Wohnzimmer Heimkino Dachschräge (Flatterecho, Nachhall.)

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heimk1no
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 20. Nov 2016, 15:20
Hallo,

ich habe Stück für Stück in der neuen Wohnung mein Heimkino im Wohnzimmer aufgebaut. Nachdem die Leinwand nun am Platz ist muss ich mich um den Ton kümmern. Parallel wären ein paar Überlegungen für ein besseres Bild auch gut.

Allgemein gesprochen ist der Ton echt schlecht, da ich extreme Flatterechos und Nachhallzeit habe. In die Hände klatschen und man hört etwa über eine Sekunde wie die Schallwellen umher irren

Der Raum ist im Dach, eine Wand ist etwa 5m hoch und ich habe viel Schrägen. Könnt ihr mir helfen die richtigen Maßnahmen zu treffen?

Mein erstes Ziel wären Selbstbau Absorber (~10cm Dicke) mit Dämmwolle, um die Echos in den Griff zu bekommen.
* Absorber rechts un links neben die Leinwand hinter die Frontlautsprecher
* Deckensegel an die schrägen Decken über dem Hörplatz

Könnt ihr aus dem Bild sagen, ob meine Ideen Sinn machen oder doch etwas anderes?
wohnzimmer_heimkino_001
Klaus-R.
Inventar
#2 erstellt: 21. Nov 2016, 19:07
Hallo,

heimk1no (Beitrag #1) schrieb:
Allgemein gesprochen ist der Ton echt schlecht, da ich extreme Flatterechos und Nachhallzeit habe. In die Hände klatschen und man hört etwa über eine Sekunde wie die Schallwellen umher irren :(


Ich denke nicht, dass es sich bei dir um Flatterechos handelt. Hier wissenswertes dazu aus der Fachliteratur:

Flatterechos werden durch impulsartige Signale wie Händeklatschen, Knall, Hammerschläge, aber auch Sprache erzeugt. Es handelt sich eine periodische Folge von Einzelechos, erzeugt durch Reflexionen des Impulses an zwei einander gegenüberliegenden parallelen und ebenen Reflektoren, z.B. Haus- oder Zimmerwänden. Der Impuls bewirkt eine Kugelwelle, die sich in Richtung der beiden Reflektoren ausbreitet und von diesen reflektiert wird, wobei die beiden reflektierten Wellenzüge nach einer bestimmten Zeit, die vom Abstand der Impulsquelle bzw. des Beobachters zum Reflektor abhängt, beim Beobachter eintreffen.

Die beiden Wellenzüge werden solange zw. den beiden Reflektoren hin- und hergeworfen, bis sie infolge von Luftabsorption und Absorption an den Reflektoren abgeklungen sind. Der sich zwischen den Reflektoren befindende Beobachter hört eine Serie von Schallpulsen mit Frequenz und Dauer t0 des auslösendes Impulses. Der Zeitabstand zw. zwei aufeinenderfolgenden Pulsen, oder die Impulsfolgefrequenz, hängt von den Positionen von Impulsquelle und Beobachter zueinander ab. Flatterechos unterschieden sich in der Impulsfolgefrequenz fFL sowie in der frequenzabhängigen Abklingzeit.

Die Impulsfolgefrequenz fFL ist durch den Abstand der beiden Reflektoren gegeben:

fFL = c/l

mit

l = Abstand zw. den beiden Reflektoren
c = Schallgeschwindigkeit in Luft = 340 m/s

Je kleiner der Abstand, desto dichter ist die zeitliche Abfolge der Pulse, die beim Beobachter eintreffen, und desto größer die Tonhöhe des resultierenden Tons. Ein Abstand von 3,4 m hat demnach eine Tonhöhe von 100 Hz zur Folge. Bei sehr kleinen Abständen ist der Klang des Flatterechos metallisch, ab einem Abstand von ca. 2 m macht sich ein Schnarren bemerkbar, das mit zunehmendem Abstand in ein Flattern übergeht, bis ab 16 m die Reflexionen als einzelne Echos wahrgenommen werden.

Die notwendige Bedingung für die Ausbildung eines Flatterechos ist, daß die Impulslänge t0 so kurz ist, daß keine Interferenz, d.h. Verstärkung oder Auslöschung, zwischen den Pulsen auftreten kann:

t0 << l/c


Bei einem typischen Raum von 8 x 5 m wären die Impulslängen demnach 23,5 bzw. 14,7 ms.

Ist die Impulslänge größer, wird kein Flatterecho ausgebildet, sondern eine der Eigenfrequenzen angeregt und eine Resonanz aufgebaut. Da Absorptionskoeffizienten bei senkrechtem Schalleinfall kleiner sind als bei schrägem Einfall, wird die Nachhallzeit/Abklingzeit TFL des Flatterechos länger als die Nachhallzeit des Raumes bei der gleichen Frequenz:

TFL = 0,04/(c/sfS +/l + m)

mit

c = Schallgeschwindigkeit in Luft = 340 m/s
l = Abstand zw. den beiden Reflektoren
f = Frequenz des Impulses
S = Reflektorfläche
= Absorptionskoeffizient der Reflektoren
m = Schallabsorptionsgrad von Luft

Maßnahmen zur Unterdrückung von Flatterechos in Räumen sind

- Anbringen von Diffusoren an den Begrenzungsflächen, diese müssen jedoch recht groß sein
- Anbringen von Absorbern an den Begrenzungsflächen, der Absorptionsgrad sollte mindesten 0,7 betragen
- Neigung bzw. Schiefstellung einer Begrenzungsfläche, der Winkel sollte mindestens 5, am besten 20 Grad betragen
- Hindernisse zwischen den Begrenzungsflächen aufstellen

Literatur
Krauth et al., “Modelluntersuchungen an Flatterechos”, Frequenz 1964, Bd. 18, Nr. 8, S. 247
Maa, “The flutter echoes”, J. of Acoustical Society of America 1941, vol. 13, S.170

Zur Senkung der Nachhallzeit kann alles eingesetzt werden, was Schall absorbiert: Teppiche, Polstermöbel, schwere Vorhänge, Absorber. Wo diese im Raum angebracht sind, ist im Prinzip unwichtig. Zum Thema Nachhallzeit meine Ausarbeitung:

http://www.aktives-h...ann_Nachhallzeit.pdf

Klaus
heimk1no
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 22. Nov 2016, 20:48
Hallo Klaus,

vielen Dank für die ausführliche Herleitung.
Welche Effekte in meinem Raum zusammen spielen kann ich leider nicht direkt sagen. Was aber recht deutlich ist, das ist der schlechte hallige und verwaschene Klang.

Wäre nach deiner Aussage eine sinnvolle Maßnahme mit Absorbern zu arbeiten? An der Front neben der Leinwand und darüber wäre Platz

Grüße
Klaus-R.
Inventar
#4 erstellt: 23. Nov 2016, 10:59
Hallo,


heimk1no (Beitrag #3) schrieb:
Welche Effekte in meinem Raum zusammen spielen kann ich leider nicht direkt sagen. Was aber recht deutlich ist, das ist der schlechte hallige und verwaschene Klang.

Wäre nach deiner Aussage eine sinnvolle Maßnahme mit Absorbern zu arbeiten? An der Front neben der Leinwand und darüber wäre Platz


Solange es nur beim Händeklatschen hallt, und ansonsten nicht, würde mich das nicht weiter stören, Ein guter Testparameter ist die Sprachverständlichkeit, sobald diese leidet, sind Maßnahmen notwendig.

Wie schon gesagt, zur Hallbekämpfung kann alles eingesetzt werden, was Schall absorbiert, je dicker, desto besser. Ob die Menge, die du an den genannten Stellen anbringen kannst, ausreicht, wird wohl nur der Praxistest ergeben, da Hall und inwieweit er stört, auch sehr persönlich ist.

Klaus
heimk1no
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 07. Jan 2017, 16:21
Hallo,

vielen Dank für die Tips!
Ich habe mir in der Zwischenzeit im Baumarkt Glaswolle bestellt (ISOVER SSP1). Diese 3cm dicken "Platten" habe ich zu einem 9cm dicken Sandwich verarbeitet und in sehr dünne Malerfolie verpackt. Somit kommt kein Geruch und keine Fasern von der Glaswolle in mein Wohnzimmer.
Nach meiner Recherche sollte es (Folie) die Akustik Eigenschaft einzig im Hochtonbereich negativ beeinflussen. Und dieser Bereich wird ja meist automatisch durch andere Gegenstände mitgedämpft.
Das Glaswolle Paket kommt in einen Holzrahmen mit 10cm Tiefe. Davor ein ansprechender Stoff, den ich mit einem Tacker befestigt habe.
Der Stoff ist ein dünner Jersey Stoff aus dem Stoffladen. Mein Test für "akustische Transparenz": Kann man einfach durchpusten, so ist der Stoff geeignet

01_holzrahmen_akustikmodul02_stoffbespannung_akustikmodul03_ruekseite_akustikmodul

Ich habe bis jetzt 3 Module gebaut. Jeweils hinter meinen beiden Frontlautsprechern und ein weiteres Modul an einer Seite. Spiegelpunkte und ähnliche "optimale" Punkte für die Absorbermodule konnte ich auf Grund der Einrichtung leider nicht nutzen...es ist ja immer noch ein Wohnzimmer und kein reines Heimkino

04_panorama_akustikmodul

Ich überlege aktuell noch weitere Module mit 6cm an die Wände im oberen Bereich der Wand anzubringen...Deckenabsorber an einer Dachschräge finde ich optisch irgendwie etwas schwierig...

Für weitere Tips bin ich offen und freue mich über Vorschläge!

Viele Grüße
Hardcore_4S
Stammgast
#6 erstellt: 11. Jan 2017, 23:15
Eine große Bassfalle in der rechten Ecke und so hoch wie möglich kann bestimmt nicht schaden.
Ein Deckensegel abgehängt bringt bestimmt auch noch was.
realDanielH
Stammgast
#7 erstellt: 12. Jan 2017, 11:01
Die wichtigste Frage:
Wie klingt es denn jetzt?
heimk1no
Schaut ab und zu mal vorbei
#8 erstellt: 21. Jan 2017, 16:23
Hallo,

es hängen zwei weitere Selbstbau-Absorber
130x60x6cm und 100x60x6cm jeweils an der Front hoch bis in die Dachschräge. Da die gegenüberliegende Wand genau parallel in gleicher Höhe vorhanden ist, haben sich ungünstige Dinge ergeben (hörbar).

Nachdem die zwei neuen Panels hängen ist die Nachhallzeit beim "Klatschen" sehr stark herunter gegangen.
Bevor ich alle Absorber im Raum hatte, ergab der Klatschtest ein Nachhall von mehreren Sekunden. Das ist mit den Absorbern jetzt fast weg

wandpanels_2017
Aktuelle Front im Panorama.

Zusätzlich habe ich den Center unter der Leinwand noch angeschrägt. Die nächsten Projekte sind gescheite Stands für die Front Lautsprecher...

Zwischenfazit:
Rein subjektiv klingt Musik und Film nun besser
Eventuell versuche ich das mal messtechnisch nachzuweisen...irgendwelche Tipps für mich? (kostenlose Software-Lösungen bevorzugt)

Viele Grüße
realDanielH
Stammgast
#9 erstellt: 21. Jan 2017, 23:28
Freut mich dass es besser klingt.
Zur Frage: REW ist kostenlos.
heimk1no
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 22. Jan 2017, 17:45
Hallo,

danke für den Tipp!
Als Mikro hatte ich zwar nur das YAPO Teil vom Verstärker, aber besser als nichts
Die Ergebnisse sind wahrscheinlich nicht 100%tig absolut exakt, aber ich habe beide Messungen mit gleichen technischen Voraussetzungen gemacht. Somit sind die Ergebnisse untereinander halbwegs vergleichbar.

Rot: ohne Absorber im Raum
Türkis: mit Absorbern an den Wänden

SPL_001

mitAbsorbern_001

ohneAbsorber_001

Was ich aus den Ergebnissen schließen würde wäre:


  • Nachhallzeit im Frequenzbereich über 200Hz wurde reduziert.
  • Absorber haben im Tiefton keinen Einfluss (Das wusste ich aber schon beim Bau der Absorber)
  • Bei 40Hz scheine ich eine Raummode zu treffen?


Weiter Analysen von euch Profis sehr erwünscht!

Viele Grüße
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