Valentin Silvestrov - 75. Geburtstag

Diesen September feiert der ukrainische Komponist Valentin Silvestrov (*1937) seinen 75. Geburtstag.

Nachdem Silvestrov lange Zeit ein Geheimtipp war, ist er in den letzten 10 Jahren über die Grenze der Ukraine zu Berühmtheit gelangt. Silvestrov war eigentlich schon in den 1960er Jahren in Darmstadt kein Unbekannter als Maderna seine 3. Symphonie dirigiert und Adorno diese gelobt hat. Doch damals hat Silvestrov noch in dodekaphon serieller Manier komponiert, in den 1970er Jahren machte er (ähnlich wie Pärt oder Schnittke) eine radikale Wende hin zu einer neotonalen/neoromantischen Musiksprache, die etwas vom Schönsten ist, was ich in der Welt der Musik kenne.

Einem grösseren Kreis von Musikliebhabern wurde Silvestrov 1996 bekannt, als Sony eine Aufnahme der 5. Symphonie auf den Markt gebracht hat:



Die 5. Symphonie gilt als Schlüsselwerk im Schaffen von Silvestrov und ist nun schon in 3 Aufnahmen erhältlich (Sony, Megadisc, BIS)

Einen nächsten Aufschwung hat Silvestrov erlebt, als das belgische Label Megadisc Ende der 1990er Jahre begonnen hat, CDs von Silvestrov auf den Markt zu bringen, beispielsweise 2000 eine CD mit Klavierliedern mit dem Titel Stufen:



Der endgültige Einzug Silvestrovs in die CD-Sammlungen der "westlichen" Welt vollbrachte dann Manfred Eicher, als er ab 2002 in seinem Label ECM Referenzaufnahmen vom Schaffen Silvestrovs auf den Markt gebracht hat, von denen die Aufnahme Leggiero Pesante sogar mit einem Grammy belohnt wurde:



Das Werk, welches mir eine Offenbarung beschert hat, ist der Klavierliederzyklus "Stille Lieder" (1974-77), erhältlich in einer ECM-Aufnahme und einer Megadisc-Aufnahme, von denen ich die ECM- Aufnahme bevorzuge:



Für mich die schönsten Klavierlieder, welche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts komponiert wurden.

ECM kümmert sich noch immer vorbildlich um das Schaffen von Silvestrov, welcher leider immer noch sehr im Schatten von berühmteren "postsowjetischen" Komponisten wie Pärt, Gubaidulina, Schnittke oder Denisov steht.

2007 ist zum 70. Geburtstag von ECM ein wunderbares Album herausgebracht worden mit Bagatellen und Serenaden, welche die Zeit zum stillstehen bringen:



Nächste Woche am 27. Januar wird in London vom Kronos Quartet das 3. Streichquartett von Silvestrov uraufgeführt. Ich bin gespannt, ob es Silvestrov gelingen wird, im Jahr seines 75. Geburtstages aus dem Schatten der anderen russischen Musikgrössen zu kommen oder wie lange es noch dauern wird, hat doch Arvo Pärt im Interview mit Alex Ross in der Zeitschrift "The New Yorker" gesagt:

"If I was asked to name a modern composer, the first one would be Silvestrov. Valentin is undoubtedly the most interesting composer of today, even if the majority is sure to understand that much later on..."

Was für Erfahrungen habt ihr mit dem Werk von Valentin Silvestrov gesammelt?