Alte Kinos, die sich gegen die großen behaupten

Die Kinos in der bayerischen Grenzstadt Hof/Saale, in denen jährlich die Hofer Filmtage mit viel Prominenz stattfinden, wehren sich ebenfalls noch gegen die großen Ketten. Das "Scala Kino" bietet hier den größten Saal im 30er Art-Deco-Stil mit Parkett und Loge. Fühlt sich noch an wie gutes altes Kino.

Im "Central Kino" habe ich selbst neben dem Studium gearbeitet. Der Geschäftsführer achtet hier darauf, dass neben Blockbustern auch viele internationale und vor allem auch stets niveauvolle Filme im Programm auftauchen. Das Central gehörte auch zu einem der ersten Kinos in Deutschland, die 3D anboten (auch, wenn es natürlich Kritiker von 3D in Kinos gibt, aber das ist ja nicht Thema )

An dieser Stelle dann noch die Einladung zu den Filmtagen, die wie immer im Oktober in Hof stattfinden. Ich durfte dort zum Beispiel 1994 einen noch recht unbekannten Regisseur aus Neuseeland kennenlernen - der Typ hieß Peter Jackson und war in Fankreisen durch lustige Splatter-Filme bekannt geworden, die er in Hof zeigte (Braindead, Bad Taste). 2005 oder '06 traf ich dort dann auf Wayne Wang, der seinen Film "Blue in the Face" mit Harvey Keitel zeigte. Netter Typ. Ebenfalls schöner Moment war, als ich nachts um 2 nach der Arbeit auf einer Party in einer Künstler-Kommune bei blauem Brot und grüner Milch neben einem Typen saß, den ich nicht erkannte, der mir dann aber von einem leicht angetrunkenen Kumpel als Christoph Maria Herbst vorgestellt wurde und der sich auch von einem ständigen "Mach nochmal den Harald Schmidt nach" des besagten Kumpels nicht aus der Ruhe bringen ließ.

Schade finde ich, dass das Kino in der Nachbarstadt Münchberg schließen musste. Hier gab es nur einen einzigen Saal, in dem man allerdings in Sofagruppen saß und per Druckknopf eine Bedienung zu sich rufen konnte, um Essen und Getränke zu bestellen. Außerdem durfte in dem Kino geraucht werden, was selbst mich als Nichtraucher nicht störte, sondern sogar einen gewissen Flair mitbrachte. Wie wenn Helmut Schmidt in einer Talkshow sitzt eben. In diesem Kino sah ich zum Beispiel Forrest Gump, Jurassic Park und Dracula...

Ich hoffe, dass sich solche Kinos noch lange halten können. Wenn ein Kino keine "Seele" hat, kann ich den Film auch zuhause ansehen...Trotz der Mehrarbeit (Schleppen der Filmrollen durchs Kino, Schneiden, Einlegen, Spulen, Steckkontakte für Beleuchtung und Vorhang setzen...) fand ich auch die analoge Technik in den alten Kinos viel schöner. Fehler, wie rückwärts abspielender Ton, während das Bild auf dem Kopf steht, weil der Vorführer die 20 Minuten-Stücke falsch zusammengeschnitten hatte, hatten doch irgendwie ihren Charme...