AMC CVT3030 nach Reparatur/Röhrenwechsel sehr leise

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der_mav
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 28. Jan 2010, 20:34
Hallo zusammen,

ich habe mir hier im Forum vor fast 6 Jahren den AMC CVT 3030 empfehlen lassen und bin damit sehr zufrieden. Nachdem ich nun aber zweimal die Röhren habe wechseln lassen müssen und jetzt vergangenen Sonntag auf einmal ein Kurzschluss den Verstärker lahmlegte, war ich es leid, jedesmal der Hifi-Werkstatt Geld in den Rachen zu werfen. Ich hatte leider keine andere Wahl, da ich so gesehen keine Ahnung von Elektrotechnik geschweige denn Verstärkertechnik habe. Aber da ich eigentlich nicht technikunbegabt bin, habe ich beschlossen, das Geld sinnvoller in einen Lötkolben und ein Voltmeter zu investieren um in Zukunft selbst meinen Verstärker reparieren zu können.

Heute habe ich herausgefunden, dass der Kurzschluss durch eine defekte Diode ausgelöst wurde, die ich natürlich ersetzt habe. Zu meiner Freude hat das sogar das Kurzschlussproblem gelöst und mit der neuen Sicherung geht der Verstärker jetzt auch wieder an.
Außerdem habe ich die Röhren des rechten Kanals ausgetauscht, da sie erstens unterschiedlich waren und zweitens eine von ihnen defekt schien (kein orangenes Glühen).

Ein erster Test war recht erfolgreich, d.h. der Verstärker funktionierte erstmal wieder und gab sogar Töne von sich, allerdings sehr leise. Das führte ich erstmal darauf zurück, dass ich weder Center-Voltage noch Bias-Current justiert hatte. Nachdem dies jetzt auch erledigt ist (nach den Angaben des Servicemanuals vom Hersteller) ist der Verstärker allerdings immer noch auf beiden Kanälen sehr leise.

Nun bin ich mit meinem Latein am Ende. Hat jemand eine grobe Ahnung, was das Problem sein könnte? Gehören Dioden wie Röhren zusammen, sodass ich zusätzlich zu der defekten Diode noch eine andere wechseln sollte? Oder sind meine Röhren falsch justiert? Kann die mangelnde Lautstärke vielleicht auf ein anderes defektes Teil hinweisen? Habe ich vielleicht was kaputtgemacht?


Grüße und schonmal besten Dank für jedewede Hilfe,
der_mav


//edit: Außerdem tritt ein recht merkwürdiger Effekt auf, der mir vorher zumindest nie aufgefallen ist. Wenn ich nur einen von beiden Kanälen aufdrehe, bekommt auch der andere einen Teil des Signals, d.h. wenn ich z.B. nur links aufdrehe, höre ich auch rechts etwas und umgekehrt...


[Beitrag von der_mav am 28. Jan 2010, 21:13 bearbeitet]
hf500
Moderator
#2 erstellt: 28. Jan 2010, 22:43
Moin,
zumindest die letzte Frage kann ich beantworten.
Das nennt sich Uebersprechen und man findet es bei jedem Stereoverstaerker in unterschiedlichem Ausmass.
Solange es besser ist als die kuemmerlichen 20-30dB einer Schallplatte, braucht man sich kaum darum zu kuemmern ;-)

Der andere Fehler, etwas schwierig. Wenn kein Bedienungsfehler vorliegt ;-), dann sollte man mal alle Betriebsspannungen nachmessen, auch direkt an den Roehren.

Da du noch keine grosse Erfahrung damit hast, sollte das jemand mit solcher machen.
Die Spannungen im Verstaerker sind gefaehrlich, und man sollte bei der Messung statt der Lautsprecher Ersatzwiderstaende anschliessen. Es koennte deutlich knacken, wenn man Gitterleitungen antastet.

Sind im Servicemanual denn wenigstens aussagekraftige Spannungsangaben im Schaltbild vorhanden?

Zum Schluss hilft dann vielleicht noch eine Signalverfolgung mit Signalgenerator und Oszilloskop.

73
Peter
der_mav
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 28. Jan 2010, 23:39
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Dass die Spannungen gefährlich sind, habe ich schon gemerkt, zum Glück unbeschadet...

Ich habe noch ein wenig rumgespielt und folgendes herausgefunden:
Die Kanäle lassen sich kaum bis überhaupt nicht voneinander trennen. Die einzige Möglichkeit, den linken oder rechten Kanal stummzuschalten, ist die entsprechenden Röhren abzuklemmen. Selbst wenn nur auf dem linken oder rechten Kanal ein Signal kommt (rotes oder weißes Kabel abgezogen), habe ich auf beiden Seiten Sound. Auch über die Balance-Einstellung am Verstärker lässt sich nichts daran ändern.


Das nennt sich Uebersprechen und man findet es bei jedem Stereoverstaerker in unterschiedlichem Ausmass.
Solange es besser ist als die kuemmerlichen 20-30dB einer Schallplatte, braucht man sich kaum darum zu kuemmern ;-)


Das würde sich wohl auch auf sogenanntes Übersprechen zurückführen lassen, allerdings erscheint der Effekt mir in diesem Falle etwas extrem. Aber das kann natürlich auch daran liegen, dass der Amp momentan sowieso viel zu leise ist, sodass dieser Effekt dadurch deutlich hörbarer als gewöhnlich ist.


Sind im Servicemanual denn wenigstens aussagekraftige Spannungsangaben im Schaltbild vorhanden?


Gute Frage...im Schaltplan steht 'ne ganze Menge. Es sind jedenfalls EL34-Röhren, haben die nicht sowieso 'ne Vorgabe, mit welchen Spannungen die beliefert werden?


(...)und man sollte bei der Messung statt der Lautsprecher Ersatzwiderstaende anschliessen


Ersatzwiderstände? D.h. einfach die Speaker-Outs mit 4 bzw. 8 Ohm-Widerständen überbrücken?


Grüße,
der_mav
rorenoren
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 29. Jan 2010, 02:46
Moin,

das hört sich danach an, als wäre in der Treiberstufe, bzw. Vorstufe etwas defekt.

Der AMC hat, glaube ich, Transistoren in allen Stufen, bis auf die Endstufenröhren selbst.

Durchgebrannter Gleichrichter (Diode) und Sicherung könnten auch irgendwelche Siebwiderstände oder einen Stabi mitgenommen haben.
(in den Tod)

In der Vor/Treiberstufe sollten auch irgendwelche Spannungen zu messen sein.

Grobe Richtung 50V.
(damit es für die Ansteuerung der EL34 reicht)

Wenn die Betriebsspannung fehlt, gibt es überall irgendwelche vagabundierenden Signale, die die Gitter der Endröhren erreichen können.

Natürlich ist da nichts mehr kanalgetrennt.

Gruss, Jens
E130L
Inventar
#5 erstellt: 29. Jan 2010, 12:42
Hallo,

vermutlich ist die Stummschaltung defekt, probiere mal den Kopfhörer Ausgang 2-3 min nach dem Einschalten.

Wenn der nicht geht die +/- 15V prüfen und die Stummschaltzung: 0V beim einschalten, -(10-15)V nach 2-3min. Am KHV Anschluß messen,Kabel kann man abziehen.

MfG Volker
der_mav
Schaut ab und zu mal vorbei
#6 erstellt: 29. Jan 2010, 17:04
Moin,


EL130L schrieb:
vermutlich ist die Stummschaltung defekt, probiere mal den Kopfhörer Ausgang 2-3 min nach dem Einschalten.

Wenn der nicht geht die +/- 15V prüfen und die Stummschaltzung: 0V beim einschalten, -(10-15)V nach 2-3min. Am KHV Anschluß messen,Kabel kann man abziehen.


Die Stummschaltung geht in der Tat nicht. Wenn ich zwischen Direct, Normal und Phones wechsle, funktioniert zwar der Normalmodus in dem Sinne, dass ich Höhen und Tiefen verändern kann, aber Phones schaltet die Boxen nicht stumm.

Hier einige Messdaten:

+15: ~ 13V
-15: ~ -15V
Bias: ~ -40V
B+: ~ 430V
Mute: ~ -0.07V bis -0.16V (unabhängig davon, ob Phones an- oder ausgeschaltet sind)


rorenoren schrieb:
Durchgebrannter Gleichrichter (Diode) und Sicherung könnten auch irgendwelche Siebwiderstände oder einen Stabi mitgenommen haben.
(in den Tod)


Was ist ein Stabi?


rorenoren schrieb:
In der Vor/Treiberstufe sollten auch irgendwelche Spannungen zu messen sein.

Grobe Richtung 50V.
(damit es für die Ansteuerung der EL34 reicht)


Meinst du damit den Bias oder gibts noch irgendwo irgendne andere Spannung in der Größenordnung?


Grüße,
der_mav


[Beitrag von der_mav am 29. Jan 2010, 18:21 bearbeitet]
Doomit
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 29. Jan 2010, 21:25
Hallo,
ein Stabi ist ein Stabilisator, ein Bauteil das die Spannung stabilisiert.
Der komplette Vorverstärkerteil, Phasenumkehrstufe ist mit FET's aufgebaut (habe ich gelesen). Nur die Endstufe besteht aus Röhren (EL34). Die 430V sind für die EL34.
Damit dürfte die Hochspannung und die negative Gitterspannung i.O. sein. Die Frage ist werden die Spannungen für die FET's aus den 430V generiert oder über eine extra Schaltung. Beides ist möglich.
Der Fehler liegt entweder im Netzteil oder in der VV, Treiberstufe. Ist die defekte Diode im Netzteil? Wenn ja, in welchen Spannungszweig?
Wenn Schaltplan vorhanden, einscannen und hochladen.
Dann könnte man den Fehler besser eingrenzen.


Gruß


[Beitrag von Doomit am 29. Jan 2010, 21:27 bearbeitet]
hf500
Moderator
#8 erstellt: 29. Jan 2010, 22:06

der_mav schrieb:



(...)und man sollte bei der Messung statt der Lautsprecher Ersatzwiderstaende anschliessen


Ersatzwiderstände? D.h. einfach die Speaker-Outs mit 4 bzw. 8 Ohm-Widerständen überbrücken?


Grüße,
der_mav


Moin,
genau das.
Es duerfen auch Widerstaende mit etwa 20 Ohm sein.
Wichtig ist, dass die Lautsprecherausgaenge einigermassen belastet sind, denn Roehrenverstaerker moegen keinen Betrieb im Leerlauf.
Mit Gegenkopplung des Endverstaerkers sind sie zwar unempfindlicher, aber man muss es nicht herausfordern.

Belastbarkeit der Widerstaende 10-20W, die ueblichen Drahtwiderstaende sind kurzzeitig hoch ueberlastbar.

73
Peter
der_mav
Schaut ab und zu mal vorbei
#9 erstellt: 29. Jan 2010, 23:18

Doomit schrieb:
Ist die defekte Diode im Netzteil? Wenn ja, in welchen Spannungszweig?


Ja, die defekte Diode war D401, gelegen im "Power Supply". Sie war vermutlich die Ursache des Kurzschlusses. Diese wurde allerdings schon ausgetauscht und seitdem geht die Sicherung auch nicht mehr kaputt, wenn ich das Gerät anschalte.



Doomit schrieb:
Wenn Schaltplan vorhanden, einscannen und hochladen.
Dann könnte man den Fehler besser eingrenzen.


Gute Idee, wird sofort durchgeführt:

Hier eine Übersicht der Verdratung:



Netzteil:


Vorverstärker und Endstufe:


Falls nötig, hab ich auch noch 'nen Plan vom Phono-Vorverstärker, aber der ist eigentlich nicht involviert.


Grüße,
der_mav


[Beitrag von der_mav am 29. Jan 2010, 23:33 bearbeitet]
E130L
Inventar
#10 erstellt: 30. Jan 2010, 03:52
Hallo,

Die Mute Funktion sperrt das Signal während der Anheizzeit und bei Fehlern der +/- 15V Versorgung, indem der VV Ausgang von Q315 u. Q316 kurzgeschlossen wird. Deswegen kommt auch nichts aus dem Verstärker.

Deswegen mußt Du erstmal die +15V Versorgung reparieren. Die Spannung vor dem Regler sollte >= 18V sein, wenn nicht, liegt der Fehler vor dem Regler. Testweise die Lüfter und PhonoVV und KHV Stecker abziehen, wenn dann die Spannung in Ordnung liegt der Fehler in einer dieser Funktionen.


Ich habe letztes Jahr einen CVT3030 restauriert, deswegen kenn ich das Gerät.

MfG Volker


[Beitrag von E130L am 30. Jan 2010, 11:51 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#11 erstellt: 31. Jan 2010, 23:04
Wenn die Diode D401 defekt war, kontrolliere mal, ob alle anderen Dioden in Ordnung sind. Es kann gut sein, dass auch eine andere Diode einen Schlag hat. Die Dioden bilden zusammen einen Brückengleichrichter.
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