Solti, Sir Georg: Ein Sir aus Ungarn

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Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 17. Feb 2004, 02:51
Vor einigen Jahren beherrschten zwei Sterne den Klassik-Schallplattenhimmel: Was Karajan für die Deutsche Grammophon war, bedeutete Solti für die Decca.

Soltis Repertoire war ebenso wie jenes von Karajan sehr
groß, er dirigierte quasi *alles*. Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Bruckner, Mahler, Wagner, Verdi, Bartok, Mussorgski und etliches andere...

Neben seinen Fähigkeiten als Dirigent, war er auch ein ausgebildeter Pianist.
(Concours International Genf 1942.........1. Preis)

Er wurde am 21. 10. 1912 in Budapest geboren.
Die Liste seiner Lehrer liest sich wie das Who-is-Who
der Musikwelt um 1930. (E.v. Dohnany, Bela Bartok,
Zsoltan Kodály, Felix von Weingartner)
Er bekleidete im Laufe seines Lebens etliche wichtige Posten, war Assistent Toskaninis in Salzburg, GMD an der Bayrischen Staatsoper in München,GMD in Frankfurt,
Leitung der Covent Garden Opera, Leitung des Chicago Symphony Orchestra (1969-1991), gleichzeitig Chefdirigent des LSO (1979-83)sowie 1073-1979 Leider der Pariser Oper,
ab 1992 künstlerische Leitung der Saltburger Osterfestspiele. Er starb 1997 völlig unerwartet.

Sein Vermächtnis auf Schallplatten ist schier unerschöpflich. Er war lebenslang exklusiv bei Decca unter Vertrag, wenn man die Tontechnik der Platten betrachtet, so müssen seine Freunde wohl sagen: Gott sei Dank ,)

Sein Dirigierstil war (wie bei allen Dirigentengrößen)
nicht unumstritten, jedoch werden auch seine schärfsten
Kritiker seine Einspielung von Wagners "Ring" als
"ausserordentlich" gelten lassen müssen.

Mein persönliches Statement folgt, wie schon bekannt, etwas später.
Ihr seid an der Reihe. Wen von euch hat dieser Dirigent beeindruckt, wen weniger-- und warum.
Und vor allem --- Was sind eure Lieblings-CDs mit ihm ?
Auch wenn jemand gar nichts von ihm hat, ist das hier
erwähnenswert!

Gruß
Alfred
cr
Inventar
#2 erstellt: 17. Feb 2004, 05:08
Er wird gerne als der Röntgenologe unter den Dirigenten bezeichnet, da seine Interpretation oft sehr gut die verschiedenen Instrumentalgruppen/ineinander verflochtenen Melodien-Stränge zu Gehör bringt.

LieblingsCDs:
Ring-Auszüge
6., 9. Bruckner
2., 4., 9. Mahler
Messiah mit Kiri Te Kanawa (als Ergänzung zu Karl Richter und die historischen Interpretationen)
5. Tschaikowsky (die aus den 90ern)
6. Tschaikowsky (Decca Ovation - sehr radikal dirigiert)
Tannhäuser, Holländer

PS: Eigentlich ist er ja ein Österreicher , da 1912 geboren in Ö.
Hilda
Stammgast
#3 erstellt: 17. Feb 2004, 11:24
mit dem Solti-Ring quasi aufgewachsen... Immer noch beeindruckt, allerdings ist er mir inzwischen zu vordergründig effektvoll - die Orchesterbalance ist sehr zum Blech verschoben - eine Eigenart Soltis die in mir in meiner 'Klassik-Jugend' populär gemacht hat, inzwischen aber häufiger kalt lässt... Inzwischen habe ich bei jeder Wagner-Oper andere Favoriten.

Vom Dirigat her ist beispielsweise Karajans Ring IMHO weitaus interessanter.

Wo Solti mich immer noch begeistert ist bei Brahms (Symphonien), Elgar (Symphonien, Enigma-Variationen), Strauss (Alpensinfonie, Elektra, Rosenkavalier), Tschaikowsky (5&6 auf Decca Ovation, Eugen Onegin).


Messiah mit Kiri Te Kanawa (als Ergänzung zu Karl Richter und die historischen Interpretationen)


Das finde ich interessant. IMHO ist Soltis Messias mit das gräuslichste, was die 80er an 'modernen' Messias-Interpretattionen hervorgebracht haben. Man höre sich nur die Phrasierung der Koloraturen des Chors an...*schüttel*. Ähnliches gilt übrigens für Sir Georgs übrige Barockbemühungen (Matthäus-Passion, h-moll Messe). So verschieden können Meinungen sein

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#4 erstellt: 17. Feb 2004, 12:03
Hallo Alfred,

Solti,
das ist ein Thema nach meinem Geschmack!
Dessen Stil scheint ja z.Z. wenig trendy zu sein, für die einen nicht HIP und die anderen nicht gefühlig soft.

Später mehr.
Gruß
Franz
Hilda
Stammgast
#5 erstellt: 17. Feb 2004, 12:16

Dessen Stil scheint ja z.Z. wenig trendy zu sein, für die einen nicht HIP und die anderen nicht gefühlig soft.


schliesst Du DAS aus den obigen posts????

fragt
Klaus
op111
Moderator
#6 erstellt: 17. Feb 2004, 12:30


Dessen Stil scheint ja z.Z. wenig trendy zu sein, für die einen nicht HIP und die anderen nicht gefühlig soft.


schliesst Du DAS aus den obigen posts????

fragt
Klaus


Habe ich das irgendwo geschrieben?
Sehe ich nicht.

Antwort @klaus: Das schließe ich aus den Reaktionen und Meinungen, die in anderen Foren geäußert wurden.

wundert sich
Franz
Hilda
Stammgast
#7 erstellt: 17. Feb 2004, 12:54
war nur eine Frage und die wurde ja beantwortet

Kein Grund zum wundern...

Klaus
embe
Stammgast
#8 erstellt: 17. Feb 2004, 17:01
Hallo,
meine Solti Evergreens:
Walton, Belshazzars Feast, Te Deum.
Elgar, die Sym, Enigma, kleinere Orchesterwerke.
Alle Ungarn, Bartok, Kodaly, Weiner, sollte ich Liszt zu den Ungarn zählen?
Egal, alles von Liszt machte der Mann zu Gold.
Schade, dass er Sachen von Miklos Rozsa nicht aufgenommen hat.
Tschaikovsky, 4.,5., u. 6. Sym.
Mahler, alles!
Prokoffief, Romeo u. Julia +1. Sym.
Bruckner nur die 4. u 3.
Borodin, Mussorgsky, kleinere Orchesterwerke u. nat. die Bilder einer einer Ausstellung.
Wagner, Orchesterstücke, hab keine Oper mit Solti.
Richard Strauss, alle *wichtigen* Orchesterwerke.
Mendelssohn 4. und Beethoven 5. u. 7. mit den Wienern.
Beethoven 9. Chicago.
Dukas, Zauberlehrling.
Offenbach/Rosenthal, Gaite Parisienne.
Rossini Ouvetüren.
Suppe, Ouvertüren. Bis heute unerreicht! ;O)
Mehr fallen mir grad nicht ein.
Gruß
embe
drbobo
Inventar
#9 erstellt: 17. Feb 2004, 20:04
Hallo,

erstaunlicherweise habe ich nur Weniges bei mir gefunden
Mahler (die Symphonien)
einen Sampler Best of (geschenkt bekommen?)
Elgar Enigma
ähm, und das wars. Nicht mal eine Opernaufnahme. Aber da schaue ich eher auf die Solisten. (Hallo Alfred, ein neues Thema)
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 19. Feb 2004, 02:11
So, nun meine Statements.

Zu Solti habe ich eigentlich erst sehr spät gefunden.
Das hat mehrere Gründe:

In meiner Jugend bevorzugte ich vorwigend "Wiener Klassik"
So erwarb ich 2 Cds mit Haydn. Sie überzeugen mich nicht, auch heute nicht.
Sein Schubert, konnte gegen meine Lieblingsdirigente Böhm
ebensowenig bestehen, wie sein Mozart.

Ausgezeichnet hingegen empfand ich seinen "Don Carlos"

Die Dinge jedoch, die ihm besonders lagen, hatte ich zwar *auch* in meiner Sammlung aber ich hörte sie nicht allzugern.

Das hat sich inzwischen geändert, und so kamen einige
verspätet zu Ehren, andere wieder wurden nachgeschafft.


Mussorgsky/Ravel: Bilder einer Ausstellung
Mahler : Sinfonie Nr 8
Bartok: Konzert für Orchester


Ich erwäge den Ankauf der 1. Mahler (hab allerdings schon 4 andere Versionen, so zögere ich noch)

Ich werde mal in jene Cds hineine hören, die mir vor etlichen Jahren nicht so besonders gefallen haben.
Denn das ist ein unbestreitbares Plus bei Klassikaufnahmen: Oft entpuppen sich "Fehlkäufe" 15 Jahre später als "Weise Voraussicht"

GRüße
aus Wien
Alfred
Rocki
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 19. Feb 2004, 02:24
Ich mag Soltis Interpretationen nicht. Wie oben bereits erwähnt, finde auch ich Vieles zu Effektheischerisch. Das mag oftmals an der amerikanischen Orchesterkultur liegen, von denen ja (mindestens) seine späten Aufnahmen dominiert sind.
Den 'legendären' Solti-Ring brauche ich auch nicht. Von den Sängern her ist der 1966er-Ring unter Böhm Referenz; als Geiger und Orchestermusiker habe ich mit dem Karajan-Ring den Zugang zu diesem Werk gefunden.
Irgendwie wird er für mich immer ein sehr 'amerikanischer' Dirigent bleiben - und bei Wiener Klassik und Romantik ist das für mich alles Andere als ein Prädikat.
Autist
Schaut ab und zu mal vorbei
#12 erstellt: 19. Feb 2004, 02:53
Hallo zusammen,

mir fallen Soltis Salome mit Nilsson/Wächter (hochspannender Stoff) und zwei ausgezeichnete Mahler (1. und 4.) Einspielungen ein.(@Alfred: die 1. lohnt wirklich; die 4. ebenfalls, wenn du sie noch nicht hast. Ich kenne, abgesehen von der Klemperer-Augnahme, keine bessere.

Gruß aus Hamburg
Uwe


[Beitrag von Autist am 19. Feb 2004, 02:56 bearbeitet]
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 19. Feb 2004, 04:46
@autist

(@Alfred: die 1. lohnt wirklich; die 4. ebenfalls, wenn du sie noch nicht hast


Besten Dank für den Hinweis.
Folgende Frage bezieht sich auf die 1.

Welche Aufnahme ist die von Dir empfohlene?

Die Analoge oder die Digitale ?

Erstere ist derzeit in der Serie "Legends",
zweitere in der Serie DIGITAL MASTERS,
(beide Decca, beide Midprice, verfügbar)

Gruß
aus Wien
Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 19. Feb 2004, 04:47 bearbeitet]
Autist
Schaut ab und zu mal vorbei
#14 erstellt: 19. Feb 2004, 19:44
Hallo Alfred

ich beziehe mich hier auf die Digitalaufnahme von 1984 mit den CSO (die andere ist, glaube ich, mit dem London SO).

Gruß aus Hamburg
Uwe
op111
Moderator
#15 erstellt: 27. Feb 2004, 16:38
Hallo,

Alfred hat ja einiges zum Phänomen Solti und dessen polarisierender Wirkung geschrieben.


>Sein Vermächtnis auf Schallplatten ist schier unerschöpflich. Er war >lebenslang exklusiv bei Decca unter Vertrag, wenn man die Tontechnik der >Platten betrachtet, so müssen seine Freunde wohl sagen: Gott sei Dank,)

Das Problem z.B. der DG Aufnahmetechnik scheint mir zu sein, dass man sich oft an ziemlich kurzlebige Moden angehängt hat und manchen Dirigenten zu sehr nachgegeben hat (dem Karajan Kuschelklassiksound z.B.), während die Decca einen hauseigenen Stil hatte, geprägt durch Produzent G. Culshaw und Techniker wie Kenneth Wilkinson, Gordon Parry und James Lock.

Hinzuzufügen wäre noch, dass Soltis Musikalität nicht durch weltanschauliche (HIP) oder kommerzielle Faktoren bestimmt war, erst recht nicht durch einen "Führungsanspruch" (Karajan und dessen "Imperium", dessen erbitterte Kämpfe insbes. gegen Bernstein).

Was man m.E. bei Solti nie vorfindet:
willkürliche Effekte
Sentimentalität
geschäftige Routine (wie z.B. in Karajans 9. Schubert: ein ungeliebtes Stück, das aber Verkaufszahlen verspricht, spielt man mal eben routiniert runter)

So gibt es nicht nur eine Parallele zum eher traditionalistisch ausgerichteten Karl Böhm, der sich ebenfalls als "nur Musiker" sah, sondern auch die, beide haben sich nie zum starrsinnigen "Hüter der ewigen Kulturschätze" gemacht.

Solti, der des Deutschen hervorragend mächtig war, gab in Interviews stets schnörkellose pointierte Anmerkungen, abseits der inhaltslosen Floskeln der routinierter Stars.

Alfred:>Neben seinen Fähigkeiten als Dirigent, war er auch ein ausgebildeter Pianist.

Wovon es bei der Decca auch Aufnahmen gab, div. Violinsonaten mit Georg Kulenkampff und bei Sony Bartoks Sonate f. 2 Klaviere und Schlagzeug und Brahms Variationen.

Ich habe Solti zuerst als Dirigenten der Mahler-Sinfonien kennen gelernt
Die Aufnahmen der 5,6,7,8 mit dem Chicago Symphony Orchestra waren auch aufnahmetechnisch Meilensteine. In dieser Detailgenauigkeit und solcher fast schon rücksichtslosen Wucht gab es Mahler auf LP nie zuvor.
Erst das Remastering hat bei Bernstein und Haitink noch versteckte Qualitäten zu Tage gefördert, während bei Kubelik der Bassbereich nach wie vor fehlt.
Auf LP gab es keine auch nur annähernd so transparenten und detailgenauen Mahleraufnahmen, wie die Soltis.
Solti kam mit dem Chicago SO die Methode, statt der 5 min. Takes ganze Sätze aufzunehmen und allenfalls Details zu korrigieren sehr entgegen.

Die unglaubliche Brillanz des Orchesters führte allerdings auch schon mal zu einem Detailfetischismus, der z.B. einigen Brucknersinfonien, wie ganz krass in der der 6., schadet.

Für mich zum Maßstab geworden sind u.a. folgende Produktionen (meist Chicago SO, Decca):

Bartok: Konzert f. Orchester, Musik ..., Divertimento ..., Klavierkonzerte mit Ashkenazy

Beethoven, Sinfonien 1-9, (ca. 1976)
[Beethoven non-lite inkl. aller Wiederholungen, im Spannungsfeld Toscanini/Furtwängler, Tempi sind strikt non-HIP (Solti zu Beethovens Tempobezeichnungen: "sowas kann man nicht machen")]

Beethoven Missa Solemnis
Brahms: Ein deutsches Requiem
Bruckner: 1.-9. [hervorragend daraus 7,8,9!, weniger 6.]
Debussy: La Mer
Mahler: 1.-9.
Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung
Schostakowitsch: 8.,10.,15.
Schubert: 9.
Strauss: Till, Zarathustra, Alpensinfonie (SO des BR), Salome, Elektra (Wiener Ph.)
Tschaikowsky: 4.-6. Orchesterwerke
Verdi: Ein Maskenball, Don Carlos, Rigoletto, Otello (mit Cossutta, Price)

Wagner: Ring, Lohengrin, Tannhäuser, Parsifal
(Zu Soltis Ring habe ich erst sehr spät gefunden. Zunächst bin ich mit Karajans Ring aufgewachsen, eine Abneigung gegen vermeintlich trad. hochdramatische Interpretationen mag da eine Rolle gespielt haben.
Nach und nach hat mich Karajans Ring ermüdet: fast spannungslosen undramatischen Szenen steht da ein brutaler Lärm an den Aktschlüssen gegenüber, das Orchester klingt undifferenziert und weit hinter den Sängern zurückgesetzt, viele Details sind nicht ausformuliert, geschönt, glatt, routiniert)

Eine Biografie Soltis vertreibt Zweitausendeins günstig.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 27. Feb 2004, 16:42 bearbeitet]
op111
Moderator
#16 erstellt: 04. Mrz 2004, 12:56
Kleiner Nachtrag für Leser:

Solti über Solti.
Die Autobiografie.
Er hatte das absolute Gehör, galt als "Pult-Dämon", war der "verwegenste Senkrechtstarter" (SZ) der Musikszene, "ein Kraftwerk der Gefühle" (FAZ). Seine Aufführungen bescherten der Opernwelt Sternstunden. In diesem Band erzählt Sir Georg Solti sein Leben, von seinen Begegnungen, Visionen, Leidenschaften, Reisen. Ein sehr persönliches Buch, ein Stück Musikgeschichte. 256 Seiten. Leinen. Kindler. *Statt 24,90 EUR nur 12,00 EUR.

bei Zweitausendeins
www.http://www.zweitausendeins.de/

Best.-Nr. Nr. 12409

Gruß
Franz
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 04. Mrz 2004, 20:37
Gestern habe ich meiner Sammlung eine weitere CD von Solti hinzugefügt.

Es handelt sich um eine Eloquence-DECCA, auf der sowohl,
"Le Sacre du Printemps" als auch "Petrouchka" enthalten sind. Wie man eine solch durchwegs geglückte Aufnahme in
den Budget-Bereich schieben kann, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Hier scheint Solti in Seinem Element. Über Stärken und Schwächen der Aufnahme demnächst in eigenem Thread...

Gruß
Alfred
op111
Moderator
#18 erstellt: 29. Jul 2004, 16:00
Hallo zusammen,

Weil es gerade zum Thema Bayreuth passt, Zitate aus der Autobiographie "Solti über Solti" München 1997
Gruß, Franz


... Der geniale Wieland starb viel zu früh im Jahre 1966. Der nun folgende Leiter, Wolfgang Wagner, verfügt zwar über beachtliche organisatorische Fähigkeiten, aber er ist der Aufgabe künstlerisch nicht gewachsen.

Die Bayreuther Festspiele zeichnen sich durch zwei Dinge aus: die phänomenale Akustik des Hauses und den hervorragenden Chor, ... Aber der musikalische Standard der Festspiele war niedrig, weil nicht genügend Geld da war, um die Stars zu bezahlen. In den achtziger Jahren galt dies für das Orchester ebenso wie für die Sänger. Einige Jahre lang war es der Festspielleitung gelungen, gute ostdeutsche Musiker zu relativ niedrigen Gagen zu engagieren: ... ... verschärfte die DDR die Ausreisebeschränkungen und beendete diese ... vorteilhafte Situation. Also bestand das Bayreuther Orchester 1983 im wesentlichen aus westdeutschen Musikern. Da man sich nicht die besten westdeutschen Musiker leisten konnte, die während der Hauptsaison genug Geld verdienten und nun lieber Urlaub ... machten, als sich zwei Monate ... abzurackern, war das Orchester entschieden zweitklassig.

Mein größtes Problem war die Besetzung: Als ich vor zwanzig Jahren den Ring aufgenommen hatte, da standen mir Nilsson, Hotter und Windgassen zur Verfügung. Die Sänger, die ich 1983 bekam, ließen sich mit ihnen nicht vergleichen. Hildegard Behrens, unsere Brünnhilde, sang gut und erzielte einige erfreuliche Ergebnisse. Siegmund Nimsgern, unser Wotan, hatte zwar eine wunderschöne Stimme, aber sie war zu klein für diese kräftezehrende Partie. Auch Siegfried Jerusalem hatte einen hübschen, lyrischen Tenor, aber er hätte bei Mozart und anderen Werken aus dem leichteren Repertoire bleiben sollen ; sein Siegmund jedenfalls war nicht überragend.

Die größten Schwierigkeiten gab es mit Reiner Goldberg, den ich für den Siegfried engagiert hatte... ... ahnte ich nicht, daß Goldberg seinen Text nicht beherrschte. ... Bei den ersten Bühnenproben war er stimmlich herrlich —, aber dann geriet er in Panik und versagte. ...In letzter Minute sprang Manfred Jung ein und sang alle drei Aufführungen ...

Auf meinen Vorschlag hin inszenierte in diesem Jahr Peter Hall den ganzen Ring. Ich bewunderte zwar Wieland Wagners abstrakte Inszenierungen, war aber der Meinung, es sei an der Zeit, etwas anderes zu machen. Eine moderne naturalistische Produktion schien mir interessant - eine Inszenierung, die den Geist von Wagners Bühnenanweisungen bewahrte, ohne sie lächerlicherweise allzu wörtlich zu nehmen. Peter und William Dudley, der Bühnenbildner, schufen eine gute Inszenierung, bei der es jedoch viele technische Probleme gab: Die tschechischen Bühnenarbeiter verstanden nicht gut Deutsch, von Englisch ganz zu schweigen. Peter und Bill hatten erhebliche Verständigungsschwierigkeiten mit ihnen. Dadurch verlangsamte sich der gesamte Ablauf, und sogar bei den Aufführungen gab es haarsträubende technische Probleme. In einer Vorstellung der Götterdämmerung beispielsweise ging der Vorhang zu Beginn des zweiten Akts zu spät hoch. Deshalb wurde die Zeile «Schläfst du, Hagen, mein Sohn?« hinter dem Vorhang gesungen. Irgend jemand hatte da ganz gewiß geschlafen.

... stellten damals die Sänger das Hauptproblem dar. Heutzutage ist es, wenn auch unter Schwierigkeiten, möglich, Meistersinger, Tristan und Parsifal zu besetzen, auch den Fliegenden Holländer, Tannhäuser und Lohengrin, aber den Ring kann man nicht besetzen - ... Ich hänge nicht an der sogenannten guten alten Zeit: Heute werden Mozart-Opern besser gesungen als in früheren Generationen, auch viele Werke von Verdi, Puccini und anderen Komponisten lassen sich besser als je zuvor besetzen. ... Heutzutage gibt es eine ganze Reihe vielversprechender junger Sänger, von Ben Heppner zu René Pape, von Angela Gheorgiu zu Renee Fleming. Aber was den Ring angeht, bleibe ich dabei: Es gibt keine dramatische Sopranistin, die in der Lage wäre, die Brünnhilde adäquat zu singen, keinen Heldentenor, der Siegfried richtig singen könnte, und keinen Wagner-Baßbariton, der für den Wotan geeignet wäre.

Was sollte Wolfgang Wagner tun ...- er sollte es (das Festspiel) weiter öffnen. Nach Wagners Absicht sollte es nicht nur ein Zentrum für seine eigenen Werke sein, sondern für die deutsche Oper generell. Warum könnte man hier also nicht Webers Opern aufführen, die Opern von Strauss, Henze, Pfitzners Palestrina, Hindemiths Mathis der Maler? Schafft den Wagnerismus als Religion ab und bringt ein wenig frische Luft ins Theater, wie Wagner es wollte. Versucht das Publikum zu verjüngen. Die Wagner-Festspiele haben sich überlebt - ein neues Denken ist nötig.


[Beitrag von op111 am 29. Jul 2004, 16:04 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 29. Jul 2004, 18:03

Autobiobraphie Solti:

Was sollte Wolfgang Wagner tun ...- er sollte es (das Festspiel) weiter öffnen. Nach Wagners Absicht sollte es nicht nur ein Zentrum für seine eigenen Werke sein, sondern für die deutsche Oper generell. Warum könnte man hier also nicht Webers Opern aufführen, die Opern von Strauss, Henze, Pfitzners Palestrina, Hindemiths Mathis der Maler? Schafft den Wagnerismus als Religion ab und bringt ein wenig frische Luft ins Theater, wie Wagner es wollte. Versucht das Publikum zu verjüngen. Die Wagner-Festspiele haben sich überlebt - ein neues Denken ist nötig.


Hallo,

1997 geschrieben, hat's ja bisher wenig gebracht, wenn ich in diversen Foren die Beiträge über das diesjährige Bayreuth-Spektakel verfolge. Im Grunde war's ja keins, so weit ich informiert bin (als Nichtwagnerianerin ausreichend), und dieses Ausbleiben wurde in gewissen Kreisen bedauert. Hält doch der alljährlich stattzufindende Eklat das Spektakel am Leben! Deshalb liegt diesen gewissen Kreisen wohl auch nicht an einer Neuorientierung der BF. An einem neuen Denken schon gar nicht. Den Äußerungen z. B. einiger "hochstehender" Politiker nach der Premierenaufführung konnte man entnehmen, daß es ihnen völlig egal ist, ob da Hasen oder Barbusige auftreten oder wer was und wie singt. Hauptsache, man hat die fünf Stunden hinter sich gebracht und wurde (mal wieder) gesehen. Die wirklich Interessierten bekamen ja eh keine Karte. Mit Musik hat es m. M. nach nur noch wenig zu tun!
Mir ist das alles zu hoch, sorry!

Grüße,
Susanna
op111
Moderator
#20 erstellt: 29. Jul 2004, 18:38

Deshalb liegt diesen gewissen Kreisen wohl auch nicht an einer Neuorientierung der BF. An einem neuen Denken schon gar nicht. Den Äußerungen z. B. einiger "hochstehender" Politiker nach der Premierenaufführung konnte man entnehmen, daß es ihnen völlig egal ist, ob da Hasen oder Barbusige auftreten oder wer was und wie singt. Hauptsache, man hat die fünf Stunden hinter sich gebracht und wurde (mal wieder) gesehen. Die wirklich Interessierten bekamen ja eh keine Karte.

Hallo Susanna,
das Festival bezieht m.W. erhebliche Mengen an öffentlichen Geldern. Vielleicht sehen einige der angesprochenen "Prommis " es deshalb als selbstverständlich an, daß ihnen in Bayreuth eine aus Steuergeldern finanzierte für sie kostenlose Werbeplattform erhalten bleibt, oder instrumentalisieren Festivals vielleicht sogar aktiv zu solchen "Events".
Manche haben es nicht mal nötig, ihre Karte zurückzugeben, wenn sie dem Ereignis fernbleiben, wie man's schon von anderswo in der Welt kennt.
Ich habe diese Passage aus der Biografie auch deshalb zitiert, weil Solti wie immer ohne ohne diffuses Geschwafel Kritik äußerte.
Gruß, Franz


[Beitrag von op111 am 29. Jul 2004, 18:50 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 29. Jul 2004, 19:24
Franz:

das Festival bezieht m.W. erhebliche Mengen an öffentlichen Geldern.

Hallo Franz,

Darin hat es Tradition. Schon Wagner konnte sein Theater auf dem Hügel nur mit einem Darlehen seines fürstlichen Mäzens verwirklichen. Und woher der das Geld hatte, weiß man ja. Allerdings wurde er (auch) deshalb entthront.

Manche haben es nicht mal nötig, ihre Karte zurückzugeben, wenn sie dem Ereignis fernbleiben, wie man's schon von anderswo in der Welt kennt.

Unverschämt und gedankenlos, wo so viele "einfache" Wagnerianer liebend gern mal eine Aufführung sehen würden!

Ich habe diese Passage aus der Biografie auch deshalb zitiert, weil Solti wie immer ohne ohne diffuses Geschwafel Kritik äußerte.
So habe ich das auch bei einem Soltianer (?) aufgefaßt.

Gruß,
Susanna
mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 30. Jul 2004, 01:01

So habe ich das auch bei einem Soltianer (?) aufgefaßt.


Um diesen Thread noch einmal auf sein ursprüngliches Thema zurückzulenken, hier noch ein paar Empfehlungen, deren bisherige Nicht-Erwähnung mich als Solti-Skeptiker ein wenig überrascht. Seine Mozart-Opern, zumal Die Zauberflöte, sind klasse und auch bei Richard Strauss hat sich Solti richtig wohlgefühlt - hörbar.

Gruß,
Gerrit
walter_f.
Hat sich gelöscht
#23 erstellt: 30. Jul 2004, 11:06

und auch bei Richard Strauss hat sich Solti richtig wohlgefühlt


Hallo Gerrit,

da fällt mir sofort die Salome ein. Ich bin wirklich kein Opernfan, aber diese Aufnahme habe ich schon oft "am Stück" durchgehört.

Grüsse
Walter
op111
Moderator
#24 erstellt: 30. Jul 2004, 14:54
Hallo zusammen,

Gerrit:

So habe ich das auch bei einem Soltianer (?) aufgefaßt.

... Empfehlungen, deren bisherige Nicht-Erwähnung mich als Solti-Skeptiker ein wenig überrascht.

Die gerade wiederveröffentlichten 12 letzten Haydn-Symphonien mit dem LPO haben mich zum ersten Mal wirklich aufhorchen lassen. Haydns Symphonien fand ich bisher immer recht langweilig, gerade im HIP-Sound.

http://www.georgsolti.com/ gibt sich recht informationsarm listet nur einige Highlights und enthält unversändlicherweise keine vollst. Diskographie.

Es gibt noch einiges zu erwähnen:
Berlioz: Fausts Verdammnis
Liszt: Symphonische Dichtungen,
herausragend: Eine Faust-Sinfonie, nach Bersteins erbärmlich sentimentalem Fiasko bei der DG kommt diese Aufnahme der Faust-Symphonie einer Ehrenrettung Liszts gleich

Prokoffjew: 1. Symph., Romeo & Julia
Strawinsky: Oedipus Rex u.a.
Schoenberg: Moses und Aaron, Orchesterwerke


Seine Mozart-Opern, zumal Die Zauberflöte, sind klasse
Darüber mehr mit Soltis eigenen Worten.


und auch bei Richard Strauss hat sich Solti richtig wohlgefühlt - hörbar.

Strauss: Till, Zarathustra, Alpensinfonie (SO des BR), Salome, Elektra (Wiener Ph.) hatte ich z.B. früher erwähnt, aber "Die Frau ohne Schatten", die einzige Strauss-Oper nach Elektra, die ich ertragen kann, vergessen.
Walters Vorliebe für "Salome" teile ich uneingeschränkt, das ist für mich *die Strauss Oper* schlechthin, wogegen ich den "Rosenkavalier" eher zu den Haßobjekten zählen würde.

Gruß, Franz

G. Solti:
Bei Mozart darf nichts schwer oder langsam sein. ... aber als ich nach Covent Garden kam, bekrittelte man meine Interpretation der Hochzeit des Figaro von 1964 als zu schnell. Doch heute ist beinahe jeder zu raschen Tempi übergegangen.

... So kam ich zu dem Schluß, daß es bei Mozart - wie auch bei Bach, Haydn und Beethoven - für jedes Stück nur ein einzig richtiges, «natürliches« Tempo gibt. Jedes andere Tempo klingt falsch. Bei Werken von Wagner, Bruckner, Mahler, Strauss und vielen anderen romantischen und nachromantischen Komponisten sind hingegen viele verschiedene Tempi möglich. Bei der Musik des 18. Jahrhunderts ist die Frage des Tempos nach meiner festen Überzeugung entscheidender als bei der des 19. Jahrhunderts.
Die Frage der Textur liegt parallel zur Tempofrage: Ich bin ein Erbe der Tradition des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, der zufolge die Musik des 18. Jahrhunderts mit einem vollen Streicherapparat (sechzehn erste Violinen und so weiter) gespielt wurde - eine Praxis, die auch lange nach dem Zweiten Weltkrieg noch herrschte. Ich hielt jeden anderen Ansatz für ein Sakrileg. Ich vertrat die irrige Ansicht, ein verkleinerter Streicherapparat würde in einem großen Saal nicht "klingen". Nach Jahren praktischer Erfahrung erkannte ich allmählich, daß dies gar nicht stimmt. Wie sollten die Blasinstrumente all diese Streicher aufwiegen? Man muß also entweder die Zahl der Bläser verdoppeln oder die der Streicher verringern - und ich kam zu dem naheliegenden Schluß, daß man die Streicher reduzieren muß. Bei Mozart-Opern sollte diese Verkleinerung ziemlich drastisch ausfallen:
...
Die Originalklangbewegung mag dazu beigetragen haben, daß wir die Musik des 18. Jahrhunderts "leichter" angehen. Aber ich habe mir nie etwas von diesen "authentischen" Ensembles angehört. Zu meiner Überzeugung kam ich allein durch praktische Erfahrung. Ich sehe durchaus den Sinn und den Zweck der Forschung und weiß die guten Absichten zu schätzen, aber ich verstehe nicht, weshalb man alte Instrumente nachbauen und spielen will, die furchtbar schwer zu stimmen sind, wo doch moderne Instrumente ganz leicht richtig zu stimmen sind. Ich gebe zu, daß Beethovens Klaviermusik nicht mit übermäßigem Pedal oder zu starkem Anschlag gespielt werden sollte, aber ich sehe keinen Grund, weshalb man die «Hammerklavier«-Sonate auf einem alten Fortepiano spielen sollte, das bereits zu Lebzeiten des Komponisten als unzulänglich galt, anstatt auf einem herrlichen modernen Flügel. Weshalb sollte man die Hornsoli in Leonores Arie und Kavatine in Fidelio oder auch am Ende des dritten Satzes der Neunten Symphonie auf einem alten Instrument blasen anstatt auf einem modernen, das seine Aufgabe um so vieles zuverlässiger und um nichts weniger ansprechend meistert?
Susanna
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 30. Jul 2004, 14:55
Gerrit:

Seine Mozart-Opern, zumal Die Zauberflöte, sind klasse


Stimmt! Die Zauberflöte mit den WPh von 1990 höre ich gern.
Die Sänger hervorragend, bes. Kurt Moll als Sarastro.
Trotzdem - meine Böhm-Aufnahme ist für mich "mozartischer" (stellt Euch darunter vor, was Ihr wollt!), kann aber auch sein, daß ich wegen Fritz Wunderlich voreingenommen bin.

Gruß,
Susanna

P.s. 1 Minute zu früh abgeschickt, deshalb nochmal zu Solti, von Franz zitiert:

...Tradition des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, der zufolge die Musik des 18. Jahrhunderts mit einem vollen Streicherapparat (sechzehn erste Violinen und so weiter) gespielt wurde.... Ich vertrat die irrige Ansicht, ein verkleinerter Streicherapparat würde in einem großen Saal nicht "klingen"... und ich kam zu dem naheliegenden Schluß, daß man die Streicher reduzieren muß. Bei Mozart-Opern sollte diese Verkleinerung ziemlich drastisch ausfallen...

Meine obige Bemerkung lasse ich trotzdem so stehen, auch wenn Solti sich bemüht haben sollte, den Orchesterklang des 18. Jhdts. zu treffen.


[Beitrag von Susanna am 30. Jul 2004, 15:08 bearbeitet]
Hilda
Stammgast
#26 erstellt: 30. Jul 2004, 15:26
ein kurzer Einwurf von mir zum Bayreuther Solti-Ring 83...


Der gute Sir Georg hat allerdings - wie damals kolportiert wurde - psychologisch sehr geschickt, dieses im wörtlichen Sinne Vorurteil über das Orchester auch in den ersten Proben wissen lassen ('...ich habe in Chicago das beste Blech der Welt...') Zudem hat er es wohl auch mit einigen an den ersten Pulten verdorben. Ich müsste mal mein Buch über das Festspielorchester rauskramen, wer damals gespielt hat. Ich bin mir nicht so sicher, ob sich das so halten lässt. Am 1.Horn saß jedenfalls damals Gerd Seifert (Berliner) und zumindest das restliche Blech war durchaus hochwertig besetzt.
Zudem hat er im ersten Jahr sehr viel Wind gemacht und den Orchestergraben teilweise aufgedeckt. Das Hinschmeissen des Regieteams und des Dirigenten nach dem ersten Jahr lässt ja auch nicht gerade auf Professionalität schliessen. Wenn 1983 alles so schwierig war, hätte man doch für das zweite Jahr gemäss dem Werkstattgedanken einiges verbessern können... In Bayreuth ist ja jede Inszenierung ein 'work in progress'.

Eigenartig ist auch, wie es Levine im gleichen Jahr gelang einen orchestertechnisch hervorragenden Parsifal zu geben...

Gruss
Klaus
Susanna
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 30. Jul 2004, 18:16

Am 1.Horn saß jedenfalls damals Gerd Seifert (Berliner)


Ein kurzer Einwurf von mir dazu und Frage: Gerd Seifert war doch auch Solist bei Mozarts Hornkonzerten? Zumindest im Radio habe ich ihn als Solisten gehört.

Gruß,
Susanna

Die Frage hat sich inzwischen erledigt. Habe gerade bei Amazon die Mozartschen Hornkonzerte mit G. Seifert, HvK und den BPh entdeckt.


[Beitrag von Susanna am 30. Jul 2004, 19:40 bearbeitet]
op111
Moderator
#28 erstellt: 02. Aug 2004, 17:09
Klaus:
ein kurzer Einwurf von mir zum Bayreuther Solti-Ring 83..
Am 1.Horn saß jedenfalls damals Gerd Seifert (Berliner) und zumindest das restliche Blech war durchaus hochwertig besetzt.

Hallo Klaus,

Einspruch, als erstklassige (west-)deutsche Orchester jener Zeit fallen mir weit vor den Berliner Ph. zuerst das S.O. des BR, das Südwestfunkorchester Baden und das RSO Berlin ein.
Die ungeschönte Aufnahme des Premierenrings von 1976 war nicht gerade eine orchestrale Meisterleistung.


Zudem hat er im ersten Jahr sehr viel Wind gemacht und den Orchestergraben teilweise aufgedeckt.

Der Meinung, der verdeckte Graben nütze nur dem eigens dafür konzipierten Parsifal, war nicht nur Solti.


Das Hinschmeissen des Regieteams und des Dirigenten nach dem ersten Jahr lässt ja auch nicht gerade auf Professionalität schliessen.

vielleicht auch auf mangelnde Professionalität des Festspielbetriebs und nicht hinnehmbare Arbeitsbedingungen? (unterschiedliche Besetzungen bei Probe und Aufführung, die zeitliche Abfolge der Proben)
Jedenfalls habe ich damals gelesen, daß sich der Bayreuther Betrieb allgemein als nicht mit Soltis Auffassung vereinbar herausgestellt haben soll.

Gruß, Franz

PS: Eine Ankedote aus dem ewigen Kampf Wiener Philharmoniker vs. Solti
... 1994 ging ich außerdem mit den Wiener Philharmonikern auf Japantournee. Ich erinnere mich gut daran, daß die Wiener Hornisten Till Eulenspiegel nicht so schnell spielen wollten, wie ich forderte. Anstatt zuzugeben, daß sie das Stück nicht in meinem Tempo spielen konnten, wollten sie mir einreden, mein Tempo sei falsch. So schlossen wir einen typisch wienerischen Kompromiß: Wir spielten das Ganze, so schnell sie konnten. Die Wiener Philharmoniker spielen alles auf altmodischen F-Hörnern, weil diese den Musikern zufolge einen schöneren Klang haben als modernere Hörner. Doch die Hornisten machten viele Fehler. Im Jargon der Wiener Musiker werden Fehler und Patzer als »Fische« bezeichnet. Als die Hornisten bei einer Probe eine falsche Note nach der anderen spielten, wandte ich mich an den Konzertmeister und sagte: »Das ist ja wie in einem Aquarium!« Trotzdem hatten wir großen Erfolg in Japan.
Hilda
Stammgast
#29 erstellt: 02. Aug 2004, 18:01
Hallo Franz,

Seifert war nur ein Beispiel - ich bin mir ziemlich sicher, daß im Bayreuther Festpsielorchester 83 auch viele Musiker aus den deutschen Rundfunkorchestern saßen. Und 1976 wollten sie den Boulez rausekeln, weil der die Partitur nicht kannte...:D Das Bayreuther Festspielorchesterbuch erzählt da die Anekdote von 'ach du dummer augustin', den sie gerne mal in der Probe mit einbauen - Bouelz habe bei den Ring-Proben davon nix gemerkt... Muss das Buch wirklich mal suchen - ist sicher noch in einer Umzugskiste...


Der Meinung, der verdeckte Graben nütze nur dem eigens dafür konzipierten Parsifal, war nicht nur Solti.


ACK - Das wollte vorher auch schon mal einer machen - Solti durfte es - das ist ja eigentlich auch ein Vertrauensbeweis.


vielleicht auch auf mangelnde Professionalität des Festspielbetriebs und nicht hinnehmbare Arbeitsbedingungen? (unterschiedliche Besetzungen bei Probe und Aufführung, die zeitliche Abfolge der Proben)


Kann ich natürlich nicht beurteilen, aber für mich klingt Soltis Schreibe wie ein Rechtfertigungsversuch auf Kosten anderer...

Zur Sängerkritik: Jerusalem hat mit Janowski 81 einen der besten Siegmunde auf Platte gesungen. Und Goldberg war wohl ein zweiter Ernst Kozub - das hat wohl bei Solti Tradition, sich Sänger rauszusuchen, die ihre Rolle nicht können...

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#30 erstellt: 02. Aug 2004, 18:27
Hallo Klaus,

Das Bayreuther Festspielorchesterbuch erzählt da die Anekdote von 'ach du dummer augustin', den sie gerne mal in der Probe mit einbauen - Bouelz habe bei den Ring-Proben davon nix gemerkt...

Bin neugierig und gespannt.

Der aktuelle Bayreuther Ring glänzt ja auch nicht gerade.


Kann ich natürlich nicht beurteilen, aber für mich klingt Soltis Schreibe wie ein Rechtfertigungsversuch auf Kosten anderer...

Das ist vielleicht bei beiden Kontrahenten der Fall.:D


Zur Sängerkritik: Jerusalem hat mit Janowski 81 einen der besten Siegmunde auf Platte gesungen. Und Goldberg war wohl ein zweiter Ernst Kozub - das hat wohl bei Solti Tradition, sich Sänger rauszusuchen, die ihre Rolle nicht können...

Wie z.B. Domingo im Lohengrin?
Boulez hatte mit einigen Sängern auch kein großes Glück.

Den (an sich recht guten) Janowski-Ring habe ich mir damals nicht zugelegt, glaub wegen Theo Adam und der Aufnahme-Balance, die das Orchester in die 10. Reihe verbannte.

Gruß, Franz
Hilda
Stammgast
#31 erstellt: 20. Aug 2004, 09:50
Hallo Franz,

habe gestern mein Buch gefunden: Das Bayreuther Festspielorchester - Geschichte und Gegenwart.

Ich kann mal versuchen aus den Listen rauszuextrahieren, wer '83 gespielt hat. Zumindest im Blech ist das eine bunte Mischung aus Hamburg, Berlin, Köln, Düsseldorf und München. Sicherlich keine schlechte Truppe.


Also bestand das Bayreuther Orchester 1983 im wesentlichen aus westdeutschen Musikern. Da man sich nicht die besten westdeutschen Musiker leisten konnte, die während der Hauptsaison genug Geld verdienten und nun lieber Urlaub ... machten, als sich zwei Monate ... abzurackern, war das Orchester entschieden zweitklassig.


Die Jungs die da im Orchester sitzen, sind dort weil sie Bock auf Wagner haben!!! Allerdings siitzen da auch durchaus sehr selbstbewusset Orchestermusiker. Da sitzen auch mal Konzertmeister an hinteren Pulten oder Solotrompeter grosser Orchester spielen die 3. Trompete. Vielleicht hatte Solti ja auch damit seine Schwierigkeiten. Vielleioht hat ja auch einfach die Psychologie nicht gepasst bzw. vielleicht ist ja Solti in seiner Orchesterbehandlung doch etwas von der 'alten Schule' gewesen....

Gruss
Klaus
GiselherHH
Ist häufiger hier
#32 erstellt: 21. Aug 2004, 01:03
Hallo,

die Geschichte mit "O, du lieber Augustin" beim "Ring" 1976 kenne ich auch, halte sie aber eher für ein Märchen bzw. für eine Retourkutsche.

Pierre Boulez ist schließlich nicht irgendein dahergelaufener Dorfkapellmeister, sondern ein bedeutender Komponist und Dirigent. Seine Werke sind weiß Gott nicht leicht aufzuführen und wer so etwas komponieren und auch dirigieren kann, der muß auch über ein entsprechendes Gehör verfügen. Außerdem ist Boulez für seine skrupulöse Arbeitsweise bekannt.

Die Auseinandersetzungen im Jahr 1976 zwischen Boulez und dem Orchester entstanden, weil Boulez einen "entfetteten" und transparenten Orchesterklang anstrebte und die Dynamikvorschriften der Partitur beachtet wissen wollte. Insbesondere das Blech, das bis dahin gewohnt war, lautstärkemäßig oftmals "die Sau rauszulassen", wurde dynamisch zugunsten anderer Orchesterstimmen zurückgenommen, was den Bläsern natürlich nicht paßte. Es gab Streit und trotz Vermittlung Wolfgang Wagners einigte man sich nicht, so daß es während der Premiere 1976 zu orchestralen "Sabotageakten" kam, die Boulez (und nicht nur er!) durchaus bemerkte. Er bot seinen Rücktritt als Dirigent an, aber Wolfgang Wagner stand zu ihm. Zu den Festspielen 1977 kehrte ein Drittel der bisherigen Orchestermusiker nicht mehr zurück.

Grüße

Giselher
peet_g
Stammgast
#33 erstellt: 21. Aug 2004, 07:16
Hallo GiselherHH!

Willkommen am Bord.

Ein interessante Geschichte hast du erzählt. Gibt es schriftlich, mich würde es interessieren?

Gruß
GiselherHH
Ist häufiger hier
#34 erstellt: 21. Aug 2004, 10:26
Hallo peet g!

Danke für die Begrüßung!

Einen Teil der Geschichte habe ich dem Buch von Frederic Spotts "Bayreuth - A History of the Wagner Festival" (1994), S. 21 entnommen. Eine andere Quelle waren einige Artikel im "Spiegel" von 1976. Außerdem gab es darüber eine Diskussion in "rec.music.classical.recordings".

Natürlich gibt es bei so einer Geschichte immer zwei Sichtweisen. Viele im damaligen Orchester hatten eine "markige", traditionelle Wagner-Interpretation als Klangideal und nicht ein dynamisch zurückgenommenes, das Pathos auf ein Normalmaß zurückstutzendes Dirigat. Außerdem waren Chérau und Boulez Franzosen, die von der Wagner-Orthodoxie als nicht würdig (weil nicht "deutsch") erachtet wurden, den "Jahrhundert-Ring" auf die Bühne zu bringen. Viel Konfliktstoff auf beiden Seiten. Die Kraftprobe hat aber Boulez gewonnen. Einige Orchestermitglieder gingen freiwillig, andere wurden u.a. von Boulez gegangen. Daher wahrscheinlich die Verbitterung auf der "Verliererseite" und das Bedürfnis, Boulez lächerlich zu machen.

Grüße

GiselherHH


[Beitrag von GiselherHH am 21. Aug 2004, 10:27 bearbeitet]
peet_g
Stammgast
#35 erstellt: 21. Aug 2004, 17:37
Vielen Dank für Infos. Die Geschichte gefällt mir. :-)

Viele Grüße
Hilda
Stammgast
#36 erstellt: 23. Aug 2004, 11:11
Hallo Giselher,

wir werden wohl nie die ganze Wahrheit erfahren. Was ich von Orchestermitgliedern damals hörte (übrigens von welchen, die dabei geblieben sind :D) klang durchaus ausgewogen kritisch. Boulez muss wohl im ersten Jahr wirklich Probleme mit der Partitur gehabt haben. Das mit dem 'Dirigent will entschlacken und reaktionäre Orchestermitglieder wehren sich', halte ich jedoch für einen ebenso gerne gepflegten Mythos, der am Kern der Sache vorbei geht.
Das einzige, was mir an Boulez Ring-Dirigat auffällt, ist daß er die Leitmotive nicht wie ständige Ausrufezeichen behandelt und daß er durchweg flotte Tempi anschlägt. Dies haben vorher Böhm und Kempe in Bayreuth auch schon gemacht. Insofern höre ich da gar nicht so viel revolutionäres... Kann aber auch an mir liegen

Um noch mal auf Solti und sein Buch zurückzukommen. Ich muss Sound67 Recht geben - es ist sehr episodisch und sprunghaft geschrieben. Interressant finde ich es trotzdem, obwohl man einiges doch mit eine Prise Salz nehmen muss... Wenn ich meine Autobiographie schreiben würde (Haha...), käme wohl auch eine etwas einseitige Sicht meiner eigenen Leistung und der von anderen heraus...


Gruss
Klaus
op111
Moderator
#37 erstellt: 23. Aug 2004, 12:16
Hallo Klaus,

wir werden wohl nie die ganze Wahrheit erfahren.

deshalb kann an beiden Darstellungen was Wahres dran sein.
Jedenfalls habe ich den 1976er Ring nicht als Glanzstück an Orchesterkultur in Erinnerung, wie auch viele spätere Aufführungen in Bayreuth (auch unter Stars und Sternchen wie Barenboim, Sinopoli, Thielemann).


Das einzige, was mir an Boulez Ring-Dirigat auffällt, ist daß er die Leitmotive nicht wie ständige Ausrufezeichen behandelt und daß er durchweg flotte Tempi anschlägt. Dies haben vorher Böhm und Kempe in Bayreuth auch schon gemacht.
Revolutionär ist auch wohl eher sein 1966-70er Parsifal, ein Werk, das ja vor allem vorher durch Knappertsbuschs weihevoll zelebriertes Pathos geprägt war. Seltsamerweise beherrschte Boulez 10 Jahre vor dem Ring noch die Partitur und die Orchesterleistung ist auch ganz akzeptabel, sollte er bis 1976 so viel verlernt haben?


Um noch mal auf Solti und sein Buch zurückzukommen. Ich muss Sound67 Recht geben - es ist sehr episodisch und sprunghaft geschrieben.

Das liegt vielleicht auch daran, daß Solti sich (zu) wenig um außermusikalische Imagepflege gekümmert hat.
Wenn man dagegen z.B. die seitenstarken Mammutwerke z.B. der Karl Böhm und HvK-Ghostwriter liest (abgesehen dovon daß dort viel Arbeit auf die nachträgliche Rechtfertigung des Verhaltens im Zeitraum 33-45 verwendet wird), bleibt nach dem Abzug der Selbstfeier insgesamt an Substanz weniger übrig als bei Solti.

Gruß, Franz
Hilda
Stammgast
#38 erstellt: 23. Aug 2004, 12:32

Das liegt vielleicht auch daran, daß Solti sich (zu) wenig um außermusikalische Imagepflege gekümmert hat.
Wenn man dagegen z.B. die seitenstarken Mammutwerke z.B. der Karl Böhm und HvK-Ghostwriter liest (abgesehen dovon daß dort viel Arbeit auf die nachträgliche Rechtfertigung des Verhaltens im Zeitraum 33-45 verwendet wird), bleibt nach dem Abzug der Selbstfeier insgesamt an Substanz weniger übrig als bei Solti.


Hallo Franz,

Da hast Du wohl Recht. Was Dirigenten-Biographien betrifft, kenne ich nur Humphrey Burtons Buch über Bernstein, das mir sehr viel Spaß gemacht hat.

Das Thema Musikbücher wäre auch mal einen Thread wert. Durch Biographien 'kämpfe' ich mich eher ungern. Was mir gefällt, ist wenn ein Buch mir Lust aufs Musikhören macht...

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#39 erstellt: 25. Aug 2004, 11:46
Ein Einkaufstip für alle Wagner- und Solti-Freunde:

Wagner, Richard "DIE OPERN"
(Der Fliegende Holländer, Lohengrin, Die Meistersinger von Nürnberg, Tannhäuser, Tristan und Isolde, Parsifal. Plus Bonus-CD: The birth of an opera - Solti's Probe von Tristan & Isolde) Gesamtaufnahmen in Deutsch. Mit Plácido Domingo, Jessye Norman, Dietrich Fischer-Dieskau, Siegmund Nimsgern, René Kollo, Birgit Nilsson, Janis Martin, Hans Sotin, Regina Resnik u.a. Wiener Sängerknaben, Wiener Staatsopernchor, Wiener Philharmoniker, Chicago Symphony Chorus & Orchestra/Sir Georg Solti. Mit Libretti. ADD 24 Bit/96 kHz. Decca. 2002. 22 CDs 159,99 EUR. Nr. 58825.


Enthält m.W. die ältere Meistersinger-Aufnahme.

Gruß, Franz
Hilda
Stammgast
#40 erstellt: 25. Aug 2004, 13:35
uhm - enthält meines Wissens nach die neuere meistersinger-Aufnahmen

was stimmt nun??? Kaufst Du oder ich :D???

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#41 erstellt: 25. Aug 2004, 14:15
Klaus du hast Recht,
ich hab mich von einer Abb. der DG täuschen lassen, auf der das alte Cover abgebildet war.
Die neuen

Meistersinger von Nürnberg
José van Dam · Alan Opie Ben Heppner · Herbert Lippert
Karita Mattila Iris Vermillion René Pape
Chicago Symphony Orchestra
Chicago Symphony Chorus
Sir Georg Solti
2002 Decca CD 002894708002

sind es.

Wo ist meine Master Platinum ....
op111
Moderator
#42 erstellt: 25. Aug 2004, 15:28
Hallo zusammen,
mir stellt sich die Frage (da ja ältere Aufnahmen in der Wagner-Kassette enthalten sind)
sind alle Aufnahmen klanglich verbessert,
insbes. auch Tannhäuser und Parsifal aus den 1970ern, die noch nie in remasterter Form am Markt waren?
Hat mal jemand verglichen?
Gruß
Franz
vanrolf
Inventar
#43 erstellt: 05. Mrz 2005, 21:54
Hallo zusammen,

ich möchte nicht extra einen neuen thread aufmachen und denke, daß ich auf diese Weise meine Frage anbringen kann:
Was haltet Ihr von Soltis "Tristan und Isolde" (Decca, 1960)?





Über Solti selbst findet man ja eine Menge an Informationen, Richard Wagner kommt auch nicht schlecht weg. Aber über die Kombination Solti/Wagner/"Tristan und Isolde" habe ich für mich noch nichts ausführlicheres im Forum gefunden.
Bisher habe ich von diesem Werk noch keine CD-Ausgabe, allerdings mehrere auf LPs. Im Prinzip wäre da für eine entsprechende Anschaffung die berühmte Böhm-Aufnahme (DG, 1966) für mich die erste Wahl, eine gut klingende und interpretierte Alternative mit Birgit Nilsson, dafür mit einem anderen Tristan als Wolfgang Windgassen könnte mich aber auch reizen.

Gruß Rolf
lydian
Stammgast
#44 erstellt: 05. Mrz 2005, 22:58
Hallo Rolf,

ich kenne diese Aufnahme, es war mein erster Tristan. Wohl auf keiner anderen Aufnahme klingt Wagners Musik so "schwül" - das ist Geschmackssache. Für mein Empfinden ist der Tristan von Fritz Uhl schon ein Schwachpunkt; da hat es gepasst dass ich Jahre später durch Culshaws Buch "Putting the Record Straight" erfahren habe, wie schwierig es war einen Sänger für diese Rolle und für Decca zu finden. Die besten Heldentenöre der damaligen Zeit waren vertraglich an andere Firmen gebunden. (Dass Windgassen 4 Jahre später doch als Siegfried von Decca engagiert werden konnte, ist eine andere Geschichte, die langer Verhandlungen bedurfte.)

Homogener besetzt sind nun mal die beiden legendären Einspielungen; die von dir genannte Böhm-Aufnahme sowie die von Furtwängler aus dem Jahr 1953 (auch wenn man dort über den "Kunstgriff", den Walter Legge im "Liebestod" vornehmen ließ, eigentlich nur den Kopf schütteln kann). Ist zumindest meine Meinung.

Gruß,
Steff
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