Neues BoBaPro

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Mechwerkandi
Inventar
#1 erstellt: 16. Jan 2018, 18:23
Hier ist mein neues BoBaPro (Bose Bastel Projekt):
Ein Paar Bose Audiorama 2000 XL
IMG_20180116_150202
Warum gerade die?
Ganz einfach:
1) Sie sind schwarz und
2) es steht BOSE drauf.

Naja, gut, ein bisschen hat mich auch interessiert, was Bose aus dem doch etwas eigenwilligen 2-Wege-Konzept mit dem recht großen 70er Konus-Hochtöner gemacht hat. Das letzte Mal, wo ich so was ähnliches gesehen habe, waren Isophon Kinolautsprecher, und die stammten aus den 60er Jahren.
Bose muss diese Boxen seinerzeit (Ende der 90er) palettenweise verkauft haben, in den einschlägigen Kleinanzeigen fanden sich im direkten Umfeld schon drei Angebote. Die zu 20,- durften es dann sein.
Ein erster Hörtest hinterließ einiges Stirnrunzeln, irgendwie stimmte die tonale Balance überhaupt nicht. Die Boxen klangen mit üblichem Musikprogramm recht präsent, ein Sprecher rückt deutlich hörbar nach vorne, mit einer heftigen Richtwirkung.

Erst mal etwas Bestandsaufnahme...
Das Gehäuse ist aus 16er Spanplatte, foliert, 8,5ltr. netto. Hinter dem Basslautsprecher ein Stück Polyesterwatte ca. 50x30 cm aufgerollt als Dämmung.
Die Impedanzmessung entlarvt eine klassische BR Abstimmung mit etwa 60 Hz unterer Grenzfrequenz.
scan
Übernahmefrequenz der Weiche was bei 2,5 kHz.

Der 8-Ohm-Basslautsprecher ist mit 85 mm Magnetdurchmesser und 140 mm Membran (bis Außenkante Sicke) ein ordentlicher Brummer, ich hatte da deutlich weniger erwartet. Sickenmaterial aus einer Art beschichtetem Gewebe.
IMG_20180116_145915
Noch keinen rechten Reim konnte ich mir auf den Umstand machen, das Bose die beiden Chassis-Körbe mit einem extra Kabel (das Graue) miteinander verbunden hat.

Die Weiche, wenn man das so nennen will, besteht aus einem 2,4 uF TF-Elko und einem 5,8 Ohm Drahtwiderstand in Reihe vor dem Hochtöner.
IMG_20180116_150026
Bemerkenswert ist der Versuch, das Gehäuseholz mit einem Stückchen aufgeklebter Alufolie vor dem evtl. heisslaufenden Widerstand zu schützen, wo direkt nebendran das Dämmmaterial wartet.
Der Tieftöner läuft ungebremst durch.

Das ganze Konzept riecht förmlich nach einer überrepräsentierten Mittenwiedergabe, was den Entwickler seinerzeit in diesem Umfeld dazu getrieben hat, auch noch einen 4-Ohm Mittel-/Hochtöner zu verbauen, will sich mir nicht so recht erschließen. Vielleicht war er auch nur einfach gerade mal da und musste weg.
Die Mitten erschienen ihm wohl dann auch etwas zu vorlaut, sonst hätte er da nicht noch diesen Vorwiderstand verbaut.
Diese Art Akustik-Linse aus Plastik vor dem MHt soll wohl dem Beaming entgegenwirken, ob das so funktioniert, dazu später.
Apalone
Inventar
#2 erstellt: 17. Jan 2018, 09:43
Zuerst dachte ich, "wasndas für'n Blödsinn"...

Aber eigentlich:
wenn man mit den notwendigen Kenntnissen und Willen zur Erkenntnisgewinnung strukturiert da ran geht -wie vor-, ergibt sich doch ein nicht uninteressantes Bild (und eben abgesicherte Erkenntnisse), wie da Bose was zusammengestoppelt hat.
Steven_Mc_Towelie
Inventar
#3 erstellt: 17. Jan 2018, 14:09
Bei denen war doch auch eine Glühlampe als HT Sicherung drin, oder nicht?
Die kleinen Teile haben mir damals besser gefallen, als der ganze Rest von Bose
Mechwerkandi
Inventar
#4 erstellt: 17. Jan 2018, 15:00

Steven_Mc_Towelie (Beitrag #3) schrieb:

Bei denen war doch auch eine Glühlampe als HT Sicherung drin, oder nicht?

Ich habe jedenfalls keine entdeckt.
Inzwischen hat mir aber ein Leser geschrieben, das in seinen typgleichen Boxen zumindest der Vorwiderstand zum MHt fehlt.
Das legt die Vermutung nahe, das es unter der gleichen Bezeichnung zumindest leicht unterschiedliche Ausführungen gegeben hat.
Unbestätigt, weil über die Zeit (die Dinger sind wohl ~ 20 Jahre alt) immer schon mal jemand daran herumgebastelt haben kann.

Die Zielsetzung geht dahin, die Wiedergabe mit möglichst geringem Aufwand deutlich zu verbessern, ohne aber das Konzept großartig zu verändern.

Zugegebenermaßen hat sich in meiner schwarzen Seele temporär die Idee entwickelt, den ganzen Kram rauszuschmeissen und was Neues zu bauen, aber das wäre der Sache nicht gerecht.
Was hätte man dann? Eine Regalbox wie Hundert andere auch...

Im Moment geht das dahin, den MHt zu ersetzen und etwas in die Beweichung zu investieren.


[Beitrag von Mechwerkandi am 17. Jan 2018, 15:01 bearbeitet]
ArLo62
Stammgast
#5 erstellt: 17. Jan 2018, 17:53
Hi!
Ich hab nix unter Audiorama (Grundig?) gefunden. Heißen die Dinger nicht zufällig Interaudio 2000 XL.
Von der Bassabstimmung sehen die ja nicht verkehrt aus. Was ist mit Vorwiderstand für den Mittentweeter?
Gruß
Arnim
Mechwerkandi
Inventar
#6 erstellt: 17. Jan 2018, 18:07
Korrekt, Interaudio. Asche auf mein Haupt.
Irgendwie hatte ich meine alten Grundigs in den Fingern..

Was soll mit dem Vorwiderstand sein?
Big_Määääc
Inventar
#7 erstellt: 17. Jan 2018, 18:44
ich hätte mir nen Bose-Label besorgt und das auf ein wertiges Produkt geklebt,
oder dient die Kiste eig genau diesem Beschaffungszweck ?!?
Mechwerkandi
Inventar
#8 erstellt: 29. Jan 2018, 14:37
Neues aus Büttenwarder:

In der Zwischenzeit hab' ich mir mal so meine Gedanken um das System gemacht.
Vorgabe war, irgendwie sinnvoll von den arg vorlauten Mitten, oder besser, von den hohen Mitten, wegzukommen.
Zwei Ansätze haben sich ergeben:
> Der Basslautsprecher, der bislang ungebremst durchläuft, kriegt einen Dämpfer in Form eines -6 dB/Okt. Tiefpasses.
> Der Mht fliegt komplett raus und wird durch einen anderen ersetzt, der vorhandene Hochpass wird entsprechend angepasst.

Ich bin, zugegebenermaßen, ein Freund von simplen Weichenkonstrukten. Das Gehirnschmalz, was man vorher in die Chassisauswahl steckt, spart man hinterher an der Weiche. Der Rest ist ohnehin mit DSP besser beraten...

Als neuen Mht habe ich nach einigem Studium einen Visaton FR8 in der 8-Ohm-Ausführung gewählt.
Preiswert, das Lochbild der Befestigung passt 1:1, nur den Pappring von der Sicke muss man vorsichtig 'runterpulen, der kollidiert sonst mit dem Plasteteil der Befestigung. Leider ist der Korb vom FR8 hinten offen, man muss also eine rückwärtige Abdeckung konstruieren, ein 75er Muffenstopfen tut da jetzt, etwas gekürzt, seinen Dienst.

Noch ein bisschen basteln, dann kommt die Messtechnik mal wieder zu ihrem Recht.
Mechwerkandi
Inventar
#9 erstellt: 30. Jan 2018, 18:31
Erst mal etwas vom Original:
IMG_0001
Deutlich lässt sich die beschriebene Überbetonung der hohen Mitten erkennen. Das sorgt für eine tonale Unwucht, die sich in einem eigenartigen Klangbild mit präsenten Stimmen widerspiegelt.
Bemerkenswerterweise wird dieser Effekt offensichtlich durch das beaming der Konuslautsprecher hervorgerufen, den off axis verschwindet die Überbetonung völlig.
In meiner schwarzen Seele keimt die Idee, das ein Hersteller, der auch andernorts raumakustische Zusammenhänge für seine Konstrukte heranzieht, sich vielleicht was dabei gedacht hat.

Der Umbau auf den FR8 brachte einen -6 dB/Okt. Hochpass in Form eines 4,7 uF mit ins Spiel.
Damit sah das Ganze dann so aus, der mod. ist der untere Kurvenzug
IMG_0002
Die Überbetonung zwischen 6 und 9 kHz ist weg, nebenbei gibt's obenrum (> 10 kHz) noch ein bisschen Glanz.

An meinem Abhörverstärker Dual CV 1100 klingt das jetzt deutlich angenehmer, stellt man die Boxen oben in ein Regal, deutlich über der Hörposition, wird das sogar richtig nett und kann einen erstaunlichen Pegel verbreiten.

In Summa:
Der Umbau hat sich gelohnt, das war nicht teuer (20,- für die FR8, zwei Folien-C aus Bestand, ein bisschen Draht und Basteln), und hat einiges an Erkenntnissen geliefert.
Ein paar gute Boxen für den Bastelkeller, mal sehen, was als nächstes kommt
Mechwerkandi
Inventar
#10 erstellt: 31. Jan 2018, 15:27
Finale Erkenntnisse...
> Der eingebaute Loudness-Effekt lässt sich dämpfen, wenn man den MHt gegen den Tt verpolt.
So sieht das dann aus:
IMG_1
Durchaus brauchbar, wobei ich zugeben muss, das das die erste Box ist, die off axis besser geht als on axis...

Die Impedanzmessung im Vergleich mit dem Original (oberer Kurvenzug) ist etwas Beiwerk.
IMG_2
Die Trennfrequenz liegt jetzt etwas tiefer, angesichts der Ausführung des FR8 kein Problem.

So richtig bin ich nicht auf die Lösung der Eingangsfrage gekommen, was der Hersteller mit dieser etwas seltenen Konstruktion eigentlich erreichen wollte. Es gab seinerzeit wohl noch eine größere Version (4000 XL) mit dem gleichen MHt, da macht das schon fast wieder Sinn, wenn man den Basslautsprecher nicht in Bereiche treiben will, in denen er nichts verloren hat.
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