Guter Blues/BluesRock only made in USA - oder?

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trueblues
Neuling
#1 erstellt: 14. Nov 2007, 23:26
Hallo Blues-Gemeinde,

irgendwann bin ich mal über ein Internetradio aus Californien gestolpert, dass fast ausschließlich Blues/Bluesrock von unabhängigen Musikern spielt und ihnen damit zu einer Plattform zum Bekanntwerden verhilft. Weil ich dort eine Menge super Musik kennen gelernt habe, die mich einfach begeistert und nicht mehr losgelassen hat, da hats mich so gepackt, dass meine CD-Sammlung sich innerhalb kurzer Zeit explosionsartig vergrößert hat mit Musik, die ich hier in Radios nie zu hören bekomme oder auch in Musikgeschäften vergeblich suche. Dann bin ich auf Konzerte gegangen zu Bands, die hierzulande kaum jemand kennt, teilweise waren es kuschelige 30 Leute-Veranstaltungen, die viel mehr Besucher verdient hätten. In USA wären auch mehr Leute da gewesen....

Ich hätte gerne mal eure Meinung dazu gewusst, warum guter Blues bzw. Bluesrock meist aus Amerika zu uns rüberschwappt...

Warum gibts dort in der Hinsicht eine riesige Szene - und bei uns? Wo bleiben hier die Bands (und ich meine damit die jungen Bands!), die abseits vom Mainstream den Blues spielen und auch damit Erfolg haben?

Was läuft denn da in den US anders als bei uns? Und was müsste bei uns passieren, damit sich die Situation für Bands verbessert?

Fragen über Fragen...vielleicht habt ihr ja Antworten
Bin schon gespannt, was ihr meint und hoffe auf eine rege Diskussion

See y'all later
Micha_L
Stammgast
#2 erstellt: 15. Nov 2007, 19:21
Ganz einfach, es ist ihre Musik, die unter speziellen Verhältnissen immer wieder entsteht.
Wo soll woanders der richtige Nährboden herkommen.
Auf den Blues trifft das wohl besonders zu.......

Gruß

micha
TomSawyer
Stammgast
#3 erstellt: 17. Nov 2007, 02:52
Hallo,


also nicht nur USA

Gegenbeispiele:

John Mayall, Eric Clapton, Rolling Stones, Derek & The Dominos, Led Zeppelin, Gary Moore, Cream, Peter Green und die alten Fleetwood Mac, etc.

Ok, was aber in den USA anders läuft:

Blues ist wie Jazz, Folk und Country ihre "Volksmusik" bzw. (mal provokativ ausgedrückt) und ist Teil der Amerikanischen Kultur.

Unsere Kultur ist eher geprägt von der Volksmusik bzw. Barock, Klassik, Romantik, etc.

Unsere Kinder lernen meist Flöte, Klavier, Geige, und das meist mit Klassischen Stücken.
Selbst Gitarrenunterricht geht meist in Richtung Klassischer Konzertgitarre.

Blues und Rock wird weder bei uns, noch in den USA als Kultur angesehen.
Als ich '96 beim Blues Festival in Chicago war, fragte mich der Hotelmanager,. warum wir aus Europa zum Blues-Festival kämen.
Auf meien Antwort, dass das eben zur Kultur der USA gehört, die ich kennenlernen will, meinte er "Blues is not Culture! What you've got in Vienna, Mozart, Beethoven, Schubert, that's culture!"

Der Blues ist auch Musik der Afro-Amerikaner, und ich habe in der HInsicht auch recht ungute Beobachtungen machen können, dass das nicht positiv konnotiert ist.
Je weiter man in den Süden kam, desto schlimmer (Memphis - Mississippi Delta - New Orleans)

Oft wird er von Weissen für Weisse gespielt, oder manchmal auch von Afro-Amerikanern für Weisse.
je weiter man in den Süden kommt, desto mehr entmischt sich das Publikum.

Und wenn es über Blues-Rock in Richtung Rock geht, nimmt der Anteil der Farbigen Musiker auch dramatisch ab.
Oder kennt jemand Afroamerikanische Hard Rocker?

Die letzten, an die ich mich erinnere waren Living Colour. Aber ich habe da schon länger nicht geschaut...

Außerdem ist Musik in den USA viel mehr ein Business.
Blues boomt immer wieder.
Für die Burschen ist es auch interessant, da in Blues und Rock die Gitarre eine dominante Rolle spielt, und der Guitar-Hero immer der Coole ist.
Und wer Amerikaner gut kennt (ich habe viele im Freundes-und Bekanntenkreis) weiss, wie sehr sie auf Image stehen

Und Blues relativ einfach für Beginner: Pentatonik, 3 Akkorde, Blues-Schema.
Bei Rock wird das alles lauter und heftiger ;).

Vielleicht fallen mir noch ein paar Gründe ein

LG

Babak
Gelscht
Gelöscht
#4 erstellt: 02. Mrz 2008, 01:27
Hi TomSawyer!

Bevor dieser Thread auf der zweiten Seite verschwindet, noch mal kurz die Nachfrage:

Wie war das gemeint mit den "unguten Beobachtungen"?

Bezog es sich auf die Schwarzen, den Blues gespielt nur von Schwarzen oder den Blues überhaupt?

Ansonsten eine interessante Antwort, die wir mal wieder nach oben schieben sollten...

Gruß

Egbert
TomSawyer
Stammgast
#5 erstellt: 02. Mrz 2008, 14:53
Hallo Egbert,

es bezog sich allgemein auf die Aufteiung der Hautfarben.

Die Beobachtungen waren, dass die Hautfarben sich immer mehr entmischen, je weiter man in den Süden kommt.

In Chicago ist das Publikum noch sehr gemischt gewesen.

In Memphis gab es schon mehr Clubs, in denen im Publikum mehr aus Weissen bestand. Ähnlich bei den Bands.

In New Orleans gab es so gut wie kein gemischtes Publikum. Die einzigen Schwarzen in den weiß besuchten Clubs waren Musiker...
Weiters ist es da nicht nur einmal passiert, dass ein Afroamerikaner die Straßenseite gewechselt hat, wenn er uns entgegen gekommen ist.

Zur Frage im Ausgangsbeitrag, was bei uns passieren sollte, damit sich die Situation von Blues-Bands bei uns verbessert:

Ich frage mich: kann man bei uns überhaupt Blues spielen?

Blues (und das ist mir erst bei der Blues-Tour durch das Delta klar geworden, als ich dort stand wo Muddy Waters Hütte war, in der er seine erte Aufnahme gemacht hatte) ist nicht nur Musik.
Es reicht nicht, den Shuffle, das Blues-Schema, die Pentatonik, Bends und Blue Notes zu spielen.

Blues ist ein Ausdruck der Lebensweise der Leute.
Wie Buddy Guy es in Chicago Blues Podcast sagt (gratis über iTunes zu erhalten, ein absoluter Tipp), wurzelt der Blues in "hardship", also schwierigen Situationen, Leiden, Ausbeutung, schlechten Jobs, Alkoholismus, Gewalt, Betrug etc., die in den USA v.a. für die schwarzen herrschten und teilweise immer noch herrschen.

Auch die guten weissen Blueser (auch die Europäischen), sind durch schwierige Zeiten gegangen.
Clapton ist in Drogen abgerutscht, wie viele andere auch, genauso gibt es Alkohol und die Schwierigkeiten des plötzlichen Ruhms und Hypes, und auch genauso schnellem Fallenlassens durch das Publikum, wonach keiner sich für die Musiker interessierte.

Das muss gefühlt werden und zum Ausdruck kommen, damit der Blues authentisch ist.
Einem gesellschaftlich bevorzugten Weissen aus gutem Haus in gesicherten Verhältnissen nimmt man den Blues nicht ab.

Auch das Publikum muss harte Zeiten kennen, um den Blues zu schätzen, sonst kommt keine Verbindung zustande. Es bleibt dann bei einem reinen akademischen oberflächlichen Interesse, ohne echtes Leidenschaft für die Musik.

Vielleicht geht es den meisten von uns zu gut, um den Blues richtig gut spielen können. Und auch zu gut, um den Blues zu fühlen und zu hören.

Wenn es jemandem bei uns schlecht geht, geht er anders damit um, als sein Instrument zu nehmen und es durch ein Lied auszudrücken.
Diese Art, Probleme aufzuarbeiten ist einfach nicht Teil der Kultur im Deutschsprachigen Raum...

In Wien jammert man eben...

LG

Babak
Stones
Gesperrt
#6 erstellt: 15. Mrz 2008, 22:08
Hey:

Wir habwen hier in Germany doch auch einige gute Blueser:

Abi Wallenstein
BB and the blue shakes
Blues Company
Dr. Slide
Das Dritte Ohr usw.
Ozzy_Ostermann
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 13. Mai 2008, 21:58
Auch eine sehr gute Blues Band ist Chicago Line aus Kassel! Wer Interesse an einer CD von denen hätte, dem besorge ich gerne eine. Der Gittarist ist nämlich ein Arbeitskollege von mir!
Ich hatte vorher auch überhaupt nichts mit Blues am Hut! Aber nachdem ich die ersten Konzerte von Chicago Line besucht habe und mein Kollege mich auch mit anderen Blues CD´s versorgt bin ich richtiger Blues Fan geworden.
Paddy_HH_1984
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 22. Mai 2008, 19:43
Man könnte natürlich auch sagen das deutsche keinen "guten" Musikgeschmack haben

Wäre aber wohl zu einfach.

TomSawyer hat das ja sehr schön beschrieben, außer das ich schon denke dass jeder "Blues Gefühle" kennt und schon mal gehabt hat, also auch ehrlich davon singen könnte

Die jungen Bands in den USA haben ja nun auch nicht alle schlechte Zeiten erlebt



Ozzy_Ostermann schrieb:
Auch eine sehr gute Blues Band ist Chicago Line aus Kassel! Wer Interesse an einer CD von denen hätte, dem besorge ich gerne eine. Der Gittarist ist nämlich ein Arbeitskollege von mir!
Ich hatte vorher auch überhaupt nichts mit Blues am Hut! Aber nachdem ich die ersten Konzerte von Chicago Line besucht habe und mein Kollege mich auch mit anderen Blues CD´s versorgt bin ich richtiger Blues Fan geworden. :hail


Dann sag mal deinem Kollegen, dass sie mal 1-2 Hörbeispiele auf ihre Website stellen möchten, könnte man mal reinhören
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