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* Die Sinfonie ist tot ???

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lutarg
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 05. Jul 2004, 16:17
"Die Symphonie ist tot" hieß es schon vor ca. 100 Jahren. Trotzdem wurden wohl in keinem Jahrhundert so viele Symphonien komponiert wie im 20. Jahrhundert. Der amerikanische Komponist Alan Hovhaness z.B. hat an die 70 (!!!) geschrieben und Leif Segerstam ist nicht nur ein umtriebiger Dirigent sondern ist schon bei ca. 90 Symphonien angelangt (ob wir die jemals alle zu hören bekommen???). Jedenfalls lebt die Form ungetrübt vieler Grabreden fort und das ist - finde ich - gut so. Ohne die Gattungsbeiträge der Herren Schostakovich, Prokofieff, Rautavaara, Aho usw wäre zumindest mein Leben ärmer. Womit wir beim Thema wären: Welches sind Eure Favoriten und Geheimtipps bezüglich dieser Gattung im 20. Jahrhundert. Ich habe gerade die Naxos CD mit der 24. und 25. Symphonie von Nikolai Miaskovsky erstanden und bin beeindruckt. Weiß zufällig jemand, wo man noch die Gesamtaufnahme aller 27 Symphonien unter Svetlanov bekommen kann?

Lutz
Martin2
Inventar
#2 erstellt: 06. Feb 2005, 08:40
Entschuldigung, daß ich mal einen Uraltbeitrag ( aus dem Thread wurde dann ja wohl leider nichts) herauskrame. Leider war ich damals in diesem Forum noch nicht dabei, sonst hätte ich auf diesen Beitrag sicher geantwortet.

Auf die Frage von Lutz ( der jetzt sicher schon über 6 Monate gewartet hat, daß endlich mal jemand auf seinen Beitrag antwortet ) nach meinen Favoriten. Meine Favoriten als Sinfoniker sind wohl Vaughan Williams und Schostakowitsch, wobei gewisse Giganten wie Mahler und Sibelius ja auch ins 20. Jahrhundert hineinragen. Es gibt da einfach unheimlich viel.

Interessant, daß Lutz von der Naxosaufnahme der 24. und 25. von Miaskovsky beeindruckt ist. Ich hatte da einen Verriß bei Classics Today gelesen, sonst hätte ich mir die Scheibe sicher geholt, denn sie erschien mir sehr begehrenswert. Aber vielleicht hole ich mir die Scheibe trotzdem, es gibt glaube ich nichts anderes ( und billigeres sowieso nicht). Ich habe so ein paar Scheiben mit Miaskovkysinfonien (3,5,9,19,22,27) und anderem Stoff, auch wenn ich durchaus nicht alles mag, aber manches doch sehr, und die Klangsprache von Miaskovsky ist halt schon fast nostalisch konservativ, was mir ganz gut gefällt, ohne daß sie doch nach nachgemachtem 19. Jahrhundert klingt. Daß es eine Gesamtaufnahme der Sinfonien von Swetlanov gibt, ist für mich eine völlig neue Information. Auf CD habe ich diese Gesamtaufnahme allerdings noch nie auftauchen sehen. Übrigens ist das letzte Streichquartett von Miaskovsky auch sehr schön ( andere dann wieder weniger).
peet_g
Stammgast
#3 erstellt: 06. Feb 2005, 11:24
Von Mjaskowski würde ich die Sechste mit Kondraschin empfehlen. Sie ist erhältlich. Eine der wichtigsten Symphonien des Jahrhunderts (1924).

Heute haben wir das Jahr 2005. Wann wurde die neueste erfolgreiche Symphonie geschrieben? Meines Wissens das wäre die Vierte von Schnittke (1983).
Martin2
Inventar
#4 erstellt: 06. Feb 2005, 13:35
Guten morgen Peet. Danke für den Tip mit der 6. unter Kondraschin. Neue Aufnahme? Von der 6. hab ich ansonsten 2 Aufnahmen im Penguinsguide entdeckt, die sollten aber beide nicht so gut sein und teuer waren sie auch noch. Meine Miaskovskysammlung besteht aus der Marco Polo Einspielung der 5. und 9. mit Downes und 5 CDs, die mal bei 2001 ungefähr zum Naxospreis erhältlich waren. Das waren Zyx-CDs, die unter der Lizenz von Melodia erschienen und von denen ich dann alles, was ich kriegen konnte, gekauft habe. Sinfonien, Konzerte und Streichquartette.

Heute habe ich mal wieder die 22. mit dem Ussr RTV Symphony Orchestra unter Swetlanov gehört ( wahrscheinlich eine Auskopplung aus dem Zyklus, den Lutz gesucht hat, und der offensichtlich nicht mehr zu finden ist). Ich habe die Sinfonie heute wieder mit großer Begeisterung gehört. Eine tolle Sinfonie und eine tolle Aufnahme. Auch die 27. mit Swetlanov ist eine tolle Aufnahme ( vom Klang verstehe ich nichts und ist mir auch egal, mir gefällt er, auch wenn's vermutlich nicht nach Decca klingt). Auch der Downes gefällt mir gut.


[Beitrag von Martin2 am 06. Feb 2005, 13:36 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 06. Feb 2005, 15:56
In der Tat kamen im 20. Jahrhundert einige bedeutungsvolle Beiträge zur Gattung "Symphonie" (im engeren wie im erweiterten Sinne) dazu, die die Aussage vom Ende der Symphonie nachträglich als historischen Trugschluss erscheinen lassen.

Die bedeutendsten Symphoniker des 20. Jahrhunderts sind für mich Shostakovich und Ralph Vaughan Williams, dann Karl Amadeus Hartmann, Albert Roussel, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Gianfrancesco Malipiero, Hans Werner Henze.

Masse machts nicht, das sieht man an Hovhaness.

Einige der herausragenden Gattungsbeiträge sind:

Shostakovich: Symphonien 10, 13, 14, 9, 8, 4
Vaughan Williams: Symphonien 6, 4, 2 ("London") und 5
Roussel: Symphonie Nr.3
Honegger: Symphonie Nr.3 ("Liturgique")
Bliss: A Colour Symphony

Meist waren es die "konservativeren" Komponisten, die die Fahne der Symphonie hochgehalten haben. Prokofiev und Stravinsky bspw. gehören für mich nicht zu den großen Symphonikern, weil ihre Beiträge zu wenig "gattungskonform" sind. Pettersson auch nicht, seine Musik ist einfach ein großer Klumpen Depression.

Gruß, Thomas
Ifukube
Stammgast
#6 erstellt: 06. Feb 2005, 19:12
Ohne einen Vergleich mit den anderen genannten Werken ziehen zu wollen, sondern allein, weil ich die Aufnahme erst in den letzten Tagen bekommen habe und das Werk sehr gut finde:

Hilding Rosenberg: Symphonie Nr.3


Ifukube
teleton
Inventar
#7 erstellt: 07. Feb 2005, 14:06
Hallo Forianer,

in dem Punkt muß ich sound67 zustimmen,
Sound67:

Pettersson auch nicht, seine Musik ist einfach ein großer Klumpen Depression.

da warte ich schon lange drauf, das einer mal Petterson erwähnt.

Ich hatte mit in den 90er-Jahren die Petterson-Sinfonien ausgeliehen - das war zum Teil Langeweile pur. Da mußte man geschlagene 45Minuten sitzen und sitzen und warten und warten bis sich mal etwas größeres tat. Schade um die schöne Zeit !!!
martin2, Du hast Petterson an anderer Stelle mal als größten Komponist des 20.Jahrhunderts gepriesen - kannst Du das mal näher erläutern !?!

Zum Thema SINFONIEN in großer Anzahl:
Es bringt nichts, wenn Komponisten zu viele Sinfonien schreiben. Dann gehen die wirklich guten Sinfonien, die dazwischen liegen, total unter und man verliert das Interesse.
1.) Ich hatte wegen der großen Anzahl nie das Bedürfnis mich mit den Mjyskowsky - Sinfonien zu beschäftigen. Das es eine Swetlanow-Gesamtaufnahme gibt habe ich damals auch mitbekommen, weil ich diesen Dirigenten sehr schätze.
Ich weiß nicht ob ich mit Mjaskowsky wirklich etwas verpasst habe ??? Die Sinfonien werden ja auch sonst nirgendwo gespielt.
2.) Von den Haydn-Sinfonien habe ich nur die Londoner - Sinfonien, da diese Überschaubar sind.
3.) Von den Mozart Sinfonien habe ich nur die Nr.35-41 mit Karl Böhm, alles andere hat mich nicht so richtig "angesprochen" geschweige denn "umgehauen".

sound67 hat schon einige herausragende Sinfonien des 20.Jahrhunderts genant (trifft auch mein Geschmack). Diese möchte ich noch unbedingt hinzufügen:
Hindemith: Sinfonie in Es mit Bernstein/NewYorkerPH auf CBS/SONY
Strawinky: Sinfonie in drei Sätzen
Roy Harris: Sinfonie Nr.3
Howard Hanson: Sinfonie Nr.6
Aaron Copland: Sinfonie Nr.3
Leonard Bernstein: Sinfonie Nr.1
Samuel Barber: Sinfonie Nr.1

Klar, das diese Aufstellungen geschmacksabhängig sind !
AcomA
Stammgast
#8 erstellt: 07. Feb 2005, 15:28
hallo teleton,

in sachen 'viel quantität ist nicht gleich viel qualität' z.b. bei haydn oder mozart gebe ich dir recht. eine ausnahme vielleicht, obwohl es hier nicht hingehört, die 27 klavierkonzerte, wobei ab nr. 6 alle wirkliche geniestreiche sind. sie wurden ja vor allem zum eigenen gebrauch komponiert.


gruß, siamak
Pink
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 08. Feb 2005, 03:40
Die Symphonie ist tot??? -
'Im 20. Jahrhundert mitnichten', sage auch ich. Deshalb hier meine persönlichen Komponisten-Favoriten, von denen jeder der angeführten auf seine Weise seinen besonderen Beitrag zur Gattung Symphonie geleistet hat. Die nach den Komponisten genannten Werke sind meine persönlichen Symphonie-Juwelen:

Gustav Mahler (1860-1911): VI. "Tragische", VIII. "Symphonie der Tausend"
Ralph Vaughan Williams (1872-1958): I. "A Sea Symphony"
Dmitri Schostakowitsch (1906-1975): XI. "Das Jahr 1905"
Sergej Prokofiew (1891-1953): II., III.
Karol Szymanowski (1882-1937): III. "Das Lied von der Nacht", IV. "Symphonie Concertante"
Jean Sibelius (1865-1957): II., IV., V.
Carl Nielsen (1865-1931): IV. "Das Unauslöschliche, V., VI. "Sinfonia Semplice"
Kurt Atterberg (1887-1974): V., III. "Bilder der Westküste"
Sir Granville Bantock (1868-1946): Hebridean Symphony, "Celtic Symphony"
Sir Arnold Bax (1883-1953): "Spring Fire", II., VI.
Alexander Scriabin (1872-1915): III. "Le Divin Poème", II.
Reinhold Glière (1875-1956): III. "Ilya Murometz"
Charles Ives (1874-1954): IV., V. "New England Holidays"
Rued Langgaard (1893-1952): I. "Klippenpastorale"
Albert Roussel (1869-1937): I. "Le Poème de la Forêt"
Sergej Rachmaninow (1873-1943): II.
Joly Braga Santos (1924-1988): V., IV.
Karl Amadeus Hartmann (1905-1963): Sinfonia Tragica
Ernst Krenek (1900-1991): II., I.
Karol Rathaus (1895-1954): I., II., III.
Ernst Toch (1887-1964)
Eduard Erdmann (1896-1958)
Erwin Schulhoff (1894-1942)
Willem Pijper (1894-1947)
Leevi Madetoja (1887-1947)
Arthur Honegger (1892-1955)
Havergal Brian (1876-1972): I. "Gothic"

Johannes
salisburgensis
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 08. Feb 2005, 11:33
Mir scheint, dass die Symphonie inzwischen doch tot ist, weil kaum eins der genannten Stücke nach 1960 entstanden ist...

Thomas
sound67
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 08. Feb 2005, 14:11
Henze lebt (und komponiert!) aber noch.

Eine weitere "Spitzensymphonie" aus den letzten 25 Jahren:

Isang Yun, Symphonie Nr.4 "Im Dunkeln singen"

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 08. Feb 2005, 14:11 bearbeitet]
antiphysis
Stammgast
#12 erstellt: 08. Feb 2005, 22:52
Die symphonische Gattung ist sicher noch sehr lebendig. Allerdings lässt sich mittlerweile fast jedes (meist) mehrsätzige Orchesterwerk (aber auch mit Soli und Chor) darunter fassen.
Möglicherweise verzichten viele Komponisten inzwischen lieber auf die Bezeichnung, da sie nicht mehr viel hergibt (außer bestimmte Werke durchzunummerieren - es sei denn, es gibt eine gewisse Nähe zu klassischen Mustern (wie z.B. bei Henze), da wird dann das Werk der Bezeichnung wieder gerecht.
Andererseits: Messiaen hat eigentlich nur eine so bezeichnete Symphonie geschrieben (Turangalila), die zudem den Rahmen sprengt (10 Sätze), jedoch haben wohl alle seine Orchesterwerke symphonische Züge. - Sehr problematisch, in dieser Beziehung damit umzugehen!

Für Klassikhörer (wie mich) ist die Gattungsbezeichnung allerdings immernoch ein Hilfsmittel, das gewisse Erwartungen evoziert, und oft erfüllt.

Grüße
Martin2
Inventar
#13 erstellt: 09. Feb 2005, 01:55

teleton schrieb:
martin2, Du hast Petterson an anderer Stelle mal als größten Komponist des 20.Jahrhunderts gepriesen - kannst Du das mal näher erläutern !?!



Lieber Teleton,

Du mußt mich da ganz entschieden mit jemand verwechseln! Ich habe Petterson noch nie gehört ( da ich manches negative über ihn gelesen hatte). Versteht sich also auch, daß ich mich noch nie über ihn geäußert habe. Ich müßte jedenfalls vollkommen umnachtet gewesen sein, wenn ich das getan hätte.

Allerdings: Die Hamburger Bücherhalle hat den Petterson, und der ist auch meistens da, also werde ich mir vielleicht doch mal ein eigenes Urteil über ihn bilden ( bisher fand ich andere Sachen immer irgendwie interessanter).

Meine Favoriten ( Schostakowitsch und Vaughan Williams) hatte ich ja oben schon genannt, wobei ich die Sinfoniezyklen mancher anderer ( wie zum Beispiel Miaskovsky) eben auch nur in Auszügen kenne, so daß zu diesen beiden eventuell noch weitere dazutreten könnten.

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 09. Feb 2005, 02:07 bearbeitet]
teleton
Inventar
#14 erstellt: 09. Feb 2005, 09:57
Hallo martin2,

da muß ich Dich wohl tatsächlich für einen anderen gehalten haben. Sorry !
Schreibe dann mal welchen Eindruck Du hast, nachdem Du von Petterson schockiert wurdest.

Gruß Wolfgang


Hallo AcomA,

was die 27 Mozart-Klavierkonzerte angeht kann ich Dir nur zustimmen. Edelsteine der Musikgeschichte - aber die sind ja in ihrer Anzahl noch überschaubar - ich Favorisiere Brendel/Marriner.
Martin2
Inventar
#15 erstellt: 10. Feb 2005, 21:45

salisburgensis schrieb:
Mir scheint, dass die Symphonie inzwischen doch tot ist, weil kaum eins der genannten Stücke nach 1960 entstanden ist...

Thomas


Also die letzte Sinfonie von Malcom Arnold stammt aus dem Jahre 1988 und ist ein sehr eindrucksvolles Werk.

Daß man von neueren Sinfonien noch so wenig kennt, hat gar nichts zu sagen. Es dauert lange Jahre, bis sich neue Sinfonik durchgesetzt hat. Und hat es bei Brahms nicht sogar bis zum 43. Lebensjahr gedauert, bis er seine erste Sinfonie zu Ende gebracht hat?

Ich denke, denselben Eindruck, daß es mit der Sinfonie zu Ende sei, hatte ich schon vor 20, 25 Jahren. Aber was gab es da alles, was ich nicht kannte und gar nicht auf der Rechnung hatte?

Damals etwa bezog ich all mein Wissen über Musik aus einem dämlichen Konzertführer, den ich damals hatte. In dem wurden Elgar, Vaughan Williams und viele andere, wenn überhaupt dann nur kurz erwähnt, viele andere, für mich heute wichtige Namen aber nicht einmal genannt.

Dagegen pries der Konzertführer seitenweise die Musik eines gewissen Max Trapp. Nach lesen dieses Konzertführers war ich natürlich der festen Überzeugung, daß Max Trapp der vorläufige Gipfel sinfonischen Schaffens war. Merkwürdigerweise habe ich dann später ( und bis heute) nie wieder was von ihm gehört.

Oder: Ich habe mir mal in London einen alten englischen Konzertführer von 1934 gekauft. Der schweigt sich nun über Max Trapp völlig aus. Bruckner und Mahler werden kurz erwähnt. Aber nur äußerst abfällig: Bruckners Sinfonien gelten als Wagnerbeeinflußte "pedantische Konstrukte", Mahlers Sinfonien sind "labourosly put together". Und natürlich reichten solche Sachen bei weitem nicht an die Sinfonik wirklicher Meister wie Beethoven heran.

Vielleicht habe ich das auch schon mal in einem anderen Zusammenhang erwähnt, aber es paßt hier ganz gut, weil ich glaube, daß es wirklich noch ein paar Generationen dauern wird, bis sich herauskristalisiert hat, welche großen Sinfonien die letzten Jahrzehnte hervorgebracht haben.

Gruß Martin
Holger_S.
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 13. Apr 2006, 08:32
Auch wenn diese Rubrik schon etwas betagter ist, möchte ich doch gerne mal meine Meinung zu diesem Thema mitteilen!

Zunächst zu Mjaskowski: Swetlanow hat alle Sinfonien aufgenommen. Zunächst wollte Russian Disc die Serie veröffentlichen, jedoch ist es irgendwie nie richtig dazu gekommen (es wurde wohl nur an einige Vorbesteller ausgeliefert). Mittlerweile ist das Label nicht mehr existent... Dann (2002) hat sich Olympia des Zyklus angenommen. 10 CDs wurden veröffentlicht, 17 waren geplant. Dann verschwand auch Olympia von der Bildfläche. Zum Glück habe ich die besagten 10 CDs, und die restlichen Mjaskowski-Sinfonien habe ich mir mittlerweile auch beschaffen können. Ich gebe zu, Mjaskowski ist Geschmackssache - ich kenne Personen, die mit seiner Musik überhaupt nichts anfangen können, andere sind begeistert. Ich zähle zu Letzteren und halte Mjaskowski für einen Sinfoniker erster Güte. Er ist mit Sicherheit kein Vierschreiber im negativen Sinne. Jede seiner Sinfonien ist für sich genommen ein ganz besonderes und unverwechselbares Werk. Dass es des öfteren zu Verrissen kommt, wundert mich nicht. Aus Erfahrung muss ich sagen, dass vielen Rezensenten konservative Komponisten des 20. Jahrhunderts ein gewaltiger Dorn im Auge sind. Mag sein, dass teilweise auch eine Aversion in politischer Hinsicht eine gewisse Rolle spielt.

Nun zur Sinfonie im 20. Jahrhundert: Dass die Sinfonie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr lebendig war, muss ich wohl nicht erläutern, dafür wurden genug Namen und Beispiele genannt. Doch auch nach 1960, um auf obige Frage einzugehen, sind viele Sinfonien komponiert worden. Ich habe mal in meiner Diskographie nach Sinfonien nach 1960 geschaut: zunächst aus meiner Liste mit sowjetischen Komponisten:
- Boris Arapow: Sinfonie Nr.5 (1981)
- Rostislaw Boiko: Sinfonie Nr.2 (1978), Nr.3 d-moll
- Tichon Chrennikow: Sinfonie Nr.3 A-Dur op.22 (1973)
- Andrei Eschpai: Sinfonien Nr.1-8 (1959-2000)
- Nodar Gabunia: Sinfonie Nr.3 "Sinfonia Gioconda" (1988)
- Jewgeni Golubew: Sinfonie Nr.5 a-moll op.45 (1960), Nr.7 b-moll op.67 "Heroische" (1972)
- Janis Ivanovs: Sinfonie Nr.10 D-Dur (1963), Nr.12 C-Dur "energica" (1967), Nr.20 h-moll (1981)
- Boris Kljusner: Sinfonie Nr.2 (1961)
- Mykola Kolessa: Sinfonie Nr.2 a-moll (1966)
- Weli Muchatow: Sinfonie Nr.1 e-moll (1973/74)
- Boris Parsadanjan: Sinfonien Nr.2 Es-Dur "Martiros Sarjan" (1962), Nr.7 (1980)
- Nikolai Peiko: Sinfonie Nr.4 h-moll (1963-65), Nr.7 a-moll (1977), Nr.8 e-moll
- Gawriil Popow: Sinfonie Nr.6 B-Dur op.99 "Festliche" (1969)
- Nikolai Rakow: Sinfonie Nr.3 C-Dur "Kleine Sinfonie" (1962)
- Wadim Salmanow: Sinfonie Nr.3 a-moll (1963), Nr.4 h-moll (1976)
- Dmitri Schostakowitsch: Sinfonien Nr.12-15 (1960-71)
- Dmitri Smolski: Sinfonie Nr.6 (1988)
- Wladimir Soltan: Sinfonie Nr.2 (1983-86)
- Boris Tischtschenko: Sinfonie Nr.7 op.119 (1994)
- Boris Tschaikowski: Sinfonie Nr.2 D-Dur (1967), Nr.3 B-Dur "Sewastopol" (1980), Nr.4 "mit Harfe" (1993)
- Mieczyslaw Weinberg: Sinfonien Nr.5, 6, 7, 10, 12, 14, 17, 18, 19 (1962-86)
Es gibt natürlich noch andere Komponisten, von denen ich (noch) keine Sinfonien habe, spontan fallen mir Namen mit Matschawariani, Skulte, Tubin, Bunin oder Owtschinnikow ein.
Auch Nicht-Russen haben in dieser Zeit Sinfonien geschrieben, hier habe ich meine Aufnahmen aber nicht so schön geordnet - mir fallen gerade so ein:
- Alexander Moyzes: Sinfonien Nr.8-12 (1968-83)
- Thomas Schmidt-Kowalski: Sinfonie Nr.3 d-moll op.67 (1997-2000)
- Robert Simpson: Sinfonie Nr.11 (1990)
- Leo Spies: Sinfonie Nr.2 c-moll (1961)
- Ernst Hermann Meyer: Konzertante Sinfonie für Klavier und Orchester (1961) -> wobei dies im Grenzbereich zum Konzert anzusiedeln ist
Es gibt sicher noch mehr. Allerdings habe ich, was die Werke aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts angeht, mehr Russen in meiner Sammlung. Der dort vorzufindende tendenziell eher konservative Tonfall bringt es mit sich, dass ich dort eher fündig werde als in anderen Ländern (denn ganz modern mag ich es nun auch nicht...).

Sicher sind nicht alle diese Werke gleich gut, es gibt schwächere und bessere. Aber man sieht doch, dass die Sinfonie keineswegs ausgestorben ist. Was die letzteen Jahre so hervorgebracht haben, wird man sicher erst nach und nach feststellen können, es braucht eben immer eine gewisse Zeit, bis ein neues Werk auf CD erscheint.

Viele Grüße
Holger

P.S.: Besagter Max Trapp war mir bis dato auch völlig unbekannt. In der Wikipedia habe ich allerdings einen Artikel über ihn vorgefunden: http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Trapp
JohnD
Stammgast
#17 erstellt: 14. Apr 2006, 16:18
Achje, was Ihr immer habt ;-)

Die Sinfonie ist natürlich nicht tot, aber ziemlich retro...

Hab ich das übersehen, oder wurde hier kein einziges Mal Penderecki erwähnt?
Und was ist mit Rautavaara? Der ist einer der besten Sinfoniker unserer Zeit, wie ich finde.
Holger_S.
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 14. Apr 2006, 16:58

JohnD schrieb:
Achje, was Ihr immer habt ;-)

Die Sinfonie ist natürlich nicht tot, aber ziemlich retro...

Hab ich das übersehen, oder wurde hier kein einziges Mal Penderecki erwähnt?
Und was ist mit Rautavaara? Der ist einer der besten Sinfoniker unserer Zeit, wie ich finde.


Hallo JohnD,

sicher, die Sinfonie ist nicht unbedingt die bevorzugte Gattung der Avantgarde. Es ist eben eine Frage des persönlichen Geschmacks, in wie weit man die Anschauungen dieser Strömung(en) schätzt, teilt o.ä... Festzuhalten bleibt aber, dass nicht wenige (tendenziell konservative) zeitgenössische Komponisten diese Gattung auch heute noch aufrechterhalten. - Penderecki und Rautavaara habe ich dewegen nicht erwähnt, weil beide nicht unbedingt mein Fall sind.

Viele Grüße
Holger
JohnD
Stammgast
#19 erstellt: 14. Apr 2006, 19:58
Naja, wenn ich was höre, möchte ich auch was Neues. Was kann man denn heute noch in älterem Stil sagen, was damals nicht gesagt wurde...
Wenn es keine Grenze überschreitet oder einen neuen Horizont öffnet, ist es doch meist langweilig.

Rautavaara, Vasks, Kancheli, das sind doch Komponisten von Format.
Erkki-Sven Tüür kann ich noch empfehlen.

Aber leider hört man hier lieber den 563. skandinavischen oder sowjetischen Kleinmeister der vorletzten Jahrhundertwende.
Die Ohren wollen halt nicht aufgemacht werden...

"Für das Musikleben in seiner Breite gilt das Paradoxon, dass, was den Menschen vertraut ist und wovon sie annehmen, dass es ihnen gleiche, ihnen als Produkt verdinglichten Bewusstseins objektiv ganz fremd bleibt, während, was ihnen fremd ist, sie selbst betrifft. Sie verdrängen es und verstärken damit unablässig ihr eigenes falsches Bewusstsein auch in der Musik. Je weniger sie wahrhaft konkret erfahren wird - die dazu Unfähigen schimpfen am wackersten übere Abstraktheit - desto mehr erschöpft sie sich in ihrer ideologischen Funktion. Das verdinglichte Verhältnis zur Musik und der unerschütterte, intolerante Kulturglaube verbinden sich." (Adorno)
WolfgangZ
Inventar
#20 erstellt: 14. Apr 2006, 20:20
Hallo, JohnD, hallo, ihr anderen Musikstreiter!

Ich gebe Dir grundsätzlich Recht, möchte aber einige Anmerkungen machen.

Der 563. russische Kleinmeister hat dann seine Daseinsberechtigung, wenn es um die Erweiterung des Repertoires geht sowie um dessen stilistische Einordnung. Zum einen lässt sich manch Eigenständiges gerade im Vergleich mit den Großmeistern beobachten, auf die die Kleinmeister sich (erkennbar) beziehen. Zum anderen verknöchert unser Konzert- und Konservenbetrieb auch deshalb, weil nicht gewagt wird über die Aufführungen der immer gleichen Renner hinaus zu gehen und ein junger Interpret vor vergleichbaren Hemmungen steht, obwohl er mit weniger geläufigem Repertoire sich bei Weitem bequemer Verdienste erwerben könnte.

Zurück zur Sinfonie: Ich kenne eine Sinfonie von Rautavaara; sie erscheint mir beileibe nicht sonderlich neutönend - interessant schon. Ähnliches gilt für Henze oder Penderecki. Henze war nie ein Avantgardist, und bei Penderecki zeigt die Gattung der Sinfonie die Glättung und Harmonisierung des postmodernen Alterswerks. Für Tüür gilt das von vornherein.

Mit anderen Worten: Für eine experimentelle Avantgarde dürfte die Sinfonie wirklich nicht geeignet sein, wohl aber für ein gereiftes, erfahrenes Komponieren. Dies darf, dies sollte im besten Sinne modern sein.

Gruß, Wolfgang Zimmermann
JohnD
Stammgast
#21 erstellt: 14. Apr 2006, 23:28
Neutönend verwechseln wohl manche mit dissonant, geräuschhaft etc., aber das ist doch unsinn. Morton Feldman, Steve Reich, Terry Riley, John Adams... strotzen doch nicht gerade vor Dissonanzen.
Mir geht es nur darum: hören zu können, dass etwas NEUES gesagt wird. Das kann auch tonal geschehen. Aber Tonalität ist heute etwas anderes als früher.
Und: ich weigere mich, langweilige Kleinmeister oder verknöcherte Figuren wie Glasunow (paar nette Sachen gibt's, aber ernst zu nehmen ist das nicht...) im Konzertbetrieb unterzubringen. Dafür gibt es noch zu viele unbekannte Großmeister wie Langgaard, Stephan, Ives, Nono, Varèse...
selbst Schönberg und Ligeti sind viel zu selten im Programm zu finden. Ansonsten:
Es gibt eine Menge Konzerte mit Neuer Musik. Man muss nur hingehen.
Wenn pseudogebildete Konzertabonnenten nicht mal op. 5 von Webern aushalten ist doch nicht die Musik dran schuld.
JohnD
Stammgast
#22 erstellt: 14. Apr 2006, 23:31
Ah, Robert Simpson. Ganz groß.
Holger_S.
Ist häufiger hier
#23 erstellt: 15. Apr 2006, 08:19
[quote="JohnD"]Naja, wenn ich was höre, möchte ich auch was Neues. Was kann man denn heute noch in älterem Stil sagen, was damals nicht gesagt wurde...
Wenn es keine Grenze überschreitet oder einen neuen Horizont öffnet, ist es doch meist langweilig.
Aber leider hört man hier lieber den 563. skandinavischen oder sowjetischen Kleinmeister der vorletzten Jahrhundertwende.
Die Ohren wollen halt nicht aufgemacht werden...quote]

Mag sein, dass du etwas Neues hören willst. Für mich ist dies keine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass mir Musik gefällt. Von dem von dir geschmähten Glasunow halte ich persönlich sehr viel. Ein guter Komponist ist für mich nicht per definitionem ein Erneuerer. Außerdem sind die von mir aufgeführten Komponisten keinesfalls alles "Kleinmeister". Im Gegenteil zählt etwa ein Boris Tschaikowski meiner Ansicht nach zu den wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Langweilig ist das keinesfalls! Auch Komponisten wie Kabalewski oder Mjaskowski (noch mal: ein höchst potenter Komponist) stehen mir um Längen näher als Schönberg oder Varère. Es ist dies eben eine Frage der individuellen Neigung. Mir scheint, es sei angebrachter, diese zu akzeptieren als sie per Adorno als "falsches Bewusstsein" zu brandmarken. Und den Luxus, jemanden mehr oder minder auf Grund seines Musikgeschmacks als "pseudogebildet" zu diffamieren, würde ich mir nicht leisten wollen...


[Beitrag von Holger_S. am 15. Apr 2006, 08:59 bearbeitet]
JohnD
Stammgast
#24 erstellt: 15. Apr 2006, 13:08
Es ist doch nicht das Problem der Musikevolutionäre, wenn einigen Menschen mehr oder weniger der Wille (selten die Fähigkeit, da bin ich zu sehr Menschenfreund) fehlt, die Entwicklungen weiterzuverfolgen.
Das ist auf der Stufe mit der Aussage "Schade dass es keine Telegramme mehr gibt, jetzt habe ich keine Möglichkeit mehr, schnell mal eine Kurznachricht zu verschicken".

Glasunow ist stockkonservativ gewesen. Seine Musik tönt hohl. Es gibt nichts, was Brahms nicht schon wesentlich besser gesagt hätte.
Es geht nicht um persönliche Vorlieben. Es geht um die Verweigerung von künstlerischem Fortschritt in der Rezeption.

Und mal ehrlich: Wem Alban Berg nicht nahegeht, der hat Tomaten auf den Ohren. Schönberg ist schwierig, aber dafür immer spannend. Und Webern ist das angenehmste, was man sich vorstellen kann: Kurz, wunderbar ausgeglichen und harmonisch. Meditative zerbrechliche Gebilde von großer Klarheit.
Und das war nur der Anfang.

Wer nicht versteht, was Webern sagt, hat auch noch nie verstanden, was Brahms oder Liszt sagen.
Ich behaupte nicht, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, noch höre ich den ganzen Tag Neue Musik. Ganz im Gegenteil.
Dennoch: Wer die 1946 (!) entstandene "Celtic Symphony" als Meisterwerk bezeichnet, hat nichts verstanden. Ein schmissiges, atmosphärisches und gut instrumentiertes, aber die Möglichkeiten der Besetzung nicht annähernd ausschöpfendes Stück Leichte Salonklassik (wer was Leichtes will, soll doch Bartoks Konzert für Orchester hören.)
Die "Hebridean" war noch halbwegs am Puls der Zeit und ist m. E. auch wesentlich besser.
Auf viele Empfehlungen reagiere ich hier mittlerweile nicht mehr, weil mich die Musik sicher enttäuschen wird.

Nochmal ein paar Tipps:

Heinz Tiessen, Sinfonie 2
Eduard Erdmann, Sinfonien 1-3
Emil Bohnke, Sinfonie

Gabs letztens auch noch bei 2001. JPC hat das evtl. noch ganz günstig.


[Beitrag von JohnD am 15. Apr 2006, 13:10 bearbeitet]
Holger_S.
Ist häufiger hier
#25 erstellt: 15. Apr 2006, 13:33
Hallo JohnD,

da bin ich anderer Meinung.

Du schreibst, Glasunow sei stockkonservativ gewesen. Das ist sicher richtig. Dann behauptest du, seine Musik töne hohl. Das sehe ich anders. Seine Musik ist voller ansprechender Melodien, die apart instrumentiert und verarbeitet sind. Die Celtic Symphony (die nebenbei gesagt 1940 komponiert wurde, aber das tut auch nichts zur Sache) ist ein Anachronismus, das stimmt. Nichtsdestotrotz gefällt sie mir sehr. Bantock versucht eben nicht, krampfhaft nach Modernität zu streben. Diese Musik besticht durch pure Schönheit und Ehrlichkeit. Wollte ich mich deiner Ausdrucksweise bedienen, würde ich vielleicht sagen: "Wer das nicht hört, hat Tomaten auf den Ohren" oder so ähnlich. Dass du auf viele Empfehlungen nicht reagierst, ist deine Sache und auch dein gutes Recht. Ich kaufe mir auch nicht alles, was empfohlen wird. Was du Verweigerung von künstlerischem Fortschritt in der Rezeption nennst, halte ich eher für das Recht jedes Einzelnen, Kompositionen und Stile, welche ihm nicht zusagen, abzulehnen. Musik ist ein Angebot. Ob man es wahrnimmt, ist jedem selbst überlassen - zwingen kann man niemanden dazu. Die Devise "Fortschritt um jeden Preis" scheint mir jedenfalls fragwürdig, wenn du sie unterstützt, ist das deine Sache.

Kurzum: ich halte es für inadäquat, jemandem, der deine musikalischen Ansichten nicht teilt, den Musikverstand absprechen zu wollen (was du ja in dem Nebensatz "...was Brahms oder Liszt sagen" implizierst).

In diesem Sinne viele Grüße
Holger
WolfgangZ
Inventar
#26 erstellt: 15. Apr 2006, 14:02
Hallo, Holger S. und JohnD.!

Kann ich nicht Webern und Glasunow mit dem gleichen Interesse hören? Glasunows "Jahreszeiten"-Suite mit ihren glänzenden, subtilen, überraschenden Effekten, Weberns Musik mit ihrer radikalen Prägnanz? Kann ich nicht Petterson mit dem gleichen Vergnügen hören wie Werner Egk? Der Vitalist neben dem Pessimisten?

Besteht der Mensch nicht aus Begeisterung und Verzweiflung, Verstand und Gefühl, Intellekt und Emotion, dem Bedürfnis nach Entspannung und nach innerem und äußerem Aufruhr?

Wie weit gehen die Möglichkeiten des "Erneuerns"? Zeigt nicht der (Mode-)Begriff der "Postmoderne" das Paradoxon per se?

Und wenn Adorno (zu Recht) die Vermarktung, die Verdinglichung der Musik anprangert, sieht er - und sehen wir als Rezipienten - sich dem gleichen Paradoxon gegenüber. Der Kitsch-Schreiber Lloyd-Webber will und muss sich finanzieren, ein Wolfgang Rihm will und muss es aber auch.

(Das waren jetzt aber arg viele rhetorische Fragen ... )

Besten Gruß, Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 15. Apr 2006, 14:05 bearbeitet]
Holger_S.
Ist häufiger hier
#27 erstellt: 15. Apr 2006, 14:12

WolfgangZ schrieb:
Hallo, Holger S. und JohnD.!

Kann ich nicht Webern und Glasunow mit dem gleichen Interesse hören? Glasunows "Jahreszeiten"-Suite mit ihren glänzenden, subtilen, überraschenden Effekten, Weberns Musik mit ihrer radikalen Prägnanz? Kann ich nicht Petterson mit dem gleichen Vergnügen hören wie Werner Egk? Der Vitalist neben dem Pessimisten?

Besteht der Mensch nicht aus Begeisterung und Verzweiflung, Verstand und Gefühl, Intellekt und Emotion, dem Bedürfnis nach Entspannung und nach innerem und äußerem Aufruhr?

Wie weit gehen die Möglichkeiten des "Erneuerns"? Zeigt nicht der (Mode-)Begriff der "Postmoderne" das Paradoxon per se?

Und wenn Adorno (zu Recht) die Vermarktung, die Verdinglichung der Musik anprangert, sieht er - und sehen wir als Rezipienten - sich dem gleichen Paradoxon gegenüber. Der Kitsch-Schreiber Lloyd-Webber will und muss sich finanzieren, ein Wolfgang Rihm will und muss es aber auch.

Besten Gruß, Wolfgang


Hallo Wolfgang,

ganz meine Meinung. Wenn mir Webern und Glasunow gefallen, höre ich eben beide. Wenn mir einer von beiden nicht gefällt, höre ich ihn eben nicht. So einfach ist das... Meine Äußerungen haben nicht das Ziel, der "Moderne" ihr Existenzrecht o.ä. in Abrede zu stellen. Ich sprach mich lediglich dafür aus, dass sich jeder frei entscheiden darf, was er gerne hören möchte, ohne deshalb geschmackliche Verirrungen attestiert zu bekommen. Wie ich unten eben sagte: Jede Musik ist ein Angebot. Ob man es wahrnimmt, bleibt jedem selbst überlassen.

Viele Grüße
Holger
JohnD
Stammgast
#28 erstellt: 15. Apr 2006, 14:40
Ich habe ja nicht behauptet, dass man das eine oder andere nicht mehr hören sollte.
Egk oder Petterson... ja meinetwegen beide.

Ich kritisiere lediglich den überheblichen Spießbürger, der zwar tolle Anlagen und viel Geld für CDs hat, aber keine Ohren für Musik. Da wird sich lieber die x-te Aufnahme von Bruchs Violinkonzert gekauft als mal was Neues zu entdecken.
Solches Musikempfinden tritt auf der Stelle und ist letztlich tot.

"Recht eigentlich betet der Konsument das Geld an, das er selber für die Karte zum Toscaninikonzert ausgegeben hat. Buchstäblich hat er den Erfolg "gemacht", den er verdinglicht und als objektives Kriterium akzeptiert, ohne sich darin wiederzuerkennen. Aber "gemacht" hat er ihn nicht dadurch, dass ihm das Konzert gefiel, sondern dadurch, dass er die Karte kaufte." (Adorno)

Wer sich nicht angesprochen fühlt, muss sich nicht aufregen. ;-)
Holger_S.
Ist häufiger hier
#29 erstellt: 15. Apr 2006, 15:22

JohnD schrieb:
Ich kritisiere lediglich den überheblichen Spießbürger, der zwar tolle Anlagen und viel Geld für CDs hat, aber keine Ohren für Musik. Da wird sich lieber die x-te Aufnahme von Bruchs Violinkonzert gekauft als mal was Neues zu entdecken.


Den kritisiere ich ja auch - allerdings würde sich dieser auch für Bantock und Glasunow nicht sonderlich interessieren. Glaube mir, ich habe mich oft genug beim Konzertbesuch über Stimmen im Publikum geärgert, die sich über die Aufführung von Werken von Jongen oder Schostakowitsch beschwerten. Ich bin kein Musikliebhaber, der sich jedes Werk des Standardrepertoires in 40 verschiedenen Einspielungen anschafft, sondern gebe mein knappes Geld lieber eher für neue Sachen aus - allerdings nicht unbedingt Varèse und Schönberg, sondern viel eher Mjaskowski und Weinberg, auch - um auf diesen Namen zurückzukommen - Bantock... Und in diesem Zusammenhang muss ich dir leider widersprechen: du gibst vor, nicht behauptet zu haben, dass man das eine oder andere nicht mehr hören solle - Formulierungen wie "diese Musik tönt hohl" oder "wer was Leichtes will, soll doch Bartoks Konzert für Orchester hören" lassen an Deutlichkeit indes nichts zu wünschen übrig.
JohnD
Stammgast
#30 erstellt: 15. Apr 2006, 16:01
Zwischen "sollen" und "müssen" besteht dann doch ein Unterschied.

Die Frage ist, ob man sich Mittelmäßiges antun soll, wenn es doch Hervorragendes gibt...gerade wenn das Geld knapp ist! Schließlich sind die meisten Werke annähernd repräsentativ für das Gesamtwerk. Schönberg mal ausgenommen (aber das ist ja das Geniale).
Mal ein paar Schönberg-Tipps:

Die Streichquartette. Die Kammersinfonien. Gurre-Lieder. Klavierkonzert. Pelleas und Melisende.
Holger_S.
Ist häufiger hier
#31 erstellt: 15. Apr 2006, 16:13

JohnD schrieb:
Zwischen "sollen" und "müssen" besteht dann doch ein Unterschied.

Die Frage ist, ob man sich Mittelmäßiges antun soll, wenn es doch Hervorragendes gibt...


Von "müssen" war bis dato ja auch nicht die Rede. Ich möchte Schönbergs Relevanz nicht in Abrede stellen, aber die Frage ist doch immer, ob mir diese Musik zusagt. Schönbergs Klavierkonzert hat mir z.B. nicht gefallen. Bergs Violinkonzert ist zwar für mich anhörbar, mich persönlich berührt diese Musik aber nicht so stark. Dagegen läuft mir angesichts der humanen Größe und Erhabenheit des Schlusses der 16. Sinfonie Mjaskowskis eine Gänsehaut über den Rücken. Oder die pure Schönheit in Boris Tschaikowskis Sinfonie Sewastopol...

Viele Grüße
Holger
s.bummer
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 19. Apr 2006, 20:24
Nur mal ein Zitat eingestreut:
Zappa: "Jazz is not dead, it just smells funny"

Sinfonien werden heute noch geschrieben. Überleben werden davon nur wenige Werke.
Man lese sich mal durch die Kompositionenlandschaft der früheren Jahrhunderte.
Jawohl, es gibt Hoffnung. Dreck setzt sich auf lange Sicht nicht durch. Tut mir leid Sir(oder schon Lord?) Webber.

Wer glaubt denn heute noch, dass in 100 Jahren Leute wie Stockhausen, Boulez, oder Cage (der vielleicht) denselben Stellenwert genießen wie heute? Eher als einflussreiche Nebenströme vielleicht. So wie heute......
"Oder in Foren, wo Leute gesetzten Alters leicht säbernd vor dem PC Ihre absonderlichen Ansichten austauschen "

Ich jedenfalls glaube an die "Kraft" der Sinfonie, solange sie selbst nicht in Ekklektizismus verfällt.
So, das mußte ich mal loswerden.

Gruß S.
Kreisler_jun.
Inventar
#33 erstellt: 19. Apr 2006, 22:22

s.bummer schrieb:
Nur mal ein Zitat eingestreut:
Zappa: "Jazz is not dead, it just smells funny"

Sinfonien werden heute noch geschrieben. Überleben werden davon nur wenige Werke.
Man lese sich mal durch die Kompositionenlandschaft der früheren Jahrhunderte.
Jawohl, es gibt Hoffnung. Dreck setzt sich auf lange Sicht nicht durch. Tut mir leid Sir(oder schon Lord?) Webber.

Wer glaubt denn heute noch, dass in 100 Jahren Leute wie Stockhausen, Boulez, oder Cage (der vielleicht) denselben Stellenwert genießen wie heute? Eher als einflussreiche Nebenströme vielleicht. So wie heute......


Immerhin sind die Stücke, denen diese drei ihre Bekanntheit verdanken, teils auch schon eine halbes Jahrhundert alt! Ich würde also eher vermuten, dass man die in weitern 50 oder 100 Jahren noch kennt als manch anderes, wie etwa Egk oder von Einem, vor 50 Jahren kurz populär, heute vergessen...

viele Grüße

JK jr.
Holger_S.
Ist häufiger hier
#34 erstellt: 20. Apr 2006, 08:59

s.bummer schrieb:
Wer glaubt denn heute noch, dass in 100 Jahren Leute wie Stockhausen, Boulez, oder Cage (der vielleicht) denselben Stellenwert genießen wie heute? Eher als einflussreiche Nebenströme vielleicht. So wie heute......
"Oder in Foren, wo Leute gesetzten Alters leicht säbernd vor dem PC Ihre absonderlichen Ansichten austauschen "


Hallo s.bummer,

in diesem Zusammenhang ist mir eine kleine Anekdote eingefallen, welche ich dem Buch "Con Spirito. Musikeranekdoten aus dem 20. Jahrhundert gesammelt von Paul Feiler", Bärenreiter 1991, entnommen habe:


Arnold Schönberg probte im Jahre 1909 in Wien eines seiner neuen Stücke. Die Orchestermusiker waren schockiert. Verbittert erklärte er: "In 50 Jahren wird man diese Musik überall aufführen und verstehen".
Darauf ein Musiker: "Und warum spielen wirs denn heut' schon, Herr Schönberg?"


Fairerweise muss man betonen, dass es sich hierbei um eine Anekdote handelt, mag sein, dass diese Begebenheit mehr oder minder der Wahrheit entspricht, es ist indes ebenso nicht völlig auszuschließen, dass sie dem Reich der Legende angehört. Bezeichnend finde ich sie jedoch schon, denn auch heute, also mittlerweile fast 100 Jahre nach dieser Begebenheit, ist festzustellen, dass sich Schönberg Musik nicht der von ihm prognostizierten Popularität erfreut. So ähnlich wird es auch mit den von dir genannten Komponisten sein: natürlich wird man in 50 oder 100 Jahren Namen wie Stockhausen oder Boulez kennen, dass sie dann ins Zentrum des Musiklebens gerückt sein werden, ist freilich zweifelhaft. Vorsichtig wäre ich mit der Prognose, dass sich langfristig nur das Gute durchsetzt. Wenn man abseits des Standardrepertoires mal ein bisschen auf "Entdeckungsreise" geht, wird man feststellen, dass viele großartige Stücke heute leider kaum beachtet werden. (Um Lloyd Webber wäre es allerdings natürlich nicht schade!) Die von dir genannte "Kraft der Sinfonie" entspricht jedenfalls auch meiner Überzeugung.

Viele Grüße
Holger

P.S.: Solltest du den Satz mit den Leuten gesetzten Alters auf diese Diskussion gemünzt haben - dann müsste ich (20 J.) schon ein wenig schmunzeln...
SirVival
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 20. Apr 2006, 10:08
Hi all,

ich bin der Meinung, die Sinfonie ist tot. Was gibt es noch zu sagen (musikalisch, emotional, hermeneutisch, politisch und und und), was nicht schon gesagt worden ist?
Nun gut, man kann kalten Kaffee immer wieder aufwärmen, aber schmecken wird er nur in den wenigsten Fällen. Das soll aber keineswegs heißen, dass man auf die neueren Ergebnisse sinfonischen Ausschürfens der Welt im Allgemeinen und der menschlichen Existenz im Besonderen nicht mehr gespannt sein darf.

Gruß
Holger_S.
Ist häufiger hier
#36 erstellt: 20. Apr 2006, 11:08

SirVival schrieb:
ich bin der Meinung, die Sinfonie ist tot. Was gibt es noch zu sagen (musikalisch, emotional, hermeneutisch, politisch und und und), was nicht schon gesagt worden ist?
Nun gut, man kann kalten Kaffee immer wieder aufwärmen, aber schmecken wird er nur in den wenigsten Fällen.


Hallo SirVival,

ich habe oben ja eine ganze Liste von modernen Sinfonien geliefert. Wenn man sich dort einmal umhört, wird man feststellen, dass diese Werke keinesfalls nur "kalter Kaffee" sind, sondern durchaus Neues und Eigenständiges zu bieten haben, wenngleich in eher traditionellem Gewande. Ich würde jedenfalls solche exorbitanten Werke wie Boris Tschaikowskis 3. und 4. Sinfonien, Moyzes zwei letzten Sinfonien, Weinbergs Sinfonien Nr.17-19, die eine Trilogie bilden mit dem Namen "An der Schwelle des Krieges" und noch einige weitere Sinfonien als wirklich interessante schöpferische Leistungen bezeichnen, die keineswegs "schon Gesagtes wiederholen". Nein, die Sinfonie ist, und dabei bleibe ich, beileibe nicht als tot zu bezeichnen.

Viele Grüße
Holger
SirVival
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 20. Apr 2006, 11:54
Hi Holger,

ich werde mir mal die von dir erwähnten Werke zu Gemüte führen, um mir ein zusätzliches Urteil zur Existenzberechtigung der Sinfonie in heutiger Zeit bilden zu können.

Gruß

SV
lutarg
Schaut ab und zu mal vorbei
#38 erstellt: 20. Apr 2006, 16:09
Hallo Freunde
freut mich, dass mein vor zwei Jahren gestarteter Thread nun doch noch eine kleine Diskussion ausgelöst hat. Habe mich nach dem damaligen Desinteresse bei HIFI Forum auch nicht mehr blicken lassen, dank Holger S bin ich zurück. Interessant, dass einige Musikfreunde eine Art Antagonismus zwischen Symphonik einerseits und Avantgarde (Webern-Stockhausen) andererseits sehen. Dabei sind die heutigen Avantgardisten (Stockhasuen und Nono sind ja nun schon fast Klassiker der Moderne) in diesem Bereich durchaus tätig, s. Wolfgang Rihm, Kalevi Aho, Pehr-Hendrik Nordgren, Peter Maxwell-Davies usw. Es gibt halt zeitgenössische Komponisten, die mit dem Begriff Symphonie arbeiten und ihn weiterspinnen wollen, andere ziehen halt andere Bezeichnungen für ihre mehr oder weniger symphonischen Werke vor (Konzert für Orchester usw.). Was allerdings schon in den letzten Jahren auffällt ist die große Zahl an Symphonien und Symphonikern des 20. Jahrhunderts, die neu oder überhaupt zum ersten Mal entdeckt werden. Hier haben viele vor allem kleinere Firmen dem Musikfreund und natürlich dem "verkannten" Komponisten einen Riesendienst erwiesen. Und ich habe bei kaum einer dieser zahlreichen Ausgrabungen sagen müssen, das hätte man alles lieber schlummern lassen sollen. Egal ob eher konventionell-tonal oder avantgardistisch, es gab fast immer etwas Interessantes zu entdecken. Neuestes Beispiel: Vincent Persichetti. Eine Doppel-CD mit Symphonien 3,4, und 7 ist kürzlich erschienen.

"For me, the greatest surprise was in hearing Persichetti’s Third Symphony. At the time I thought this to be the best American symphony I had heard. The Copland Third, Harris Third, and the works of Barber paled in comparison, and they are about the best we have."
-David Ward-Steinman, The Florida Flambeau

Gibt es bei caiman_amerika für 10.48, lohnt sich meiner Meinung nach kennenzulernen.

Ein paar andere weniger bekannte hilites des 20.Jh:

Aho Symphonie No. 10
Kokkonen Symphonie Nr. 4
Penderecki Symphonie Nr. 3
Robert Simpson Symphonie Nr. 9
Malcolm Arnold Symphonie Nr. 9
Lutoslawski Symphonie Nr. 4
Petterson Symphonie Nr. 8 (Über diesen Komponisten sollte man erst dann ein abschließendes Urteil fällen, wenn man diese Symphonie kennt, am besten in der Aufnahme mit Sergiu Commissiona (gab es mal als LP bei DGG!)

Gruß
lutarg
Holger_S.
Ist häufiger hier
#39 erstellt: 20. Apr 2006, 17:59
Hallo Lutz,

schön, dass du hier wieder vorbeischaust. Ehrlich gesagt war ich selbst ein wenig verwundert darüber, welche Resonanz mein Hervorkramen dieses Themas hervorgerufen hat. Du hast Recht, die letzten Jahre waren hinsichtlich der diskographischen Erschließung neueren Sinfonie-Repertoires sehr ertragreich. Labels wie Chandos, CPO, BIS, Naxos/Marco Polo oder Olympia haben sich in dieser Angelegenheit in der Tat sehr engagiert.

Was die Sinfonien betrifft, die ich SirVival empfohlen habe, muss ich anmerken, dass die Weinberg-Sinfonien derzeit nicht auf CD erhältlich sind. Das waren Veröffentlichungen des leider von der Bildfläche verschwundenen Labels Olympia... Chandos hatte wohl eine Gesamtaufnahme der Weinberg-Sinfonien mit Gabriel Chmura geplant, dieses Vorhaben scheint aber auch wieder auf Eis gelegt worden zu sein (nach der Veröffentlichung von gerade einmal 2 CDs). Moyzes und Tschaikowski sind dagegen bei jpc erhältlich. Bei Tschaikowski ist die Dritte als "Sebastopol Symphony" geführt (Chandos), die Vierte wird in der Artikelbeschreibung gar nicht erst erwähnt (die CD läuft dort unter "Tchaikovsky Smy. [sic!] 2/+", Artikelnummer 5576251). Dass verhältnismäßig viel von Boris Tschaikowski auf CD erhältlich ist, verdanken wir übrigens der lobenswerten Arbeit der Boris-Tschaikowski-Gesellschaft (http://www.boris-tchaikovsky.com). Interessant und ohne Probleme erhältlich ist auch die 7. Sinfonie von Tischtschenko (bei Naxos erschienen).

Viele Grüße
Holger
Hüb'
Moderator
#40 erstellt: 23. Jun 2008, 10:49

lutarg schrieb:
Weiß zufällig jemand, wo man noch die Gesamtaufnahme aller 27 Symphonien unter Svetlanov bekommen kann?

Ich glaube zwar nicht, dass es der Lutz noch liest, aber die Edition wurde gerade neu aufgelegt:
http://www.jpc.de/jp...?rk=home&rsk=hitlist

Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#41 erstellt: 23. Jun 2008, 14:58
Hallo Frank,

interessant. Die gesamten Sinfonien von Mjaskovski, einschließlich einiger Nebenwerke für 60 Euro auf 16 CDs. Scheint mir kein so schlechtes Angebot zu sein. Oder siehst Du das anders? Bisher war es wohl so, daß diese berühmten Svetlanoveinspielungen, von denen ich nur eine oder so habe, nur als glaube ich ziemlich teurer Rußlandimport ( ich glaube dann auch noch als 4 seperate Packs) zu erhalten waren.

Danke für die Information.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#42 erstellt: 23. Jun 2008, 15:03
Hallo Martin,

ich finde die Box sehr interessant und preisgünstig.
Das Angebot verdanken wir wohl den Kehraus-Aktivitäten bei Warner.

Das einzige was mich an den Einspielungen stört, ist die doch recht extreme zeitliche Spanne bei den Entstehungszeiten.
Für eine GA "aus einem Guß" wäre es interpretatorisch - und vor allem auch klanglich - vielleicht wünschenswert, wenn die älteste und die jüngste Aufnahme nicht mehr als 30 Jahre auseinander liegen würden. Aber angesichts der Schließung dieser Repertoirelücke darf man natürlich nicht wirklich darüber meckern.

Vielleicht bestelle ich mir die CDs Ende des Monats.

Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#43 erstellt: 23. Jun 2008, 15:12
Hallo Frank,

ich bestelle mir die CDs dann eventuell auch. Ich finde Mjaskovski auch toll.

Gruß Martin
WolfgangZ
Inventar
#44 erstellt: 17. Jan 2009, 21:25
Hallo, miteinander!

Seit zwei Tagen besitze ich die Integrale der elf Sinfonien von Robert Simpson (1921 - 1997) mit Vernon Handley. Schuld war ein Hunderter der Schwiegermutter, der augenblicklich und gezielt anzulegen war. Auf den Komponisten, den man beileibe nicht in jedem Lexikon zu finden scheint, war ich schon länger aufmerksam geworden.

Gehört habe ich bisher die Nummern 5, 3 und 8 - in dieser Reihenfolge.

Strenges Formbewusstsein scheinen mir maßgeblich, eine gewisse Terrassenstruktur bei extrem breiter Anlage - Bruckner könnte man beinahe nennen -, Beethoven'sche Schlusswirkungen fallen mir auf - abgesehen davon, dass Simpson offensichtlich langsame Rahmen bezüglich Kopf- und Finalsatz liebt.

Stilistisch und emotional geht die Fünfte schon gen Allan Pettersson, während die Dritte wohl am stärksten bei Nielsen wurzelt. Ansonsten dürfte Simpson die Klangsprache eines Schostakowitsch kennen, vielleicht auch eines Karl Amadeus Hartmann. Warum er nicht bekannter ist, erschließt sich mir jedenfalls nicht. Verglichen mit anderen großen unbekannten Sinfonienzyklikern (z.B. Atterberg, Brian, Miaskowsky, Tubin) des 20. Jahrhunderts könnte ich mir - bei spärlicher Werkkenntnis! - vorstellen, dass er zu den besonders interessanten Neubelebern dieser Königsgattung gehört, wobei mich Pettersson mehr fasziniert, es sei denn, es gibt für mich beim weiteren Vorstoß in der Box noch exquisite Aha-Erlebnisse.

Wolfgang
Joachim49
Inventar
#45 erstellt: 17. Jan 2009, 22:33

WolfgangZ schrieb:
Schuld war ein Hunderter der Schwiegermutter, der augenblicklich und gezielt anzulegen war.



Hat die Schwiegermutter noch unverheiratete Töchter?
Joachim
WolfgangZ
Inventar
#46 erstellt: 17. Jan 2009, 23:07

Joachim49 schrieb:

WolfgangZ schrieb:
Schuld war ein Hunderter der Schwiegermutter, der augenblicklich und gezielt anzulegen war.



Hat die Schwiegermutter noch unverheiratete Töchter?
Joachim


Ja ... jetzt wieder. Aber was kann ich da machen?

Simpson konnte ich hingegen bestellen.

Gruß, Wolfgang
lutarg
Schaut ab und zu mal vorbei
#47 erstellt: 05. Feb 2009, 19:04
Hüb schrieb


Ich glaube zwar nicht, dass es der Lutz noch liest, aber die Edition wurde gerade neu aufgelegt:


Nun ein halbes Jahr später liest er es doch noch. Und freut sich, das es den thread noch gibt.


Neuste Entdeckung:




Da hat CPO wieder einen Knüller gelandet. Kann ich wärmstens empfehlen, wird jedem gefallen, der melodische Spätromantik liebt.
Tannoymann
Stammgast
#48 erstellt: 05. Feb 2009, 19:47
Hallo!
Ebanfalls bei cpo erschienen und jetzt als günstige Gesamtausgabe: Allan Pettersson
Er ist ein Symphoniker schlechthin und hat m. E. äußerst bedeutende Beiträge zu diesem Genre in 20. Jhdt. geleistet. Es gibt nur wenig Gleichrangige.
Grüße
Willi
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#49 erstellt: 06. Feb 2009, 08:12
Petterssons Musik wurde hier im Thread ja bereits als "Klumpen Depression" bezeichnet. Pettersson hat die für mich wichtigsten Symphonien hervorgebracht, und zwar 6-8. Auf einer "Modernitätsebene" liegen sie ähnlich wie Schostakowitsch - also gut hörbar für uns Spätromantiker. Ich kann sie nur dringend empfehlen.
Die neunte geht auch noch, für alles andere bin ich zu dumm: ich verstehe sie nicht, kann aber auch nicht so viel Zeit dafür investieren.

Ebenso gibts auf CPO ja die Atterberg-Symphonien günstig, wunderschöne Musik und wesentlich besser verdaulich als Pettersson über weite Strecken. Meine Favoiten: #3 und 5.

Natanael Berg kenne ich noch gar nicht.


[Beitrag von Gantz_Graf am 06. Feb 2009, 08:16 bearbeitet]
sound67-again
Gesperrt
#50 erstellt: 18. Feb 2009, 13:37
"Klumpen" ist das richtige Wort für Petterssons Musik, tatsächlich in Klang gefasste Depression. Nichts für Suizidgefährdete jedenfalls.
Hüb'
Moderator
#51 erstellt: 19. Feb 2009, 10:29
@Lutz: schön, mal wieder von Dir zu hören/lesen!
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