Ormandy, Eugene - noch ein Ungar aus Amerika

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vanrolf
Inventar
#1 erstellt: 13. Nov 2004, 13:42

(Eugene Ormandy, 1899-1985)


Zu der schönen “Tradition“ innerhalb des Klassik-Forums, besondere Künstler, insbesondere große Dirigenten separat vorzustellen und ihnen einen eigenen thread zu widmen, möchte ich heute beitragen und auf einen Dirigenten des 20. Jahrhunderts hinweisen, der nicht ganz unumstritten war, der aber durch eine Vielzahl an gelungenen Aufnahmen und der Zusammenarbeit mit anderen weltbekannten Künstlern eine solche Erwähnung m.M. nach allemal verdient hat. Immer wieder stoße ich in den Forumsbeiträgen auf CD-Tips, die seinen Namen tragen, ohne daß es bisher eine eigenständige Wertschätzung für ihn gab: Eugene Ormandy

Geboren wurde er 1899 in Budapest, Ungarn als Jenö Blau und fuhr 1921 in die USA, wo er eigentlich Violinvirtuose werden wollte. Das Dampfschiff, auf dem er reiste, war die “S.S. Normandie“, von dessen Namensbezeichnung er sich zu seiner Namensänderung in “Ormandy“ inspirieren ließ. Aus seiner Karriere als Violinist wurde aber nichts, da ihm bereits zugesagte Auftritte nicht stattfanden. So schlug sich Ormandy zunächst als Orchestermusiker im New Yorker Capitol Theatre durch, wo er musikalisch Stummfilme begeleitete. Später leitete er dieses Orchester und fiel dabei den richtigen Leuten auf, die ihn 1931 mit dem Philadelphia Orchestra zusammenbrachten, wo er im letzten Moment für den erkrankten Toscanini einsprang und zur Überraschung aller Publikum wie Kritiker begeisterte. In den folgenden 5 Jahren leitete er das Minneapolis Symphony Orchestra, das während dieser Zusammenarbeit über die Landesgrenzen der USA hinaus berühmt wurde. 1936 wechselte er dann entgültig zum Philadelphia Orchestra, dessen Direktor er – als Nachfolger Leopold Stokowskis - 1938 wurde und bis 1979 blieb. 1985 verstarb Eugene Ormandy.

Neben großen Kollegen wie Szell, Solti, Reiner oder Dorati gehört Ormandy zu der Gruppe ungarischer Dirigenten, die in der neuen Welt ihr Glück fanden, ein eigenständiges, künstlerisches Profil entwickelten, die Kataloge der Tonträgerindustrie beträchtlich füllten und teils mit ihren “eigenen“ Orchestern, die sie jahrzehntelang leiteten, einen individuellen, unverwechselbaren Klang schufen. Der sogenannte “Philadelphia Sound“, der als besonders warm und transparent gilt, und der Ormandy, dem stets zuerst am Klang gelegen war, von intellektueller Seite mitunter auch den Vorwurf mangelnder Fantasie und des Konservativismus einbrachte, geht wohl massgeblich auf seine Erfahrungen mit der Violine zurück. Seine Anhänger dagegen loben neben der klanglichen Komponente die überzeugende, natürliche Leichtigkeit, mit der er zu Werke ging sowie seine souveräne Zurückhaltung bei Konzerten mit Solointerpreten.

Die Zeit mit dem Philadelphia Orchestra war überaus erfolgreich: Viele ausverkaufte Touneen, regelmäßige und zahlreiche Tonträger-Veröffentlichungen (CBS/Sony) sowie die fruchtbare Zusammenarbeit mit Größen wie Rachmaninoff, Horowitz, Rubinstein, Stern, Kreisler, Oistrach, David Bowie (“Peter und der Wolf“) etc. lassen in den USA noch heute von einer “golden era“ sprechen (die sich seit Ormandys Tod allerdings noch nicht wieder so recht eingestellt hat).

Ich habe in jüngster Zeit zwei Ormandy-Aufnahmen gehört, die mir sehr gut gefallen haben:

1.Anton Bruckner, Sinfonie Nr. 5 B-Dur (Philadelphia Orchestra, Aufnahme von 1965, Sony)
2.Antonin Dvorak, Sinfonie Nr. 9 e-moll (London Symphony Orchestra, Aufnahme von 1969, Sony)

Die genannte Bruckner-Aufnahme war überhaupt die erste, die mir dieses Werk nahe gebracht hat, ich finde sie trotz einiger, hörbarer Bandschnitte sehr erhaben und einfach großartig. Die Dvorak-Einspielung zeigt, daß Ormandy schönen Klang nicht mit Behäbigkeit verwechselte, denn z.B. im Scherzo geht es recht zackig zur Sache. Ich werde versuchen, weitere Aufnahmen zu bekommen, es gibt im Budget-Bereich da einiges. Vielleicht schafft Ormandy es ja auch noch, mich endlich von Tschaikowskis Sinfonien zu begeistern...

Jetzt zu Euch: Was meint Ihr zu diesem Dirigenten und seinem “Philadelphia Sound“? Kennt Ihr besonders gelungene Aufnahmen, die man besitzen sollte? Oder lehnt Ihr ihn total ab?

Bin mal gespannt!

Gruß Rolf
s.bummer
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 14. Nov 2004, 12:42
Hallo,
Dvoraks neue Welt in Ormandys Interpretation war die erste Klassik LP, die ich mir selbst kaufte. Zu einer Zeit als meine WG-Mitbewohner Led Zeppelin und Pink Floyd hörten, kam ich mir unerhört exzentrisch vor.
Dieses verstärkte sich als mit Ormandy am Pult Bruckners 5, dann Bartoks Konzert für Orchester, sowie die Violinkonzerte von Prokofieff mit Isaac Stern folgten.
Diese Platten habe ich heute noch und höre sie gerne. Inzwischen sind einige Aufnahmen hinzugekommen, darunter als Juwel das selten aufgenommene Klavierkonzert von Reger mit Rudolf Serkin.

Eine erhellende und vielleicht auch schubladenbildende Beschreibung Ormandys stammt von Harold C.Schoenberg," Die großen Dirigenten." (1973 List Verlag) Da dieses Buch schwer zu erhalten ist, zitiere ich den Schluß eines immerhin 2 Seiten langen Absatzes über Ormandy:
"Ormandy dirigiert nicht mit der überragenden Persönlichkeit eines Furtwängler, noch mit der Leidenschaft und Klarheit eines Toscanini, noch mit der immensen Kennerschaft und dem klassischen Können eines Szell. Aber er hat sich ein eigenes Gebiet geschaffen, und darin ist er sicher, ein perfekter Handwerker und sensibler Interpret.
Gruß S.
drbobo
Inventar
#3 erstellt: 14. Nov 2004, 22:52
Hallo,

meine Lieblingsaufnahme mit Ormandy ist die amerikanische Uraufführung des Cellokonzerts von Shostakovich mit Mstislav Rostropovich am Cello.

Ormandy hatte sein Orchester und den Solisten gut im Griff ohne den Solisten zu sehr einzuschränken. Bei Rostropivich sicherlich kein einfaches Unterfangen. Geht über das "Handwerkliche" des oben zitierten Buches mbmn eindeutig hinaus.
Klangtechnisch ist die oben genannte Aufnahme als CBS Masterworks CD vertretbar, wenn auch nicht gerade das Optimum einer digitalen Nachbearbeitung, die Orginal LP konnte ich aber noch nicht auftreiben


[Beitrag von drbobo am 14. Nov 2004, 22:54 bearbeitet]
paul_k
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 15. Nov 2004, 18:06
Hallo,

Ormandy ist gut in meiner CD Sammlung vertreten (Ravel, Gershwin, Grofé, Enescu, Alfven, Brahms, Wagner, Orff,..) wobei ich immer wieder die Vielseitigkeit dieses Dirigenten bewundere. Die Violinkonzert-Aufnahmen mit Isaac Stern (Beethoven, Brahms, Dvorak) waren unter den ersten CDs, die ich mir vor etwa 15 Jahren leistete.

Die beiden Aufnahmen, die ich mir speziell wegen Ormandy erstand, obwohl ich bereits andere im Schrank hatte, sind:

Gustav Mahler, Symphonie Nr.10 (zusammengestellt von Deryck Cooke)
und
Camille Saint-Saens, Symphonie Nr.3 c-moll mit Edward Power Biggs an der Orgel. Besonders im 3.Satz, bei der Passage mit dem vierhändig besetzten Klavier, bringt keiner der anderen, die ich hier habe (z.B. Karajan, Martinot), diese perlenhafte Leichtigkeit rüber, um dann fast schon wuchtig wagnerisch das selbe Thema zu wiederholen.

Beide Aufnahmen sind bei Sony erschienen.

Übrigens gibt es noch eine schöne Live-Aufnahme der Symphonie in d-moll von César Franck mit Ormandy und dem NDR Symphonie Orchester Hamburg von 1963, erschienen unter Originals.

ciao

Paul
Albus
Inventar
#5 erstellt: 15. Nov 2004, 19:01
Tag,

die 1. Sinfonie von Sibelius gab es einst bei CBS in einer wuchtig angelegten Darstellung, zusammen mit der Karelia-Suite. Ormandy gehörte zu den Dirigenten, die sich um Sibelius kümmerten. Auf einer Europa-Tournee machte das Orchester einen Besuch beim Komponisten, der sich ihnen auf dem Balkon zeigte und kurz zu ihnen sprach. Die Orchestermitglieder applaudierten - einer berichtete, es kam ihnen danach, dem Besuch, vor, als hätten sie Sibelius jetzt besser verstanden.

MfG
Albus


[Beitrag von Albus am 15. Nov 2004, 19:02 bearbeitet]
teleton
Inventar
#6 erstellt: 16. Nov 2004, 09:52
Hallo Forianer,

ich mag Eugene Ormandy mit seinem Philedelphia Orchestra sehr und habe auch zahlreiche CD-Einspielungen mit ihm. In den 80erJahren habe ich ihn auch im Konzert in der Beethovenhalle Bonn persönlich erlebt.
Als herausragend möchte ich folgende Ormandy-CD´s nennen:

Hindemith: Sinfonische Metharmorphosen über Themen von C.M.Weber / Konzertmusik op.50 auf EMI
Was hier an rhytmischer Prägnanz und Präzision geboten wird ist einmalig und hat Referenzstatus, da kommt nur noch meine Vergleichsinterpretation beider Werke mit Bernstein heran.

Gerschwin: Orchesterwerke(Rhapsody, Klavierk.,Ein Ami in Paris, Porgy&Bess-Suite und Ouvertüren u.a.) auf SONY (Doppel-CD)
Keine Frage - Ormandy hat das richtige Gespür für amerikanische Sinfonik.

Sibelius: Kalevala-Suite mit ValseTriste, Karelia-Suite und Sinfonische Dichtungen auf EMI(mehrere CD´s)
Das Ormandy eine große Zuneigung zur Musik von Sibelius hat, wurde hier schon richtig erwähnt.

Nielsen: Sinfonien Nr.1 und 6 auf SONY (im Rahmen der Nielsen-Sinfonien-Gesamtaufnahme, Klarinettenkonzert und Flötenkonzert, Pan und Syrinx; den Rest der CD-Box bestreitet Bernstein ebenso famos)

Tschaikowsky: Schwanensee-Ballett, Dornröschen-Ballett, Nusknacker-Ballet auf SONY (2CD´s in großen Suitenfassungen von Ormandy zusammengestellt, die weit über die Tschaikowsky-Suiten-Zusammenstellung hinausgehen, also weit mehr Sätze bringen)-leider im CD-Kat.gestrichen.
So machen die Tschaikowsky - Ballette im Philadelphia-Sound richtig Spaß - mit Energie, Spannung und ohne Langeweile von Ormandy präsentiert.
teleton
Inventar
#7 erstellt: 16. Nov 2004, 10:04
Saint-Saens: Sinfonie Nr.3 (Orgelsinfonie) mit Edward Power Biggs, Orgel (Was für ein Name ? hi ?) auf RCA

Das ist die fastzinierenste Aufnahme der Sinfonie, die ich kenne. Ormandy hat die Sinfonie auch mit Virgil Fox, Orgel aufgenommen (Sony-Aufnahme). Ich glaube Allego_con_brio hat sich da in seinem Beitrag geirrt oder die wurde von SONY auch aufgelegt.
Aus dem letzten Satz wird von Ormandy alles herausgeholt, was die Partitur hergibt und wie die Pauken am Schluß dann tönen, treibt einem einen Megaschauer über den Rücken.
Es gibt leider viele lasche Aufnahmen in denen die Pauken im Orchester verschwimmen und kaum hörbar sind. Selbst die Karajan - Aufnahme ist in diesem Punkt schwach.
Albus
Inventar
#8 erstellt: 16. Nov 2004, 11:41
Morgen,

unvergessen ist mir auch die Aufnahme des Violinkonzertes von Sibelius, mit Isaac Stern und dem Philadelphia Orchester. Der letzte Satz wird mit einem wuchtigen Zug ins Unerbittliche gespielt, so dass der in den Bann geschlagene Hörer am Ende kräftig ausatmen muss. Ähnliches hatte nur Ginette Neveu vollbracht.

MfG
Albus
paul_k
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 16. Nov 2004, 21:24
Hallo Teleton

You wrote:
Saint-Saens: Sinfonie Nr.3 (Orgelsinfonie) mit Edward Power Biggs, Orgel (Was für ein Name ? hi ?) auf RCA

Das ist die fastzinierenste Aufnahme der Sinfonie, die ich kenne. Ormandy hat die Sinfonie auch mit Virgil Fox, Orgel aufgenommen (Sony-Aufnahme). Ich glaube Allego_con_brio hat sich da in seinem Beitrag geirrt oder die wurde von SONY auch aufgelegt.


Ich kenne auch die Virgil Fox-Aufnahme. Die Edward Power Biggs- Aufnahme jedoch ist mir lieber ! Ich lernte diese Aufnahme kennen, als sie als LP von CBS aufgelegt wurde. Nachdem CBS von Sony übernommen wurde, wurde diese Aufnahme - ich glaube zusammen mit dem Danse Macabre - auf einer CD für Euro 4,99 herausgebracht. Ich schaue gerne mal auf die Bestell-Nummer, falls gewünscht.

In deiner Ansicht über die Karajan Aufnahme - trotz 4D und Digital etc - stimme ich voll überein. Ich war über diese Aufnahme sehr enttäuscht. Die Orgel kommt da einfach zu dünn.

bis zum nächsten Mal

Paul (Allegro_con_brio)
vanrolf
Inventar
#10 erstellt: 27. Nov 2004, 08:48

Tschaikowsky: Schwanensee-Ballett, Dornröschen-Ballett, Nusknacker-Ballet auf SONY (2CD´s in großen Suitenfassungen von Ormandy zusammengestellt, die weit über die Tschaikowsky-Suiten-Zusammenstellung hinausgehen, also weit mehr Sätze bringen)-leider im CD-Kat.gestrichen.
So machen die Tschaikowsky - Ballette im Philadelphia-Sound richtig Spaß - mit Energie, Spannung und ohne Langeweile von Ormandy präsentiert.


Hallo teleton,

Neid!!! ich habe leider nur die kleine Suitenfassung von Ormandys "Nussknacker", hoffentlich wird Deine nochmal aufgelegt.

Gruß Rolf
hemmi
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 28. Nov 2004, 00:51
Guten Tag zusammen,
ich habe "nur" eine CD mit Aufnahmen von Werken Mussorgsky (Bilder einer Ausstellung, Nacht auf dem kahlen Berge); Prokofiev (Klassische Symphonie) und Borodin (Polowetzer Tänze). Die "Bilder" und die "klassische" sind gut gelungen, mit den beiden anderen Werken kann ich nichts anfangen, dazu sage ich dann auch nichts.
Aber ich versuche einfach mal eure Ratschläge bzgl. Saint-Sains und Sibelius zu befolgen: das hört sich sehr gut an! Danke!!!
Liebe Grüße
Hemmi
antiphysis
Stammgast
#12 erstellt: 29. Nov 2004, 00:06
An Ormandy kommt man eigentlich nicht vorbei. Meine ersten LPs mit den Violinkonzerten von Prokofieff waren mit Ormandy und Stern. Ich schätze diese Aufnahmen immernoch, obwohl ich heute jüngeren Interpretationen aus verschiedenen Gründen eher den Vorzug geben würde.
Unvergesslich ist mir die erste Begegnung mit einem Werk von Schostakowitsch: Seine 15. Symphonie, die Ormandy als erster im Westen einspielte. - Nach wie vor eine hörenswerte Interpretation.
amazon.de
Außerdem schätze ich seine Aufnahmen einiger Nielsen-Symphonien bei Sony.

Grüße
vanrolf
Inventar
#13 erstellt: 05. Dez 2004, 02:08
Guten abend zusammen,

empfehlen möchte ich auch:

Peter I. Tschaikowski, Sinfonie No. 5, und zwar die Aufnahme von 1962 (es gibt wohl noch eine von 1980, die ich aber nicht kenne und die auch nicht ganz billig ist).
Früher war sie in der Sony-Masterworks-Serie erhältlich, z.Zt. finde ich sie leider nicht mehr gelistet.
Vielleicht ist sie ja doch noch irgendwo aufzutreiben (z.B. ebay, etc).

Ich finde, bei einigen Sachen von Tschaikowski ist die Gefahr, durch entsprechendes Dirigat schwülstigen Kitsch zu produzieren, mitunter noch höher als bei anderen (z.B. Sinfonie No.6). Jedenfalls geht es mir so. Diese 5 ist für mich aber sehr sensibel gemacht und kommt trotzdem überhaupt nicht kitschig rüber. Beachtlich finde ich schon die Holzbläser zu Beginn, und der ganze 2. Satz ist einfach nur überirdisch (klanglich ist die CD übrigens sehr gut, besser als man ihr für 1962 zutrauen würde). Wie bei manch anderen Ormandy-Einspielungen habe ich auch hier das Gefühl, einer spannend erzählten Geschichte zuzuhören, bei der sich der "Erzähler" zu keinem Zeitpunkt wichtiger als das Werk nimmt.

Mein Tip also, und das, obwohl ich mit Tschaikowski nicht immer so richtig warm wurde.

Gruß Rolf
Martin2
Inventar
#14 erstellt: 05. Dez 2004, 03:01
Hallo allerseits,

meine Kenntnis von Ormandy ist leider eher bescheiden. Ich hatte mal eine LP von Mahlers 10. Die klang schon deshalb nicht so gut, weil Mahlers 10. auf eine einzige LP zu pressen schon eine gewisse Enge der Rillen bedingte. Ich mochte die Aufnahme aber schon. Später kaufte ich mir dann den Rattle auf CD. Der klang natürlich besser und benutzte glaube ich auch eine idiomatischere Bearbeitung der Sinfonie. Ich erinnere mich jedoch, daß mich gerade der dritte Satz bei Rattle enttäuschte ( gegenüber dem Ormandy). Irgendwie hatte gerade dieser Satz bei Ormandy so distanziert ( und überhaupt nicht "interpretiert") geklungen, was dem Satz einen so jenseitigen Charakter gab. Rattle "interpretierte" und die Magie war weg.

Auf CD habe ich sonst noch das "Heldenleben" von R. Strauss. Das gefiel mir immer ausnehmend gut, und ist vielleicht sogar meine Lieblingsaufnahme. Ormandy hat den richtigen Schmiß und Schwung wo erforderlich, aber nach all des Helden Abenteuer ist das Ende um so berührender. Und Strauss - bei all seinen Vorzügen - berührt mich eigentlich selten. Aber in dieser Musik war Liebe, echte wahre Liebe, Liebe zu seiner Frau vielleicht, eine menschliche Liebe, nicht das pathologische Eros eines Mahlers ( den ich im übrigen natürlich sehr schätze). So habe ich es empfunden. Nach "Weltflucht und Vollendung" klang das überhaupt nicht, vielmehr nach einer Rückkehr ins Menschliche, nach all der vorangegangenen -natürlich etwas ironischen -Großtuerei. Auch diese war im Grunde eingebunden in diese Humanität, denn sind wir nicht alle ein bißchen Großtuer? Auch "des Helden Gefährtin" war in diesem Sinne sehr schön. Also mit einem Wort, ich bin mit dieser Aufnahme sehr glücklich und habe überhaupt kein Bedürfnis nach einer anderen. Und dieser Thread regt mich dazu an, diese Aufnahme mal wieder zu hören, und auch vielleicht sonst meine Ormandy Diskographie mal zu erweitern.

Gruß Martin
hemmi
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 06. Dez 2004, 02:00
Liebe Mit-Forianer,
habe es gestern immerhin zu der Orgel-Symphonie von Saint-Sains und den Symphonischen Dichtungen von Sibelius gebracht, je 5,00€. Beide Aufnahmen sind gut, Saint-Sains eine "Bombe" im Vergleich zum harmlosen Karajan.

Danke für den Tip!!!

Ich glaube, so langsam werde ich reif für Sibelius!

Herzliche Grüße
Hemmi

P.S.
Ich erinnere mich, es gab zwar mal einen Extra-Thread, aber es passt gerade so gut: Das Hauptthema des 4. Satzes der Orgelsymphonie (Maestoso) wurde als Filmmusik bei "Ein Schweinchen Namens Babe" verwendet. Was man sich als Vater einer (heute nicht mehr so) kleinen Tochter alles gefallen lassen muß...
vanrolf
Inventar
#16 erstellt: 10. Dez 2004, 15:27
Hallo Forum,





Die Sinfonie No.3 ("Orgel-Symphonie") von Saint-Saens habe ich mir nun auch besorgt und sie gefällt mir in jeder Hinsicht sehr gut. Klanglich gibt es ja wohl überhaupt nichts einzuwenden, obwohl die Aufnahmen z.Teil über 40 Jahre alt sind (die "danse macabre" stammt sogar von 1959 und ist top). Möglicherweise eine der besten Ormandy-CDs, die ich bisher kenne.

Gruß Rolf
klutzkopp
Inventar
#17 erstellt: 25. Apr 2020, 13:12
Also ich muss sagen dass Ormandys „Phillysound“ überhaupt nicht mein Ding ist.

Die oben gelobte Aufnahme von Bruckners #5 habe ich z.B. auch mal kurzzeitig besessen und fand sie grauenhaft. Gleiches gilt für Tschaikowskys Ballettsuiten.

Ist aber nur meine Meinung. Wäre ja schlimm wenn wir alle den gleichen Geschmack hätten.
op111
Moderator
#18 erstellt: 30. Apr 2020, 16:24
Hallo zusammen,
die von Rolf genannte Aufnahme der 5. Bruckner besitze ich schon sehr lange,
hier eine offensichtlich noch lieferbare:

amazon.de

Für den undurchsichtigen, etwas topfigen und dünnen Sound sorgte ein ungenannter Tonmeister.
Die Vierte dagegen hinterlässt einen besseren Eindruck.
Beide Aufnahmen wurden seinerzeit von der Kritik besser bewertet als die Jochums, dessen Einschätzung Mode- und zeitbezogen (Kritiker der 68er-Generation) überwiegend negativ war.
Nachvollziehbarere Urteile ergeben sich besser unvorbelastet im Blindvergleich.

Steffen_Bühler
Inventar
#19 erstellt: 30. Apr 2020, 17:20
Ich habe ja schon mal hier erzählt, dass Ormandy bei Brahms nach wie vor am meisten "zupackt".

Was ich noch von ihm habe, sind mittlerweile sämtliche Rachmaninoff-Sinfonien plus die Vocalise. Und auch diese CD kann ich nur weiterempfehlen. Besonders die dritte kann ich nonstop hören.

Wahrscheinlich können Russen entweder nur von Russen oder eben von Amerikanern gespielt werden.

Viele Grüße
Steffen
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