Verstärkergehäuse unter Spannung, aber warum?

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Dunker
Neuling
#1 erstellt: 28. Dez 2007, 22:37
Hallo zusammen,

ich bin im Moment regelrecht verzweifelt. Ich bin kürzlich umgezogen und seit ich in der neuen Wohnung bin habe ich das Problem mit meinem Verstärker (Denon DRA-335R).
Folgendes ist das Problem:

Bei Berührung des Gehäuses fühlt dieses sich so an, als ob es leicht vibriert, bzw. man spürt eine art kitzeln an den Fingerspitzen, wenn man leicht über das Geäuse streicht. Hält man einen Phasenprüfer an den hinteren Teil des Gehäuses, dann leuchtet er. Fasst man parallel das Gehäuse an, dann erlicht das Licht sofort.
Das Ganze hängt damit zusammen, ob ich ein anderes Gerät über Chinch-Stecker angeschlossen habe, oder nicht. Nicht jedoch, ob das bzw. die Geräte selber noch am Netz hängen!
Das verstehe ich überhaupt nicht.

Folgendes habe ich ausprobiert:
1. Verstärker am Netz, DVD-Player am Netz, Chinch Stecker an CD Eingang des Verstärkers eingesteckt. -> Kribbeln
2. Stecker von Verstärker gezogen, Stecker von DVD-Player nicht -> Kribbeln
3. Auch Stecker des DVD-Players gezogen -> immer noch Kribbeln!
4. Chinch-Stecker gezogen -> Kribbeln weg!
5. Stecker des Verstärkers wieder reingesteckt -> kein Kribbeln
6. Chinch-Stecker wieder eingesteckt -> Kribbeln wieder da
7. DVD-Player durch Tape-Deck ersetzt und über Chinch angeschlossen -> trotzdem Kribbeln

Seltsamerweise funktioniert eine meiner zwei angeschlossenen Boxen auch nicht mehr richtig. Ich muss den Lautstärkeregler aufdrehen, damit die Box überhaupt anspricht (vorher gibt es keinen Ton), dann funktioniert sie aber normal, auch sehr leise.

Was ist das überhaupt für ein Problem, mit welchem ich es da zu tun habe???
Ist das ein Defekt im Gerät und es muss repariert werden, oder hängt das eventuell damit zusammen, dass ich in einen Altbau gezogen bin, bei dem die elektrischen Leitungen von weiss ich nicht wann sind (auf jeden Fall fehlt der gelb-grüne Schutzleiter)?

Was kann ich tun??

Liebe Grüße mit bitte um Hilfe,
Dunker
oldiefan1
Inventar
#2 erstellt: 29. Dez 2007, 08:05
Hallo Dunker,

der Effekt ist nicht ungewöhnlich. Zwar darf das Gehäuse keine leitende Verbindung mit Leitungen mit hohen Spannungen haben - das wäre lebensgefährlich - aber bei den Geräten ohne Schutzkontaktstecker lädt sich das Gehäuse auf. Der Ableitstrom (der bei Deiner Berührung das "vibrieren" an der Fingerspitze erzeugt) ist aber nur sehr gering und deshalb ungefährlich. Auch bricht dabei die Spannung sofort zusammen, deshalb geht Dein Phasenprüfer auch sofort aus. Dies zeigt, dass es sich um einen harmlosen Effekt und nicht um einen gefährlichen elektrischen Fehler handelt. Die Spannungen am Gehäuse, können zwar erheblich sein, der fliessende Strom ist aber winzig.

Was hier passiert ist, dass Du eine (meist kapazitive) Kopplung des Gehäuses mit einer Spannung hast. Der Widerstand dieser Kopplung allerdings so hoch, dass diese Spannung ungefährlich ist. Solche Kopplungen werden z.B. durch Kondensatoren erzeugt, die Spannungsführende Bauteile mit Masse, d.h. mit dem Gehäuse verbinden. Wenn Du sie nur dann beobachtest, wenn Du ein (bestimmtes) weiteres Gerät angeschlossen hast, deutet darauf hin, dass dieses Gerät evtl. das Massepotential etwas "verschiebt".

Du kannst mal versuchen, ob das Drehen der Netzstecker bei beiden Geräten (alle 4 Kombinationen) den Effekt beeinflusst. Das ist manchmal möglich. (sog. "phasenrichtiger Anschluss")

Klangbeeinflussend oder sonstwie von Bedeutung ist der von Dir beschriebene Effekt aber nicht.

Dein Lautsprecherproblem hat damit nichts zu tun sondern hat eine andere Ursache (ggf. Kontaktproblem im LS-Relais?)

ACHTUNG:
Wenn Deine Geräte Schutzkontaktstecker haben, darfst Du sie auch nur an Steckdosen betreiben, die Schutzkontakt haben. An "historischen" 2-poligen Steckdosen ohne Schutzleiter darfst Du sie nicht und nie betreiben! Sonst ggf. Lebensgefahr im Falle eines elektrischen Defekts!

Solche altertümlichen Steckdosen und Leitungen sind heute m.E. gar nicht mehr zulässig und müssen vom Hausbesitzer umgerüstet werden.

GRUSS
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 29. Dez 2007, 08:11 bearbeitet]
Uwe_Mettmann
Inventar
#3 erstellt: 30. Dez 2007, 04:13
Hallo Dunker,

was Reinhard geschrieben hat, ist korrekt. Wenn alle Geräte Stecker ohne Schutzleiterkontakt haben, so ist das mit dem Kribbeln normal. Wenn ein Gerät einen Stecker mit Schutzleiterkontakt hat, ist irgendetwas defekt und muss umgehend in Ordnung gebracht werden. Wenn ein Gerät eine Buchse für das Netzkabel hat, so schaue ob die Buchse 2 oder 3 Kontaktstifte hat. Wenn sie nur 2 Stifte hat, so wird der Schutzleiter nicht an das Gerät geführt, auch wenn der Netzstecker einen Schutzleiterkontakt hat. In diesem Fall darf das Kribbeln auch auftreten.

In der alten Wohnung war wohl noch eine Antennenleitung an den Geräte angeschlossen. Dadurch waren die Geräte geerdet und die Spannung auf dem Gehäuse wurde abgeführt. In der neuen Wohnung empfängst Du wohl über DVB-T mit Zimmerantenne, daher keine Erde. Ist aber auch in der neuen Wohnung ein Gerät mit einer Antennen-, Kabel- oder SAT-Anlage verbunden, so muss unbedingt geklärt werden, warum diese nicht geerdet ist und ob dies notwendig ist.

Also, wenn eigentlich eine Erdverbindung zur Anlage bestehen müsste, sei es durch den Schutzleiter eines Netzkabels oder durch eine Antennenleitung, dann fehlt diese Erdverbindung. Dies müsste umgehend in Ordnung gebracht werden.

Haben aber alle Geräte Netzkabel ohne Schutzleiter und ist auch keine Antennenleitung angeschlossen oder muss diese nicht geerdet werden, so ist das Kribbeln normal. Wenn Dich das Kribbeln stört, so kannst Du einfach das Gehäuse eines Gerätes über einen 22 kOhm Widerstand mit dem Schutzleiter einer Steckdose verbinden. Fummele das jetzt aber nicht einfach an die Steckdose an, sondern kaufe einen Stecker, säge die Stifte ab, öffne den Stecker und schließe den Widerstand an den Schutzleiterkontakt des Steckers an. Von dem Widerstand geht dann ein Kabel zum Gehäuse des Gerätes. Das Absägen der Stifte ist eine Sicherheitsmaßnahme. Auch wenn der Widerstand im Stecker vom Schutzleiterkontakt abgeht, ist es durch das Absägen der Stifte nicht möglich, dass er mit einem Kontakt in Berührung kommt, auf dem eine gefährliche Spannung liegt.


Dunker schrieb:
...dass ich in einen Altbau gezogen bin, bei dem die elektrischen Leitungen von weiss ich nicht wann sind (auf jeden Fall fehlt der gelb-grüne Schutzleiter)?

In diesem Fall muss aber der Neutralleiter (üblicherweise die blaue Leitung) mit einem Steckdosenkontakt und dem Schutzleiterkontakt der Steckdosen verbunden sein. Ist dies nicht der Fall, so muss das in Ordnung gebracht werden. Solche Installationen haben noch Bestandsschutz. Bei Neuinstallationen oder Erweiterungsinstallationen muss immer extra ein Gelb-Grüner geführt werden.

Das Ganze von mir Geschriebene gilt für Deutschland. In anderen Ländern kann es etwas anders aussehen.


Gruß

Uwe
oldiefan1
Inventar
#4 erstellt: 30. Dez 2007, 05:03

Uwe_Mettmann schrieb:

In der alten Wohnung war wohl noch eine Antennenleitung an den Geräte angeschlossen. Dadurch waren die Geräte geerdet und die Spannung auf dem Gehäuse wurde abgeführt. In der neuen Wohnung ... muss unbedingt geklärt werden, warum diese nicht geerdet ist ...

Also, wenn eigentlich eine Erdverbindung zur Anlage bestehen müsste, sei es durch den Schutzleiter eines Netzkabels oder durch eine Antennenleitung, dann fehlt diese Erdverbindung. Dies müsste umgehend in Ordnung gebracht werden.



Zur Stellungnahme von Uwe sei noch hinzugefügt, dass es lebensgefährlich ist, wenn Geräte mit Schutzkontaktanschluss ohne diesen betrieben werden, weil man sich darauf verläßt, daß ja die Erdung von der Antenne am Radio/Tuner kommt. Die Antennen sollten zwar geerdet sein, sind sie aber nicht immer!

Folgender Fall soll vorgekommen sein:
Ein Radio/Reveiver wurde ohne den vorgesehenen Schutzkontakt angeschlossen. Es befand sich daran auch eine Antennenleitung, deren Erdung defekt war. Der Receiver wurde defekt und Netzspannung gelangte über die Gerätemasse auf die Abschirmung der Antennenleitung. Im anderen Stockwerk hatte eine ältere Frau schlechten Fernsehempfang und wollte die Antennenleitung am Gerät prüfen, wollte dazu den Antennenstecker abziehen und hielt sich mit der anderen Hand dabei an der geerdeten Heizung fest. Sie erlitt einen tödlichen Stromschlag!

Gruss,
Reinhard
Uwe_Mettmann
Inventar
#5 erstellt: 30. Dez 2007, 12:47

oldiefan1 schrieb:
Folgender Fall soll vorgekommen sein:
Ein Radio/Reveiver wurde ohne den vorgesehenen Schutzkontakt angeschlossen. Es befand sich daran auch eine Antennenleitung, deren Erdung defekt war. Der Receiver wurde defekt und Netzspannung gelangte über die Gerätemasse auf die Abschirmung der Antennenleitung. Im anderen Stockwerk hatte eine ältere Frau schlechten Fernsehempfang und wollte die Antennenleitung am Gerät prüfen, wollte dazu den Antennenstecker abziehen und hielt sich mit der anderen Hand dabei an der geerdeten Heizung fest. Sie erlitt einen tödlichen Stromschlag!

Hallo Reinhard, hallo Dunker,

ich kenne so einen ähnlichen Fall, nur war es nicht ein Receiver sondern ein Computer (der mit der Anlage verbunden war), bei dem leichtsinnigerweise der Schutzleiter abgeklebt war. Auch war die Antennenanlage schon geerdet, nur war der Schirm einer Antennenleitung so schlecht am Stecker kontaktiert, dass diese Kontaktierung den hohen Kurschlussstrom nicht tragen konnte und weg brannte. Dadurch war die Antennenanlage nicht mehr geerdet und der Empfang war natürlich auch total mies. Der schlechte Empfang war dann auch der Grund, warum eine alte Dame an ihren Geräten nach der Ursache schaute. Also niemals darf man Geräte, bei denen ein Schutzleiter vorgesehen ist, ohne diesen betreiben.

Bei Dunker kommt noch ein weiteres Problem hinzu. Er wohnt ja in einem Altbau mit klassischer Nullung der Stromverkabelung. Wenn nun irgendwo in dieser Verkabelung der Neutralleiter abgeht oder unterbrochen wird, so besteht die Gefahr, dass 230 V auf die Antennenanlage gelangt. Verheerend, wenn diese nicht geerdet ist.

Selbst dann, wenn die Stromverkabelung und auch alle Geräte in Ordnung sind, kann eine fehlende Erdung der Antennenanlage lebensgefährlich sein. Schon jetzt ist doch bei Dunker eine Spannung auf den Gehäusen der Geräte, die zu dem Kribbeln führt. Dies ist ungefährlich, weil der Strom, der fließen kann, extrem niedrig ist. Wenn nun aber mehrere Geräte zusammengeschaltet werden, weil sie miteinander verbunden sind, so erhöht sich dieser Strom. Dies ist aber immer noch ungefährlich. Wenn aber jetzt diese Geräte an einer Gemeinschaftsantennenanlage angeschlossen werden und dies in verschiedenen Wohnungen, so sind so viele Geräte zusammengeschaltet, dass der Strom dann nicht mehr ungefährlich ist. Schon aus diesem Grund müssen Gemeinschaftsantennenanlagen geerdet sein.


Gruß

Uwe
Dunker
Neuling
#6 erstellt: 30. Dez 2007, 21:43
Hallo zusammen,

vielen Dank für die schnellen und informativen Antworten.
Da wirds einem ja fast Angst und Bange....

So wie es Uwe beschrieben hat trifft es bei mir zu. Alle Stecker sind ohne Schutzleiterkontakt und ein Antennenkabel ist auch nicht angeschlossen (war es aber in der alten Wohnung).
Jetzt bin ich immerhin beruhigt, dass das ganz normal ist. :-)

Vielen Dank!
daniel1990**
Stammgast
#7 erstellt: 08. Feb 2014, 16:26
Hallo ich habe ein sehr ängliches Problem.

Mein Verstärker und alle anderen geräte haben kein Schutzleiteranschluss. Und wenn man über das Gehäuse fährt hat man so ein Kribbeln im Finger. Sobald man das Gerät aber anschaltet ist das Kribbeln bei mir weg.

Da der Verstärker aber einen Erdungsklemme hat wollte ich Diesen mal über diese Klemme erden.

Also habe ich mir ein Schukostecker besorgt und nur den Schutleiter angeschlossen. Diesen dann in die Steckdose gesteckt und an das gehäuse gehalten. Dabei ist mir aufgefallen das ich dadurch einen durchgehenden Funkenflug erzeugt habe solang ich das kabel an den Verstärker gerieben habe.

Ist das auch normal? müsste die "gestaute" Energie nicht ziemlich schnell weg sein?
Oder ist sozusagen ein Dauerstrom auf dem Gehäuse?

MfG

Daniel
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