Frage zu Übertragunsfrequenzen

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surprise_gc
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 21. Apr 2006, 22:03
Hallo,

hier eine Frage an unsere Technik-Freaks:

Die meistens Röhrenverstärker geben völlig unterschiedliche Übertragungsfrequenzen an, die z.B. im Tiefbass-Bereich (30-100 Hz) sowie im Hochtonbereich 20.000 Hz bis zu 100.000 Hz liegen.

Wie kommt es zu diesen so stark abweichenden Angaben je Gerät, und welche Bauteile sind hierfür verantwortlich ?

Wirken sich z.B. im Hochtonbereich Frequenzen über 20.000 Hz überhaupt noch warnehmbar aus ?


Schonmal Danke für alle Antworten,
detegg
Inventar
#2 erstellt: 21. Apr 2006, 22:34

surprise_gc schrieb:
Wie kommt es zu diesen so stark abweichenden Angaben je Gerät, und welche Bauteile sind hierfür verantwortlich ?
Wirken sich z.B. im Hochtonbereich Frequenzen über 20.000 Hz überhaupt noch warnehmbar aus ?

.... um vergleichbare Messwerte zu erhalten müssen die Nebenbedingungen bekannt sein. Eine sinnvolle Angabe wäre z.B. 40....18000Hz / 8Ohm / +-0,5dB - die gleiche Endstufe könnte aber auch mit 25....25000Hz / 8 Ohm / +-3dB beschrieben sein.
.... manche behaupten, man nehme Frequenzen >16...18kHz "unbewusst" wahr

Gruß
Detlef
pragmatiker
Administrator
#3 erstellt: 23. Apr 2006, 10:36
DAS bandbreitenbegrenzende Bauelement in einem Röhrenverstärker ist der Ausgangsübertrager, wobei es hier so ist, daß sich der genaue Übertragungsfrequenzgang eines Ausgangsübertragers nur recht schwer im vornherein berechnen läßt (anders als z.B. bei einem einfachen R/C-Glied, bei welchem die -3[dB] Grenzfrequenz mit einer einzigen Formel zu bestimmen ist).

Die untere Übertragungsfrequenzgrenze eines Ausgangsübertragers wird hierbei unter anderem durch die Kerngröße und die Primärleerlaufinduktivität bestimmt, die obere Frequenzgrenze unter anderem durch die Streukapazität. Einen Ausgangsübertrager möglichst breitbandig und linear zu gestalten ist eine Kunst und macht diesen groß, schwer und teuer. Da gute Ausgangsübertrager das bei weitem teuerste Einzelbauelement an einem Röhrenverstärker sind, gehen die Hersteller hier oft (finanzielle) Kompromisse ein.

Desweiteren kann es durchaus sein, daß der Schaltungsentwickler den Übertragungsfrequenzbereich der Schaltung ganz bewußt nach unten und oben mit Hoch- und Tiefpässen beschneidet (um z.B. bei nach unten begrenztem Baßbereich mit kleineren Ausgangsübertragern hinzukommen).

In Ergänzung zu Deteggs Angaben möchte ich erwähnen, daß eine Frequenzbereichsangabe eigentlich erst dann komplett ist, wenn auch angegeben wurde, bei welcher Leistung und welcher Lastimpedanz dieser Frequenzgang eigentlich gemessen wurde - eine sinnvolle Angabe wäre nämlich diejenige bei einer Leistung, bei welcher der Klirr bei 1[kHz] durch die 1% Marke geht. Häufig werden Frequenzgänge von Röhrenverstärkern jedoch bei einigen wenigen Watt oder sogar nur bei einem Watt gemessen, da dann die untere Frequenzgrenze besser aussieht, als sie es bei Leistungen in der Nähe der Vollaussteuerung in Wirklichkeit ist. Gerade im Tiefbaßbereich muß ein Verstärker jedoch bei etwas lauteren Hörgewohnheiten doch eine ganze Menge Leistung bringen.

Zusammenfassend würde ich sagen, daß eine seriöse (textbasierte) Frequenzgangangabe wie folgt auszusehen hätte:

- Ausgangsleistung @1[kHz], bei welcher gemessen wurde.
- Lastimpedanz, mit welcher gemessen wurde.
- Frequenzgang in den Grenzen +/-0.5[dB] (oder +/-1[dB]) - Bezugsfrequenz für 0[dB]: 1[kHz].
- Frequenzgang in den Grenzen +/-3[dB] - Bezugsfrequenz für 0[dB]: 1[kHz].
- Phasengang in +/-[°] mit Angabe der beiden Meßfrequenzen - Bezugsfrequenz für 0[°]: 1[kHz].

Solche Angaben findet man z.B. bei alten K+H Verstärkern durchaus.

Noch besser wäre es natürlich, den graphischen Frequenz- und Phasengangplot darzustellen - da kann man einfach mehr rauslesen (wie z.B. in meinem Avatar eine leichte +0.2[dB] Resonanzstelle des Ausgangsübertragers bei ca. 10[kHz]). Das machen aber die allerwenigsten Hersteller.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 23. Apr 2006, 10:43 bearbeitet]
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