Review: Vigatec S1 Videoprozessor

REVIEW VIGATEC S1





Da ich letzte Woche die Gelegenheit hattee VIGATECs Flagschiff-Prozessor ordentlich unter die Lupe zu nehmen (besten Dank an Robin Bade!), dachte ich mir, frag doch mal bei Vigatec an, wie's denn überhaupt um Lieferbarkeit und Preise bestellt ist - immerhin ist der S1 ja mittlerweile auch über 3 Jahre alt. Gedacht, getan: Auskunft von Vigatec -> lieferbar und - Trommelwirbel - nur 11.900 Euro (immerhin inkl. Steuer). Da fragt man sich natürlich zwangsläufig was der S1 (heute) zu bieten hat, was einen solchen Preis rechtfertigt.

In Built-Quality des Prozessors ist erstklassig. Schwer, wertig und ansehnlich. Das kleine, blau beleuchtete Display vorne gibt allerlei Auskunft - wird aber in erster Linie nur dazu gebraucht, den Prozessor erstmalig einzustellen, sofern das Display bzw. der Beamer kein Bild liefern. Der Rest ist dann über ein schlichtes, aber funktionelles OSD lösbar.

Ganz unbeschadet sind die letzten Jahre am S1 nicht vorrüber gegangen, so kommt der Prozessor noch mit digitalen DVI Eingängen statt mit HDMI daher und die Eingangssignale sind generell auf 1080i beschränkt. Kein Beinbruch wie ich meine, außer vielleicht man meint 1080p PS3 über den S1 laufen lassen zu müssen. HDCP wird voll unterstützt, so dass auch frische digitale Quellen wie DVB-S2 Receiver oder Blu-Ray Player easy Anschluss finden. Die restliche Ausstattung an Anschlüssen geht in Ordnung, auch wenn die Ausführung zweier Anschlüssen in SubD15 Form nerven, speziell weil die Anschlüsse in der Regel für RGBs oder YUV Quellen genutzt werden. Das alles sind sicher Kleinigkeiten, einmal verkabelt steht der S1 wie der Fels in der Brandung und tut was er soll - Videosignale aufbereiten. Außerdem versöhnen die drei SDI Eingänge (Crystalio 2300 lässt grüßen!).

Der S1 ist ein Dual-Prozessor Setup, der getrennte Chips für SD und HD Material mitbringt. Um die SD Signale kümmert sich ein FLI22xx von Sage/Genesis (Faroudja DCDi), um die HD Signale vermutlich ein Gennum VXP. Eine Info dazu war nicht aufzutreiben, aber das Alter des Geräts legt das nahe und das Dual-Chip Setup aus Faroudja+Gennum war ja auch bei PixelMagicSystems und deren Crystalio II zu finden. Das Dual Chip Setp hat Vor- und Nachteile. Größter Nachteil ist die Trennung des SD und HD Processing und damit die fehlenden Auto-Sensing Funktion der Eingänge, sprich entweder die Ports verstehen NUR SD bzw. HD oder man muss im Menü zumindest umschalten. Die DVI-D Ports verstehen keine SD Signale, so dass keine 480/576i Zuspielung via HDMI möglich ist. Dann muss halt SDI herhalten. Größter Vorteil außer Frage die sehr gute Aufbereitung von SD Material - dazu gleich mehr.

Im Testlauf wurden folgende Quellen angeschlossen: eine Playstation2 via Component (zum Testen von 240p, 480i und 480p via analogem Eingang), außerdem mein treuer Sony ES DVD Player mit SDI und eine PS3 in 1080i via HDMI/DVI-D Kabel. Das 240p/480i Processing von Videospielen gehört nicht zu den Stärken des S1. Das Bild entspricht im Grunde dem, was man von früheren Faroudja/Scaling Lösungen kennt (z.b. dem Dune). Eine dedizierte Erkennung von 240p Signal gibt es nicht das Bild zeit ein wenig Farbbluten bei roten Flächen. Ganz anders bei der Zuspielung von 480p Material und damit der Umgehung des Faroudja Prozessors. Knackscharf trifft es sicher am besten. Tolle Farben und Schärfe wohin man blickt - ideal zur Skalierung von Grafiksignalen. Bei der Zuspielung von DVDs wurden schöne Erinnerung an meinen ehemaligen Crystalio Prozessor wach. Das Bild ist diesem sehr ähnlich. Nach wie vor schafft es die Faroudja Lösung einen fantastischen (analogen) Filmlook zu kreieren, den kein anderer Prozessor (den ich bisher testen konnte) sonst hinbekommt. Faroudjas TrueLife Features wurden ebenfalls implementiert und erlauben feinste Nachschärfungen mit einer Vielzahl von Reglern (horizontal/vertikal getrennt mit Treshold Wert etc). Der große Vorteil der Faroudja Lösung liegt nach wie vor darin, dass auch schlechte, überkomprimierte DVDs oder solche von analogen Quellen einfach erstklassig aussehen. Eine Spitzen DVD wie Sleeping Beauty sieht auch auf anderen Prozessoren sehr gut aus, aber Analogkopien aus den 90ern sehen einfach um Klassen besser aus. Via 1080i wurden Spiele und Filme zugespielt um zu sehen wie sich der HD Prozessor schlagen konnte. Bei Filmmaterial gab's hier absolut nichts auszusetzen. 1080i sieht nach dem S1 aus wie natives 1080p. Auch Videomaterial sah ordentlich aus, auch wenn der S1 hier nicht mit adaptivem Deinterlacing aufwarten konnte. Der Auflösungsunterschied zwischen stehenden Bildern und bewegtem Material war klar deutlich. Die Skalierung aller Signale war mustergültig. Keine Artefakte, dennoch aber detailreich und knackig. Man möchte fast meinen, dass hier noch ein FPGA oder dedizierter Scalingchip neben dem HD-Deinterlacer zum Einsatz kommt (wer weiss...). Selbst Lumagen macht das nicht besser.

Das Schöne am S1 ist die Robustheit, nicht nur auf Hardware Ebene, sondern auch in Sachen Bedienung und Firmware. An keiner Stelle zickte der Prozessor, zu keinem Zeitpunkt war ein Neustart notwendig. Ein Aspekt, der einen sehr positiven Eindruck hinterlassen konnte. Bleibt natürlich die Frage, für wen der S1 heute interessant ist. Keine eindeutig zu beantwortende Frage: für die von Vigatec in den Raum gestellten 11.900 Euro für NIEMANDEN. Es gibt keinen vernünftigen Grund soviel Geld für einen VP und speziell diesen auszugeben. Den S1 gebraucht zu finden ist schwierig. Ein oder zweimal dürfte ich einen S1 auf eBay gesehen haben und vielleicht genauso oft in einschlägigen Foren (evtl. war's aber auch immer dasselbe Gerät). Sollte man aber als Gebrauchtangebot finden (der hier wäre beispielsweise günstig zu haben; bei Interesse PM an mich), muss man sicher überlegen, was man damit anstellen will und wie die restlichen Komponenten im Heimkino Setup so aussehen. Für Videospiele aller Art ist der S1 absoluter Overkill oder muss sich schlichtweg von "Spielzeug" geschlagen geben. Sofern der Hauptanteil an zugespieltem Material allerdings bei Broadcast-TV oder einer großen DVD Sammlung liegt, dann wird der S1 durchaus interessant. Mit mässigen oder gar schlechten DVDs lässt der S1 alle anderen mir bekannten Prozessoren (außer dem CII) hinter sich. Je besser das Material wird, desto kleiner wird der Vorteil (und ist bei optimalem Material nicht mehr gegeben). Voraussetzung dafür ist allerdings immer ein DVD Player mit SDI Ausgang. HD-Filmmaterial meistert der S1 ebenfalls erstklassig. HD Videomaterial softet der S1 eher (Fussball z.b.), was kein wirklicher Nachteil sein muss. Man sollte halt einfach der Tatsache bewusst sein, dass man bei bewegtem Videomaterial immer nur auf skalierte 1920x540p schaut.

Das Vigatec S1 ist ganz ähnlich den Lumagen Geräten ein Videoprozessor, der sich an professionalle HT-Installateure wendet. Im Menü gibt's etliche Punkte, mit denen der Laie nichts anfangen können wird und die er auch nicht braucht. Selbst die Faroudja TrueLife Settings überforden den 08/15 User und ohne Testbilder ist da mit einer Einstellung wenig zu wollen. Einmal eingestellt, ist der S1 aber ein solider Performer mit angenehmer Haptik und einfacher Bedienung auch für die Familienmitglieder (auch wenn die mitgelieferte Remote ein schlechter Witz für einen 12.000 Euro Scaler ist - gerade mal zur Pronto/Crestron Programmierung geeignet und danach besser vergessen...).

Ausgewählte Screenshots

Death Proof (480i) -> (1080p)


Giant Robo (480i) -> (1080p)


Life Aquatic with Steven Zissou (480i) -> (1080p)


Pirates of the Caribbean 2 (480i) -> (1080p)


Rocky Horror Picture Show (480i) -> (1080p)


Sleeping Beauty (480i) -> (1080p)


Star Wars Episode V (480i) -> (1080p)


Screenshot Archiv zum Download

62 Screenshots: http://sharebee.com/9f7835a9

1080p24 AVC (25mbit) Video Showcase

1080p23,976 Showcase: http://www.megaupload.com/?d=F4PSU957




Grüße
Tobias