Bollerwagen - mobiler Stammtisch

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Kc*Rage
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 17. Okt 2014, 21:57
Ich wollte hier mal mein erstes größeres Selbstbauprojekt vorstellen. Es handelt sich dabei um einen Bollerwagen bzw. eher um einen mobilen Stammtisch.

Jedes Jahr aufs Neue (speziell am 1. Mai^^) hat mich der Gedanke verfolgt einen Bollerwagen für verschiedene Touren zu bauen. Anfang August habe ich mich dann mal ernsthafter mit der Materie auseinander gesetzt, d.h. viel durch Foren gestöbert, zahlreiche Beiträge gelesen und Bilder angeschaut. Bei den unzähligen Arten und Formen von Bollerwagen hat es ein bisschen gedauert, bis ich das für mich geeignete Konzept zusammen hatte.

Eingesetzt werden soll der Bollerwagen hauptsächlich für die klassischen Touren (z.B. 1. Mai), unseren Fastnachtsumzug und als gelegentlicher Partygag.

Wichtig war für mich:
-Mobilität (soll von zwei Personen ohne Probleme gezogen werden können)
-robuste Bauweise (soll ja schließlich mehrere Jahre durchhalten)
-Wetterfestigkeit
-Einfache Wartungs- und Reparaturmöglichkeiten (Erreichbarkeit aller elektronischen Komponenten im eingebauten Zustand)
-Musikanlage mit passabler Lautstärke
-Kühlmöglichkeit für die Getränke
-Verschiedene Fächer und Stauraum (für Rucksäcke, Jacken, Decken etc.)
-Sonnenschirmhalterung

Anhand dieser Kriterien habe ich dann die Kiste geplant.

Als Basis dient eine Transportkarre von Ebay mit einer max. Belastbarkeit von 350kg. Die klassischen Bollerwagen können nur bis max. 150kg belastet werden, was je nach Aufbau schnell zu wenig sein kann. Wenns dann im Wald auch noch holprig wird, ist der Achsbruch quasi vorprogrammiert…

Auf das Chassis der Karre (bestehend aus zusammengeschweißten L-Profilen und dem Fahrgestell) habe ich eine passende Grundplatte aus Multiplex mit 24mm Stärke montiert. Die Grundplatte ist an fünf Punkten mit dem Gestell verschraubt. Auf diese Grundplatte ist dann der eigentliche Korpus des Wagens montiert. Der Aufbaus besteht aus Multiplex mit 15mm Stärke.

Ich habe mich trotz des höheren Preises für Multiplex entschieden, da es sehr wetterfest ist und sich auch prima verarbeiten lässt. Bei Sperrholz müsste man zuviel Spachteln für ein glattes Oberflächenfinish und MDF quillt gerne auf wenns feucht wird - und das wird es definitiv. Den Korpus des Wagens habe ich abschließend grundiert, lackiert und mit zwei Schichten Klarlack überzogen. Hier eine Kollage des Bauprozesses:

Kollage

Die Platten sind direkt miteinander verleimt und verschraubt. Insgesamt habe ich ziemlich genau 200 Schrauben gebraucht. Wenn man nah an der Kante Schrauben reindreht, darf man natürlich das Vorbohren nicht vergessen. Für eine schöne Optik wurden alle Schrauben an den Außenseiten eingesenkt und verspachtelt. Da es grober Holzreparaturspachtel war, ist es nicht 100% perfekt, aber fällt nur bei genauem hinschauen auf.

Das mitgelieferte Zuggestänge der Karre war absolut unbrauchbar. Dünnstes Blechrohr und oben noch ein Henkel, sodass nur eine Person ziehen kann. Ich habe mit 1/2 Zoll Wasserrohren und Quadgriffen für entsprechenden Ersatz gesorgt.

Als Gimmicks habe ich noch ein Würfelbrett, einen Schnapsspender und eine 6-Ton Sirene mit 125db eingebaut. Hier ist das Endergebnis:

Seite 1Seite 2Vorderseite

Der Sonnenschirm ist zweigeteilt und beidseitig klappbar. Auf einer Seite befindet sich ein Fach mit Tür.

Fach

Die Tischplatte des Wagens ist dreigeteilt. Beide Enden sind hochklappbar. Unter der kleineren Klappe ist das Schaltpult und unter der größeren ist eine 50l Kühlbox mit Ablassventil für geschmolzenes Eiswasser eingebaut. Habe zuerst drüber nachgedacht eine elektrische 12v Kühlbox einzubauen, aber wegen der hohen Kosten, dem geringen Stauraum und Energieverbrauch habe ich mich dann für die passive Variante entschieden. Am Schaltpult sind alle verbauten technischen Gimmicks separat schaltbar. Zusätzlich verbaut sind zwei USB-Anschlüsse zum Handy laden und ein Voltmeter zur Spannungsanzeige (aber auch noch ein Batteryguard).

RückansichtKühlboxSchaltzentrale

Unter der Kühlbox befindet sich noch ein großes Fach - quasi der Kofferraum. Da ist genügend Platz für alles mögliche.

Kofferraum

Die mittlere Platte beherbergt die komplette Elektronik. Zur Stromversorgung ist ein Netzteil (mit Kaltgerätestecker an der Seite) und ein 100ah AGM Akku verbaut, der direkt am Schaltpult geladen werden kann. Die mittlere Platte lässt sich sehr leicht demontieren. Dann kann auch die Zwischenplatte entfernt werden, um an die Batterie zu kommen - ohne die Klapptüren abzuschrauben. Ein schwarzes Moosgummi sorgt für die Dichtigkeit. Die klappbaren Tischplatten sind mit Türdämpfern ausgestattet und klappen durch das Moosgummi sehr leise ein. Alle Fächer (bis auf das Fach mit der Kühlbox) sind abschließbar (gleichschließend).

AkkuKabelsalat

In die mittlere Platte habe ich auch noch zwei LED Strahler eingebaut.

LED Beleuchtung

Die Musikanlage basiert auf einem 2.1 System mit 4ohm Boxen. Als Verstärker habe ich ein China 2.1 Class D board mit 2*50W und 1*100W eingbaut. Befeuert werden damit ein Kenwood KFCW112S Subwoofer und zwei JBL GT6-69 3-Wege-Boxen. Ein mp3-decoder board aus China mit USB, 3,5mm Klinke oder Bluetooth dient als Abspielgerät. Zusätzlich habe ich noch eine extra Klinkenbuchse verbaut, falls die Technik mal streiken sollte. Der hohe Wirkungsgrad sorgt für ordentlich Lautstärke! Insgesamt liegen die Kosten für die verbauten Komponenten bei nicht einmal 100 Euro! An dieser Stelle noch mal vielen Dank für die technische Hilfe hier im Forum. War für mich komplettes Neuland! Siehe auch den Thread hierzu:

http://www.hifi-forum.de/viewthread-118-3991.html

Als Besonderheit habe ich LED-Stripes mit Musiksteuerung verbaut. Insgesamt sind es drei Streifen mit je 1m Länge. Jeweils ein Streifen links und rechts und den dritten im Sonnenschirm. Die Kabel habe ich durch das Gestänge gefummelt.

LED 1LED 2

Ich wollte eigentlich einen Bierflaschenhalter anbauen. Bin da aber unentschlossen - ist ja eigentlich unnötig. Wenn man die Kiste zieht hat mans ja eh in der Hand und im Stand kann mans ja auf der Tischplatte abstellen…

Ich werde wohl noch eine Bremse konstruieren und anbauen. Schätze der Stammtisch wiegt voll beladen ca. 150kg. An einem steileren Gefälle ist es dann bestimmt angenehmer, wenn man einen Handbremshebel hat und nicht das eigene Gewicht als Bremse einsetzen muss.

Es fehlt noch die Bemalung mit Werbesprüchen eines lokalen Kultbiers - deshalb die Farbe Gelb. Das wird neben ein paar Kleinigkeiten in den nächsten Wochen der krönende Abschluss der Bauphase sein.


Wie sind die Meinungen? Gibt es Anregungen oder habe ich was essentielles vergessen??

Schönes Wochenende


[Beitrag von Kc*Rage am 18. Okt 2014, 11:49 bearbeitet]
Wiedy92
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 17. Okt 2014, 23:00
Mega geiles Teil

Die Farbe für mich jetzt ein bisschen zu krass hell, aber sonst ganz geil

Habe einen ziemlich ähnlichen gebaut vor ein paar Wochen, aus nem Bollerwagen, auch mit Schirm

Mein Wagen :)

Liebe Grüße, und immer viel Spaß damit
Kc*Rage
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 18. Okt 2014, 11:00
Auch ein sehr schönes Projekt!! Respekt

Auf den Besenstielhalter hätte ich auch kommen können... ich habe stattdessen ein Stück Vierkantholz zurechgefeilt

Ja das Gelb. Das ist eben die charakteristische Farbe des besagten Bierherstellers. So fällt man aber wenigstens auf und das Bier wird im Sommer nicht so schnell warm
Kc*Rage
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 14. Dez 2014, 22:36
Hier mal ein kleines Update.

Der mobile Stammtisch verfügt jetzt auch über eine selbstkonstruierte Bremse.

Bremskonstruktion Bremshebel

Im Prinzip wird mittels Bowdenzug ein auf Gewindestangen geführtes Edelstahlrohr an die Reifen gezogen.

Verwendet hab ich 1,5mm Edelstahlrohre und passende Winkeladapter. Etwas tricky war es, den Rahmen der Bremskonstruktion an die sich schräg nach oben verjüngende Achse der Transportkarre anzupassen. Dank der U-Profilform der Achse lässt sich die Konstruktion aber mit nur einer Schraube auf jeder Seite absolut verwindungssteif fixieren.

Rahmen

Die Bremskraft ist schon spürbar, lässt aber noch zu wünschen übrig. Zwischen dem glatten Edelstahlrohr und den neuen Reifen fehlt es wohl noch etwas an Reibung...


[Beitrag von Kc*Rage am 14. Dez 2014, 22:37 bearbeitet]
kingkult
Inventar
#5 erstellt: 15. Dez 2014, 08:21
Respekt

Lässt sie die Bremse feststellen, oder womöglich sogar abschließen?
Kc*Rage
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 15. Dez 2014, 11:35
Der Bremshebel hat eine Feststellfunktion. Es funktioniert aber noch nicht so wie es soll. Wahrscheinlich muss ne stärkere Feder her.

Abschließen lässt sich die Bremse nicht. Wäre aber prinzipiell möglich. Man müsste nur ein kleines Loch in den Stift bohren und dort dann ein kleines Schloss durchstecken.

Bin momentan sowieso noch in der Experimentierphase. Werd das Rohr an den Reifen punktuell leicht eindrücken um mehr Kontaktfläche zu bekommen und die Enden für mehr Reibung wahrscheinlich in Flüssigbitumen oder sowas tauchen.

Mal sehen

EDIT: Habe zwei kurze Stücker Hydraulikschlauch über die Enden des Rohrs gestülpt. Hat der Bremswirkung ungemein geholfen. Die Verzögerung ist zwar nicht wie bei ner Scheibenbremse, aber zum Anhalten des Wagens reicht es. Auch die Feststellbremse bleibt jetzt Dank einer stärkeren Feder und etwas Feinjustierung eingerastet.

Bremse


[Beitrag von Kc*Rage am 17. Dez 2014, 14:21 bearbeitet]
Kc*Rage
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 28. Mrz 2015, 12:52
Hier nochmal ein kurzes Update zum mobilen Stammtisch.

Die Bemalung ist mittlerweile fertig und der erste Einsatz am Faschingsumzug hat er auch ohne Zwischenfall überstanden.

kurz vor dem ersten Einsatz

Von der Lautstärke her musste sich das Teil nicht vor den PAs verstecken - konnte aber natürlich nicht mithalten. Aber im Verhältnis zu den ganzen Lärmquellen an so einem Umzug ist die Performance überragend. Wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß am Umzug und dem anschließenden spontanen Tiefgaragenrave

Bei hoher Lautstärke ziehts zwar gut am Akku, aber die Laufzeit hätte auch noch für drei Umzüge gereicht.

Nächster Einsatz 1. Mai
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