Warum Zubehör und für wen? Ein Denkanstoß!

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TFJS
Inventar
#1 erstellt: 23. Apr 2009, 16:00
Der Mensch steht heute vielen Phänomenen trotz aller technischer Aufklärung eher hilflos gegenüber. Technische Geräte sind für die meisten „Black Boxes“, die wir zwar bedienen können, deren inneres Funktionieren sich aber im einzelnen unserer Kenntnis entzieht oder nur nach einem Ingenieurs-Studium offenbart.
Das macht das Leben zum einen einfacher - ich drücke auf den Knopf und Google startet - anderseits aber auch komplizierter - ich drücke auf den Kopf und nix passiert.
Früher hat man in diesem Fall einen Handwerker gerufen, heute ist guter Rat in jeder Hinsicht teuer. Also hat mit Beginn des Computerzeitalters das Selbermachen in unseren Wohnstuben auf breiter Front Einzug gehalten.
Beim PC funktioniert das ganz gut, weil es meistens an der Software oder an der Peripherie liegt, wenn etwas nicht so geht wie wir es uns wünschen. Also flugs an den Einstellungen gespielt oder einen Scanner mit höherer Auflösung gekauft und schon „wuppt“ es wieder. Unser Körper schüttet irgendwelche Glückshormone aus, unsere Frau schaut bewundernd zu uns auf und klimpert mit den Wimpern. Wir sind glücklich. Selbermachen ist ja so schön.

Kommen wir nun zur HiFi-Anlage. Ein schwieriges Terrain. Auch hier: Black-Box, meist sowohl in technisch - metaphorischer als auch konkret physikalischer Hinsicht.
Wenn was nicht stimmt mit dem Klang, mit der „Pörformänz“ (Performance) wie wir Deutschen heute sagen, muss „Mann“ doch da was tun können. Selbermachen. Do it yousrself. Beim PC ist es ja auch gegangen.
Softwartechnisch geht da wohl eher nichts, aber an der Peripherie geht doch was, wir haben ja gelernt, dass das klappt - zumindest hat es beim PC geklappt und der ist ja viel komplizierter als so ein einfaches Musikanlägelchen, oder?
Also die Peripherie: Unterstellfüsse, Rack, Kabel, Gehäuseauflagen Gerätebasen, Steckerleiste, Stromzuführung, Raum, Luft .......
Auf zum Dealer oder ins Internet, mal sehen was der Markt so hergibt........

Also: Lautsprecher auf Füße stellen, hart oder weich ankoppeln, je nach Untergrund, das verändert schon mal die Klangcharakteristik. Ob zum besseren oder schlechteren ist erstmal egal, Änderung war das primäre Ziel und das ist erreicht.
Weiter geht’s beim Plattenspieler. Auf eine Hi-Tech-Gerätebasis, eine Marmorplatte oder doch lieber Schiefer? Plattenpuck oder keinen? Wenn Puck: aus Holz Metall oder Kunststoff? Neues Gegengewicht aus antimagnetischem Material und nicht zu vergessen eine Plattentellerauflage. Auch hier mal mehr mal weniger hörbare Verschiebungen im Klangspektrum.
Wieder werden jede Mange Glückshormone ausgeschüttet. Nur der Augenaufschlag der Geliebten hält sich in Grenzen, meist ist es eher ein skeptisches, einseitiges Augenbrauenzucken.
Wir sind natürlich trotzdem glücklich. Und Selbermachen ist immer noch so schön.

Dann kommt Langeweile auf. Können wir nicht noch was selber machen?
Kabel tauschen wäre prima. Die ollen Schwarzen raus und neue blaue, gelbe oder mehrfarbig verzwirbelte rein.
Feinsicherungen könnte man auch noch tauschen - und die Steckerleiste aus’m Baumarkt gegen eine ordentliche von einem renommierten Hersteller. Die Geräte-Stromkabel gehen auch gleich mit, ist ja nun wirklich kein Umstand.
So, und jetzt? Hören wir was? Und wenn wir was hören: dürfen wir das?
Die großen Sich-Auskenner in den Foren sagen, dass ein Klingeldraht für 2,50 € pro Meter an unserer B&W Nautilus genau so klingt wie das schöne Kimber zum Preis eines Gebrauchtwagens. Die Messwerte sagen das, meinen die Auskenner. Deswegen dürfen wir keinen Unterschied hören nach dem Kabeltausch.
Die Herren Schreiberlinge in den Magazinen aber sagen, sie hätten was gehört. Und das sei auch gut so, weil die von Kimber haben da ganz viel Gehirnschmalz reingesteckt und herausgekommen ist mehr Raum und eine größere Bühne.
Alle, die was hören (dürfen) sagen aber auch immer, es kommt mehr Raum und eine größere Bühne raus, nie was anderes.
Irgendwann müssen Raum und Bühne doch mal unendlich groß und tief sein und dann?
Und zuhause sitze ich zwischen meinen Lautsprechern mit den bunten Kabeln an der Anlage dran und weiß nicht mehr, ob ich was höre und wenn ja, ob es das richtige ist. Und ob ich das darf.
Keine Hormone, kein Augenaufschlag. Echt blöd das, jetzt.

Also gut, Kabel ist schwierig......... Luft! Schall wird durch die Luft übertragen. Keine Luft, kein Schall. Luft ist aber immer anders: warm, kalt, feucht, trocken, dicht, dünn, gut, schlecht (sagt meine Frau). Da kann man doch was selber machen. Lüften zum Beispiel. Bringt aber klangtechnisch nix, nur die Frau friert.
Da muss aber doch was gehen. Raum-Animatoren, Luft-Ionisatoren.
HALT.
Da haben wir schon anno 1732 oder so darüber gelacht, als unsere Ommas das von der Kaffeefahrt angeschleppt haben. Das ist ja Voodoo in Reinkultur, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Oder doch nicht? Wenn Luftmoleküle geordnet werden?
BLÖDSINN.
Sowas zu Denken ist schon Oma-haft. Also weg damit.

Haben wir was noch nicht ausprobiert? Die ganze Anlage in ein teures Rack stellen. Zuerst den Plattenspieler mitsamt seiner Schieferplatte - Sound ist ein bisschen anders, weiß nicht wie, aber anders. Dann den Rest - nix passiert. Oder doch? War da was, ein bisschen mehr Raum und Bühne? In den Fachzeitschriften steht’s so drin. Dann muss ja was dran sein und besser aussehen als das IKEA-Regal tut so ein Super-Rack auch noch.
Also: zumindest Glückshormone für die Optik und der Frau gefällt’s auch besser.

Und jetzt? Neue Gerätefüße unter den Verstärker, den CD-Spieler auch auf Schiefer und auf den Tuner so ein Gehäuseberuhigungsdöschen. Teurer Schnick-Schnack halt. Man fährt ja seinen Porsche auch mit Ledersesseln, obwohl’s für die Pörformänz (s.o.) nix bringt, oder?

Fazit: Manches Zubehör bringt was, manches bringt nix. Und so einiges bringt nicht für jeden was und nicht jedes bringt für alle das Gleiche. So lange alle damit glücklich sind und keiner versucht, anderen seinen Quatsch aufzudrücken macht das passives Musikmachen als Hobby doch Spaß.
sm.ts
Inventar
#2 erstellt: 24. Apr 2009, 12:30

TFJS schrieb:
Und zuhause sitze ich zwischen meinen Lautsprechern mit den bunten Kabeln an der Anlage dran und weiß nicht mehr, ob ich was höre und wenn ja, ob es das richtige ist. Und ob ich das darf.


Wow, da hat sich aber jemand Arbeit gemacht....
Ich denke man sollte vielleicht nicht zuviel darüber nachdenken ob man alles "richtig" gemacht hat, wenn einem der Klang gefällt dann passt das schon. (meistens...)

Das Fazit kann man jedenfalls so stehen lassen.


[Beitrag von kptools am 24. Apr 2009, 12:38 bearbeitet]
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