Qualität SAT Radio

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tvc_de
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 24. Mrz 2015, 09:35
Hallo zusammen hier im Forum,

seit einiger Zeit lese ich hier regelmäßig eure Beiträge. Vieles kann ich nachvollziehen, einige Sachen verschließen sich mir.

Zu meiner Frage:
Seit etwa einem Jahr nehme ich regelmäßig 5.1 Sendungen aus dem Radio über SAT auf.
Das mache ich mit eyetv von Elgato auf einem MacMini.
Die Sendungen kann ich dann demuxen und erhalte somit je einen .ac3 Stream, .mpa-Stream und einen .mpv-Stream (aber der wird ja eh gelöscht).
Welche Qualität haben denn diese .ac3 und .mpa Streams im Vergleich zur CD oder mp3 oder anderen Medien???
Und in welches Format soll ich ac3 oder mpa abspeichern um diese unterwegs mobil (Aoto oder joggen) anzuhören?


Besten Dank für eure Antworten.
Radiowaves
Inventar
#2 erstellt: 24. Mrz 2015, 16:55
Hallo, um welche Programme geht es bei den Aufnahmen? Um ARD-Kulturwellen (BR Klassik, SWR 2, hr 2, WDR 3, MDR Figaro, D-Kultur)? Da müßten, wenn es alles korrekt läuft, MPA mit 320 kbps und AC3 mit 448 kbps rausfallen. Bei allen anderen ARD-Programmen nur MPA mit 320 kbps oder bei einigen wenigen Infowellen MPA mit 128 kbps mono.

MPA ist MP2 und stets stereo (bis auf die wenigen Ausnahmen in mono). Da ist nix 5.1 oder 5.0, das ist immer auf 2.0 heruntergemischt, auch bei den seltenen 5.x-Sendungen.

Manchmal spielt das MPA auf mobilen Playern schon nach Umbenennung in MP2 oder - wenn das nicht geht - nach Umbenennung (nicht Konvertierung, nur Umbenennung!) in MP3, obwohl es was doch anderes ist als MP3. Versuch macht klug: MPA nach MP3 umbenennen und die mobilen Player damit testen. Was dabei auffallen wird: es ist deutlich leiser als ein MP3, das man von CD erstellt hat, da die Aussteuerung niedriger ist im Rundfunk. Daran kann man erstmal ohne weiteres am MPA/MP2 nichts ändern. Der Spitzenpegel liegt dabei meist mindestens 6 dB unter "voll", man könnte das also noch hochverstärken ohne Übersteuerung. Im MPA geht das leider nicht ohne qualitätsmindernde Neuberechnung, also besser versuchen, am Player lauter zu drehen.

Wenn das MPA nicht zu spielen ist, kann man es in WAVE (PCM) oder FLAC oder Apple Lossless konvertieren. Wenn der Konverter sauber arbeitet, entsteht dabei jedes mal die exakt gleiche Qualität, werden also beim Abspielen exakt die gleichen Daten zum Wandler geschickt. Und das sollten exakt die Daten sein, die das MPA selbst ohne Konvertierung auf dem Wandler erzeugt, wenn der Player korrekt arbeitet. Der konvertiert es nämlich auch nur in Echtzeit in das, was Wave /FLAC /Apple Lossless ist: ein Datenstrom, der die Abtastwerte beider Kanäle enthält. Ob mobile Player aber mit WAVE, FLAC oder Apple Lossless klarkommen, ist im Einzelfall eher zu bezweifeln. Also auch nichts gekonnt.

Wer pragmatisch rangeht, macht MP3 daraus. Das spielt wenigstens überall. Unter Windows gibt es den MP3-Encoder LAME, der frißt das in MP2 umbenannte MPA kommentarlos und macht MP3 draus. Ob es den für Mac auch gibt, weiß ich nicht. Ob man ihn dann auch an einer "Kommandozeile" bedienen kann, ebensowenig.

Unter Windows hieße das z.B.:

lame --mp2input --cbr -m j - b 192 -q 0 radioaufnahme.mp2 radioaufnahme.mp3

Das MP3 hat dann aber 48 kHz Abtastrate (Rundfunk-Standard) und nicht 44.1 kHz wie bei der CD. Es sollte von allen Playern gespielt werden, garantieren kann ichs nicht. Die nächste Stufe wäre also MP3 mit Abtastratenwandlung auf 44.1 kHz. Auch das würde der LAME alleine schaffen.

Damit wäre das dann z.B.:

lame --mp2input --resample 44.1 --cbr -m j - b 192 -q 0 radioaufnahme.mp2 radioaufnahme.mp3

Für unterwegs reichen meiner Meinung nach schon 192 kbps, man kann freilich 256 oder 320 kbps machen, um noch näher am "Original" (MPA) zu sein. Verluste gibt es aber immer, deshalb das MPA archivieren und nicht das MP3. Vorteil des MP3: man kann es mit geeigneter Software dann bis auf zulässigen übersteuerungsfreien "Anschlag" im Pegel erhöhen, ohne eine qualitätsmindernde Neucodierung vorzunehmen. Unter Windows wäre das MP3Gain.

5.1 (oder eher 5.0) gibt es nur im AC3-Stream. Der wird bei Stereosendungen in 2.0 umgeschaltet und ist dann auch nur 2.0. Ausnahme: D-Kultur, dort läuft er immer als 5.0 mit und produziert auf den Rear-Speakern seltsamen Output, der natürlich künstlich ist. Man macht da irgendein Signal, von dem man glaubt, daß es bei 2.0-Downmix anständig klingt. Es ist und bleibt Murks, da nicht real.

Das AC3 kann man für unterwegs natürlich auch bei echten 5.0-Sendungen nur in 2.0 konvertieren (Kopfhörer oder Auto, kein Surroundbetrieb). Unter Windows tut das z.B. der VLC, als Zielprofil kann man wieder PCM ("CD") nehmen, also Wave. Das Wave kann man dann wieder in FLAC oder Apple Lossless konvertieren ohne Verluste. Oder halt pragmatisch in MP3 - wie oben, nur halt mit dem Wave als Zwischenstufe.

Warum sollte man sich für unterwegs das AC3 überhaupt hernehmen, wenn man mit dem MPA doch bereits Stereo hat? Weil bei BR Klassik, SWR 2, hr2 und MDR Figaro die AC3-Spur vor dem Soundprocessing abgegriffen wird und ohne Peak-Limiter und ohne Dynamikkompression die originalgetreueste Qualität liefert. Bei WDR 3 ists glaube ich identisch der MPA-Spur. Und 448 kbps AC3 haben weniger Artefakte als 320 kbps MP2, also prinzipiell schonmal besser.

Hier ein Vergleich MP2 - AC3 bei einer Stereosendung auf BR Klassik:

BR-Klassik: Dynamikkompression und Limiting auf DVB

Man sieht das Abschneiden der Pegelspitzen im MP2 und die höhere Dynamikkompression (leise Stellen sehen "dicker" aus im MP2, obwohl die lauten Stellen nicht höher gehen als im AC3).

Was ist denn eigentlich im MPV-Stream drin? Der sollte doch gar nicht kommen...

Die Qualität kann man schlecht mit CD vergleichen. Im Rauschverhalten sind sie alle gleich: digital. Rauschen an Stellen ohne Signal ist nur noch vom Player diktiert. Rauschen im Übertragunsgkanal kommt nicht dazu. Das gleiche für das Übersprechen zwischen den Kanälen: auch hier limitiert die Elektronik vor und hinter dem Übertragungskanal und nicht das MPA oder AC3.

Thema Frequenzgang: formal sind beim Rundfunk mit 48 kHz Abtastrate Frequenzgänge bis knapp 24 kHz möglich, real sind es je nach Technik im Funkhaus 16 kHz (mutwillig beschnitten) oder etwa 20 kHz. Damit kann man auch nur das, was die CD kann (maximal 22 kHz, real eher 20 kHz). Das ist aber alles irrelevant, es sei denn, Du bist noch so jugendlich, daß bei Dir über 15 kHz noch was los ist.,

Die Datenreduktion macht freilich Artefakte, die es auf CD nicht gibt. Also: das 320er MPA bei den ARD-Radios ist schlechter als eine CD (rein prinzipiell), aber 320 kbps sind so gut, daß es gehört der CD sehr nahe kommt. Vergleichen mit MP3 würde ich sagen: sehr guter 256er MP3-Stream. Die 448 kbps AC3 sind sehr gut von den Artefakten her und gehen eher in Richtung "MP3 mit 320 kbps".

Ein völlig anderes Thema ist, was im Rundfunk reingeschoben wird in das System. Topfig totkomprimierte Mikrofone in miesen Studios klingen immer scheiße, egal wie hochwertig das Übertragunssystem ist. Dynamikkompression macht ebenso immer Effekte. Das Problem befindet sich meist also vor der Übertragungsstrecke.

Wenn ich eine Sendung archiviere, hebe ich das MP2 auf und falls es ein AC3 gibt, dann dieses. Leider habe ich kein Schnittprogramm für AC3 ähnlich dem genialen MP3directCut, das auch MP2 schneidet. Dann muß ich mühevoll den Abschnitt aus dem Stream mit VLC in Echtzeit herausskopieren (rote Aufnahmetaste). Oder ich konvertiere das AC3 in Wave, schneide es sauber und mache daraus ein FLAC (und ärgere mich darüber, daß es nun größer als das originale AC3 ist, bei exakt gleicher Qualität). Für einmaliges unterwegs-Hören (nutze ich nicht selbst, aber für andere): MP3 mit 192 kbps, aus dem MP2 erstellt.


[Beitrag von Radiowaves am 25. Mrz 2015, 02:16 bearbeitet]
tvc_de
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 25. Mrz 2015, 00:00
Hallo Radiowaves,

da kann ich nur sagen "chapeau"!

Danke für die viele Mühe mit dem Bericht und der Abbildung.
Das hat mir viel weiter geholfen.
Da bin ich gespannt ob das einer toppen kann.

Besten Dank nochmals.
tvc_de



Übrigens: Ich bin 56 Jahre alt und habe ein "Holzgehör (bis 11 kHz).
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