Wort-Kunstkopfstereo-Hörspiel-Thread

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Torquato
Stammgast
#1 erstellt: 12. Jan 2005, 15:48
Hallo!

Ein thematisch offener Thread zum Thema Kunstkopfstereophonie im Hörspiel.

Zum Warmwerden vielleicht vorweg ersteinmal die Fragen, was das eigentlich ist, ein Kunstkopfstereo-Hörspiel und was gibt es diesbezüglich so?

Tschuldigung, aber ich selber weiß das wirklich nicht

Ehrlich!

Gruß, Torquato
Oliver67
Inventar
#2 erstellt: 12. Jan 2005, 16:22
Hallo Torquato,

Kunstkopf-Stereophonie ist eine besondere Art der Stereophonie, bei der man entweder einen künstlichen Kopf (mit künstlichen Ohrmuscheln und eingebauten Mikros) oder einen menschlichen Kopf mit Mikrophonkapseln in den Ohren verwendet.

Das Ergebnis ist eine ungemein plastische Aufnahme, auch mit vorne-hinten und oben-unten Ortung, da der Richteffekt des Kopfes/der Ohren (Abschattungen, Ohrmuscheleinfluß, etc., dadurch richtungsabhängige Frequenzgangbeeinflussungen und auch Intensitätsänderungen) mit in die Aufnahme eingeht. Man kann die Aufnahmen zwar auch über Lautsprecher hören, aber richtig kompatibel ist diese Aufnahmeart nur mit Kopfhörer als Wiedergabemedium. Ein Grund, warum KK sich nicht durchgesetzt hat.

Ein anderer: man kann natürlich nicht alle Parts von A aufnehmen, alle Parts von B, etc. und alles danach zusammenmischen und künstlich die Stimmen im Raum verteilen. Man ist gezwungen, die Mitspieler bei der Aufnahme dort zu plazieren, wo sie später auch gehört werden sollen, also am besten Pseudo-Live (ich hoffe Du versehst was ich stammle)

Das widerspricht natürlich heutigen Gepflogenheiten, wo sich die einzelnen Schauspieler (oder z.B. in der Oper die einzelnen Sänger, Orchester, etc.) gar nicht sehen/treffen, sondern an verschidenen Tagen jeweils ihren Part einspielen.

Als Schüler habe ich tatsächlich mal einen primitiven Kunstkopf gebastelt und Versuche damit gemacht (Abitur-Facharbeit). Die Resultate waren erstaunlich.

Da ich nur ungern über Kopfhörer höre, habe ich keine KK-Hörspiele (zumindest nicht bewußt) unter www.hoerdat.de kann man aber dezidiert danach suchen.

Oliver


[Beitrag von Oliver67 am 12. Jan 2005, 16:29 bearbeitet]
Torquato
Stammgast
#3 erstellt: 12. Jan 2005, 16:59

Oliver67 schrieb:
aber richtig kompatibel ist diese Aufnahmeart nur mit Kopfhörer als Wiedergabemedium


Hi, Oliver

Danke für die ausführliche und verständliche Erkärung. Eine Frage dazu: braucht man eigentlich einen besonderen Kopfhörer?

Gruß,

Torquato


[Beitrag von Torquato am 12. Jan 2005, 17:00 bearbeitet]
Oliver67
Inventar
#4 erstellt: 12. Jan 2005, 17:12
Hallo Torquato,

nach meiner damaligen Erfahrung funktioniert das mit jedem normalen Kopfhörer. Die Ear-Plugs gab es damals noch nicht, richtig geschlossene KH habe ich auch noch nie gehabt. Damals war noch der gute alte Sennheiser HD414 Standard.

Die vorne-hinten Lokalisation ist übrigens, je nach Aufnahme, und je nach Hörendem nicht optimal. Aber gegenüber normaler Stereophonie sind die Aufnahmen viel realitätsnäher.

Oliver
Joe_Brösel
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 12. Jan 2005, 17:30
Hi,
im Bayerischen Rundfunk gab es vor ca. 20-30 Jahren mal eine Einführung zum Thema Kunstkopf, die hätte ich auf CD, wenn sie jemand möchte....
audio-kraut
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 12. Jan 2005, 18:43
Es wurden in den siebzigern mehrere hoerspiele in kunstkopf stereophonie von verschiedenen radiostationen produziert.
Sind diese als sammlung irgendwo in deutschland auf cd erhaeltlich?

Ich besitze uebrigens eine "audio stax" kunstkopfaufnahme (cd) - limitierte ausgabe - titel: die orgel des gewandhausorchesters zu leipzig, 1989/90.
Ist diese in deutschland bekannt?
Susanna
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 12. Jan 2005, 21:26

Oliver67 schrieb:

Das Ergebnis ist eine ungemein plastische Aufnahme, auch mit vorne-hinten und oben-unten Ortung, da der Richteffekt des Kopfes/der Ohren (Abschattungen, Ohrmuscheleinfluß, etc., dadurch richtungsabhängige Frequenzgangbeeinflussungen und auch Intensitätsänderungen) mit in die Aufnahme eingeht.

Hallo Oliver,

danke für Deine sehr verständlichen Erklärungen auch von mir!
Ungefähr wußte ich schon, was Kunstkopf-St. bedeutet.

Jetzt aber noch eine Frage (bitte nicht auslachen, wenn sie naiv klingt!): Wenn ich in einem Konzert normalerweise vor der Bühne sitze, gelangt doch der Orchesterklang hauptsächlich von vorne in meine Ohren. Eigentlich will ich doch gar nicht, daß andere Rundumgeräusche in die Lauscher gelangen. Noch drastischer: Wenn der Orchesterklang von hinten käme, wäre dies doch unnormal, oder? Wird diesem Fakt bei der Kunstkopf-Stereophonie Rechnung getragen? Ich meine, kann man es so einrichten, wie ich ganz natürlich höre?

Grüße,
Susanna
Oliver67
Inventar
#8 erstellt: 13. Jan 2005, 10:26
Hallo Susanna,

ein Kunstkopf (bzw. die kleinen Mikros, die man sich während des Konzertes selbst in die Ohren stecken kann und z.B. per Minidisk das Konzert aufnehmen kann - Vorsicht verboten!) nimmt das Konzert (idealerweise) so auf, wie Du selbst das hörst.

Das Orchester vorne wird also auch vorne aufgenommen, dafür sorgen ja genau die Ohrmuscheln und der Kopf auch beim normalen Hören, daß man vorne-hinten, oben-unten unterscheiden kann. (aufgrund solcher Effekte kann auch ein einseitig Tauber noch Richtungen beim Hören unterscheiden)

Die typischen Probleme beim Hören über Kopfhörer (Im Kopf Lokalisation) sind natürlich nicht ganz zu vermeiden und vom einzelnen abhängig. Wobei eine selbst aufgenommene Aufnahme (mit den eigenen Ohrmuscheln, dem eigenen Kopf+Schultern) wohl optimal sein dürfte.

Man muß sich aber gerade bei Musikaufnahmen klar machen, daß Kunstkopf keine Stützmikrophone erlaubt, sondern eine reine 2-Mikro-Aufnahme bedeutet. Über dieses Thema ist im Forum schon viel diskutiert worden. Mir gefallen z.B. die Mahler-Aufnahmen mit Inbal sehr gut, andere finden sie schrecklich (nur vom Aufnahmetechnischen her gesehen).

Oliver
Macek
Stammgast
#9 erstellt: 13. Jan 2005, 13:11
Einige Kunskopf-hörspiele Empfehlungen (Hörfunk):

Adler - Centropolis
Aldo Gardini - Von Rocky bis Verdi
Alfred Bester - Demolition
Andreas Okopenko - Ein Erwachen
Anthony J. Ingrassia - Berührungen
Arthur Schnitzler - Leutnant Gustl
Bester - Demolition
Bradbury - Der Mörder
Christoph Buggert - Mein Sommernachtstraum
Christoph Soehngen - Bestandsaufnahme
Dieter Kuehn - Einflüsterungen
Don Haworth - An einem Tag im Sommer in einem Garten
ETA Hoffmann - Der Traum vom Glück
Eisenberg - Tage
Franz Kafka - In der Strafkolonie
Friedrich Bestenreiner - Dream War
Friedrich Christian Delius - Die zehnte Nacht am Adenauerplatz
Friedrich Scholz - Die unendliche Halle
Guenter Eich - Geh nicht nach El Kuwehd
Jost Nickel - Der Puppendoktor
Judith Herzberg - Auf dem Tanzparkett
Karl Heinz Tesch - Auf den Zahn gefühlt
Kohlhaase - Fisch zu viert
Lia Pirskawetz - Stille Post
Maxim Gorki - Sommergäste
Peter Jacobi - Mordende Worte
Peter Radtke - Nachricht vom Grottenolm
Robert Sheckley - Das geteilte Ich
Samuel Beckett - Warten auf Godot
Scholz - Tod eines Physikers
Sean O'Casey - Das Ende vom Anfang
Tankred Dorst - Auf dem Chimborazo
Tom Stoppard - Das Fräulein, das die Zeit ansagt
Uwe Timm - Lauschangriff
Walter Adler - Der Kipplinger-Report
Wilsher-Bordprogramm
Yoshiki Iwama - Der heilige Mann

Einfach Kopfhörer auf und der Rest erklärt sich von allein Gruß Marcel
Susanna
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 13. Jan 2005, 13:25

Oliver67 schrieb:

Das Orchester vorne wird also auch vorne aufgenommen, dafür sorgen ja genau die Ohrmuscheln und der Kopf auch beim normalen Hören, daß man vorne-hinten, oben-unten unterscheiden kann.

Vielen Dank, Oliver,

Du hast richtig Talent zum Erklären! Jetzt habe ich es aber wirklich verstanden!
Genaueres werde ich dann an anderer Stelle noch mal nachlesen.

@ Macek: Danke Dir für die Empfehlungen!

Gruß,
Susanna
Macek
Stammgast
#11 erstellt: 13. Jan 2005, 13:39


Macek: Danke Dir für die Empfehlungen!
Gruß,Susanna


Gerne geschehen,so bin ich halt
timmkaki
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 14. Jan 2005, 19:47
Hi

man lernt nie aus. Da ich kein ausgsprochener Hörspiel-Fan bin wuste ich gar nicht, dass esso etwas in KK gibt.

Ich hatte mal einige Skiffle LP's aus der Zeit, als Sennheiser damit anfing. - War richtig gut.

Vielleicht kauf ich mir jetzt doch mal ein Hörspiel.

Gruß Timm


PS: mit den Frontlautsprechern jeweils recht und links in Höhe des Hörplatzes + in Ohrhöhe erreicht man fast das gleiche Ergebnis, wie mit Kopfhörern. (ok - nichts für Puristen, aber manche mögen ja keine KH)
Torquato
Stammgast
#13 erstellt: 15. Jan 2005, 12:10

Macek schrieb:
Einige Kunskopf-hörspiele Empfehlungen (Hörfunk):
(...)
Samuel Beckett - Warten auf Godot
(...)


Hallo! Habe dank Euch ein erstes Kunstkopf-Hörspiel in meiner Sammlung entdeckt (hätt ja nie gedacht, dass ich so etwas bereits habe).
Eine Recherche in hoerdat ergab, dass es sich bei Marcels Empfehlung um die Aufnahme der Inszenierung von Samuel Beckett im Berliner Schillertheater 1975 handelt - die habe ich auf Platte

Und da fragt man sich jahrelang, wer einem die Platte ruiniert hat, weil sie über Lautsprecher so besch... klingt.

Werde jetzt mal meine Kopfhörer suchen um nachzuprüfen, ob sich damit vielleicht wirklich ein KK-Effekt ergibt.

Werde auch mal das mit dem Umstellen der Lautsprecher probieren

Gruß,
Torquato


[Beitrag von Torquato am 15. Jan 2005, 12:12 bearbeitet]
Torquato
Stammgast
#14 erstellt: 02. Feb 2005, 16:04
Gerade bei soforthören.de gesehen: dieses Kunstkopf-Hörspiel ab sofort zum Download für 5,99 Euro:



Direktlink zur Produktinfo: http://soforthoeren....591ad1a08146749bbabe

...und noch eins, diesmal für 7,99 (schon ein bißchen teuer ): Apokryphus - Die Geheimgesellschaften

Produktinfo: http://soforthoeren.de/product_info.php?products_id=413

Vielleicht interessiert es jemanden


[Beitrag von Torquato am 02. Feb 2005, 17:05 bearbeitet]
Torquato
Stammgast
#15 erstellt: 12. Feb 2005, 16:08
Kunstkopf zum dritten bei sofoerthoeren: http://soforthoeren.de/product_info.php?products_id=415 . Anscheinend ein echter Horrorreißer. Hörprobe von 5 min (!) dabei.

Gruß,
Torquato


[Beitrag von Torquato am 12. Feb 2005, 16:12 bearbeitet]
Macek
Stammgast
#16 erstellt: 21. Feb 2005, 20:37

Torquato schrieb:
Kunstkopf zum dritten bei sofoerthoeren: http://soforthoeren.de/product_info.php?products_id=415 . Anscheinend ein echter Horrorreißer. Hörprobe von 5 min (!) dabei.

Gruß,
Torquato


Hi Torquato, diesen Horrorreißer habe ich mir mal gekauft. Ist so ziemlich der größte Sch...ß der jemals meine Ohren beleidigte. Zünde deine Zigarette ( vorausgesetzt du rauchst ) mit dem Geld das dieses Hörspiel kostet an. Genieße die Züge, und du hast sinnvolleres getan. ( Ist meine Meinung )

Gruß Marcel
Torquato
Stammgast
#17 erstellt: 21. Feb 2005, 23:41
Hi Macek! Danke für den Tipp. Hörte sich in der Beschreibung ja ganz interessant an. Vielleicht hätte ich es mir wirklich eines Tages downgeloadet und mich dann geärgert.

Ja, ich bin Raucher und kann das gesparte Geld daher gut brauchen Vielleicht sollte ich aber damit aufhören und dafür endlich meine Commander Perkins-Reihe aus Kindertagen komplettieren? Kenne nur die ersten drei Folgen und eigentlich wüsste ich gern mal wie es weiter geht

Grüße,
Torquato


[Beitrag von Torquato am 21. Feb 2005, 23:44 bearbeitet]
Macek
Stammgast
#18 erstellt: 22. Feb 2005, 12:23

Torquato schrieb:
Hi Macek! Danke für den Tipp. Hörte sich in der Beschreibung ja ganz interessant an. Vielleicht hätte ich es mir wirklich eines Tages downgeloadet und mich dann geärgert.


Ich kaufte es auch wegen der Beschreibung, sogar als CD.


Torquato schrieb:

Ja, ich bin Raucher und kann das gesparte Geld daher gut brauchen Vielleicht sollte ich aber damit aufhören
.


Mein Gott, wie oft hörte ich schon auf.

Torquato schrieb:

und dafür endlich meine Commander Perkins-Reihe aus Kindertagen komplettieren?


Ja, ja ich weiß wie es ist, wenn man langsam senil wird.

Gruß Marcel
Torquato
Stammgast
#19 erstellt: 22. Feb 2005, 15:12

Macek schrieb:


Ja, ja ich weiß wie es ist, wenn man langsam senil wird.



Danke für die Anteilnahme und das Verständnis

Grüße,
Torquato
Macek
Stammgast
#20 erstellt: 22. Feb 2005, 15:58

Torquato schrieb:


Danke für die Anteilnahme und das Verständnis



Reden wir im fortgeschrittenen Stadium wieder darüber, wenn wir nach alten Bauklötzen kramen und unsere Frau siezen. Wird bestimmt eine schöne Zeit.

Gruß Marcel

Ps : Höre z.Z. Roger Graf - Die haarsträubenden Fälle des Philip Maloney.
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