Projektvorstellung: Aktive DI-Box mit Lundahl Übertragern

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Keksstein
Inventar
#1 erstellt: 18. Okt 2015, 22:00
Hallo zusammen,

Ich möchte hier mein nun (fast) abgeschlossenes Projekt vorstellen, eine Aktive DI-Box mit Lundahl LL7401 Übertragern.

LL7401_1

Wie kam es dazu? Ursprünglich wollte ich einen kleinen "Helfer" basteln um unsymmetrische Quellen optimal an symmetrische Eingänge meines Kopfhörer/Vorverstärkers anschließen zu können. Natürlich geht das auch mit passiven Adaptern jedoch nur bei kurzen Verbindungen, mir war eine aktive Lösung lieber. Der erste Entwurf war schnell gemacht, einen OPV (für die Pegelanpassung) mit nachgeschaltetem "Balanced Line Driver" wie dem DRV134, bietet laut Datenblatt sehr gute technische Daten und die reine Verstärkerschaltung passt theoretisch in eine Streichholzschachtel. Allerdings habe ich die Neigung bei meinen Projekten gerne mal zu übertreiben bzw. Dinge umzusetzen die mich einfach interessieren, ungeachtet dessen das es vielleicht auch noch andere günstigere Lösungen gibt. So kam mir langsam der Gedanke mal etwas mit Übertragern zu machen, aber möglichst ohne die Nachteile die passive DI-Boxen mitbringen. Ich habe mir also mal angeschaut wie die Profis im Tonstudiobereich in den 70ern und 80ern das gemacht haben, da gab es ja fast keine anderen Möglichkeiten ein "echtes" symmetrisches Signal zu erzeugen. Die Schaltpläne haben die Firmen selber schon ins Netz gestellt bzw. helfen bei Anfragen zu meiner Überraschung gerne weiter, interessant bei der "letzten" Generation mit Übertragerausgängen ist das der Drahtwiderstand durch eine spezielle Schaltung kompensiert wird, die technischen Daten der Geräte sind viel besser als bei passiven Übertragerlösungen.

Ich habe mich parallel bei den großen Herstellern von Übertragern umgeschaut, bei Lundahl wurde ich dann fündig. In diversen Datenblättern zu Ausgangsübertragern für symmetrierung von Signalen sind auch Beispielschaltungen abgedruckt, auch hier wieder mit Kompensation. Besonders gefallen hat mir der LL7401, von 20Hz-80kHz eine Pegelabweichung von 0,3dB, 0,05% Klirr und das alles bei +22dBu an 600 Ohm Last. (!!!) Nachteil ist der Preis, er kostet je nach Anbieter über 70€ pro Stück.

http://www.lundahl.se/wp-content/uploads/datasheets/7401.pdf

Irgendwann hat die Neugier gesiegt und ich habe 2 Stück bestellt, als Händler habe ich mich nach freundlichem Kontakt für die Firma Don Audio entschieden.

https://www.don-audio.com/

Die Übertrager mussten extra für mich gewickelt werden, trotzdem waren sie nach nur 2 Wochen bei mir zuhause. In der Zwischenzeit entstand die restliche Schaltung dazu, ich entschloss mich nicht nur unsymmetrische Cinch Eingänge einzubauen sondern lieber gleich richtige symmetrische, dadurch habe ich später mehr Möglichkeiten.

Die Schaltung:
Die Eingangsstufe ist um den Instrumentenverstärker INA103 aufgebaut, die Eingänge sind AC gekoppelt um jede Art von Offset von den Übertragern fern zu halten. Die Grenzfrequenz liegt trotz Folienkondensator sehr tief, die Eingangssymmetrie wird dadurch nicht verschlechtert. Vor den Koppelkondensatoren liegt ein CLC Filter das hochfrequente Störungen über Pin1 des XLR Steckers ableiten soll. Der INA103 hat als sehr rauscharmer Verstärker einen relativ hohen Biasstrom am Eingang, mit dem Eingangswiderstand (in meinem Fall habe ich mich für 47kOhm entschieden) führt das an beiden Eingängen zu einem Offset von ca. 100mV am realen Objekt gemessen, theoretisch können es bis knapp 600mV werden. Die Quelle bekommt davon natürlich nichts mit durch die Koppelkondensatoren. Die Ströme scheinen zwar intern abgeglichen zu sein, ich habe trotzdem mit einem OPA134 einen Integrierer aufgebaut welcher den Offset am Ausgang automatisch auf 0V regelt. (DC-Servo)
Ich wollte auch bei niederohmigeren Lasten einen niedrigen Klirr haben, habe also zu der Schaltung von Lundahl noch 2 Buffer hinzugefügt. Sie sind um den BUF634 aufgebaut der sich in der Gegenkopplung der eigentlichen OPVs (wieder OPA134) befindet. 2 grüne LEDs neben dem Übertrager signalisieren das die Betriebsspannungen vorhanden sind.

Das Layout:
Beim Layout kann man mindestens genauso viel falsch machen wie beim Schaltplan, besonders durch die schnellen BUF634 wird das Layout kritisch. Das Layout wurde folgendermaßen erstellt:

-> Doppelseitige Leiterplatte mit einer möglichst geschlossenen Massefläche auf einem eigenen Layer, Signale und Versorgung auf der anderen Seite
-> Wird die Kapazität vom inv. Eingang des OPVs gegen Masse zu groß bildet sich mit dem Gegenkopplungswiderstand ein RC-Glied welches zu einer Phasenverschiebung führt, im schlimmsten Fall schwingt die Schaltung dann. Aus dem Grund wurden die Leitungen am inv. Eingang so kurz wie möglich und die Gegenkopplungswiderstände so niederohmig wie möglich gehalten.
-> Die symmetrischen Versorgungsspannungen werden von den beiden 330µF Elkos neben dem Übertrager Sternförmig zu den ICs geführt, jeder IC hat seine eigene Rückleitung und wird lokal nochmal mit einem Kerko geblockt, der INA103 und vorallem die BUFs haben noch lokal kleine Elkos zum abstützen bekommen.
-> Die Seite mit den Signalleitungen wurde auch mit Masse geflutet, beide Masseflächen sind mit einem Haufen Dukos verbunden. Sieht man sehr gut auf dem oberen Bild. Macht man das nicht kann sich die Leiterplatte unter Umständen verziehen.

Besonders kritisch sind die BUF634 in der Gegenkopplungsschleife der OPVs, der OPA134 wurde nicht zufällig gewählt. Andere OPVs (besonders die sehr schnellen) werden hier Probleme machen, die Kombination OPA134-BUF634 (der BUF bei hoher Bandbreite) zeigt keinerlei Überschwinger bei einem Rechtecksignal am Eingang, die Schaltung ist also stabil. Leider zieht jeder BUF an +-18V dabei ca. 20mA, es werden laufend 720mW verbraten. Mit einem kleinen Aufsteckkühlkörper bleibt er aber kühl genug.

Nachdem das Layout nun fertig war wurde die Leiterplatte bei Bilex-LP bestellt:

http://www.bilex-lp.com/user_d/

Mit der Qualität bin ich in Anbetracht des Preises mehr als zufrieden, nur der Lötstoplack ist leicht ungleichmäßig aufgetragen. Für beide Leiterplatten (Doppelseitig schwarzer Lötstoplack und chemisch vergoldet) habe ich ~40€ gezahlt.

Der Aufbau an sich ging Problemlos, bevor ich die Übertrager eingebaut habe wurde die restliche Schaltung überprüft. Der DC-Offset am Übertrager ist für mein Multi nicht sinnvoll messbar (<1mV) und ein Signal am Eingang landet verstärkt an den Pins des Übertragers. Testweise habe ich einen Kopfhörer (2x300Ohm parallel) angeschlossen, sieht gut aus.

Das Gehäuse:
Ich habe mich für ein Gehäuse von Hifi2000 entschieden, diese Gehäuse habe ich schon bei vorherigen Projekten verwendet.

http://www.hifi2000.it/

Der Vorteil ist das man beide Leiterplatten getrennt an die Seitenwand schrauben kann ohne Löcher in diese zu bohren, das Gehäuse hat Führungsschienen für M3 Muttern. Aus einem Stück 2mm Alublech wurde ein Adapterstück gefertigt, die Platine ist nur 9mm kürzer als die Innenlänge des Gehäuses. Wie dafür gemacht, ich bin kein Fan von riesen Gehäusen die beim öffnen halb leer wirken. Danach kam das Bearbeiten der Rückwand, alle Löcher wurden an einer Ständerbohrmaschine teilweise mit Stufenbohrern gebohrt, unrunde Durchbrüche wurden grob ausgesägt und mit der Feile vergrößert. Hier das Ergebnis:

RS

Eine Besonderheit sind die Kippschalter neben den XLR Buchsen/Steckern, jede hat ihren eigenen Groundlift bekommen. Sind die Schalter auf " I " gestellt ist Pin1 fest mit dem Gehäuse verbunden, steht er auf " 0 " liegt ein 100 Ohm 1W Widerstand + 100nF Kondensator zwischen Pin1 und PE. Brummschleifen werden damit aufgetrennt, besser ist es aber meistens Pin1 schon im Anschlusskabel einseitig zu trennen.

GND

Weiter ging es mit dem festen Einbau der Rückwand und der Verdrahtung der Audio Platinen, ich verwende dazu mit Schraubstock und Akkubohmaschine verdrillte Litze. Das gibt meiner Meinung nach eine schönere Optik als lose liegende Kabel.

RS2RS2

Mit Gewindewürfeln an der Bodenplatte wurden 2 weitere Bleche befestigt welche später das Netzteil tragen werden.

RS3

Das Netzteil:
Ist das einzige elektronische Teil das nicht selbst designt wurde, es ist ein SMPS-14T von Funk Tonstudiotechnik mit 2x18V. Es war perfekt für das Projekt, passt von der länge gerade so in das Gehäuse, ist mehrfach gegen Fehler abgesichert und hat sogar einen Ausgang für die Mute Relais meiner Platinen. Für die Verteilung an die beiden Leiterplatten wurde eine Zwischenplatine aufgebaut, an ihr wird unter anderem der Netzschalter + Belechtung angeschlossen und sie enthält den Treiber für die Mute Relais. GND wird gemäß AES48 fest mit dem Gehäuse und damit dem Schutzleiter über die Leiterplatte verbunden, Gleichtaktstörungen vom SNT sind damit kein Problem mehr. Beide Spannungen werden absolut symmetrisch belastet, die Relais hängen zwischen den Versorgunsleitungen über eine kleine Trickschaltung (Z-Diode + BS170) werden sie von den +6V, die das Netzteil als Relais Steuerspannung bereitstellt, gesteuert.

BP

So sieht die Bodenplatte mit den beiden Blechen und dem Netzteil aus, die Bodenplatte enthält auch den Sternpunkt für den Schutzleiter.

GSMT

So sieht es zusammengebaut und verdrahtet aus, kurz darauf ging das Gerät zum ersten mal in betrieb. Das erste einschalten ist immer spannend zumal die Komponenten ja nicht günstig waren, zum glück ging alles gut. Puhh, darauf erst mal was zum abkühlen.

Dummerweise hatte ich vergessen einen der Trimmer auf der Leiterplatte abzugleichen, im eingebauten Zustand kommt man da nicht richtig heran, ich musste das Gehäuse nochmal teilweise zerlegen. Über die Trimmer wird die Verstärkung auf +6dB abgeglichen, dazu wurde von einem Funktionsgenerator ein 50Hz Sinus erzeugt welcher laut Multimeter genau 1Veff am Eingang entsprach. Nun wurde der Ausgang des Gerätes an das Multimeter geklemmt und so lange der Trimmer gedreht bis man 2Veff am Ausgang messen kann, den Ausgang habe ich dabei mit 600 Ohm belastet.

Morgen Abend mache ich weitere Messungen am fertigen Gerät, leider verträgt sich mein Audio Interface noch nicht mit RMAA.

Über Kommentare und Anregungen würde ich mich natürlich freuen. (solange sie nicht über die unaufgeräumte Werkstatt sind )



lg,
Jan


[Beitrag von Keksstein am 18. Okt 2015, 22:13 bearbeitet]
Anro1
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 19. Okt 2015, 17:20
Hallo Jan

hammer aufwändiges Teilchen, Chapeau
Tolles Design.

Habe gerade was ähnliches gebraucht und mir diese Teilchen aus China gekauft.
unBal/Bal
Spannungsversorgung +-15V mit 7815/7915.
Bei weitem nicht so anspruchsvoll, aber funktioniert auch sehr schön.
Grüsse


[Beitrag von Anro1 am 19. Okt 2015, 19:02 bearbeitet]
Keksstein
Inventar
#3 erstellt: 20. Okt 2015, 19:46
Hallo Anro1,

vielen Dank!

Vom Prinzip her hat mein erstes Design auch so ausgesehen wie Deine Platine, funktioniert genauso gut. Ich wollte nur etwas für mich neues ausprobieren, ist bei mir der Hauptgrund für DIY.

lg,
Jan
Viper780
Inventar
#4 erstellt: 25. Okt 2015, 12:57
Die Frage für mich ist ob sich die zwei Schaltungen Messtechnisch unterscheiden.
Hast du mal zusammengerechnet was dir das Projekt ca. gekostet hat?
Keksstein
Inventar
#5 erstellt: 26. Okt 2015, 20:21
Hallo Viper780,


Die Frage für mich ist ob sich die zwei Schaltungen Messtechnisch unterscheiden.


Das interessiert mich natürlich auch, ich habe auch bereits Messungen mit Hilfe von RMAA und einem Audio Interface gemacht, die Grenze scheint aber momentan das Interface zu sein. (ca 2,5Veff am Eingang, Lastwiderstand 4kOhm) Muss mir etwas anderes einfallen lassen um Klirr und Rauschen sinnvoll zu messen.

Der Lundahl Übertrager ist sehr gut aber wird ein wenig schlechtere Daten als eine gute Halbleiterlösung haben. Der Klirrfaktor und Frequenzgang wurden bei Lundahl allerdings bei +22dBu und 600 Ohm Lastwiderstand gemessen, bei niedrigeren Pegeln werden die (ohnehin schon niedrigen) Verzerrungen nochmal sinken. THD von meinem Audio Interface ist laut RMAA 0,015% bei einer Amplitude von 2,5Veff. Mit Übertrager ändert sich daran wenig als Beispiel.


Hast du mal zusammengerechnet was dir das Projekt ca. gekostet hat?


Das hätte mich nur daran gehindert es umzusetzen.

Nein im ernst, ca 450€ hat es gekostet. Die Übertrager + das Netzteil sind halt relativ teuer, an zweiter Stelle kommen die ICs. (4x BUF634, 6x OPA134 und 2x INA103) und dann Gehäuse und Kleinkram.

lg,
Jan


[Beitrag von Keksstein am 26. Okt 2015, 20:55 bearbeitet]
audiophilanthrop
Inventar
#6 erstellt: 30. Okt 2015, 00:45
Interessantes Projekt. Das mit der Stromgegenkopplung für den AÜ habe ich so noch nicht gesehen (beim Thema Lautsprecher ja durchaus schon mal). Ist wohl mal einer der Fälle, wo man tatsächlich eine negative Quellimpedanz gebrauchen kann, die man ja sonst außer beim Oszillatorbau eher scheuen wird. Schaltplan wäre interessant gewesen.

Aber jetzt erklär mir doch mal was:

In welcher Situation nützt denn deine Box eigentlich konkret was, und warum?

Momentan habe ich damit nämlich so meine Schwierigkeiten. Die letzten 2 Tage waren aber auch etwas lang, von daher stehe ich vielleicht auch einfach auf dem Schlauch.

Ich sehe ja durchaus ein, daß man mit AÜ grundsätzlich so ziemlich alles treiben kann, symmetrisch / unsymmetrisch und auch auf abweichendem Potential, sollte z.B. der nachfolgende Eingang zu einem Allstromgerät gehören. Schön. Wer's braucht.

Aber jetzt nehmen wir mal eine stinknormale unsymmetrische Quelle. Was ist denn gegenüber einem schon vorhandenen symmetrischen Eingang gewonnen? Gut, der INA dürfte in Sachen praktische CMRR schon besser sein als eine typische 1-OP-Schaltung, wo man immer zwischen Gleichtakt-Eingangswiderstand und Rauschen abwägen muß. Und mit dem Ground-Lift dürfte sich die Masseschleifenproblematik merklich entschärfen lassen. Man braucht aber eigentlich am besten immer noch eigens gelötete Spezialkabel, zumal du gleich wieder eine Erdverbindung eingebaut hast. Gut ist irgendwie anders.

Würdest du einen Trennübertrager mit Erdverbindung bauen? Kommt irgendwie blöd, oder?

Ich würde sowas ja entweder batteriebetrieben oder mit einem Netztrafo möglichst minimaler kapazitiver Kopplung als Schutzklasse-II-Gerät aufbauen. Oder einen Eingangsübertrager davorklatschen. Man weiß halt nie, mit was für Quellimpedanzen man es zu tun hat. EÜ + floatender Puffer davor wäre folglich bald noch besser.

Übrigens ist es beim INA mit Gv = 2 mit der Rauscharmut nicht mehr weit her (ein generelles Problem von Instrumentenverstärker-Schaltungen). Den Graphen "NOISE VOLTAGE (RTI) vs FREQUENCY" im Datenblatt hast du vielleicht nicht so ganz genau studiert, aber ich extrapoliere da mal breitbandig so 35 nV/sqrt(Hz).

0,015% Klirr bei 2,5 Veff? War das schon halb am Clippen oder was? Egal, aber damit kann man doch nicht vernünftig messen. Was ist das, -76 dB oder so? Über -100 dB (0,001%) kann man mal reden. Du kannst dir ja mal symmetrische Abschwächer zusammenbraten, 3 Widerlinge pro Kanal.
Keksstein
Inventar
#7 erstellt: 01. Nov 2015, 00:23
Hallo audiophilanthrop,


In welcher Situation nützt denn deine Box eigentlich konkret was, und warum?


-> Pegelanpassung
-> Auftrennen von Brummschleifen
-> Impedanzwandler
-> Störfestigkeit bei großen Leitungslängen


Aber jetzt nehmen wir mal eine stinknormale unsymmetrische Quelle. Was ist denn gegenüber einem schon vorhandenen symmetrischen Eingang gewonnen?


In dieser Richtung bringt es für den Heimgebrauch zugegeben wenig weil die Leitungslängen (meistens) sehr kurz sind, hilfreich könnte es im Studio oder Live-Einsatz sein. Man kann meine Kiste direkt neben ein unsymmetrisches Gerät (Keybord etc.) stellen und das Signal weiter übertragen, z.B. an ein Mischpult. Für den unwahrscheinlichen Fall das es eine Masseschleife zwischen der Box und dem Mischpult gibt kann man Pin 1 immernoch im Kabel auftrennen, dann ist der Ausgang wirklich erdfrei.

Interessant für den Heimgebrauch ist aber ein anderer Fall, nämlich wenn man ein Symmetrisches Gerät an einen unsymmetrischen Eingang anschließen möchte. Viele Geräte mit symmetrischem Ausgang sind nicht für unsymmetrische Eingänge ausgelegt, besonders schwierig wird es wenn Pin 3 über ein angeschlossenes Hifi Gerät mit dem Schutzleiter verbunden wird. Abhilfe wären Kreuzsymmetrische Ausgänge wie bei den DRVs von TI, die hat aber nicht jedes Gerät. Und mit leichter Umbestückung wäre eine Pegelanpassung von den "hohen" Studiopegeln auf normale Heimpegel auch kein Problem mehr.


Man braucht aber eigentlich am besten immer noch eigens gelötete Spezialkabel, zumal du gleich wieder eine Erdverbindung eingebaut hast. Gut ist irgendwie anders.

Würdest du einen Trennübertrager mit Erdverbindung bauen? Kommt irgendwie blöd, oder?


Pin 1 offen lassen ist auch keine gute Lösung in Verbindung mit symmetrischen Geräten, ich würde behaupten in 95% der Fälle reicht der Ground Lift bei Problemen.


Ich würde sowas ja entweder batteriebetrieben oder mit einem Netztrafo möglichst minimaler kapazitiver Kopplung als Schutzklasse-II-Gerät aufbauen. Oder einen Eingangsübertrager davorklatschen. Man weiß halt nie, mit was für Quellimpedanzen man es zu tun hat. EÜ + floatender Puffer davor wäre folglich bald noch besser.


Batteriebetrieb kann ich nicht ausstehen, die BUFs brauchen dafür sowieso zu viel Strom sodass die Kiste Batterien ohne Ende leeren würde. Bei reinen symmetrischen Geräten ist die Schaltungsmasse gemäß AES48 sowieso oft mit dem Schutzleiter verbunden, das geht ja auch problemlos wenn das Gerät gut designt ist. Mein Eingang hat Massebezug, das stimmt und musste wegen dem Biasstrom des INAs sein. Allerdings sind die Eingangswiderstände eng toleriert sodass die Störunterdrückung immernoch sehr gut ist, jedenfalls theoretisch. Das Netzteilmodul muss in SK1 Geräte gebaut werden, der Ausgang ist aber SK2 tauglich. Falls es Probleme gibt lässt sich die Masse leicht auftrennen, kapazitive Kopplung zwischen Primärseite und GND muss man dann aber anders beseitigen. (man könnte einen Kondensator zwischen dem Sternpunkt und PE versuchen)


Übrigens ist es beim INA mit Gv = 2 mit der Rauscharmut nicht mehr weit her (ein generelles Problem von Instrumentenverstärker-Schaltungen). Den Graphen "NOISE VOLTAGE (RTI) vs FREQUENCY" im Datenblatt hast du vielleicht nicht so ganz genau studiert, aber ich extrapoliere da mal breitbandig so 35 nV/sqrt(Hz).


Bei mir macht er eine Verstärkung von 1, das sind dann ca. 70nV/sqrt(Hz). Bei 20kHz Bandbreite und 2,55Veff am Eingang sind das rein vom Spannungsrauschen ~108dB SNR wenn ich mich nicht verrechnet habe. In der Praxis ist bei kurzgeschlossenem Eingang als Beispiel trotz 6dB Verstärkung keinerlei Rauschen zu hören.


0,015% Klirr bei 2,5 Veff? War das schon halb am Clippen oder was? Egal, aber damit kann man doch nicht vernünftig messen. Was ist das, -76 dB oder so? Über -100 dB (0,001%) kann man mal reden. Du kannst dir ja mal symmetrische Abschwächer zusammenbraten, 3 Widerlinge pro Kanal.


Schätzen trifft es besser als Messen. Ich habe mich auch gewundert, eine Reduzierung der Pegel hat aber nur den SNR verschlechtert und nicht den Klirrfaktor "verbessert". Eingang und Ausgang des Interface wurden direkt über ein kurzes symmetrisches Klinke -> XLR Kabel verbunden, die Ausgänge und die Eingänge können separat voneinander im Pegel verändert werden. Das Interface lief mit einem Asio Treiber, die Daten vom Hersteller selbst sind aber sowieso nicht so toll. Ich lege mir bald für solche Zwecke ein RME oder ähnliches zu, damit sollte es schon besser gehen.

Gruß,
Jan


[Beitrag von Keksstein am 01. Nov 2015, 01:40 bearbeitet]
audiophilanthrop
Inventar
#8 erstellt: 01. Nov 2015, 01:42
Was ist das überhaupt für ein ominöses Interface?
audiophilanthrop
Inventar
#9 erstellt: 03. Nov 2015, 00:56
Noch etwas Lesestoff zum Thema (un)symmetrische Verbindungen. Ich mag den knackigen Schreibstil von Bruno Putzeys. Wenn man das gelesen und verstanden hat (und dann vielleicht noch dies und das von Bill Whitlock), ist man schon mal ganz gut dabei.
The G Word
Dealing with Legacy Pin 1 Problems
Wooderson
Stammgast
#10 erstellt: 22. Aug 2016, 13:27
Hi Jan,

prima Sache, aber da Du Dich bezgl. des Netzteils schon von Herrn Funk beliefern lässt, kennst Du wahrscheinlich auch seine Symmetriermodule? Du wolltest aber selbst bauen? Wie schätzt Du Deine Mudule von der Audioperformamce gegenüber den Modulen von Funk ein?

Viele Grüße
Keksstein
Inventar
#11 erstellt: 31. Aug 2016, 13:41
Hi Wooderson,

die Module von Hr. Funk kenne ich, wie Du schon sagtest ging es mir ums selber bauen bzw. um die Faszination wie gut diese Übertrager sind, das war der Anreiz für das Projekt. Das Netzteil sollte ursprünglich auch selbst gebaut werden, hätte den Vorteil gehabt das ich die Sekundärmasse nicht auf den Schutzleiter legen hätte müssen. (was in der Praxis aber kein Problem ist wegen Trafo Ausgang und Symmetrischem Eingang) Ein klassisches Trafonetzteil hätte halt eventuell in die Übertrager eingekoppelt und meine Lösung mit SNT-Modul war zu groß und wäre nicht günstiger als das fertige Modul gewesen.

Zur Audioperformance, Die Module von Funk sind von den Messwerten sicher überlegen, dafür gibt es bei mir eine echte galvanische Trennung des Ausgangs. Hören wird man den Unterschied zwischen dem Funk Modul und meiner Lösung aber mit Sicherheit nicht. Ich habe schon einen "Blindtest" mithilfe eines HifiAkademie Preamps gemacht, der Vorteil ist das man auf 0,5dB genau die Eingangspegelunterschiede angleichen kann. Ob die Di-Box im Signalweg liegt hat man nicht mal über einen Sennheiser HD800 gehört, wer den kennt weis was für eine Lupe das ist.

Zum Betrieb kann ich noch sagen das das Modul bei mir regelmäßig Problemlos im Einsatz ist, neulich habe ich es einem Kumpel geliehen der es als DI Box vor ein Keyboard gelegt hat, lief dann über bestimmt >25 Meter Kabel in ein Mischpult. Auch da keine Probleme. Schaltpläne stelle ich bei Gelegenheit noch hier ein da größeres Interesse daran bestand als von mir erwartet. Muss aber erst die Daten von meinem alten (defekten) Rechner retten.

Gruß,
Jan
Wooderson
Stammgast
#12 erstellt: 02. Sep 2016, 16:39
Hi Jan,

danke für Deine umfassende Antwort. Ich überlege selbst wegen der Module von Hr. Funk, daher hat es mich interessiert.

Auch wenn ich kein "Goldohr" bin, aber...

Ob die Di-Box im Signalweg liegt hat man nicht mal über einen Sennheiser HD800 gehört, wer den kennt weis was für eine Lupe das ist.


...ist sicherlich das größte Kompliment was man einer Audiobauteil machen kann :-)

Würde mich freuen, wenn Du Schaltung und BOM teilst.

Viele Grüße
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