Bachs Matthäus-Passion

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Hilda
Stammgast
#1 erstellt: 22. Mrz 2004, 15:08
Hallo,

Ostern naht - zeit für mich wieder in meine 'Passionenhörphase' einzutreten...

Für mich persönlich unbestreitbarer Höhepunkt dieser Musikgattung ist sicherlich die Matthäus-Passion von Bach. Das Werk erschloss sich mir erst als letztes der Bachschen Chorwerke richtig - hier hatte es die dramatischere und kürzer Johannes-Passion sowie die h-moll Messe und das Weihnachtsoratorium bei mir in der Jugend leichter...

Inzwischen gehört die Matthäus-Passion sicherlich zu meinen 'desert island werken'.

Die Aufnahmen der Matthäus-Passion, die ich besitze spannen eine weiten Bogen von völlig HIP zu völlig UnHIP - ich bin da nicht so dogmatisch. Die Musik muss mich packen, und das schaffen ganz unterschiedliche Ansätze, durchaus auch abhängig von meiner persönlichen Stimmung.

Hier meine persönliche Liste mit Kommentaren:

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Herreweghe II (harmonia mundi)

gehört zu meinen persönlichen Favoriten - bis auf einen zentralen Punkt... Ian Bostridge... Ich kann den Hype um diesen Sänger wie er in Grossbritannien stattfindet nicht nachvollziehen, aber so sind sie halt die Engländer...
ansonsten eine Aufführung in der sich Dramatik und Kontemplation fast perfekt die Waage hält.

----------------------------------------------------------
McCreesh (DG)

eine kontrovers diskutierte Aufnahme mit nur einem Sänger pro Stimme. Das kommt der Durchhörbarkeit zugute. Die Sängerleistungen reichen von sehr gut (Padmore, Kozena) bis nichtssagend (fast der ganze Rest). Nennt mich einen Nationalisten, aber ich verstehe nicht, warum man so ein Werk so selten mit deutschsprachigen Sängern erlebt (das gilt übrigens für fast alle Aufnahmen)..
Vom Konzept her bin ich mir nicht sicher ob McCreesh eines hat ausser 'schnell halt'... Ich habe überhaupt nichts gegen flotte Tempi - aber man muss sie auch mit 'Inhalt' füllen können. Das fehlt mir bei McCreesh völlig....

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Harnoncourt II (teldec)

Hat mit Christoph Pregardien IMHO den besten Evangelisten (neben dem jungen Schreier) und mit Röschmann und Fink zwei brillante Damen. Allerdings fallen auch hier die anderen Solisten etwas ab. Die Qualitäten einer Elisabeth von Magnus erschliessen sich mir nicht (ausser daß sie Harnoncourts Tochter ist...), ebensowenig der blasse Bass von Oliver Widmer... Dietrich Henschel ist besser, gefällt mir aber hier nicht.
Harnoncourts Dirigat ist etwas mehr mainstream als früher - für mich durchaus hörenswert.

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Gardiner (DG)

da bin ich insofern voreingenommen, als ich hier ein Live-Erlebnis der besonderen Art mit der gleichen Besetzung hatte. Das war traumhaft. Die Aufnahme selbst schafft es jedoch nicht ganz, dieses Gefühl wiederzuerwecken. Gardiner hat unbestreitbar den besten Chor - und das hört man beileibe nicht nur in den Turbae! Die Solistenleistungen sind ohne Totalausfall. Herausragend hier Michael Chance und Olaf Bär - auch Anthony Rolfe Johnson gefällt mir gut als Evangelist.

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Rilling II (hänssler)

hier haben wir besten deutschen Bach mit HIP-Einfluss auf modernen Instrumenten. Schade als Evangelist ist mir eine Spur zu aufgesetzt dramatisch, aber sonst sind die Solisten erste Sahne: Oelze, Danz, Quasthoff, Görne. Sehr guter Chor. Für mich eine der Aufnahmen, zu denen ich immer wieder zurückfinde.

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Koopman (Erato)

den behalt ich eigentlich nur wegen Mertens... Ansonsten kann ich Koopmans Bach nicht allzuviel abgewinnen - zu dahinplätschernd.

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Richter I (DG)

Hier spreche ich von der alten Aufnahme aus den späten fünfzigern. Erstaunlich flotte Tempi - Richter wurde später viel langsamer. Eine der wenigen FiDi- Auftritte, die mir restlos gefallen. Es gibt wenige, die Jesus schöner 'begraben' haben als er.

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Mauersberger (Berlin Classics)

eine Aufnahme mit den Brüdern Mauersberger, bei der die Thomaner und der Dresdner Kreuzchor die beiden Chöre übernehmen. Diese Aufnahme ist für mich ein must-have wegen Peter Schreier - hier wohl in seiner besten Evangelisten-Form.
----------------------------------------------------------

So das reicht erstmal - falls es jemanden interessiert kann ich später no meinen Senf zu den folgenden abgeben:

Guttenberg I und II
Max
Jochum
Klemperer
Herreweghe I
Rilling I

Gruss
Klaus


[Beitrag von Hilda am 22. Mrz 2004, 15:09 bearbeitet]
cr
Inventar
#2 erstellt: 22. Mrz 2004, 15:16
Ich habe bei Matthäus die Richter-Aufnahme von 1980 mit einer ausgezeichneten Sängerbesetzung. Sie kostet übrigens, obwohl 3 CDs, nur um die 18 Euro.

Es gibt auch noch die Lukas- und Markus-Passion bei Brilliant Classics (4 oder 5 Euro/Ausgabe).
Lukas: Balinger Cantorei/Coll. Musicum Tübingen/Rehm
Aber ich muß sie erst anhören, sie liegt schon länger bei mir herum.
op111
Moderator
#3 erstellt: 22. Mrz 2004, 15:20
Hallo Klaus,
ich hatte mal die Gelegenheit bei einem Bach-Experten folgende Aufnahme mit Willem Mengelberg zu hören

mit
Amsterdam Toonkunstoor & "Zanglust" Jongenskoor (Chorus Master - Willem Hespe)
Concertgebouw Orchestra Amsterdam
Tenor [Evangelist] - Karl Erb; Bass [Jesus] - Willem Ravelli; Soprano - Jo Vincent; Contralto - Ilona Durigo; Tenor [Arias] - Louis van Tulder; Bass [Arias] - Hermann Schey
Philips 462871 Apr 1939 2-CDs / TT: 2:39:12

von protestantisch trockener Nüchternheit keine Spur, unHIP, kurz gesagt: spannend.

Gruß
Franz
Hilda
Stammgast
#4 erstellt: 22. Mrz 2004, 15:23
@Franz-J.

stimmt - der Mengelberg fehlt mir noch... ;-)

Ich habe auch noch eine Aufnahme mit Ramin auf LP - auch nicht schlecht, obwohl höllisch gekürzt...

Gruss
Klaus
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 22. Mrz 2004, 20:57
Ja bitte, der Senf zu Herreweghe 1 ist gefragt:

Der Hintergrund:
Eigentlich war sicher keine Aufnahme der Matthäus-Passin geplant. Da wird immer irgendeine Verdi Oper oder ein Mozart oder.....
Irgendetwas ist mir da immer wichtiger...
Aber vor etwa zwei Stunden, hab ich Herreweghe 1 im Virgin Megastore um Euro 17.90 im Angebot gesehen. Und da hab ich mich aufgerafft. Das wird sicher nicht mein "Lieblingswerk",(ich hoffe das zumindest) also bin ich da auch nicht so kritisch. Trotzdem würde mich Dein persönlicher Eindruck von dieser Aufnahme interessieren.

Gruß
aus Wien
Alfred
BigBerlinBear
Stammgast
#6 erstellt: 22. Mrz 2004, 21:14
welche Herreweghe MP haste denn gekauft, die von 1985 oder die neuere ?
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 22. Mrz 2004, 21:36
BBB fragte:

welche Herreweghe MP haste denn gekauft, die von 1985 oder die neuere ?

Die 1er (ist die Alte von 1985)

Gruß
Alfred
Tantris
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 22. Mrz 2004, 21:48
Hallo Hilda,

merkwürdig, bei mir war die Matthäuspassion (neben Mozarts Requiem) schon in früher Jugend eigentlich der Einstieg in die Sakralmusik überhaupt, z.B. der Johannispassion konnte ich früher nichts abgewinnen. Liegt aber vielleicht daran, daß ich hauptsächlich mit der Oper sozialisiert worden bin... ;-)

zur Gardiner-Aufnahme, die ich eigentlich sehr schätze, noch eine Anmerkung: Johnson als Evangelist drückt mir zu viel in die Höhe (gilt auch für den Arientenor), das ist in meinen Augen eindeutig eine Partie, wo es einen Tenor mit "Kinderstimme" braucht, der ohne hörbare Registerwechsel in die Höhe (immerhin bis h´, wenn ich es richtig im Kopf hab) kommen muß.

Perfekt tut das IMHO Marcus Ullmann auf der von mir gerade gehörten Aufnahme unter Enoch zu Guttenberg (gibt es übrigen als DVD-A 5.1, insofern auch für Hifi-Fans sehr interessant), besser habe ich die Partie noch nirgends gehört (freue mich wirklich auf die Liveaufführung, wir hatten eigentlich Ullmann für beide Tenorpartien und Olaf Bär als Jesus eingeplant, letzterer ist leider verhindert). Die Interpretation ist ansonsten gewöhnungsbedürftig: Sehr emotional, sehr deklamierend, sehr "romantisch", dabei mitreißend und packend, bei den Chorälen in meinen Augen zu viel des Guten. Mit den Tempi komme ich gar nicht klar, insbesondere im ersten Teil brutal schnelle Arien und Recitative bei quälend langsam-zerdehnten Evangelistenszenen. Tontechnisch (Gilt auch für die CD) übrigens IMHO die beste aller Aufnahmen, bis auf die Sopranistin sind auch alle anderen Partien perfekt besetzt.

Gruß, T.
Hilda
Stammgast
#9 erstellt: 22. Mrz 2004, 23:15
Hallo Tantris,

nun an der Sozialisierung durch die Oper kann das eigentlich nicht liegen Da komme ich auch her.

Zu Gardiner:
das Drücken habe ich jetzt nicht als störend empfunden, kann es aber nachvollziehen. Der perfekte Evangelist bleibt für micht dennoch Pregardien - da kommt auch Ullmann mit (die Guttenberg-Aufnahme habe ich auch). Ansonsten kann ich Deine Kommentare zur Interpretation nachvollziehen. Ich glaube Guttenberg will da einfach zuviel und interpretiert in jede Zeile einen anderen Affekt - so kommt es mir jedenfalls rüber...
Ob die Partien nun perfekt besetzt sind - da wäre ich persönlich vorsichtig. Sehr gut - OK. Aber die Altistin kann IMHo nicht mit einem Andras Scholl oder eine Kozena mithalten, ebensowenig der Bass mit einem Mertens.
Ansonsten sind wir glaube ich d'accord.

@Alfred,
Herreweghe I ist eine prima Aufnahme, bei der mich nur Rene Jacobs unglaublich stört. Wenn Du die Gelegenheit hast, reinzuhören - check die Alt-Arien. Wenn die Dir gefallen - zugreifen.

Gruss
Klaus
Tantris
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 23. Mrz 2004, 00:06
Hallo Hilda,

die Überinterpretation finde ich als Ansatz gar nicht mal schlecht - sieht man von Ausrutschern wie den nervigen Zäsuren nach jedem Wort bei "Oh Haupt voll Blut und Wunden" ab - die extreme Dynamik und die übertriebene Deklamation der Sänger kommt meiner Vorstellung eigentlich eher entgegen. Mein Hauptkritikpunkt wären die Tempi, es gibt in der MP einfach Nummern, die nur langsam oder gemäßigten Tempos ihre Spannung entfalten, und Guttenberg rast die herunter, daß einem schlecht wird - bes. beim Eingangschor, bei "So ist mein Jesus nun gebunden" (Nr. 27), beim Schlußchoral des 1. Teiles ("Oh Mensch bewein Dein Sünde") und auch bei "Erbarme Dich" nervt mich das kolossal.

Apropos Countertenöre - ich bin ja Anhänger von Jochen Kowalski, gibt es mit dem eine empfehlenswerte Einspielung der Matthäuspassion oder wenigstens Teilen davon?

Gruß, T.
Hilda
Stammgast
#11 erstellt: 23. Mrz 2004, 11:35
Hi Tantris,

der Eingangschor auf der Guttenberg-Aufnahme verleidet mir auch den Einstieg... Ich habe manchmal den Eindruck, daß Guttenberg zuwenig der Musik vertraut und ab und an ein Ausrufungszeichen zu viel setzt. Sein Ansatz, daß der heutige Hörer eine andere Reizschwelle bezgl. Dynamik und Harmonik hat, empfinde ich als durchaus schlüssig. Ich glaube aber, meine Reizschwelle liegt dann doch niedriger

Damit es nicht falsch rüberkommt. Ich halte seine Aufnahme für eine sehr interessante Deutung und ich höre sie mir auch gerne an. Nur manchmal ist es mir ein Tick zu viel...

Gruss
Klaus

PS: Kowalski wäre sicher interessant - leider ist mir keine Aufnahme bekannt...
tiwi
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 23. Mrz 2004, 20:22
Hallo,

das ist ja mal eine wirklich anspruchsvolle
Diskussion über die verschiedenen
Interpretationen. Danke dafür!

Dabei kann ich Hilda nur zustimmen:
Christoph Pregardien ist auch für
mich der Evangelist schlechthin!

Gruß
tiwi
Susanna
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 03. Apr 2004, 20:25
Hallo,

die Aufnahme der Matthäus-Passion mit Richter, I. Seefried,H. Töpper, E. Häfliger (setze ich vom Können mit Schreier gleich), DFD besitze ich auch und bin sehr zufrieden damit.

Ansprechen möchte ich noch Passionen von Heinrich Schütz. Dieser Komponist wurde, glaube ich, im Forum noch nie genannt!? Er ist einer meiner liebsten. Obwohl auch Protestant, wird er als nicht so "protestantisch" betrachtet wie Bach, wobei ich weder das eine noch das andere nachvollziehen kann. Er hat auch eine Matthäus-, Lukas-, und Johannespassion geschrieben.
Die beiden ersten mit R. Mauersberger, dem Dresdener Kreuzchor, Peter Schreier und Th. Adam, die Johannesp. mit dem Collegium musicum Prag. Letztere kenne ich allerdings nicht.

Diese Musik ist natürlich nicht mit der "Wucht" der Bachschen Passionen zu vergleichen; aber auch sehr dramatisch. Schütz paßt seine Musik stets ans Wort an, und versucht, Gefühle mit musik. Mitteln drastisch auszudrücken, was ihm meisterlich gelingt.

Wo ich gerade bei Schütz bin: Zur Passionszeit passen auch seine "Musikalischen Exequien", eine Sammlung von Motetten und kleinen geistlichen Konzerten, die allesamt das Thema Tod beinhalten. Sch. erlebte ja den 30 - jährigen Krieg in seiner ganzen Länge, Pest u. Tod waren allgegenwärtig, dazu seine persönlichen Tragödien. Von dem gen. Werk kann ich die Aufnahme mit Ph. Herreweghe und La Chapelle Royale empfehlen, harmonia mundi.

Gruß,
Susanna
op111
Moderator
#14 erstellt: 03. Apr 2004, 20:45
Susanna:
Ansprechen möchte ich noch Passionen von Heinrich Schütz. Dieser Komponist wurde, glaube ich, im Forum noch nie genannt!?


Hallo Susanna,
auf Schütz bin ich vor kurzem durch einen freundlichen Tip aufmerksam geworden.
Im Netz kann man auf der Website der
"Internationalen Heinrich-Schütz-Gesellschaft e. V."

http://www.schuetzgesellschaft.de/

einiges über Person (1585-1672) und Werk erfahren.
Gruß
Franz
Susanna
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 03. Apr 2004, 21:57


Im Netz kann man auf der Website der
"Internationalen Heinrich-Schütz-Gesellschaft e. V."

http://www.schuetzgesellschaft.de/

einiges über Person (1585-1672) und Werk erfahren.


Hallo Franz,

danke für den Link! Ich habe meine Weisheiten aus der allgemein als bedeutend angesehenen Schütz-Biografie von

Otto Brodde,
Heinrich Schütz, Weg und Werk
Bärenreiter, dtv

das beste an dem Buch sind die ausführlichen Werkbeschreibungen.

Gruß,
Susanna
op111
Moderator
#16 erstellt: 04. Apr 2004, 00:50
Hallo zusammen,
mir fällt gerade ein, daß den HIP-Fans durch
Roger Norrington
der Name Schütz bekannt sein könnte,
der hat längere Zeit den Schütz Choir geleitet und wohl auch gegründet.
Gruß
Franz
ClassicHunter
Ist häufiger hier
#17 erstellt: 28. Jan 2005, 13:28
Was bedeutet im Zusammenhang mit Klassik die Bezeichnung "HIP"?


[Beitrag von ClassicHunter am 28. Jan 2005, 13:30 bearbeitet]
Oolong
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 28. Jan 2005, 13:38
HIP = Historisch informierte ( Aufführungs-)Praxis
Gruß Stefan
dude1708
Ist häufiger hier
#19 erstellt: 30. Jan 2005, 18:46
Mein Herz schlägt ganz besonders für Herreweghe II (1998) und ich finde die CD-ROM mit der multimedialen Aufbereitung der Matthäus-Passion einen unglaublich interessante Zugabe.

Meine erste Matthäuspassion war die 1962er Aufnahme von Klemperer und es war natürlich ein Riesenschock, als einen Tages Herreweghe mit einem ziemlich genau eine Stunde kürzerem Werk daherkam.

Gefallen tun sie mir aber bei sehr, jede leuchtet andere Aspekte aus.

Z.z. höre ich mich in die Rillingaufnahme aus der Bachedition ein - schade, dass man immer nur so wenig Zeit hat.
Oolong
Ist häufiger hier
#20 erstellt: 24. Mrz 2005, 11:37
Da sich im Forum momentan leider keine neuen Threads in Richtung Passions / Ostermusiken finden wollen, hole ich diesen einfach mal hervor.

Ich hab mich nämlich für meinen aktuellen Lieblingsevangelisten entschieden: Nachdem ich lange zwischen Pregardien und Schreier geschwankt habe ( beide sind absolute Spitze, keine Frage) hab ich mir gestern nochmal die Harnoncourt- Aufnahme angehört und festgestellt, daß Pregardien trotz makelosem Singens ab und an ein wenig distanziert wirkt ( z.B. Verleugnung des Petrus) Da hat momentan Peter Schreier in der Mauersbergeraufnahme ( aber auch in meiner- außer Prey- sonst grottigen Aufnahme mit dem RAI Ensemble unter dem jungen Abbado) für mich die Nase vorn.

Gruß
Stefan
Martin2
Inventar
#21 erstellt: 15. Nov 2012, 21:51
Es ist merkwürdig, daß dieser Thread schon seit vielen Jahren verwaist ist. Dabei ist das doch ein wichtiges und interessantes Thema.

Ich hatte wohl was die Matthäus Passion anbetrifft, irgendwann mal vor ein paar Jahren eine Begegnung der dritten Art in Form irgendeiner billigen Brilliant "Best of" Ausgabe. Sagte mir aber nicht viel.

Inzwischen habe ich ( via Spotify) die Richteraufnahme mit einigen Stars der Vergangenheit gehört, jetzt sogar zwei mal. Zwei mal ist schon viel, denn das Werk ist lang.

Das Werk beeindruckt mich mittlerweile tief, auch in der Verzahnung von Textgehalt und musikalischer Deutung. Natürlich sind Arien wie "Süßestes Kreuz" semantisch sehr an der Grenze des guten Geschmacks oder sogar darüber hinaus, aber trotzdem, ich kann inzwischen nachvollziehen, warum dieses Werk für viele ein "Einsame Insel" Werk ist.

Spotify jedenfalls wird sicher dazu führen, daß ich mich Bach weiter annähere, die Johannes Passion werde ich mir demnächst mal anhören und auch wohl einige geistliche Kantaten, wobei das geistliche Kantatenwerk in der Breite erschlagend ist. Allerdings kenne ich von der CD her schon einige Kantaten mit Leusink und Rotzsch.

Bleiben wir bei der Matthäus Passion: Ein wirklich erstaunliches Werk, das aber eine gewisse "Versenkung" erfordert, für den "ungeduldigen" Hörer ist das nichts, der schaltet spätestens nach 10 Minuten ab, vielleicht fehlte mir für Bach dann in der Vergangenheit auch ein bißchen die Geduld, aber das ändert sich, denn an sich ist das Werk gar nicht sakral langweilig, sondern durchaus dramatisch, allerdings mit sehr vielen Ruhepunkten. Merkwürdig für mich auch, daß für mich die Rezitative inzwischen entschieden zur Musik dazu gehören, auch da muß ich nicht mehr wie früher von Arie zu Arie springen, sondern auch die Rezitative sind für mich wichtig.

Also ich habe mich Bach mal wieder entschieden ein ganzes Stück weiter angenähert und ich merke, daß das für mich viel wichtiger ist, als mich durch zweitklassige Musik der Spätromantik zu hören, was nicht ausbleibt, wenn man für eine gewisses Faible für gewisse Musik hat, aber ich habe das Gefühl: Das zu hören, ist für mich viel wichtiger.

Gruß Martin
h-hannah
Stammgast
#22 erstellt: 26. Nov 2012, 18:03
Die Rezitative sind eigentlich im Bachschen Sinne fast das Wichtigste
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