Günther-Wand-Aufnahme mit dem Kölner Rundfunk SO - eigentlich nur die 1965er EMI-Einspielung des New Philharmonia Orchestra unter Klemperer, und erstaunlicherweise hatte ich bisher auch noch keinen Bedarf nach einer Alternativaufnahme, weil mir diese einfach perfekt vorkommt.



Verpasse ich da was? Was meint Ihr?

Gruß Rolf
Kreisler_jun.
Inventar
#77 erstellt: 27. Dez 2005, 17:13

vanrolf schrieb:

In den kommenden Tagen wird die entsprechende Aufnahme des SWR-Sinfonieorchesters unter Michael Gielen meine Sammlung bereichern, darauf freue ich mich sehr.

Was mich übrigens wundert, ist, daß über die Symphonie No. 6 so relativ wenig gesprochen wird. Bei den ganzen Bruckner-Anhängern hier im Forum sollte man eigentlich meinen, daß jedes Werk irgendwann schon einmal ausführlicher angegangen worden wäre, es sieht aber nicht so aus. Jedenfalls habe ich in den vorhandenen threads nur andeutungsweise etwas über dieses Werk gefunden. Warum eigentlich? Für mich gehört sie - bezüglich der Häufigkeit, mit der ich sie höre - sogar zu den heimlichen Rennern, was aber sicher auch daran liegt, daß die einzelnen Sätze vergleichsweise kurz sind. Trotzdem liebe ich zum Beispiel den zweiten Satz sehr (der für mich übrigens die No. 7 vorahnt). Ich besitze - abgesehen von der ersten Günther-Wand-Aufnahme mit dem Kölner Rundfunk SO - eigentlich nur die 1965er EMI-Einspielung des New Philharmonia Orchestra unter Klemperer, und erstaunlicherweise hatte ich bisher auch noch keinen Bedarf nach einer Alternativaufnahme, weil mir diese einfach perfekt vorkommt.


Ich schätze die 6. auch (das Finale ist recht schwach, der Rest m.E. durchaus so gut wie die 5. oder 7; das Scherzo ist vielleicht das einzige Mal, wo Bruckner erfolgreich von seinem "Elefantentanz"-Scherzo loskommt), hatte aber jahrelang (da ich bei Bruckner nicht wirklich Alternativen sammle) auch nur die von Dir genannte Klemperer-Einspielung. Inzwischen habe ich noch Gielens (Hänssler), die ich besonders wenn Dir andere (Bruckner)Interpretationen Gielens gefallen, auch empfehlen würde.

viele Grüße

JR
Martin2
Inventar
#78 erstellt: 08. Jan 2006, 21:45
Hallo,

ich habe ( neben anderem) mich in letzter Zeit ein wenig durch den Jochumschen Dresdner Bruckner durchgehört.

Also wenn ich offen sein soll, bin ich doch ein bißchen enttäuscht. Am besten gefiel mir noch die 7., aber da ziehe ich doch die alte mit den Berliner Philhamonikern vor. Die 5. fand ich nicht schlecht, aber da habe ich das Problem wie bei der 6., daß mir da einfach das Blech viel zu sehr loströtet. Das ist mir bei dem Inbal nie so aufgefallen. Liegts an der Aufstellung der Mikrophone, der Orchesteraufstellung oder an einer falschen Dynamik? Ich weiß es nicht. Den langsamen Satz der 6. empfand ich bei Jochum fast kitschig. In der 2. haben mit die schnelleren Tempi ( als Tintner) eigentlich ganz gut gefallen, aber da gibt es eine großartige Stelle im Finale bei Tintner, die bei Jochum entweder völlig untergeht oder auch in der Fassung, die Jochum spielt, gar nicht enthalten ist. Bei Bruckners 1. ziehe ich den Tintner vor. Die 0. mit Skrowachewski hat mich enttäuscht, ich bezweifle, daß das stärkster Bruckner ist, glaube aber auch, daß man diese Sinfonie besser spielen kann.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#79 erstellt: 22. Jan 2006, 13:21
Hi!

Kennt jemand von euch die Gesamtaufnahme auf Decca unter Chailly?:



Die würde mich sehr interessieren, blind kaufen würde ich sie wegen des doch recht hohen Preises aber nicht.

Lieben Gruß

Frank
Werdan
Ist häufiger hier
#80 erstellt: 22. Jan 2006, 20:34

Hüb' schrieb:
Hi!

Kennt jemand von euch die Gesamtaufnahme auf Decca unter Chailly?:



Die würde mich sehr interessieren, blind kaufen würde ich sie wegen des doch recht hohen Preises aber nicht.

Lieben Gruß

Frank


Hallo

Ich besitze diese Gesamtaufnahme. Bruckner auf italienisch. Chailly hält sich penibel an die Angaben des Komponisten, präzis vor allem bei den Temporelationen, nichts wirkte überdreht.
Ganz bewusst werden die Höhepunkte gesetzt. Bereits im Pianissimo wirkte der Klang fest. Und die Decca-Aufnahmequalität ist hervorragend, vom Klang des Royal Concertgebouw Orchester ganz zu schweigen. Fazit: Reinhören lohnt sich.
Hüb'
Moderator
#81 erstellt: 22. Jan 2006, 20:58
Hi Werdan und willkommen hier im Forum!

Vielen Dank für Deine Empfehlung.
Kannst Du mir was zur Aufteilung der Symphonien auf die Berliner und die Amsterdamer sagen?

Grüße

Frank
Werdan
Ist häufiger hier
#82 erstellt: 22. Jan 2006, 21:53
Die Einspielungen entstanden im Zeitraum von 1985 bis 2002 und wirken wie aus einem Guss. Aufteilung: Berliner: 0, 1, 3, 7, der Rest Amsterdam.
Wie gesagt, es ist eine ehrliche Bruckner-Tat – kein mystischer Bruckner, sondern eine musizierfreudige (und partiturgetreue) Darbietung, bravourös gespielt vom Concertgebouw-Team mit Bruckner-Tradition, zügig in den Tempi.
Viel magistrale Beleuchtung des Vordergrunds.
Für das "Dahinter" ist Celibidache zuständig …
Hüb'
Moderator
#83 erstellt: 22. Jan 2006, 21:57

Werdan schrieb:
Die Einspielungen entstanden im Zeitraum von 1985 bis 2002 und wirken wie aus einem Guss. Aufteilung: Berliner: 0, 1, 3, 7, der Rest Amsterdam.
Wie gesagt, es ist eine ehrliche Bruckner-Tat – kein mystischer Bruckner, sondern eine musizierfreudige (und partiturgetreue) Darbietung, bravourös gespielt vom Concertgebouw-Team mit Bruckner-Tradition, zügig in den Tempi.
Viel magistrale Beleuchtung des Vordergrunds.
Für das "Dahinter" ist Celibidache zuständig … ;)

Das klingt vielversprechend!
Celis Aufnahmen mag ich zwar, kann ich aber nicht immer hören. Ebenso ergeht es mir mit den beiden "weihenvollen" Jochum-Zyklen. Kannst Du (oder jemand anderes) vielleicht einen Vergleich zu Skrowaczewski ziehen?

Lieben Gruß

Frank
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#84 erstellt: 23. Jan 2006, 16:53
Hallo liebe Brucknerfreunde,
die unterschiedlichen Einspielungen/Interpretationen diverser Dirigenten und Orchester zu Bruckner können schon ganz abwechslungsreich sein. Da reicht die Reaktion schon mal von Begeisterung bis Ratlosigkeit. Mir macht es aber mittlerweile kaum mehr einen Unterschied, welche seiner Symphonien ich nun höre. Ich mag sie eigentlich alle, aber sie klingen mir irgendwie immer gleicher... so, als hätte Bruckner nur eine einzige variiert.
Also bei mir festigt sich zur Zeit zunehmend der Eindruck, als habe Bruckner mehr ein „Symphonisches Werk“ abgeliefert, das er auf diverse „eigenständige“ Symphonien verteilt hat.

Vielleicht gibt sich das ja auch wieder.

MfG
Bernd
Fressbacke
Stammgast
#85 erstellt: 25. Jan 2006, 18:10
Hallo zusammen!

Ich habe mir nun am Stück den gesamten Thread durchgelesen - und nehme einige wertvolle Tips mit. Ich kann zwar manchen Ansichten persönlich nicht ganz zustimmen (Bruckner beginnt für mich weit vor der "Fünften" - andererseits muß ich gestehen daß gerade Bruckner manchma wohldosiert gehört werden will - wobei ich aber nicht soweit gehen will wie mein Vorredner *g*).

Es ist doch eigentlich GUT daß es so viele "Geschmäcker" gibt - sonst gäbe es von jedem Werk eine "allgemeingültige" Aufnahme die sich verkaufen läßt und das wars dann.

Ich habe schon sehr viele der hier besprochenen Aufnahmen gehört, bei einer besonders überrascht mich der herrschende Tenor (4. Symphonie / Inbal), bei den meisten kann ich nur zustimmen. Wobei ich sagen muss, daß ich keinen eindeutigen persönlichen Bruckneransatz habe - es kann mir eine weihevolle genauso wie eine streng analytische, eine mystische genauso wie eine wild expressive Interpretation gefallen - das hängt immer vom Einzelfall ab.

Hier wurde ja auch vor allem über die Einspielungen von Tintner und Solti recht kontrovers diskutiert (und - wenn es einem gefällt und sich ein wohliges Gefühl einstellt dann IST die Aufnahme gut - für einen ganz persönlich, das kann einem niemand nehmen!).
Die Solti Aufnahme der "Vierten" war meine allererste Bruckner-CD - und sie gefällt mir heute noch. Liegt vielleicht auch am Klang den die Chicagoer und Decca dort bieten. Aber - meine Referenz ist sie beileibe nicht *g*.

Mein Weg zu Bruckner begann, als mir mein damaliger Musiklehrer riet, mich doch mal an diesen Heren heranzuwagen, da er wusste, daß ich symphonische Musik sehr liebe (das ist nun über 20 Jahre her). Ich habe mit damals als erstes die EMI-Gesamtaufnahme Dresden/Jochum auf LP gekauft (zu Jochum riet mir mein Lehrer!) - es folgte die LP mit "Nr.4 / Inbal". Ich fand schon damals diesen Gegensatz der beiden Versionen hochinteressant ... wobei mir das analytische Spiel und der meiner Meinung nach (auf der damaligen LP!) gute transparente Klang bei Inbal sehr gut gefiel!

Im einzelnen habe ich derzeit folgende Einpielungen:
- Gesamtaufnahmen:
* Dresdner / Jochum / EMI (auf LP)
* RSO Frankfurt / Inbal (immer wieder interessant, auch wenn die einzelnen Aufnahmen nicht immer Referenzstatus haben!)
* RSO Saarbrücken / Skrowaczewski
* die Tintner-Box von Naxos (durchwachsen bei den späteren)
* bestellt ist die Barenboim-Box (vor allem wegen des Preises, denn sie kostet bei JPC 27,99, die "1." mit "Helgoland" drauf - das ich eigentlich wollte - 9,99)

- Einzelaufnahmen:
* Nr.1: Chicago SO / Solti
* Nr.3: Cleveland Orchestra / Dohnanyi (tja bin halt ein kleiner Fan des Maestros und auch des Orchesters)
* Nr.4: SO des Bay. Rundfunks / Klemperer (ja ich gestehe - irgendwie ist ER für mich der "Größte" - im Zweifelsfalle nehme ich Klemperer *g*) - die Einspielung berührt mich einfach!
* Nr.4: Wiener Symphoniker / Klemperer (1951)
* Nr.4: Chicago SO / Solti
* Nr.4: NDR SO / Wand (Live)
* Nr.4: Berliner Ph / Wand (live 1998) - Wand ist meine "Nummer 2" nach Klemperer - es war phänomenal ihn Live (in München) zu erleben!
* Nr.5: Wiener Philharmoniker / Schuricht (einfach nur schön!)
* Nr.5: Cleveland Orchestra / Dohnanyi (straff!)
* Nr.6: NDR SO / Wand
* Nr.7: SWF-Orchester / Gielen (wundervoll enstaubt!)
* Nr.7: Wiener Philharmoniker / Karajan (1989) - monumental!
* Nr.7: Berliner Philharmoniker / Wand (Live)
* Nr.8: Staatsorchester Hamburg / Jochum (weihevoll!)
* Nr.8: Cleveland Orchestra / Dohnanyi
* Nr.8: SWF Orchester / Gielen (einfach knackig!)
* Nr.9: SO des Bay. Rundfunks / Jochum (vielleicht Gott am nächsten?)
* Nr.9: Wiener Philharmoniker / Karajan (1976)
* Nr.9: Berliner Philharmoniker / Wand

Dazu kommen in Kürze noch die Nr. 2, 5 & 7, die in einer Konwitschny-Box enthalten sind.
"Ziele der Begierde" sind: Karajan-Aufnahmen und weitere von Klemperer ... mal gucken *g*

Soviel schreiben macht Lust auf die Musik - ich denke es gibt jetzt die siebte mit Gielen *g*.

LG Ralf


[Beitrag von Fressbacke am 25. Jan 2006, 20:24 bearbeitet]
AH.
Inventar
#86 erstellt: 25. Jan 2006, 18:26
Hallo,

die vierte Sinfonie von Bruckner spielte für meine Bruckner-Rezeption zunächst eine untergeordnete Rolle. Andere seiner Werke wirken interessanter. Unter den ohnehin undramatischen Werken dieses Komponisten (man hat kaum je den Eindruck, ein Subjekt würde aus dieser Musik sprechen) ist die vierte das wohl undramatischste.
Dieses Charakteristikum macht sie vielleicht für eine Personengruppe langweilig und für eine andere attraktiv, aber beide Rezeptionshaltungen werden dem Werk aus meiner Sicht nicht gerecht.

Ich denke auch an den alten Günter Wand, in dessen beschränktem späten Repertoire dieses Werk eine gewichtige Stellung einnahm, woraus sich ein persönliches Interesse an diesem Werk ableiten läßt. Sein Interesse für dieses mir zuerst etwas langweilig erscheinende Werk habe ich bei vielen seiner Aufführungen langsam nachvollziehen können. Die Komposition erreicht in ihrer Endfassung bei aller Größe für mich eine ungewöhnliche Vollkommenheit und eine Selbstverständlichkeit, wie man sie allenfalls noch manchmal bei Mozart oder Schubert vorfindet.
Das eine solch hochartifizielle Komposition nicht artifiziell wirkt, ist sehr selten.

Gruß

Andreas
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#87 erstellt: 03. Feb 2006, 19:11
Welche Meinung habt Ihr zu:

Bruckners 8. mit dem Concertgebouw/Riccardo Chailly?

(von 1999 soweit ich weiß) Ich kann sie mir bald ausleihen.

Chailly/RCO/Mahler ist ja sehr hoch angesehen.

Ich erwarte zumindest klanglich ein Spitzenprodukt.


[Beitrag von Gantz_Graf am 03. Feb 2006, 19:12 bearbeitet]
op111
Moderator
#96 erstellt: 24. Feb 2010, 18:12
Diese Nachricht wurde automatisch erstellt!

Das Thema wurde aufgeteilt und einige themenfremde Beiträge wurden verschoben. Das neue Thema lautet: " Bruckner, Anton: Sinfonie Nr. 8 (Solti 1966,90,93)"


[Beitrag von FloGatt am 24. Feb 2010, 19:51 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#97 erstellt: 24. Feb 2010, 01:20
Ich hörte vor kurzem Bruckners 8. mit Karajan, da ich ja die Sinfonienbox von Karajan seit einiger Zeit mein eigen nenne. Insgesamt gefällt mir der Karajansche Bruckner. Die 1. finde ich sehr gut, die 4. finde ich auch gut, aber den Jochum besser, die 5. gefällt mir ausgezeichnet, besser als der Jochum, die 6. gefällt mir sehr gut, bei der 7. finde ich den Jochum besser ( auch besser als Chaily übrigens). Die 9. gefällt mir auch sehr gut.

Jetzt also die 8. Sie wird vom Penguin Guide sehr gelobt ( obwohl die Digitale dann sogar noch besser sein soll). Meine Gefühle beim kürzlichen Hören waren allerdings gemischt. Gut gefällt mir das Scherzo und das Finale, der erste Satz ist auch recht gut, aber der Knackpunkt ist der langsame Satz. Da mache ich übrigens eine ganz ähnliche Erfahrung wie mit dem langsamen Satz von Mahlers 4. mit Bernstein ( gegenüber meinem Favoriten Szell). Jochums Interpretation erscheint mir da ungleich nobler und auch objektiver, bei Karajan bekommt der Satz eine gefühlige Seite, der ihn ins Triviale zieht, besonders dann auch beim Einsatz der Harfe. Ich war dann von dieser Einspielung in diesem Punkt sehr enttäuscht. Trotz ihrer unleugbaren Stärken kann deshalb diese Einspielung nicht zu meiner Lieblingseinspielung werden und ich höre weiter den Jochum.

Gruß Martin
op111
Moderator
#98 erstellt: 24. Feb 2010, 17:53
Hallo Martin,

die "Harfenstelle" im Adagio der 8. ist auch in meiner Wahrnehmung kritisch.
Ganz ausgezeichnet realisiert fand ich sie zu ersten Mal in Wands Kölner Einspielung. Keine Sentimentalität. Integriert in den Orchesterklang, keine Hervorhebung als abgesetzte Instrumentalsoli. Ähnlich wirkt die Passage auf mich in Szells Aufnahme.

Die Unart (die nur bei Furtwängler und nicht seinen Nachahmern funktioniert), jedes Crescendo mit einer kräftigen Beschleunigung zu verbinden, mindert m.E. allerdings Jochums Aufnahmen für mich so erheblich, dass ich sie nicht mehr hören mag.


[Beitrag von op111 am 24. Feb 2010, 17:54 bearbeitet]
op111
Moderator
#99 erstellt: 24. Feb 2010, 18:07
Bei der Gelegenheit, erlaube ich mir, auf folgende Einzelthreads hinzuweisen:

2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
8. Solti 1966,90,93
9.
9. + 4. Satz


[Beitrag von op111 am 24. Feb 2010, 18:15 bearbeitet]
ursus65
Stammgast
#100 erstellt: 16. Okt 2010, 18:13
Moin,

ich interessiere mich inzwischen auch näher für Bruckner.

Sind in diesen Boxen, die gleichen Aufnahmen enthalten?
amazon.de
amazon.de

Ich finde diese preislich interessant und die Jochum Einspielungen wurde hier schon erwähnt. Was wäre ggf. noch empfehlenswert? Bisher habe ich nur die 4. von Rattle und den BP gehört.
Hüb'
Moderator
#101 erstellt: 16. Okt 2010, 20:11
Hi,

ja, die Aufnahmen sind identisch und entstammen einer Co-Produktion von EMI und dem D"D"R-Staatslabel Eterna. In der Brilliant-Box ist zudem die Arte Nova/Oehms-Aufnahme der "Nullten" aus Saarbrücken unter Skrowaczewski enthalten:

jpc.de

Grüße
Frank
Joachim49
Inventar
#102 erstellt: 14. Nov 2010, 22:56
Hallo Ralf (ursus 65),
als preisgünstige Bruckner Einsteigerbox solltest du auch Günther Wand - Köln in Erwägung ziehen. Die gibt es jetzt sehr günstig bei RCA. Ich will dir damit den Jochum nicht ausreden, aber der Jochum-Bruckner mit Berlin und RSO-Bayern wird meist etwas höher eingeschätzt. Bei Wand findest Du auch nicht die Manierismen, die ab und zu hier auf diesem Forum bei Jochums Aufnahmen beklagt werden.
mit freundlichen Grüssen
Joachim
ursus65
Stammgast
#103 erstellt: 15. Nov 2010, 10:08
Hallo Joachim,

danke für den Tipp. Von der Bruckner Wand Konstellation, habe ich inzwischen schon einiges mitbekommen. Ich bin schon dabei, mir einiges zusammenzustellen.
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