Klangqualität historischer Aufnahmen. Rauschen etc.

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Wilke
Inventar
#1 erstellt: 27. Sep 2011, 12:44
Danke für den Hinweis, Kreisler jun.
Gibt es Boxen, die Rauschen bei historischen Aufnahmen n i c h t wiedergeben, sozusagen filtern?
Szellfan
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 27. Sep 2011, 13:12
Hallo Ralf,
so wie Du schreibst, eher nicht-jedenfalls keine von hoher Qualität, eher so, daß der Frequenzgang oben so beschnitten ist, daß man das Rauschen nicht mehr hört.
Das ist mit Sicherheit nicht Dein Ansinnen.
Ich glaube, Kreisler jr. meint eher, daß eine gute Anlage so viel Musik rüberbringt, daß man Rauschen etc. nicht als störend wahrnimmt. Er möge mich verbessern, wenn ich ihn falsch verstanden habe.

Abgesehen davon, wenn man nun nicht gerade das Rauschen sucht, nimmt man es nach ca.20 Sekunden nicht mehr wahr-wenn die Anlage stimmt- und es ein Rauschen ist von stets gleichem Pegel, Schwankungen nimmt man natürlich wieder wahr, unser Gehirn reagiert da oft eigentümlich.
Manch guter Tonmeister mischt sehr alten Aufnahmen sogar Rauschen bei, weil es es dem Hirn leichter macht, fehlende Obertöne zu "ergänzen", die auf der Schellack oder Walze gar nicht drauf sind.
(ich persönlich, wenn ich alte Aufnahmen remastere, entrausche nie. Man fängt sich immer Verfärbungen ein und außerdem gibt es nichts Schlimmeres als diese Rauschfahnen nach einem forte-Impuls, denn die hört man immer, eben weil damit das Rauschen ständig den Pegel ändert.)

Ist eine Sache der Hörpsychologie und ein sehr kompliziertes und weites Feld, darum hier nur ein kurzer Abriß.
Herzliche Grüße, Mike
Wilke
Inventar
#3 erstellt: 27. Sep 2011, 14:00
Nun ja, ich hatte Violinaufnahmen von Anfang der 20er und 30er Jahre mir angehört, und da klang selbst der Violinenton
nicht so, wie heute eine Violine kling. Auch das Orchester klang bedeckt. Das mag ich nicht so. Deswegen würde ich mir auch nie eine Gesamtaufnahme von Heifetz oder Rubinstein zulegen. gruß Ralf.
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 27. Sep 2011, 14:02
[OT]
Hallo Mike,

Szellfan schrieb:
Ist eine Sache der Hörpsychologie und ein sehr kompliziertes und weites Feld...

das stimmt. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich das identische "Schallereignis" von mehreren Personen wahrgenommen und welcher Grad an persönlicher "Störanfälligkeit" dem beigemessen wird. Deswegen hüte ich mich stets, solche Aussagen zu verallgemeinern:
(...) Wenn man nun nicht gerade das Rauschen sucht, nimmt man es nach ca.20 Sekunden nicht mehr wahr-wenn die Anlage stimmt- und es ein Rauschen ist von stets gleichem Pegel, Schwankungen nimmt man natürlich wieder wahr, unser Gehirn reagiert da oft eigentümlich.

Ich persönlich reagiere leider recht empfindlich auf ein Grundrauschen und kann dementsprechend stark verrauschte Aufnahmen nicht wirklich genießen. Ich versuche es immer wieder mal, fühle mich aber oft schnell abgelenkt. Mache ich beispielsweise meine Frau auf unangenehmes Rauschen aufmerksam, so bekomme ich oft zu hören: "Wenn Du nichts gesagt hättest, hätte ich das gar nicht wahrgenommen. Und warum sollte mich das stören?"
Ob ein "Rausch-isolierendes Hören" antrainierbar ist, weiß ich nicht. Ich stelle jedoch über Jahre keine Besserung bei mir fest.

[BTT] Gruß, Kaddel


[Beitrag von Kaddel64 am 27. Sep 2011, 14:04 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 27. Sep 2011, 14:07
Hallo Ralf,
20er, 30er Jahre, hm, da kann man ein heutiges Klangbild wirklich nicht erwarten.
(Damals ging ein Frequenzbereich so bis ca. sieben kHz einzufangen, aber darüber beginnt der Geigenton erst so richtig, sich zu entfalten.)
Bei Heifetz und Rubinstein, deren Aufnahmen aus den 50ern, 60ern, da sind aufnahmetechnisch Prachtexemplare dabei, die so manche neue Digitalaufnahme mal eben "in den Sack stecken".
Läßt sich aber eben alles nicht verallgemeinern.
Herzliche Grüße, Mike
Szellfan
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 27. Sep 2011, 14:15
Hallo Kaddel,
unsere Beiträge haben sich gerade überschnitten, witzig, daß wir nun beide schreiben, man könne das nicht verallgemeinern.
Immer noch OT.
Wie sehr man Rauschen wahrnimmt, hängt auch mit dem Alter zusammen, weil mit der Abnahme des hörbaren Frequenzspektrums, sich bestimmte hochfrequente Anteile "in den Vordergrund" rücken.
Meine Ex ist schwerhörig, hört so ca. bis sieben kHz, und sie leidet furchtbar unter einer Oboe, weil die dort gerade ihre Präsenz entfaltet. (War nicht der Trennungsgrund, ich spiele nicht Oboe.)
Darüberhinaus, ist eher antrainiert, Rauschen wahrzunehmen als daß man lernt, es "wegzuhören".
Dennoch:Gute Besserung, Mike
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 27. Sep 2011, 17:25

Szellfan schrieb:
Immer noch OT.
Nun nicht mehr. - Danke, Frank.

Szellfan schrieb:
Wie sehr man Rauschen wahrnimmt, hängt auch mit dem Alter zusammen, weil mit der Abnahme des hörbaren Frequenzspektrums, sich bestimmte hochfrequente Anteile "in den Vordergrund" rücken.
Mag sein, wobei der mich störende Anteil des Rauschens im Bereich oberhalb geschätzter 10 kHz liegen dürfte. Also in dem hochfrequenten Bereich, der altersbedingt ohnehin mit abnehmender Tendenz wahrgenommen wird. Ich kann jedoch nicht bestätigen, dass ich in den letzten 20 Jahren diesbezüglich weniger sensibel geworden wäre.
(Nachdem ein kürzlich durchgeführter Hörtest beim Hörgeräteakustiker für mich ziemlich unnütz war, weil der nur im sprachrelevanten Frequenzbereich bis 8 kHz testet und dort erwartungsgemäß (noch) keine Ausfälle zu beobachten waren, habe ich im vereinfachten Selbsttest mit Sinustönen aus dem Internet an der heimischen Anlage getestet: Bis 16 kHz höre ich noch, das ist für mein Alter - Jg. 64 - sehr gut.)

Szellfan schrieb:
Darüberhinaus, ist eher antrainiert, Rauschen wahrzunehmen als daß man lernt, es "wegzuhören".
Dennoch:Gute Besserung, Mike :prost
Na, Du machst mir ja Hoffnung!
Nun, ich werde nicht aufgeben mich behutsam mit älteren, verrauschten Aufnahmen zu beschäftigen. Wäre doch schade, wenn ich nie die erhabene Kunst solcher Stars wie Toscanini & Furtwängler, Caruso & Callas, Oistrach & Casals, Rubinstein & Haskil schätzen und genießen lernen dürfte...

Gruß, Kaddel
Hörbert
Inventar
#8 erstellt: 27. Sep 2011, 17:43
Hallo!

Mich stört da Rauschen bei historischen Aufnahmen eigentlich am wenigsten,, schon schlimmer finde ich die oft mangelhafte Auflösung und die tonalen Verzerrungen, noch schlimmer eigentlich die oftmals gewöhnungsbedürftige Orchesterbalance. Natürlich trifft das nicht für alle historischen Aufnahmen zu, -aber wenn der Worst-Case eintritt..

Aber ich kann damit leben, nur so kann man sich auch Interpreten anhören die schon lange den Aktiven Teil hrer Karriere hibnter sich gelassen haben oder gar schon längst gestorben sind.

Allerdings vermeide ich so gut es geht die Mischung der historischen Aufnahmen mit aktuellen, die Hör-Umstellung dauert bei mir jedesmal eine Weile und raubt mir teilweise den Spaß an diesen alten Schätzen.

MFG Günther
Kreisler_jun.
Inventar
#9 erstellt: 27. Sep 2011, 18:03
Ich meinte das nicht völlig ernst, wenn, dann etwa so, wie Mike es erläuert hat. Bei einer gute Anlage verdrängt die Musik irgendwie die Störsignale. Kann man über Boxen in einem mittelgroßen oder größeren Raum hören, nimmt man leichtes Rauschen gar nicht oder kaum wahr. (Je nachdem, wie man wohnt, hat man ohnehin einen nicht zu vernachlässigenden Geräuschpegel im Hintergrund)

Ich hatte allerdings hauptsächlich Aufnahmen im Blick, die mindestens die Qualität des "Hifi-Mono" ab ca. 1950 aufweisen (weil in den genannten Oistrakh- oder Fournier-Boxen eh nichts älteres drin gewesen wäre). Schellackaufnahmen sind stärker gewöhnungsbedürftig, zu denen würde ich einem Anfänger auch nicht raten. Wobei es nach wie vor Hörer gibt, die meinen, dass z.B. der Klavierton auf vielen Schellacks natürlicher wirkt als auf vielen späteren Aufnahmen. Es gibt aber so viele Parameter, dass man derartige Pauschalaussagen sicher mit großer Vorsicht behandeln sollte.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 27. Sep 2011, 19:50
Hallo Kaddel,
also an Fledermausohren kann's nicht liegen mit dem Rauschen.
Ich selbst, Jahrgang '67 höre noch bis ca. 17 kHz und ich kann das Rauschen "ausblenden".
Allerdings liegt das meist gar nicht so hoch wie Du vermutest, der Anteil rosa Rauschen ist höher als Du annimmst, und der quält so um sieben kHz.
Da empfinde ich eher so wie Kreisler weiter oben ausführt, bin auch ganz entschieden ein Lautsprecher,-kein Kophörermensch. Außer beim Arbeiten am PC natürlich.
Letzten Schliff bekommt eine Aufnahme aber immer über die Lautsprecher.

Sind sicher Hörgewohnheiten, als LP-Narr stört mich das naturgemäß weniger-wobei es auch hier Stimmen gibt, die behaupten, analoges Rauschen sei weniger störend als digitales.
Aber in die Voodoo-Ecke wollte ich wirklich nicht.

Dann doch lieber bestätigen, was Kreisler jun. weiter oben schreibt über die Anlage und den Raum dazu.

Und natürlich, Dir weiter Mut machen!
Herzliche Grüße, Mike
Wilke
Inventar
#11 erstellt: 27. Sep 2011, 20:23
Hallo mike,
Danke für deinen Beitrag. Mich freut es für dich, dass du gern schallplatten hoerst. Mich würde nur das knacksen stoeren.
Ich finde es toll, wenn menschen so etwas ausblenden können.

Gruß ralf
Szellfan
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 27. Sep 2011, 20:32
Hallo Ralf,
Knacksen? Icke hab doch keene Platte, uff der die schönsten Stellen angekreuzt sind!
Nee, Spaß beiseite, eine gut erhaltene und auf einer guten Plattenwaschmaschine gewaschene LP knackst und knistert wirklich nur minimal. Dafür hat sie timing und Atmosphäre und Klangfarben, die ein CD-Player selten rüberbringt.
Ganz subjektiv meine Meinung, mit der ich ja nicht allein dastehe.
Wie so oft erkauft man sich einen Vorteil (bei der CD) mit einem Nachteil.
Herzliche Grüße, Mike
Hörbert
Inventar
#13 erstellt: 28. Sep 2011, 19:09
Hallo!

@Szellfan


...Dafür hat sie timing und Atmosphäre und Klangfarben, die ein CD-Player selten rüberbringt...


Das liegt nicht am Tonträgerformat sondern an der Abmischung, hier haben die alten Toningenieure aus der Not eine Tugend gemacht. Da man weder hohe Dynamik noch eine allzugenaue tonale Stimmigkeit auf den alten Schallplatten speichern konne wurde der Sound so gemischt das andere Aspekte als gerade Dynamiksprünge zum Tragen kamen und die tonalen Unstimmigkeiten durch die Abtastvrzerrungen kaschiert wurden.

Hier in gutes Beispiel wie diese Art der Abmischung herübergerettet wurde.

jpc.de

Diese Interpretation des op.102 lieg mir besonders am Herzen, hier zeigt sich das abgründige und besondere in Regers Musik deutlch. Das Trio Ragaz, Häusler, Buttrick kenne ich mit diesem Werk sit ca. 1987 vormals die alte Schallpltte und gegenwärtig die CD gehört seitdem zu meinen Lieblingsaufnahmen in der Kammermusik.

Auch wenn diese Aufnahme nicht direkt als "historisch" gesehn werden kann zeigt sie m.E. exemplarisch den Wechsel der Aufnahmekonventionen zwischn den 80ger Jahren und heute an.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 28. Sep 2011, 19:12 bearbeitet]
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