Rückwärtsgewandte Dickschiffmentalität ?

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internist
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 27. Mai 2013, 09:13
Hallo,

Den Denon-Katalogen 89 und 90/91 (Wegavision) zu urteilen, ist mein PMA-520 wohl der Vorgänger meines PMA-560 (beides Sperrmüllfunde).

Beim 520 hebt der Katalog die elektronische Eingangsumschaltung positiv hervor, sie unterdrücke Störeinstrahlungen.

Der spätere 560 dagegen hat mechanische Eingangsumschaltung (Drehschalter) was im Katalog auch nicht mehr besonders erwähnt wird.

Wie ist dieser „Rückschritt“ auf die vergleichsweise altmodisch wirkende mechanische Eingangsumschaltung zu deuten.
War Denon die elektronische (elektromagnetische) Umschaltung zu teuer ? oder ist die mechanische Umschaltung besser bzw. „mehr HiFi“ als die elektronische ?

Da kann ich mich vage erinnern, dass einige Hersteller damals beim Aufkommen der elektronischen (elektromechanischen) Umschaltung, ihre rein mechanische Umschaltung weiter favorisierten mit der Behauptung, die sei quasi mehr HiFi-mässig.

Dass das mächtig in die Hose gehen kann, wenn falsches (billiges ?) Kontaktmaterial verwendet wird, sah man dann ja an den berühmt-berüchtigten Yamaha Eingangsumschaltern.

Ich habe hierbei jedenfalls den Eindruck, dass die Hersteller nicht nur hier gerne so argumentieren, wie es ihnen gerade in den Kram passt.

Nach meiner Wahrnehmung haben jedoch heute die meisten Hersteller elektronische Umschaltung, wobei einige Hersteller vorgaukeln, es seien mechanische Umschalter, indem sie das Gerät mit Drehschalter statt Tipptasten ausstatten, wohl um die Fans von mechanischen Schaltern zufrieden zu stellen.

Nun hat der Denon 520 zwar elektronische Umschaltung mittels Tiptasten, aber dem Geräusch nach zu urteilen werden dennoch Relais umgeschaltet, bei denen ja das Kontaktproblem nach langem Gebrauch ebenso auftreten könnte.

Es gibt aber schon lange auch reine elektronische Umschalter die ganz ohne Mechanik (Relais) auskommen, und die zumindest bei Kompaktanlagen doch wohl schon Standart ist.

Was ist denn nun wirklich im Sinne optimaler Klanggüte besser, die mechanischen Schalter (wozu ich auch die relaisgesteuerten zähle), gegen die jedoch deren Anfälligkeit für verschlissene, oxidierte nicht mehr sauber arbeitende Kontakte, aber auch die etwas altbacken wirkende Haptik (nebst Klackgeräuschen) spricht.
Oder die rein elektronische, geräusch- und verschleißfreie Umschaltung.

In dem Zusammenhang fällt mir im HiFi-Bereich eine etwas seltsame „vor und zurück“-Entwicklung auf.

Ich habe einen Vollverstärker Sony TA-AX5 (auch Sperrmüllfund) aus dem Jahre 1981 !, der in jeder Beziehung ein fortschrittliches Gerät ist. Dank Schaltnetzteil flach wie eine Flunder. Head-Pipe- Kühlung, vollelektronische, also lautlose Eingangumschaltung, keine Potis, und dennoch damals gute Testergebnisse.
Das Gerät hat alles was das moderne Herz begehrt. Das war aber 1981, also war doch wohl die HiFi Zukunft gestern, an die ganz offensichtlich nicht weiter angeknüpft wurde.

Statt dessen wurden in den folgenden Jahrzehnten doch nur reine (oft laienhafte) Kundenbedürfnisse nach satten mechanischen Schaltern und dicken Trafos, also eine „Dickschiffmentalität“ bedient, oft an wirklichen technischen Erfordernissen, Möglichkeiten und Modernitäten vorbei.

Hiernach gibt es kaum einen anderen Konsumerbereich neben HiFi, bei dem die Konsumenten von den Herstellern so nachhaltig geblendet und veräppelt werden.
Amperlite
Inventar
#2 erstellt: 27. Mai 2013, 11:46
Grundsätzlich wird es mit beiden Varianten möglich sein, klanglich absolut transparente Geräte zu bauen. Die Differenzen liegen woanders.

Bei einigen elektronischen Umschaltern gibts nach meiner Erfahrung eher mal Probleme mit Defekten aufgrund von Fehlbedienungen (Gerät beim Kabel anstöpseln nicht abgeschaltet).

Ich persönlich sehe in einem Relais immer noch die Lösung für eine saubere galvanische Trennung - von Signal und Masse. Ob es da ein elektronisches Äquivalent gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Hinweis:
Wegen Kontaktproblemen musst du dir bei Eingangsrelais kaum Gedanken machen. Im Gegensatz zu Endstufenrelais fließen dort keine großen Ströme. Gekapselte Relais sind Usus, daher auch keine Probleme Staubeinwirkung.


Ich habe einen Vollverstärker Sony TA-AX5 (auch Sperrmüllfund) aus dem Jahre 1981 !, der in jeder Beziehung ein fortschrittliches Gerät ist. Dank Schaltnetzteil flach wie eine Flunder. Head-Pipe- Kühlung, vollelektronische, also lautlose Eingangumschaltung, keine Potis, und dennoch damals gute Testergebnisse. Das Gerät hat alles was das moderne Herz begehrt. Das war aber 1981, also war doch wohl die HiFi Zukunft gestern, an die ganz offensichtlich nicht weiter angeknüpft wurde.

Wie soll das auch anders sein, wenn die Redakteure der selbsternannten Fachzeitschriften mit Mühe einen Kondensator identifizieren können, Klang stets mit Gewicht in Relation setzen und beim Anblick eines Schaltnetzteils grundsätzlich mit einer Teufelsaustreibung beginnen möchten?


[Beitrag von Amperlite am 27. Mai 2013, 11:56 bearbeitet]
germi1982
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 31. Mai 2013, 17:54
Das war nicht nur bei Sony so, das war bei vielen anderen Herstellern auch so dass man da Geräte hatte die weitaus moderner waren als das was man später auf dem Markt fand.

Mein Telefunken-Receiver von 1979 hat auch eine elektronische Quellenumschaltung mit elektronischer Unterdrückung der Störgeräusche. So gibt es keine Störgeräusche vom Umschalten aus den Boxen. Und das war schon einer der letzten aus der Baureihe, sozusagen Ausverkauf. Gebaut wurde der ab 1977, und das Vorgängermodell hatte das auch schon...


...nach satten mechanischen Schaltern und dicken Trafos, also eine „Dickschiffmentalität“ bedient, oft an wirklichen technischen Erfordernissen, Möglichkeiten und Modernitäten vorbei.


Man kann auch dicke fette Drehschalter einbauen, und damit dann Schalttransistoren oder Relais schalten die dann das Audiosignal schalten anstatt das Audiosignal direkt zu schalten. Das wäre der moderne Kompromiss gewesen...


[Beitrag von germi1982 am 31. Mai 2013, 18:06 bearbeitet]
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