Lautsprecherentzerrung mit dem Behringer Ultra-Curve

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Zweck0r
Moderator
#1 erstellt: 13. Jun 2004, 06:18
Zur Vorgeschichte:

das größte Problem meiner momentanen Anlage ist die übelst dröhnende 1. Längsmode des Raumes bei 32 Hz. Basslastige Songs sind kaum anzuhören, weil diese zu allem Überfluss auch noch Ewigkeiten nachschwingende Resonanz alles zublubbert Naja, eigentlich meine eigene Schuld. Welcher Spinner stellt sich schon 100-Liter-Aktivboxen (Grundig Monolith 120) in einen 17-Quadratmeter-Raum ?

Da ich noch einige andere (Sammlertick im Endstadium) Grundig Aktivboxen hier herumstehen habe, werde ich demnächst ein Paar davon dazu benutzen, die Monolith zum DBA zu erweitern. Weil das dazu benötigte digitale Delay kaum unter 100 Euro zu bekommen war, habe ich gleich den Behringer Ultra-Curve DSP 8024 (210 Euro) nebst passendem Messmikrofon (49 Euro) und XLR-Mikrofonkabel (5 Euro) gekauft, weil mich die Einmessfunktion sowieso interessierte.

Das Gerät ist ein digitaler 31-Band-Equalizer mit Analyzer und automatischer Raumeinmessfunktion, außerdem gibt es noch drei parametrische Equalizer pro Stereokanal, die wahlweise auch automatisch Rückkopplungen finden und ausfiltern können. Das gesuchte Delay und ein paar andere Kleinigkeiten gibt es nebenbei auch noch.

Das DBA ist noch nicht gebaut, an den Boxen muss noch einiges restauriert werden und der Platz ist momentan auch zugestellt. Mit den anderen Funktionen habe ich aber schon ein bisschen herumexperimentiert.

Der erste Versuch war gleich ein Volltreffer: ich habe je einen parametrischen EQ pro Kanal auf 31,925 Hz Mittenfrequenz gesetzt und mit Hilfe der Freeware Sweep Generator (http://www.david-taylor.pwp.blueyonder.co.uk/software/audio.html) nach Gehör die Raumresonanz geplättet. 12/60 Oktave Bandbreite und 24 dB (!) Absenkung erwiesen sich als passend. Das Ergebnis ist sehr überzeugend. Sogar so überzeugend, dass ich befürchte, die DBA-Experimente werde ich wieder ewig vor mir herschieben

Danach war die Auto-Q-Funktion an der Reihe, als Testsignal habe ich die in der Anleitung empfohlene Standardeinstellung rosa Rauschen benutzt. Praktischerweise berücksichtigt die Messung auch den vorher eingestellten parametrischen EQ. War der nicht gesetzt, hing nach der Einmessung der 31,5-Hz-Regler am unteren Anschlag und der Rest der Kurve war nach oben verschoben Mit dem vorher gesetzten Notch-Filter war der Bereich von 20-40 Hz relativ gerade. Die starke Anhebung eines raummodenbedingten Minimums bei 80 Hz am Hörplatz habe ich nach Empfehlungen hier im Forum wieder eingeebnet bzw. den gesamten Bassbereich bis 200 Hz. Die Kurve darüber sah wesentlich harmloser aus, als ich es bei den ungünstigen Voraussetzungen erwartet hatte, immerhin sind das sehr breit abstrahlende Boxen bei einem Hörabstand von mehr als 3 Metern . Der Abstand vom niedrigsten bis zum höchsten Regler war 5,5 dB, nur 20 kHz schossen etwas darüber hinaus. Im direkten Vergleich hörte sich die nicht entzerrte Dido ein kleines bisschen verschnupft an, die Unterschiede im Mittenbereich waren aber nicht weltbewegend, ganz im Gegensatz zu der manuell entsorgten Raummode.

Die Auto-Q-Funktion habe ich dann noch auf einige andere Grundig Boxen aus meiner Sammlung losgelassen. Dazu schreibe ich später mehr im Hifi-Klassiker-Forum, hier nur ein paar (vermutlich) auch auf andere Lautsprecher übertragbare Erkenntnisse:

1. Je übler der Lautsprecher verfärbt, desto größer ist auch die hörbare Klangverbesserung. Die stark näselnde Audiorama 7000 war nach der Entzerrung nicht wiederzuerkennen. Die "sandig" klingende Höhenspitze bei 6 kHz und der "eimerig" klingende Buckel bei 300 Hz waren verschwunden und nebenbei kam die wasserballgroße Kugel auf einmal bis 40 Hz herunter Eine kleine offene Breitbandbox von einem 60er-Jahre-Stereoradio ließ sich nur zu linearen 160 Hz - 12,5 kHz überreden, die Verbesserung im Mittenbereich war aber sehr deutlich hörbar. Als letztes kam der absolute Härtetest: ein Paar Grundig Zweiwegeboxen, bei einer davon hatte ein Banause den Kalottenhochtöner durch eine Piezo-Tröte ersetzt, die noch nicht einmal luftdicht eingebaut war Das ganze klingt ungefähr so, als hätte jemand der armen Dido einen Blecheimer vors Gesicht gehalten Dieses unscheinbare Plastikhorn hat einen Alpenfrequenzgang, vor dem sogar Bose in Ehrfurcht erschauern muss Mount Blech befindet sich etwa auf 3 kHz und hat, wenn ich mich recht erinnere, eine Höhe von 14 dB. Der Ultra-Curve bekam die undankbare Aufgabe, beide Boxen auf linear zu trimmen und meisterte sie grandios. Außer deutlichem Klirr und fehlendem Superhochtonbereich gab es kaum noch Unterschiede zu der originalbestückten Box, der Piezo konnte auf einmal ein Klavier wiedergeben Beim Vorher-Nachher-Vergleich mit jeder Box einzeln war das ein Unterschied wie Tag und Nacht bei dem Piezo-bestückten Exemplar, bei dem Original hatte der UC hauptsächlich den gleichmäßigen Taunus-Höhenanstieg geplättet und den Bass tiefer herunter gezwiebelt.

2. Wie schon oben angedeutet, erweitert die Einmessautomatik den Frequenzgang nach unten (und auch nach oben). Wäre eine Anhebung von mehr als 12 dB nötig, geht sie davon aus, dass der Lautsprecher die Frequenz nicht wiedergeben kann und lässt den Regler in Mittelstellung. Damit ist der UC ähnlich einsetzbar wie das ABL-Modul von Nubert, nur einstellbar auf jede beliebige Box Besonders bei Kleinboxen mit wenig Membranfläche muss man aber auf die Membranauslenkung achten, z.B. die bassgetunte Audiorama verträgt nicht wesentlich mehr als Zimmerlautstärke.

3. Ich brauche einen Trenntrafo. Überflüssigerweise bildet sich zwischen dem UC und dem PC eine Brummschleife

So, fürs erste genug getextet

Grüße,

Zweck
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 19. Jun 2004, 21:51
Danke für den Bericht, sehr interessant und hilfreich!

Ich möchte mit der Behringer DCX2496 (und evtl. der UC) ein Aktiv-Lautsprecher-Projekt angehen,

http://www.hifi-foru...71&thread=1079&z=1#2

daher bin ich über diesen Hinweis sehr froh.

Wer die logische Konsequenz aus diesem positiven Bericht (nämlich die Nutzung der heutigen excellenten DSP bei Aktiv-Frequenzweichen) nachvollziehen möchte, ist gerne eingeladen, bei meinem Projekt mitzuzittern...

mit geniesserischem Gruß
Zweck0r
Moderator
#3 erstellt: 22. Jun 2004, 04:58
Dann viel Erfolg bei dem Lautsprecher

Man könnte den UC beim Lautsprecherbau dazu verwenden, gewissermaßen "eine Unbekannte aus der Gleichung zu nehmen", also z.B. einen Lautsprecher nur auf gleichmäßiges Abstrahlverhalten hin zu entwickeln und die Chassis danach auszusuchen. Den hinterher evtl. krummen Frequenzgang kann man dann mit dem UC geradebiegen. Gerade für Anfänger auf dem Gebiet (wie mich) sehe ich da eine deutliche Vereinfachungsmöglichkeit. Man könnte mit Schallführungen experimentieren, die auch den Schall auf Achse verfärben. Man müsste nur noch darauf achten, dass seitlich und auf Achse abgestrahlter Schall möglichst ähnlich verfärbt sind, dann könnte man beide Verfärbungen mit einer Klappe bzw. einem UC schlagen

Grüße,

Zweck

p.s. ich habe den ersten verbesserungsresistenten Lautsprecher gefunden: eine alte Röhrenradiobox von Telefunken Durch den ohne Weiche angeschlossenen Breitbänder und den über einen simplen Elko (6 dB/Oktave) verbundenen Hochtöner in ca. 50 cm Abstand ergeben sich so fürchterliche Interferenzen, dass der UC nur für eine millimetergenaue Hörposition den Frequenzgang glattbügeln kann.
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 22. Jun 2004, 14:11
kennst Du das Guiness book of records??

vielleicht schaffst Du einen Eintrag - fuer Phillips
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 18. Aug 2004, 17:24
Zum Thema lautstärkeregelung:

Hier übrigens noch ein Link zu einem Thread, in welchem verschiedene Lautstärkeregelungen für den DCX gegenübergestellt werden:

http://www.htguide.com/forum/archive/index.php4/t-3538

Gruß
geniesser_1
musikgeist
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 18. Aug 2004, 19:42
Halo Zweck,

der Behringer Ultra- Curve DSP 8024 ist in der Tat für diesen Preis unschlagbar.




3. Ich brauche einen Trenntrafo. Überflüssigerweise bildet sich zwischen dem UC und dem PC eine Brummschleife


Vielleicht liegt es daran das die Geräte an verschiedenen Steckdosen angeschlossen sind und sich daraus ein Potentialunterschied ergibt, was das Brummen verursacht. Versuch sie doch mal mit Hilfe eines Verteilers eine Steckdose anzuschließen.

Gruß

musikgeist
highfreek
Inventar
#7 erstellt: 12. Jul 2016, 20:01
Hab mir gerade einen Ultra Curve 8000 bestellt und bin mal sehr gespannt was mir das bringt, da meine Klonwall eigentlich zu groß für den 16 qm Raum sind und wunderbar bei ein paar Freuqenzen rumdröhnen.

gruß
seifenchef
Inventar
#8 erstellt: 23. Jul 2016, 17:59
Hi highfreek,

Berichte dann unbedingt.

gruß seifenchef
highfreek
Inventar
#9 erstellt: 23. Jul 2016, 22:47
Ich warte noch aufs passende Meßmicrofon , deshalb habe ich zunächst manuell Anhand des Frequenzschriebs der Klonwall und mir schon bekannter Raummoden (z.B. rund 30 Hz) den Equalizer eingestellt. So hab ich z.B. auch den Bereich um 400Hz um 4 db angehoben

Und schon jetzt kann ich eine klare Verbesserung in der Wiedergabe feststellen, der dröhnende Bass ist schon deutlich besser und im Mittelton sind jetzt Details deutlich hörbar, die ich zuvor vermisst habe.
"high Endige" Qualitäten habe ich bis jetzt an den Clonwall vermisst, zumindest konnte ich mich so ein gutes Stück näher an meine Persönlichen Referenzen annähern.

Mit Micro und etwas fein Einstellung kanns eigentlich nur noch besser werden, theoretisch zumindest.

Dumm ist nur, das ich die BDA nur in English habe, was bei meinen English Kenntnissen schon sehr hinderlich ist,

also wenn jemand die deutsch BDA vom Ultra Curve 8000 oder 8024 hat BITTE um PM ,- DANKE

Klar gibt es hier im Forum genug Mitstreiter die eine Korrektur per DSP ablehnen, da es der "reinen Lehre" wiederspricht. Aber das bringt 100 mal mehr als Kabelgedöhns ect. Ist zudem billiger und man muß den Raum nicht an die LSP anpassen. Zudem, wenn man wie ich, 5 paar verschiedene LSP nutzen kann/möchte.

gruß


[Beitrag von highfreek am 23. Jul 2016, 22:55 bearbeitet]
seifenchef
Inventar
#10 erstellt: 31. Jul 2016, 17:43
Hi,


highfreek (Beitrag #9) schrieb:


also wenn jemand die deutsch BDA vom Ultra Curve 8000 oder 8024 hat BITTE um PM ,- DANKE


http://www.tonkreis....20-%20DSP%208000.pdf


gruß seifenchef
highfreek
Inventar
#11 erstellt: 31. Jul 2016, 19:06
D A N K E vielmals







highfreek
Inventar
#12 erstellt: 10. Aug 2016, 15:00
Hmm wie lange brauch der RTA Modus, also die Automatische Einmessung mit dem Ultra Curve und dem Behringer 8000 Micro in Etwa ?

Die läuft schon bestimmt 20 Minuten ? Micro scheint aber zu gehen, wenn nicht würde der EQ es auch Anzeigen.

gruß
seifenchef
Inventar
#13 erstellt: 10. Aug 2016, 20:31
Hi,

Leider hab ich da keine Ahnung, da er bei mir 'nur' als KH-Entzerrer und Tiefbassgenerator fungiert.

Ist er denn nun fertig?


gruß seifenchef
highfreek
Inventar
#14 erstellt: 11. Aug 2016, 09:02
ne ich hab nach 35 min abgebrochen , da stimmt wohl irgendeine Einstellung nicht am Gerät. Die bis dahin entstandene Kurve war auch eher unwarscheinlich. Ich bilde mir ein das ich so gut höre- um zu merken, das das Ergebnis nicht stimmen kann.
Und ehrlich gesagt, stört mich die überfrachtung mit den zigtausend Einstell Möglichkeiten am Gerät eher, als das sie mir helft bei der Bedienung.
hab so das Gefühl man muß mit Behringer groß geworden sein um das Gerät und seine Bedienung zu verstehen

gruß


[Beitrag von highfreek am 11. Aug 2016, 09:05 bearbeitet]
seifenchef
Inventar
#15 erstellt: 13. Aug 2016, 13:12
Hi,

Naja, einfach ist es nicht. Man ist beim Nichtverstehen schnell frustriert.
Ich hatte ja beruflich, wenn auch nur wenig, schon mit Limiter, Kompressor etc zu tun.

Du solltest Dich etwas einlesen, und dann natürlich Deinem Gehör vertrauen, schliesslich ist es ja nur für Dich.

aber der Behringer ist schon bombastig und verdoppelt (mindestens) den 'gefühlten' Wert Deiner Abhöre, egal ob nun Lautsprecher oder wie bei mir Kopfhörer.... (PS: beim Kopfhörer würde ich rein gefühlt/empirisch von einer verfünffachung sprechen .... )


gruß seifenchef


[Beitrag von seifenchef am 13. Aug 2016, 13:13 bearbeitet]
highfreek
Inventar
#16 erstellt: 14. Aug 2016, 08:48
Ja,

die behringer ist schon ein tolles "Tool" um Raum und Boxen zu vereinen. Es macht wirklich "sau viel" aus, in meinem (zu) kleinen Raum.

Meine "Klipsch" Clonwall haben jetzt auch "Auflösung", wo zuvor "nur" Live klang war

Nur, auch die Anleitung vom 8024 hilft nicht besonders gut beim Einstellen des 8000. Vieles muss ich einfach probieren und so rausfinden.

Clonwall Curve am Behringer :

DSCI0042


gruß


[Beitrag von highfreek am 14. Aug 2016, 08:52 bearbeitet]
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