Hallo liebe Forums Gemeinde, ich habe im Laufe des letzten Jahres des oefteren herzhaft gelacht ueber das eine oder andere Posting im forum. Was haltet ihr davon, wenn wir die besten postings mal zusammen tragen? Ich fange auch gleich damit an und praesentiere meinen Favoriten. Die Ehre gebührt bei mir scope. Er spielt mit frischer Luftigkeit und haucht Stimmen mit einer lieblichen Süße hinaus. Sein gewaltiger Tiefbass ist schwarz wie Teer in den Lungen eines Kettenrauchers. Überhaupt bietet der Player ein spektrales Feuerwerk verschiedenster Klangfarben und wirkt auch in lauten Passagen niemals zappelig oder nervend. Er umgarnt den Hörer wie eine warme Frühlingsbrise am Spätnachmittag. |
Saludos
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Zwar nicht von von 2005, sondern von 2004 aber dennoch einer der besten überhaubt: ... dazu passt folgender (laaanger) Text:
"Ich bin audiophil" Text: Andre Mielke
Soundfetischsten haben es nicht leicht. Sie kleben sich weiße Bröselteile in Zimmerecken und bemalen die Ränder ihrer CDs mit Filzstift. Dadurch soll die Musik straffer klingen. Weinachten ist ihre große Zeit, da wünschen sie sich goldene Kabel.
Es gibt die Rolling Stones jetzt auf Super Audio CD. Das klingt angeblich, als stünde Keith Richards direkt vor einem im Zimmer, die Lulle womöglich im Mundwinkel. In meiner Wohnung wird nicht geraucht. Diese neuen Wundertonträger geben mir den Blues. Vor ein paar Jahren habe ich meine Stones-Platten durch CDs ersetzt. Die Industrie hatte gesagt, auf Vinyl kriegt man nur die Hälfte: Die Rillen rumpeln, und man hört die Frequenzen nicht, die man sowieso nicht hören kann. Aber mit den Silberscheiben und richtigen guten Lautsprechern wäre es perfekt. Ehrlich, erdig und so weiter. Als spielte Keith Richards direkt vor einem. Ich hatte der Industrie geglaubt. Ich glaube ihr ja immer. Wenn ich jetzt "Aftermath" in den Player schiebe, denke ich: Da fehlt immer noch was. Es sind gute Songs, aber sie könnten besser sein. Jemand hörte was ich nicht höre. Keith Richards steht nicht hier, sondern dort. Das macht mich fertig. Bestimmt bin ich werbeverblendet. Vielleicht nicht ganz dicht. Hoffentlich bin ich nur audiophil. Audiophilie gilt nicht als psychische Krankheit. Sie ist nicht meldepflichtig. Dabei ist es fast unheilbar, in den guten Ton verliebt zu sein. Anfangs kommt das Leiden zwar nur wie eine drollige Obsession daher, kann dann aber schnell und schwer auf den Dispo und die häusliche Innenarchitektur durchschlagen. Verwirrte Menschen hören Stimmen, die sie auffordern, sich Teppichmesser zu schnappen und in Hochhäuser zu fliegen. Audiophile hören Stimmen, die ihnen "zu kühl, distanziert und nicht luftig genug abgebildet" erscheinen. Aus ihren Lautsprechern. Audiophil ist, wer darauf besteht, eine Aufnahme in seinen vier Wänden so zu erleben, wie sie im Studio aufgenommen wurde. Und kein Dezibel anders. Es sei denn besser. Keith Richards´Gitarre scheint so ein Fall zu ein. Sie soll in der neuen SACD-Abmischung so authentisch wüst klingen wie nie, schreibt ein Kritiker. Das ist das Problem. Wahrscheinlich hat sie sich nicht mal im Studio so echt angehört. Die Aufnahmen stammen aus den 60er Jahren; das Bandmaterial war berauschend. Sie haben die Musik damals für Kofferplattenspieler und kleine Transistorbläken produziert. Im hochauflösenden digitalen Mehrkanalton hat es "Lady Jane" noch nie gegeben. Sie ist eine freie Erfindung. Aber ich würde gern darauf reinfallen. Ich streiche im Fachmarkt um das betreffende Regal und höre mich krampfhaft höhnen: "Um Idioten wie mir das Geld aus der Tasche zu ziehen, remastern die irgendwann auch noch Walther von der Vogelweide, hehe." Ich weiß, daß ich das nicht ewig durchhalte. Mich kriegen sie immer. Alle paar Jahre packt es mich, und ich brauche dringend neue Lautsprecher. Dann studiere ich die Inserate und stelle fest, daß ich für mein Lieblingsmodell den Rest der Anlage verkaufen müßte. Boxen ohne Verstärker, das wäre unbefriedigend.. Also spiele ich homöopathisch an den alten Aggregaten herum: stelle sie auf wackelige Metallpöppel, um sie vom Fußboden zu entkoppeln, kaufe ein noch dickeres Kabel, damit die Impulse Platz zum Atmen haben, überlege, wie man das Material umgruppieren könnte, um das Soundfeld zu optimieren. Der Ficus müßte weg, das Eckregal sowieso, dafür der Fernseher einen Meter nach rechts. Man müßte dann die Tür schließen, um die "Tagesschau" sehen zu können , aber das Klangbild wäre symmetrisch. Halbwegs. In einer weiteren Ausbaustufe wäre eine Türöffnung zuzumauern und das Loch woanders hin zu sprengen, aber meine Frau verweigert sich inzwischen selbst kleinsten Operationen. Sie hat keine Ahnung, worum es geht. Wie die meisten. Bekannte von uns haben einen audiophilen Sohn. Er hat ihnen mal ein Paar selbstgebauter Lautsprecher geschenkt. Ein Wunderwerk der Tonwiedergabe. Sie haben sich die Dinger eine Weile angeguckt. Dann haben sie tapeziert. O Gott. Meine Frau stellt Blumenbuketts auf die Boxen. Sie weiß nichts von Resonanzen. Ich aber. Vielleicht weiß ich zu viel. Ich habe mir zusammen mit zwei Dutzend anderen Zuhörern ein Computerprogramm vorführen lassen, das uns Audiophilen sagt, wo wir unsere Lautsprecher hinstellen, uns hinsetzen, welchen Picasso wir besser aufs Klo verbannen sollten, um uns nicht den linearen Frequenzgang zu ramponieren. Der Raum war verdunkelt. Aus den Lautsprechern brummten konstant 64 Hertz. ein wirklich tiefer Ton, der die Nieren Samba tanzen ließ. Man bat uns, mal einen Schritt nach links zu gehen. Auf einmal war das Brummen leiser. "Sehen Sie" dozierte vom Podium ein gewisser Dr. Thomanek, "hier haben Sie Erscheinungen, wo Sie nicht an jedem Ort das Gleiche hören." Das stimmte. Ich hatte Erscheinungen. Es muß komisch ausgesehen haben, wie wir durch den Raum staksten, wie wir auf der Suche nach Dr. Thomaneks Meßton in die Hocke gingen, den Kopf ruckartig mal hier-, mal dorthin neigten wie tinitusgeplagte Pinguine. Bis vor fünf Minuten war ich mit meiner Anlage einigermaßen zufrieden gewesen. Jetzt hatte ich ein massives Raumakustikproblem. Es folgte der "Room-Tuning-Workshop". Ein anderer Experte ließ seinen Mauszeiger durch ein digitalisiertes Wohnzimmer flitzen und zeigte, wie eine auf dem Papier vorbildliche Meßlinie zwischen Schrankwand und Sofa auf die schiefe Bahn geraten kann. Wir Zuhörer stöhnten gepeinigt auf. Der Referent seufzte "Oje, oje." Dann rechnete er aus, daß man die Resonanzen durch ein paar Absorber schlucken lassen könnte. Das sind Schaumstoffelemente, die aussehen wie diese weißen Bröselteile, in die Fernseher verpackt sind. Manche Leute kleben sich so was in die Zimmerecken. Es beruhigt die Bässe. Es soll Menschen geben, die ihr Haus gleich um einen Röhrenverstärker herum gebaut haben. Ich bin noch nicht so weit, aber ich bin bereit. Neulich wollte ich einen brummenden Verstärker umtauschen. Der Verkäufer sagte: "Ich höre nichts." Ich hörte auf einmal auch nichts mehr und schlich kleinlaut davon. Zwei Stunden später war ich wieder im Geschäft: "Zu Hause brummt er aber doch." Wir probierten hin und her. Nach einer Stunde behauptete er, jetzt würde er es auch bemerken. Aus Müdigkeit und Mitleid wahrscheinlich. Ich habe bereits erwogen, mir eine Verteilersteckdose für 100 Euro zu kaufen. Mein Strom sollte nicht nur sauber sein, sondern rein. Angeblich verschärft das den Hörgenuß. Daraus ist dann nur ein etwa genauso teures Verbindungskabel geworden. Eine ausgezeichnete Wahl, sagte der Händler. Das Material würde normalerweise für hochsensible Medizintechnik eingesetzt. Mag sein, daß er mir damit andeuten wollte, wohin ich mich langsam mal wenden sollte. Musik ist eine sinnliche Erfahrung. Wenn sie das nicht ist, ist sie nur noch eine Welle. Schwingende Teilchen. Man kann Qualitäten von Lautsprechern zwar bis in den Nano-Bereich hinein messen, aber alles hat seine Grenzen. Danach, jenseits der Physik, spätestens kurz hinter dem Trommelfell, beginnt die psychoakustische Zone. Der Mensch hört, was er hören will, oder eben das, was er in der Fachpresse liest. Und dort stehen manchmal Sachen wie: "Die `Racktime` entlockt unseren Ketten einen knackigen Baß mit definierter Kontur. Ebenso überzeugend präsentierte sie Solostimmen, die einzigartig frei und natürlich erscheinen." Die Rede war von einem Regal. Es gibt einiges, was vom Normalverbraucher nicht verstanden und verlacht wird und trotzdem Sinn hat. Und dann ist noch der Bereich, wo die Autosuggestion als Zwillingsschwester der Perfektion auftritt. Es kommt vor, daß Freaks die Ränder ihrer CDs mit Filzstift bemalen. Dadurch soll die Musik straffer klingen. Manche behaupten, sie könnten Lichtleiter am Klang erkennen. Alle sphärischen Grenzen überwunden hat, wer seine Gerätschaften mit klebrigem, sündhaft teurem "Speziallack" einbalsamiert, weil dadurch der akustische Gesamteindruck "analoger" würde. Oder wer sein Lautsprecherkabel nicht auf dem Boden verlegt, sondern auf Spikes, der negativen Schwingungen wegen. Wer seine CDs vor jedem Abspielen entmagnetisiert, obwohl daran nichts magnetisch sein dürfte. Alles das wirkt wunderbar wahnhaft, und natürlich könnte man den Betroffenen auf der Stelle die Augen verbinden und sie auf die Hörprobe stellen: Vorher, nachher, sprich was ist besser?! Aber die wollen nicht; und warum sollten sie auch? Das würde ihnen alles kaputtmachen. Nicht den Klang, sondern viel schlimmer den Traum vom Klang. Jedes Jahr findet in Frankfurt am Main die Branchenmesse "Highend" statt. Dort düngen sie den Stachel des Zweifels im Ohr jedes Audiophilen. Ein Soundfetischist ist nie wunschlos glücklich, es sei denn er hat vor fünf Minuten seine allerneuste Errungenschaft installiert. In einem Salon des Frankfurter Kempinski führt eine englische Firma zwei ihrer Boxenpaare vor: das kleinere an einer vorzüglichen, das mächtigere an einer außerordentlichen Anlage. Der Moderator spielt auf dem ersten Aggregat ein klassisches Stück. Er möge diese Musik besonders, sagt er, denn "es sind große Trommeln dabei, und das Stück baut in die Tiefe". Das Werk ist gräßlich, aber es klingt großartig. "Und nun werden wir uns die Nautilus 802 mit der kleinen Elektronik genehmigen." der Präsentator senkt die stimme, als tauche gleich Kapitän Nemo zwischen den Endverstärkern auf. Die sehen aus wie zwei postmoderne Schuhschränke mit "1,3 Kilowatt Spitzenstromleistung pro Kanal". Das gewaltige Netzteil daneben "Befreit den Strom von Gleichstromanteilen, was der Musik mehr Tiefe und Souveränität und Tiefe verleiht." Ein schwüles Werk von Celine Dion trieft " vom Gleichstrom befreit " aus den edlen Membranen. Nach Celines letztem Seufzer verharrt der Saal in einer Art Andacht, als ob da noch ein edler Nachhall zu verkosten wäre. Jemandem entfährt ein "Wunderbar!". Die blanke Wollust. Dann winkt ein Mensch aus Köln mit einer Eagles-Scheibe: "Könnten wir das mal einlegen. Für mich gibt´s da eine Schlüsselstelle: Da sitzen die Gitarristen nebeneinander; da flattern einem die Hosenbeine bei einer vernünftigen Anlage." Der Herr der Boxen kann nicht. Unmöglich. Er will sich seine Choreographie nicht verderben lassen. Der Kölner ruft trotzig aus, daß er den "großartigen Unterschied zwischen einer 10 000-Euro und einer 100 000-Euro- Kette" nicht habe heraushören können. Nicht bei Celine Dion. Wenn da was flattert, dann die Tränensäcke. Der Moderator schnappt ein. Widerworte ist er nicht gewohnt. Aber wie kann man 100 000 Euro hören, wenn sie nicht rascheln? Auf diesem Niveau ist es schwierig, Unterschiede festzustellen. Aber es geht nur um die Unterschiede. Wem eine 500-Euro-Anlage genügt, der wird alt damit und schert sich nicht um die fehlenden fünfzig Soundprozente bis zum Limit. Aber wer dagegen glaubt, eine Tonmaschine ganz kurz vor dem Optimum zu besitzen, den treibt nichts so um, wie das fehlende Bißchen. Dann hilft wohl nur noch einer wie dieser ältere Herr, der mir mal seine selbst entwickelten "Sound Improvement Discs" anbot: simple grüne Plastikscheiben, die man in den Player auf die CD legen soll, damit das Klangbild "ruhiger, weniger nervös" erscheint, "als ob ein Schleier gelüftet wurde". Eine Art Bierdeckel für 20 Euro. "Das Material ist aus Finnland", sagte er, als würde das etwas bedeuten. "Und es ist konzentrisch geschnitten." Er habe es mit allen möglichen Farben probiert, "und blau, also das klang fürchterlich". In einem speziellen Hörraum hatte er einen noblen CD-Spieler aufgestellt; unter dem Glasdeckel und über einer Musik-CD arbeitete die kleine Zauberscheibe. "Und wie war es?" fragte der Mann hinterher. Grün sagte ich. Es war grün." |
[Beitrag von thomas150877 am 26. Jan 2006, 01:43 bearbeitet] |