Barockmusik mit Cembalo oder Klavier

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cr
Inventar
#1 erstellt: 12. Nov 2003, 14:48
Was bevorzugt ihr bei Solo-Stücken (zB. Goldberg-Variationen) oder Cembalo(Klavier)-Konzerten?
Oder beides, je nach Laune?

Ich meine hier nicht, dass ein begleitendes Cembalo (wie zB in den Brandenburg. Konzerten durch ein Klavier ersetzt wird. Das gabs früher auch, echt störend)
Markus
Inventar
#2 erstellt: 12. Nov 2003, 15:24
Auch hier gilt: es kommt darauf an. Einerseits haben alte Aufnahmen ihre Berechtigung, wo ein moderner Konzertflügel verwendet wird (z. B. Goulds Bach-Aufnahmen), andererseits kann eine zeitgenössische Instrumentierung (möglichst mit Original-Instrumentarium bzw. Nachbauten) sehr erhellende Wirkung haben und einen neuen Zugang zum Werk bieten. Man sollte hier nicht dogmatisch in die ein oder andere Richtung argumentieren, für jeden Aufführungsstil lassen sich stichhaltige Argumente finden.

Ich habe z. B. eine Gesamtaufnahme mit den Mozart-Klavierkonzerten auf zeitgenössischem Instrumentarium. Die damaligen Klaviere bzw. Spinette waren vom Klangvolumen her den heutigen deutlich unterlegen. So kann dann aber auch an einer Stelle, wo man heute Bassoktaven im Fortissimo sehr zurückhaltend spielen muss, um das Orchester nicht zu übertönen, auf dem zeitgenössischen Instrument durchaus "Stoff geben", was dann einen völlig anderen Klangeindruck ergibt.

Von Scarlatti-Klaviersonaten habe ich Aufnahmen auf zeitgenössischen Cembali, die für mich sehr authentisch wirken, trotzdem möchte ich nicht die DG-Aufnahme von Pogorelich mit den selben Stücken missen.

Gruß,

Markus.
martin
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 12. Nov 2003, 15:44
Hi cr,

Soloklavier höre ich ziemlich viel live (Meisterpianisten-Abo). Muss ich auch nicht noch in meiner begrenzten Freizeit nochmal hören. Da höre ich dann lieber Cembalosonaten. Vor allem Scott Ross. Für mich DER Cembalist überhaupt. Scarlatti wird ja gern als Zugabe gegeben, klingt für meinen Geschmack zu voliminös auf einem Steinway. Da bevorzuge ich die Konserve.
Grüße
martin
der_graue
Stammgast
#4 erstellt: 12. Nov 2003, 15:48
Hallo,

hierbei darf man nicht vergessen, dass die Komponisten selbst auch für neue Instrumente sehr zu begeistern waren und einer Interpretation ihrer Werke auf einem Flügel sicherlich nicht im Weg stehen würden.
J.S. Bach z.B. hatte eine ganze Sammlung von Tasteninstrumenten, zumeist Geschenke von Klavierbauern, unter denen sich auch schon ein Hammerklavier befand.
Aufgrund seiner Funktion und seines vorgerückten Alters fand er wahrscheinlich nur nicht mehr die Zeit, für dieses Instrument zu komponieren.
Für mich ist es so : Die Einspielungen mit dem Cembalo zeigen, wie ein Stück aufgeführt wurde, das moderne Klavier zeigt, was man aus diesen Stücken interpretationstechnisch herausholen kann.

Viele Grüsse
Stephan
cr
Inventar
#5 erstellt: 12. Nov 2003, 15:54
Bei mir ist es ziemlich gemischt:
Die Cembalo-Konzerte (Bach) mit Andras Schiff und Trevor Pinnock, die Goldberg-Var. mit Pinnock und Gould.
In erster Linie habe ich aber barocke Orchestermusik (was das Barock betrifft).
der_graue
Stammgast
#6 erstellt: 12. Nov 2003, 16:03
Bei mir beschränkt sich das Arsenal von Musik für das Klavier auch auf die Klassik und Romantik.
Die Einspielungen des Wohltemperierten Klaviers und der Goldberg Variationen von Glenn Gould sind allerdings echte Favoriten von mir. Seine Interpretationen klassicher Musik sagen mir seltsamerweise wiederum nicht so zu.
Bach entlockt er aber immer wieder neue Facetten, scheint jede Fuge, jedes Detail zu umrunden und mit beinahe mechanischer Präzision hält er die Tempi. Diese Interpretationen sind einfach anders, krass anders.
Seltsamerweise scheint Gould auch der Musik nichts hinzufügen zu wollen, er hält sich mit den Möglichkeiten, die ihm das Klavier gegenüber dem Cembalo bietet, strikt zurück. Auch das macht für mich den besonderen Reiz aus.

Viele Grüsse
Stephan
drbobo
Inventar
#7 erstellt: 13. Nov 2003, 00:56
Hallo,
würde mich der Meinung "des Grauen" anschliessen, meistens finde ich den Interpreten oder die Aufnahme "wichtiger" als das verwendete Instrument. Natürlich ändert sich die Möglichkeit der Interpretation durch die Wahl eines Cembalos erheblich. Die heutige Aufführungspraxis ist aber sowieso völlig von der historischen losgelöst. So war es früher durchaus üblich nur einzelne Sätze eines Orchesterwerkes aufzuführen, häufig wurde auch gleichzeitig gegessen oder eifrig geplaudert, ähnlich wie bei Jazz-Konzerten.
Sogenannte Historische Aufnahmen sind daher eh nur Versuche der Annäherung an die orginale Aufführung.
Der Ansatz von Celibidace liegt mir da wesentlich näher
der_graue
Stammgast
#8 erstellt: 13. Nov 2003, 02:33
Man denke an die Tafelmusik von Telemann, da werde ich immer hungrig. Die hohen Herrschaften tafelten und wurden dabei sanft unterhalten.
Heute glotzen die Menschen Gerichtssendungen beim Abendessen. Dann schon lieber Cembalo in jeder Weise!

Viele Grüsse
Stephan
cr
Inventar
#9 erstellt: 13. Nov 2003, 02:41
Unter den nicht Original-Ensebeln mag ich die Solisti Veneti oder J.F. Paillard. Von letzterem gibts eine sehr schöne 4-Jahreszeiten (die hatte ich schon auf audiophiler 45er-LP) und auch die Tafelmusik. Als Alternative kenne ich noch die Tafelmusik unter Frans Brüggen.
der_graue
Stammgast
#10 erstellt: 13. Nov 2003, 02:57
Ich habe die Tafelmusik nur in der Naxos-Einspielung (Orchestra Of The Golden Age).
Ist auch sehr solide.
Hier in der Stadt gibt es einen richtig grossen Laden, der hat mehrer Regalmeter von Naxos (neben etwa 250m2 Klassikabteilung). Da gehen mir jedes Mal die Augen über. Es gibt nichts, was die nicht haben.
Naxos, mit ihrem Preis von 4,95Euro für eine CD laden mich eher dazu ein, auch mal etwas Neues auszuprobieren. Die Einspielungen sind ja meistens auch sehr ordentlich.

Viele Grüsse
Stephan
cr
Inventar
#11 erstellt: 13. Nov 2003, 03:19
Ich habe in diesem Jahr wohl an die 100 Naxos gekauft. Lauter unbekannte Sachen, für die ich nicht mehr bereit wäre, 20 Euro zu zahlen. Ich hoffe, sie kommen nicht auch mit Kopierschutz daher, nicht weil ich sie kopieren möchte, sondern es wäre eine prinzipielle Frage, auch wegen der hohen Fehlerraten.
der_graue
Stammgast
#12 erstellt: 13. Nov 2003, 09:50
Ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass ein Kopierschutz für Naxos irgendeinen Vorteil bringen würde.
Der Klassikmarkt ist ohnehin nicht von Raubkopierern durchsetzt, so dass sich ein Kopierschutz ja eigentlich generell für die Anbieter nicht lohnt.
Gewundert hatte ich mich, als die EMI mit ihrer RED LINE Serie nun mit Kopierschutz arbeitet. Also kaufe ich keine CDs mehr aus dieser Reihe.

Viele Grüsse
Stephan
Markus
Inventar
#13 erstellt: 13. Nov 2003, 12:15
Ich fand die Einführung eines Kopierschutzes von EMI auch sehr bedauerlich. Nicht, weil Wert auf ein Kopieren der Datenträger legen würde, sondern weil ich Auswirkungen auf die Abtastsicherheit der CDs befürchte. Der Effekt wäre eine Benachteiligung der zahlenden Kunden, die Raubkopierer werden dadurch erfahrungsgemäß nicht an ihrem Vorhaben gehindert.

Glücklicherweise gibt es bisher noch keine Aufnahme, die mir unentbehrlich erscheint, und die mit Kopierschutz versehen ist. Rattles Fidelio soll ja nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluß sein. Ich freue mich da immer noch an meiner Aufnahme mit Fricsay.

Gruß,

Markus.
martin
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 14. Nov 2003, 18:11
Zur Tafelmusik.

Kann auch die Brüggen empfehlen (Decca).
Wobei einem allerdings der Appetit vergeht oder vielleicht als Leichenschmausbegleitung taugt, ist eine Aufnahme von MDG. Da schlafen einem echt die Füße ein.

Zu Cembalo: Die Sonaten für Cembalo und Violine von Bach mit Trevor Pinnock und Rachel Podger wären noch zu empfehlen.
Auch die Bach'schen Cembalokonzerte mit Rinaldo Alessandrini.

Grüße
martin
wn
Inventar
#15 erstellt: 16. Nov 2003, 23:44
Hi cr,

Was bevorzugt ihr bei Solo-Stücken (zB. Goldberg-Variationen) oder Cembalo(Klavier)-Konzerten?

ich höre Cembaloliteratur auch nur auf dem Cembalo, einmal aus Gründen der Authentizität und weil das Cembalo einfach mein Lieblingsinstrument ist.

- Gruss, Wilfried
Miles
Inventar
#16 erstellt: 16. Nov 2003, 23:55
Ich habe ein paar Cembalo-Einspielungen von Scott Ross und Ton Koopman, mag Bach und Scarlatti aber eigentlich lieber auf dem Klavier.
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