Magnat MA 900 vs Marantz PM 8006 , Entscheidungshilfe

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lannie
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 19. Jan 2024, 17:08
Hallo.

Ich beabsichtige einen neuen Verstärker zu kaufen.

Meine Auswahl:

Magnat MA 900

bzw.

Marantz PM 8006.

Ich höre gerne Vinyl.

Hat eventuell jemand Erfahrungen mit beiden Geräten gemacht
und kann eine objektive Einschätzung zu den Geräten geben.

Die intergrierte Streaming Option beim Magnat ist für mich nicht wichtig.
Mich interessiert vor allem der Klang.

Im Internet liest man ja viel.
Da sind natürlich beide Geräte in der Preisklasse Top.

Wie gesagt: eventuell hat jemand schon beide Geräte getestet.

Herzlichen Dank im Voraus.

Viele Grüße
Poetry2me
Inventar
#2 erstellt: 20. Jan 2024, 15:36
Die Antwort ist einfach, wenn es Dir wirklich um Phono geht.


DAS nenne ich mal wirklich eine Phono Vorstufe:

Marantz PM8006 schematic detail phono equalizer

Allerdings würde ich am Eingang die "FTZ-Bremsen" für den deutschen / europäischen Markt rauslöten, denn die wirken sich leider aus.
(L4001 und R4001 durch Drahtbrücken ersetzen oder einfach nur überbrücke, C4001 herauslöten bzw. ein Beinchen rauslöten)



Ich glaube nicht, dass man auch nur annähernd ebenbürtiges von dem 1000€ Magnat Amp von 2020 erwarten darf.


- Johannes
marantz-fan
Inventar
#3 erstellt: 25. Jan 2024, 11:54

Poetry2me (Beitrag #2) schrieb:
DAS nenne ich mal wirklich eine Phono Vorstufe:

Kannst Du das mal näher erläutern? Bin leider kein Elektroniker und kann mit dem puren Schaltplan nicht so viel anfangen.

Hintergrund: Meine Priorität liegt ebenfalls bei Phono und ich besitze den Marantz Model 40n, der vermeintlich die gleiche (oder eine sehr ähnliche) Phonostufe besitzen dürfte und bin absolut überzeugt von deren Klangqualität und Rauscharmut. Obwohl ich noch eine externe Phonostufe (MoFi StudioPhono) besitze, liegt die seitdem nur noch im Schrank. Klanglich kann ich - zumindest in Verbindung mit meinem Dontallo Red (HO-MC) - mit der StudioPhono keine Verbesserung wahrnehmen (eher im Gegenteil), zudem ist die Rauscharmut beim Marantz einfach sensationell.

Mittlerweile hat übrigens auch der PM8006 mit dem Model 50 einen Nachfolger bekommen. Ist jemandem bekannt, ob die Phonostufe identisch mit der im PM8006 ist?



Allerdings würde ich am Eingang die "FTZ-Bremsen" für den deutschen / europäischen Markt rauslöten, denn die wirken sich leider aus.
(L4001 und R4001 durch Drahtbrücken ersetzen oder einfach nur überbrücke, C4001 herauslöten bzw. ein Beinchen rauslöten)

Was bewirken die "FTZ-Bremsen"? Die Eingangskapazität erhöhen? Die soll bei meinem Model 40n lt. einem Test in der AUDIO bei 170pF liegen, was ja ein durchaus praxistauglicher Wert ist. Wie ist sie beim PM8006 / Model 50? Kann man das dem obigen Schaltplan entnehmen?

Ich wäre gespannt auf Deine Antwort, Johannes.
Jazzy
Inventar
#4 erstellt: 25. Jan 2024, 20:33
Die C spielt bei einem HO-MC keine Rolle.
DB
Inventar
#5 erstellt: 25. Jan 2024, 21:13

marantz-fan (Beitrag #3) schrieb:
Kannst Du das mal näher erläutern? Bin leider kein Elektroniker und kann mit dem puren Schaltplan nicht so viel anfangen.

Man hat halt einen haufen Aufwand getrieben. Einen OPV mit JFET-EIngang diskret nachgebaut, dann doch noch zwei OPV eingesetzt, einen davon für die Gegenkopplung. Kann man so machen.
Zweckmäßige, steilflankige Rumpel- und Rauschfilter hat man leider vergessen.
Die "FTZ-Bremsen" sorgen dafür, daß beim Plattenhören kein chinesischer KW-Sender im Hintergrund zu hören ist.


[Beitrag von DB am 25. Jan 2024, 21:16 bearbeitet]
marantz-fan
Inventar
#6 erstellt: 26. Jan 2024, 10:51

Jazzy (Beitrag #4) schrieb:
Die C spielt bei einem HO-MC keine Rolle.

Ja, das ist mir bekannt. Aber für andere kann das durchaus interessant sein und auch ich habe noch ein MM im Schrank liegen. Ich weiß, dass die Eingangs-Kapazität bei den einfachen Phono-Stufen oft viel zu hoch ist (ich hatte bspw. mal den kleinen Marantz PM6005, der hatte was von 440pF iirc).


DB (Beitrag #5) schrieb:
Zweckmäßige, steilflankige Rumpel- und Rauschfilter hat man leider vergessen.

Dazu kann ich nur sagen, dass in der Praxis auch so nichts rumpelt und rauscht...


DB (Beitrag #5) schrieb:
Die "FTZ-Bremsen" sorgen dafür, daß beim Plattenhören kein chinesischer KW-Sender im Hintergrund zu hören ist.



Danke für die Erläuterungen @DB!


[Beitrag von marantz-fan am 26. Jan 2024, 11:00 bearbeitet]
DB
Inventar
#7 erstellt: 26. Jan 2024, 11:39

marantz-fan (Beitrag #6) schrieb:


DB (Beitrag #5) schrieb:
Zweckmäßige, steilflankige Rumpel- und Rauschfilter hat man leider vergessen.

Dazu kann ich nur sagen, dass in der Praxis auch so nichts rumpelt und rauscht...

Das ist bei welligen (Rumpeln bzw. heftige Bewegungen der Baßlautsprecher) bzw. abgenutzten Platten (erhöhtes Rillengeräusch) interessant. Damals, als man von Schallplattenwiedergabe noch etwas verstand, waren die Verstärker entsprechend bestückt:
https://vintageaudio...2017/06/4-scaled.jpg
http://tube-classics...VS-1/Heli-VS1-04.jpg


[Beitrag von DB am 26. Jan 2024, 12:09 bearbeitet]
marantz-fan
Inventar
#8 erstellt: 26. Jan 2024, 13:36

DB (Beitrag #7) schrieb:
Das ist bei welligen (Rumpeln bzw. heftige Bewegungen der Baßlautsprecher) bzw. abgenutzten Platten (erhöhtes Rillengeräusch) interessant. Damals, als man von Schallplattenwiedergabe noch etwas verstand, waren die Verstärker entsprechend bestückt

Also wellige Platten habe ich durchaus einige (ist ja bei den Neuerscheinungen heutzutage leider nicht so selten), bislang konnte ich klanglich keinen negativen Einfluss feststellen. Auch auffällig pumpende Bassmembranen durch fehlenden Subsonic-Filter konnte ich ebenfalls nicht feststellen (mein PhonoPre hat einen solchen, den hatte ich aber nie aktiviert). Mache mir dann immer eher Sorgen um meinen Plattenspieler bzw. vor allem um den Abtaster...

Wirken sich die steilflankigen Filter vielleicht (bei weniger welligen Platten) klanglich negativ aus, wie es bspw. Tonregler im Verstärkerzweig tun (sollen)? Offenbar hat Marantz beim Aufbau der Phonostufe ja gehörigen Auswand betrieben, warum lässt man die sonst weg? Erfahrung sollten sie eigentlich haben bei Marantz, schließlich waren sie auch in der goldenen Vinyl-Ära schon mit einigen klasse Verstärkern am Start.
13mart
Inventar
#9 erstellt: 26. Jan 2024, 16:15

marantz-fan (Beitrag #8) schrieb:

Also wellige Platten habe ich durchaus einige (ist ja bei den Neuerscheinungen heutzutage leider nicht so selten),
bislang konnte ich klanglich keinen negativen Einfluss feststellen.


Wenn die Nadelnachgiebigkeit deines Tonabnehmers zur effektiven Masse
deines Tonarms passt, entstehen die beschriebenen Störungen auch nicht.
Und extrem wellige Platten sollte man einfach zurück geben; sind fehlerhaft.

Gruß Mart
Poetry2me
Inventar
#10 erstellt: 27. Jan 2024, 18:49
Um noch mal auf die Fragen in Post #3 zurückzukommen


Warum ich mich so positiv zu der Phono Equalizer Schaltung beim Marantz PM8006 geäußert habe:

- weitgehend diskret aufgebaut, Widerstände sind nicht im Silizium eines OpAmp realisiert. Das ermöglicht es u.a., Stufen räumlich zu trennen und so höhere Ausgangsströme weiter entfernt von empfindlichen Eingangsströmen zu führen, um Vezerrungen durch induktive Quereinkoppelung zu vermeiden etc. Hinten kommt zwar noch mal ein OpAmp, aber der fungiert nur noch als Aufholverstärker und Ausgangspuffer. Dadurch wird die eigentliche Equalizer-Schaltung von Ausgangsströmen entlastet und hat eine günstigere Regelspanne.

- Eingangsdifferenzverstärker aufwändig gestaltet, Doppel-FET und Konstantstromquelle von ca. 9mA. Durch diesen sehr hohen Ruhestrom auch geringes Rauschen.

- Die weiteren diskreten Stufen verwenden weitgehend Stromsteuerung für die Verstärkung (Folded Cascode zur zweiten Differenzstufe, Diamond Buffer für dritte/vierte Stufe). Das hat im Allgemeinen Linearitätsvorteile.

- Gyratoren Q4023/24/25/26 in den Versorgungsspannungen der sensiblen Eingangsstufen verbessern das Impulsverhalten.

- Fußpunkt der Gegenkopplung enthält keinen Elko C4041/42 (im Schaltplan gekennzeichnet als "SHORT", also überbrückt). Dadurch geringere Verzerrungen und besseres Impulsverhalten zu erwarrten.

- Eine Konstantstromquelle (bzw. Senke) Q4027/Q4070 zieht am Ausgang des OpAmps einen konstaten Gleichstrom zur Masse und so dafür, dass die interne Push-Pull Ausgangsschaltung immer vorausgsteuert läuft uns somit kaum Übernahmeverzerrungen verursacht.


Kritikpunkte:

Wenn man diese Schaltung mit anderen Implementierungen des selben oder anderer Hersteller vergleicht, sind da viele Pluspunkte und es lässt sich erwarten, dass die Schaltung hervorragend klingen wird. Kritikpunkte wären allerhöchstens:

- FTZ-Bremsen, sprich: Bandbreitenbegrenzende Bauteile, meist auch noch mit billigen MFC Keramikkondensatoren realisiert, die man besonders von sehr kleinen Audiosignalen fernhalten sollte (Sie bestehen i.d.R. aus piezoelektrisch aktiven Materialien).

- Koppel-Elkos C4023/24/25/26 zwischen den diskreten Schaltungsstufen und dem Ausgangs-OpAmp. Zwar entspricht die Back-to-Back Schaltung der Kondensatoren einem bipolaren Kondensator, was geringere Verzerrungen bedeutet, aber hier wäre ein Folienkondensator vorteilhafter. Problemlos wäre hier ein 10µF 50V WIMA MKS2 einsetzbar und passt wohl auch in die Lötstellen.

- Koppel-Elkos C4027/28/39/40 am (OpAmp-)Ausgang der Schaltung. Hier wurde einer der Back-to-Back Elkos sogar eingespart ("SHORT"), was vielleicht aufgrund eines konstanten Gleichspannungs-Offset unproblematisch ist, aber auch hier wäre Folie besser gewesen.



Phono Equalizer des Marantz Model 40N

Dieser Amp stammt von 2021, da gibt noch kein frei verfügbares Service Manuals im Netz.
Also kein Schaltplan.

Der PM8006 stammt von 2017.


- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 27. Jan 2024, 18:53 bearbeitet]
DB
Inventar
#11 erstellt: 28. Jan 2024, 19:37
Den Eingangswiderstand elektronisch zu kühlen, das hätte ich gern mal in einem Heimgerät gesehen.
https://www.burosch....nische-kuehlung.html
Yamahaphilist
Stammgast
#12 erstellt: 28. Jan 2024, 21:03
Nur Info: den 8006 kürzlich für 700 als auspackware gesehen
marantz-fan
Inventar
#13 erstellt: 31. Jan 2024, 12:40

Poetry2me (Beitrag #10) schrieb:
Um noch mal auf die Fragen in Post #3 zurückzukommen

Besten Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen, Johannes. Auch wenn ich ehrlich gesagt bei weitem nicht alles verstehe, so hilft es aber sicher anderen zur Beurteilung. Zumal hier im Forum mehrfach zu lesen ist, dass der PM8006 (und Nachfolger) eine 0815-Phonostufe hätte und das Ganze nur Marketinggeschwurbel von Marantz sei (der PM8006 wurde aufgrund der guten Phonosektion von Marantz speziell für Vinylfans angepriesen). Ich kann dann nur entgegnen, dass sich die Phonostufe nicht nach 0815 anhört, sondern richtig gut klingt. Insofern ist es schön, dass Du auch mal den technischen Aufwand, der hier getrieben wurde, dezidiert erläutern konntest.



Yamahaphilist (Beitrag #12) schrieb:
Nur Info: den 8006 kürzlich für 700 als auspackware gesehen

Zum Normalpreis schon ein Best-Buy, wenn man einen reinen Analog-Amp sucht. Zu dem Tarif kann man nur sagen... mehr Amp für's Geld geht kaum, das wird sogar gebraucht schwierig.


[Beitrag von marantz-fan am 31. Jan 2024, 12:42 bearbeitet]
Poetry2me
Inventar
#14 erstellt: 02. Feb 2024, 00:47
@Marantz-Fan:
Dass die Phono-Sektion beim Marantz PM8006 richtig gut klingt glaube ich Dir sofort. Die ist alles Andere als 0815.
Das Argument mit dem Marketing-Geschwurbel scheint bei Vielen hier besonders locker zu sitzen und wird häufig ohne Sinn und Verstand als Totschlagargument verwendet.
Ich denke auch, man kann bei Prospekten durchaus herauslesen, wo die Schwerpunkte gesetzt werden und meistens ist dann auch etwas dahinter, vor allem bei den großen Marken wie Marantz.
Die wirklich erfolgreichen Marken nehmen ihre Kunden ernst und glauben auch an deren Fähigkeit, Unterschiede zu hören. Wie sonst wäre zu erklären, dass so viele Händler und Hersteller-Stände auf Messen zum Probehören einladen?

- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 02. Feb 2024, 00:49 bearbeitet]
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