Sawallisch, Wolfgang: Seine besten Aufnahmen

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Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 12. Mai 2004, 15:18
Hallo liebe Forianer,

Heute wende ich mich einem Dirigenten zu, der mir schon allein durch die Tatsache aufgefallen ist, daß er in der Liste der "Beliebtesten Dirigenten" dieses Forums nicht einen einzigen Punkt erreicht hat.
Darüber braucht er sich nicht zu kränken, immerhin ist er in guter, um nicht zu sagen, in bester Gesellschaft, teilend doch auch Ernest Ansermet und Sir Thomas Beecham dieses Schicksal.


Dabei ist seine Diskographie durchaus beachtlich, wenngleich er einst in einem Interview anklingen ließ, daß Schallplatten in seinem Leben nicht die höchste Priorität hätten....

Sei´s drum:

Welche CDs von Sawallisch haben für Euch Priorität ?


Gruß
Alfred
Tommy_Angel
Inventar
#2 erstellt: 12. Mai 2004, 17:51
Ich suche seit Monaten im ebay die "Meistersänger"!

Die wurden mal überschwenglich gelobt, vor Jahren. Jetzt warte ich auf ein Schnäppchen, vielleicht auch bei 2001.
Antracis
Stammgast
#3 erstellt: 12. Mai 2004, 20:32
Als folgendem Grund wäre ich auch gerne an CD-Tipps interessiert:

Sawallisch ist der Dirigent, mit dem ich mein furchtbarstes Konzerterlebnis hatte.
Das Ganze ereignete sich im letzten Jahre hier in Berlin am Pult der "Berliner". Auf dem Programm eigentlich dankbare Stücke, nämlich Beethovens fünftes Klavierkonzert (Pollini) und Schumanns 4. Sinfonie.
Zum ersten Mal erlebte ich, was passiert wenn ein Orchester macht was es will. Zum ersten Mail erlebte ich wirklich ganze Ensemblegruppen, die sich erst am übernächsten Taktstrich wieder vereinten. Es war einfach furchtbar und die Musik wurde durch Langeweile regelrecht hingerichtet. (Wer einiges von mir gelesen hat weiß, dass ich meist eher zurückhaltend mit scharfer Kritik bin.) Jedenfalls, meine 2 Begleiter empfanden ähnlich und ein guter Freund hatte für den nächsten tag eine sauteure Karte in Bonn gekauft (gleiches Programm, gleiche Besetzung), die er heute noch verflucht - ich hatte ihn wohlweißlich nicht vorgewarnt.

Jedenfalls, da dies die einzige Performance von Sawallisch war die ich je gehört habe - und gleichzeitig die schlechteste überhaupt, die ich je hörte, bin ich sicher voreingenommen, würde aber sehr gerne empfehlenswerte Aufnahmen von ihm hören und mir eine wirkliche Meinung bilden zu können, ob er mir mal mehr zu sagen hatte oder nicht. Vielleicht einfach auch nur ein sehr schlechter Tag.

Gruß
Anti
kleinerhanswurst
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 12. Mai 2004, 23:21
Hallo Anti,

hoffentlich ist dieser Hinweis aufgrund Deiner Konzerterfahrung nicht sinnlos:

amazon.de

Für mich die herausragende Einspielung der gesamten Schumann-Symphonien, insgesamt überzeugender als Bernstein (Sony und DG), Gardiner (DG Archiv), Levine (RCA), Solti (Decca), Szell (Sony Masterworks) oder Zinman (Arte Nova), die gut bis sehr gut sind, aber das Niveau nicht konstant in allen Symphonien halten. Sawallisch schaft's.

Die Meistersinger sind ja schon erwähnt worden. Gibt's noch bei amazon.de, allerdings noch full price.

Hans
BigBerlinBear
Stammgast
#5 erstellt: 13. Mai 2004, 07:34
Die Schumann-Einspielungen von Sawallisch wurden hoch dekoriert und zeichnen sich durch nobles Musizieren aus, aber die "Ecken und Kanten" in diesen Werken leuchten andere
Dirigenten (Zinman, Gardiner)besser aus !
Meine Lieblingsaufnahme diese Dirigenten ist eine Orfeo-CD aus dem Jahre 1984 mit Opern-Vorspielen von Hans Pfitzner.



Referenzcharakter hat auch die Interpretation des "Elias" von Mendelssohn aus dem Jahr 1968,deren Dichte (trotz der von mir nicht eben geschätzten Interpreten Adam und Schreier)und drängenderImpetus geradezu atemberaubend ist.

Tommy_Angel
Inventar
#6 erstellt: 13. Mai 2004, 08:56
Im übrigen...hat schon mal jemand an Sawallisch als Klavierbegleiter gedacht?
sound67
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 13. Mai 2004, 19:46
Der Schumann-Zyklus ist immer noch exemplarisch.

Seine Brahms-Einspielungen für EMI sagen mir auch sehr zu:



Natürlich sind auch seine Strauss- und Wagner-Aufnahmen allererster Güte.

Gruß, Thomas
Hüb'
Moderator
#8 erstellt: 20. Mai 2004, 16:36
Mir fällt spontan keine einzige Sawallisch-Interpretation ein, die ich anderen Deutungen vorziehen würde. Hervorzuheben sind IMO allenfalls die bereits genannten Schumann-Symphonien auf EMI/HMV.

@sound76: Lohnt sich die Brahms-Schnäpchenbox für jemanden der in Sachen Brahms schon (fast) alles hat?

Viele Grüße,

Frank
Hüb'
Moderator
#9 erstellt: 29. Mai 2004, 20:58
Kennt jemand diese Aufnahme

http://cgi.ebay.de/w...TRK%3AMEWN%3AIT&rd=1

und kann mir dazu etwas sagen?

Viele Grüße,

Frank
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 29. Mai 2004, 21:26
Frank (HÜB') fragte:


Kennt jemand diese Aufnahme

http://cgi.ebay.de/w...TRK%3AMEWN%3AIT&rd=1

und kann mir dazu etwas sagen?


Hallo Frank.
Ich kenne sie nicht hab aber ein bisschen gegoogelt...

Eion gewisser John Rasmussen schrieb dort:

By the way, Sawallisch is also responsible for my favorite Moldau, part of the complete Ma Vlast with L'Orchestre de la Suisse Romande on RCA.


das war in irgend einem englischsprachigen Forum.

Sofort fragte ein andererer User ob es diese wunderbare Aufnahme nun endlich doch auf CD gebe....


Gratulation zum Erwerb...

Gruß aus Wien
Alfred
Hüb'
Moderator
#11 erstellt: 30. Mai 2004, 08:20
Besten Dank Alfred!
Gegoogelt hatte ich jetzt nicht.
Hüb'
Moderator
#12 erstellt: 30. Mai 2004, 08:34
Hier eine Rezension aus der englischen "Gramophone" (da kann man sich übrigens kostenlos anmelden und ältere Besprechungen ansehen):

We rarely hear live performances of Ma vlast in the UK, yet already there are four CD versions available. Sawallisch was conductor of the Suisse Romande for several years during the 1970s and on the evidence of this, the only recording he made in Geneva during those years, his orchestra was on much better from than in the last phase of Ansermet's reign during the mid-1960s; in fact it plays very well. Sawallisch is no stranger to Czechoslovakia or to Czech music; his account of the score is idiomatic, attractively vigorous and dramatic, and only ''Vltava'' flows less easily than is ideal. RCA's engineers have provided a vivid, but slightly unrefined recording quality. Kubelik, on Orfeo, phrases the music with a little more subtlety and he has a slightly better recording, but in his version the work is spread over two CDs.
Kubelik's performance is still the best available, though it is rather expensive. Smetacek's Supraphon version also gets the whole cycle on to one disc, but his characterization of the music is less vital than that of Sawallisch. In the end I think that the edge Kubelik has over Sawallisch is insufficient to justify a cost which is twice that of the RCA disc and so I now recommed Sawallisch as the best buy.'
peet_g
Stammgast
#13 erstellt: 02. Jun 2004, 12:21

Vielleicht einfach auch nur ein sehr schlechter Tag.

Tja, es gibt einen berühmten Spruch, der dazu gut passt.

Wenn ein Konzert gut gelaufen ist, sagen Orchestermusiker, ja, wir waren sehr gut.

Wenn ein Konzert schlecht war, sagen sie, ja, der Dirigent hatte einen schlechten Tag.

*g*

Sawallisch ist ein sehr guter Maestro, ein guter Orchestererzieher, "handwerklich" arbeitender Vertreter der alten Zunft.
vanrolf
Inventar
#14 erstellt: 28. Sep 2004, 11:32
Hallo,

Richard Wagner "Der Fliegende Holländer" (Bayreuth 1961 mit Anja Silja, Franz Crass, auf Phillips).

Diese Aufnahme gefällt mir insgesamt sehr gut. Ich habe gegen das flotte Dirigat auch überhaupt nichts einzuwenden. Sawallischs "Tannhäuser" ("Mischform" aus Dresdner und Pariser Fassung) aus der selben Ära hat für mich auch starke Momente, gefällt mir aber nicht so gut wegen Windgassen. "Lohengrin" war, glaube ich, gesanglich auch nicht so top, trotz Anja Silja und Jess Thomas. Ich kenne noch eine alte Phillips-LP mit Wagner Ouvertüren (Aufnahmen aus den 60er Jahren), die ich früher gerne und oft gehört habe.

Gruß Rolf
hemmi
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 28. Sep 2004, 23:44
Hallo Alfred_Schmidt, Hallo Forum,
habe eine Aufnahme eines relativ selten eingespieten und auch selten gegebenen Werkes. Es handelt sich hierbei um das Requiem von Robert Schumann mit Donath/Lipovsek/Moser/Rooterink; Chor und Orchester Bayerischer Rundfunk (RCA). Ich mag diese Aufnahme, weil ich glaube, daß Sawallisch die Stimmung des Werkes sehr gut trifft. Außerdem gibt es auf dieser CD das Requiem für Mignon (Tut mir leid, kann ich zZt. (noch?) nicht viel mit anfangen.

Herzliche Grüße
Hemmi
Kings.Singer
Inventar
#16 erstellt: 16. Jun 2007, 20:08
Ich besitze auch einige Aufnahmen mit Wolfgang Sawallisch als Dirigenten (man muss sagen, dass ich noch von keiner seiner Aufnahmen enttäuscht war - und das hat bisher noch kein Dirigent geschafft... Grund genug dafür, dass ich jetzt seine Autobiographie lese ).

Hervorzuheben sind meiner Meinung nach der Elias(!), die Schumann-Symphonien und das Requiem (wurden alle schon genannt).

Herausragend sind IMO ebenso:

  • Johannes Brahms - "Ein Deutsches Requiem"
  • Antonin Dvorak - "Requiem"
  • Felix Mendelssohn-Bartholdy - "Symphonie Nr. 2"

Referenzcharakter besitzen auch die folgenden Aufnahmen, die ich aber nicht unbedingt als Erstaufnahmen der jeweiligen Werke empfehlen würde:

  • Antonin Dvorak - "Symphonien Nr. 8 & 9"
  • Orff, Carl - "Carmina Burana"
  • Schubert, Franz - Vor allem die Messen
  • Strauss, Richard - "Also sprach Zarathustra"

Im Opernfach kenne ich mich wenig aus. Aber da er seit seiner Kindheit von der Oper fasziniert war, wird er auch ein äußerst guter Operndirigent gewesen sein.

Viele Grüße,
Alex.


[Beitrag von Kings.Singer am 16. Jun 2007, 20:12 bearbeitet]
Moritz_H.
Stammgast
#17 erstellt: 16. Jun 2007, 21:12
Hallo,

von Sawallisch besitze ich den Beethoven-Zyklus mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam. Momentan erhältlich bei Brillant.
In einer Besprechung wurde zur Interpretation angemerkt: "Echter deutscher Beethoven".

Außerdem stehen auf seiner Liste einige sehr gute Bruckner-Interpretationen; erschienen bei Orfeo und EMI. Die 4. z.B. ist eine sehr gute Aufnahme.
Kings.Singer
Inventar
#18 erstellt: 03. Jul 2007, 22:21
Hi.

Ich habe noch eine eher spezielle Frage:

Und zwar schreibt Sawallisch in seiner Biografie von einer Aufführung der Missa Solemnis im Petersdom zum Geburtstag Papst Pauls VI.
Weiterhin erwähnt er, dass ein Fernsehmitschnitt davon gemacht wurde (für die RAI, da auch mit dem RAI-Orchester gespielt). Gibt es diesen in irgend einer Form/Veröffentlichung?

Nicht nur wegen Sawallisch interessant, sondern auch wegen der Tatsache, dass die Missa Solemnis im Petersdom aufgeführt wurde.

Viele Grüße,
Alex.
Kings.Singer
Inventar
#19 erstellt: 05. Feb 2011, 18:32

Szellfan schrieb:
Ich könnte mich seinem bösen Spitznamen, den er weghat, nähmlich: "Sakrawallisch", anschließen, aber darum gehts ja hier nicht.


Dann eben hier. - Den Spitznamen kannte ich bisher noch nicht... Woher kommt der denn?
Szellfan
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 06. Feb 2011, 12:59
So nannte man ihn in München, als er dort sozusagen Konkurrenz zu Carlos Kleiber war.
Die beiden haben dort ganz sicher die Leute gespalten in Für und Wider- und von denen, die Kleiber lieber mochten, hat er diesen Spitznamen.
Das "Buchhalter der Musik" kommt auch daher.
Und das kann ich sogar nachvollziehen.
Herzliche Grüße, Mike
Kings.Singer
Inventar
#21 erstellt: 06. Feb 2011, 13:42
Hallo Mike,

also eher von Krawall (Lautstärke und/oder akustisches Durcheinander)? Oder vom bayerischen Fluch "Sakrament"?
Das mit der Lautstärke könnte ich allerdings weniger nachvollziehen... Das Durcheinander, den ein Krawall an sich hat, würde implizieren, dass er seine Orchester nicht im Griff gehabt hätte.

Alles interessant. Ich gehe Vorurteilen eben gerne auf den Grund.

Viele Grüße,
Alexander.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 06. Feb 2011, 13:48
Hm, das greift so zu kurz,
das "Sakrawallisch" hat wohl etwas vom "Krawall" gemeint, das aber weniger. Gemeint war dabei eher "Sakral".
Die Wortschöpfung sollte beides implizieren.
Herzliche Grüße, Mike
flutedevoix
Stammgast
#23 erstellt: 06. Feb 2011, 19:56
Mich würde noch Näheres Interessieren.
Ich hatte Verwandte in München, die Sawallisch sehr schätzten, besonders als Begleiter (als Dirigent und Pianist). Laut Ihrem Urteil hat er wohl auch ausgezeichnete Opernaufführungen gemacht.
Dagegen scheint im rein symphonischen Repertoire Carlos Kleiber wesentlich interessanter gewesen sein (was gerne glauben will), wenn er denn mal dirigiert hat. Kleiber ist ja vermutlich der einzige Dirigent, der zumindest gefühlt mehr Konzerte abgesagt als dirigiert hat!
Ich selbst besitze nur wenige Aufnahmen mit Sawallisch, einen Elias und Mendelssohn Lieder mit ihm als Begleiter, denn Tannhäuser aus Bayreuth. Tja und dann bin ich, glaube ich, schon durch
Szellfan
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 06. Feb 2011, 21:26
Hallo,
das kann ich so natürlich nicht beantworten, da ich beide nie live, aber schon gar nicht bei ihrer Arbeit erlebt habe.
Gezwungenermaßen muß ich das nun auch noch durch der Brille eines Kleiber- Liebhabers wiedergeben, denn über das Verhältnis zwischen beiden und das Verhältnis des Publikums zu ihnen las ich in der Kleiber- Biographie von Oscar Werner.

Ein viel zu langes Buch, aber auch ganz sicher nicht wirklich unparteiisch.

Aber doch so objektiv, daß Sawallisch immer geschätzt wurde ob seiner Zuverlässigkeit, damit ist nicht nur Ab-oder Zusagen gemeint, sondern auch dieses einfach Arbeiten. Ohne Geniestreiche, aber auch ohne Schwächen. Handwerk.

Es scheint aber doch so, als hätten viele Sänger bei Opernproduktionen lieber unter Kleiber gearbeitet, weil der sie "anstecken" konnte, mehr zu leisten als sie selbst je von sich für möglich hielten.

Kleiber wollte wohl oft das Unmögliche, aber hat die Leute dahin zu führen versucht, Sawallisch wollte das Mögliche.

Wie man nun dazu stehen will...
Ich selbst habe gar nichts mit Sawallisch, aber auch nicht alles von Kleiber. Und den "Tannhäuser" unter Szell.
Herzliche Grüße, Mike


[Beitrag von Szellfan am 06. Feb 2011, 21:34 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#25 erstellt: 24. Feb 2013, 20:14
Wolfgang Sawallisch ist am vergangenen Freitag im Alter von 89 Jahren gestorben. Es ist wohl ein Name den jeder hier auf dem Forum kennt ... aber die Zahl der Sawallischbegeisterten oder Sawallisch CD-collectioneurs ist wohl sehr gering. Sawallisch war wohl kaum ein Jet-Set Dirigent und sein Wirkungskreis war vermutlich relativ klein, wenn man davon absieht, dass er einige Jahre Chef eines der bedeutendsten Amerikanischen Orchester war. Das wichtigste hat er wohl als Operndirigent in München geleistet. Ich kann mich an mindestens drei Swallischaufnahmen in meinem Besitz erinnern (viel mehr werden es wohl nicht sein): Strauss' ens "Capricchio", 2 Schubertmessen (ich glaube die 4. und 5.) und ein Recital mit Liedern Mendelssohns auf denen der als Liedbegleiter geschätzte Sawallisch Fischer Dieskau begleitet.


[Beitrag von Joachim49 am 24. Feb 2013, 20:15 bearbeitet]
Kings.Singer
Inventar
#26 erstellt: 25. Feb 2013, 20:54

Joachim49 (Beitrag #25) schrieb:
Sawallisch war wohl kaum ein Jet-Set Dirigent und sein Wirkungskreis war vermutlich relativ klein, wenn man davon absieht, dass er einige Jahre Chef eines der bedeutendsten Amerikanischen Orchester war.


Er ist der einzige Ehrendirigent des NHK Orchesters in Tokio, mit dem er sehr häufig und sehr intensiv zusammengearbeitet hat (Wikipedia sagt 1967-1994). Nur meist weniger im Studio denn in Konzertsälen. Außerdem ist er der erste Nichtitaliener, der den berühmten Taktstock Toskaninis der Mailänder Scala verliehen bekommen hat. Außerdem seinerzeit jüngster Gastidirigent bei den Berliner Philharmonikern.

Philadelphia Orchestra, Bayerische Staatsoper und Staatsorchester, Wiener Symphoniker, Orchestre de la Suisse Romande, RAI Symphony Orchestra (häufig Gastdirigent), Mailänder Scala (in jungen Jahren sehr häufig), NHK Orchester (s.o.), Bayreuther Festspiele.
Dazu kommen Tätigkeiten mit dem Philharmonia Orchestra (z.B. Mendelssohn Symphonien), dem Concertgebouw Orkest (z.B. Beethoven Symphonien) usw.

Von wegen kleiner Wirkungskreis und so... Würde mich wundern, wenn Thielemann seine Biographie so global erweitern könnte. Problem ist, an welchem Maßstab man misst. Welche Dirigenten können sich schon an dem Maßstab eines Karajan, Solti oder Bernstein messen lassen? Problem (für Sawallisch) ist/war, dass die seine Zeitgenossen waren und natürlich im Rahmen ihres Schaffens für deutlich mehr PR sorgten.

Grüße,
Alexander.


P.S. Ich hoffe bald mehr Zeit zu haben, um noch ein wenig ins Detail gehen zu können.


[Beitrag von Kings.Singer am 25. Feb 2013, 20:56 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#27 erstellt: 27. Feb 2013, 22:56
Hallo Alexander,
danke für die berechtigte Korrektur meines Bildes von Sawallisch. Da sieht man mal wieder, wie schnell man jemanden unterschätzt, wenn die public relations Maschinerie relativ still bleibt. Was Thielemann betrifft, sehe ich die Zukunft nicht ganz so optimistisch wie Du. Er ist ja jetzt schon der Platzhirsch unter den deutschen Dirigenten, nachdem er Salzburg, Dresden und Bayreuth schon erobert hat und die Wiener Philharmoniker für ihn schwärmen. Ein Bekannter, der gute Kontakte zu den Berliner Philharmonikern hat, schrieb mir, es sei heute schon sicher, dass Thielemann der Nachfolger Rattles wird.
freundliche Grüsse
joachim
*renrew*
Ist häufiger hier
#28 erstellt: 08. Mrz 2013, 14:43
Ich meine, daß sich WOLFGANG SAWALLISCH vom Können her, und auch in punkto Format, selbst mit einem VON KARAJAN, SOLTI und BERNSTEIN - und schon gar mit einem THIELEMANN messen konnte, nur eben stellte er seine eigene Person nicht so in den Mittelpunkt, nahm sich bescheiden zurück und stellte stets das Werk in den Mittelpunkt seines Wirkens.
Alexander hat zurecht darauf hingewiesen, an der Spitze welcher illustrer Orchester er in seiner so langen Karriere mit großem Erfolg und internationaler Würdigung gestanden hat. Wie kaum ein anderer hat er damit bewiesen, daß man auch ohne großen Wirbel, ohne Narzißmus, und schon gar ohne Skandale zu Ruhm und Ehren kommen kann.

Obwohl er sich vor allem als großer Operndirigent einen Namen gemacht hat, ist meine Lieblingsaufnahme mit ihm die referenzwürdige Einspielung bei Philips der 1. und 2. Sinfonie von FRANZ SCHUBERT mit der Staatskapelle Dresden. Obwohl er beide Sinfonien durchaus straff und lebendig mit den glänzend disponierten Dresdnern spielen läßt, wird jedes noch so kleine Detail von ihm ausgeleuchtet und zum Klingen gebracht, er trifft ganz den schubertschen Nerv, und auch die von ihm gewählten Tempi sind diesen Frühwerken SCHUBERTs angemessen.

Auch im Nicht-Operbereich umfaßte sein Repertoire fast alle Musikgattungen und Zeitstile. Nicht zuletzt war er auch ein vorzüglicher Pianist, gesuchter Liedbegleiter, und mit einem Ensemble aus Mitgliedern seines Wiener Orchesters auch ein sehr geschätzter Kammermusikpartner.

Viele Grüße
Kings.Singer
Inventar
#29 erstellt: 08. Mrz 2013, 19:49

*renrew* (Beitrag #28) schrieb:
Wie kaum ein anderer hat er damit bewiesen, daß man auch ohne großen Wirbel, ohne Narzißmus, und schon gar ohne Skandale zu Ruhm und Ehren kommen kann.


Allerdings verstand er sich nicht auf Diplomatie, was letztendlich ja auch eine Verabsolutierung seines Egos darstellt. Nur eben auf anderer Ebene. Er hat sich selbst zwar nicht so produziert und inszeniert wie andere (was wohl Mitursache für das Image des Handwerkers, des Kapellmeisters ist), aber er verabsolutierte seine eigene Meinung dermaßen vehement, dass er anderen teilweise wie ein Panzer vorgekommen sein muss.

Bestes Beispiel ist seine Karriere in Bayreuth. Nach den ersten recht erfolgreichen Jahren in Bayreuth, wollte er für eine bestimmte Oper (wenn ich nicht irre) Anja Silja haben. Sie schien ihm die optimale Besetzung für die Rolle. Leider kann ich mich weder an Rolle noch Oper erinnern, das müsste ich nachlesen.
Nur waren die Wagners anderer Meinung. Sawallisch beharrte auf seiner Meinung (er wollte es nur mit Silja machen). Und schlussendlich war damit seine Bayreuth-Karriere beendet.

Erneut bin ich nicht 100% sicher, aber Wieland Wagner hatte sogar vor eine komplett neue Ring-Inszenierung mit Sawallisch zu erarbeiten.

Diplomatie? Zumal in der Lage, in der sich Sawallisch zu dem Zeitpunkt befand?

Naja. Bis zu einem gewissen Punkt müssen Dirigenten wohl aber auch Egomanen sein. Da ist er offensichtlich keine Ausnahme.


Grüße,
Alexander.


[Beitrag von Kings.Singer am 08. Mrz 2013, 19:53 bearbeitet]
*renrew*
Ist häufiger hier
#30 erstellt: 10. Mrz 2013, 01:28
Hallo Alexander,

Ich glaube, daß viele Künstler keine Diplomaten sind. Dipolomatie ist zwar für die Karriere nicht unwichtig, doch ist es kein menschliches Makel, wenn man kein Ausbund der Diplomatie ist. Jedenfalls ist dies eher ein Zeichen von Ehrlichkeit und Stehen zu seiner Überzeugung denn von Egomanie.

WOLFGANG SAWALLISCH war bekannt für sein untrügliches Stilgefühl, und er hatte auch ein ganz besonderes Verhältnis zu seinen Sängern, die er ganz sorgfältig auswählte, damit diese mit seinen Interpretationsvorstellungen harmonieren. Die Zusammenarbeit mit "seinen" Sängern war eng und kollegial. Wenn er lieber auf eine große Chance verzichtet und seine Karriere riskiert weil jemand, der von der Materie nicht soviel versteht wie er, ihm einen Sänger vorschreiben will, der seinen künstlerischen Vorstellungen nicht entspricht, dann verdient ein solches Verhalten auch durchaus Respekt.

Immerhin leitete er nach seinem Tristan-Debut 1953 später in Bayreuth den FLIEGENDEN HOLLÄNDER, TANNHÄUSER und den LOHENGRIN.

Viele Grüße:
Kings.Singer
Inventar
#31 erstellt: 10. Mrz 2013, 17:01
Das mag ja alles nachvollziehbar und richtig sein, was du da schreibst. Die 60er Jahre sind aber, von seiner Diskographie her, eher eine Stagnation seiner Karriere gewesen. Ausnahme bilden vielleicht die Auslandsreisen mit den Wiener Symphonikern. Aber auf die Vertragsschwierigkeiten habe ich schon weiter oben mal hingewiesen.

Da vergibt er die Chance in Bayreuth ein Star zu werden. Ich bin wieder zuhause und habe es eben nachgelesen: Es ging um die Meistersinger 1963. Wieland Wagner wollte sie unbedingt mit Silja, Sawallisch ohne. Sawallisch zitiert kurz (hoffentlich korrekt) aus der Briefkorrespondenz. Demnach ist die Zusammenarbeit genau an dem Punkt gescheitert.

Versuchen wir uns mal in seine Lage zu versetzen. Er hat bereits einen Namen, den er sich nun noch vergolden könnte. Wieland Wagner hat einen neuen Ring vor, der auch schon erfolgreich in Zusammenarbeit mit Sawallisch in Köln erprobt wurde. Sawallisch hätte damit eine der Gelegenheiten seiner Karriere gehabt. Er hätte nicht bloß 5 Jahre in Bayreuth sein können, sondern 20. (Und die Vergoldung seiner Karriere geschah dann erst durch seine Tätigkeit an der Bayerischen Staatsoper. 10 Jahre später.)
Und da lässt Sawallisch die ganze Sache platzen? * Nur wegen der Besetzungsfrage einer einzigen Rolle bei den Meistersingern?
Entschuldigung aber, mit Verlaub, das nenne ich nicht konsequent, das nenne ich töricht.

Viele Grüße,
Alexander.

P.S. Interessanterweise hört sich in der Doku die "Causa Bayreuth" weit weniger reflektiert an. Sawallisch erwähnt kurz, dass Wieland Wagner gestorben sei (wohlgemerkt: erst 1966) und dass Bayreuth sich damit für ihn erledigt hätte. Nur war es eben nicht so. Aber die Geschichte ist so natürlich einfacher zu verkaufen, als wenn er sich am Ende noch einen Fehler eingestehen müsste.
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